der langsame Abschied ist nun endgültig

Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Schönen Guten Tag.

Mein Bruder hat vorhin angerufen.
Mehr als 9 Stunden haben sie für die Hin-und Rückfahrt gebraucht. Aus verkehrstechnischen Gründen.
Er ist wieder gut angekommen.

Über unsere Mutter sagte er. Nur noch ein Häuflein Elend.
Jeden Tag kann ihr Ableben sein, aber auch erst in einem Jahr.

So ähnlich schätze ich es auch ein.

Hoffentlich ist es ihr irgendwann vergönnt, friedlich im Pflegeheim die Augen schließen zu dürfen, im Pflegeheim etwas mehr beschützt als im Krankenhaus.

Auch wenn die Spitze der Anspannung weg ist, bin ich immer noch sehr sehr angestrengt, kaputt, erschöpft.

Ich habe diese Tage gedacht, einen Sterbenden zu begleiten, bzw. alles das zu "riechen" zu sehen, die Gespräche zu führen mit den Ärzten, etc. etc. als alle meinten, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, so etwas ist auch eine Art von Trauma.
Dauernd wache ich nachts auf, an was ich alles denke, was ich rieche, was ich spüre.

Das wird eine Weile dauern jetzt, bis sich das wieder gesetzt hat.
Und deswegen denke ich, dass es jetzt auch vielleicht besser ist, nicht dauernd darüber zu schreiben, zu reden.......sondern vielleicht ___so gut es mir gelingen mag____wieder zu einem Stück Normalität zurückzukommen.

Der heutige Schritt ist, dass ich aus Lucyas Thread die Blätterteig_Pizza im Ofen habe. Bin gespannt.
Ansonsten gehe ich nur Schritt für Schritt. Das ist mein bewährtes Muster. Nur einen Schritt nach dem anderen.
Nichts Großes verlangen von mir.


Ich umärmle alle, die in Gedanken bei mir sind in dieser schweren Zeit, ich umärmle auch die stillen Mitleser, die eventuell Vieles nachempfinden können.

Herzlich
Selea
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

ich habe jetzt mal bei "meiner" PIA auf die Seite geschaut, dort sieht es ähnlich "abschreckend" aus. Allerdings steht dort auch "Vermeidung von stationären Aufenthalten" und "unterstützende Krisengespräche" - zumindest das Letzte würde für dich ja passen, aber es findet sich ziemlich am Ende der Seite. Ich sag mir immer "mehr als nein-sagen können die ja nicht", was schadet ein Anruf? Früher hätte ich Gewissensbisse gehabt nach dem Motto, ich nehme denen den Platz weg, die ihn dringender brauchen als ich. Ich habe inzwischen gelernt, Hilfe anzunehmen, wenn es möglich ist.

Und ich finde, was du schulsterst, ist ganz schön viel. Toll, dass sich die OP erledigt hat und deine Mama bald wieder ins Heim zurück kann. Eine schöne Ruhephase - für sie, für dich. Aber man weiss nie, was noch kommt, daher ruh dich jetzt aus, schone deine Kräfte und gönn dir etwas Schönes.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend ihr alle miteinander



Liebe Sonnenblume :) :)



Ja, auch ich kann Hilfe annehmen. Hab ich auch gelernt.


Aber alles versagt gerade____________________________________alles, was ich meinte, trägt nicht.


Wenn die Mods :) jetzt mir ein Weiterschreiben verbieten, ich würde es akzeptieren.


Ich bin am Ende meines Lateins und komme nicht weiter.

Punkt 1
Die Große Visite am Donnertag und auch die heutige kleine Visite hat ergeben, dass die Wunde so allene nicht heilt.
Eine neue Operation sei angesagt aus ärztlicher Sicht.

Am Montag wollten sie das dann machen.

Punkt 2
Der behandlende Arzt, ein schlecht Deutsch sprechender Arzt, der in Ferien war jetzt lange, und jetzt für meine Mutter zuständig ist.

Ich solle und müsse sofort kommen.
Am Montag sei die OP anvisiert.

Er erzählte mir, dass meine Mutter bei der Visite heute sehr sehr klar gewesen sei, und eine erneute OP abgelehnt habe.

Ob sie das überhaupt entscheiden dürfe....... etc, etc.

Ich fühle mich nur noch in den Wahnsinn getrieben von den Ärzten und dem Pflegepersonal.
Es gibt doch die ganzen Verfügungen, warum quälen die uns alle so.

