Seite 3 von 6

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 20:17
von bradforhelp
Hallo @ all,

für mich als "Neuling" ist es wichtig, dass dies in erster Linie ein Depressionsforum ist, deshalb bin ich nämlich hier.
ADS und ADHS sowie Borderline habe ich bislang grundsätzliche anders eingetütet.
Ich leide definitiv unter Depressionen und der Austausch darüber tut mir gut. Alles andere würde mich überfordern, meine Depressionen reichen mir.

brad

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 21:39
von ANOVA
N'Abend, Otterchen,

puh, da bringst Du mich ja jetzt voll in ein Dilemma... Bringe ich konkrete Beispiele werden sicher einige Leute kommen und Gegenbeispiele bringen oder mir sonstwie meine Meinung absprechen. Darauf habe ich keine Lust. Bringe ich keine Beispiele, werden sicher einige meinen, ich würde von etwas reden, von dem ich keine Ahnung habe (und deshalb keine Beispiele bringen kann).

Und außerdem bin ich ja keine Therapeutin. Insofern wäre es eigentlich besser, wenn Dr. N. Beispiele bringen würde.

Aber vielleicht kann ich so viel sagen, dass der Umgang mit Krisensituationen bzw. Suizidalität unterschiedlich ist und dass die therapeutische Beziehung einen unterschiedlichen Stellenwert hat. Und es gibt sicher noch x andere Unterschiede.

Ich kann mich z.B. noch gut daran erinnern, dass ich von meinem Psychiater mehrmals aus der Praxis weg in die Klinik verfrachtet wurde wegen Suizidalität. Irgendwann habe ich ihn mal gefragt, wieso er bei mir eine stationäre Einweisung für derartig notwendig hält, während das bei Borderlinern nicht so sei. Er meinte daraufhin, dass meine Suizidalität keine Borderline-S. ist, sondern eine depressive, so dass ein stationärer Aufenthalt auf jeden Fall angezeigt ist (Borderliner werden nicht jedesmal stationär aufgenommen, wenn sie suizidal sind).

Aber viel interessanter finde ich persönlich eigentlich folgendes:

>Weil... so eine typische Depressive scheine ich nicht zu sein. Aber was dann?
Borderliner? Ich glaube nicht - aber was weiß ich schon?

Was würde es für Dich denn bedeuten, keine "typische Depressive" zu sein bzw. warum ist Dir das so wichtig? Und wieso stellst Du Dich plötzlich als so unwissend dar?

Überhaupt, woher kommt dieser Zweifel?

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 22:48
von Guinevere
Hallo Otterchen,

Weil... so eine typische Depressive scheine ich nicht zu sein. Aber was dann?
Borderliner? Ich glaube nicht - aber was weiß ich schon?

Beschäftig mich so ab und an wieder mal mit Borderline, wie auch hier wieder http://www.jugend-hilft-jugend.de/de/be ... yndrom.php
...da ich irgendwo mal gelesen hab die Hälfte der AD(H)Sler würde im Laufe ihres Lebens eine BPS entwickeln, und meinem Sohn ja bei der "Stellung" (Bundeswehr) - für mich vorschnell, und er hats doch ein paar Tage als bedrückend empfunden - eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde (weil er lieber nicht so gerne unter zu vielen Menschen, alleine ist)...ich kann mir das für Dich auch nicht so recht vorstellen

Gute Nacht allen,
manu

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 22:54
von otterchen
Hallo Xenia,

kann ich das mit Dir per Email klären? An die alte Adresse?

Grüssle

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 22:54
von Klara24
Hallo miteinander,

Habe Depressionen und PTBS.
Und kann nur das bestätigen was Flora geschrieben hat.

In der Depri. bin ich zu fast nichts fähig
(da bin ich schon "froh" aus dem Bett zu kommen).

Die Diagnose PTBS bekam ich vor 3 Jahren.
Mit Beginn der Arbeit an "meinen" Traumatisierungen ist die SVV zeitweilig wieder aufgebrochen.

Kann bestätigen, das ich mit den PTBS-Symtomen weitaus besser zurechtkomme.
Die sogenannten Trigger gut erkenne und bewältigt bekomme. Retraumatisierungen
(leider nicht immer zu vermeiden) damit komme noch nicht gut zurecht.

