Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Billa
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Aufschieberitis - Vermeideritis

Beitrag von Billa »

hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob es hier so reinpasst -
aber mir ist in diesem Zusammenhang heute auf dem Heimweg ein ähnliches - sozusagen artverwandtes Phänomen in den Sinn gekommen - nämlich:

die Vermeideritis (mir fällt kein besseres Wort ein

mit der ich mir selbst im Wege stehe.

- z.B. möchte ich mich gerne öfter mit meiner Freundin treffen, aber mehr als einmal im Jahr "schaffe" ich es nicht. warum ? keine Ahnung.
wenn ich Zeit habe, bin ich sehr oft alleine unterwegs. ich kann mich schlecht terminlich festlegen, also verabreden. warum? weil an solchen Tagen meistens mehrere Sachen zusammenkommen u. ich dann nicht die Ruhe u. Freude habe, die ich mir vorstelle.

- ich war eine Zeitlang in einem Gesprächskreis, wo es mir gut gefallen hat. als wir uns näher kennengelernt haben u. die Leute mich froh u. herzlich begrüßt haben (schön, dass du wieder dabei bist usw.) bin ich nicht mehr hingegangen. ich habe die Termine "vergessen", dann war Urlaub, dann wieder vergessen.

Es ist für mich eine Aufschieberitis von ansich schönen Sachen, Sachen die Freude machen, und doch ziehe ich mich sofort zurück, wenn es mir "zu eng" wird.

Kennt ihr soetwas auch ?
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Billa,

ja, sowas in der Art kommt mir auch bekannt vor.
Alles, was irgendwie nach Pflicht riecht, wird nicht gemacht. Warum? Weil wir uns selbst zuviele andere Dinge nicht erlauben?

Auch bei einer Verabredung ist man ja wieder eine Art Verpflichtung eingegangen - kann's das bei Dir sein? Bei Dir stünde dann immer noch das "ich muss" im Vordergrund und verdrängt das "ich will".
Dazu würde auch passen, dass Du Treffen vermeidest, wobei soziale Kontakte entstanden sind. Die warten auf Dich, Du "musst" erscheinen... und dem kannst Du Dich nicht (mehr) aussetzen.

Kann es sein, dass Du immer viel tun solltest/musstest, um Dich, Deine Existenz zu rechtfertigen? Wurde von Dir z.B. verlangt, ein "gutes Kind" zu sein - wenn nicht, gab's Konsequenzen (wie Nichtbeachtung oder Bestrafung oder Unverständnis o.ä.)??
Die Ursachen müssen ja nicht in der Kindheit liegen - aber mir scheint, dass in Deinem Kopf noch oft ganz leise immer die Worte "ich muss..." auftauchen. Kannst Du diese Worte mal bewusst aufspüren, innehalten - und wenn möglich gegen ein "ich will" austauschen?

Naja, ich schließe mal wieder von mir auf andere - bei mir war das halt so, und das Abklopfen auf vermeindliche Verpflichtungen hin war schon sehr wichtig für mich. Da ich viel schreibe, konnte ich immer, wenn ich "ich muss" geschrieben habe, innehalten und dies oft genug durch "ich will" oder "ich möchte gerne" ersetzen.
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Billa
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Billa »

hallo Otterchen,

ich bin positiv erstaunt, dass u. wieviel Gedanken du dir machst.

ich vermute,dass es sich bei mir um eine Art Bindungsängste handelt. ich war schon ab meiner Babyzeit immer für längere Zeit bei meiner Oma, hatte also sozusagen 2 Zuhause.
Dann bin ich die Älteste von mehreren Geschwistern. Vielleicht habe ich als Kleinkind gedacht: 'wenn dieses Geschwister-Baby grösser ist, hat Mama wieder mehr Zeit für mich'? aber irgendwie kam es nicht mehr dazu. und ich habe mich innerlich zurückgezogen.
Als Jugendliche u. junge Erwachsene hatte ich eine zeitlang daran zu knabbern u. fühlte mich irgendwie überzählig, vielleicht auch weil nach mir mehr.Brüder sind u.keine Schwester. Zu mein.Schwestern war der Abstand nachher zu groß um sie als Vertraute zu haben (du verstehst,was ich meine?)
Als meine jüngsten Geschwister "aus dem Gröbsten" rauswaren, meine Eltern ein Auto hatten u. anfingen, Ausflüge zu machen, war ich schon fast erwachsen u. ging eigene Wege.

