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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 19. Jan 2004, 14:49
von Soloalbum
Hallo Ihr,

es tut so gut, was ihr schreibt. Ihr glaubt gar nicht wie sehr ihr mir damit helft. Gleichzeitig berührt es mich so tief, dass die Tränen nur noch so fließen, wenn ich eure zeilen lese.
Mir geht es nicht gut. Dabei ist es nicht mal unbeding mein verletztes Ego, das mich quält.
Ich liebe ihn doch immer noch, ich glaube ich hab noch keinen Mann so geliebt, war bereit ihm so viel zu geben, mich so für die Beziehung zu engagieren, konnte keinem bisher so vertrauen und hätte keinem so viel von mir gezeigt wie ihm.
Ich kann ihn nicht verstehen...
Er sich auch nicht, sagt er.
Dabei hat er heute gesagt, dass ich ihm wichtig bin. Und dass er Fortschritte gemacht hat und sich angestrengt hat, er war bereit dazu.
vielleicht liebt er mich nur einfach nicht...bin ich plötzlich so unliebenswert?
Und ich habe Schuldgefühle alles falsch gemacht zu haben. Vielleicht habe ich zu viel gefordert, war zu ungeduldig, hab zu heftig reagiert...ich bin nun mal leider ein eher emotionaler Mensch. Bestimmt war ich zu ungeduldig, wollte ihn verbiegen...
Die zeit zu überstehen ist gerade schwer, ich bin zu nichts fähig, halte es kaum aus, der Schmerz sitzt so tief...kann nichts essen. hab mir schon überlegt mir professionelle Hilfe zu suchen.
Aber wie, wie finde ich eine gute Psychologin? Und zahlt das die Kasse überhaupt? Ich habe nicht das Geld, größere Summen zu zahlen oder vorzustrecken.
Außerdem ist alles so anstrengend.
Ohne meine Freundinnen und Familie würd ich schon untergehen.
Er würde mir nun doch gerne genauer erklären was in ihm vorgeht. Er würde sich auch mit mir treffen oder schreiben...ich weiß nicht ob ich das aushalte. Aber ich muss es doch verstehen wieso, sonst werde ich mich immer fragen was der Grund ist, ob ich es war. Und was, wenn er sagt, dass ich es war...
Und wieso kann er nun wieder normal mit mir reden, ruhig und konstruktiv, zuvor haben die Gespräche im Desaster geendet. Kein rankommen und schließlich habe ich mich auch zurückgezogen, Selbstschutz vielleicht, aber vielleicht war genau das der Fehler und ich hätte stärker sein müssen.

Bin so verzweifelt

Jule

P.S.: sorry, ich hoffe dieses Selbstzweifel-Geleier nervt euch nicht. Ich kann nichts machen, das sind meine Gedanken.

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 20. Jan 2004, 20:02
von merline123
Hallo Jule,
es tut mir so leid, zu lesen, wie Du leidest. Ich kann Deine Selbstzweifel und das Hadern mit Dir so gut verstehen. Es ist gut und wichtig, daß Deine Freunde und Deine Familie Dir Halt geben.
Wenn Du mit solchen Heulkrämpfen zum Arzt gehtst, wirst Du bestimmt Hilfe bekommen. Hast Du einen guten Hausarzt? Oder schau doch mal hier bei den Nummern nach Psychologen in Deiner Gegend?!

"Ich liebe ihn doch immer noch, ich glaube ich hab noch keinen Mann so geliebt, war bereit ihm so viel zu geben, mich so für die Beziehung zu engagieren, konnte keinem bisher so vertrauen und hätte keinem so viel von mir gezeigt wie ihm." Dadurch das er Schuß macht, ist ja nicht automatisch Dein Gefühl vorbei. Aber Du mußt akzeptieren, daß Deine Liebe nicht so erwiedert wird, wie Du es Dir wünschst. Ich weiß nicht, ob man die Gründe wirklich verstehen kann. Wenn man selbst nicht depressiv ist, kann man es glaube ich nicht nachfühlen oder halt bewußt verstehen, was in dem anderen vorgeht. Es ist ja ein anderes Empfinden, als nicht depressive...
Es gibt Dinge, die man nicht versteht, sondern einfach akzeptiert. Verstehst Du wie ich das meine?

Du versuchst immer noch seine Sichtweise beizubehalten und Deine Fehler zu finden. Wie willst Du die finden, wenn Du keine gemacht hast?
Um wieder auf die Beine zu kommen, musst Du zu Deinem gesunden, normalen Egoismus zurückkommen und Dich wieder in den Fordergrund stellen. Was willst Du? Was tut Dir gut? Was erwartest Du von Deinem Partner? Was ist Dir wichtig in einer Beziehung? Was Dir wichtig ist, ist das Maß aller Dinge! Nicht, was andere von Dir erwarten oder fordern!

Ich bin hin und hergerissen. Ich nehme Dich in den Arm (wenn Du magst). Und wenn Du wieder ruhiger bist, dann stelle ich Dich auf die Füße und sage Dir: DU BIST EIN SO TOLLER MENSCH - LASS LOS UND SCHAU IN DIE ANDERE RICHTUNG, WENN DU IHN SIEHST! Suche nach Leuten, die Dir gut tun. Du hast alles getan, was Du konntest! Laß Dich nicht an der Leine halten und weiterhin in die Pflicht nehmen, Dir seine Probleme anzuhören - er hat sich entschieden und die offene Tür zugemacht. Lass sie zu!

Ich hoffe das war jetzt nicht zu hart....

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 21. Jan 2004, 15:42
von Soloalbum
Liebe Petra,

vielen Dank für deinen erneuten Beitrag! Das hilft mir momentan schon sehr auch hier Halt zu bekommen.
So langsam habe ich mich wieder gefangen. Heulkrämpfe momentan ziemlich im Griff. Bin viel unter Leuten wenn es geht, v.a. FreundInnen, und versuche rauszukommen. Das ist gerade sehr wichtig.
Leider ist die Option, dass er sich doch nicht ganz sicher war mit dem Ende, immer noch da (wir hatten nochmal telefoniert, da hat er mit der Antwort sehr gezögert)und auch einen Kontakt danach wär ihm ganz recht, wenn ich das richtig interpretiere. Aber ich habe Angst, dass dann wieder so ein Muster abläuft: sich sehen, immer wieder doch noch mal überlegen, ob es nicht doch gehen würde, ab und zu was mit einander haben und dann kommt irgendwann die Nächste. So war das zumindest bei seiner letzten Freundin (mit der er aber immerhin einige Zeit länger zusammen war--> da frage ich mich dann: wieso hat er es mit mir nur so kurz ausgehalten, lag es an mir?!). Oder ich müsste es recht bald erleben, dass er gleich ne Neue hat oder hier und da mal eine. Was ich aus seiner Vergangenheit weiß, ging das bis jetzt immer recht schnell nach seinen alten Beziehungen, er war nie lang wirklich allein.(allerdings so viele Beziehungen hatte er auch noch nicht, er hatte sogar eher längere und eine die Jahrelang ging, aber was ich weiß ging es da dann irgendwann mal los mit seinen emotionalen Extremen)
Einerseits möchte ich ihn nicht verlieren, denn er hat sehr liebenswerte Seiten an sich und es ist so traurig und sinnlos nun so tun zu müssen, als ob es diese Beziehung und Nähe nie gegeben hätte, als ob man sich nicht gekannt hätte, nach dem Motto: aus den Augen- aus dem Sinn. Andererseits, denke ich, ich würde es nicht ertragen.
Dann hat er mir noch angeboten sich noch genauer zu erklären, aber auch da weiß ich nicht, soll ich es wagen nochmal verletzt zu werden? Jetzt, da ich mich etwas gefangen hab.
Zwar sind meine Gefühle zeitweise noch immer fast unerträglich schmerzlich, andererseits schaffe ich es auch schon zeitweise meine Gedanken Richtung Zukunft zu lenken im Sinne von: mal schauen, was nun Neues kommt im Leben.
Dahingehend helfen mir deine Worte sehr Petra und du bist kein Bisschen zu hart! Du hast recht, das sagt mir zumindest die Seite in mir, die schon positiv in Richtung Zukunft schaut: loslassen, losmachen, für neue Dinge freimachen!
Die andere fragt aber noch: soll das alles gewesen sein? Du liebst ihn doch, versuch es nochmal, rede nochmal mit ihm...und ich befürchte fast, wenn ich das tun würde, er würde es sich noch mal überlegen, denn er war sich so unsicher mit allem, auch mit dem Schlussmachen und so viel ich weiß, war es dasselbe in seiner letzten Beziehung, dass sie es immer wieder versucht haben, er hat es doch immer wieder probiert.

Übrigens noch danke für den Tipp mit den Psychologen, falls es doch wieder schlimmer werden sollte, werde ich hingehen oder vielleicht sowieso irgendwann mal um alles abschließen zu können.

