Depression beginnend in der Kindheit

inka
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von inka »

lieber thomas, bei uns war es auch ganz entspannt und ich habe sogar im chor gesungen zur christmesse. das war sehr schön, obwohl ich vorher große angst hatte. viele grüße, inka
waltraut
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Hallo ihr Lieben, nun haben wir Weihnachten fast geschafft. Bei Inka und Thomas klingt es ja richtig nach Harmonie. Jetzt kommt die Zeit,auf die ich mich eigentlich immer freue: die Vorbereitung auf den Jahreswechsel. Die Weihnachshektik ist vorbei und ich zieh Bilanz,die trotz allem nicht negativ ausfällt,und kriege regelmäßig einen Adrenalinstoß für den neuen Anfang. Was hab ich geschafft,wo muß ich die Schwerpunkte legen? Für mich hat das eine ähnlich erneuernde Wirkung wie ein Umzug oder Umräumen in der Wohnung. Auf fröhliches Entrümpeln und neues Einrichten! Waltraut
waltraut
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Hallo an alle verletzten Kinder, das habe ich heute in der Zeitung gefunden in einer Buchbesprechung (es geht um Terror): "Warum stellen sich Menschen gegen das,was sie miteinander verbindet - ihr Menschsein?" Die Antwort: sie tun es,weil sie früh die Verbindung zu sich selbst verloren haben. Weil sie als kleine Kinder die Erfahrung machen,nicht bedingungslos geliebt zu werden und die Schuld dafür sich selber geben müssen,um sich nicht grausamen Eltern ausgeliefert zu fühlen. Sie müssen darum ihre authentischen Gefühle unterdrücken und in gehorsamer Anpassung ihr lebendiges Selbst als etwas Fremdes von sich abspalten.
jenny
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von jenny »

Liebe Waltraut, danke für die Beschreibung - schön und schrecklich! Was machen wir nun damit? Wie kommen wir zurück zu den authentischen Gefühlen und dem lebendigen Selbst??? Darum geht es uns ja wohl. Ich hab da echt so einen Zweispalt in mir: einerseits rühren mich solche Zeilen zu Tränen und ich kann mich in den Arm nehmen und beweinen - und das tut ja auch mal gut - andererseits denke ich SCHEISSE: ich will aufhören dafür zu bezahlen! "noch immer weint das Kind in mir" OK - und ich habe kapiert, es muß sich ausweinen und dann langsam erwachsen werden. Geweint hat es jetzt, meines Erachtens lange genug, kann es dann jetzt mal bitte anfangen erwachsen zu werden??? Ist nicht bös gemeint, ich hoffe, das weisst Du - aber angesichts dieser Beschreibungen, die in ihrer prägnanten Zutreffenheit ganz viel in mir auslösen, wird einteil von mir auch immer wütend und will nicht mehr, sorry Jenny
waltraut
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Hallo Jenny, geht mir auch oft so - ich hab sowieso das Gefühl,daß ich wenn ich im Forum bin,immer einige Grade besser drauf bin als den Rest des Tages. Sagen wir,ich denke dann konstruktiver... In mir ist noch ein großes Stück Traurigkeit,das mich immer wieder anfällt,ich möchte mich immer noch anlehnen. Aber da das nicht geht,fang ich halt mit kleinen Schritten an,zwei vor,einen zurück (manchmal drei). Ein bißchen Halt und Wärme hol ich mir auch hier im Forum. Waltraut
heike56
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike56 »

Hallo, jetzt bin ich frustriert, hatte vorhin einen längeren Beitrag hierfür geschrieben. Ich dachte, ich hätte ihn abgeschickt und jetzt ist er verschwunden. :-( Ich habe ihn direkt hier rein geschrieben, also auch keine Kopie. Jetzt müsst ihr euch bis morgen oder so gedulden. Tut mir leid! Euch einen schönen Abend noch! Heike56
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Heike, Shit! habe schon drauf gewartet und mich gewundert. Gute Nacht! Thomas
heike56
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Beitrag von heike56 »