Ich (u.mein.Geschw.) habe eine schöne Kindheit gehabt, ich mußte auch nie viel helfen (wie man vllt.denken könnte) und wir haben alle ein gutes Verhältnis zueinander, u. trotzdem ist meinerseits eine Distanz.

Verstandesgemäß weiß ich schon lange, dass es an der damaligen Situation lag u. nicht an mir - aber gefühlsmässig fühlte ich mich doch ausgegrenzt.

Vielleicht habe ich mich nirgendwo richtig dazugehörig gefühlt u. mich deswegen abgegrenzt um nicht von anderen ausgegrenzt zu werden.

Das hört sich jetzt alles schlimmer an als es tatsächlich war - und es wundert mich, dass es mir heute noch etwas ausmacht.

Was mich auch belastet ist, dass ich mich meinen Kindern gegenüber ähnlich verhalten habe. Ich konnte nie eine innige Beziehung zu ihnen herstellen, obwohl ich mich immer gekümmert habe.

Ich hoffe, dass ich irgendwann mal mit meinen Gefühlen klarkomme.

frdl. Grüsse
Billa
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

... und dann bekam ich vom Königsurmel heute noch folgenden Spruch mitgeteilt:



Irgendein Ziel muss man haben und ansteuern - der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen.



In diesem Sinne...!
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kormoran
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,
ich komm ehrlich gesagt bei der fülle der denkansätze mit dem verarbeiten nicht mehr mit...

aber ich les immer wieder nach und jetzt musste ich doch glatt schmunzeln. großer satz! ( königsurmel!)

ganz pragmatisch dann aber wieder: erlauben wir uns doch auch so läppische ziele zu haben wie eine aufgeräumte wohnung. oft können die ziele gar nicht klein und nahe genug sein. ein großes weit entferntes ziel oder gar der sinn des lebens: da ist bei mir gleich total sendepause.

lg,
kormoranin
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*** zurück ins leben!
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Hallo otterchen und Alle!!

Nachdem ich schon ein paat Tage hier herumstöbere und teilweise schon mehrere Kommentare abgegeben habe, finde ich hier meine gegenwärtige Situation...

Ich war die ganze Zeit am zweifeln, ob ein/e Therapeut/in mir überhaupt helfen kann...

Meine Antwort ist eindeutig: NEIN!!

Ich weiss es jetzt genau: Mir fehlt eine Freundin / Partnerin...
Ich will und kann nicht ohne einen Menschen leben der mich gerne hat und für den es sich lohnt morgens auf zu stehen!

Seit mehr als 1,5 Jahr sind meine Frau und ich nach 32 Jahren Ehe, davon 7 Jahre WG, getrennt...

Wir haben 2 Erwachsene Töchter, die soweit Ihr eigenes Leben führen...

Die 7 Jahre WG haben mir schon sehr zu schaffen gemacht: Es war ein nebeneinander her leben, ohne Austausch von Zärtlichkeiten egal welcher Art... Ich habe immer das Gespräch gesucht, aber es kam nicht zustande... Selbstverständlich habe ich auch meinen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist...

Seit über einem Jahr, mache ich nur das Notwendige um einigermassen zu leben...
Meine Ativitäten werden ständig weniger und das Chaos in der Wohnung immer grösser...

