Ende Gelände (lang)

[Undine]

Hallo Martin,

Glückwunsch zu Deiner Entscheidung. Deine Anwältin für Arbeitsrecht, wird Dir die weiteren Schritte erläutern.

Zu Deiner Krankmeldung, Arbeitslosigkeit usw.

Das Krankengeld ist höher als das Arbeitslosengeld. 80 Prozent vom letzten Verdienst. Das Arbeitslosengeld beträgt nur 60 Prozent (plus, minus für Familie und Kinder), jedoch egal wie, es ist niedriger. Wenn Du weiterhin krankgeschrieben bleibst, ist das kein Problem für die AA. Im Gegenteil.

Ich habe das alles schon durchexerziert. Der AA ist es sogar lieber, Du bleibst krankgeschrieben. Denn so lange zahlt die KK für Dich. Du bist weiterhin renten- und arbeitslosenversichert und natürlich in der gesetzlichen KK.

Dein Arbeitslosengeld wird immer nach Deinem letzten Arbeitseinkommen berechnet. Dazu gibt Dir die AA Auskunft. Glaube nicht, dass sich diesbezüglich etwas geändert hätte. Wenn doch, Vorsicht.

Ich kann mir vorstellen, dass Du momentan ziemlich ausgepowert bist. Es liegt einiges hinter Dir und es kommt noch einiges auf Dich zu. Wie wäre es mit einer Reha? Danach könntest Du Deine Ziele neu stecken. Jetzt komme erst einmal zur Ruhe.

Bei der RA höre bitte genau hin und mache Dir vorher Stichpunkte, was Du sie alles fragen möchtest. RA sind auch nur Menschen und sie müssen mit Infos gefüttert werden, damit die Klageschrift ein Erfolg wird.

Ich wünsche Dir ein ruhiges WE, Ina

[Shay]

Update: mein psychiater hat mir heute Citalopram verschrieben. Damit soll ich sukzessive das Trimipramin ersetzen.

Morgen Erstgespräch mit Fachanwältin für Arbeitsrecht.

[Shay]

Jetzt sitze ich hier an meinem Rechner, eigentlich sollte ich mich beim Fotografen ablichten lassen, um meine Bewerbungen fertig zu machen. Ich fühl mich nur grade so wenig fotogen...

Heute Nachmittag habe ich meinen ersten Termin bei der Anwältin für Arbeitsrecht. Mal sehen, was die so aus meinem Fall macht.

Langsam kommt mir das Gefühl hoch, dass ich das alles alleine gar nicht mehr in den Grifff bekomme. Ich habe den Verdacht, dass auch mein nächster Arbeitsplatz schon jetzt massiv in Gefahr ist, wenn ich mich nicht in einigen Verhaltensweisen grundlegend ändere. Im Grunde brauche ich tatsächlich ne intensive Theapie mit behavioristischem Ansatz; allein die Psychoanalytische Seite hilft mir wohl nicht wirklich weiter.

Ich hab gestern abend einen Freund besucht, der mir klar machte, dass es wohl ewig so weiter gehen würde mit mir: Arbeit suchen, lange arbeitslos, etwas finden, Stress mit Vorgesetzten und Kollegen, Arbeit wieder futsch. Nur jedes Mal, wenn ich wieder arbeitslos bin, wird die Suche wieder ein Stück schwieriger. Und einen anderen Job, als das, was ich gelernt habe, zu suchen, macht auch keinen Sinn. Also muss ich eigentlich JETZT was ändern, nicht dann, wenn ich wieder einen Job gefunden habe. Gott ist das alles vertrackt...

So, jetzt putze ich mir die Zähne, lass mich fotolackieren und kaufe mir einen neuen Luftmassenmesser fürs Auto... Mann... ich hab doch gar keine Power mehr dafür...