Sich täglich mit Gedanken zu "schlagen" ,
nichts wert zu sein, blöd zu sein, lästig usw., damit verletzt sich der Mensch auch.
Und solche Gedanken gehören ja zur Depression.

Wichtig finde ich, das man als Mensch gesehen wird und nicht die "Störung"
im Vordergrund steht.
Mit Schuld- und Schamgefühlen schlägt man sich als Depressiver ja schon genug herum.

So, und jetzt hoffe ich nicht aus diesem Forum rausgeschmissen zu werden, wegen meiner PTBS.
Hatte nämlich einigen Mut aufbringen dürfen, mich hier anzumelden.
Und es hilft mir hier zu lesen, das ich nicht alleine mit meinen Problemen bin.

Liebe Grüße an alle
Monika

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 15. Dez 2009, 23:49
von nicki
Hallo,

habe jetzt (trotz der für mich späten Zeit) alles hier gelesen und bin nun doch eher verwirrt ob des Zwecks des Threads.

Viele Beiträge finde ich sehr informativ, die Unterschiede sehr gut und gut verständlich dargestellt. Ich finde mich in vielem wieder.

Aber genau das ist mein Problem: Ich habe offiziel sowohl rez. schwere Depressionen, Borderline (aber nicht so ausgeprägt) und PTBS (auch nicht mit allen signifikanten Symptomen).
Wenn das hier ein reines Depressionsforum sein soll, dürfen Menschen wie ich sich doch nicht mehr beteiligen. Ich versuche schon, in meine Beiträge die borderlinespezifischen Sachen (wie SVV) nicht reinzubringen und profitiere oft von den Beiträgen hier im Forum (egal, ob es direkt mich betrifft, oder ich "nur" mitlese und neue Denkanstösse bekomme)
Ich habe auch schon in einem Borderline-Forum geschrieben, fühlte mich da aber doch etwas fehl am Platze, da wichtige Symptome nicht so ausgeprägt sind.

Sorry, bin jetzt arg verunsichert, ob ich hier weiter schreiben sollte, obwohl ich mich hier wohl und angenommen fühle.
Aber vllt. bin ich nur zu müde, um klar zu denken und zu erfassen?

nachdenkliche Grüße,
nicki

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 00:20
von ichunddu
@ Nicki:
DU SOLLST!

Wenn Herr Niedermeier alle rausschmeisst, die nicht aus dem Bilderbuchsymptomkatalog zu beschreiben sind, ist er noch vor Weihnachten mit Frau Blume alleine...



Goetthin

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 00:37
von HelH3
Nicki

Ganz bestimmt bist du hier weiterhin richtig und gut aufgehoben. Obwohl mich selbst Doc Ns Postings in diesem Thread anfänglich reichlich irritiert haben, schätze ich die daraus entstandene Diskussion doch inzwischen.

Ich denke, dass wir alle verstehen, warum detaillierte Schilderungen von akutem SVV nicht erwünscht und wünschenswert sind.

Es ist nicht abzustreiten, dass SVV dennoch auch bei "Nur-Depressiven" vorkommen kann, ohne dass man da gleich eine nicht-diagnostizierte Borderline-Störung unterstellen kann. Hier hat sich Doc N vielleicht etwas arg generalisierend ausgedrückt, sowas kommt vor, nicht nur bei Medizinern

*lol* Ich bestehe darauf, als unipolare Depressive mit selten auftretendem Hang zu SVV akzeptiert zu werden *aufstampf*

Es gibt vielfältige, ineinander verschwimmende Symptom-Zuschreibungen und vor allem viele Betroffene, die man auf gar keinen Fall auf EINE deskriptive Diagnose reduzieren sollte - der "reine Depressive", hm, hört sich das nicht schon fast psychofaschistisch an?

Da gibts halt jenes grässliche Symptom SVV, welches am meisten bei Borderlinern, aber auch bei Depressiven und bei *hüstel* Mischlingen auftreten kann. Kein Grund, bei jeder oberflächlichen Erwähnung dessen gleich darauf zu verweisen, dass das eigentlich niemals nicht bei "reinen Depressiven" sein kann - zumindest nicht, solange selbige sich nicht in exzessiven Beschreibungen ihrer physisch ausgelebten Autoaggression ergehen und die Forenregeln eingehalten werden, oder?

