Depressiver Charakter

fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo ecureuille,

mein Gott, soll mir keiner sagen, er hätte 'ne schlimme Kindheit gehabt, weil er einmal von seinen Eltern geschlagen worden ist!
Das ist ja echt der Hammer, was Du erlebt hast, kein Wunder, dass man/frau irgendwelche Blessuren davonträgt bei dieser Vorgeschichte.
Bei mir ist es eben "nur" der depressive Vater, der mich beschäftigt, denn ich kann mit keiner schlimmen Kindheit, so wie Du aufwarten.
Ich hatte eigentlich 'ne wahre Bilderbuchkindheit mit vielen Ausflügen, schönen Geburtstagsfeiern, usw.
O.k. es gibt da noch eine ältere Schwester, die mich gereizt, getriezt und mich zusammen gestaucht hat, wo immer ich ging und stand, das hat sicherlich nicht zur positiven ENtwicklung meines ohnehin schon depressiven Charakters beigetragen.
Denn für mich steht fest, ecureuille,(und da streiten sich die Experten ja noch) dass mindestens 80% des Wesens eines jeden MEnschens von der Genetik vorbestimmt ist - da bin ich mir ganz sicher.

Ich bin ja fast das beste Besispiel dafür: ich hatte eine so glückliche, wohlbehütete Kindheit, die auch so unbeschwert und fröhlich war (o.k. ich selbst war natürlich nicht immer fröhlich und schon gar nicht gesellig), dass aus mir doch eigentlich ein fröhlicher, selbstbewußter Mensch hätte werden müssen - nur ist von Selbstbewußtsein bei mir leider keine Spur (o.k. die Stimmung war in meinen ganz schlimmen Zeiten schon mal schlechter, keine Frage)
Ich hab allerdings leider viel von diesem depressiven "virus" mitbekommen, der in der Familie meines VAters "grassiert" - und deswegen kann ich auch nicht mehr so recht daran glauben, dass das GAnze - trotz geringer Fortschritte - noch mal so richtig gut wird bei mir!
Diese Leute-Scheuheit, diese Müdigkeit und Energielosigkeit, dieses "Entschuldigung, dass ich geboren bin"- selbstvertrauen haben mich ganz schön fest im GRiff.
Aber das muß nicht heißen, dass Du nicht wieder ganz gesund werden kannst, was ich DIr so sehr wünsche, ehrlich!
WÜrde mich freuen , wieder von dir zu hören, egal, ob es dir gut oder schlecht geht,

mit den besten, solidarischen Grüßen,

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

hab' erst mal vielen lieben Dank für deinen so überaus herzlichen, offenen und einfühlsamen Beitrag - Du glaubst gar nicht, wie gut ich mich fühle, hier Beiträge von ecureuille, lila90, Blaumeise und wie sie alle heißen und natürlich von DIR zu lesen.
Es gibt natürlich auch immer wieder so Stimmungsschwankungen, Tage sn denen man denkt, dass es gar nicht besser wird.
Und dann gibt es auch immer wieder so Licht- blicke wie am Freitag als mir mein Therapeut sagte, dass ich evtl. doch wieder werde arbeiten können - aber das war eben nur ein kurzer Lichtblick.
Insgesamt und im Allgemeinen regieren mich immer noch Lebensängste, ein Selbstvertrauen auf dem Niveau von "Entschuldigung, dass ich geboren bin", ewige Müdigkeit, leichte Konzentrationsstörungen, soziale Ängste und Grübeleien.

Aber danke dir, dass Du so rührend versuchst, mich wieder aufzubauen, herzlichen Dank!

Ja, im Vergleich von vor einem Jahr geht es mir wohl ein kleines Stückchen besser, aber was ist das für eine Krankheit, bei der man/frau erst nach einem Jahr eine kleine Verbesserung verspürt?

Jetzt ist wieder jeder Tag irgendwie gleich:
immer diese Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit und immer diese Gedanken: was will ICH eigentlich ganz konkret ( da geht's mir wie Ecureuille)

Da ist es immer noch ein ganzes Stück zur Normalität - aber wir dürfen uns einfach nicht klein kriegen lassen- das ist ganz, ganz wichtig.

Du hast recht: wir haben beide noch längst nicht verloren - auch wenn es manchmal Tage voller Verzweiflung und Trübsinn gibt!

Ja und in Bezug auf meine Mitbwohnerin hast Du voll ins Schwarze getroffen: sie versucht alles um mich davon zu überzeugen, dass sie KEINE ALkoholikerin ist (seit unserem Gespräch unter 4 Augen):
sie war am Wochenende mal wieder über Nacht weg (zum ersten Mal seit mindestens 5 Monaten, bisher verbrachte sie die WE's ausschließlich im Bett oder vor dem Computer)
Dann hat sie ganz beflissen ihre Blumen auf den Balkon gestellt, demonstrativ Schinken und Wurst eingekauft ( wobei sie die Bierflaschen wieder heimlich im Rucksack transportierte) und füllt jetzt heimlich den Kasten wieder mit vollen Flaschen auf (als ob sie mich wirklich für 'n bißchen doof hält).
Außerdem bunkert sie Bierflaschen mittlerweile im Kleiderschrank, damit es nicht auffällt, wieviel sie trinkt.
Du hast mir jetzt vorgeschlagen, mit ihr gemeinsam Therapieplätze und Kliniken ausfindig zu machen, aber dazu müßte sie erstmal einsehen, dass sie professionelle Hilfe braucht, was sie im Moment ja noch nicht tut.
Und außerdem ist es auch wichtig, wie Du völlig richtig geschrieben hast, dass ich mich selbst schütze, dass ich mit meinem Altruismus nicht zu weit gehe...
Du kennst das ja auch, dass man immer zuerst an andere Leute denkt und dann irgendwann auch mal an sich selbst.Aber es stimmt schon: sie kann eigentlich ihr Problem nur selbst lösen (genauso wie mein Vater seins) - ich kann immer nur die Anregungen, die Tipps und die Vorschläge machen, bzw. geben.

Danke dir auch für deine guten Wünsche für mich in Bezug auf meine Leichtigkeit (genau das selbe hat mir übrigens auch mal eine gute Freundin von mir gewünscht):), mein Selbstvertrauen usw., usf.

Dasselbe wünsche ich dir auch von ganzem Herzen und in einem bist Du deinen Mitmenschen mit deiner Lebensgeschichte voraus: du bist nach meiner Meinung dadurch ein ganzes Stück reifer,lebenserfahrener und selbständiger als viele deiner altergenossInnen - das kommt mir auf jeden Fall so vor, wenn ich die Geschichten von dir oder von Ecureuille lese...

Ich wünsche dir weiterhin viel, viel Erfolg , Freude und Spaß (o.k. ich weiß, das ganze ist kein Robinson-Club-Urlaub) in deiner TK, dass du auf deinem Weg weiter gehst, den Du eingeschlagen hast ( ich hab' so das dunkle Gefühl, es ist der richtige!):),

Ich drück dich ebenfalls virtuell mal ganz feste und schick' dir ganz, ganz liebe Grüße aus dem bewölkten Frankenland,

bis hoffentlich bald,

fletzy
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo Fletzy,

jetzt muss ich doch erstmal schimpfen! Wir veranstalten doch keine Wettbewerb, wer mit welchen Geschichten aufwarten kann! Jeder hat seine eigene Geschichte, die einen prägt. Und da gibt es kein Schlimmer oder Besser. Hinzufügen sollte ich vielleicht, dass ich mich in das Schimpfen miteinschließen sollte. Gerade in der Klinik, aber auch hier kommt mir auch immer wieder der Gedanke ich würde mich im Vergleich zu anderen anstellen.

Ich denke auch, dass vieles Veranlagung ist. Also zum Beispiel hat mein Bruder, der ja nun dasselbe erlebt hat, keine psychischen Probleme. Der ist aber auch von Kind an anders damit umgegangen. Die Gene?!

Das Depressionen und Ängste vererbbar sind, ist ja durchaus auch unter Experten eine Hypothese. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man herausgefunden habe, Angstpatienten hätten irgendein Gen doppelt.

Ich glaube also auch an Veranlagung und Gene. Das heißt aber ja nicht, dass man dem hilflos ausgeliefert ist! Durch Therapie und Medikamente kann man seine Dünnhäutigkeit, seine hinderlichen Verhaltens- und Denkstrukturen ändern. Aber das dauert natürlich!! Also dran bleiben, Hoffnung bewahren und weiter kämpfen. Das packst du schon.

Tja, ob man/wir wieder jemals ganz gesund werden?? Von der Hoffnung habe ich mich längst verabschiedet. Aber ich versuche zu lernen damit umzugehen, es nicht zu dramatisieren, dann stell ich die Medis halt wieder um oder fahr die Dosis rauf, dann nehm ich halt wieder Benzos, dann geh ich halt wieder in die Klinik. Wenns denn hilft und es dann wieder und wenn nur ein wenig und wenn nur für kurze Zeit besser wird. Oh, ich hoffe nur, dass ich meine Worte nicht vergesse. Die größte Angst, die ich habe, ist die Angst keine Kraft mehr zu haben zu kämpfen, dass ich die Hoffnung aufgebe.

So, dann noch ein paar kluge Worte einer (Ex?) co-abhängigen Tochter. Du kannst machen und sagen, was du willst: es wird sich nichts ändern. Sie alleine muss kapieren, dass sie ein Problem hat und dann kannst du sie natürlich unterstützen. Alles andere ist vergeudete Liebesmüh und Energie. Leider kann die Erkenntnis eines Alkoholikers auf sich warten lassen und oft müssen sie ziemlich am Boden sein. Aber, lieber Fletzy, du kannst nichts daran ändern!! Also pass auf dich auf und denk an dich. Sie muss den ersten Schritt tun.

Liebe Grüße
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hallo fletzy!

Das ist super, dass dir bewusst ist, dass deine Mitbewohnerin erst einsehen muss, dass sie krank ist, bevor sie sich selbst zu einer Therapie o. Ä. entscheiden kann!

Um diese Einstellung zu erlangen, habe ich Jahre gebraucht.

Zu den Depris gebe ich dir Recht, dass man sehr oft erschöpft und antriebslos ist.
ABER DU VERGLEICHST DICH WIEDER MIT ANDEREN!
Keiner kann dir sagen, wie schnell du DEINE Depression im Griff haben kannst, denn:

JEDE DEPRESSION IST ANDERS.
Ob Herr Meier, Frau Schulze oder ich jetzt Fortschritte machen, die du (aus deiner Sicht) noch gar nicht gemacht hast, spielt doch überhaupt keine Rolle!
Vielleicht hast du schon einiges geschafft;
da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher:
Denn ich "vergesse" oft (bzw. will mir nicht eingestehen), wie positiv und wie stark ich mich schon verändert habe...
Ist dir diese Denkweise bekannt?

Das heisst nicht, nur weil ich für mich Fortschritte mache, dass nun alles supi ist...
Nachwievor zeigt sich, dass ich kontaktscheu bin; für mich eines der größten Probleme...

STOP!
Ausserdem machst du dich indirekt wieder schlecht, wenn du dich mit VERMEINTLICH erfolgreichen oder energiereichen Menschen vergleichst, weil "der/die XY kann/hat schon das und das"...