Inzwischen ist es so dass ich mir für das aller Notwendigste schon mehrmals in den Hintern treten muss...
Alles einigermassen Aufschiebbare wird so lange nach hinten geschoben bis nix mehr geht...

Ich habe (Gott sei Dank) eine Arbeit und bin dort seit dem Jahr 2000 - Schwerbehindertenvertrauensperson - für unsere behinderten MA. Für mein Clienteel mache ich wirklich auch nur das aller aller Notwendigste. Es gab im letzten Jar z.B. keinen Weihnachts und Neujahrsgruss...

Um es auf den Punkt zu bringen....

Wenn ich frei habe schlafe ich länger - Es ist ja Niemand da der mich gern hat und sich freut wenn ich anrufe... Es gibt Niemanden wo ich mich anlehnen, kuscheln und wohlfühlen kann... Es fehlt einfach das Lebenselexier: Balsam für Herz und Seele... Noch vor einem Jahr war Musik für mich auch sehr wichtig und hat mir gut getan... Heute höre ich fast garkeine Musik mehr... Es ist mir einfach Alles zu viel... Ich habe ja Niemanden wofür es sich lohnt zu leben... Was ich momentan mache ist ein förmliches vor mich hin vegetieren... Es ist ja Niemand da der mich wirklich liebt...

Nazürlich lieben mich meine Kinder, Sie lieben mich halt als Papa und Sie machen Sich natürlich auch Sorgen um Ihren Dad...

Ich werde im März 58 und die Zeit rennt weiter, gerne möchte ich noch einige schöne Jahre erleben dürfen....

Ich habe mich entschlossen, dass ich mich gerne mit einer Leidensgenossin zusammen tue... Ich denke dass gerade hier sehr Viele, darunter leiden, weil Sie keinen Partner oder Partnerin haben...

Es geht mir nicht darum, um mit einer Frau zusammen zu ziehen, dass Sie den Haushalt macht... Vielmehr geht es darum, eine Freundin, greifbar in der Nähe zu haben...
Sich umarmen Körpernähe/Wärme spüren und sich einfach wohlfühlen... Miteinander was unternehmen und sich gegenseitig das Gefühl vermitteln gebraucht zu werden... Das ist es was mir wirklich fehlt... Ein durch fehlende Zuneigung und Liebe, krank gewordenes Herz, verlangt nach einer individuellen Spezialtherapie!!

Das wars erst mal...

Liebe Grüsse

henk
55283
kartoffelsalat
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Otterchen

hab da grad mal drüber nachgedacht:


>Ich wiederhole irgendwie immer noch ein Kindheitsmuster:
keine Lust oder Hilflosigkeit (weiß nicht so recht wie das geht) -> Unterlassung -> Ärger / Strafe etc.<

Also, bei mir war das so. Wenn alles gut lief, war das normal. Dann lief das Ding und man musste da auch nichts zu sagen.

Für ein Lob, Annerkennung musste man echt die Äpfel von ganz ganz oben vom Baum kriegen. Dann war das "Einigermaßen okay" oder "Hab nichts anderes von dir erwartet."

Aber für Sachen nicht machen, auschieben..
Da gab es Aufmerksamkeit.

Hab mal geschafft innerhalb eines halben Jahres von nem glatten Zweier- Schnitt auf ne 4,8 zu kommen. Mensch gab es da Aufmerksamkeit. Da haben sich alle an einen Tisch gesetzt und darüber geredet wie es denn dazu kommen kann.

Viel mir gerade dazu ein.

Gruß Kartoffelsalat
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Ich war die ganze Zeit am zweifeln, ob ein/e Therapeut/in mir überhaupt helfen kann...

Meine Antwort ist eindeutig: NEIN!!

Ich weiss es jetzt genau: Mir fehlt eine Freundin / Partnerin...
Ich will und kann nicht ohne einen Menschen leben der mich gerne hat und für den es sich lohnt morgens auf zu stehen!


