sexualität und depression

sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Guten Tag,
ich bin neu hier. Und dass ich meinen ersten Beitrag ausgerechnet zu diesem Thema schreibe, liegt daran, dass es mich derzeit am heftigsten umtreibt. Wobei ich Sexualität nicht eindimensional sehe, sondern eingebunden in das Gefühl von Geborgenheit, Vertrauen und Vertrautheit.
Meine (reaktive) Depression kam, nachdem sich meine Frau vor etwa zwei Jahren von mir getrennt hat. Bis dahin habe ich mir weder über meine Sexualität besondere gedanken gemacht noch ahnte ich, was Depression bedeutet. Das erste Jahr nach der Trennung wußte ich kaum noch, ob ich männlich oder weiblich bin, fühlte mich als asexuelles Neutrum. Inzwischen ist es umgekehrt: Mein Eindruck ist, dass es fast nur noch der Verlust der Sexualität (im oben beschriebenen erweiterten Sinn) ist, der mich in der Depression gefangen hält. Und zwar ausschliesslich die verlorene Sexualität mit meiner Frau. Zwei zwischenzeitlich unternommene Beziehungsversuche mit Frauen, die ich sehr schätze, sind daran gescheitert, dass ich die Bilder von meiner Frau nicht los werde. Manchmal denke ich auch, es ist sowas wie Sucht oder Besessenheit. Ob das Sewis Frage in irgendeiner Form beantwortet, weiss ich nicht. Auf jeden Fall sehe ich auch wie einige andere hier, dass sich sexuelles begehren und Depression keinesfalls ausschliessen, sondern durch das Verlusterlebnis und das Einsamkeitsgefühl sogar verstärken können.
Herzliche Grüsse
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Ja, Sewi, Du hast recht: Es hat mich so umgehauen, dass ich dadurch meinen Beruf (der mir viel Freude gemacht hat) an die Wand gefahren habe. ich glaube allerdings nicht, dass "sex pur" ohne Emotionalität eine Lösung ist. Ensetzliche Leere "danach".
Hörigkeit ? Oh ha. ich hab immer gedacht, es sei genau andersherum bei mir. Aber vielleicht bin ich unbewusst oft geflohen, um nicht hörig zu werden. Und nun bin ich es, nachdem sie weg ist. Leben ruiniert, weil der Frau zu wenig Sex gegeben und zu wenig von ihr genommen. Jetzt kriegt's halt ein anderer. Fast in der Nachbarschaft. Nach zehn Jahren einfach nur grausam.
Diese Bilder niemals los werden können ? Ist das auch Dein Problem ? Wer hält das denn aus ?
Herzliche Grüsse
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Nur zur Klarstellung einer offenbar missverständlichen Formulierung: ich habe nicht geschrieben und gemeint "der Nachbar kriegt sie".
Es geht darum: Sie war/ist eine sexuell sehr aktive und gebende Frau - für mich möglicherweise zu viel, weshalb ich dem oft ausgewichen bin. Nun gibt sie all das einem wesentlich jüngeren Mann, mit dem sie auch noch in meiner Nachbarschaft lebt. Will sagen: Gelegentliches Sich über den Weg - Laufen ist unausweichlich. Und das tut weh.
Du schreibst, Du kannst "leider" bei "sex pur" nicht mitreden; ich kann leider (!) mitreden und selbstverständlich nur aus meiner Sicht sagen, dass es (mich) eher runterzieht.
Bin vielleicht etwas altmodisch, aber ich finde nun mal, dass sexuelle Erfüllung nur mit Emotionalität geht. "Sex pur" und kuscheln schliessen sich halt aus.
Nun gut: ist aber auch schwer, in einem so offentlichen Forum über Sexualität zu reden. Wollte nur einen falschen Eindruck korrigieren.
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Das, was Du da gelesen hast, ist vermutlich so. Allerdings kommen Frauen - meine Erfahrung und auch aus Literatur - wenn sie dann gegangen sind, meistens sehr schnell wieder in das gleiche Fahrwasser. Statt Konflikte mit dem Partner auszufechten und einzufordern, was sie wünschen, gehen sie lieber weg, um das Muster zu wiederholen. Ein weites feld... Gehen nur - finde ich - zu viele dran kaputt - Männer und Frauen.
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Hallo Sewi,