Danke für deine lieben Worte!
Tatsächlich sagen mir viele Leute, dass ich reifer bin als die meisten in meinem Alter.
(vielleicht werde ich deshalb älter geschätzt? Letztens wurde ich auf 28, 29 Jahre geschätzt, dabei bin ich sehr sehr bald erst 22
vielleicht sollte ich die Faltencreme wechseln... )

Dies empfinde ich auch so; ich bin einfach so und umgebe mich meist mit Leuten, die etwas älter oder älter sind als ich.
Auf der anderen Seite ist das gar nicht so einfach, dann unter Gleichaltrigen klar zu kommen, da diese auf mich oft "kindisch" wirken und ich umgekehrt vermutlich "altbacken, überhoben und spießig" wirke...
Obwohl ich das absolute Gegenteil davon bin ok, jeder ist ein bissl spießig

Lieber fletzy, ich wünsche dir, dass du weiterhin auf dem Pfad gehst, der deiner ist und dass dein Vertrauen in dich selbst Tag für Tag wächst!

3x darfst du raten, was ich mir sehr sehr bald wünschen werde

Die TK ist kein Robinson-Club, aber manchmal, eigentlich fast immer, ist es genauso
Wir lachen fast pausenlos und das ist auch wiederum eine gewisse Art von Therapie

Fühl dich ganz lieb umarmt!
Ganz liebe Grüße aus dem ebenfalls bewölkten, regnerischen und kalten (brrrrr!)
Ruhrgebiet!
white orchid
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Ecureuille,

ne,ne muß hier kein Wettberwerb der schlimmsten Lebensgeschichten werden (wobei Du ja ziemlich gut abschneiden würdest...)

Aber Spaß beiseite:

Ich denke mir eben nur, wenn ich "nur" eine schlechte Kindheit gehabt hätte, mit Schlägen, Bestrafungen aller Art usw., dabei aber psychisch gesunde Eltern gehabt hätte (ohne Depris), ich aber trotzdem depressiv geworden wäre, dann wüßte ich ja genau, dass es an meiner schlimmen Kindheit gelegen hätte, dass ich depressiv geworden wäre, dann wüßte ich eben genau, dass man/frau durch die Lebensumstände depressiv werden kann, ohne dass man genetisch vorbelastete Eltern haben muß, weißt Du was ich meine?

Aber in einem Ding sind sich ja die Experten einig und insofern muß ich dir da widersprechen (da kommt eben der typische Lehrer durch:)) Die Experten sind sich längst einig, dass sich Depressionen und Ängste vererben können (das ist längst keine Hypothese mehr!), die Frage ist nur, und da kommen wir wieder zum Ausgangspunkt des threads zurück, wieviel Prozent sind Gene und wieviel Sozialisation, was Du dich ja auch schon gefragt hast?

Ja, auch ich habe Angst davor, dass ich keine Kraft mehr zum Kämpfen habe, so wie Du - das ist ja das unglaublich Gemeine und Heimtückische an der Krankheit: sie raubt einem die Kräfte, die man/frau eigentlich bräuchte, um gegen diese Krankheit anzukämpfen und oft genug raubt sie einem eben auch noch die Hoffnung, dass es wieder besser werden könnte, während man bei vielen anderen (längst nicht bei allen!) Krankheiten doch immer noch die Hoffnung hat, dass es wieder besser werden kann. (z.B. bei Krebs).
Das soll aber überhaupzt nicht zynisch oder gar sarkastisch klingen gegenüber Krebskranken, da bei diesen eben recht häufig auch noch Depressionen hinzukommen, die einem die letzten Hoffnungsschimmer rauben.
Ganz grausam ist bestimmt auch MS, da die Krankheit zwar in ihrem Verlauf verlangsamt werden kann, aber eben auch hier sehr, sehr häufig Depressionen hinzukommen können...

In Bezug auf meine alkoholkranke Mitbewohnerin befürchte ich, dass Du mit deiner Aussage, dass sie selbst ihr Problem einsehen muß, bevor es zu einer Besserung kommen kann, Recht hast - alles andere ist wahrscheinlich echt vergebene Liebesmüh und da muß ich vermutlich erstmal an mich denken.

Ich habe heute von einer Sozialarbeiterin, die ich um Rat fragte, einen Tip bekommen, doch mal zu einer SElbsthilfegruppe von Angehörigen von alkoholkranken Menschen zu gehen, jetzt denke ich mir aber, dass ich erstmal gar keine Angehöriger bin und zweitens denk' ich mir, mir muß es doch selbst erstmal 100 %-ig wieder gut gehen, bis ich mich um andere Leute kümmern kann und da kann ich wahrscheinlich lange drauf warten...
Oder meinst Du so eine SHG macht einen Sinn?
Ich hab' das Gefühl, dass ich erstmal für mich eine Depressiven-SHG aufsuchen müßte, bevor ich mich so einer ANON-SHG anschließen könnte!
Ich hab' einfach inzwischen nur Angst um meine Mitbewohnerin, die eines Tages mit einer Platzwunde am Kopf bewußtlos auf dem Boden liegen könnte und ich sähe sie ja zuerst als ihr Mitbewohner und müßte den Notarzt anrufen (meine Erste-Hilfe-Kenntnisse halten sich in sehr engen Grenzen).

Aber inzwischen ist es eben nicht nur die Angst um sie, sondern auch um mich, bzw. die Wohnung. (sie hat hat ja schon einmal, als sie bedudelt war, die Herdplatte angelassen und einmal gab's ja 'ne riesige Wasserlache auf dem LAminatboden im Wohnzimmer!)
Wenn ich die nicht rechtzeitig bemerkt hätte, hätten wir (meine Eltern und ich) den Schaden bezahlen dürfen, da der Mietvertrag auf den Namen meines Vaters läuft! (Meine Mitbewohnerin ist eben nur Untermieterin)

Danke auch für Deine aufmunternden Worte, ich wünsche dir auch, dass Du die Hoffnung nie aufgibst, immer am Ball bleibst (dass Du kämpfen kannst, weißt Du ja schon:)!)

Mein Gott, Ihr Leidensgenossen da draußen im Internet seid mir umso Vieles näher, als so mancher Arbeitskollege, den ich schon mal leibhaftig gesehen habe, ist echt so!

Tapfer sein,

LG,

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

tausend Dank für deinen wiederum so hilfreichen, nützlichen, lieben und herzlichen Beitrag.
Ich habe auch schon Ecureuille geschrieben, dass Deine/eure Beiträge mir so unendlich viel mehr geben als irgendwelche oberflächlichen Gespräche mit meinen mich umgebenden Menschen, die ich leibhaftig vor mir sehe (außer mit Freunden natürlich).

Ja, ja diese Müdigkeit und Kraftlosigkeit - wenn man wenigstens die überwinden könnte, damit man mal wieder etwas unternehmen kann, das einem wieder Selbstvertrauen gibt - irgendwie ein Teufelskreis das Ganze, oder nicht?
JA,ja diese Vergleiche - Gift für die Seele, Gift für das SElbstvertrauen und trotzdem ertappe ich mich immer wieder, dass ich mich mit anderen, gesunden Menschen vergleiche.
Dabei mache ich jetzt mittlerweile immerhin die dritte Therapie mit, damit ich diese Gewohnheitsmuster durchbreche...

Letzthin können eben die Medikamente einen auch nicht wieder gesund machen, sondern helfen einem nur bis zu einem gewissen Punkt, helfen einem, nicht völlig in Lethargie und totaler Hoffnungslosigkeit zu versinken, letztendlich aber können Sie einen nicht völlig wieder gesund machen.
Das jedenfalls sagt mir immer wieder mein mich behandelnder Psychiater - und damit hat er vermutlich (leider) Recht.

Das letzte bißchen müßte eben durch "psychosoziale Integration" kommen, wie er es nennt - leichter und schöner gesagt als getan.

Aber sehr wahrscheinlich müßte ich lernen, mit gewissen EINSCHRÄNKUNGEN ZU LEBEN, wie er es das letzte Mal nannte - und da bin ich ja weiß Gott nicht alleine, wie mir ein Blick in dieses Forum beweißt.

Einmal sagte er mir - in einem sehr ehrlichen Moment - : " Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob Sie wieder gesund werden."

Da war er mal ganz , ganz ehrlich und offenbarte damit doch die insgesamt noch so große Unwissenheit und Ahnungslosigkeit der Psychiatrie - unser Gehirn ist eben doch noch ein großes, großes Mysterium und viele Abläufe, viele Strukturen sind einfach noch viel zu unbekannt und unerforscht - das muß man einfach akzeptieren.

Ach ja, bevor ich das Ganze mit meiner Mitbewohnerin vergesse:
ich war heute bei einer Sozialarbeiterin und die gab mir den Tip, doch mal zu einer SHG für Angehörige von alkoholkranken Menschen zu gehen.

Doch, liebe w.o., ich denke - das hab' ich auch bereits ecureuille geschrieben, dass ich zum einen kein Angehöriger bin und zweitens muß es mir doch selbst richtig gut gehen, bevor ich mich so für andere Leute engagiere.

Sie ist zwar eine Freundin von mir, aber irgendwo hören doch auch Freundschaftsdienste auf und fängt Selbstschutz an, meinst Du nicht auch?
Sie hält sich - nach außen hin - seit Samstag auch mit dem Alkoholkonsum zurück. (Wieviel sie allerdings in ihrem Rucksack transportiert, kann ich nicht genau feststellen)

Jedenfalls ist sie inzwischen dazu übergegangen, die leeren Bierflaschen sogar im Kleiderschrank zu verstecken - also sowas wie Schamgefühl hat sie trotz allem noch!

Und nochmal zurück zu den Depris:

Mein Psychotherapeut sagte mir am Freitag, dass es inzwischen Präparate auf dem Markt gäbe, die zwar die Demenz nicht aufhalten oder sogar rückgängig machen könnten, aber immerhin könnten sie den Verlauf der Demenz noch verlangsamen. Und was mein Vate hat ist eben eine durch seine Schwermut erworbene DEmenz, die natürlich vom zunehmendem Alter nicht günstig beeinflußt wird...
Vielleicht sollte ich noch einmal ganz ruhig mit ihm reden oder ihm noch mal einen ganz sachlichen Brief schreiben, worin ich ihn auf diese Behandlungsmöglichkeit aufmerksam mache...

Denn mittlerweile sind seine Konzentrations - Gedächtnis -, und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten ziemlich krass geworden, so dass bei ihm eine Pflege im Heim oder in der Geriatrie wohl nur noch eine Frage der Zeit scheint!

Aber solange ihm meine Mutter ihm noch den Rücken stärkt und über dieses Thema nicht so richtig reden will (manchmal mehr, manchmal weniger), ist das wahrscheinlich ebenfalls , wie Ecureuille sich ausdrückte "vergebene Liebesmüh".

Mich macht das alles so unglaublich wütend und auch ein bißchen traurig!

So , genug gelabert, will nur noch mal meinem Wunsch Ausdruck verleihen (ja,ja geschwollen daherreden konnte ich schon immer ganz gut...ggg), dass Du wirklich in deiner TK Fortschritte machst, dass Du am Ball bleibst, dich nicht unterkriegen läßt
(aber da hab' ich bei Dir irgendwie keine Bedenken, Du kommst immer so unglaublich positiv rüber in deinen ganzen Beiträgen) und denk an den Spruch von meinem Großonkel: TAPFER SEIN!