Henk, in einer Therapie lernt man, für sich selbst der Mensch zu sein, dessentwegen man morgens freudig aufsteht! Der, der einen gern hat - das muss man in erster Linie selbst sein! DU bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben!

Es ist ja Niemand da der mich gern hat und sich freut wenn ich anrufe... Es gibt Niemanden wo ich mich anlehnen, kuscheln und wohlfühlen kann... Es fehlt einfach das Lebenselexier: Balsam für Herz und Seele... Noch vor einem Jahr war Musik für mich auch sehr wichtig und hat mir gut getan... Heute höre ich fast garkeine Musik mehr... Es ist mir einfach Alles zu viel... Ich habe ja Niemanden wofür es sich lohnt zu leben... Was ich momentan mache ist ein förmliches vor mich hin vegetieren... Es ist ja Niemand da der mich wirklich liebt...


Eben! Auch Du liebst Dich nicht, hm?
Und in der Therapie kannst Du das lernen.
Deshalb von mir ein dicker Widerspruch:
ich glaube sehr wohl, dass eine Therapie hilfreich sein kann, wenn Du die Grundhaltung aufgibst, dass "das Gute" in Deinem Leben von außen kommen muss. Darauf können wir warten, bis wir alt und grau sind! Wir selbst haben dafür zu sorgen, dass es uns gut geht.




Aber es wundert mich schon, was auf einmal für alte Threads aus der Versenkung geholt werden
Und ich muss sagen: seit Oktober 2007 (als ich diesen Thread eröffnet habe), hat sich bei mir schon einiges getan.
Vielen Dank dafür, dass ich das nochmal lesen konnte - es macht mir bewusst, was sich seitdem alles geändert hat.

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0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Mein liebes otterchen, sei doch nicht gleich so pessimistisch... Natürlich liebe ich mich, sonst könnte ich nicht einigermassen ruhig schlafen...

Wie sagt ben1, kleine Experimente wagen...

Vielleicht gibt es ja auch eine "Sie" die für ein solches Experiment zu gewinnen ist...

Entschuldigt bitte wenn ich zu sehr auf die Selbstmitleiddrüse gedrückt habe...

Die Profis können auch nur experimentieren, denn jeder von uns ist eine neue Herausforderung...

Ich bin ja mal gespannt...

PS: Hättest mich ja ein bisschen sanfter auf den Boden der Tatsachen zurückholen können, mein liebes otterchen....

LG. henk
55283
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

OK Leute,

ich gebe ja zu dass ich mit meinen letzten Beiträgen daneben liege!
Heute bin ich auch nicht so früh aufgestanden, aber das ist ja nicht ausschlaggebend...
Der Tag ist immer noch lange genug um Einiges zu tun...
Ich habe mir wirklich fest vorgenommen, das "Muss" durch ein "Wollen" zu ersetzen!
Es zwingt mich doch Niemand, Dieses oder Jenes zu tun...
Wenn ich was mache tue ich es doch für mich...
Kampfansage gegen die Aufschieberitis...

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag!

LG. henk
55283
wonki80
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von wonki80 »

hier ein buchtip zum thema:"dinge geregelt kriegen ohne einen funken selbstdisziplin"
sehr unterhaltsam!!!:-)
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Danke wonki, für deinen Buchtipp...

Hallo Leute,

inzwischen sind 10 Tage vergangen und ich habe nix gepackt! Es ist ganz einfach dahingeredet, ich pack´s jetzt an... Ich habe mir auch gesagt: Du machst es ja für Dich und Du freust Dich wenn ´s weiter geht... Nix ist weitergegangen, nur das Aller-Notwendigste und sonst nix... Das Chaos wächst weiter...