Ansonsten wären wir womöglich bald soweit, hier kaum noch eine der diversen Schwächen und Fehlverhaltensweisen erwähnen zu dürfen, ohne gleich aus dem Raster zu fallen.

Alle Psychos werden Brüder und Schwestern, wünscht sich Helena

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 00:51
von biscaya
Auch wenn manche Ärtze gerne Krankheiten aufdröseln möchten (z.B. SVV als eigenständige Erkrankung... ist in den USA grade total hipp in der psychiatrischen Theorienbildung), so ist vielleicht noch zu erwähnen, dass selbst die Kriterien von ICD oder DSM nicht allgemeingütlig sind und sich auch verändern. Zudem finden gerade im Bereich Boderline und verwandte/ähnliche Krankheiten seit geraumer Zeit auch kontroverse Diskurs statt. Die Richtschnur zur Diagnose zur "Eintrittskarte" zu erheben halte ich für aber nicht für angemessen, da wie oben schon erwähnt, eben auch bestritten werden kann, dass sich die Krankheitsbilder Depression und Borderline so weitreichend trennen lassen, wie oft erwünscht wäre.
Als Neuling im Forum (aber dennoch kein Neuling in der Thematik) versteh ich -mit Verlaub- den Sinn dieses Themas nicht. Vielleicht sollte man dann die betreffenden Leute persönlich anschreiben und ihnen zu anderen Foren raten, anstatt Irritationen und gekränkte Gefühle zu erzeugen und den Eindruck von Exklusion zu vermittlen.

Viele Grüße von einer einer Depressiven (nach Diagnose) mit Borderlinezügen (nach Gutachten)

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 01:04
von Guinevere
Hmmmm zu SVV - hab da vor kurzem im Zusammenhang zur 3. Deutschlandweiten ADHS- Messe, die Mitte April 2010 stattfinden soll gelesen, dass derzeit Deutschlandweit mit etwa 800.000 Betroffenen - Tendenz steigend - gerechnet wird.
Ich für mich kann halt schon eher sicher sagen, dass dies mit traumatischen (Kindheits-)Erlebnissen einherging, da ein Zusammenhang besteht...wo sich für mich (Mutter und ihre ständigen Aussagen, wo sie sich nix dabei denkt, das einfach mal zu sagen) mittlerweile auch einiges klärt...

Lieben Nachtgruß allen ,
manu

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 02:15
von Guinevere
*ganz vergessen hab*

an Nicki,

Sorry, bin jetzt arg verunsichert, ob ich hier weiter schreiben sollte, obwohl ich mich hier wohl und angenommen fühle.

kann ich Dir gut nachempfinden, das Du etwas verunsichert bist, da gings mir mal sehr ähnlich, zu Anfangs, als ich hier gleich so mit dem SVV reingeplatzt bin .

Ich so für mich hatte schon den Vorteil zu bleiben, und so einiges besser unterscheiden zu lernen. Vorher wars ( Diagnosen) für mich eher ein verwaschener Einheitsbrei...und so, aus meinen hier im Forum gesammelten Erfahrungen würde ich halt meinen: "Ja, auf jeden Fall bleiben"...

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 06:45
von ANOVA
Otterchen,

>kann ich das mit Dir per Email klären? An die alte Adresse?

Yes, we, äh you can! Weiß aber nicht, ob ich Dir weiterhelfen kann...

Schönen Tag!

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 08:16
von flora80
Hallo!

Ich möchte noch einmal sagen, dass ich persönlich eine Unterscheidung von psychischen Erkrankungen sehr wohl sinnvoll finde, aus den von mir oben genannten Gründen.

Sich ausgeschlossen fühlen, heißt nicht, ausgeschlossen zu werden. Ich finde, dass Borderline eine total ernstzunehmende und schwerwiegende Erkrankung ist. Aber in diesem Fporum soll es eben einfach nicht darum gehen und ich finde es fair, das zu kommunizieren und außerdem darauf hinzuweisen, dass Depris und Borderliner eben in einigen gravierenden Punkten doch anders ticken und deshalb eine andere Form von (Selbst-)Hilfe brauchen.