Ich drück dich zum Abschluß mal virtuell ganz doll und sei ganz, ganz lieb von mir gegrüßt,

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

ich bin's noch mal ganz kurz:

dass Deine Wünsche in ERfüllung gehen mögen!!
UNd lass es dir an deinem Burzeltag (der müßte doch bald sein, oder?) richtig, richtig gut gehen, ohne schlechtes Gewissen!!

GLG,

fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hallo lieber fletzy!

"Psychosoziale Integration" - toller Begriff
Auf Deutsch: das Erlernte im Umgang mit Menschen anwenden

Klar, dass das nicht so einfach ist:
bedenke bitte, dass du dabei eigene Verhaltens- und Denkmuster, welche du über Jahre oder Jahrzehnte an den Tag gelegt hast, ändern musst!
DAS IST NICHT EINFACH UND GESCHIEHT NICHT VON HEUTE AUF MORGEN!
Zudem (und da ist denke ich ein Vergleich mit den Normalos sogar sehr sinnvoll) tun sich ja schon Normalos sehr schwer mit Veränderungen und viele stellen sich selbst während ihres Lebens nie in Frage!
Stimmt's?

Zu den ANON-Gruppen muss ich dir etwas sagen:
da geht es in erster Linie um Angehörige!
Mit Angehörigen sind nicht nur Verwandte, sondern auch Freunde gemeint!
In diesen Gruppen haben eben diese Freunde, die durch den alkoholabhängigen Menschen belastet sind, die Möglichkeit, ihre Wut, ihre Trauer, etc., kundzutun.

Allerdings kann ich deine Meinung voll verstehen, dass du erstmal mit deinem Problem klar kommen willst!
Das geht mir genauso!
Hatte mir schon ANON-Gruppen gesucht, aber für mich ist die Auseinandersetzung mit mir selbst im Moment wichtiger.

Zur Behandlung von Depressionen:
ADs, TK, Therapien, etc. können alle helfen...
Natürlich kann und will dir niemand versprechen, dass du mal "gesund" sein wirst.
Ich denke dann:
Wenn mir ein Therapeut sagen würde, dass ich mal geheilt bin und ich merke, dass dies nie der Fall sein würde, wäre ich am Boden zerstört.
Es ist besser, mit einer vielleicht unangenehmen Wahrheit zu leben als immer wieder an einem Irrglauben festzuhalten...

Aber man kann die Wahrheit ja selbst mitbestimmen

Einen Brief an deinen Vater sowie an deine Mutter zu schreiben wäre eine gute Idee, wenn es leider auf dem Weg des Sprechens bei beiden nicht ankommt.
Papier ist geduldig - und sie können dir nicht ins Wort fallen, denn deine Worte stehen schon da

fletzy, ich wünsche dir auch von Herzen, dass du auch trotz der vielen Umwege, die glaube ich jeder kennt, immer wieder auf deinen Weg zurückfindest;
dass du dich nicht entmutigen lässt, auch wenn ein Ziel noch 5, 10 oder 50 km entfernt ist: du bestimmst das Tempo; auf deinem Weg gibt es kein Tempolimit
Und den gefährlichen Stellen, die einen abrutschen lassen, kann man mit einem Gegenlenk-Manöver begegnen...

So, genug der philosophischen Worte

PS: Danke! Hab's mir (wann bloß? ) sehr gut gehen lassen
Es hat einfach nur gut getan, so viel Freude mit anderen Menschen teilen zu können
Und immaterielle Geschenke sind immer noch die Schönsten

drücke dich virtuell auch ganz lieb!
Jeder Tag ist ein neuer Anfang
Ganz ganz liebe Grüße
white orchid
Luca-Estelle

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von Luca-Estelle »

Hallo fletzy und hallo an alle lieben Leute hier!

Habe gerade den kompletten Thread durchgelesen und ich wusste sofort: ja, hier gehöre ich dazu! Seit über 7 Jahren leide ich unter schweren Depressionen, die mal 5 oder auch bis zu 9 Monate lang dauern. Die beginnen immer im Frühling und spätestens Ende des Herbstes oder im Winter hören sie wieder auf.

Ich habe KEINE depressiven Eltern und ich frage mich seit über 7 Jahren, woher das bei mir kommt und warum und wieso...

Meine Psychiaterin sagt dazu immer: "Fragen mit WARUM am Anfang bringen sie nicht weiter!" Lange habe ich diesen Satz nicht umsetzen können. Heute weiß ich, dass es wirklich unerheblich ist, was die Gene machen und was möglicherweise von unserer Umwelt herrührt. NATÜRLICH würde es mich immer noch brennend interessieren, aber wirklich wichtig sind diese Fragen nicht!!

In den letzten Jahren habe ich so ziemlich alles, was an ADs auf dem Markt sind, ausprobiert. Ich kenne sämtliche Nebenwirkungen, Absetzerscheinungen und ganz nebenbei habe ich 30 kg zugenommen.

Inzwischen bin ich der Meinung, dass mir die Psychotherapie am weitaus besten hilft! Alleine dadurch konnte ich falsche Denkstrukturen über die Jahre hinweg langsam, aber beständig auflösen! Ich habe mir das Leben ganz schön schwer gemacht: Was denken die Nachbarn? Wieso schaut der Chef wieder so schepps - das kann doch nur wegen mir sein! Wie kann ich A, B, C .... Z HELFEN?? Warum bin ich so unvollkommen? Wieso schaffe ich es nicht, wie jeder andere normal arbeiten zu gehen? Wieso grüßt mich die Nachbarin plötzlich nicht mehr? Et cetera pe pe. Ich brauche das nicht länger ausführen, JEDER hier weiß, wovon ich rede!

Ich will Euch auch gar nicht länger langweilen, ich schreibe Euch lieber, was mir momentan HILFT, mein Leben zu meistern:

Positive Wege beschreiten: nicht fragen, warum ich so dick bin, sondern mich freuen, dass ich so schönes Haar habe! (Gibt es endlos weitere Beispiele!)

Nicht denken, was andere denken könnten! Sich einfach mal mehr AUF SICH SELBST konzentrieren!!

Sport machen! Ich habe Sport immer gehasst und hätte nie gedacht, dass mir das mal soviel bringen könnte!! Meine Freundin hat mich quasi mit festen Verabredungen fast dazu gezwungen. Sie meinte, ich hätte schon so vieles im Kampf gegen die Depris versucht, jetzt MÜSSTE ich das noch ausprobieren. Wenn's net hilft, schaden tuts mir auf keinen Fall.

Recht hat sie! Wir haben Anfang des Jahres mit 2x walken pro Woche begonnen und ich brauchte immer ihre Initiative. Inzwischen jogge ich fast täglich alleine bzw. mit meinem lieben Hund. Mein innerer Schweinehund, der keinen Sport mag, ist übrigens noch keinen mm kleiner geworden!! Ich muss mich jedesmal von Neuem aufraffen, aber HINTERHER, spätestens nach der Dusche, geht es mir viel viel besser!! Das Laufen in der Natur hat so viel Gutes in sich! Das Herz muss pochen bis zum Hals und der Schweiß muss rinnen!

Nachdem ich in Absprache mit meiner Psychiaterin das abendliche Mirtazapin absetzen konnte, habe ich ganz nebenbei 10 kg abgenommen! Seit dem Sport treiben sind nochmal 7 kg runtergegangen! Meine Figur ist jetzt wieder ganz passabel

An Medis nehme ich übrigens seit einem Jahr Trevilor, momentan als Erhaltungsdosis 150 mg morgens.

Meine Psychiaterin hat mir erklärt, dass Ausdauersport DEFINITIV den Gehirnstoffwechsel normalisiert!

Nun noch ein Wort zum Thema "Gehirnstoffwechsel", das geht vor allen Dingen an fletzy: denk nicht so viel über die psychischen Auslöser der Depris nach! Es ist längst erwiesen, dass im Gehirn gewisse Botenstoffe nicht mehr dahin gehen, wo sie hingehen sollen und wenn ein synaptischer Spalt nimmer von z.B. Serotoninen "gefüllt" wird, kann der optische Reiz sich nicht mehr in ein Gefühl "wandeln"! Man sieht also die Sonne, aber das sonst eintretende Glücksgefühl stellt sich nicht ein!

DAS ist ja das Fatale an den Depris!! Ich stand in den letzten Jahren hunderte Male vor meinem Klavier und WUSSTE nicht mehr, was ich mit diesem Kasten jemals schönes getan habe! Mein Hirn ist in der schlechten Zeit NICHT in der Lage, den Blick auf das Klavier mit Musik machen, singen und guten Gefühlen zu koppeln!

Und so ist es mit jeder Gefühlsregung. NICHTS ist mehr möglich, weder Freude noch Trauer, kein Weinen, keine Wut...

Aber wie gesagt: fragen wir uns nicht länger WARUM, sondern tun wir etwas! Macht Sport, ich kann es Euch nur ans Herz legen! Geht raus in der Natur und Ihr werdet sehen, es hilft - und wenn es nur ein klein wenig ist! Am nächsten Tag: wieder raus! Egal, wie das Wetter ist! Vorgestern bin ich mit meinem Hund in ein schweres Gewitter gekommen, wir waren am Ende pudelnass (obwohl er kein Pudel ist und ich fühlte mich dennoch prächtig! Ich habe etwas GETAN und ich habe das Gefühl, dass ich dieser Sch...krankheit nicht vollkommen hilflos ausgesetzt bin!

In diesem Sinne wünsche ich Euch: Kämpft diesen Kampf, denn der Sieg ist Eurer!

Ganz liebe Grüße
Luca-Estelle
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo,

es hilft nicht unbedingt zu wissen, warum man depressiv ist. Mir ist das alles vollkommen klar, aber helfen tut mir das nicht wirklich. Wichtiger ist zu erkennen, welche Verhaltensmuster schädlich für einen sind und diese zu durchbrechen. In Angesicht der Tatsache, dass man diese, warum auch immer, schon mehr oder weniger sein Leben lang mit rumschleppt, dauert das einfach seine Zeit.
Fletzy, versuche die Erkrankung anzunehmen, nicht darüber zu verzweifeln, dass du nicht weißt, woher es kommt und vielmehr zu schauen, wie du es wieder wegbekommst, bzw. besser damit leben kannst!

Ja die Hoffnung sollte man nie verlieren und weiterkämpfen. Manchmal fällt es schwer! Mir gibt es Sicherheit, dass ich weiß, dass ich einen sehr guten Therapeuten, einen guten Sozialarbeiter und eine super Klinik an meiner Seite weiß, die mich schon irgendwie wieder aufpeppeln. Und mein Bruder ist Gott sei Dank auch noch da. Hast du auch ein "Sicherheitsnetz?"

Letztendlich ist es mir wurscht, wieviel Genetik und wieviel Sozialisation. Ändert das was? Ich denke nicht. Und was die neuronalen und hormonellen Veränderungen angeht, stell ich mir immer die Frage, was wohl zu erst da war: das Huhn oder das Ei.

Es ist mir egal woher es kommt, hauptsache es geht wieder weg. Aber ihr habt natürlich in sofern Recht, als das man sich die Frage stellen muss, ob die Ursache die Behandlung beeinflusst, wobei die Kombination aus Therapie und Medikamente ja irgendwie alles beeinflusst.