2 ganz ganz große Enttäuschungen, damit hätte ich gar nie, gar nie gerechnet.


Meine langjährige Hausärztin , seit 10Jahren bin ich dort als Privatpatientin.
Die mir immer wieder auch mti meinen depressiven Verstimmungen die Stange gehalten hat, und mir auch angeboten hat, ich dürfe sie anrufen, wenn Not am Mann wäre mit meiner Mutter, etc. sie würde zurückrufen in der Mittagspause.

Ich habe ihr angerufen am Vormittag mit der dringenden Bitte, mich zurückzurufen.
Jetzt ist es halb Sechs.
Und sie hat NICHT zurückgerufen.

Ich fass es nicht.
Wirklich nicht.

Nie, aber auch nie hab ich die missbraucht und irgendwie notfallmäßig angerufen.......nie gabs da einen Notfall.
Dann gibts den jetzt, und jetzt passiert gar nichts.

Dann versuchte ich den Hausarzt in der anderen Stadt meiner Mutter zu erreichen, um seine medizinsche Einschätzung zu bekommen.
Laut Internetauftritt Immmer_____und immer. Freitag nachmittags Sprechstunde von 16 bis 18 Uhr.
So, da war ich auch bedient.
Neue Sprechstunde am Freitag 15 bis 16 Uhr.
Niemand hat mich informiert.

Niemanden kann ich erreichen.

Ich bin nur noch veräppelt.

Es ist wirklich enorm grauenvoll_____ich krieg niemand Fachliches an die Strippe

Mein Bruder-----der hat diesen komischen Auslandsarzt an die Strippe gekriegt.
Nichts Neues.
Mein 'Bruder hat keinen
Arsch in der Hosee#

Er ist der Bevollmächtigte für die Patientenverfügung: Und er kriegt es nicht hin , das durchzusetzen,

Alles bleibt an mir hängen.
Ich selber kann nicht mehr und stehe kurz davor, mich selber in ne Klinik einzuweisen.

Ich weiß nicht, an welche Stelle ich mich noch wenden könnte.

Ich bitte die :) :) Moderation, mir einen kleinen Hinweis zu geben. Ihr kennt meine Kontaktdaten.
Bitte, wo kann ich in meiner Stadt noch irgendwo Hilfe und Untestützung bekommen.
Es darf doch nicht wahr sein , dass alle Ärzte nicht zurückrufen.


GANZ GANZ klar, ich bin in keinster WEiSE suizidal.
Nur noch hilflos , erschöpft-----




Selea
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

von hier aus eine ganz riesengroße Tröste-Eule. Könnte ich dir helfen, ich würde es sofort tun, aber ich weiß auch nichts und hoffe, dass die Mods vielleicht mit dir Kontakt aufnehmen und eine Idee haben.

Versuch eventuell mal die Telefonseelsorge, die haben eventuell Kontaktdaten, wo du Unterstützung bekommen kannst. Letzten Endes kennt ein Fremder aber keine Fakten. Von dem Arzt würde ich mich nicht unter Druck setzen lassen.

Ich versuche mal, das sachlich klar zu kriegen: der ARzt meint jetzt (nachdem eigentlich schon die Kuh vom Eis war) DOCH OP. Das verneint deine mutter - und diese Aussage stimmt überein mit ihrer Einstellung, d.h. sie macht jetzt keine Kehrtwendung, sondern du weißt, dass es wirklich ihr Wunsch ist.

Wenn der Arzt sich so schlecht artikulieren kann, verlang doch jemanden, der übersetzt. Es kann doch nicht sein, dass er dich womöglich nicht richtig versteht.

Die Frage wäre doch: wenn dem Wunsch deiner Mutter entsprochen wird (also keine OP), was passiert dann? Mir ist das medizinisch momentan überhaupt nicht klar: wie soll eine weitere OP für eine bessere Wundheilung sorgen?

Grundsätzlich (aus der Ferne) würde ich eine OP für dne Montag verweigern mit der Begründung, eine zweite Meinung einholen zu wollen. Ist natürlich blöd, weil du gegen den Willen der Ärzte agierst. Und genau das ist das Problematische an Patientenverfügungen: wenn man sie am Ende durchsetzen muss.