Natürlich ist jeder Mensch speziell und ein ganz besonderer Ausnahmefall. Ich natürlich auch... Dennoch GIBT es Diagnosen und völlig unsinnig sind diese nun mal auch nicht.

Flora

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 10:14
von Jodie42
Hallo,

kann mich nur einigen vorschreibern anschliessen....

ich fühl mich auch sehr verunsichert und weiss jetzt nicht mehr ob man mit ssv überhaupt noch hier im forum willkommen ist???:-(

ich leide seit vielen jahren an chronischen rez. depressionen und die svv von denen ich auch schon weiter oben geschrieben habe, davon wissen mein psychiater und auch in der klinik war dies bekannt und keiner hat mir bis jetzt eine borderline störung attestiert???????

ich mach dies ja auch nur in absolut auswegslosen situationen (schon jahre nicht mehr), aber es kam eben mal vor und auch ich spürte danach keinerlei erleichterung sondern scham, scham und nochmals scham...

und es ist wirklich sooo wichtig, hier "nur" depressive zu wort kommen zu lassen und all die anderen die noch andere psychische defizite habe auszugrenzen???

nach dem statement vom dr. hatte ich erst wirklich das gefühl ich bin hier nicht mehr erwünscht, was mich sehr verunsichert und auch traurig gemacht habe, fühle mich hier eigentlich sehr wohl, weil ich soviel andere sehe mit den gleichen symptomen, gefühlen, "sonderheiten" und ich mich seitdem nicht mehr ganz so allein fühle mit meinen problemen.....

es grüßt alle etwas verunsichert

Martina

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 11:06
von Jadewölfin
Hallöchen,
ich habe jezt leider nciht alle Beiträge lesen können da ich gleich weg muss.
habe aber trotzdem eine Frage die mir nun im Kopf herumspukt. Ich selber hab es nie ernst genommen und schon garnicht damit in Verbindung gebracht aber trotzdem zeige ich selbstverletzendes Verhalten.
Nicht indem ich mich ritze oder so aber ich mache seit dem ich 12 bin meine Hände kaputt.
Wenn es mir schlecht geht oder ich nachdenke mache ich es meistens unbewusst udn spühre dann erst den schmerz an meiner Hand.
Trotzdem wurde mir die Depression diagnostiziert... Nun bin ich verwirrt...!

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 11:17
von Nienor
Hallo Guinevere,

>Wie äussert sich denn das "labil" bei Dir? Ists nicht eher eine Art Hochsensibilität?<

Nein, meine Stimmungen können wirklich schnell umschlagen, vor allem leider ins negative. Eine Kleinigkeit, und schon bin ich völlig down. Oder auch einfach nur aus dem Konzept gebracht.

Nienor

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 12:00
von DYS-
Hallo Leute

Es geht doch einfach nur darum, das Ratschläge, die man jemanden mit Depressionen gibt bei Leuten mit einer BPS nicht fruchten. Im Verlauf einer BPS gibt es immer wieder auch depressive Phasen. Mit diesen Phasen geht man aber anders um als mit reinen depressiven Phasen.

Bei mir wurde bei meinem ersten Klinikaufenthalt auch eine BPS vermutet. Daraufhin habe ich mich an eine Klinik gewandt, die sich auf diese Krankheit spezialisiert hat. So kam ich in den Genuß einer ganz speziellen Therapie, der Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT).

Im Verlauf dieser Therapie wurde dann aber meine Diagnose hinterfragt. Ich wurde in der Klinik dann als depressive Patientin behandelt, habe aber weiter an der DBT teilgenommen. Es hat mir sehr geholfen. Die Diagnose BPS gibt es bei mir nicht (mehr?). Eigentlich schade, ich hätte gerne weiter an der Dialektisch-Behaviorale Therapie teilgenommen. Ich kann sie auch jedem Borderliner nur wärmstens empfehlen! Und ein anderer Mensch ist man mit oder ohne dieser Diagnose auch nicht.