Deine Ängste um deine Mitbewohnerin bzw ihr gedankenloses Handeln kann ich gut verstehen.
Was du natürlich machen könntest, was vielleicht eine elegante, aber keine sehr nette Lösung wäre, wäre dir einen neuen Mitbewohner/eine neue Mitbewohnerin zu suchen.

Ich bin deiner Meinung, dass du lieber eine SHG für Depressive aufsuchen solltest als eine AlAnon Gruppe zu besuchen. White orchid hat natürlich Recht, dass es auch für Angehörige, also Freunde gilt, aber die Frage ist wirklich in wie fern du es dir antun musst, dich mit deiner Mitbewohnerin zu beschäftigen, dich für sie verantwortlich zu fühlen, anstatt etwas für dich zu tun. Ich weiß ja nicht wie nahe ihr euch steht und wieviel Energie du investieren möchtest bzw du übrig hast.

Tja, die Müdigkeit. Ich bin Dienstags abend schon total fertig und müde und weiß kaum, wie ich den Rest der Woche bewältigen soll. Ich habe ein so großes Schlafbedürfnis, sodass es mir schwer fällt mein Pflichtprogramm zu schaffen. Deswegen bleiben auch Freizeitaktivitäten auf der Strecke, weil ich, wenn ich frei habe, meistens den ganzen Tag schlafe. Wie soll ich das nur schaffen, wenn mir die Feiertage keine langen Wochenenden mehr bescheren und wenn ich ab September meine Prüfung vorbereiten muss??
Das nagt am Selbstvertrauen und macht mir Angst, zumal ich es mir nicht mehr leisten kann krank zu werden.
Mein Psychiater hat sich noch nicht zu solchen Äußerungen hinreißen lassen. Ich höre nur, dass meine Erkrankung einen ungewöhnlichen Verlauf hat und mir wird abgeraten eine volle Stelle anzunehmen. Das ist ein richtiger Ratschlag, heißt aber eben auch finanzielle Einbußen.
Es ist sicherlich eine gute Idee deinem Vater einen Brief zu schreiben. So hast du zumindest alles mögliche getan.
Luca Estelle, toll, welch positive Aussagen du triffst und wie gut du auf dem ersten Blich negative Dinge ins positive verwandeln kannst (Refraiming)! Das ist eine wertvolle Gabe, die dich sicherlich weiter bringen wird.
Toll, dass du deinen inneren Schweinehund überwinden kannst und so viel Sport machst. Es ist ja erwiesen, welch positiven Einfluss Sport auf die Stimmung hat. Ich wünschte, ich könnte einige deiner Strategien übernehmen!

Liebe Grüße an euch alle! Danke fürs teilen und für eure bereichernden Beiträge.
Luca-Estelle

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von Luca-Estelle »

Hallo ecureuille,

DANKE für Deine lieben Worte!! Auch wenn es mir momentan richtig gut geht - das freut mich sehr!

Das mit dem positiv-denken ist ein langer Prozess. Täglich üben ist wirklich wichtig! Das ist wie mit diesem oft zitierten Glas: ist es halb voll oder halb leer?? Für uns Depris sollte es definitiv IMMER halb voll sein!

Das mit dem Sport ist nicht für jeden so einfach. Ohne mich jetzt schlecht machen zu wollen -nein, das versuche ich zu vermeiden - muss ich sagen, dass ich dafür eben auch die Zeit habe. Bin seit Jahren AU. Bei jedem, der arbeitet oder studiert (Du hast etwas von Prüfungen geschrieben?) ist das natürlich fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Aber es ist mit Sicherheit schon besser, 2x die Woche etwas in dieser Richtung FÜR SICH zu tun als gar nichts! Oft sollte man auch so manche Tätigkeit überlegen, ob die nun wirklich SO wichtig ist oder ob man diese Zeit nicht besser für etwas anderes - wie Sport - nutzt!

Was ich hier nur allen im Forum weitergeben wollte: man kann soviel spazieren gehen wie man will, es hat NICHT den Effekt von Sport! Ich bin die letzten Jahre häufig spazieren gegangen und habe mich immer gewundert, dass mir allein der Sonnenschein und die Natur nicht weiterhalfen.

Es geht hier anscheinend wirklich ums "rennen"! Aber aus unserer Entwicklungsgeschichte gesehen eigentlich logisch: bevor uns der Säbelzahntiger gefressen hat, sind wir DAVONGERANNT!
Heute schnauzt uns der Chef an (= der verkleidete Tiger), wir schütten Adrenalin aus und bleiben danach noch 6 Stunden am Bürostuhl kleben....

Kein Wunder, dass nach all den Jahren des nicht abgebauten Adrenalins (und was da noch so alles in unseren Hirnen kreucht und fleucht) irgendwann irgendetwas überläuft!

Das Adrenalin, der Stress, die Angst MUSS RAUS! Vielleicht ist das die Lösung dafür, warum Sport wirklich helfen kann!

Deshalb hab ich im vorigen Beitrag geschrieben: das Herz muss klopfen bis zum Hals und der Schweiß muss rinnen! DAS scheint das entscheidende zu sein. Mancher fährt vielleicht lieber Rad, der andere geht schwimmen oder inlinern. Die Pulsfrequenz muss halt stimmen! Dabei kann man ruhig auch mal an seine Grenzen gehen! Bei meinen ersten Walkingversuchen musste ich irgendwann stehenbleiben, weil ich dachte, ich muss mich gleich übergeben! Macht nichts, dachte ich mir, ich habe schon weitaus schlimmeres erlebt!!

Natürlich sollte jeder vorher mit seinem Arzt abklären, ob er für Ausdauersport geeignet ist!

In diesem Sinne: weiterkämpfen!!

Liebe Grüße
Luca-Estelle
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo Luca-Estelle,

dein Beitrag, vielmehr dein so treffender Vergleich (Säbelzahntiger-Chef), hat mich sehr zum schmunzeln, wenn nicht sogar lachen gebracht. Ich halte deine Worte und Ansichten für sehr weise und wahr!
Sport zu machen, hat nichts mit Zeit zu tun. Wenn man arbeitet sollte man sich gerade die Zeit nehmen um einen Ausgleich zu haben (was ich natürlich nicht tue, könnte mir ja gut tun...) Wenn man, so wie du viel Zeit hat, ist es meines Erachtens viel schwieriger in Bewegung zu kommen, weil ja das Rumhängen viel einfacher ist und man so schön darin versinken kann. Es ist also eine erhebliche Leistung von dir, die ich sehr bewundere!

Ganz liebe Grüße
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo liebe w.o.,

erstmal natürlich wieder vielen Dank für deinen so wertvollen und hilfreichen Beitrag!

Ja, ja ich weiß schon, von heute auf morgen kann diese Veränderung der alten Verhaltens- und DEnkstrukturen nicht stattfinden.

Was mich beunruhigt ist einfach die Tatsache, dass ich zur Zeit bereits meine dritte Psychotherapie mache (meine erste war eine tiefenpsychologische, meine zweite eine VT) und jetzt mache ich eben diese CBASP, die ja extra auf chronische Depressionen zugeschnitten ist.

Von letzterer versprach ich mir eben schon viel, umso enttäuschender ist es natürlich, zu merken, dass auch die nicht richtig meine depressiven Denkstrukturen (ich glaub', Du weißt ziemlich gut, was ich darunter verstehe, gell?) aufbrechen oder positiv verändern kann...

Und mein Psychotherapeut sagte mir eben wortwörtlich in einer der ersten Sitzungen: "Sie werden immer mit SElbstzweifeln und Grübelneigung zu tun haben."

Und gerade deswegen müßte ich ihm doch eigentlich beweisen wollen, dass das eben nicht unbedingt der Fall sein muß, dass ich trotz dieser negativen Prognose diese Symptome ablegen kann.

Aber ich merk' halt immer mehr (ich bin jetzt seit über einem Jahr in psychotherapeutischer Behandlung), dass er wahrscheinlich doch Recht hat, dass ich unter diesen Selbstzeifeln und Grübelneigungen doch ein Lebn lang leiden werde (und unter den anderen Symptomen mehr oder minder eben auch).

Und dann meinte er noch: "Aber man kann ja trotzdem ein zufriedenes Leben führen." (So oder so ähnlich drückte er sich aus.

Das sagt sich als Nicht-depressiver Mensch natürlich besonders leicht - denn auch wenn der gute Mann (und er ist wirklich o.k.) Psychotherapie und Psychiatrie studiert hat, so ganz "hinein versetzen" in so eine depressive Verhaltens- und Denkstruktur kann sich eben doch nur ein Depressiver, ist jedefalls meine Meinung, deshalb sind mir Deine /Eure Beiträge auch so unheimlich wichtig...

Das mit der Anon-Gruppe muß ich mir wirklich sehr gut überlegen , auch wenn natürlich, wie Du richtig bemerkst, auch Freunde darunter gemeint sind. Aber die Sozialarbeiterin, von der ich den Tip bekam, hatte wahrscheinlich auch im Hinterkopf, dass ich mal wieder unter Leute komme (und wenn es eben so eine SHG ist).
Sie weiß nämlich von meiner Krankheit und meinte es wahrscheinlich nur gut, aber so viel Energie will ich eben in die ganze Sache auch nicht investieren - o.k. sie ist eine Freundin von mir (kenne sie inzwischen seit bestimmt 9 Jahren), aber ich denke wirklich, wenn schon eine SHG, dann doch eine Depri-Gruppe - erstmal MUSS ich einfach an mich selbst denken.

Was ich natürlich machen kann, ist mal am Montag bei der Suchtberatung anzurufen- vielleicht können die mir noch einen guten Tip geben - aber mehr will ich einfach und KANN ich einfach nicht in diese Sache investieren.

Das mit dem Brief habe ich übrigens schon gemacht, war nicht ganz so lang wie der vorhergehende, aber eben auch sehr einfühlsam (nach meiner Meinung) und vorsichtig formuliert, in dem ich ihn einfach darauf aumerksam machte, dass es eben bereits Medis auf dem Markt gibt, die diesen demenzartigen Prozeß zwar nicht aufhalten oder gar rückgängig machen können, aber ihn doch zumindest verlangsamen.
Und das wäre doch schon was Wert.
(Hab ihm noch 2 Beispiele von außenstehenden Personen geschrieben, die eben auch feststellten, dass er geistig unglaublich in letzter Zeit abgebaut hat, vielleicht hilft's ja)

So, so dann hast Du es Dir also gut gehen lassen - schön zu hören

Absolut richtig: die ideellen Geschenke und Werte sind so tausendmal wichtiger als die materiellen...

Danke auch natürlich wiederum für deine lieben Wünsche und deine philosphischen Worte (ist doch eigentlich mein Gebiet...ggg)

Wünsche Dir natürlich ebenfalls, dass Du deinen Weg beibehältst und immer schön rechtzeitig dagegensteurst, wenn Du mal vom Kurs abzukommen drohst...

Drück dich mal wieder auf virtuellem Wege ganz herzlich und grüße dich ganz, ganz lieb, bleib so wie Du bist (o.k. vielleicht ein bisschen weniger depressiv:))

TAPFER SEIN!