LG. henk
55283
Renave
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Renave »

Hallo Otterchen, ich kenne auch die zwei Seelen in der Brust. Ich nehme mir Dinge vor, die ich nur halb schaffe, weil ich schon wieder bei der nächsten Sache bin, das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass ich mich selbst schlecht strukturieren kann. Wenn ich das merke, fang ich an mit meinem Schweinehund zu reden, so unter demm Motto - du lässt mich jetzt mal in Ruhe, ich mach erst eins zu Ende, dann mal schauen, ob ich noch Kraft für die nächste Aufgabe habe. Rede mit Deiner " Kleenen" und bezieh sie mit ein, ihr gehört nun mal zusammen, ganz rausschmeißen kannst Du sie nicht, aber sich mit ihr arrangieren, das geht. LG und Sonnenschein für alle
Renave
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Hallo renave und Alle,

der Beitrag auf den Du geantwortet hast, war von mir... Ich denke und hoffe dass otterchen schon etwas weiter ist...

Ich muss aufpassen dass ich meine Arbeit behalte... Wenn ich frei habe ist es am schlimmsten... Ich müsste einkaufen, habe fast nix mehr zu essen Zuhause...

Ich habe gute Vorsätze, ich will es ja für mich tun... Rumms! Da kommt die Blockade und ich sitze da und starre vor mich hin... Das wars dann... Ich muss da raus, aber ich habe nicht den Mumm dazu... Mit der Müdigkeit und die Flucht in den Schlaf, wird auch schlimmer... Wenn ich am Tisch sitze, schlafe ich einfach ein... Auch wenn ich lange genug geschlafen habe, habe ich die Ruhe noch zum einschlafen...
Nach ca. 10-15 Min. werde ich wieder wach und denke: Nix wie weg hier! Dann schlafe ich auch wieder ein... Ob die AD das noch begünstigen, ich meine schon...

Es gibt auch noch ein bisschen drumherum, was mich noch mit belastet...
Normalerweise bin ich körperlich gesund genug, um meiner kranken Tochter und meinem alten Schwiegervater, mehr zu helfen... Da mache ich auch nur das Aller-Notwendigste... Beide wohnen im selben Mietblock, in Ihrer eigenen Wohnung...

Meine Ex-Frau ist schon länger als ein Jahr ausgezogen... Bei Ihrem Vater macht Sie täglich einen 15 Min. Pflichtbesuch... Am Wochenende putzt Sie das Notwndigste... Unsere (Kranke) Tochter Tina (31) besucht Sie fast überhaupt nicht...

Das wars mal wieder...

LG. henk
55283
gelberosen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von gelberosen »

Hallo ihr,

bin seit langem selten im Forum. Die Aufschieberitis kenn ich viel zu gut. Über die Gründe hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber es hat wohl mit Angst zu tun und mit Leere gefühlen. Aber auch mit echt langwierigen traumatischen Erlebnissen in der eigenen Wohnung und mit meiner jetzigen Situation.

Neulich hab ich es geschafft, meiner Wohnung eine Grundreinigung zu verpassen nach ewig langer Zeit und war richtig stolz. Da war wohl doch mal "Tag der offenen Tür" bei mir.

Und dann hat das Aufschieben wohl auch mit dem Aufschieben von Wünschen und Bedürfnissen zu tun, fällt mir gerade ein. Wünsche die man aufschiebt aus Mangel an Geld und Selbstbewusstsein, aber auch aus Lustlosigkeit, weil man manche Dinge wohl nicht so einfach ändern kann.

Das mal in aller Schnelle dazu. Zu Haus les ich hier mal genauer rein, und vielleicht schreib ich hier mal öfter, weil mich das doch selber schon länger sehr beschäftigt.