Liebe Selea, grad habe ich geglaubt, du hast die Möglichkeit zu einer Verschnaufpause. Scheint nicht so zu sein. Pass bitte gut auf dich auf, versuche einmal aus der Grübelei rauszukommen.

liebe Grüße
Sonnenblume
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saneu1955
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Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: der langsame Abschied

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Selea, ich möchte dir gern helfen, versuche mal ein wenig Klarheit zu bekommen.

Also deine Mutter hat eine Patientenverfügung. Dein Bruder ist der Ansprechpartner? Richtig bis jetzt.
Hat jemand, du oder dein Bruder eine gerichtliche Betreuung für deine Mutter, wenn ja in welchen Bereichen, Wohnort etc. oder so.

Wenn nicht und deine Mutter hat entschieden, keine OP dürfen die Ärzte nichts machen.

Sollte eine gerichtliche Betreuung oder Vormundschaft vorliegen für einen von euch beiden, dann gibt es am Wochenende beim Vormundschaftsgericht einen Notdienst von Anwälten, da kann man in solchen Situationen anrufen.

Es ist nicht schön, dass dich alle in Stich gelassen haben.

Versuche im Krankenhaus noch einmal mit einem anderen Arzt zu sprechen, es kann nicht sein, dass ihr aneinander vorbei redet.

Wenn du reden möchtest, kann ich dir auch meine Telefonnummer per Mail senden.

LG Saneu1955
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend Sonnenblume und saneu.

Danke für eure Rückmeldungen.

Richtig: Muttern hat eine Patientenverfügung. Bruder der Bevollmächtigte dafür.

Und es gibt eine schriftliche Bevollmächtigung für alle Bereiche, notariell geprüft, und die vom Notar vorgeschlagene Formulierung haben wir übernommen. Der Notar meinte, mit dieser Bevollmächtigung würden wir sehr weit kommen, sie sei "wasserdicht".
1. Bevollmächtigte dafür bin ich, mein Bruder 2. Bevollmächtigte, wenn ich nicht kann oder nicht willens bin.
Es gab keine amtliche Entmündigung. Kein Verfahren, das wollten wir unserer Mutter ersparen.

Ganz genau DAS wollte ich entweder von Hausarzt meiner Mutter oder von meiner Hausärztin wissen: was passiert denn, wenn wir NICHT einer weiteren OP zustimmen.
Diesen fachlich_medizinischen Rat wollte ich /wollten wir.
Und mit vielleicht ein wenig menschlicher Unterstützung.

Auch die Überlegung, ob sie dann in ein Hospiz gehen soll.

Und nun versuche ich gleich am Montag Morgen den Hausarzt meiner Mutter zu erreichen.
Um mit ihm darüber zu reden.
Vielleicht auch meine Hausärztin. Das weiß ich noch nicht.

Es ist so schlimm. Egal, was ich entscheide, es scheint das Todesurteil meiner Mutter zu sein.
Eine weitere OP als höchste Risikopatientin oder eben nichts mehr machen.



Nun, der schlecht Deutsch sprechende Arzt der Klinik meinte, sie würden an sich NICHT gegen den Willen eines Patienten operieren. Aber ob meine Mutter denn das entscheiden könne/dürfe........ich sagte dann, zwar haben wir die Bevollmächtigung, aber das darf sie schon miteintscheiden.

Also, Entscheidung auf Montag vertagt.

Ja, Telefonseelsorge___auch schon angedacht. Hab zweimal in meinem Leben dort angerufen.
Einmal ein sehr sehr gutes Gespräch. So gut wie Therapie.
Ein zweites Mal nicht.
Das ist auch Glück, an wen man gerät.

Saneu , ich hab deine Telefonnummer. Ich werd dich anrufen.


Selea
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend ihr alle.

Gestern war wirklich mein innerer Super_Gau bezüglich der Situation um meine Mutter.
Ich war soooo verzweifelt.

Nachdem wir fest davon ausgingen, es heilt jetzt alles ab, die erneute Schockdiagnose.
Es gibt totes Gewebe, das in einer Nach-OP entfernt werden muss, weil sonst die Wunde nicht heilt.
Es war ein sehr großer Dekubitus.
Allerdings weiß ich auch, dass die D. eh nicht mehr heilen in diesem Alter. Altersbedingt, altersabbau-bedingt.