Hallo, Ihr Lieben, nachdem gestern der Text verlorengegangen ist, ein zweiter Versuch. Als ich eure Beiträge gelesen habe, wegen Dankbarkeit gegenüber den Eltern, fiel mir ein Tagebucheintrag ein, den ich mit 15 geschrieben hatte. Damals hatte ich immer Angst tödlich zu verunglücken. Lieber Gott, ich will noch nicht sterben, ich habe meinen Eltern noch so viel zu danken. Ich bin weder von meinen Eltern misshandelt noch bewußt schlecht behandelt worden. Mein Vater war recht depressiv (was wir damals nicht wußten), er konnte! mir keine Zuneigung oder Geborgenheit geben. Er sagt heute sogar, dass er nie Leichtigkeit empfinden konnte. Die Depression zieht sich durch die ganze Familie, seinerseits. Meine Mutter lebte noch bei ihren Eltern im Haus, sie ist selber nicht aus der Kindrolle hinausgekommen. Wie sollte sie mir Selbstbewußtsein vermitteln oder auch Geborgenheit Das schlimme für mich war, ich habe nie Unterstützung bekommen, ich musste mit allem selber fertig werden. Geschwister habe ich keine. Sei es mit den Hänseleien der Mitschüler, für die ich ein einfaches Opfer war, weil ich nie gelernt hatte, mich zu wehren. Ich habe damals kein dickes Fell, das mich schützte. Ich konnte keine Grenzen ziehen gegenüber anderen Menschen. Das lerne ich jetzt mit 45 Jahren, langsam. Ich erinnere mich noch an einen andere Begebenheit, damals war ich vielleicht 5 Jahre, saß bei meinem Vater vorne im Kindersitz auf dem Fahrrad. Wir fuhren an einem Fluß entlang und ich hatte Angst hineinzufallen. Mir kam nicht der Gedanke, dass mich jemand da wieder herausholen würde. Während ich das hier schreibe, kommen mir die Tränen, weil ich spüre, wie sehr mir dieses Vertrauen gefehlt hat. Deshalb sind mir auch heute beständige menschliche Beziehungen sehr wichtig. Zum Glück habe ich einen solchen beständigen Partner. Meine Eltern haben, als ich älter war, versucht mir möglichst viele Dinge, besonders im sportlichen Bereich zu ermöglichen. Da denke ich gerade, ob das vielleicht ein Ausdruck ihrer Zuneigung war. Wo ich diese Gedanken aufschreibe, habe ich das Gefühl, dass das Leben da irgendwie dumm gelaufen ist. Es ist wieder dasselbe, ich verstehe alles. Ich weiß auch nicht anders damit umzugehen. Letztendlich bin ich ja auch nur wieder ein Opfer von Opfern. Vielleicht kommt noch eine Eigenschaft der Depressiven hinzu, nur die Defizite zu sehen, nicht das trotzdem. Was jeder geschafft hat, trotz der ungünstigeren Bedingungen. Vielleicht klingt das alles schon ziemlich abgeklärt, aber ich lebe seit mehr als 11 Jahren mit der Depression als Begleiter(in). Und mit meinen Problemen setze ich mich seit meinem 20. Lebensjahr immer mal wieder auseinander. Danke fürs zu hören. Dieser Text ist nun doch eine ganze Ecke anders geworden, als der gestrige. Dafür aber unter Word geschrieben, gespeichert alle 5 Min.,automatisch :-)) Viele liebe Grüsse von Heike 56
waltraut
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Liebe Heike, ich denke,da ist was dran,daß wir überhaupt nicht sehen wollen,was wir trotz allem geschafft haben! Und noch ein Wort zum Abgeklärt klingen. Ich hab auch immer das Gefühl,das klingt alles so weise und jenseits von allem Schmerz.Aber wir wissen beide,daß zwar die Gedanken sich "klären",aber die Gefühle uns trotzdem immer wieder voll einholen. Ich finde es toll,daß du einen liebevollen Partner gefunden hast,der dir etwas von dem Vertrauen gibt,das dir als Kind gefehlt hat. Lieben Gruß Waltraut
maria