"Es gibt Dinge, die man nicht versteht, sondern einfach akzeptiert. Verstehst Du wie ich das meine?"
Ja ich denke schon, ist aber verd.... schwer.

Das ich keine Fehler gemacht habe, kann ich nicht glauben. Aber vielleicht hätte ein emotional ausgeglichenerer Partner sie besser auffangen können und besser damit umgehen.

Wie geht es eigentlich dir inzwischen? Das würde mich auch sehr interessieren.

LG
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 21. Jan 2004, 18:48
von merline123
Liebe Jule,

schön das Dir meine Beiträge helfen. Ich fand Deine Beiträge auch sehr hilfreich, als ich so richtig down war. Um mit den positiven Sachen anzufangen - mir geht es wieder gut. Wir haben in verträglicher Dosierung verschiedene Sachen besprochen und es geschafft uns wirklich aus dieser Krise heraus zu holen. Also Vereinbarungen getroffen, die zum Teil für beide Seiten nicht einfach sind, aber die uns den nötigen Freiraum geschaffen haben, wieder unverkrampft miteinander umzugehen. Z. B. für mich seine gute Freundschaft mit eine mir "unbekannten" Freundin zu akzeptieren und nicht in Eifersuchtsanfälle zu verfallen. Und er lässt sich mehr in meinen Freundeskreis einbinden.

Nachdem unser miteianander wieder friedlicher ist, ist mein Freund auch nicht mehr so verschlossen und negativ. Wie war seine Aussage - er hat vielleicht depressive Züge, aber keine ernsthafte Depression. Solange nicht zuviele Schwierigkeiten zusammenkommen, kann er das bewältigen. So sieht es im Moment aus. Sicherheitshalber bekommt er "von mir" zur Zeit Johanniskraut. Er glaubt zwar nicht, das es wars nutzt, aber mir zu liebe nimmt er es.

Ende letzten Jahres war ich an einem Punkt, an dem ich eine klare Rückmeldung eingefordert habe. Also seine Erklärung, daß er bereit und willes ist unsere Beziehung zu retten. Es gab von seiner Seite kein "ich mache jetzt Schluß" und auch die Aussage, dass ich ihm viel bedeute und wir alles daran setzen sollen / müssen das was wir aufgebaut haben zu festigen.

Wäre dies nicht gekommen, hätte ich wohl aus Selbstschutz Schluß gemacht. Ich war selber so fertig, daß ich nicht mehr durchschlafen konnte, keinen Appetit mehr hatte und selbst depressive Züge entwickelt hatte. Und das paßt überhaupt nicht zu mir.

Was die Dauer einer Beziehung betrifft - ich glaube, wie lang eine Beziehung dauert, ist kein Qualitätsmerkmal. Wenn er früher längere Beziehungen hatte, kann er selber einfach "verträglicher" gewesen sein oder die Freundinnen haben seine "Spielchen" halt mitgemacht. Also sein hin und her ertragen.

Warum ich sage Du hast keine Fehler gemacht - jeder kann nur soviel geben, wie er hat. Du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, wenn Deine Art nun mal lebendig und evtl. aufbrausend ist, dann brauchst Du wohl jemanden, der damit umgehen kann. Man kann sich nicht dauerhaft verbiegen.

Was die Gefühle und das "vielleicht doch noch mal probieren" betrifft. Das kannst nur Du für Dich entscheiden. Wie Du geschrieben hast, er hat es immer wieder mit seiner Ex-Freundin probiert, ist aber immer wieder gescheitert. Wenn Du es erträgst, Dich wieder zu öffnen, Dich verletzlich zu machen und mit einem evtl. Scheitern umgehen kannst - versuch es. Wenn Du aber erst mal selbst wieder zu Dir finden musst, Kraft schöpfen, schöne Dinge erleben willst, dann lass es. Auch seine Erklärungen helfen dann nicht wirklich, weil es Dich nur wieder aufwühlt.

Und die Sache mit dem Akzeptieren - das schreibt echt die Richtige. Ich habe auch immer den Hang alles verstehen zu müssen und mich dann selbst aufreibe um Erklärungen zu finden. Aber so langsam lerne ich, das es manchmal das beste ist zu akzeptieren und nicht daran zu rühren.

Ein wichtiger "Spruch" aus einer meiner Seminare ist "Du kannst andere nicht ändern, nur Dich selbst". Heißt aber auch im Gegenzug, wenn Du in eine Beziehung gehst, mit dem Vorsatz der andere muss sich ändern, geht das wahrscheinlich schief.

So jetzt habe ich schon wieder lange erzählt. Ich hoffe es hilft, bzw. bringt einige Dinge in Bewegung.

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 23. Jan 2004, 16:53
von Soloalbum
Liebe Petra,

Tut immer wieder gut dich zu lesen.
Schön zu hören, dass dir meine Beiträge bis jetzt auch immer was gebracht haben.

Freut mich, dass es dir inzwischen wieder besser geht!
Ich finde es stark, wie ihr das hinbekommt!...und dass du eine sehr starke Frau bist.

Wie du mit dieser "fremden Freundschaft" umgehst...ich war ja nicht begeistert davon, als ich im Nachhinein erfuhr, dass mein "Ex"(es fällt schwer das zu schreiben)mit dieser Fremden wegfahren wollte.
Würdest du diese Freundin deines Freundes nicht mal gern kennenlernen? Vielleicht wär es dann einfacher, wenn du sie kennst und sie dich.

>Nachdem unser miteianander wieder
>friedlicher ist, ist mein Freund auch
>nicht mehr so verschlossen und negativ.
>Wie war seine Aussage - er hat vielleicht >depressive Züge, aber keine ernsthafte >Depression. Solange nicht zuviele >Schwierigkeiten zusammenkommen, kann er das >bewältigen. So sieht es im Moment aus.
Ich hoffe für euch, dass es so bleibt. Ihr seid ja schon länger zusammen, das ist bei der ganzen Sache bestimmt ein großer Vorteil, ihr kennt euch viel besser. Ich denke, dass war bei meinem Freund und mir ein entscheidender Faktor. Wir kannten uns zu wenig, sonst hätten wir einander wahrscheinlich besser verstanden.
Dass er dir zulieb Johanniskraut nimmt find ich auch schon gut.

>Ende letzten Jahres war ich an einem Punkt, >an dem ich eine klare Rückmeldung >eingefordert habe. Also seine Erklärung, >daß er bereit und willes ist unsere >Beziehung zu retten. Es gab von seiner >Seite kein "ich mache jetzt Schluß" und >auch die Aussage, dass ich ihm viel bedeute >und wir alles daran setzen sollen / müssen >das was wir aufgebaut haben zu festigen.
So wirklich kam das bei meinem Freund ja auch erst, als ich nachgehakt habe, gefragt habe, was er denn nun will...er meinte dann. "Wenn man das logisch betrachtet, muss ich dann die Konsequenzen ziehen", genau dasselbe hatte er beim letzten Krisengespräch auch gesagt. Aber ich habe damals gekämpft, so hat er schließlich gemerkt, dass ihm unsere Beziehung doch wichtig ist und er mich lieb hat und danach hat er sich ja nun echt bis vor 2 Wochen bemüht. Dann der plötzliche Wandel. Ich denke, hätte ich erneut darum gekämpft, wir hätten es vielleicht wieder hinbekommen...aber ich hatte nicht die Kraft...
Doch versagt? Ich hätte merken müssen, dass er wieder in einer solchen Phase ist und... darf man dann sagen, wenn einem etwas nicht passt, muss man dann vielleicht noch toleranter sein?...aber er hatte mich 2mal schlicht und einfach vergessen, obwohl etwas abgemacht war. Sowas muss man doch sagen dürfen. Ich wollte ihm das doch nur klar machen, wieso mich das verletzt, wieso kann man denn nicht einfach darüber reden, wieso muss er sich dann so distanzieren...aber dummerwiese hab ich es dann auch getan. ich hatte gehofft er geht mal auf mich zu.
Ich hätte erkennen müssen, dass er gerade mit sich kämpft und dass er gerade nicht um mich kämpfen kann...aber hätte er das denn jemals gekonnt? Kann ein Depressiver sowas überhaupt?(sorry an alle Betroffenen für diesen Satz, ich versuche nur herauszubekommen, ob das nun an ihm oder an seiner Krankheit lag) Und war sein "sich Mühe geben" nach der letzten Krise nicht auch Kämpfen? Ich hab viel zu viel erwartet...das macht mir zu schaffen

>Wäre dies nicht gekommen, hätte ich wohl >aus Selbstschutz Schluß gemacht. Ich war >selber so fertig, daß ich nicht mehr >durchschlafen konnte, keinen Appetit mehr >hatte und selbst depressive Züge entwickelt >hatte. Und das paßt überhaupt nicht zu mir.
Ja, so war es bei mir auch bei der ersten Krise, ich kann das sehr gut nachvollziehen. war selbe schon ganz fertig und Richtung depri.
Aber momentan geht´s mir nun auch nicht gerade besser...mal so, mal so. Denke mir ich hätte das Ruder rumreißen müssen, hätte ihn verstehen müssen.
nun gut, das kann sich innerhalb der nä. stunden auch wieder ändern
...dann denke ich an das was du geschrieben hast:
>Warum ich sage Du hast keine Fehler >gemacht - jeder kann nur soviel geben, wie >er hat. Du hast nach bestem Wissen und >Gewissen gehandelt, wenn Deine Art nun mal >lebendig und evtl. aufbrausend ist, dann >brauchst Du wohl jemanden, der damit >umgehen kann. Man kann sich nicht dauerhaft >verbiegen.
andererseits, ich hätte mich ja auch besser im Griff haben können oder? Ich habe einfach zu viele Erwartungen!
-->"Du kannst andere nicht ändern, nur Dich selbst". Vielleicht hätte ich mich ändern müssen...