Ich finde es sehr sehr schlimm, was manche Ärzte und Krankenhauspersonal den Angehörigen und auch den "Höchstbetagten" noch alles so zumuten.
Und vorallem schlecht Deutsch sprechende Ärzte, in diesem Fall der Stationsarzt, der uns Angehörige unter Druck setzte, hopp, hopp, sofort kommen, OP einwilligen etc. etc.
So geht das doch nicht.
Zumal es ja wirklich eine Entscheidung um Leben und Tod ist.

Jede Entscheidung braucht doch ein wenig Zeit, vorallem wenn es um Tod oder Leben geht.

Gut finde ich, dass ich mit meinem Bruder am gleichen Strang ziehe. Er rief mich heute früh auch noch einmal an, wie wir vorgehen sollten etc. etc. Und das hatte auch für mich etwas sehr sehr Klärendes und damit wieder ein "klarer Sein".

Den Hausarzt meiner Mutter brauchen wir unbedingt im Boot. Den rufe ich am Montag früh gleich an. Das kann ich, egal wie schlecht es mir geht.
Und er soll uns sagen, was passiert, wenn wir nicht in diese Nach-OP einwilligen.
Schließlich muss er ja dann die Mutter im Pflegeheim nachbetreuen.

So treffen wir dann eine Entscheidung.

Ich hab auch ne Entscheidung getroffen, ich gehe dieses Wochenende NICHT ins Krankenhaus.
Das sieht dann wieder wie "Rabentochter" aus, die ich aber nicht bin.
Ich muss das Ganze ja auch aushalten und verarbeiten, solche Ängste wie gestern, das ist sehr schwer für mich auszuhalten.

Telefonnummer Telefonseelsorge hab ich rausgeschrieben, liegt hier.
Und nach langem Recherchieren hier im Netz hab ich ne Privat_PIA gefunden, also für Privatpatienten, die auch Menschen in einer Krise betreuen .
Hab ich auch ausgedruckt. Mal sehen.

Ein gutes Gespräch mit einer meiner Freundinnen heute hat mich wieder ein wenig auf die Beine gebracht.

Geht es mir so schlecht wie gestern, zeigt es nur, dass meine Grenzen deutlich überschritten sind.
Und ich aufpassen muss auf mich.
Nun ist das eine Lebenssituation, die ich nicht einfach meiden oder abschütteln kann. Ich muss da durch. Ich muss Entscheidungen treffen.
Meinem Bruder hab ich signalisiert, dass es mir seelisch sehr schlecht geht.
Aber das kennt er ja phasenweise von mir.
Und in der Regel legt sich das auch wieder.

Es fällt mir schwer , das alles , was ich fühle als "Krankheit zu sehen".

Jeden würde diese Lebenssituation sehr beuteln und mitnehmen.


Jetzt bin ich wieder ein wenig ruhiger und gefestigter.
Das wollte ich einfach mal da lassen.


Schönes Wochenende euch allen.
Selea
Jamba
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Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Jamba »

Guten Morgen Selea, :hello:

Ich lese immer mit bei dir, manchmal weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll. So wie gestern, aber ich denke immer ganz viel an dich, weil ich hilflos bin und nicht weiß, was dir helfen kann.

Aber es ist schön, dass es dir besser geht und du dir für dieses WE "krankenhausfrei" genommen hast. Es dankt dir keiner, wenn du irgendwann seelisch zusammenbrichst und selbst daran eingehst. Und deine Mutter ist die letzte, die etwas dagegen sagen würde.

Ganz toll finde ich, dass dein Bruder und du hier überein stimmt in eurer Meinung! Wie viel belastender wäre es, müsstet ihr auch noch streiten weil ihr unterschiedliche Ansichten habt.

Einen schönen, ruhigen Sonntag wünsche ich dir, von Herzen!
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Selea,

ich sehe dein Verhalten und deine Gefühle nicht als Krankheit, du hast das ganz richtig gesagt, an dieser Situation hätte jeder kräftig zu beißen. Das muss verarbeitet werden und genau das passiert nicht jetzt. Jetzt gibt dein Körper und Deine Seele dir die Kraft, durchzuhalten und Entscheidungen zu treffen. Glaube an Dich, du wirst durchhalten.

Wenn die Krise überstanden ist, DANN ist der Zeitpunkt, aufzupassen. Dann brauchst du eine Auszeit, um zur Ruhe zukommen und dir selber die Zeit zuzugestehen, das alles zu verarbeiten. Viel Zeit. Ich finde, mit Depression hat das momentan recht wenig zu tun.