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von maria »

Hallo Heike, dass deine Eltern versucht haben, dir vieles zu ermöglichen, kann man, finde ich, schon als einen Ausdruck von Zuneigung interpretieren (es sei denn, sie wollten, dass du für sie irgendwo Leistung erbringst, zu ihrer Genugtuung). Mir geht es gerade so, dass ich manches wiederentdecke, was ich in meiner Kindheit lernen durfte (Klavierspielen, Schi Fahren...), was andere sich gewünscht hätten und woran ich mich jetzt freuen kann. Erst jetzt, nach Jahrzehnten, entdecke ich diese Sachen wieder, und neulich habe ich bemerkt, wie ich richtig dankbar dafür bin. Es war doch nicht alles sooo schlecht. Mein Vater hatte uns Kinder bestimmt lieb, aber selber solche Defizite (so seh ich das heute), dass er auch nicht anders konnte. Ein lieber Gruß von Maria
heike56
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike56 »

Liebe Waltraut und Maria, dass meine Eltern mir diese Dinge ermöglicht haben, ist bestimmt ein Zeichen von Zuneigung. Ich bin irgendwann zu der Einsicht gekommen, wenn sie es besser gekonnt hätten, hätten sie es auch getan. Trotzdem bleiben die Defizite, aber damit muss ich leben lernen. Durch das Forum merke ich wieder mehr meine weichen, verletzlichen Seiten zu akzeptieren. Es tut gut auch mal traurig sein zu können. Ich trete sonst eher burschikos auf. Dass ich Depressionen habe, vermutet bei mir anfänglich keiner. Verletzlich zu sein hat nichts mit Schwäche zu tun, wenn ich es für mich akzeptiert habe, wird vielleicht Stärke daraus. Liebe Maria, wenn Du den Spaß an den Dingen wiederentdeckst, ist das ein Zeichen, dass es dir besser geht? (Sorry, habe deine Einträge nicht verfolgt) Liebe Grüsse von Heike 56
maria

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von maria »

Liebe Heike, du hast gefragt, ob es mir besser geht, weil ich Dinge wiederentdeckt habe, die mir früher Spaß gemacht haben. Das überlege ich mir auch oft, ich kann aber nicht sagen, dass es mir wirklich insgesamt besser geht. Manchmal denke ich schon, aber früher habe ich einfach gar nicht wahrgenommen, was mit mir los ist. Ich habe seit ca. 10 Jahren Depressionen, momentan nehme ich Medikamente und bewältige mit ihrer Hilfe einen Tagesablauf, wie ich ihn mir früher nicht zugetraut hätte (mit Kind, Haushalt, Beruf...) Aber meistens habe ich das Gefühl, dass ich ständig an den Grenzen meiner Belastbarkeit lebe. Trotzdem, die Depression hat manches bewirkt, über das ich froh bin. So z.B. dass ich gelernt habe, erstmal zu spüren, was in meinem Leben nicht stimmt, was in meinen Beziehungen zu anderen nicht stimmt... Und dass ich anfange zu lernen, mich ein bisschen nach meinen Bedürnissen zu richten. Und dass ich gelernt habe, mich anderen zu öffnen und so viele Freunde gewonnen habe, wogegen ich früher total vereinsamt war und wie betäubt durchs Leben ging. Insofern wollte ich nicht nochmal so sein wie vor 10 oder 20 Jahren, aber auf die schlechten Tage und vor allem Nächte, wo ich wach liege und weiß, der nächste Tag wird eine Quälerei, könnte ich gerne verzichten. Aber wahrscheinlich muss sich bzw. muss ich erst noch einiges ändern, bis das besser wird. Jedenfalls, das Wiederentdecken von Dingen, die Spaß machen, sehe ich als einen wichtige Schritt dazu an. Ich kann leider hier nicht so viel schreiben, da ich wenig Zeit habe, aber oft lese ich die Beiträge von euch hier und das gibt mir jede Menge Anstöße, nachzudenken. Und es tut auch gut, sich oft wiederzufinden in dem, was andere schreiben. Ein lieber Gruß von Maria
heike56
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike56 »