Du musst gerade verzweifeln, wenn du liest, was ich schreibe. Bitte glaube nicht, was du mir rätst ist nutzlos! Ich bin gerade einfach in einem Loch gelandet. Gestern ging´s ganz gut, heute ist wieder nischt. Auf und ab, rechts und links, drunter und drüber. Ich hab auch Momente, in denen ich viel positiver und zukunftsgerichtet denke, akzeptieren kann, wie´s gekommen ist.
Wahrscheinlich muss ich aber doch noch ein Gespräch mit ihm führen, damit ich nicht ewig auf der Stelle trete, sondern konkret etwas habe mit dem ich arbeiten kann. Hoffentlich macht mich das nicht allzusehr fertig

Liebe Grüße an dich!
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 24. Jan 2004, 11:14
von merline123
Guten Morgen Jule,

also eines vorweg - ich bin nicht am verzweifeln! Auch nicht, wenn ich Deine Selbstzweifel und Dein hadern mit Dir hier lese. Ich denke das ist absolut normal und braucht halt seine Zeit, bis man wieder dauerhaft aus dem "Loch" heraus ist. Wenn die kämpferischen Zeiten langsam mehr werden, bist Du auf einem guten Weg!

Und jetzt mal der Reihe nach:
"...und dass du eine sehr starke Frau bist."
Da werd ich ja glatt rot, Danke fürs Kompliment.

"Würdest du diese Freundin deines Freundes nicht mal gern kennenlernen?" Oh ja, dieses Thema war einer der heißesten und heftigsten Diskussionspunkte, Kiriesengesprächspunkte. Ich in meiner Angst und Eifersucht habe massiv darauf gedrängt. Er hat geblockt. Sie wolle kein Treffen, nicht nach meinem Verhalten und den Szenen, die ich ihm ja schon gemacht habe... Zum Schluß ging es mehr oder weniger nur noch darum seinen Standpunkt durchzusetzen (ich bin Sternzeichen Stier und was die Sturheit betrifft, ist das deutlich zu merken . Es gab viele reale und für mich ja auch nachvollziehbare Gründe, dass er einfach eine Freundschaft braucht, die nichts mit mir zu tun hat. Er pflegt sonst so gut wie keine Freundschaften, daher war es für mich so überraschend und ungewohnt. Das wichtigste war, nicht mehr hinein zu interpretieren, als es ist. Das gehört zu dem Punkt akzeptieren...
Weisst Du was das interessante ist? Seit dem das kein Thema mehr ist, trifft er sich weniger mit Ihr und auch das sms-en oder telefonieren ist merklich weniger. Tja, hätte ich nicht so einen Zoff gemacht, wäre uns wahrscheinlich einiges erspart geblieben...
Die ersten male, wenn ich wußte oder es vermutete, das er mit ihr weggeht, habe ich mir immer was vorgenommen, das ich mit Ihm nicht machen kann. Also ins Theater gehen oder mich mit Freunden treffen, die er nicht mag. Und schon hatte ich meinen kleinen inneren Sieg und konnte den Rest besser "wegstecken". Was ich vermieden habe, ist den Abend allein zu Hause rumsitzen, da kommt man nur auf dumme Gedanken.
Eine der wichtigsten Vereinbarungen ist, das die Woche über jeder sein Programm machen kann - das Wochenende ist dann für gemeinsame Aktivitäten reserviert. (Abweichungen sind verhandelbar...) Das hat für mich auch einige Erleichterungen gebracht. Ich bin nämlich eher diejenige, die viel unterwegs ist (ich hege und pflege meinen Freundeskreis viel mehr) oder lange arbeitet. Jetzt brauche ich mir kein schlechtes Gewissen mehr dafür einzureden, sondern kann es genießen.

Aber zurück zu Dir:
"Aber ich habe damals gekämpft, so hat er schließlich gemerkt, dass ihm unsere Beziehung doch wichtig ist und er mich lieb hat und danach hat er sich ja nun echt bis vor 2 Wochen bemüht. Dann der plötzliche Wandel. Ich denke, hätte ich erneut darum gekämpft, wir hätten es vielleicht wieder hinbekommen...aber ich hatte nicht die Kraft..." Damit hast Du Deine Frage selbst beantwortet. Man kann nur soviel geben, wie man selbst hat. Es hilft Dir und ihm auch nicht, wenn du durch das ganze Kämpfen völlig ausgebrannt bist und irgendwann selbst in eine Depression verfällst (ein wohl leider recht häufige Konstellation).

Was Termine vergessen oder nicht einhalten betrifft. Natürlich kann das vorkommen. Ich könnte auch die Wände hochgehen, wenn wir verabredet sind und er mir dann kurz vorm losgehen eröffnet, das er nicht mitwill oder er keine Lust hat und er mir sagen "es sei dann doch besser, wenn ich allein gehe..."
Krankheit hin oder her, auch der andere muss es "aushalten" wenn man über seine Gefühle spricht. Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern was kann man ändern. Und ein "es tut mir leid" sollte schon drin sein.

""Du kannst andere nicht ändern, nur Dich selbst". Vielleicht hätte ich mich ändern müssen..." Weißt Du man kann sein eigenes Verhalten nur langsam und sehr mühselig ändern. Wenn es wichtig genug ist, wird man es auch versuchen. Aber was dabei ganz wichtig ist - man kann sich nicht verbiegen. Das heißt man muss selbst die Veränderung wollen, nur dann kann sie dauerhaft sein. Sonst wird man über kurz oder lang unglücklich.

Was das Gespräch betrifft - schaue, was Dir gut tut. Wenn Du Dich stark genug fühlst, führe das Gespräch. Aber setze keine zu hohen Erwartungen...

So ich muss jetzt leider los - sonst hängt mein heimischer Haussegen schief

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 25. Jan 2004, 05:00
von down_under
Liebe Jule, Liebe Petra,

ich bin neu in diesem Forum und hoffe ihr gestattet mir, mich zu eurem thread zu äußern. Entschuldigt bitte, wenn ich im weiteren nicht differenziert auf eure jeweilige Situation eingehe, aber ich habe gerade den gesamten thread durch und möchte mich auf die Gemeinsamkeiten beschränken.

Ich selber bin 27 und männlich und ein direkt Betroffener. Seit etwa 2 Jahre ist mir klar, daß ich eine Depression habe. Dennoch habe ich es noch nicht allzu lange wirklich akzeptiert, sonst wäre ich das Problem vermutlich schon los.
Ich bin zwar nur Laie aber habe inzwischen einiges über Depressionen gelernt. Vor allem kann ich vieles an mir und in meinem Leben besser verstehen. Dies führt mich zu einer klaren Einschätzung der an Eurem Leben beteiligten Männer (gehe ich richtig in der Annahme, daß es eher Jungs sind?).
Die jeweiligen Beschreibungen klingen für mich ganz klar nach Depression. Wenn ich bei einem Freund ähnliches beobachten würde, würde ich alles daran setzen, daß er Kontakt zu Profis aufnimmt, auch wenn er selber nicht daran glaubt. Was schadet es denn auch, sich eine Meinung einzuholen?
Zwar äußern sich Depressionen bei jedem anders und es gibt wohl die unterschiedlichsten Formen, aber ich erkenne mich selbst in einigem wieder, anderes kommt mir aus medizinischen Beschreibungen oder Beschreibungen Betroffener sehr bekannt vor.
Das Stichwort "Männerdepression" ist ja schon gefallen, es gibt auch viele Formen lavierter Depressionen.

Euch kann ich leider nur sagen, daß Ihr als Freundinnen wohl nicht so viel tun könnt.
Es tut mir sehr leid für Dich Jule, das die Beziehung wohl gescheitert ist, aber das liegt bestimmt nicht an Dir. Einsicht läßt sich nicht erzwingen und ohne die gibt es wohl keine Aussicht auf grundlegende Besserung.
Meine Freundin (seit über 3 Jahren) hat es auch nicht leicht mit mir, dabei tue ich was ich kann, aber die Hilflosigkeit muß wohl das Schlimmste sein.
Das Beste was ihr tun könnt ist erst einmal für euch zu sorgen. Nur wenn es euch möglichst gut geht, könnt ihr für den Partner da sein.
@Jule - Anscheinend leidet Dein (Ex-)Freund nicht genug, als das er den Bedarf sehen würde etwas daran zu ändern. Ich wüßte nicht, was Du hättest tun können.