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Luca-Estelle,

vielen, vielen Dank für deine erfrischenden und aufschlußreichen Beiträge - Du hast wirklich einen süßen Humor - bei der Säbelzahntiger-Geschichte mußte ich auch - wie Ecureuille - mal ganz herzhaft lachen (ja, ja das kann ich noch und tut so gut - so schlecht geht' s mir im Momnent dann doch nicht - war alles schon mal schlimmer, wie bei dir)
Du hast natürlich schon Recht, wenn Du sagst, es nützt doch nichts zu wissen, WOHER man/frau (kann das sein, dass ich in diesem thread der einzige Mann bin:) ?) die Depressionen hat, sondern wie man am besten damit umgeht, bzw. wie man sie in den Griff kriegt!

Du schreibst so überzeugend und überzeugt von deiner Sport-Therapie, dass ich das Ganze doch noch mal versuchen sollte!

"Noch mal" schreib ich extra, da ich früher (also in meiner wilden Jugendzeit), durchaus sportlich war: ich bin geritten, war Fußballspieler, habe mal Handball und auch Badminton für ca. ein Jahr ausprobiert und schließlich war ich sogar recht erfolgreicher Geräteturner (Vereinsmeister und auch Nordbayerischer Vizemeister - o.k.,o.k. bei insgesamt drei Mannschaften standen die Chancen recht gut...ggg) .

Weißt Du ,was mich an der Geschichte schon etwas beunruhigt? O.k. nach einem Fußballspiel oder einem richtigen Badminton-Spiel fühlte ich mich besser, aber meine depressive Grundstruktur, dieses Grundwesen, war deswegen nicht verschwunden.

Und trotzdem hast Du Recht: ich muß es mal wieder mit richtigem Sport probieren: immer wenn ich vor zwei, drei Jahren (oder ist das inzwischen vielleicht doch schon wieder länger her?) mit einer Freundin joggen war, hab' ich mich wirklich ein wenig besser gefühlt - daran gibt's ja gar keinen Zweifel!
Beruhigend ist auch, wenn Du schreibst, dass Du nicht jedesmal so locker, flockig dich aufraffen kannst, sondern doch jedesmal deinen Schweinehund überwinden mußt!
Doch bei mir ist das glaube ich kein Schweinehund mehr, sondern ein richtiger Schweineelefant!!!

Dann schreibst Du auch noch ganz interessant über deine Psychotherapie, die dich offenbar weiter gebracht hat, die dir geholfen hat, diese depressiven Denkweisen zu durchbrechen (die Beispiele, die Du nennst, könnte genauso ich geschrieben haben)
Was würdest Du sagen, waren es eher deine Therapeutin, die Art der Psychotherapie oder zum Großteil doch deine eigene Arbeit, die dich zu diesen Erfolgen gebracht haben? Würde mich echt interessieren.

So, jetzt hab' ich genug gelabert, wünsche dir auf alle Fälle noch viel, viel Spaß bei deinen sportlichen Unternehmungen, dass Du mir deinen herrlichen Humor nicht verlierst und dass Du noch viele, viele Geburtstags- parties im Kreise deiner Freundinnen feiern kannst. (Klar haben wir schließlich auch viel für unsere Freunde getan, bloß fällt es uns Depris immer so schwer, das in unser Geächtnis zu rufen, wir machen unsere Leistungen ständig so klein).

Ich grüß dich mal ganz herzlich und denk dran:

TAPFER SEIN!

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Ecureuille ,

vielen Dank erstmal für deine netten Zeilen.

Ja, auch ich habe so eine Art "Sicherheitsnetz", das mich etwas beruhigt und mir einen gewissen Halt gibt:

Da ist zum einen der sehr um mich bemühte Psychotherapeut, ein Psychiater, der seinen Job auch recht anständig macht, eine Sozialarbeiterin, mit der ich mich ab und zu treffe und die mir ganz gute Tips geben kann und schließlich ist da noch eine jüngere Schwester, mit der ich mich bestens verstehe und die sich an mich wendet, wenn es ihr mal nicht so gut geht (gewisse Spuren von diesem depressiven Charakter hat sie leider auch mitbekommen:( )und an die ich mich jederzeit wenden kann, wenn es bei mir mal nicht so läuft....
Und dann habe ich Gott sei Dank noch ein paar liebe Freunde, die diese Krankheit verstehen und die mich unterstützen, wo sie nur können.

Ja das mit meiner Mitbewohnerin ist keine leichte Sache: sie liegt mir schon am Herzen , aber uaf der anderen Seite möchte und kann ich nciht so viel Energie in die ganze Sache stecken, weil ich irgendwann auch mal an mich selbst denken muß.

Heute nacht hatte sie z.B. einen Hustenanfall, wobei ich nicht weiß, ob es nur ein starker Husten war oder sie sich übergab.

Hätte cih rübergehen sollen und mich anch ihrem Befinden erkundigen?

Dann könnte es heißen, ich mische mich in ihre private Angelegenheiten ein.

Tut man es nicht und es passiert ihr irgendwas, ist es unterlassene Hilfeleistung.
Aber schließlich ist sie kein Kleinkind mehr, sondern eine erwachsene Frau und ich kann ihr nicht dauernd hinterher laufen, oder?

Und mir einfach eine neue Mitbewohnerin suchen, was Du vorgeschlagen hast, wäre sicherlich eine elegante Lösung, aber das bring ich einfach nicht über's Herz - ich bin halt auch zu gut für die Welt...

Ich kann am Montag mal bei der Suchtberatung anrufen, vielleicht können die mir noch einen guten Tip geben, aber das mit der SHG Al-ANON werde ich dohc nicht machen.

Was Du schon sagtest, es wäre sehr wahrscheinlich vergeben Liebesmühe!

Sie saß heute nachmittag, z.B. völlig verheult in ihrem Zimmer, als meine Eltern auf einen Kaffe da waren und wir eigentlich recht ausgelassen und fröhlich waren.

Ich klopfte bei ihr und fragte sie, ob sie 'nen Kaffe mittrinken wolle und das lehnte sie ab ohne mich aufzuklärewn, warum es ihr so schlecht bgeht.

Später klopfte ich noch einmal, da machte sie gar nicht erst die Tür auf.

Dann schrieb ich ihr eine SMS und fragte sie, ob ich ihr irgendwas Gutes tun könne.
Darauf antwortet sie überhaupt nicht.

Äußerst schwierig das Ganze und da hätte schon ein Gesunder so seine lieben Probleme mit, aber ich mit meine Depressionen kann halt noch schwerer damit umgehen.

Na ja und das mit dem Brief an meinen Vater war ein absoluter Flop - meine Mutter rief an (die den Brief offenbar auch gelesen hat) und meinte eben, dass diese ganzen kognitiven Ausfallerscheinugen meines Vaters alle erklärlich seien, und dass mein Vater zwar ein ernste3r Mensch, keinesfalls aber ein depressiver Mensch sei, usw., usf.

Ich hätte vor Wut platzen können und trotzdem bin ich wieder ganz friedlich und lieb geblieben.

Dann meinte meine Mutter nur noch, dass das wie bei Alkoholikern sei, dass man da nichts machen könne, wenn sie ihre Krankheit nicht einsähen...

Womit sie ja zumindest indirekt zugab, dass mein Vater depressiv ist.

Na ja genug geschwätzt, ich wünsche DIR auf jeden Fall alles, alles GUTE, viel viel Kraft für deine kommenden Aufgaben (und wenn Du bloß halbtags arbeiten können solltest, wie es dir dein Psychiater angeraten hat, denk dran: Du machst im Prinzip soooo viel mehr als ein Normalo, der seinen 8-Stunden Tag auf der A....backe absitzt und um 17.00 Uhr seinen Kuli fallen läßt.

Vergiß das nicht!

Ich schicke Dir mal ganz, ganz herzliche GRüße aus deiner Heimat, dem schönen Frankenland,

und denk dran:

TAPFER SEIN!

fletzy
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hallo lieber fletzy!

"Die Selbstzweifel und Grübeleien werden wahrscheinlich ein Leben lang bleiben, aber man kann trotzdem ein erfülltes Leben führen."

Versteh mich bitte nicht falsch, aber dein Therapeut hat Recht!
Natürlich kann er sich nicht wirklich in dich hineinversetzen; schließlich ist er dein Therapeut und ist selbst nicht depressiv.
Aber NIEMAND kann sich 100%ig in dich hineinversetzen, weil NIEMAND HAARGENAU DAS GLEICHE ERLEBT HAT WIE DU!

Ich muss mal etwas von ecureuille aufgreifen, was ich von ihr in einem anderen Thread gelesen hab: refraiming.
Meint, seine Sicht auf die Dinge zu verändern.
Im Falle von Psychotherapie ist das so, dass du nicht zu Sitzungen gehst und dann ist wieder alles gut, sondern du musst MITARBEITEN!
Also an dir selbst arbeiten.

Das ist die schwierigste Aufgabe, aber ich bin fest davon überzeugt, eine die Anstrengung lohnenswerte Aufgabe

Ein Beispiel:
Bin bis vor kurzem noch durch die Gegend gelaufen mit der Aufschrift "Suche Partner!" auf meiner Stirn
Seitdem ich mich selbst nicht mehr unter Druck setze: "Du musst jetzt einen Kerl finden" läuft alles viel leichter!
Ich denke mir einfach, dass man nichts erzwingen kann und dass sich der Richtige auch bemerkbar macht

Also: Lass dir Zeit!
Jede Depression ist anders, da jeder depressive Mensch anders ist!
Deshalb ist auch jeder Krankheits- und Genesungsverlauf anders!
Sei nicht so hart mit dir selbst!
Schaue auf das, was du bisher geschafft hast:
du hast einige Therapien hinter dir und man kann nun mal nicht immer gleich das Richtige finden.

An sich selbst arbeiten ist verdammt hart;
der Therapeut könnte dir natürlich die Lösungen auf dem Silbertablett präsentieren, mit dem Ergebnis, dass du vermutlich nichts davon umsetzen kannst.

Früher habe ich genau das gedacht, wenn ich zur Therapie gegangen bin: "Brauche eine Lösung".
Heute weiss ich, dass der Therapeut dich dazu bringt, selbst deine Lösungen zu finden.

Deine Lösungen liegen in dir selbst;
der Therapeut "kitzelt" sie nur heraus und bringt sie ans Tageslicht

PS: Ja, auch eine white orchid braucht mal Pause!
Mein Geburtstag war schön und ich bin sehr überrascht worden
und sonst bin ich auch des Öfteren auf Achse, denn man kann sich auch mal mit schönen Dingen beschäftigen

Ganz ehrlich: manchmal muss ich mich dazu zwingen, rauszugehen, mich mit jemandem zu treffen, etc.
ABER ich weiss: jedes Mal, wenn ich den Schritt gewagt habe, habe ich das Richtige getan und habe eine tolle Zeit mit viel Lachen und Freundschaft verbracht
Das "sich-dazu-zwingen-herauszugehen" bedeutet, dass ich JA zu mir selbst sage
JA dazu, dass ich ein Recht darauf habe, glücklich zu sein.

Dazu gehört manchmal nur ein kleiner Schritt

PPS: (heut wird's aber lang )
habe jetzt beim 2. Reitstall angerufen (dort werden die Pferde gut behandelt, im Gegensatz zum 1. Stall) und werde dort in den nächsten Tagen mal vorbeischauen

Hier noch ein, wie ich finde, guter Spruch von Sigmund Freud:
"Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen.”