Hallo Maria, danke für deine Antwort. Wir sind beide anscheinend fast dieselbe Zeit krank. Ja, bei mir hapert es auch immer ein bißchen an der Zeit. Deshalb dir einen lieben Gruss zum Abend von Heike 56
susan
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von susan »

Ihr lieben alle, ich mache eine VT, und das,nachdem ich lange überlegt habe, ob ich diese oder eine Analyse machen sollte... man riet mir, die Verhaltenstherapie ist sinnvoller, man wühlt nicht soviel auf, man kann auf das HIER und JETZT einwirken, indem man das Verhalten ändert, Klingt ganz logisch.....und gräbt nicht in der Vergangenheit...dachte ich...ich merke jedoch, wie ich mich durch die Gespräche immer näher an die Kindheit heranpirsche, wie mir die Tränen laufen, wie mich Erinnerungen berühren, wie sie mich durcheinanderbringen , ich träume von Toten, ich begegne allen in meinen Träumen, Großeltern, Arbeitskollegen, Eltern, viele Personen tauchen auf und oft weiß ich am Morgen nur ,da waren sie ,aber an Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern.. Sie gehen mir nicht aus dem Kopf, sie lassen mich nicht los und ich habe das Bedürfnis, zurückzureisen.... Das habe ich meiner Therapeutin gesagt, sie redete mit mir über meine Träume und ich habe da ein Erlebnis, das kommt immer wieder...sie hat gesagt, wir sehen uns das näher an... ich gehe am Mittwoch zu ihr und ich habe Angst, obwohl ich das WILL, habe ich Angst...... ...wovor?????? Vielleicht geht es jemand ähnlich... Susan


leo
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von leo »

Liebe Susan, deine Angst ist verständlich. Aber so wie du das schreibst, scheint sich deine Vergangenheit dir geradezu aufdrängen zu wollen. Es gibt da keinen anderen Weg, als das aufzuarbeiten. Das geht oft nur mit furchtbaren Schmerzen, aber wenn man die verschütteten Gefühle von damals zulässt und noch einmal oder vielleicht auch viele Male durchlebt, verschwinden sie allmählich und es geht einem besser. Von Wühlen in der Vergangenheit halte ich auch nicht viel, aber wenn da offenbar etwas im Untergrund rumort und ans Licht will, muss man das anschauen und benennen. Nur dann können alte Verletzungen heilen. Bei mir waren das oft nach außen hin ganz banale Situationen, angefangen in der ganz frühen Kindheit, die Wunden hinterlassen haben. Zum Beispiel, als ich in der ersten Klasse beim Besuch des Nikolaus "aussortiert" und auf die Seite der Bösen gestellt wurde. Ich konnte mich immer an dieses Ereignis erinnern und hab es manchmal als Beispiel für pädagogische Unfähigkeit erzählt, aber erst in der Therapie konnte ich darüber weinen und mich nochmal fühlen wie damals als 6jähriges Kind. Das war nur ein Beispiel von vielen, aber so ist es mir mit vielem ergangen. Die Träume, die dich bedrücken, können dir viel über dich selbst sagen. Ich hatte zeitweise immer wiederkehrende Träume und erst, als ich allmählich gelernt habe, sie für mich zu deuten, haben sie sich verabschiedet. Einmal hab ich mir aus reiner Neugier, obwohl ich mit Esoterik und ähnlichem nix am Hut habe, von einem Kollegen Tarot-Karten legen lassen. Der ist da Experte und hat mir nur die Symbole erklärt, ohne etwa irgendwelche Interpretationen für mich zu liefern. Ich war total verblüfft, wie ich quasi auf Anhieb die Konstellation der Karten für meine Situation deuten konnte. Ich hab da wirklich ein Spiegelbild meiner Seele vor mir gesehen. Ich wollte das nur mal erwähnen, weil das so verblüffend war. Sicher ist das mit Vorsicht zu genießen, vor allem wenn man vielleicht an einen Pfuscher gerät. Liebe Susan, hab keine Angst, oder besser, stell dich der Angst und schau dir an, was in dir da angeschaut werden will. Alles Liebe Leo
susan
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von susan »