@Petra - Bei Deinem Freund klingt es für mich sogar sehr klassisch nach einer Depression. Das scheinst Du auch so zu sehen. Alleine seine Familiensituation muß doch auch unheimlich belastend für ihn gewesen sein und auch immer noch sein. (Ich weiß wovon ich rede). Vielleicht kannst Du ihn daran erinnern, daß eine D. sich bei jedem Einzelnen total unterschiedlich äußern kann. Seinen Hinweis auf seinen Vater kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, im Gegenteil. Was hat er denn zu verlieren, wenn er mit einem Profi spricht, und wenn es nur ist um sich bestätigen zu lassen, daß Deine Sorgen unbegründet sind. Die Selbstmedikation mit Johanniskraut sehe ich ein wenig kritisch, zeigt aber wohl, daß er Dich und Deine Sorgen doch irgendwie ernst nimmt. Auch im Netz gibt es übrigens viele Informationen zu (Männer-)Depressionen, vielleicht fällt ihm das leichter als ein Arztgespräch. Apropos, ich würde direkt zu einem Facharzt, nicht zum Hausarzt gehen.
Ich finde Dich übrigens auch sehr stark und bewundere wie viel Du in die Beziehung investierst.

Jetzt habe ich unheimlich viel geschrieben und weiß garnicht, ob ihr überhaupt noch Kommentare wünscht. Entschuldigt bitte auch die etwas unpersönliche Ansprache.

Ich wünsche Euch beiden Alles Gute,

down_under

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 25. Jan 2004, 10:40
von merline123
Hallo down_under!

Und willkommen in dem threat. Selbstverständlich sind Deine Anmerkungen und Deine Sicht der Dinge interessant und geben weitere Anregungen.

Was meinen "Problemfall" betrifft, kannst Du ruhig Mann stehen lassen. Ich frage mich manchmal, ob es eine vorgezogene midlife-crisis ist. (Die sollte sich doch erst in den 50-ern zeigen, oder?) Zumindest versucht er alles mögliche um jugendlich zu bleiben. Bis hin, das er meine Freunde als "zu alt" und "gesetzt" bezeichnet.
Nach dem was ich bislang gelesen habe und über Depressionen zusammen getragen habe, ist er depressiv. Wie Du allerdings selbst gesagt hat, man kann niemanden dazu zwingen Hilfe anzunehmen. Ich habe meine Meinung recht klar zum Ausdruck gebracht. Er sieht sein Problem schon "irgendwie", aber als selbständiger, harter Mann, kommt man da auch selbst wieder raus. Das ist zumindest seine Haltung dazu. Warum sind Männer oft so Halsstarrig? Warum ist es so schwer Hilfe anzunehmen?

Das Johanniskraut ist ein Versuch. Es ist rein pflanzlich und hat soweit ich weiß keine Nebenwirkungen, daher ist m.E. die "Selbstmedikation" vertretbar.

Das Thema Profi-Hilfe werde ich nicht aus den Augen verlieren. Aber Du wirst es selbst wissen, der Druck von außen darf nicht zu groß sein. Im Moment reagiert er schon maulig darauf, wenn ich frage, wie es ihm geht oder was los ist. Ich wäre wohl auf der Suche nach Bestätigung, dass er depressiv ist....
In wie weit er dazu bereit ist, sich mit dem Thema ohne ärztliche Hilfe zu beschäftigen? Er hat sich vor zwei Wochen zwei Bücher gekauft, aber bislang liegen sie unangetastet in der Ecke. Er ist viel am PC, aber er beschäftig sich nicht mit diesem Thema, sondern surft zu seinen Lieblingsthemen.

Gerade dieses hilflos daneben stehen und wissen, das man zwar Hilfe anbieten kann, aber nicht wirklich helfen kann. Das ist das mit das Schlimmste. Und natürlich mit der Entäuschung nicht erfüllter Erwartungen umzugehen. Das kann man nur, wenn man sich eigene Freiräume schafft. Bei mir sind es Freunde, Sport und viele Unternehmungen. Somit bin ich dabei an mich zu denken.

Das es ein langer Weg ist, zur Erkenntnis und zur Akzeptanz hast Du selbst erfahren. Mir ist bewußt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben... und solange beide Seiten daran mitarbeiten wollen, und sei es "nur für den Partner" das eine oder andere ausprobieren gibt es gute Möglichkeiten und Chancen.
Ich habe auch schon mal zwischendurch darüber nachgedacht mir selbst Profi-Hilfe zukommen zu lassen, als ich so gar nicht aus meinem Tief rauskommen konnte (da haben mir dann die offenen Ohren und Trost meiner Freunde diese Hilfe gegeben und ich habe hier angefangen zu lesen und zu schreiben).
Oder wenn er nicht bereit ist sich allein dieser "Herausforderung" zu stellen - gibt es noch die Variante der Paartherapie. Auch
das fände ich einen guten Schritt.

Das Leben ist halt nicht immer ein "Spiel". Um eine Beziehung zu erhalten und auch durch schwierige Zeiten zu kommen, muss man investieren. Ob sich die Investition "lohnt" wird die Zeit zeigen. Aber wenn man es nicht versucht, hat man eine Chance vertan....

In diesem Sinne allen einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 26. Jan 2004, 22:23
von Soloalbum
Hallo Petra,

na das freut mich, dass du nicht am Verzweifeln bist
Hoffe du bist noch rechtzeitig n.H. gekommen und der heimische Haussegen hängt noch gerade

Es ist noch ein Auf und Ab, aber momentan geht´s mir wieder etwas besser. Die Selbstzweifel kommen zwar immer wieder, aber nun finde ich auch immer wieder Gegen-Argumente und kann mir auch manchmal sagen: es hat nicht gepasst. Es ist gut, dass es so gekommen ist, es hätte dich fertig gemacht. Denn, wenn er es gar nicht einsieht, dann bringt es auch nichts und das hat nichts mit mir zu tun. Und selbst, wenn er diese Krankheit haben sollte, was er so zwischendrin gebracht hat, hat mir- egal weshalb- nicht gut getan und das gibt ihm nicht das Recht so mit mir umzuspringen.
...zumindest manchmal schaff ich es schon so zu denken. Und ich merke, dass der Abstand, den ich zu ihm habe, dabei hilft das Ganze etwas objektiver zu sehen, emotíonsloser. Ich vermiss ihn schon noch oft und muss hin und wieder heulen, kann´s nicht verstehen, aber es ist längst nicht mehr, wie vor einer Woche.
Momentan weiß ich nicht, ob ich nochmal Kontakt aufnehmen werde.

Das mit dieser Frau und deinem Drängen...kann ich verstehen...ich bin Widder Das mit dem "am Schluss nur noch Recht haben wollen"...gefährlich, war ein Punkt, der mich bei meinem Freund sehr verletzt hat. er wusste genau, er hat Mist gebaut, konnte das aber nicht wirklich zugestehen, am Ende ging´s nur noch um´s Prinzip, wobei mir (und ich glaube auch ihm selber) oft nicht ganz klar war, um welchens Prinzip es ihm denn nun eigentlich konkret ging.

"Tja, hätte ich nicht so einen Zoff gemacht, wäre uns wahrscheinlich einiges erspart geblieben..."
das ist etwas, wo ich auch meinen Fehler suche...aber nun ist es zu spät. Andererseits, man muss dem anderen doch sagen können, wenn einen etwas stört und ich hab auch versucht normal darüber zu reden und nicht gleich mit anklagender Streitsucht. Das muss dann doch drin sein, wenn man etwas klären möchte, oder?
Dass man sich verabredet, wenn der Partner etwas vorhat (,was einem unter Umständen auch nicht so passt) ist, denke ich, das Beste, was man machen kann. mach ich dann auch so. Auch ansonsten scheint eure Strategie ganz gut aufzugehen, ohne, dass ihr euch aus den Augen verliert. Freut mich für dich! Sowas fand ich immer schwierig: Freiraum geben und auch nehmen, ohne, dass sich Distanz aufbaut...die kam bei meinem Freund dann nämlich irgendwann. Andererseits vielleicht kam die Distanz auch, weil er sich plötzlich beengt fühlte...

