Worte des Tages 2013

Junie
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Junie »

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder gelegenheit,
zur richtigen zeit am richtigen ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist -
von da an konnte ich ruhig sein.
heute weiß ich: das nennt man 'vertrauen'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
daß emotionaler schmerz und leid
nur warnung für mich sind,
gegen meine eigene wahrheit zu leben.
heute weiß ich, das nennt man 'autenthisch-sein'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen leben zu sehnen
und konnte sehen, daß alles um mich herum
eine aufforderung zum wachsen war.
heute weiß ich, das nennt man 'reife'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose projekte für die zukunft zu entwerfen.
heute mache ich nur das, was mir spaß und freude bereitet,
was ich liebe und mein herz zum lachen bringt,
auf meine eigene art und weise und in meinem tempo.
heute weiß ich, das nennt man 'ehrlichkeit'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit,
was nicht gesund für mich war,
von speisen, menschen, dingen, situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
anfangs nannte ich das 'gesunden egoismus',
aber heute weiß ich, das ist 'selbstliebe'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
heute habe ich erkannt,
das nennt man 'demut'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der vergangenheit zu leben
und mich um meine zukunft zu sorgen.
jetzt lebe ich nur mehr in diesem augenblick,
wo alles stattfindet.
so lebe ich heute jeden tag und nenne es 'bewusstheit'.

als ich mich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
daß mich mein denken armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine herzenskräfte anforderte,
bekam der verstand einen wichtigen partner.
diese verbindung nenne ich heute 'herzensweisheit'.

wir brauchen uns nicht weiter vor auseinandersetzungen,
konflikten und problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten,
denn sogar sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue welten.
heute weiß ich, das ist das leben!

8charlie chaplin an seinem 70.geburtstag am 16.april 1959)
otterchen
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von otterchen »

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan.
Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte.

"Der arme Junge", sagte da ein Vorübergehender. "Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft."

Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen.

Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: "So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben herläuft."

Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzten.

"Hat man so was schon gesehen?" keifte eine Frau, "Solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan. Die arme Kreatur!"

Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter.

Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: "So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?"

Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter des Sohnes.

"Gleichgültig, was wir machen", sagte er, "es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten."
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Eine Analyse der frühen Kindheit verdeutlicht, woher unsere Kontroll-Dramen stammen; ist der Grund für die Entstehung der Dramen einmal verarbeitet und vergeben, können wir auch den tieferen Grund für unsere Anwesenheit in unserer Familie erkennen.

Redfield/Adrienne, Die Erkenntnisse von Celestine
krimi56
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von krimi56 »

In einem wunderschönen Buch, das ich z.Zt. lese, fand ich den nachfolgenden Text.

Denk nicht daran, wie viel zu tun ist,
welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder
welches Ziel erreicht werden soll, sondern
widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe,
die gerade ansteht, und lass das für heute genügen.
- Sir William Osler, Mediziner (1849-1919)

Diesen Text drucke ich mir aus und hänge ihn gut sichtbar für mich auf.
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
crazygirl
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von crazygirl »

"DIPLOMATIE ist....mit den Füßen aufzustampfen, ohne jemanden auf die Füße zu treten..."
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen, was dessen Lieblingsdiagnose ist.

Henry Fielding
krimi56
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von krimi56 »

Der Fluss von Nicole Schneider

An einem Fluss lebte ein kleiner Stein. Er hatte sich eine Mulde am Ufer des Flusses gegraben, in der er schon lag, so lange er denken konnte. Ab und zu, wenn es windig war oder ein Schiff den Fluss entlang fuhr, leckten kleine Wellen über den Stein und kitzelten ihn. Vögel hüpften über ihn hinweg, um zu trinken, hin und wieder watschelten Enten oder ein Schwan über ihn, die am Ufer ausruhen wollten. Der kleine Stein kannte seine Nachbarn schon ewig, und auch der Blick in die Landschaft, die ihn umgab, war ihm so vertraut, dass er sie nicht missen wollte. Er war nicht besonders glücklich, aber er war zufrieden, schließlich kannte er all das ja schon, so lange er sich erinnern konnte.