Hallo leo, ist das schön, von dir zu hören....ich hab's gewußt, du läßt dich nicht unterkriegen! deine Zeilen nehmen mir ein wenig die Angst, weil du sagst, es ist "normal", daß da ab und zu was auftaucht, was angesehen werden will. Bis jetzt hatte ich das aber eher NUR der Analyse zugeordnet, ich habe nicht gedacht, daß ich irgendwann mal im Vergangenen schwebe. Mit dem Nicolaus,...ich kann mir gut vorstellen, was das für ein schreckliches Gefühl war, Aussortiert zu werden, mann, was hat das alles angerichtet. Ich gehe dennoch mit ziemlich flauem Magen zum Termin, mir ist so mulmig, oder paßt das vielleicht eher in den thread "so ein komisches Gefühl"???? Mit den Tarot- Karten, ja es ist schon verblüffend, wenn da auf einmal vieles "stimmt",aber ich glaube nicht so recht dran.... Leo, ich danke dir für deine Zeilen. Dir wünsche ich viel Kraft und alles Liebe, um die Talfahrt durchzustehen, oder geht es gerade bergauf??? Lieber Gruß Susan


susan
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von susan »

Ihr Lieben alle, ich habe zu dem Thema schon oft geschrieben. Zur Zeit "wühle" ich viel in der Kindheit. Das hat auch schon einiges gebracht, ich habe vieles verarbeiten können, es gehört nicht mehr zu den mich belastenden, erdrückenden Problemen. Bin auch froh, diesen Weg gefunden zu haben. Viel konnte ich erst durch die Therapie, durch das Forum begreifen. Nun ist da etwas, womit ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll... Mein Vater hat mich in meiner Kindheit oft angeschrien, ausgeschimpft und war auch oft ungerecht zu mir. Das tut mir heute noch weh, wenn ich dran denke, obwohl ich inzwischen eine andere Einstellung zu meinen Eltern, meiner Kindheit, habe. (habe darüber schon in "Versöhnung mit den Eltern" geschrieben). Diese Anschreien bedeutete so etwas wie "Du bist unartig, du bist schlecht" und dazu gehörte die Strafe, ignoriert zu werden. Diese Kombination ertrage ich nicht. Mein Mann ist oft übermüdet, erschöpft von seinem Tag, dann kommt es auch mal vor, daß er etwas lauter wird...und er verläßt das Zimmer..oder geht alleine ins Bett...ich fühle mich ausgeschimpft und ignoriert, Inzwischen ist es so, daß mich sofort tiefste Traurigkeit erfaßt ich könnte nur heulen, und finde keine Worte. Ich leide sehr darunter, wenn jemand SO zu mir ist, das kann auch ein Arbeitskollege, ein Bekannter irgendjemand sein...immer das gleiche häßliche Gefühl. Ich habe es meinem Mann schon gesagt, aber er findet das nicht so schlimm, so meint er das doch gar nicht so...und es dauert nicht lange, dann ist es wieder so.. Was kann ich tun, daß ich das nicht so an mich ranlasse, daß es mir nicht so weh tut? trauriger Gruß Susan


titanic
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von titanic »