" Man kann nur soviel geben, wie man selbst hat. Es hilft Dir und ihm auch nicht, wenn du durch das ganze Kämpfen völlig ausgebrannt bist und irgendwann selbst in eine Depression verfällst (ein wohl leider recht häufige Konstellation)."
Ja, du hats recht, es ist dennoch zeitweise schwer dies für mich zu akzeptieren. Ich denke "Ich hatte nicht genug Kraft"...aber wahrscheinlich hatte auch er nicht genug, darum die einfache Lösung, wenn sie einem schon mehr oder weniger nahe gelegt wird. Den andere dazu bringen, bis er/ sie eine Entscheidung fordert, bis sie ausrastet und somit die Entscheidung quasi abnimmt.(diesmal konnte ich es (wahrscheinl eher unbewusst)nicht bis zum Depressiv-Werden kommen lassen) Er hat es innerhalb kürzester Zeit soweit gebracht, bis ich nicht mehr konnte, aber diesmal hat es sich anders geäußert. Ich hab mich , glaube ich, noch nie so erlebt. Letztendlich war er ja erstaunt, dass ich mich überhaupt nochmal gemeldet habe.

"Krankheit hin oder her, auch der andere muss es "aushalten" wenn man über seine Gefühle spricht. Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern was kann man ändern. Und ein "es tut mir leid" sollte schon drin sein."
Danke, das ist wichtig für mich das zu hören! Mir ging es auch nie um Schuldzuweisung, sondern um Verständigung.

Schöne Grüße
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 26. Jan 2004, 22:54
von Soloalbum
Hallo Down_under,

Australienfan? Sehr sympatisch
Willkommen in unserem Themenpark.
Da hast du ja ein hartes Stück Arbeit geleistet dich bis zum Ende dieses Threads durchzuarbeiten, Respekt.

Find es klasse, dass du deine Depri akzeptiert hast. Was machst du denn nun dagegen bzw. damit (mit dieser Erkenntnis)?

Und auch ich muss deine Einschätzung korrigieren, mein "Junge" ist ein Mann von 32 Jahren...auch, wenn man es manchmal nicht meinen könnte, wie er sich in seinen schwierigen Phasen verhält. Wie kommst du auf die Einschätzung "Jungs"?
Irgendwie muss ich sagen, beruhigt mich deine Einschätzung "Depression"...sollte es vermutlich eigentlich nicht, andererseits kann ich mir so vielleicht auch eher die Sichtweise eingestehen: Du hast alles getan, was du tun konntest, es hat nicht gereicht, weil es eine Krankheit ist, die behandelt werden muss.
Andererseits, was hilft mir das, denn ich habe ihn nur dadurch verloren. Einen Menschen, der in seine "normalen Phasen" so anders sein kann.
Wär er nur einfach ein Idiot, der mich nicht liebt, vielleicht wär es dann einfacher...ach, ich weiß es nicht.
Das mit "kann nicht schaden sich mal eine Meinung einzuholen" sieht er anders. Er hat keine Lust mehr über sich zu reden, obwohl ihm seine Psychoanalyse damals sozusagen das Leben gerettet hat.

"Es tut mir sehr leid für Dich Jule, das die Beziehung wohl gescheitert ist, aber das liegt bestimmt nicht an Dir. Einsicht läßt sich nicht erzwingen und ohne die gibt es wohl keine Aussicht auf grundlegende Besserung."
Danke, ich weiß dein Mitgefühl zu schätzen.
Ja, das hat sogar er so ähnlich auch gesagt, mit der Einsicht. Er weiß, er sollte es einsehen, tut es aber nicht und hier muss ich sagen, du hast vermutlich recht mit dem Satz "Anscheinend leidet Dein (Ex-)Freund nicht genug, als das er den Bedarf sehen würde etwas daran zu ändern. Ich wüßte nicht, was Du hättest tun können." Genau dasselbe hat eine Freundin zu mir gesagt, die sich damit etwas besser auskennt. Nunja, er findet aber auch immer genügend Beschäftigung, um sich abzulenken und sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen...was meinst du, könnte das eine Art Fluchtstrategie sein, um den Gedanken und den damit verbundenen "Qualen" aus dem Weg zu gehen?

Mich würde interessieren, wie es so generell (oder auch detaillierter)in eurer Beziehung läuft. Vielleicht hast ja Lust mal ein bissl was zu schreiben, z.B. über von dir bereits erwähnte Parallelen bzw. Ähnlichkeiten.

"weiß gar nicht, ob ihr überhaupt noch Kommentare wünscht."
Anregungen sind stets willkommen

Grüße
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 26. Jan 2004, 23:11
von Soloalbum
Liebe Susan,

wollte mich noch für deine lieben Worte bedanken! Vielleicht ein bisschen spät, aber dafür von Herzen!
Auch deine zeilen haben mir sehr geholfen und ich habe nun jeglichen Kontakt eingestellt (vielleicht hast du es ja verfolgt). Momentan vermutlich das beste, auch, wenn es verd.... hart ist. Ich habe so viel investiert. Leider hat es anscheinend nichts genützt.
So langsam befinde ich mich auf dem Weg der Besserung, mal geht´s aber immer noch hoch und runter. Manchmal vermiss ich ihn noch sehr und ich fühl mich verlassen. Meist findet sich dann aber doch noch ein Zweig, an dem ich mich halten kann...Freunde und Familie, was gibt es Wichtigeres neben Gesundheit und Nahrung?
...dieses Forum vielleicht noch ...es hat mir auch Kraft gegeben.

Wie geht es denn dir inzwischen? Wär schön dich mal wieder zu lesen.

LG
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 26. Jan 2004, 23:30
von Soloalbum
Hallo miau-Kater,

auch dir danke für das, was du geschrieben hast und deine Sicht der Dinge.
Mittlerweile denke ich, er kann schon lieben, sich verlieben, aber nur phasenweise, nicht lange. Überhaupt ist bei ihm vieles phasenweise. Das Konstante, Ausgewogene scheint etwas zu fehlen. Mal will er so, mal so, eigentlich weiß er oft gar nicht, was er will. Ich glaube, vielleicht möchte er das gar nicht, möchte nicht so sein, vielleicht kann er sich dafür nicht mal leiden, aber so ist er, denn er hat Ängste in sich, die er nicht mal wahrhaben möchte (er hat auch schon einigen Druck in seinem Leben aushalten müssen).Kommt von außen, oder von mir etwas, das er als Druck empfindet, dann setzt der "Schutzmechanismus" ein, dann haut man lieber ab. Dieses Ängste bewirken auch sein plötzliches Abschalten der Emotionen, das Ausbrechen wollen...so meine momentane Theorie...macht sie Sinn? Du als Betroffener weißt das sicher besser.

Was macht dein Liebesleben inzwischen? Ich wünsche dir sehr, dass du dich bald in eine andere Frau verliebst und, dass diese Liebe glücklich verläuft.

Schöne Grüße
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 27. Jan 2004, 16:23
von capella
Hallo jule...schön wärs...wer so extrem selten verliebt ist wie ich, der kommt,wenn er sich denn mal verliebt,nicht mehr los von der person...stattdessen lerne ich ne ganze menge frauen kennen,um mich neu zu verlieben und merke dann ,dass es nicht klappt!!
und zu allem überfluss zeigen ne ganze menge frauen dann noch von sich aus intereese und der kater blockt alle nur ab!!und warum??weil er ne frau liebt,die aufgrund ihres verhaltens es gar nicht wert ist geliebt zu werden!!
Irgendwie ein seltsames leben,in dem es nie klappt,dass sich zwei leute gleichstark lieben und das für immer tun, ..naja ...ich geb die hoffnung nicht auf..
gruss der kater!!

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 27. Jan 2004, 19:10
von Josie
Hallo Jule,

ich war schon oft bei Eurem Thema und hatte auch einen kurzen Beitrag geschrieben. Ist aber schon ein paar Tage her.
Eben habe ich nochmal wieder reingeschaut. Und ich habe so viel ähnliches erlebt wie Du.
Ich hoffe, du kommst Tag für Tag einen Schritt weiter. Ich habe manchmal das Gefühl, von diesem einen Menschen total abhängig zu sein. Und ich habe es auch erlebt, dass er bis morgens um 07.00 Uhr unterwegs ist, mich z.B. zum Frühstück einlädt, dann nicht aufgestanden ist etc.
Ich komme mit diesen Erfahrungen überhaupt nicht klar und weiß nicht, ob ich die Fehler bei mir suchen soll. Ich drehe mich richtig im Kreis.
Es hat so viele "ungereimte" Situationen gegeben. Er wollte keine Beziehung etc. Und jetzt hat er plötzlich eine Freundin. Ich halte das an manchen Tage kaum aus. Leider muss ich auch noch mit ihm zusammen arbeiten.

Lieben Gruss
Josie

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 28. Jan 2004, 11:21
von merline123
Hallo Jule,

ich meld mich auch mal wieder zu Wort. Was gut ist zu lesen, das Du häufiger versuchst die Dinge mit mehr Abstand zu sehen. Auch wenn es nur Phasen sind - immerhin gibt es die .