Ich freue mich, dass du offenbar ein wenig Klarheit gewonnen und einen Weg gefunden hast. Sag deiner Hausärztin auch ruhig, wie DU dich jetzt fühlst und wie sehr du auf ihren Rückruf gewartet hast. Vielleicht könnt ihr diesen Punkt miteinander klären, damit dein Kopf da wieder etwas freier ist und nicht irgendwo etwas im Verborgenen schwelt.

Der Druck der Ärzte bzw des Arztes ist natürlich nicht gut. Doch vielleit muss man ihm zugute halten, dass er sich ja in einer fremden Sprache ausdrücken muss und das funktioniert gerade in so speziellen Situationen eher schlecht. Abgesehen davon entstammt er womöglich einer Kultur, in der der Tod und diese Entscheidungen einen anderen Stellenwert haben. Das macht die Problematik nicht weniger schlimm, ist aber vielleicht eine kleine Erklärung für sein Verhalten. ich finde, ihr könnt da durchaus verlangen, mit einem muttersprächlich deutschen Mediziner zu sprechen. Das kann man ja durchaus argumentieren ohne rassistisch zu wirken. Man stellt ja die Kenntnisse nicht in Abrede, sondern es gibt einfach nur Verständigungsschwierigkeiten.

Gut finde ichauch, dass du krankenhausfrei genommen hast. Rabentochter? Nein, das finde ichüberhaupt nicht. Als Mutter würde ich es nicht wollen, dass die Kinder sich in einer so schweren Situation emotional verausgaben. Ihr habt eine sehr schöne Zeit zusammen gehabt und ich bin sicher, dass deine Mutter wahrnimmt, wie oft du an ihrer Seite warst. Sie wird auch die Liebe spüren, die du ihr jetzt entgegenbringst. DAS ist wichtig, nicht, dass die Stunden gezählt werdne, die die Kinder am Bett sitzen.
Versuche, den Tag zu geniessen, mach dir eine schöne heiße Schokolade (mit Baileys und viiiel Sahne), kuschel dich auf das Sofa und lass den Tag einfach nur vorbeigehen.

Ich werde morgen an dich denken ... der Tag wird vermutlich für uns beide blöd. Ich habe eine Nagelbettentzündung und bei diesem Verlauf muss morgen wohl der Nagel abgezogen werden. Brrrr.

Liebe Selea, auch die Unterstützung mit der PIA gefällt mir. Krisenunterstützung kann nie schaden und es ist gut, eine Telefonnummer im Hintergrund zu haben, die im Notfall hilft. Ich brauche dieses Netz immer sehr.

LG Sonnenblume
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Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend ihr alle.

:) Jamba :) Sonnenblume


Liebe Jamba, ja ich glaub schon, dass ich derzeit viele Menschen "hilflos" mache, weil es ein so sehr verzwacktes Problem ist.

Liebe Sonnenblume. Du bist wirklich eine"Sonnenblume" *lach*
Du machst deinem Namen alle Ehre, wie du dich für mich einsetzt, versuchst mit mir zu klären, mich zu trösten.
Vielen Dank hierfür.

Heute ist viel passiert. Aber alles war ein Schuss in den Ofen. :roll:

Gespräch mit dem Hausarzt unserer Mutter. ER ist ganz bei uns , unsere Mutter in Frieden sterben zu lassen, also zurück ins Pflegeheim, und dort versorgen und sterben lassen.

Meine Hausärztin hat heute zurückgerufen, am Freitag ging bei ihr zum Einen in der Praxis alles drunter und drüber, zum Andren hatte sich ihr Sohn den Arm gebrochen etc. etc.
Nun gut, sie hat rückgerufen, und Ähnliches wie der Hausarzt unserer Mutter gesagt.

Mit dem Wissen bat ich dann meinen Bruder, dass er das mal alles klärt im Krankenhaus.

Ergebnis_:::::::sie respektieren unsere Entscheidung, keine OP mehr.
Aber_____sie wird NICHT aus dem Krankenhaus entlassen, die Wunde ist zu groß.
Damit ist zu 100 Prozent jedes Pflegeheim überfordert.

Ich werde noch wahnsinnig hier. :roll: :roll: Alles, was wir anleiern, haut nicht hin. Gar nicht.

Mein Bruder wieder gereizt am Telefon. Jetzt haben wir uns so entscheiden, das können wir nicht rückgängig machen.