Deshalb konnte er auch gar nicht die Steine verstehen, die hin und wieder vor ihm im Fluss vorbeigerollt kamen. Ab und zu blieb einer im seichten Wasser liegen und verweilte dort einige Zeit, bevor er sich von der Strömung weiter treiben ließ. Der kleine Stein und seine Nachbarn blickten jedesmal voller Argwohn und Unbehagen auf die Neuankömmlinge, die etwas außer Atem, aber scheinbar glücklich vor Ihnen zum Liegen kamen. Wie konnte man nur so ruhelos sein? Sie selbst waren schließlich auch sesshaft und zogen nicht umher. Hier, wo man lag, wusste man schließlich, was einen erwartete. Auch wenn die Neuankömmlinge von ihren Abenteuern berichteten, hörten die anderen Steine kaum hin oder rümpften nur die Nase. Was den kleinen Stein aber immer wieder wunderte, war, dass die vorbeirollenden Steine oft ganz anders aussahen als er und seine Nachbarn. Sie hatten nicht so viele Ecken und Kanten sondern waren rund und geschmeidig. Er schob diesen Gedanken jedoch immer wieder beiseite.

„He, komm doch mit“, rief dem Stein hin und wieder ein vorbeirollender Gefährte zu, wenn gerade eine kleine Welle über ihn hinweg rollte. Aber der kleine Stein klammerte sich fest und schüttelte den Kopf. Wer wusste schon, wo er dann wieder zum Liegen kommen würde. Wer wusste, ob es ihm da gefiel und ob die Nachbarn nett waren, ob die Landschaft so schön war und ob er da genauso einen schönen Liegeplatz finden würde. Und dann würde er sich auch noch eine neue Mulde buddeln müssen. Nein, das Risiko war einfach zu groß. Wenn er sich tatsächlich entscheiden würde aufzubrechen, würde er niemals wieder zurück können. Seine Gefährten, seine Mulde, alles wäre verloren. Nein, er würde hier bleiben. Hier fühlte er sich sicher.

So verging weitere Zeit, und dann, plötzlich, kam der große Regen. Es regnete und stürmte viele Tage ohne Pause, und das Wasser im Fluss stieg bedrohlich. Mit sorgenvoller Mine blickten die Steine am Ufer gen Himmel. Es sah nicht so aus, als würde es bald aufklaren. Wellen züngelten immer heftiger um den kleinen Stein, der sich in seine Mulde drückte, um nicht mit der Strömung fortgerissen zu werden. Entsetzt musste er mit ansehen, wie seine Nachbarn, die vor ihm am Ufer gelegen hatten, weggespült wurden. Immer fester klammerte er sich, und immer größer wurde seine Angst, weil er spürte, wie seine Kräfte langsam nachließen. Einer nach dem anderen von seinen Nachbarn wurde von der Strömung davongetragen. Das Wasser stieg immer weiter, und schließlich konnte auch der kleine Stein sich nicht mehr halten. Im aufgewühlten Wasser schlug irgendetwas gegen ihn, und er trieb ohnmächtig durch die unruhigen Fluten.