Eines der wichtigsten Dinge sind wohl einen gesunden Egoismus zu behalten. Sich selbst zu verbiegen, immer wieder zurückstecken, alles zu schlucken, damit der andere nicht belastet wird, das geht nicht. Auch nicht bei einem depressiven Partner.
Gewisse jo jo Effekte habe ich auch. Am Wochenende wollte ich gern ein "ernsthaftes" Gespräch führen, aber mein Freund hat dicht gemacht. Das sind die Tage, da könnte ich gerade wieder aus der Haut fahren. Aber ich mache es nicht. Hab ein bisschen geschmollt, meine Wunden geleckt und am nächsten Tag mit etwas Abstand und positiven Worten mein Problem geschildert. Und siehe da - es wird gehört.
Wenn das nicht der Fall ist, wie soll es dann langfristig gehen?

Eine interessante Aussage finde ich "er kann schon lieben, aber nur Phasenweise". Ist das Liebe oder Verliebtheit? Ich philosopiere mal etwas - Liebe ist für mich die Bereitschaft und Einstellung langfristig mit einem Mensch zusammen bleiben zu wollen. Also das größt mögliche Geben und Nehmen. Sich selbst je nach Situation halt auch zurücknehmen oder zur Hilfe eilen.
Verliebtheit ist das schöne Gefühl der Schmetterlinge, die rosarote Brille, das Gefühl alles ist wunderschön und ich habe meinen Prinzen - Prinzessin gefunden. Die rosarote Brille mildert Ecken und Kanten oder Unterschiede erheblich. Wenn einen diese Sachen anfangen zu stören, ist es mit der Verliebtheit vorbei.
Bei Liebe sehe ich auch die kleinen oder großen Schwächen des anderen. Kann sie akzeptieren, damit leben. Daher fällt es mir schwer von Phasenweiser Liebensfähigkeit zu sprechen.
Was haltet Ihr von meiner Theorie?

Lieb Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 28. Jan 2004, 11:42
von merline123
Hallo Josie,

dann noch mal Hallo in dem thread. Hab gerade noch mal nachgelesen, was Du geschrieben hattest.
Meine Frage wäre, was willst Du von Ihm? Wenn er Dir sagt, er möchte keine Beziehung, wie bezeichnet er dann das Verhältnis zu Dir? Bzw. was will er von Dir?
Du schreibst jetzt er hat eine Freundin. Heißt das, das zwischen Euch nichts mehr ist?
Mit jemandem zusammen arbeiten zu müssen nach solch einer Entäuschung ist allerdings schwierig.

Ich glaube, was ich mir an Deiner Stelle überlegen würde ist, was ist Dir wichtig? Was tut Dir gut? Wie soll eine Beziehung für Dich sein? Wenn Du das weißt, kannst Du überlegen, kannst Du das mit Deinem Kollegen / Freund/ Bekannten (Ich weiß gerade nicht wie ich ihn bezeichnen soll) erreichen. Also was will er. Wenn in seinem Verhalten und seinen Aussage nichts ist, was Hoffnung macht....
Vielleicht schreibst Du einfach ein bisschen mehr über die Situation, damit man sie besser verstehen kann?

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 28. Jan 2004, 11:44
von Ehefrau
Hallo Petra,

darf ich Dich mal direkt fragen, wie genau diese Situation abgelaufen ist:

"Am Wochenende wollte ich gern ein "ernsthaftes" Gespräch führen, aber mein Freund hat dicht gemacht. Das sind die Tage, da könnte ich gerade wieder aus der Haut fahren. Aber ich mache es nicht. Hab ein bisschen geschmollt, meine Wunden geleckt und am nächsten Tag mit etwas Abstand und positiven Worten mein Problem geschildert. Und siehe da - es wird gehört." ????


Wie hast Du denn dieses "ernsthafte Gespräch" begonnen? Mit den Worten, Du möchtest gern ein "ernsthaftes Gespräch" führen, aber mit neutraler Stimme/Körpersprache? War es nur ein ungünstiges Timing, daß Du keine Antwort bekommen hast oder hattest Du vielleicht schon aufgestauten Frust, den Dein Partner spüren konnte?

Ich selbst erlebe es auch dauernd, daß ich auf für mich sehr, sehr wichtige Fragen nur ein neutrales "Hmmm", also oft noch nicht einmal ein klares Ja oder Nein erhalte. Mit diesen Antworten kann ich mich aber nicht zufrieden geben, da nur die Tatsache, daß es keine akute Eskalation, also Streit, Katastrophe oder andere Probleme gibt, nicht gleichzeitig bedeutet, daß alles ok ist. Die Kommunikation ist schon in einer Partnerschaft von "Gesunden" kompliziert, aber hier ist es echt schwierig, anstrengend und sehr einseitig und verarmt. Neulich habe ich einen Spruch hier im Forum gelesen: "bitte höre, was ich Dir nicht sagen kann!" Das ist schön, wenn man ab und zu die Gefühle und Gedanken des Partners erraten kann, aber ohne Anhaltspunkt geht es einfach nicht!

Ich hoffe, Du kannst mein Problem nachvollziehen und hast vielleicht auch eine Antwort.

Dir weiterhin viel Kraft und Ausdauer!

Herzliche Grüße von Ehefrau

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 28. Jan 2004, 19:29
von merline123
Hallo Ehefrau!

Klar darfst Du auch direkt fragen. Miteinander reden ist grundsätzlich ja was feines, leider wohl nicht für jeden.

Was war los? Ich hatte etwas auf dem Herzen, was mich belastet. Das trage ich auch schon wieder einige Tage mit mir rum und harrte auf einen "günstigen Moment". Das Wochenende war mal wieder ein reges kommen und gehen und zwischen: Sport, arbeiten, ich bin müde... und div. anderen Sachen kam ich mal wieder nicht zum Zuge. Also blieb nur der Sonntag Abend, bevor wieder eine Woche los geht in der ich abends meistens spät heimkomme oder er unterwegs ist.

Die Eröffnung war dann "Ich würde gern mit Dir reden" - Die Antwort "Oh nein, nicht jetzt, nur nicht wieder Krisengespräche... ich muss mich noch von den letzten erholen..." Damit waren die Debatten im Dezember gemeint.
Tja, ich habe es dann auf sich beruhen lassen, da ich nicht mehr neutral hätte reden können. Ich war einfach entäuscht, das ohne einen Hauch von Ahnung, um was es gehen könnte, einfach geblockt wurde. Ich hab mich dann in mein Zimmer zurückgezogen und "Philadelphia" geschaut - einen schönen traurigen Film, da konnte ich dann ein bischen vor mich hinschniefen und mich bedauern.

Am Mo habe ich ihm dann ein längers Mail geschrieben, weil ich wußte, ich komme erst spät von einer Veranstaltung abends. Darin habe ich meinen Wunsch miteinander zu reden geäußert ohne Ängste, ohne Befürchtungen und um die Bereitschaft zuzuhören gebeten.
Und um Zeit für Gespräche - ohne Störungen, ohne Termindruck.

Das Ergebnis war zumindest eine positive Rückmeldung, das ich mir viel Mühe geben würde. Mein Thema bin ich damit immer noch nicht los, habe aber das Gefühl den Boden schon mal etwas geebnet zu haben.

Ich lese zur Zeit "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist" Epstein Rosen/Amador
(ISBN 3-499-61331-X, hab ich irgendwo aus dem Forum?!). Zur Hälfte habe ich es durch und finde es sehr hilfreich, weil es zum einen das Problem Depression beschreibt, mit Beispielen arbeitet und auch recht ausführlich auf das Problem Kommunikation eingeht. Interessanter Weise auch auf die Unterschiede in der Kommunikation ob der Depressive nun männlich oder weiblich ist (wohlgemerkt als Tendenz, keine unumstößliche Tatsache).

Ich weiß nicht, ob Dir das weiterhilft - wahrscheinlich nicht so recht.
Was ich versuche:
- mir vorher zu überlegen, was mich stört möglichst konkret und es aus meiner Sicht, also was ich fühle oder warum es mich belastet zu sagen
- mir zu überlegen, was ich mir wünsche, also was hilft mir? Um was möchte ich Bitten...
- nach Möglichkeit einen "guten Zeitpunkt", (also ohne anschließenden Termin, oder tödlich: abends im Bett, wenn man gerde noch ein paar Seiten liest nebenbei mal mit "Schatz, ich muss Dir gerade noch was sagen..." )

Aber Du siehst ich sage: ich versuche es. Es ist dazu noch kein Meister vom Himmel gefallen und damit hat man noch keine Antwort. Aber ich glaube die Bereitschaft zu einer Antwort wird deutlich höher.

Soweit zu dem konkreten.

Liebe Grüße und auch Dir viel Kraft und Ausdauer....

Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 29. Jan 2004, 16:12
von susan
Liebe Jule,

habe mich über deine Zeilen gefreut Du hast sehr viel getan - und umsonst war es auf keinen Fall. Du hast doch nun auch ein Stück deine Grenzen erkannt und das ist kein schlechtes Zeichen.