Fühl dich ganz lieb virtuell umarmt!
GLG und einen guten Start in die neue Woche!
white orchid
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

sag mal, sitzt Du eigentlich den ganzen Abend vor dem Computer? (War ein SCHERZ, bin schon wieder rotzfrech )

Bist ja echt immer blitzschnell mit deinen Antworten.

Ja, ja weiß schon, muß auch kräftig mitarbeiten bei meinen ganzen Sitzungen und so eine Veränderung der Denkstrukturen, die sich über Jahre bei mir "eingefressen" haben, lassen sich nun mal nicht von jetzt auf gleich ändern.

Hast ja Recht und wie Du mal wieder Recht hast! (Wenn ich dich nicht hätte, die mir das immer wieder in Erinnerung ruft... )

Und wiederum richtig: erzwingen kann man/frau gar nichts, auch und gerade bei der Partnersuche - bin auch wieder seit einigen Jahren single und schaffe es immer wieder auch diesem single-Dasein etwas Positives abzugewinnen (auch wenn das natürlich kein Zustand auf Dauer ist):

Keine, die einem Vorschriften macht, niemand, der einem widerspricht, von den TV-Programmen, die mann sich selbst aussucht und wo einem NIEMAND reinquatscht ganz zu schweigen... ggg

Ja, ja auch das ist richtig (sag mal, könntest Du nicht zwischendrin auch mal Blödsinn reden, dass ich dir immer Recht geben muß, strengt so unheimlich an...ggg):

Niemand kann so richtig in mich reinschauen, weil auch niemand das erlebt hat, was ich erlebt habe.

Und dann klammer ich mich wieder an so Erfindungen wie die t-VNS, die in 2 jahren auf den Markt kommen soll, wobei ja der Vagusnerv - wie ich bereits in meinem Eingangskommentar geschrieben habe- TRANSKUTAN, ALSO DURCH DIE Haut stimuliert werden soll, um so die Depression zum ABKLINGEN ZU BRINGEN.
Aber ob das wiederum auch für depressive Charaktere zutrifft wie bei mir, ist wieder eine ganz andere Frage, aber Du wirst das kennen, dass man/frau immer noch auf weitere Erfindungen und Neuerungen der Wissenschaft hofft...

Hast REcht, man muß das Recht haben dürfen, glücklich zu sein, und Du bist offenbar dann glücklich, wenn Du mit Freunden unterwegs bist, mit denen Du einfach schöne und unbeschwerte Stunden teilen kannst, ist doch wunderbar.

Wünsche dir von ganzem Herzen weiterhin viel, viel Spaß dabei und auch viel Glück bei der Suche nach dem Richtigen.

(Reitstall mein ich natürlich...)

Te mando un fuerte, fuerte abrazo virtual, wie wir Spanier sagen,

sei mal ganz lieb gegrüßt,

auf bald, wie ich hoffe,

fletzy
lila90
Beiträge: 9
Registriert: 23. Apr 2010, 02:26

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von lila90 »

hey ihr =)

hab jetzt seit längerem mal wieder hier reingeschaut und es ist viel produktives und interessantes geschrieben worden.

also was ich auch ganz wichtig finde, ist, dass man sich nicht immer fragt, warum...weil das bringt einen noch mehr ins grübeln. man denkt an die depression an mögliche ursachen und das ist alles negativ...hab ich natürlich auch gemacht und ich sehe die ursachen als einen mix aus sozialen umfeld (bei mir waren es vor allem die eltern), dann weil meine mutter während der schwangerschaft depressiv war, da wird das auch übertragen, vllt die Gene...also eben der depressive charakter und allgemein dass ich eher introvertiet bin etc. ...naja, da spielen einfach ganz viele sachen rein, manche nehmen wir vielleicht auch gar nicht wahr. und man sollte nicht so viel darin graben, sondern sich eher auf das hier und jetzt konzentrieren, wie die situation gerade ist, was man machen kann, damit es besser wird.
vor dem positiven denken hab ich auch viel respekt, hatte eine kurze phase, wo das funktioniert hat...zur zeit leider nicht so sehr. aber es bewirkt so viel!

zur zeit bin ich wieder etwas depressiver und fange schnell an zu weinen. habe auch etwas stress zur zeit wegen der uni (besser, ich mache mir den stress) und dann denke ich über meinen freund nach...ich hab ihn am wochenende wieder belastet mit rumliegen, starren, heulen und nicht erklären können, was ist. dazu war ich schnell angepisst und auch gemein zu ihm =( ...solche phasen gibts. zur zeit fühl ich mich nicht gut, aber ich sag mir, dass es wieder vorbei geht...so ist das immer.

und ich weiß, dass ich nie richtig von der depression wegkomme, weil das auch ein wenig ein charakterzug von mir ist. auch das nachdenken, grübeln, zweifeln. außerdem muss das nicht immer schlecht sein. klingt vielleicht komisch, aber manchmal mag ich es, melancholisch zu sein oder zu weinen...es gehört irgendwie zu mir und ich finde mich damit ab. für mich ist das schon ein wichtiger schritt, zu dem ich lange gebraucht habe. aber man macht sich einfach nicht so fertig, wenn man das als teil von sich betrachtet und nicht als schreckliche krankheit, die man nie wieder los wird. ich finde mich auch nicht abnormal...vielleicht ein bisschen anders. aber jeder ist irgendwie anders. wir sind eben depressiv. andere leute haben andere probleme, mit denen sie klar kommen müssen. das ständige vergleichen ist auch schädlich. das tue ich leider auch, aber das ist echt sinnlos und lässt einen nur schlechter fühlen. vor allem weil wir nicht objektiv vergleichen und man sowieso nur die "guten" dinge bei den anderen sieht oder sich mit den besser gestellten vergleicht.

mittlerweile kenne ich viele leute, die mehr oder weniger depressiv sind. und ich finde auch, dass man nicht immer als "krank" diagnostiziert werden sollte. wusstet ihr das homosexualität im DSM stand? (da wo die kriterien für psychische Störungen drin stehen). wenn man homosexuell ist, kann mans nicht ändern und es macht sehr vieles schwierig und da hat man auch probleme. mittlerweile hat es sich vielleicht ein wenig gebessert, aber es ist trotzdem hart. aber man kann es ja nicht ändern und sollte das beste draus machen. vielleicht passt der vergleich nicht so richtig - will das auch auf keinen fall gleichsetzen, weil das völlig unterschiedliche sachen sind. aber wenn man depressiv ist, wird man vielleicht immer irgendwie dafür anfällig sein, aber das ist nicht gleich der weltuntergang. ich muss gerade auch an den film "a beautiful mind" denken. die hauptperson ist auch schizophren und wird nicht geheilt, aber er lernt damit umzugehen, auch wenn es nicht einfach ist und es lange gedauert hat.
es gibt viele menschen, die von irgendeinem "schicksal", problem betroffen sind, die das leben erschweren. die einen mehr, die anderen weniger...obwohl das auch subjektiv ist. kommt sowieso darauf an, wie man das empfindet oder wie man probleme bewältigt. man sollte sich dann auch nicht die ganze zeit fragen, warum? oder warum gerade ich? warum ist die welt so ungerecht?
Die Welt ist eben so, Dinge kommen wie sie kommen. Wir können nichts dafür und müssen uns damit abfinden. Das heißt nicht, dass wir uns mit unserer depression abfinden sollen, sondern dass wir unsere einstellungen, denkmuster, verhaltensweisen in einem bestimmten maße beeinflussen können, sodass es einfach nicht mehr so etwas schlimmes für uns ist. ist natürlich auch bei jedem unterschiedlich, inwieweit sich das verwirklichen lässt. aber veränderungen sind fast immer möglich.
Also lasst uns einfach das bestmöglichste daraus machen!

Liebe grüße an alle,
lila
Luca-Estelle

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von Luca-Estelle »

Hi fletzy,

hab gerade mit großer Freude Deine Rückantwort auf mein posting gelesen!! Danke!! Leider habe ich gerade keine Zeit mehr zum schreiben

Ich melde mich auf alle Fälle die nächsten Tage! Deine Fragen könnten alles MEINE Fragen sein, nur dass diese Fragen bei mir etwas zurückliegen! Nach 7,5 Jahren Depris bin ich schon eine "Fachfrau"
(Auf diesen Titel hätte ich verzichten können )

Mein Mutmacher für heute Abend: Ich persönlich glaube NICHT an die Theorie des depressiven Charakters!!! Meinen Humor hatte ich schon immer, irgendetwas endogenes und mein falsches Verhalten trieb in die Depris!

Meine momentane supergute Phase führe ich eindeutig auf die VT zurück!

Demnächst mehr! Ich drück Dich, bleib stark!

LG Luca-Estelle
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo,

@Fletzy: schön, dass du ein Sicherheitsnetz hast. Das beruhigt doch sehr und gibt etwas Sicherheit.

Mach dir keinen zu großen Kopf um deine Mitbewohnerin. Wie du schreibst, sie ist erwachsen! Und unterlassene Hilfeleistung wäre es nur, wenn du wissentlich jemanden liegen lässt ohne Hilfe zu holen. Und das wäre in deinem dargestellten Falle ja nun längst nicht der Fall.
Hast du mit der Suchtberatung gesprochen?
Dass sie sich so zurück zieht, ist vielleicht zum einen ein Beleg dafür, dass sie zumindest unbewusst um ihr Problem weiß und zum anderen für sie deswegen deine Sorgen schwer zu ertragen sind.

Was deine Eltern angeht: auch da hast du getan, was du konntest. Alles andere liegt nicht in deiner Hand. Ich musste bitter lernen, und an der Umsetzung hapert es immer noch, Verantwortung für MEIN Leben zu übernehmen und die Verantwortung, die ich anderen gegenüber empfinde wieder in ihre Hände zurückzugeben. Da gehört sie nämlich hin.

Was deinen depressiven Charakter angeht: versuch dich davon etwas zu lösen. Damit implizierst du nach meiner Empfindung, dass du kaum eine Chance hast dich dagegen zu wehren, du dem hilflos ausgeliefert bist, aber das kann und will ich nicht glauben. Wir können trotzdem Entscheidungen treffen, unsere Verhaltensmuster ändern, etwas tun, auch wenn das Ganze natürlich dauert. Glaub wieder daran, dass du trotz aller Genetik dein Leben in der Hand hast. Und klar, das Leben ist vielleicht nicht, wie das eines nicht-depressiven, wobei man solche Vergleiche eigentlich nicht ziehen sollte. Wer weiß schon, wie es innerlich in den Menschen aussieht, abseits der Fassade. Und die Menschen, so meine Erfahrung, die unantastbar scheinen oder sind, sind mitunter solche menschlichen, soziale Krüppel und A..., so möchte ich auch nicht sein.
Gib dir Zeit.
Ich bin seit meinem 18.Lebensjahr in Therapie und in der letzten Zeit ist es immer schlimmer geworden. Aber ich versuche halt irgendwie mein Leben so einzurichten, dass ich nach meinen Möglichkeiten einigermaßen zurecht komme. Manchmal ist es schon frustrierend. Zumal ich das Gefühl habe, dass mir immer bewusster wird, was an Denkstruktur bei mir falsch läuft. Aber ich hoffe dass der Mut und die Kraft zum Kämpfen nie verloren geht, trotz aller Tiefen und das wünsche ich uns allen von Herzen.