Als er erwachte, hatten Regen und Sturm nachgelassen, und er war auf einer kleinen Sandbank im Fluss gelandet. Sein Schädel brummte. Vorsichtig schaute er sich um. Ein bisschen weiter rechts lag einer von seinen ehemaligen Nachbarn und blickte sich ebenfalls ängstlich um - die anderen Steine um ihn herum kannte er nicht. Vorsichtig betastete er sich, ob ihm nichts geschehen war und erschrak, als er merkte, dass einige von seinen Ecken abgesplittert waren. Unsicher registrierte er, dass es sich zwar etwas ungewohnt anfühlte, aber nicht weh tat. „Oh, deine erste größere Reise?“, fragte ein runder Kiesel neben ihm, der bei weitem nicht so erschöpft und mitgenommen aussah, wie der kleine Stein sich fühlte. Er nickte benommen. „Ui, du hast vorher immer am gleichen Fleck gelegen?“, fragte er, und bevor der Stein wieder nicken konnte, fuhr er fort: „Früher habe ich auch mal so ausgesehen wie du, aber durch meine vielen Reisen bin ich jetzt so rund und glatt. Immer, wenn ich eine Zeit an einem Platz verweilt habe, lasse ich mich weiter treiben. Dadurch habe ich diese Form bekommen. Inzwischen ecke ich auch nicht mehr so oft an, und das Reisen fällt mir immer leichter.

Am Anfang hatte ich auch Angst, und die ersten Reisen waren sehr beschwerlich. Inzwischen halte ich es gar nicht mehr lange an einem Platz aus. Der Fluss fließt immer weiter, und es ist so anstrengend und so schade, immer nur gegen die Strömung anzukämpfen. Ich habe schon soviel gesehen und erlebt. Ich habe meine Reise an der Quelle begonnen, und ich habe gehört, dass der Fluss irgendwann ins Meer mündet. Ich möchte nicht immer nur davon träumen, wie es da wohl aussehen könnte. Ich möchte es sehen.“ „Aber hast du denn keine Angst davor, alles zu verlieren?“, fragte der kleine Stein ungläubig. „Angst? Nein, nicht mehr“, antwortete der Kiesel und schüttelte den Kopf. „Das Wasser trägt mich mit sich, und ich muss mich kaum dafür anstrengen. Ufer und Sandbänke zum Ausruhen gibt es überall und andere Steine auch. Angst hätte ich, wenn ich mir jeden Tag Gedanken machen müsste, ob der Fluss mich vielleicht eines Tages davon reißt, und wie lange meine Kräfte reichen, um mich festzuhalten. Und ich hätte Angst etwas zu verpassen, wenn ich sehe, wie alles an mir vorübertreibt.“ Der kleine Stein versank in nachdenkliches Schweigen, bis schließlich die Nacht hereinbrach. Und als am nächsten Morgen die Sonne über den Baumwipfeln aufging, war der kleine Stein verschwunden. Nur eine winzige Mulde im seichten Wasser erinnerte an seinen Aufenthalt auf der Sandbank.
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Eliana
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Eliana »

„Die Sonne scheint für dich ( Anmerkung meinerseits -auch hinter den Wolken) - deinethalben, und wenn sie müde wird, fängt der Mond an, und dann werden die Sterne angezündet."

Sören Kierkegaard
FaceOff
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von FaceOff »

@ Krimi:

Danke, Krimi, für die Geschichte mit dem kleinen Stein! Mir standen die Tränen in den Augen, weil sie so gut passt zu meinem Leben.

Vor lauter Angst und Feigheit hab ich mich immer nur festgehalten an Menschen und Dingen, geradezu krampfhaft festgeklammert (wie der kleine Stein), wo doch gerade das loslassen so viele Türen öffnen kann....
*****************************************************

Die wunderbaren Leute sind dadurch wunderbar, dass sie nur sie selbst sind.
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Ich danke Dir für diesen Tag, für das Gute, sowohl auch für das Schlechte.

(Abendgebet der Lakota)
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Wer auf der Erde steht, kann nicht aus den Wolken fallen.

Hellmut Walter
Clown
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Clown »

Jeder Tag ist ein Geschenk, manche sind nur blöd verpackt.

(VerfasserIn mir unbekannt)
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes.

Woody Allen
Anita
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Registriert: 30. Aug 2003, 17:46

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Anita »

Zu sich selbst vollkommen ehrlich zu sein,
ist eine gute Übung.

Sigmund Freud



Freue Dich nicht über den,
der geht,
ehe du nicht den gesehen hast,
der kommt.