Ich finde es halt schade, dass deine Bemühungen um deinen Freund keine Früchte getragen haben. Doch es liegt nicht an dir, du hast das dir mögliche getan. Und sicher hast du dabei am allerwenigsten an dich gedacht. Versuch deinen Blick den Dingen zuzuwenden, die dir Kraft geben können, wo du nicht nur gibst, sondern auch etwas bekommst.

Mir geht es wieder besser, da ich jetzt ein Medikament nehme, dass angstlösend wirkt. Meine Ärztin hat mich nächste Woche wiederbestellt, dann soll entschieden werden, ob die bisherige Dosis reicht oder sie erhöht werden muss. Immerhin bin ich zur Zeit nicht mehr am achterbahnfahren

Dir alles Gute! Denk vor allem an dich - auch wenn's manchmal weh tut...

Liebe Grüße
Susan

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 30. Jan 2004, 17:30
von Soloalbum
Hallo Josie,

auch dir Danke für deinen Beitrag. Kann mich noch an dich erinnern.
Danke für dein Mitgefühl, es wird tatsächlich Tag für Tag ein kleines Bisschen besser. Allerdings hab ich schon noch öfters "Rückfälle". Das dumme ist, dass ich mir noch immer nicht sicher bin, was eigentlich vorgeht in ihm. Vielleicht sollte er mir das doch noch erklären. Andererseits denke ich manchmal inzwischen: Vielleicht hat er mich (als Person) einfach nie wirklich geliebt. Und jetzt noch um Zuwendung und Erklärung betteln NEIN DANKE!!! Ich hab auch noch meine Selbstachtung! Andererseits, vielleicht wartet er nur auf ein Zeichen von mir...egal, ich muss nach mir schauen! Aber: vielleicht würde ja dann alles wieder gut werden, er würde alles einsehen und sich helfen lassen, er hat nun gemerkt, wie sehr ich ihm fehle...oder aber: von wegen, der vermisst dich nicht mal, ist viel unterwegs, lenkt sich mit seinem Job ab, muss sich nicht mit sich auseinandersetzen, hat was mit anderen Frauen, säuft sich zu und tut sich dabei noch selber leid, weil ich ihn nicht verstehe, weil er sich nicht versteht, weil die Welt ungerecht ist und ich doch eigentlich immer war, was er wollte... oder im Gegenteil findet, dass er doch eigentlich alles richtig gemacht hat. Das arme Mädel muss nun sicher ein bissl leiden, aber, wenn sie nunmal nicht sein Typ ist, o.k. im Bett war´s schon toll, aber das reicht halt nicht, armes Ding.
Nunja 2 Seiten in mir, genau wie in ihm (er meinte ja auch mal er habe 2 Persönlichkeiten in sich: die superemotionale, die sich Gedanken um alles macht, die sensibel ist, empfindlich und die kalte, rationale Persönlichkeit, die alles emotionslos sieht)...ich scheine mich ihm anzupassen, wie übel!
War deiner auch so wirr? Gibt es Parallelen
Du schreibst du hättest "viel ähnliches erlebt"...welche Parallelen gibt es?

"Ich habe manchmal das Gefühl, von diesem einen Menschen total abhängig zu sein."
Lass dich nich vor seinen Karren spannen, das sagt dir eine Leidensgenossin aus Erfahrung.
So toll kann der gar nicht sein, dass er dich so behandeln darf...niemand darf das! Wenn er nun echt ne Neue hat, dann lass ihn auflaufen...stelle sämtliche Hilfsaktionen ein. Wie hat mir jemand in diesem Forum geschrieben: "Du hast alles gegeben. Er hat die Chance nicht genutzt. Er hat nun die Tür zugeschlagen, lass sie zu. Lass dich nicht an die Leine legen"...so in etwa.

Weißt du, mittlerweile denke ich auch manchmal: Er war nicht der Mann, der zu mir passt. Er hat mich so oft verletzt, hat mich Kraft gekostet, sie mir geraubt...das kann nicht sein.
Kennst du diesen Liedtext "Wenn das Liebe ist, warum bringt es mich um den Schlaf, wenn das Liebe ist, warum raubt es mir meine Kraft, wenn das Liebe ist, was ist dann Hass???"

Vielleicht kann "deiner", sowie "meiner" nicht wirklich lieben, wie Petra schreibt: Es ist ein großer Unterschied zwischen verliebt sein und lieben. Vielleicht ist das nun bloß bei dir und mir so, das heißt, sie sind die Falschen, es gibt welche, die besser passen, die uns nicht so viel Kraft kosten- vielleicht können sie aber auch generell nicht wirklich lieben, mit allen Konsequenzen. Und seine neue Freundin...was ist das für eine? Vielleicht gibt sie sich mit etwas Oberflächlichem zufrieden, vielleicht genügt ihr deshalb was er gibt. Deshalb klappt das nun...aber wer weiß auch hier wie lange? Bei uns gab´s auch superglückliche Phasen, da dachten alle: WOW, was´n Paar. Aber die Verliebtheit hält auch nicht ewig. Zwischendrin ist sie weg, dann dreht er am Rad...bzw. durch.

Im Kreis drehen, ungereimte Situationen...ich bin fast ne Expertin darin...konntest du sicher auch schon in meinen ganzen Erzählungen hier nachlesen. Deshalb bist du in diesem Forum, tausche dich aus, schreib mehr davon. Mir tut jede Rückmeldung von außen gut. Es hilft mir weiter zu kommen, meinen "Kreis" etwas verschieben zu können...hin und wieder wird´s dann auch schon mal ein Dreieck oder Quadrat

Und eben noch in Anlehnung an Petra: Was möchtest du in einer Beziehung? Konnte er dir das wirklich geben...eher unwahrscheinlich, denn sonst wärst du nicht so oft verletzt worden...tut er dir denn gut? Ein Partner sollte guttun!!! Deshalb hat meine Seite, die schon etwas weiter ist mit dem Verarbeiten, beschlossen- ich brauche einen anderen, der mit sich und der Welt im Reinen ist.
Und was will er? So ne oberflächliche Sache, weil er vielleicht beziehungsunfähig ist? Tut dir das auf die Dauer gut? Schöne Momente hin oder her...er wird sich vermutlich nicht ändern (können). Dieses ewige hin und her hat mich jedenfalls kaputt gemacht.

So, ich hoffe sehr, ich war nicht zu hart, ist nicht meine Absicht! Vielleicht bin ich momentan auch zu sehr betroffen um wirklich sensibel sein zu können. Aber ich hoffe sehr, dass dir der ein oder andere Gedanke etwas hilft!

Ganz liebe Grüße
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 30. Jan 2004, 17:57
von Soloalbum
Hallo liebe Petra,

danke, es tut gut, dass du so mitfühlst.
Momentan tendiere ich nun immer mehr dazu zu schwanken zwischen den zwei bei Josie genannten Seiten.
Phasen Phasen Phasen...dieses Wort scheint momentan ne nicht ganz unwichtige Rolle in meinem Leben zu spielen. Angefangen bei meinem Ex und nun auch bei mir.

"Eines der wichtigsten Dinge sind wohl einen gesunden Egoismus zu behalten. Sich selbst zu verbiegen, immer wieder zurückstecken, alles zu schlucken, damit der andere nicht belastet wird, das geht nicht. Auch nicht bei einem depressiven Partner."
Danke für dieses klare Statement...muss ich mir einbrennen!

Bist du denn nun dein "Wochenendthema" losgeworden? Und wie ist es gelaufen?

Du schreibst von diesem Buch...eigentlich wurde es mir auch in diesem Forum empfohlen...es war vermutlich ein Fehler, dass ich es nicht gelesen habe (Stress, keine Zeit)...denn ich vermute, dass die Kommunikation unser größtes Problem war...man man man, ich könnt mich ohrfeigen!

Zu deiner "Liebestheorie"...
" Liebe ist für mich die Bereitschaft und Einstellung langfristig mit einem Mensch zusammen bleiben zu wollen. Also das größt mögliche Geben und Nehmen. Sich selbst je nach Situation halt auch zurücknehmen oder zur Hilfe eilen. Bei Liebe sehe ich auch die kleinen oder großen Schwächen des anderen. Kann sie akzeptieren, damit leben."
Ja, vermutlich war er nur verliebt, konnte aber den Sprung zum Lieben nicht schaffen. Vielleicht kann er es einfach generell nicht, hat Angst davor. Wie seine zwei Persönlichkeiten in ihm, schwankt er: Er würde einerseits gerne, kann aber nicht, aus Angst...vielleicht diverse Erfahrungen, die ich nun aber nicht weiter ausbreiten werde...(viel Tipperei)andererseits ist der Grund nun im Endeffekt egal, ändert am Ergebnis auch nichts mehr...bin ich zu hart?