Bis bald
die Besserung
Sieglinde1964
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Sieglinde1964 »

Bei mir ist es auch im Moment wieder so, dass ich am liebsten alles vor mir herschieben möchte, was den Haushalt anbelangt. Es kommt ja auch immer wieder so ein Berg Wäsche,der einfach nie zu enden scheint. Dann heißt es bei mir immer:"Ich müsste noch dieses und das..." und ich kann mich nicht aufraffen, weil die Antriebslosigkeit wieder mal siegt und ich mich in mein Bett zurückziehe. Eben habe ich es mal geschafft unsere Betten frisch zu beziehen und wieder eine Maschine voll Dunkles zu waschen und ich muss sagen, ein bisschen stolz es doch wieder mal geschafft zu haben (wenn auch nur wieder ein Bisschen)bin ich jetzt auch.
Aber der Wäscheberg ist immer die größte Hürde bei mir. Es fällt bei einem fünfköpfigen Haushalt halt immer so viel an. Bei mir ist das Problem mit der Antriebslosigkeit. Gegen Spätnachmittag, so um fünf Uhr rum, wird das mit meiner Stimmung und dem Antrieb besser und ich kann Dinge besser angehen.
Christine25
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Christine25 »

Henk,

es sind genau 2 Wochen vergangen, seitdem wir abgemacht haben, dass du mal zum Arzt gehst, wenn er aus dem Urlaub zurück ist. Schon nen Termin gemacht?

Naja, Scherz beiseite ... ich finde es schon lustig, dass du dich mit deinem Problem immer an allgemeine Themen "dranhängst", anstatt mal einen eigenen Thread aufzumachen. Somit entschuldige ich mich auch schon mal wieder bei allen anderen, die hier über das Thema Aufschieberitis reden wollten und nicht über Henks eigentliches Problem: Anzuerkennen, dass du Hilfe brauchst, Henk!

Ich gebe Oetterchen absolut Recht, dass die Lösung nicht sein kann, dass du dir jetzt ne Frau suchst. Natürlich ist die Einsamkeit und das Gefühl von Nutzlosigkeit wo deine Frau dich verlassen hat ein Auslöser deiner Depression, aber du kannst das nicht so einfach wieder rückgängig machen. Die Symptome die du hast sprechen ganz eindeutig für eine Depression, die du behandeln musst. Solange du deine Krankheit nicht akzeptierst, wird es dir nicht besser gehen. Du merkst doch selbst, wie dein Körper dich im Griff hat - reine Gedankenkraft reicht nicht aus. Du musst was tun - und bitte nicht Kontaktanzeigen schreiben, sondern dich jemand anvertrauen. Einem Psychologen z.B. oder dem Arzt deiner Tochter.

Alles Liebe wünscht dir,

Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
Renave
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Renave »

Hallo Henk, Du brauchst unbedingt (Fach)ärztliche Hilfe, sonst bekommst du die Krankheit nicht in den Griff und zu einer Gesprächstherapie würde ich Dir auch raten. Jetzt solltest Du an Dich denken, DU bist krank und wenn Du dann in gewisser Zeit, nachdem die Medikamente angeschlagen haben, wieder stärker bist dann kannst Du auch anderen helfen. Such Dir einen Psychiater in Deiner Nähe, Du wirst sehen es hilft sich verstanden zu fühlen. Mach es und meld Dich dann, wenn Du einen Termin hast. Die Kassenärztliche Vereinigung bietet im Netz eine Übersicht, da findest Du in Deiner Nähe bestimmt was. LG und wie immer Sonnenschein.
Renave
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Hallo Ihr Lieben!

@chrissy
@renave

Heute Nachmittag habe ich einen Termin, bei dem Arzt meiner Tochter, für den 19. Februar ausgemacht... Ich gehe auch wirklich hin,versprochen!

Momentan bin ich auf der Arbeit im Nachtdienst, auch übers Wochenende...

Euch wünsche ich ein schönes und positives Wochenende!!