Aus Ägypten
Holgi
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Registriert: 28. Okt 2006, 19:43

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Holgi »

Wahre Stärke besteht darin, etwas aus Liebe zu tun.

Holgi
.......................
maggy
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von maggy »

Die Parabel der Trapeze (aus "Krieger des Herzens" von Danaan Parry)
Von der Furcht vor der Verwandlung zur Verwandlung der Furcht.

Manchmal denke ich, mein Leben sei eine Serie von Trapezschwüngen. Entweder hänge ich an einem Trapezbalken, der vor sich hin schwingt, oder, einige Augenblicke meines Lebens lang, schleudere ich durch den Raum zwischen zwei Trapezen.
Die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich damit, mich an meiner Trapezstange-des-jeweiligen-Augenblicks festzuklammern, als ginge es um mein Leben. Sie schwingt mich in einem bestimmten festen Rhythmus hin und her, und das gibt mir das Gefühl, mein Leben unter Kontrolle zu haben. Ich kenne die meisten richtigen Fragen und sogar einige der Antworten.
Aber hin und wieder, wenn ich glücklich (oder nicht ganz so glücklich) vor mich hin schwinge, schaue ich ein Stück vor mich und was sehe ich? Ich sehe, wie mir eine andere Trapezstange entgegen schwingt. Die Trapezstange ist leer und ich weiß, in dieser Stelle in mir, die weiß, dass auf dieser neuen Trapezstange mein Name steht. Sie ist mein nächster Schritt, mein Wachstum, meine Lebendigkeit, die gekommen ist, um mich zu abzuholen. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich, um zu wachsen, meinen Halt dieser augenblicklichen, wohlbekannten Stange los lassen und mich zur nächsten Schwingen muss.
Jedes Mal, wenn mir das passiert, hoffe ich (nein, ich bete), dass ich meine alte Stange nicht ganz loslassen muss, bevor ich die neue greifen kann. Aber in dieser Stelle in mir, die weiß, ist mir klar, dass ich meinen Halt an meiner alten Stange erst völlig loslassen und für einen Augenblick in der Zeit durch den Raum schleudern muss, bevor ich die neue Stange greifen kann.
Das erfüllt mich jedes Mal mit Schrecken. Es hilft auch nicht, dass ich es in all meinen früheren Schwüngen durch die Leere des Unbekannten immer geschafft habe. Jedes Mal habe ich Angst, dass ich daneben greifen werde, dass ich auf den unsichtbaren Felsen in der bodenlosen Kluft zwischen den Trapezstangen zerschmettert werde. Ich tue es trotzdem. Vielleicht ist dies das Wesen dessen, was die Mystiker Erfahrung des Glaubens nennen. Keine Garantien, kein Netz, keine Versicherungspolice, aber sie tun es trotzdem. Irgendwie steht es nicht mehr länger auf der Liste der möglichen Alternativen, weiter an dieser alten Trapezstange zu hängen. Also erhebe ich mich für eine Ewigkeit, die eine Mikrosekunde oder Tausende von Lebenszeiten dauern kann, durch die dunkle Leere des Zwischenstadiums, das da heißt: das Vergangene ist vorbei, die Zukunft ist noch nicht da. Man nennt das Übergang. Ich habe glauben gelernt, dass dieser Übergang der einzige Ort ist, wo sich wahre Veränderung vollzieht. Ich meine wahre Veränderung, nicht die Pseudo-Veränderung, die nur so lange anhält, bis ich das nächste Mal einen Tritt in den Hintern erhalte.
In unserer Kultur wird dieser Übergang als Nichts angesehen, als ein Nicht-Ort zwischen den Orten. Klar, die alte Trapezstange war real, und ich hoffe, dass es die neue Stange, die auf mich zukommt, auch sein wird. Aber die Leere dazwischen? Ist das nur ein angsterregendes, verwirrendes, orientierungsloses Nichts, durch das man so schnell und so ahnungslos wie möglich hindurch muss? NEIN! Was wäre das für eine verschwendete Gelegenheit: Mir drängt sich der Verdacht auf, dass dieser Übergangsbereich das einzig Reale ist und die Trapezstangen Illusionen sind. Wir haben sie uns erträumt, um die Leere zu vermeiden, die sich für uns dann auftut, wenn wirkliche Veränderung, wirkliches Wachstum für uns geschieht. Ob meine Vermutung stimmt oder nicht, sicher ist, dass die Übergangsbereiche unseres Lebens ungeheuer reiche Orte sind. Man sollte sie respektieren, ja sogar genießen. Trotz all des Schmerzes und der Furcht und den Gefühlen, außer Kontrolle zu sein Empfindungen, die solche Übergänge begleiten können sind sie trotzdem die lebendigsten, wachstumserfülltesten, leidenschaftlichsten, ergreifendsten Augenblicke in unserem Leben.