Ich halte deine Theorie für ne Tatsache. Wie würdest du hierbei deinen Freund einordnen...darf ich das fragen?

Liebe Grüße
Jule

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 30. Jan 2004, 23:11
von merline123
Hallo Jule,

Zeit, was für ein endloses Thema. Die ist irgendwie immer Mangelware. Ich komme auch nur schneckenweise zum lesen von dem Buch. Andererseits auch nicht schlecht, dann kann man immer mal wieder inne halten und darüber nachdenken, was da steht.

Mein Wochenendthema bin ich noch nicht los geworden. Da ich mir vorgenommen habe, sehr umsichtig den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch zu finden, wird es wohl eher ein Wochenendthema bleiben. In der Woche liegt soviel an, das ich und auch er kaum mal Ruhe und Kraft haben uns zusammen zu setzen. Wenn wir es dann mal schaffen uns abends um 21 - 22 Uhr auf dem Sofa zu "treffen", sind wir einfach kaputt vom Tag. Aber ich denke, der Rahmen für ein Gespräch ist gut vorbereitet.

Übrigens solltest Du Dich nicht zum Thema der fehlenden, falschen Kommunikation Ohrfeigen. Zum Gespräch gehören immer zwei. Der Verlauf wird von beiden geprägt, auch an der Stelle liegt die "Schuld" nicht an einem.

Wenn Du Dir etwas einbrennen möchtest - ich bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen, wenn etwas nicht klappt, dann soll es wohl nicht sein! Oder anders ausgedrückt: Such doch nicht immer alle Schuld bei Dir!

Phasen, das ist natürlich immer so eine Sache. Je nach eigener Stimmung fühlt man sich schwach oder stark. Zerfleischt sich oder könnte jemanden oder etwas vor Wut an die Wand werfen. Alle Gefühle haben das gleiche Recht und Wertigkeit da zu sein. Entäuschung und Schmerz kommen gehören halt genauso zum Leben, wie Liebe und Freude.
Und so schön es sein kann verliebt zu sein oder zu lieben, so sehr ist es die Hölle zu lieben, aber nicht geliebt zu werden! Sich schöne Gefühle zu wünschen und nicht zu bekommen, eine Folter...

Meine Theorie zum Thema Liebe und Verliebtheit und mein Freund?! Ich weiß, das er mich sehr lieb hat - er tut sich schwer mit dem "ich liebe Dich"- Satz. Trotzdem weiß ich es, er liebt mich mit meinen Macken, Ecken und Kanten. Das ist ja auch ein Grund, warum ich kämpfe und investiere.
Wir wollen ja beide einfach "nur" ein schönes Leben miteinander. Warum ist das in der Praxis nur immer so schwer umzusetzen???

Wir sind jetzt seit gut 2 1/2 Jahren zusammen. Nach meiner Theorie läßt die Verliebtheit nach spätestens 6 - 12 Monaten stark nach. Dann sollte mehr draus geworden sein oder man geht auseinander.

So jetzt bin ich müde, es war eine ereignisreiche und schöne Woche und es folgt ein erholsames Wochenende.

Dir weiterhin gutes Gelingen die Berg- und Talfahrt in ruhigere Bahnen zu lenken. Es liegt an Dir - was ist Dir wichtig? Was willst Du? Was tut Dir gut? Erst danach kannst Du Dir die Fragen stellen, was hättest Du mehr für ihn tun können....bzw. besser, was willst Du in einer neuen Beziehung anders machen?

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 1. Feb 2004, 21:20
von Soloalbum
...man, was´n Loch, das ich heut hatte...
Bin ganz kaputt und ausgelaugt, die Augen brennen...seit drei Tagen nicht mehr geheult, oder vielleicht auch vier oder fünf...??? (Keine Zeit, viel unter Leuten gewesen, heute war´s mir dann zu viel--> raus hier!) keine Ahnung, aber da hat sich ganz schön was angestaut...bin ich fertig.

Wünsche allen ne gute Nacht

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 2. Feb 2004, 15:10
von merline123
Hallo Jule,

hört sich ja gar nicht gut an. Aber was auch immer es ist. Ich hab mir das WE auch gründlich verdorben.
Ich wollte am Samstag endlich mal von meinem Thema was los werden. Vergiß es - es hat sich nichts bewegt. Wir sind gleich wieder in die alten "Strickmuster" Verteidung, Barriere... verfallen.
Da hab ich dann reiß aus genommen und mich bei einer Freundin augeheult. Das war recht konstruktiv. Und ich habe mir eine Strategie für Sonntag überlegt.
Da haben wir dann lang über seine Probleme geredet. Aber leider sind wir kein Stück weiter, bei dem was mich bewegt. Außer, das ich einige Antworten bekommen habe, an denen ich heute noch rumknabbere.
Vielleicht sollten wir das WE einfach aus der Historie streichen? Dein Loch und meine Gesprächsversuche! *seufz*

Aber wie heißt das so schön - neue Woche, neues Glück! Es kann ja nur besser werden, oder?

Wollen wir in den neuen thread wechseln?

Liebe Grüße
Petra

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Verfasst: 2. Feb 2004, 17:24
von Marlen-04
Hallo Petra,

dein Problem kommt mir bekannt vor. Mein Ex wollte ja weder über unsere noch seine Probleme reden. Entweder habe ich Monologe geführt oder von ihm kam ein Nicken, so dass ich dachte, ich bin zu ihm durchgedrungen. Aber sobald ich ihn sozusagen "aus den Fingern" gelassen habe, ist er ans Handy und hat seine S. angerufen. Die andere Variante war, dass die Situation total eskalierte und er diese Anfälle (auf sich einschlagen; Selbstmorddrohungen) hatte.

Ich weiss nicht, an was es bei euch liegt, bei uns - so vermute ich - war es, dass er nur Bevormundung, Anklage, Vorwürfe und was weiss ich raushörte. Ich habe schon versucht, nicht so zu klingen. Ich dachte auch, dass es funktioniert, doch man hört sich ja selbst nicht. Ein anderer Punkt ist, dass er es einfach nicht hören beschweige wahrhaben will. Langsam steigt bei mir die Vermutung hoch, dass es mit seinem Bruder zusammenhängt, der während seines Studiums total abgedreht ist. Ist wohl in die Fänge einer Sekte geraten und hat sehr schwerwiegende psychische Probleme davon getragen. Das war vor einigen Jahren, doch er hat sich nie so richtig davon erholt. Mein Ex hatte es damals direkt mitbekommen, da sein Bruder eines Tages in dieser Extremphase überraschend bei uns auftauchte, und er dann tagsüber bei ihm blieb. Was genau war, weiss ich nicht, da ich arbeiten war, doch muss es heftig zugegangen sein, da sich die Nachbarn daraufhin beschwerten. Die Eltern deines Mannes haben doch auch Probleme, oder erinnere ich mich falsch?

Du schreibst nicht genau, was du bereden wolltest. Ich frage einfach mal, musst ja nicht antworten, wenn du nicht möchtest: ging es darum, dass er sich behandeln lassen soll? Interessant finde ich, dass du es mit Strategie versuchst und gezielt auf einen günstigen Moment wartest. Bestimmt nicht schlecht, doch wie schon Ehefrau anmerkte, kann schon dein Ansatz mit "Ich würde gern mit Dir reden" die Anwehrhaltung hervorrufen. Er weiss dass etwas kommt, was er nicht will und er schaltet auf Durchzug oder Abwehrhaltung. Kann es auch sein, dass durch dein Suchen nach dem richtigen Moment alles ziemlich verkrampft rüberkommt?

Ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich es in Form von Briefen versuchte. Er hat sie wohl auch gelesen und nachgedacht. Er hat auch zugegeben, dass in unseren Gesprächen einfach zu viel Emotionen mitspielen und das ganz gut war. Ob er das nur gesagt hat, um mal wieder was nettes zu sagen (machte er öfters) oder ernst gemeint war, kann ich nicht einschätzen. Geändert hat sich aber bisher auch nichts in seiner Einstellung.

Ich hoffe für dich, dass du einen Weg findest zu ihm durchzudringen. Kopf nicht hängen lassen! Ich vertrete auch den Standpunkt, nur durch Kommunikation kommt man weiter. Leider denken Männer wohl anders

Daher auch noch eine kleine Warnung: ich schätze heute, dass diese ständigen Versuche von mir, die Situation - warum unsere Beziehung kaputt ging, meine Depressionen und dadurch verursachtes Verhalten und dass er auch Depressionen hat - durch Kommunikation zu verstehen, hat auch dazu geführt, dass ich ihn immer weiter zu S. getrieben habe. Er ist regelrecht geflüchtet. Nachdem Motto "heile Welt und ja nicht nachdenken". Teilweise hatte ich es bemerkt, doch ich hatte mich nicht unter Kontrolle, da ich es einfach nicht anders verarbeiten konnte. Also nicht zu viel Druck ausüben.

Viele liebe Grüße,
Marlen