hab doch noch mal 'ne Frage von Mann an Frau: Kannst Du Dir vorstellen, dass Du zur Ablenkung von der Depression mit einem Mann ins Bett gehst, aber an einen anderen denkst ? Ist das nicht schrecklich für beide ? Oder anders gefragt: Wenn die Bilder nicht weggehen, die Hörigkeit also anhält, ist frau/man dann verdammt, den Rest des Lebens ohne Beziehung/Zärtlichkeit in depressiver Einsamkeit zu verbringen ? Bitte sieh mir nach, dass ich so direkt frage. Kannst ja auch sagen, dass Du nichts dazu sagen magst.
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Hallo Sewi,
danke für Deine offenen und gleichwohl liebevollen Antworten. Da hab' ich doch weiter oben diesen Satz von Dir gefunden:
"ich würde gerne mal sex erleben, bei dem man sich nachher nicht emotional ausgeraubt fühlt."
Ist das nicht das Problem bei "Ablenkungen" dieser Art ?
Thema "Hörigkeit": Du schreibst, da muss man "dagegen arbeiten". Ist wohl so. Aber - wie so oft - stellt sich auch und wohl gerade hier die Frage: Wie macht frau/man das ?
Nun gut: Eben habe ich nochmal Deinen Eröffnungsbeitrag zu diesem Thema gelesen und den Eindruck gewonnen, dass wir zwar an derselben Thematik zu knabbern haben, unsere Problemlagen aber vielleicht doch verschieden sind. Fühl Dich also bitte nicht verpflichtet, weiter auf mich einzugehen.
Mein Hauptproblem: der recht plötzliche Verlust von emotionaler Geborgenheit verbunden mit einer erfüllenden und erfüllten Sexualität hat mich so aus der Bahn geworfen und in die Depression gestürzt, dass ich nicht mehr in der Lage bin, meine Arbeit und meinen Alltag zu bewältigen. Und das Wissen darum, dass alles wieder funktionieren könnte, dass das Leben wieder schön sein könnte, wenn nur (!) diese emotionale Geborgenheit wieder da wäre, macht mich fast verrückt. Klar spielt dabei auch das Gefühl eine wesentliche Rolle, durch Unachtsamkeit dieses alles selbst verschuldet zu haben.
Auf jeden Fall kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass Depression keineswegs die sexuelle Appetenz ausschliesst. Und die "Lösung", die Du andeutest ("Spass mit sich selbst"), ist für mich keine "Lösung", sondern eher krisenverschärfend. Mehr Details dazu kann ich in einem solchen Forum nicht formulieren.
Danke für die Aufmerksamkeit und herzliche Grüsse
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Selbstverständlich bist Du nicht unter "ferner liefen"; ich finde Deine Einschätzungen sehr interessant; ich möchte Dich nur nicht dazu bewegen, Dich mit etwas auseinanderzusetzen, was Dich eigentlich nicht interessiert bzw. was Du eh schon kennst, wie Du weiter oben mal geschrieben hast. War also nicht böse gemeint, sondern umgekehrt.
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Ja, Sewi, so ist es wohl - das Leben. Du hast mir einiges klar gemacht. Danke.
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

DRichter
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Re: sexualität und depression

Beitrag von DRichter »

Mach Dir keine Sorgen, Sewi. Ist alles in Ordnung. Ich fand es lieb von Dir, dass Du so auf mich eingegangen bist, obwohl diese Thematik sicher nicht das Anliegen Deines threads war. Inzwischen habe ich aber einiges von Dir hier im Forum gelesen und sehe, dass das Alleinsein wohl für uns beide ein grosses Problem ist. Ausserdem habe ich gesehen, wie oft Du bei anderen Anstoss wegen Deiner "Frechheit" erregst. Ich find's faszinierend.
Wünsche Dir alles Liebe
Diethard
sewi
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Re: sexualität und depression

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sewi
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Re: sexualität und depression

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Re: sexualität und depression

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dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Würde ich auch gerne. Aber bringts denn noch was?
Dietmar
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Also, ich würde es lieber tun, als nur drüber reden. Dann müßte ich jetzt nicht hier rumhängen.
Dietmar
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