Aufgabe

payasa
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Re: Aufgabe

Beitrag von payasa »

Hallo Ihr,

so bewusste Angst hab ich nicht, es ist so tief in mir. Manchmal wache ich nachts auf und vergehe fast vor Angst, weil ich meine, etwas gehört zu haben... und ich weiß noch, wie das damals war, die Schritte vor der Tür, die Angst, kommt er herein oder geht er nur aufs Klo, die Erleichterung, wenns nur das Klo war. Es war keiner da, dem ich mich hätte anvertrauen können, im Gegenteil, alle sagten immer nur, ich sei so ein kompliziertes Kind gewesen - komisch, oder?

Mit 5 oder 6 Jahren habe ich versucht, mich mit einer Tube Uhu "zuzukleben" - das hat gebrannt wie Höllenfeuer, aber noch nicht mal der Arzt hat reagiert. Meine Mutter darauf angesprochen (vor kurzem) sagte, ach Gott, das machen doch viele Kinder. Wie viele Kinder kennt ihr, die das gemacht haben? Ich kein einziges!

Ich glaube, ich hab keine Trigger, nur Maggi mag ich nicht, weil er das immer so aus der Flasche in den Mund geschüttet hat - der Geruch lässt mich fast würgen. Wie sich das Gehirn das doch alles merkt!

ibg - wenn ich mal den Schalter gefunden habe, dann sag ich dir Bescheid, aber ich bin selbst auch immer noch auf der Suche. Und danke für deine netten Worte - es tut gut, wenn es mir mal jemand anderes sagt... du bist wichtig! hmmm...

Mit Schuld- und Schamgefühlen kämpfe ich nicht mehr, da hat mir ein Therapeut mal eine gute Aufgabe gestellt. Meine Tochter war zu der Zeit drei oder vier. Er sagte mir, ich solle sie beobachten, Tag und Nacht, beim spielen, beim schlafen, angezogen, ausgezogen. Und da habe ich gemerkt - ICH HABE KEINE SCHULD! Ich war so unschuldig wie meine Tochter, so unbefangen, so rein, nein, ich hatte keine Schuld - und deswegen schäme ich mich auch nicht mehr. WIR haben nichts falsch gemacht!!! Meine Qual hörte auf als ich 10 Jahre war, weil wir da weggezogen sind - aber diese 7 Jahre davor werde ich in meinem Leben nie vergessen.
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
Katerle
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Re: Aufgabe

Beitrag von Katerle »

@ ichbingut

Ich bin Krankenschwester,
manchmal hätte ich auch gern einen Schalter. Gehts dir inzwischen wieder besser?

@ payasa

Mit Hilfe meiner Theraoie konnte ich auch meine Schuldgefühle abbauen... Aber es war ein langer und steiniger Weg, der sich gelohnt hat.

Schlaft gut!
payasa
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Re: Aufgabe

Beitrag von payasa »

Moin zusammen,

komme gerade von meiner Therapiestunde mit einer guten Nachricht. Obwohl meine letzte Therapie noch keine zwei Jahre her ist, wurde mir eine neue Langzeittherapie genehmigt. Ich bin richtig erleichtert, weil ich glaube, so ganz ohne Hilfe schaff ich das nicht.

Heute haben wir darüber gesprochen, dass es gute und schlechte Gedanken gibt und wie man es schafft, im Hier und Jetzt zu bleiben, in der Balance zu sein. Ich habe ihr gesagt, dass ich ja schon glaube, dass Depression eine Krankheit ist, dass ich aber immer noch kämpfe mit mir, mir das auch zuzugestehen. Ich denke immer, nein! du hast das nicht, du musst dich nur aufraffen, lass dich nicht so hängen und eigentlich mach ich mich selbst fertig. Ich mach mich wegen meines Rheumas ja auch nicht kirre - das hab ich halt, fertig! Nur mit der Depression kämpfe ich....