LG. henk
55283
Renave
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Renave »

Hallo Henk, gratuliere zu Deiner Entscheidung, das ist bestimmt der erste, richtige Schritt um Hilfe zu finden. Unabhängig davon würde ich schon mal schauen wer in Deiner Nähe Psychotherapie macht, da gibts nämlich auch Wartezeiten, die Verordnung kannst Du nachreichen. Ist immer erst ein Vorabgespräch angesagt. Ich hoffe, Du hast Den Spätdienst gut überstanden und erholst Dich jetzt. Belohne Dich und hol Dir was nettes z.B. was leckers zum Essen. LG
Renave
0815
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von 0815 »

Hallo renave und Alle,

der Arzt welcher auch meine Tochter betreut,
ist Psychotherapeut...
Er kennt schon einen Teil der Familiengeschichte, deswegen gehe ich auch zu Ihm...

LG. henk
55283
no name
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von no name »

Hallo,
erst kürzlich habe ich einen Beitrag geschrieben zum Thema "Morgentief" und wie ich versuche meinen Tag zu strukturieren. Und jetzt so kurz danach geht gar nichts mehr bei mir.
Wenn ich in meinem Haushalt etwas in Angriff nehme, dann nur mit sehr viel Überwindung und Mühe.
Dazu kommt noch, dass das Ganze dann insofern chaotisch wird, da ich nicht weiß wo vorne noch wo hinten ist. Ich fange an drei Stellen gleichzeitig an und birnge vielleicht gerade mal eine zu Ende.
Was zur Folge hat, dass ich noch mehr frustriert bin.
Dann ist da diese bleierne Müdigkeit (ich schlafe 10 Stunden und mehr), die mich im Moment völlig lähmt.
Es ist mir einfach alles zuviel.
Was macht ihr denn in so einem Fall? Sorry, habe hier nicht alle Beiträge gelesen.
Gruß
no name
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo no name,

ein Patentrezept habe ich leider auch nicht für Dich.
Und ich erkenne dieses erschreckende "keine-Kraft-mehr-haben", wenn es um das Thema Haushalt geht. Da geht eine Klappe in mir runter, und ich muss aufhören.

Aber so langsam entwickelt sich das.

Mir hat die Frage geholfen "was will ich? und was bin ich bereit dafür zu tun?".
Nun, ganz klar will ich, dass es hier aufgeräumt ist, denn ich fühle mich wesentlich wohler, wenn um mich herum alles aufgeräumt ist.

Und dann die Erfahrung, dass ich mit meinem inneren Kind reden kann:
ich kann es überreden, mal 5 Minuten etwas zu machen, um dann wieder eine Pause zu machen. Außerdem lobe ich mein inneres Kind immer, sage ihr (also mir selbst) wie gut ich das mache, dass ich das doch prima schaffe etc.

Außerdem habe ich die Erfahrung machen können, dass ich trotz Lust- und Antriebslosigkeit etwas machen kann und dass ich mich dabei/danach dann besser fühle!
Also nicht erst auf die Stimmung warten und dann handeln, sondern handeln, so dass sich die Stimmung (Stolz, bessere Laune, Antrieb) einstellt.
Wenn ich also einen Durchhänger habe, bringe ich mich trotzdem dazu, z.B. beim Fernsehen in den Werbepausen ein paar Handgriffe zu erledigen. Nichts weltbewegendes - aber ein wenig immerhin. Und hinterher das Loben nicht vergessen!

Ende vom Lied? Ich habe mittlerweile auch solche lang vor mir hergeschobenen Baustellen erledigt wie Herd oder Kühlschrank auswaschen... momentan habe ich gerade angefangen, ein paar Schrankfächer auszumisten und neu einzuräumen.

Es geht - zwar zunächst langsam, aber es wird. Ich mache die Hausarbeit nicht mehr, weil ich muss, sondern weil es dazugehört, das durchzuführen, was ich will: eine wohnliche, gemütliche, einladende Wohnung zu haben.