Wir können keine neuen Ozeane entdecken,
wenn wir nicht den Mut haben,
die Küste aus den Augen zu verlieren.

Die Verwandlung der Furcht muss gar nicht damit zu tun haben, die Furcht zu vertreiben. Wir müssen uns vielmehr selbst die Erlaubnis geben, im Übergang zwischen den Trapezen zu hängen. Wir müssen unser Bedürfnis, die neue Trapezstange, irgendeine Stange, zu ergreifen, umwandeln und uns selbst erlauben, an dem einzigen Ort zu verweilen, wo wirkliche Veränderung stattfinden kann. Das kann erschreckend sein. Es kann uns aber auch im wahrsten Sinne des Wortes erleuchten. Wenn wir durch die Leere schwingen, lernen wir vielleicht auch zu fliegen.
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
petra3741
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Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von petra3741 »

und da ist sie wieder die angst,
dass meine biohausaufgaben von 1983
nach plagiaten untersucht wird
und ich die siebte klasse nochmal
machen muss.

heute ist ja rosenmontag;-)
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

“Lieber Rosen am Montag als Asche am Mittwoch.”
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Alle Liebe dieser Welt ist auf Eigenliebe gebaut.

Meister Eckhart
FaceOff
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von FaceOff »

@Maggy: Danke, Maggy, eine wunderschöne Parabel!
Im Prinzip könnte ich nur wieder genau dasselbe schreiben, was ich bereits am 04.02. in Bezug auf krimi's Geschichte gepostet hab.

Genauso ist es auch mit dieser Parabel...genauso fühlt sich mein Leben im Moment an....völlig frei schwebend, jeglicher Illusionen beraubt und erstmals auf mich ganz allein gestellt....vielleicht sollte ich tatsächlich den Blick mehr auf die ungeheuren Chancen richten, die dieser Zustand dann wohl auch zu bieten hat....

Liebe Grüße an alle von Carla
*****************************************************

Die wunderbaren Leute sind dadurch wunderbar, dass sie nur sie selbst sind.
Frosty
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Frosty »

Wir leben zu sehr in der Vergangenheit, haben Angst vor der Zukunft und vergessen dabei völlig die Gegenwart zu genießen.
gost
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von gost »

.
Zuletzt geändert von gost am 6. Mär 2014, 08:13, insgesamt 1-mal geändert.
Anita
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Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von Anita »

Nachtrag zum Valentinstag:


Küssen ist
die Sprache der Liebe.
Also komm her
und sprich dich aus ...



LG

Anita
jep

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jep »

Ich bin nicht Hoffnungslos-
ich bin lediglich der Meinung,
dass das Hoffen auf einen besseren morgigen Tag Zeitverschwendung ist,
und mich an der Wertschätzung des heutigen Tages hindert.

John Taylor
jonojo

Re: Worte des Tages 2013

Beitrag von jonojo »

Kommunikation funktioniert um so besser, je mehr ihr Inhalt gegen Null geht.

Jean Baudrillard
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