Was ich damit sagen will.... Ich bin der Überzeugung, das Therapieansätze für Borderlinern für Depressive schon sehr hilfreich sein können. Umgekehrt aber die Ratschläge für an Depressionen Erkrankte bei BPS nicht ausreichen. Da muss mehr kommen.

Übrigens (das ist nur meine Erfahrung), ich habe durch meinen Beruf als Krankenschwester und als Psychiatrieerfahrene noch keinen depressiven Menschen erlebt, der sich offensichtlich selbst verletzt. (Vielleicht hat er es ja mal versucht, aber es half nichts). Aber viele Menschen mit einer BPS, die sich NICHT (offensichtlich)verletzen.

Nach meinem bescheidenen Wissensstand kann ich SVV bei Depressionen nicht ausschließen (Da hat der DOC mehr Ahnung), aber falls es diese Kombination gibt ist sie ganz sicher nicht typisch und die Anzahl dieser Patienten so gering, das sie nicht ins Gewicht fallen.

Nun schlagt mich (selbstverletzendes Verhalten? )

dys

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 12:57
von Nico Niedermeier
Hallo an Alle aus der Mittagspause:-)
Vielen Dank erst mal für die wirklich sinnige und hochkarätige Diskussion und die vielen exzellenten Beiträge wie z.B. die Beiträge von Flora, Xenia oder der letzte hier von Dys, aber es sind wirklich die meisten ganz große Klasse.
Also....nochmal: Die Diskussion macht natürlich aus vielen Gründen massiv Sinn und ist von daher sehr wichtig.
Beispiele: Viele Kliniker, aber auch niedergelassene Ärzte und Psychologen, werden zwar die theoretischen Konstrukte von Borderline Störungen kennen, werden aber nie intensiv damit gearbeitet haben, so dass sogar diese Profis es entweder übersehen, oder gar nicht daran denken, oder aber aus ideologischen Gründen ablehnen solche Diagnosen zu vergeben (es wimmelt von Analytikern, die es abartig finden die Pat. so zu "labeln". Noch schlimmer ist die Situation natürlich bei Hausärzten da würden sicher 90% sogar wenn sie die einzelnen Symptome benennen, dies nicht einordnen können. Fakt ist, dass es wimmelt von Menschen mit Borderline Störungen, die nie suffizient diagnostiziert werden. ABER: Keine Diagnose, keine Therapie!!
Ich habe wirklich dutzenden von jungen Frauen kennengelernt die klassische Karieren hinter sich hatten (Essstörung, Ängste, SVV, Suizidversuche, Depressionen) und die auf die jeweiligen Symptome von irgendwelchen Wald und Wiesentherapeuten behandelt wurden. UND DANN? 10 Jahre Therapie und nix wird besser. Borderline Störungen bedürfen eben in der Regel spezieller Therapieverfahren und spezieller Therapeuten. Schon alleine aus diesem Grunde sind diese Unterscheidungen überlebensnotwendig. Und eine "normale" Depressionstherapie führt gerne in den Abgrund. Beispiel: Bei Borderlinern handelt es sich (siehe Xenia) um eine Impulskontrollstörung und um eine Affektregulationsstörung. Wenn jetzt ein Borderliner schildert, dass er/sie voller Wut auf den Partner ist, weil der ihn/sie zu wenig beachtet, dann ist die Chance bei 90%, dass die Emotion vielleicht nicht wirklich zur Situation passt und vor allem die Ausprägung der Emotion zu stark ist und es eher einer "in Frage Stellung der Emotion" bedurfte. Wenn dann jetzt im Forum die Depressiven schreiben: "Ja setz dich mal durch und nimm dich mal ernst!" Dann ist das genau das Gegenteil von dem was sinnig ist. Solche Beispiele (z.B. auch hier aus dem Forum) könnte ich zu hunderten benennen.
Umgekehrt wird die Schilderung der Symptomatik jeden "normal Depressiven" verzweifeln lassen (z.B. das Beispiel von Martina 42 " die meisten Depressiven die ich kenne verletzen sich selbst) und es werden Informationen gestreut, die komplett an der Wirklichkeit vorbeigehen.
Nochmal: Betroffene mit Borderline Störungen (aber auch mit ADS und komplexen Traumata) werden extrem unruhig und angespannt sein, häufig voller Schmerz, Kränkung und Wut. Das trifft auf 95% der "normal Depressiven" NICHT zu. Diese werden antriebsarm, gefühllos, aber zumeist spannungslos, wenn dann eher ängstlich, traurig sein. Und die die eine agitierte Depression haben werden so ängstlich agitiert sein, dass sie sich nie so konzentrieren könnten, dass sie sich hier im Netz aufhalten könnten. Resultat ist, dass Menschen mit Borderline Störungen oder ADS oder PTSD viel viel häufiger im Netz anzutreffen sind als alle anderen Störungen und das muss man (auch hier) wahrnehmen und bedenken.
Für alle die das nicht glauben wollen empfehle ich mal: www.youtube.com und dann schizoide Persönlichkeitsstörung googeln und dann hysterische Persönlichkeitsstörung und dann Borderline. Borderline schlägt (z.B. bei youtube) alle anderen um 5000 Prozent:-))
Beste Grüße (ich muss wieder weiter, ich hab es jetzt leider nicht Korrektur gelesen, schnell geschrieben und es wird vor Fehlern wimmeln, sorry)
N. Niedermeier