@white orchid: Ich kann dir nur zustimmen! Du hast wirklich eine hoffnungsvolle und klare Sichtweise.
Dein Beispiel mit dem Freund kenne ich übrigens auch. Und ich habe mich noch nie so gut ohne Freund gefühlt, seitdem ich mich von dem Gedanken lösen konnte, ich bräuchte einen, weil ich ohne nicht zurecht käme. Hat allerdings ein paar viele Jährchen gedauert. Aber ich bin angekommen!
Schön, dass du die Energie findest rauszugehen und ich hoffe, dass du einen guten Reitstall findest.
Ich habe übrigens wieder einen Tanzpartner gefunden und hoffe, dass ich es schaffe regelmäßig dorthin zu gehen. Leider stehen mir meine Minderwertigkeitsgefühle immer wieder im Wege. Gerade ist es wieder besonders schlimm. Alle anderen sind viel besser (in Freizeit und im Beruf) als ich, ich bin die allerschlechteste und liebenswert bin ich überhaupt nicht. Das ist manchmal wirklich sehr, sehr schwer auszuhalten und mindert alles Schöne so ab.

@lila: ich denke auch, dass man nicht zu sehr nach den Ursachen graben sollte. Einerseits ist das manchmal wichtig, aber viel wichtiger sind Strategien, dass es einem besser geht.

Ich bin jedoch nicht deiner Meinung, dass man depressive nicht als krank bezeichnen sollte. Ganz im Gegenteil: es ist ein Fortschritt, dass psychische Erkrankungen wenigstens in der Fachwelt anerkannt werden, je nach dem als seelische Behinderung gelten etc. Das sichert vor allem für so einige den Lebensunterhalt/grundlage, die nicht in dem Maße arbeiten können oder es gar nicht mehr können. Man kann einen Schwerbehindertenausweis beantragen etc.pp
Also Gott sei Dank und viele zumindest stärkere Betroffene (unter die ich auch zähle) leiden nun mal in einem Maße darunter, dass wie bei jeder anderen chronischen Erkrankung die Alltags. und Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist. Ich will mir nicht vorstellen, was das für mich/uns bedeuten würde, wenn wir/ich nicht als krank gelten würden!

Allen ganz liebe Grüße
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

¡Buenos días fletzy!
(Eher doch ¡Buenas tardes!
¿Qué tal?


wollte dir nur kurz zurückschreiben, da ich mich gleich in die Heia begeb (bin müde und kaum von nem Zombie zu unterscheiden

t-VNS klingt interessant; allerdings sollte man sich nicht zu viel von "medizinischen Eingriffen" erhoffen, da man letzlich sowieso an sich arbeiten muss...
Will dir das nicht schlechtreden!
Vielleicht gibt es eine spürbare Besserung durch die t-VNS, aber bestimmt keine direkte Heilung und schwupps! ist die Depression verflogen...

Der Vagusnerv ist ja einer der wichtigsten Nerven des parasympathischen Systems und beeinflusst somit ja auch das bewusste Wahrnehmen.
Allerdings ja nicht nur das; deshalb denke ich, dass dies vielleicht auch Nachteile haben könnte:
z.B. zittern oder sogar Muskelzucken (da der Vagusnerv ja auch auf die Sensomotorik wirkt)

Das finde ich etwas bedenklich, um ehrlich zu sein.
Gut, (fast) jedes Medikament & (fast) jeder Eingriff hat seine Vor- und Nachteile, aber ich würde diese t-VNS nicht ausprobieren wollen... Tengo miedo (Ich habe Angst, es könnten diese Nebenwirkungen auftreten)

¡Cuídate!
¡Hasta luego!

GLG orquídea blanca (white orchid)
Luca-Estelle

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von Luca-Estelle »

Hi fletzy,

hatte Dir ja versprochen, mich zwecks Deiner Fragen nochmal zu melden

Meiner Meinung nach hat mich fast AUSSCHLIEßLICH mein Arbeiten AN MIR und MEINEM DENKEN die letzten 7,5 Jahren geholfen, den Depressionen etwas entgegenzusetzen!!

Damit will ich meinen Psychotherapeuten keinesfalls kleinreden!!! Im Gegenteil: ich hatte anfangs nicht kapiert, warum er nicht sagt "Frau x, machen Sie das doch mal so!" oder "Sie sind ein überperfekter Mensch, versuchen Sie's mal so oder so". Ich war wirklich enttäuscht! Er sollte mir doch Ratschläge geben, wie ich mein Leben in den Griff bekomme!?

Heute habe ich verstanden: ER gab mir DENKANSTÖßE, die LÖSUNGEN müssten ich mir für MICH schon selbst erarbeiten!!!

Es war wie gesagt eine VT. Leider musste ich dann nach 2 Jahren diesen Therapeuten verlassen (Ihr wisst, die KK wills so). Derzeit bin ich bei einer Psychologin, mit der ich Gott sei Dank auch einen super Draht habe und wo diese Arbeit GENAUSO weitergeht: sie gibt mir klitzekleine Impulse, ich komme zum NACHDENKEN und kann dann nach Strategien suchen, die helfen, meine eingefahrenen NEGATIVEN Denkstrukturen zu verändern!!

Da kamen bei mir die letzten Jahre schon ziemlich viele Aha-Effekte. Oft dachte ich, dass ich jetzt "austherapiert" bin, dass ich "alles weiß". Ha ha ha Es kamen immer wieder sehr herbe Rückschläge, die dann auch immer wieder in einer weiteren schlimmen monatelangen Depression endeten...

Momentan bin ich 5 Monate "anfallsfrei"!!! DAS WÜNSCHE ICH ALLEN hier: dass Ihr auch mal wieder am Leben schnuppern dürft und Euch das MOTIVIERT, weiter zu KÄMPFEN!!!

Liebe Grüße
Luca-Estelle

fletzy: falls noch weitere Fragen - einfach stellen!!
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo ecureuille,

vielen lieben Dank für deinen wiederum so einfühlsamen und ausführlichen Beitrag!
Freut mich immer sehr von dir zu hören, auch wennn es dir wiklich nicht allzu gut geht - gerade dann finde ich es immer besonders bemerkenswert, wenn Du die Kraft findest, um dich an den PC zu setzen.

Aber vielleicht ist das Schreiben - wie bei mir - auch so eine Art Therapie bei dir, man/frau kann seine /ihre Gefühlslage oftmals besser verarbeiten, wenn das Ganze schwarz auf weiß vor einen steht, aber ich glaub' so was ähnliches hab ich dir auch schon per e-mail geschrieben.

Das mit meiner Mitbewohnerin siehst du vermutlich ganz richtig, oder kommst der Wahrheit wahrscheinlich ziemlich
nahe.

Sie ist sich vermutlich ihrer Sucht (sie ist ein durchaus reflektierender Mensch) durchaus bewußt und deshalb sind ihr vielleicht die Sorgen, die ich mir um sie mache (das habe ich ihr bereits schriftlich und mündlich mitgeteilt) wirklich auch eine gewisse Last.

Sie hat schon immer ab und zu mal eins über den Durst getrunken, schon vor ca. 8 oder 9 Jahren , als wir uns kennen lernten, aber richtig schlimm ist es wirklich erst geworden, als ihr Freund (mit dem sie immerhin ca. 7 Jahre zusammnen war) Anfang Januar mit ihr Schluß machte und einen Abgang lieferte, der einer Beziehung über einen so langen Zeitraum einfach nicht würdig war...
(ich hab' übrigens noch nicht bei der Suchtberatung angerufen, sowas schieb ich auch immer furchtbar gern vor mir her)

Und das mit meinen Eltern siehst Du wahrscheinlich auch völlig richtig:

Ich hab' meiner Mutter am Telefon noch mal ganz genau die Symptome geschildert, an denen ich erkenne, dass mein Vater EINDEUTIG zumindest eine Dysthymie hat (und kann das auch durch verschiedene Mitmenschen praktisch belegen (die quasi die selben Symptome bei ihm festgestellt haben) - eine von diesen Mitmenschen ist meine Cousine, die rein zufällig (wie das Leben so spielt) auch noch Neurologin und Psychiaterin ist, also wirklich vom Fach ist. (die stellte nämlich neulich eine gewisse "Verwirrtheit" bei meinem Vater fest)

Aber nein, mein Vater sei doch nicht depressiv, wie ich nur darauf komme, allenfalls ein wenig "ernsthaft".

("Und vor lauter sprudelnder Lebenslust haben sich dann gleich zwei seiner Familienmitglieder umgebracht", wollte ich dann nur noch schreien, ich hätte wieder mal platzen können vor Wut - vielleicht hätte ich es mal wirklich tun sollen, dann hätte ich vielleicht mal sowas wie Respekt und Gehör geerntet, aber ich will eben nur allzu gerne gefallen in der Rolle des lieben, gutmütigen, braven fletzy.)

Auch das telefonische Gespräch mit meinem Vater hat mich beinahe zur Weißglut getrieben:

als er - zugegeben - bei dem Telefongespräch mit meiner Mitbewohnerin rumgestottert habe, war er nur so verwirrt, da sie seine Nachricht, die er mir auf dem AB hinterlassen hatte, mitbekommen hatte und postwendend bei ihm angerufen hatte - und damit hatte er einfach nicht gerechnet.

(Dabei stottert er am Telefon GRUNDSÄTZLICH herum - aber auch im persönlichen Gespräch - das hat mit diesem Überraschungsrückruf meiner Mitbewohnerin nichts, aber auch rein gar nichts zu tun...)

Und dass er so - auch zugegeben - "verwirrt" am Telefon bei dem Gespräch mit meiner Cousine gewesen sei, läge ganz einfach daran, dass er Vieles einfach "akkustisch" nicht mehr mitbekommen würde.

Die Wahrheit ist: mein Vater war auch früher schon leicht verwirrt bei Gesprächen und hat aus MANGEL AN KONZENTRATION oftmals etwas falsch verstanden, nicht weil er akkustische Probleme hatte(die er aktuell auch wirklich hat)

Weißt Du, ecureuille, immer diese ganzen Lügen, diese Ausreden, dieses nichts- eingestehen-wollen, dieses nicht-der Wahrheit-ins-Auge sehen können, macht mich ganz kirre, absolut wütend und manchmal richtig ohnmächtig vor Zorn....verstehst Du das?

Ja und dann meintest Du glaube ich noch so ungefähr, ich solle mir nicht so viel Gedanken machen um meinen womöglich depressiven Charakter; wenn es denn so wäre, dass ich einen solchen hätte, wäre das doch arg fatalistisch, dann könnte ich ja sagen, dass ich nie wieder etwas in die eigene Hand nehmen könnte, dann könnte ich mich ja jeden Tag bzurücklehnen und sagen: "Hat doch eh alles keinen Sinn mehr, ich bin halt nun mal depressiv, so ist es und wird immer sein."

Und das wäre, da hast Du verdammt Recht, traurig und ungerecht gegenüber jenen Personen, die auf ihre WEISE VERSUCHEN, MICH AUS DIESER DEPRESSION RAUSZUHOLEN.