Liebe Susan, ich denke, das ist auch wieder ein Symptom der Depression. Und ich meine, wenn man sich das bewußt macht, ist es schon nicht mehr ganz so bedrohlich. Ich kenne das miese Gefühl nur zu gut, das mich beschleicht, wenn ich ignoriert, beschimpft, zurückgewiesen oder zurechtgewiesen werde. Es gibt Tage, da stecke ich es besser weg und dann gibt es Tage, da mache ich nur noch "zu" und versinke in absoluter Traurigkeit, möchte nur noch st.....(upps)... Doch auch, wenn es mich garnicht persönlich betrifft, wenn z.B. mein Mann die Kinder anschreit, dann kann es passieren, dass ich regelrecht zusammenschaudere und anfange zu heulen. Lass dich nicht unterkriegen, liebe Susan Liebe Grüße Titanic
heike56
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike56 »

Ihr Lieben, laute Stimmen, aggressiv kritisiert werden machen mir auch immer sehr zu schaffen. Ich weine dann und fühle mich so klein und hilflos in dem Moment. Meine Therapeutin hat mir vorgeschlagen, ich sollte versuchen mir die Gedanken, die im Kopf dabei ablaufen (ohne dass ich sie bewußt wahrnehme), bewußt zu machen. Dann könne man irgendwann mit dem Verstand entgegenwirken. Das ist für mich noch ein recht neuer Ansatz, aber ich glaube, das könnte mir helfen. Dir, lieber Susan, noch herzlichen Dank für deine lieben und aufbauenden Worte. Liebe Titanic, geht es dir ein bißchen besser? Viele liebe Grüsse an alle Heike56
waltraut
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Liebe Susan, ignoriert zu werden,ist für mich heute noch das Allerschlimmste. Mein Vater schrie nie,er war eher betont leise,aber er konnte tage-und wochenlang schweigen,meist mit mir. Es hat mich so fertig gemacht. Mit 12 fing ich an,mit Asthmaanfällen zu reagieren,die ihn manchmal aus seinem Schweigen geholt haben. Aber sonst wurde bei uns ziemlich viel geschrien,auch von mir. Mein Großvater brüllte meine Mutter an "schrei mich nicht an",sie brüllte zurück "ich schrei ja nicht,du schreist". Ich merke gerade,daß ich das total verdrängt habe. Daß dein Mann nicht versteht,was er dir da antut,kann ich mir vorstellen. Du kannst es ihm in guten Momenten natürlich immer wieder sagen. Ich versuche mal,das von der anderen Warte her zu sehen. Ich bin bei uns diejenige,die ihren Mann manchmal anschreit,auch die Türen knallt und ins Bett oder sonstwohin verschwindet. Mein Mann schaut dann manchmal sehr verletzt aus,aber er hält still. Meist ist sogar er es,der dann nach einiger Zeit auf mich zukommt. Ich hab mein Verhalten mal unter Wut und Aggressionen beschrieben. Ich schäme mich dafür sehr,leide darunter und fühle mich schuldig. Vielleicht hat dein Mann auch nicht gelernt,anders mit Druck umzugehen als ihn weiterzugeben? Vielleicht gelingt es dir,in so einem Moment ruhig zu bleiben und ihn zu fragen,wo ihn der Schuh drückt. Selbst wenn er dir diese Frage nicht beantworten kann,so wäre ihm doch der Wind aus den Segeln genommen,und es wäre wieder normale Kommunikation möglich. Aber ich denke auch wie Titanic,daß das in der Depression viel schwieriger ist als sonst. Und da dein Mann deine Depression ja als bedrohlich empfindet,ist die Gefahr,daß er ausflippt,unglücklicherweise auch größer. Die Idee Heikes,sich die Gedanken,die da ablaufen,bewußt zu machen,möchte ich für mich auch mal ausprobieren. Hast du eigentlich schon mal mit deinem Vater darüber gesprochen? Ihn gefragt,warum er schreit,und ihm gesagt,was er damit anrichtet? Lieben Gruß Waltraut
susan
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von susan »