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 13:15
von kartoffelsalat
Hallo,

ich nun auch. Finde diese Diskussion extrem interessant und auch hilfreich. Extrem viele gute Beiträge. Flora, ich möchte mich deinem letzten Beitrag anschließen.

Jetzt hab ich mal neugierig geworden mehr recherchiert und auch den Borderline- Selbsttest gemacht. Für all die, die auch neugierig sind:

http://www.psychotherapiepraxis.at/surv ... line.phtml

@Doc - Falls der link nicht als angemessen erachtet wird, bitte löschen.

(falls es jemand wissen möchte, laut Test fall ich raus) jetzt duck ich mich mal, weil ich natürlcih nicht will, dass das jetzt hier zum coming-out Wahn wird. Aber ich möchte mich hier einigen anschließen, die schon geäußert haben, dass es für den Einzelnen hilfreicht ist, es für sich selbst zu wissen.

Ich glaube für mich auch- aus persönlicher Erfahrung, doppelduck, dass der Umgang zwischen Depris und Borderlinern nicht ganz so unproblematisch ist, wie hier vielfach angedeutet wird. Ich finde es hilfreich, zu wissen wenn jemand BL ist, da ich dann manches besser einordnen kann und nicht auf mich beziehen muss.
Jetzt aber nichts wie weg.

Liebe Grüße, Kasa

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 13:26
von Dendrit
.

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 13:42
von SisterGoldenHair
Hallo,

ich möchte mich auch mal einklinken, weil ich diese Diskussion sehr aufschlußreich finde.

Seit ich zurück denken kann, bin ich "in der Gegend rum geeiert", und wußte nie so recht wo mir der Kopf stand. Ich konnte einfach meinen Platz im Leben nicht finden, aber leider konnte ich nicht ausfindig machen, woran das lag.

Ein Gedanke in sehr jungen Jahren war bei mir im Grunde ständig präsent:
"wenn das oder das nicht klappt, oder wie auch immer, kann ich mich ja immer noch umbringen" - obwohl ich heute ganz klar von mir behaupten kann, daß ich nicht suizidal bin. das liegt aber auch mit daran, daß mein Bruder den part schon übernommen hat vor fast 30 Jahren. aber ich hänge an meinem Leben, und ich gehe davon aus, daß wir nur dieses eine haben, und deshalb versuche ich jetzt, es mir so gut wie möglich zu gestalten.

Habe mich eigentlich recht früh auf den Weg gemacht, um Hilfe zu suchen, aber irgendwie war ich wohl meistens zur falschen Zeit am falschen Ort.

Vor 2 Jahren in der Uni sagte unser wirklich sehr guter psychol. Psychotherapeut ein wenig vorwurfsvoll **sie machen schon 20 Jahre Therapie??!!** ... und hat SO wenig gefruchtet... ;o)

nicht nur, aber auch, wenn ich hier mitlese, dämmert mir immer mehr, warum das so war bzw. gewesen sein könnte.