Natürlich habe ich auch Tage, an denen ich nach der Arbeit einfach auf der Couch strande, aber ich weiß auch, dass ich in der Arbeit vollen Einsatz zeige, so dass ich durchaus mal kaputt sein darf. Einen oder zwei Tage später erledige ich dafür wieder ein wenig.

Mein Haushalt ist noch weit davon entfernt, perfekt zu sein - und ich glaube, das wird er auch niemals - aber es sieht schon weitaus besser aus als noch vor einiger Zeit. Ich mache es halt mit MEINEM Beweggrund auf MEINE Art und Weise (mit Pausen, Ablenkungen etc.).

Schlafen und rumhängen macht übrigens auch müde... es ist ja nicht so, dass viel schlafen wach und munter macht (leider).
Es ist wie ein Training: langsam anfangen, step by step, und die innere Kraft verhält sich wie ein Muskel, den man trainiert hat. Man kann auf einmal mehr. Wenn ein Muskel nicht mehr bewegt wird, bildet er sich zurück und kann nichts mehr leisten. Das ist wie mit der Tatenlosigkeit. Wenn man nichts mehr tut, wird man irgendwann nichts mehr tun können.
Meinst Du, Du bekommst das hin, Dich wieder langsam an ein wenig Bewegung und Arbeit heranzutrauen? Nicht viel - und mit den richtigen Mitteln (also Motivation, Lob, handeln -> auf die eigene Stimmung achten).

Wenn beim Handeln (also in diesem Falle bei der Hausarbeit) wieder das TILT in den Augen kommt, waren vielleicht ein paar Weichen noch nicht richtig gestimmt, die es dann zu überprüfen gilt.

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no name
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von no name »

Hallo Otterchen,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, das macht mir auch Mut.
Es ist ja nicht so, dass ich ständig rumhänge oder tagsüber mich hinlege und schlafe (versuch ich immer zu vermeiden), im Regelfall tue ich schon die Dinge die ich tun muss.
So müde und erschöpft zu sein, dass ist bei mir auch immer ein schlechtes Zeichen, was die Erkrankung angeht.
Nur in solchen Momenten wie diesen, da geht dann gar nichts mehr, bzw. wird mir alles zu viel.
Ich versuche ja immer meinen Tag durch einen Tagesplan zu strukturieren, was prinzipiell ganz gut funktioniert.
Wo du allerdings recht hast ist die Motivation, vor allen Dingen das Lob, bzw. etwas positiv zu sehen, zu bewerten.
Die Schwierigkeit liegt vor allem bei den Gefühlen. Selbst wenn mir etwas gut gelingt, kann ich das dann vielleicht sogar positiv beurteilen, allerdings ein bestimmtes Gefühl (wie z. B. Zufriedenheit) stellt sich bei mir trotzdem nicht ein. Ich weiß nicht ob du mich verstehst, na ja, hab ja auch ein bißchen wirr geschrieben, aber es geht mir halt eingfach nicht so gut.
Aber trotzdem ganz lieben Dank für deine Tipps!
Viele Grüße
no name
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo no name,

Die Schwierigkeit liegt vor allem bei den Gefühlen. Selbst wenn mir etwas gut gelingt, kann ich das dann vielleicht sogar positiv beurteilen, allerdings ein bestimmtes Gefühl (wie z. B. Zufriedenheit) stellt sich bei mir trotzdem nicht ein.

Hm, vielleicht, weil Du dieses Gefühl so gerne hättest? Du achtest vielleicht so sehr darauf, dass Du die anderen Gefühle, die dabei entstehen, gar nicht mehr wahrnehmen/annehmen kannst?

Was spürst Du denn stattdessen? Magst Du vielleicht mal probieren, wie es sich anfühlt, wenn Du Dich nochmal motivierst, Dich selbst lobst, Dir sagst, wie klasse Du doch bist, weil Du jetzt aufstehst... und wie es sich dann dabei / hinterher anfühlt?

Oder was würde Dir fehlen, damit Du Dich danach zufrieden fühlst?
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