Ihr Lieben, ich habe mich sehr über Eure Antworten gefreut. Es sind wieder Gedanken dabei, die mir sehr helfen. Ich werde auf jeden Fall mit meinem Mann nochmal darüber reden. Und das mit dem Bewußter-Machen, ich hoffe, mir gelingt es, denn oft ist dann alles außer den Tränendrüsen "außer Betrieb" Mit meinem Vater kann ich nicht reden, er hat das alles längst vergessen, zur Zeit hängt er an alles "...lein" und "...chen" ran, er spricht also in Babysprache. Das sind Kontraste zu früher und wenn ich ihm was davon sagen würde, denke ich, würde er evtl. denken, ich rede von jemand anders, aber nicht von IHM. Ich habe sowieso große Hemmungen, die jetzige "heile Welt" meiner Eltern zu "zerstören" Liebe Grüße Susan


anganima
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von anganima »

Liebe Susan, ich mag schreien auch überhaupt nicht, in mir zieht sich dann alles zusammen. Ich habe meine Eltern nur als schreiend erlebt, wenn sie sehr verletzt oder hilflos oder überfordert waren, und auch bei einer Freundin von mir, die 5 Jungs hat, ist das so. Ich fühle mich dann selbst hilflos, möchte helfen und weiß nicht wie. Sicher auch ein Muster aus der Kindheit. Meine Mutter, die selbst Eltern hatte, die sich in Auseinandersetzungen zerfleischten, wollte uns das ersparen und so wurden alle Spannungen zwischen meinen Eltern möglichst heimlich ausgetragen. An der Oberfläche herrschte Harmonie und ich dachte, das ist was sie wollen und brauchen. Ich habe lange Zeit gedacht, ich habe überhaupt keine Aggressionen, wollte, daß alles Harmonie und Frieden ist. Lange Zeit fand ich das auch gut, bis ich merkte, daß ständig meine Grenzen überschritten wurden, ich Verletzungen und Ängste nicht mehr nach außen bringen konnte. Weil ich meine eigenen Gefühle von Wut oder Schmerz als Kind nicht mehr wahrnehmen konnte oder zeigen wollte, las ich oft Geschichten über schlimme Unglücke und erzählte dann davon mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich konnte es selbst nicht glauben, aber dieses Lächeln stahl sich einfach auf mein Gesicht und ich konnte es nicht unterdrücken. Es war mir selbst peinlich, aber es hat nie jemand zu mir etwas deshalb gesagt, vielleicht hat es auch nie jemand wahrgenommen. Wenn ich mir irgendwo weh getan habe, hopste ich herum und lachte laut. Ist das nicht völlig absurd? Heute genieße ich es manchmal, laut werden zu können, wenn mich was stört oder auf die Nerven geht, wenn ich versucht habe, es friedlich zu lösen und keinen Erfolg damit habe, wenn meine Grenzen, die ich zu erkennen gegeben habe einfach ignoriert werden. Die erste, die mich das gelehrt hat, ist meine Tochter und dann meine psychisch kranke Schwester, die manchmal unglaublich ausfallend und gemein werden kann und oft ständig wechselnde Gemütszustände hat, die man nicht vorraussagen oder an Umständen festmachen kann. Einmal habe ich mit einer Freundin, die ebenfalls Probleme hatte sich lautstark zu äußern, ein kleines Spiel gemacht. Sie hatte eine Tochter, die damit kein Problem hatte, und ihre Versuche, sie vernünftig und ruhig von etwas zu überzeugen überhaupt nicht ernst nahm. Wir beschlossen schreien zu üben und wer am lautesten schreien konnte würde gewinnen. Wegen der Nachbarn drehten wir die Musikanlage auf volle Lautstärke und dann fingen wir an zu schreien. Zuerst hörte sich das relativ kläglich an, aber da die Tochter mitmachte, die keine Hemmungen kannte, packte uns der Ehrgeiz. Zuletzt brüllten und kreischten wir in voller Lautstärke uns alle gegenseitig an, probierten verschiedene Tonlagen aus, stampften auf den Boden usw. und erlebten ansatzweise die entsprechenden Gefühle dabei, aber als Spiel. Das hat ungeheuren Spaß gemacht, denn wir wußten ja alle, daß es nicht ernst gemeint war. Zuletzt waren wir völlig erschöpft und heiser aber auch voller Freude. Man kann dazu auch in den Wald oder in den Keller gehen und es allein probieren, aber mir hat es mehr Spaß gemacht und war wohl auch intensiver als Erfahrung, daß andere dabei waren. Ich bin immer noch selten laut, aber inzwischen weiß ich, das ich dieses Mittel zur Verfügung habe wenn ich es wirklich brauche. Umarmung von Anganima
susan
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Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von susan »