In den letzten 3 Jahren wurden mir allerlei Diagnosen offenbart - nicht alle waren für mich stimmig - und meine letzte ambulante Thera sprach erstmals von emotional instabiler PS - in der Uni sprach man u.a. von kombinierter PS, weil ich anscheinend immer nirgendwo so richtig reinpasse ;o)

also habe ich entsprechend meiner Therapeutin im Internet recherchiert, und wurde in einer nahen Akutklinik fündig, wo eine Testung angeboten wird und für den Fall des Falles auch eine kompetente Therapie.

ich also zu der Testung - die Dame gab sich sehr viel Mühe zu hinterfragen, aber war halt wohl der spez. Fragenkatalog - 9?Fragen.
4 konnte ich klar mit ja beantworten, 2 klar nein und der Rest teils teils.

die Psychologin machte sich sehr an der Wut fest. ich habe selten Wutanfälle (die wurden in meiner Kindheit restriktiv angegangen) - kein "direktes" SVV und keine Suizidabsichten - man kann aber durchaus seine Gesundheit und sein Leben auf indirekte Weise gefährden... und die Wut z.B., die auch sicher oder auch gerade bei gesunden Kindern? vorhanden sein sollte? richtet sich dann irgendwann gegen sich selbst - und mündet evt. noch durch allerlei andere Vorkommnisse in einer rez. Depression... wenn man u.a. vielleicht die Wut nicht ausleben kann... ?

Der langen Rede kurzer Sinn - die Psychologin sagte, ich bin kein Borderliner - ich hätte noch (zu) viele Ressourcen, die sich andere mühsam erarbeiten müssen...
(EDIT - und unter diesem Gesichtspunkt war sie der Meinung, daß eine Therapie bei ihnen für mich evt. kontraproduktiv sein könnte...)

meine Thera meinte dazu, na ja, das war halt der Fragenkatalog - sie hätte einen Kollegen gehabt, der pflegte zu sagen "eine Krankheit kennt kein Schema, aber ein Schema ist bequemer" - hatte ich hier irgendwo schon mal geschrieben.

Meine Thera sagte auch mal, Borderliner werden in der Psychiatrie sehr negativ geschildert, und vereinfacht ausgedrückt - Borderliner können nicht arbeiten und nicht lieben - und mir leuchtete ein, warum ich so viele Jahre in beiden Bereichen so große Probleme hatte... ich halte mich selber für sehr instabil, bes. auch rückblickend - Vieles hier gelesene paßt auf mich wie die Faust aufs Auge - Stabilität verleiht mir derzeit, daß ich sozusagen gerade "autonom" bin, meine Zeit und meine Kräfte einteilen kann wie es für mich gut paßt - und vor allem, daß ich selbst bestimmen kann, wo ich mich engagiere und wo ich mich heraus halte. In einem "normalen" Leben, insbes. auch im Arbeitsleben, ist so eine Einteilung aber im Prinzip nicht machbar, meine ich zumindest.

Vielen Dank für diesen Thread ! ;o)

LG
Ulli

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 13:56
von Guinevere
Hey Nienor

Nein, meine Stimmungen können wirklich schnell umschlagen, vor allem leider ins negative. Eine Kleinigkeit, und schon bin ich völlig down. Oder auch einfach nur aus dem Konzept gebracht.

hmm..."eine Kleinigkeit"...aja, bei mir wars lange Jahre so (und ist auch heute noch ab und an so, aber bei weitem nicht mehr so schlimm) dass ich zuviel Einfühlungsvermögen hab, und mich um viel zu vieles annehme, mich zwar mittlerweile gut abgrenzen kann, aber, das klappt nicht immer. Ich weiß jetzt nicht, wie ich das genau beschreiben könnte *grübel*. Im Großen und Ganzen brauch ich zwar Morgens ne Weile bis ich die komplette Orientierung hab [wie ich heiße, wo ich mich im Moment befinde, der Wochentag (da wirds dann schon schwieriger noch immer (Kindheit) sehr schlecht mit auch oft nur unterschwelligen, oder noch in der Luft liegenden Aggressionen umgehn...