Ich muß einfach versuchen, es zu akzeptieren, dass ich vielleicht niemals die "Leichtigkeit des Seins" gepachtet haben werde und dass ich nie so einen 8-, oder 10-Stunden- Arbeitstag schaffen werde, wie Nicht-Depressive.

Aber dass ich eben doch an der einen oder anderen Stelle noch etwas an mir "herumflicken" kann, dass ich an mir ARBEITEN KANN und muss, aber dass ich mich immer noch leicht werde verändern können, auch wenn das wahrscheinlich viel Blut, Schweiß und Tränen kostet, das ist doch wiederum egentlich eine ganz gute Perspektive...

Ach ja und dann wollte ich dir noch eine Buchempfehlung von Fridolin weiterreichen, die er in einem anderen thread aussprach (ich glaub' es war irgendwas mit "megadreckig")

Der Autor heißt Rolf Merkle und das Buch nennt sich "So geweinnen SIe mehr SElbstvertrauen".

Ich kenn das Buch überhaupt nicht, werde es mir aber mal sehr wahrscheinlich besorgen, da bei mir deas Sebstvertrauen auch eine ganz große Crux ist!

Ich wünsch' dir einfach mal alles nur erdenklich Gute, bleib ganz, ganz stark, sende dir viel Energie und Kraft und denk dran:

Tapfer sein!

Sei lieb gegrüßt,

fletzy





fletzy schrieb
>
> ich glaube, dass ganz vielen Leuten, die in diesem Forum verkehren, die folgenden Symptome bekannt vorkommen werden, aber vielleicht bin ich trotzdem ein "Sonderfall":
>
> Ich leide praktisch seit Geburt an MINDERWERTIGKEITSKOMPLEXEN, mangelndem Antrieb, chronischer MÜdigkeit, leichter Erschöpfbarkeit, Angst vor Gesellschaften,Feiern, Menschen im Allgemeinen,Schuldgefühlen, diffusen Lebensängsten,usw. , also alles typische depressive Symptome, die Euch natürlich nur allzugut bekannt vorkommen dürften.
>
> Ich habe schon alles Mögliche gegen meine Depression getan: EKT, rTMS, Psychotherapie (CBASP, die speziell gegen chronische Depressionen gerichtet ist) und natürlich hab' ich auch schon verschiedenste ADs genommen, die bei mir nicht 100% angeschlagen haben.
>
> Das Tragische in meiner Familie ist, dass sich in der Familie meines Vaters, der selber depressiv ist, bereits 2 Menschen das Leben gnommen haben und ich AUF KEINEN FALL den selben Weg gehen möchte.
> Mein mich behandelnder Psychiater sagt mir immer wieder, dass es "keine Wunder" bei meinem Krankheitsbild geben würde, aber trotzdem kämpfe ich jeden Tag gegen diese 1000 mal verfluchte Krankheit an, wie alle von Euch, die diese Seite lesen.
>
> Ich beschäftige mich daher, seit Neustem mit neuartigen Hirnstimulationsverfahren wie der t-DCS, bzw. der transkutanen Vagusnervstimulation, die im Jahre 2012 auf den Markt kommen soll, bei der der Vagusnerv nicht operativ, sondern durch die Haut (transkutan eben)stimuliert werden soll.
> Meine Frage an Euch wäre nun, ob Ihr von diesen beiden Verfahren schon mal gehört habt, an Studien teilgenommen habt, oder Leute kennt, die eben solches getan haben.
> iCH BIN EUCH WIRKLICH FÜR JEDE ANTWORT DANKBAR UND WÜNSCHE EUCH VON GANZEM HERZEN VIEL, VIEL KRAFT ZUM WEITERMACHEN!
>
> Viele liebe Grüße,
>
> fletzy
fletzy
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Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hey lila90,

schön, dass Du auch mal wieder in die Diskussion "eingreifst".

Wollte mich ganz kurz bei dir und bei allen Mitdiskutanten bedanken, die diesen thread so abwechslungsreich, spannend und lebendig gemacht haben - hätte nicht gedacht, dass es so viele Meinungen und Ansichten auf meinen "Eröffnungskommentar" hin geben würde - vielen Dank an alle, die sich in diesem thread so toll eingebracht haben und noch einbringen werden - Eure REaktionen und diese Resonanz haben mich echt umgehauen!

Du sprichst in deinem Beitrag ein ganz, ganz wichtiges Thema an:

wenn ich dich richtig verstanden habe, willst Du gar nicht, dass eine Depression - welchen Ursprungs und welchen Schweregrads auch immer - als Krankheit eingestuft wird, sondern, dass sie, wie bei dir, mehr als Teil einer Persönlichkeit gesehen wird.

Ecureuille hat dagegen gemeint, sie möchte eben schon, dass so eine Depression als krankheitswertig eingestuft wird.


Na ja, jetzt ist es halt erst mal so, dass Depression nicht gleich DEPRESSION IST. VOM SCHWEREGRAD HER, GIBT ES JA EINE UNMENGE AN ABSTUFUNGEN UND NUANCEN.

Und dann immer noch die Frage: endogen oder exogen? (Aber ich glaube, diese Unterscheidung spielt in der heutigen Psychiatrie schon gar keine so große Rolle mehr!)

Grundsätzlich ist es doch aber so, dass es Menschen gibt, die einfach melancholisch auf diese Welt kommen und andere, die einfach 'ne reine Frohnatur sind und die grundsätzlich keine Party auslassen.

Die Schwierigkeit liegt doch jetzt ganz einfach darin, zu sagen, der mit seiner Melancholie ist jetzt krank und der andere irgendwie noch gesund.

Bloß: wo zieht man da die Grenzen? WAS ist gesund, was krankheitswertig.

Ich glaube einfach, "nur" eine melancholische Ader mitbekommen zu haben, ist an sich noch nicht krank.
Denn Deprssion bedeutet ja - das wißt Ihr ja alle nur allzugut - eben nicht "nur" melancholisch zu sein - wenn es das alleine wäre, wäre die Sache ja nur halb so schlimm.
Da spielt noch so eine Unzahl von Symptomen mit rein, die eben dazu führen können, dass man das alles nicht mehr aushält, dass man so einfach nicht mehr leben kann...

Wenn jetzt aber angenommen jemand "nur" melancholisch ist und einfach dagegen etwas tun will, kann man ihm dann eine angemessene Behandlung verweigern mit dem Hinweis, dass es eben auch melancholische Menschen gibt und geben muß????

Da spielt dsnn echt sowas wie Ethik mit rein und es stellt sich dann einem die Frage, soll man, wenn der Mensch die Möglichkeit dazu hat, alle Menschen "gleichpolen", sprich alle gleich fröhlich machen?

Wäre das nicht eine wunderbare Sache, wenn alle Menschen gleich lustig und fröhlich wären und nur noch dann traurig wären, wenn sie wirklich schlimme Schicksalaschläge erleben müßten?

Oder ist das nicht eher eine Horrorvorstellung?

Nie mehr so eine Aussage wie "Mir geht's heute nicht so gut" oder "Ich bin heute einfach nicht so gut drauf"!!!

Hat nicht jeder Mensch den Anspruch - wenn medizinisch machbar - auf ein fröhliches, zufriedenes Leben?

Oh mann, jetzt habe ich ja fast schon eine richtige ethische Debatte angestoßen, aber ich bin mir echt nicht sicher, ob das Ganze nicht auch ein bißchen wirr klingt, keine Ahnung!?

Will euch/dich aber auch auf keinen Fall zutexten und verabschiede mich lieber mal mit ganz, ganz lieben Grüßen und der Hoffnung, dass es Du mit dieser verfluchten Krankheit (oder doch eben keine Krankheit?) schon wieder zu einer gewissen Stabilität gebracht hast!!!

TAPFER SEIN!


bis demnächst,

fletzy
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hola seniora orchidea blanca,

por qué sabes hablar tan bien el espaniol? (Eso me interesa mucho )

So , jetzt kann ich dir ENDLICH mal richtig widersprechen, jawohl:

ob dieser Vagusnerv nun Teil des sympathischen oder unsympathischen Systems ist, ist mir ehrlich gesagt sowas von egal, Hauptsache es bietet sich (und wenn auch noch so eine geringe ) Chance auf eine Besserung dieses 1000 x verfluchten Krankheitsbildes!!!

Das ist irgendwie , seit ich von diesem Projekt mit dieser t-VNS gehört habe, ein Traum von mir und von vielen Wissenschaftlern und Medizinern vermutlich auch, dass man diese Krankheit vielleicht nicht so einfach Schwupps! komplett heilen kann, aber dass sich dadurch doch markante Verbesserungen ergeben.

Operativ hat man diesen Vagusnerv, der ja nun wirklich ein zentraler Nerv ist und auch die Sensomotorik beeinflußt, wie Du richtig schriebst, ja bereits stimuliert und hat ja bereits beachtliche Erfolge damit erzielt.

(O.k., o.k., man kann halt leider noch nicht von häufigen oder gar serienmäßigen Eingriffen sprechen, zugegeben)

Aber von irgendwas wird man ja noch mal träumen dürfen?

Weißt Du, auch wenn Du/Ihr wahrscheinlich so recht hast/habt mit der Bemerkung, man muss an sich ARBEITEN, so hängt mir das ganze Gerede von Psychotherapie und medikamentöse Einstellung (und Gott sei Dank gibt es diese Medikamente!!) zuweilen SO SEHR ZUM HALS RAUS - ich kann dir das Ganze gar nicht beschreiben.

Ich hab' diese Krankheit jetzt seit Jahrzehnten (wahrscheinlich also seit meiner Geburt an) und tu jetzt seit 17 Jahren aktiv etwas dagegen (einschl.5 Klinikaufenthalten, 3 Psychotherapien,usw.)und ein Ende ist immer noch nicht so richtig in Sicht - da ist es doch legitim mal auf so etwas wie die t-VNS zu hoffen, oder nicht?

Ich mein das jetzt nicht bös oder so - überhaupt nicht -, liebe o.b. (nein, ich nenn' dich doch wieder w.o., denn o.b. ist nach meiner Information ja auch noch was anderes...ggg), aber ich hab' manchmal sooooo die Schnauze voll von diesem Therapiegerede und nimm dir Zeit, fletzy, du mußt Geduld haben, fletzy - mein Gott, die hatte ich doch jetzt schon seit 17 (!!!) Jahren, WIEVIEL Geduld muß ich denn noch haben???

Aber es gibt immerhin auch noch 'ne gute Meldung: war gestern mal wieder bei meinem
Psychiater und der meinte wortwörtlich: "Wenn Sie mir nicht wieder krank (sprich:depressiv) werden, garantiere ich Ihnen, dass es Ihnen noch besser als jetzt gehen wird!" Und da hättest Du mal die Augen von fletzy sehen sollen, wie die gestrahlt haben vor Freude (auch das geht inzwischen schon wieder, ja,ja)

Liebe w.o., ioh wünsche Dir auf alle Fälle alles nur erdenklich Gute, dass sich deine Pläne , Wünsche und Hoffnungen erfüllen mögen und dass Du ganz konsequent den Weg weiter gehst, den Du bis jetzt eingeschlagen hast!!!

Te mando un abrazote, tía, y recuerdate siempre:

TAPFER SEIN!

Ganz lG,

fletzy
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