Ihr Lieben alle Ich war heute zur Therapiestunde und habe gedacht, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mir liefen unentwegt die Tränen, mich überfiel eine unendliche Traurigkeit, eine Hoffnungslosigkeit, wie ich sie schon lange nicht mehr kenne. Ich fühle mich in wie in einer Sackgasse und weiss nicht weiter. Dabei sieht doch alles gar nicht so schlecht aus, ich bin dabei , eine SHG zu gründen, und habe eine Familie, die zu mir hält. Dennoch fühle ich mich kraftlos und habe keine Energie mehr. Schon das Nachdenken, wieso das so ist, strengt mich an und macht mir Kopfschmerzen. Überhaupt ist mein Körper ein einziger Schmerz und ich könnte weinen wie ein kleines Kind. Schrecklich, dieser Zustand, ich halte ihn kaum aus. Und sicher hängt das auch mit der Therapiestunde zusammen, doch ich bin schon SO dahingegangen. Ich schreibe das in diesem thread, weil alles mit meiner Kindheit zusammmenhängt und weil ich mit denen, die es betrifft, darüber nicht sprechen kann, weil sie jetzt durch den Tatbestand, das ich so lange krank bin, an ihren Schuldgefühlen fast ersticken... Ich wurde als Kind behütet, man hat mich bewahrt vor den Menschen. Mein Vater stellte sie als "Böse" hin, es gab selten "gute" Man regelte alles für mich, man sortierte meine Freunde, ich entwickelte eine Angst vor den Menschen. Ich traute mich nicht, sie anzusprechen und ich verhielt mich ihnen gegenüber wie meinem Vater, ich widersprach nicht, ich forderte nicht, ich erzählte ihnen nichts, ich hatte zu Nichts und Niemand Vertrauen. Und diese Angst, die tief in mir steckt, macht es unmöglich, andere Menschen anzunehmen, denn mir sind nicht viele in meinem Leben begegnet und ich weiss eigentlich gar nicht, WIE sie sind....dennoch..ich habe meinen Mann kennengelernt und dies war nur möglich, weil er mich so nahm, wie ich bin, er hat nie gefragt, warum ich keine Freunde habe, warum ich so wenig selbstbewußt war - für ihn war das eben so Ich weiß, das es hier im Forum ganz viele liebe Menschen gibt, die verstehen und die einander helfen und nur deshalb habe ich auch den Mut, das hier aufzuschreiben ...und mich bei euch heute mal auszuweinen Trauriger Gruß Susan ....die Hoffnung, das es mir besser geht, habe ich, auch wenn ich im Moment den Boden unter den Füßen nicht spüre


christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Susan! ...wein ruhig, ich halte Dich - wenn auch nur virtuell - vielleicht schwemmen die Tränen ja etwas raus, ich wünsche es Dir - Tröstenden Gruß Christabelle
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Christabelle danke...das tut sehr gut ich habe auch gelesen, was du geschrieben hast, leider habe ich nicht die Kraft, dir zu schreiben...hoffe, das du dich bald besser fühlst Susan


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