Lieben Gruß !
manu

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 14:40
von DepriXX
Guten Tag zusammen

macht es euch doch einfach , fragt euren Doc nach der Diagnose, hört ihr was anderes als Depression also eine Persönlichkeitstörung oder andere psych. Erkrankung, haltet euch hier fern.

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 14:58
von Guinevere
Zitat Kartoffelsalat *wink *

Ich glaube für mich auch- aus persönlicher Erfahrung, doppelduck, dass der Umgang zwischen Depris und Borderlinern nicht ganz so unproblematisch ist, wie hier vielfach angedeutet wird. Ich finde es hilfreich, zu wissen wenn jemand BL ist, da ich dann manches besser einordnen kann und nicht auf mich beziehen muss.

hmmm *grübel*, nicht auf Dich beziehen musst...ja

Also, ich hatte mal für zwei Monate ne Beziehung mit nem a-Typischen Borderliner. Hat ne Weile gedauert, bis ich mich davon erholt hatte. Die oft manipulativen, schon fast wöchentlichen Suizid-ankündigungen, -versuche und auch anderes, das ich hier nicht erwähnen möchte...wo dann sogar seine Thera Angst vor ihm hatte...

Nen schönen Nachmittag allen,
manu

Re: Borderline versus Depression

Verfasst: 16. Dez 2009, 15:45
von dolittle909
Hallo,

bei Ullis Beitrag wurde mir deutlich, warum diese Störung "Borderline" heißt (und das macht es wahrscheinlich auch so schwierig mit der Diagnose). Da steckt von allem ein bisschen drin und eigentlich verbietet sich eine 08/15-mäßige Zuordnung anhand nur eines Symptoms.

Denn als Depressiver kenne ich sowohl die mühsam herunter geschluckte Wut, als auch Stimmungsschwankungen, bei denen relativ plötzlich die Stimmung von gut nach angespannt, ängstlich, niedergeschlagen wechselt. Und trotzdem scheint es bei Borderlinern etwas fundamental Anderes zu sein. Ist der Unterschied, dass ich auch diese Gefühle habe, aber nicht nach ihnen handle, mich ihnen nicht unterwerfen oder ausliefern will? Mein Ziel ist jedenfalls immer die Kontrolle meiner selbst gewesen, nicht die Manipulation anderer.

Und trotz allem auf-und-ab, hin-und-her in mir bin ich von meiner Persönlichkeit her kein unsteter Mensch. Ich versuche unabhängig von solchen Stimmungen "etwas" durchzuziehen, das ich in einer Gesamtschau meiner Stimmungen als richtig erkannt zu haben glaube. Beruflich und privat. Auch wenn ich damit immer wieder unzufrieden bin, daran zweifle und manchmal verzweifle (wenn die Angst vor Veränderung übermächtig wird).

Dieser rote Faden, diese innere Verlässlichkeit, ist das der Unterschied? Mir scheint es jedenfalls ein großer Unterschied auch im Miteinander zu sein. Borderliner haben eine ganze andere Art ihre Welt zu sehen und zu fühlen, so sieht es jedenfalls für mich aus.

In meiner Tagesklinikzeit war ich höchst irritiert über eine attraktive junge Frau, mit der ich mich angefreundet hatte, weil sie auch studierte und Depressionen hatte. Nach einer Weile umarmte und drückte sie mich täglich zur Begrüßung und Verabschiedung, so dass ich schon ganz verlegen wurde. Dabei lebte sie mit ihrem Freund zusammen. Nach zwei, drei Wochen wurde ich einem Wochenende mit einem Mal von ihr völlig ignoriert. Ich hatte keine Ahnung warum. Als ich eine Aussprache suchte, bekam ich vorgeworfen, ich hätte mich zwischen sie und ihren Freund drängeln, hätte eine Beziehung zu Dritt wollen, ich verachte sie, ich bestehe nur aus Selbstmitleid usw. Für mich schien Liebe in Hass umgeschlagen zu sein und ich wusste nicht warum. Ich war zutiefst verletzt und verunsichert. Auch der Hinweis des Psychologen, dass sie eine andere Störung als ich hätte (Borderline), lies mich die Kränkung nur sehr langsam verdauen.

Erst da kapierte ich, dass "emotionale Instabilität" etwas anderes war, als meine Stimmungsschwankungen.

d.