Zur Zeit befinde ich mich in einer sehr wackeligen, aber nicht so schlechten Phase, weiß aber, dass das kleinste Problem mich sofort wieder umhauen kann. Ich möchte aber versuchen, mich auf die "guten" Gedanken zu konzentrieren, Gedanken, die mich nicht aus der Balance bringen. Ganz kleine Gedanken, wie "was esse ich zu Mittag" oder "wohin geh ich nachher mit dem Hund laufen". Es ist ein Vorsatz und ich hoffe, dass es mir gelingt.
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
Katerle
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Re: Aufgabe

Beitrag von Katerle »

Hey payasa,

das freut mich sehr für dich, dass dir eine neue Langzeittherapie genehmigt wurde, ist doch wirklich eine gute Nachricht. :) Wünsche dir viel Erfolg dabei.

Das wird dir Schritt für Schritt gelingen, in der Balance zu bleiben, mit etwas Übung. Ich schreibe z. B. mir für jeden Tag auf, was ich mir vornehme und dann setze ich das um, allerdings nicht zuviel, auch was ich zum Mittag esse.

Alles Gute weiterhin.
ichbingut
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Re: Aufgabe

Beitrag von ichbingut »

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Zuletzt geändert von ichbingut am 30. Aug 2018, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.
Der Weg ist das Ziel!
ichbingut
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Re: Aufgabe

Beitrag von ichbingut »

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Zuletzt geändert von ichbingut am 8. Dez 2017, 22:45, insgesamt 1-mal geändert.
Der Weg ist das Ziel!
BunteWolke
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Re: Aufgabe

Beitrag von BunteWolke »

Einen schönen guten Abend,

das was ihr erlebt habt, hat mir ehrlich gesagt die Sprache verschlagen. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr zu Wort gemeldet. Ich kann dazu nichts beitragen und wer das nicht erlebt hat, kann sicherlich auch keinen "Rat" geben, wie man das verarbeitet.
Aber ich dachte mir, da braucht es eine gute, umfangreiche Therapie. Daher finde es schön zu lesen, dass du hierfür eine Langzeittherapie genehmigt bekommen hast, liebe Payasa.

Wenn es dir in kleinen Schritten, was ich dir von Herzen wünsche, wieder besser geht, kommen die "Aufgaben", nach denen du im Eingangsbeitrag gesucht hast, vielleicht von ganz alleine.

Ich wünsche euch eine gute Zeit, viele Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Katerle
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Re: Aufgabe

Beitrag von Katerle »

Danke bunte wolke...

@ ichbingut

Verstehe dich sehr gut, wenn man über schreckliche Dinge spricht in der Therapie, dass es einen erstmal schlecht geht. Mir ging das nicht anders, aber dann wurde es wieder besser.

Momentan mache ich noch nichts ehrenamtliches im Krankenhaus, aber sowas in der Richtung habe ich vor, mal schauen, was meine Therapeutin dazu meint. Denn ich darf mich nicht überfordern. Ja, man sieht schon viel Leid...

Gute Nacht euch allen.
payasa
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Re: Aufgabe

Beitrag von payasa »

Hallo ihr Mitschreiberlinge,

BunteWolke - danke für die lieben Worte! Schon allein dafür lohnt es sich, hier zu sein *lieblächel

ichbingut - auch dir danke. du schreibst immer so nette Dinge, tut gut, das zu lesen :) Sag mal, meinst du nicht, dass dir mal ein Klinikaufenthalt gut tun würde? Einfach mal weg von zu Hause, weg von der Arbeit, weg von den Gedanken?

katerle - ich glaube schon, dass so eine ehrenamtliche Tätigkeit etwas Erfüllendes sein kann, wenn man die Kraft dazu aufbringt. Ich könnte es zur Zeit nicht, weil ich dieses konsequente Handeln einfach nicht leisten kann, d.h. heute hätte ich Lust dazu, aber wenn es morgen soweit wäre, bin ich mir sicher, dass ich Bauchweh hätte oder Kopfweh oder sonst irgendeinen Grund, da nicht hinzugehen. Ich würde z.B. so gerne in einen Chor gehen, aber die vielen neuen Menschen und der Gedanke, dass ich da JEDEN Mittwoch oder so hin muss schreckt mich ab... Blöd! Weil ich mich selbst strafe damit.

Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
Katerle
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Re: Aufgabe

Beitrag von Katerle »

@ payasa

Da hast du natürlich völlig recht, dass man erstmal die Kraft dazu aufbringen muss. Ich gehe zum Beispiel seit 6 Jahren in meinen Verein, jede Woche, allerdings nur für zwei Stunden. Dort bin ich in einer Kreativgruppe, was mir ganz viel Spaß macht. Vom Wollen her würde ich schon gerne mehr machen, im ehrenamtlichen Bereich, aber meine Therapeutin ist der Ansicht, dass das erstmal für mich ausreichend ist für mich. Ausserdem mache ich ja in der Woche auch zweimal ne halbe Stunde Sport, gehe auch jeden Tag an die frische Luft und nehme mir täglich Zeit für meine Entspannungsübungen. Ausserdem pendel ich immer zwischen zwei Haushalten und da gibt es ja auch immer was zu tun. Meine Schwester unterstütze ich auch, wenn sie mich braucht.

Wünsche auch ein schönes Wochenende!
ichbingut
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Re: Aufgabe

Beitrag von ichbingut »

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Zuletzt geändert von ichbingut am 8. Dez 2017, 22:45, insgesamt 1-mal geändert.
Der Weg ist das Ziel!
Katerle
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Re: Aufgabe

Beitrag von Katerle »

@ ichbingut
@ bunte wolke

Ich verstehe es auch, aber mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich daran denken muss. Lange konnte ich nicht darüber reden, auch in der Therapie brauchte es seine Zeit. Fühle mich aber auch gut bei meiner Therapeutin aufgehoben.

@ ichbingut

Da hast du völlig recht, dass es unangenehm ist, über all das Erlebte zu reden, ja und so schwer es auch ist, es tut gut, es rauszulassen... Auch ich habe lange geschwiegen..., war kein einfacher Weg, weil ja noch mehr hinzukam, was nicht so toll war...
Das finde ich auch fies, dass dann manche so tun, als sei nichts gewesen... Wenn dir der Kontaktabbruch guttut zu deiner Mutter, dann ist es auch gut so für dich und da kannst du auch wirklich stolz auf dich sein.

Es gibt soviele Bereiche, die mich interessieren, ehrenamtlich was zu machen, hatte mich gedanklich schon damit auseinandergesetzt. Mir ist aber die Meinung meiner Therapeutin hierbei mit wichtig, denn ich will ja nicht, dass es erneut über meine Kräfte geht, wenn du verstehst.

Ich hatte auch immer Angst, in eine Klinik zu gehen, aber ich hatte mich dann doch überwunden mit Hilfe meiner Therapeutin und mir hatte es dort auch ganz gutgetan.

Liebe Grüße
Katerle

Im übrigen habe ich heute wieder mit meinen Kindern geschrieben und ich habe mich wieder sehr gefreut darüber, dass sie mir ganz liebe Zeilen zukommen ließen. Das gibt weiterhin Kraft...
payasa
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Re: Aufgabe

Beitrag von payasa »

Habe mich auf zwei Stellen beworben, bei denen ausdrücklich steht, Schwerbehinderte mit gleicher Qualifikation werden bevorzugt... ob das nur so dahin geschrieben ist, weil sie es schreiben müssen? Oder meinen die das ernst? Dann hätte ich ja vielleicht mal ne Chance. Das eine wäre eine Stelle im Sekretariat in einer Schule, ich glaube, das würde mir richtig viel Spaß machen.

Also.. Daumen drücken bitte!
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
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