Natürlich könnte man
das alles auch wieder rückgängig machen.
Und die OP anleiern, bei der sie wahrscheinlich stirbt.

Das Grauenvollste, was ich mir je vorstellen kann, ist also geschehen. Meine Mutter wird in einem kalten Krankenhaus sterben.
Und ich kann dieses Krankenhaus fast nicht mehr betreten.

Ich bin so kaputt, dass ich sie nicht besuchen gehen kann. Ich kann nicht. Ich, die ich jetzt letztendlich immer so mutig und dann doch tapfer war

Meine Hausärztin hat wieder ihre ganz große KLASSE gezeigt.
Ich habe eine Handy_Nummer auf der sie rund um die Uhr erreichbar ist. Auch nachts. Und ich darf sie jederzeit anrufen, weil das wirklich eine Extremst_Situation sei, in der ich bin.

Sie weiß auch, dass ich immermal ein paar Tage Insidon nehme,oder Trimipramin_Tröpfchen.
Sie empfahl mir, das Insidon jetz mal ne Weile zu nehmen.
Ich sagte ihr, dass ich sowohl vom Insidon und vom Trimipramin solche Alpträume bekomme.

Jetzt krieg ich wahrscheinlich schon morgen per Post ein Rezept über Atosil.
Atosil kenne ich, hab ich als 17jährige mal in ner Klinik genommen, 3 Wochen, weil ich diese ewige Magenneurose nicht losgekriegt habe. (anorektische Neigung)

Ich nehme das Zeugs, auch wenn es der Hammer ist, 5 Tröpfchen abends empfohlen.
Ich versuchs mal damit.
Ohne WENN und ABER

Warum mutet das Schicksal mir das alles zu. Und auch meiner Mutter, die es doch auch so schwer gehabt hat im Leben.

Na, ja mir rinnen hier die Tänen nur so runter.

Meine Mutter ist zu spät ins Krankenhaus gekommen, mit diesem Riesen_Dekubitus.
Das ist FAKT.
Mein Bruder und ich, wir haben zu lange gezögert, und dachten immer, das sei ambulant machbar.
Gleichzeitig mach ich der neuen PflegeLeiterin einen Riesen_Vorwurf.
Die hat das doch versaubeutelt, mit der Aussage "sie "vorsorglich"" ins Krankenhaus zu geben.
Sie hat mich nicht aufgeklärt, wie Riesengroß dieser Dekubitus ist. Und dass ambulant gar nichts mehr geht.
Die wollten ihren Pflegefehler einfach verdecken.......
unter dem Deckmäntelchen "vorsorglich" ins Krankenhaus.
Solche Lügensäcke.

Ich hab den Dekubitus immer wieder mal gesehen, aber die meiste Fläche, war so wie eine Schürfwunde.
Hab auch mit der Wundmanagerin vor ein paar Wochen diesbezüglich gesprochen gehabt.

Es war damals noch nicht bedrohlich.


Bitte lasst mich nicht alleine hier.
Gebt mir weiter Zuspruch, wenn ihr es könnt, bei all dem Leid.
Das würde ich mir wünschen.

Wenn das Krankenhaus sie nicht entlässt, schätze ich einmal, müssen jetzt Palliativ_Maßnahmen her.


Zerzauselte Grüße
Selea
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

solange ich nicht selber abstürze, bin ich gern für dich da. Falls du näheren Kontakt brauchst, gebe ich dir auch gern meine Telefonnummer. Ich denke, ich bin stabil genug.

Ich kann dir nur einige wenige Zeilen schreiben, weil ich eigentlich schon zur Arbeit losmuss. Aber einige Minütchen gehen schon.

Was mir spontan einfiel ... Hospiz?! Ich habe keine Ahnung, ob die eine solche Situation managen können oder ob das krankenhaus tatsächlich die einzige Lösung ist. Und ich kann nachfühlen, wovor du Angst hast, mit 17 habe ich genau das mit meinem Opa (bei dem ich aufgewachsen bin) mitgemacht. Ein langsames Sterben in einem kalten, gefliesten Raum. Aber weißt du was? Wer immer bei ihr ist, der wird die Wärme sein. Für mich war es (auch im Nachhinein) wichtig, dort gewesen zu sein. In einem Moment, in dem der andere die Anwesenheit noch spüren kann. Spätere Aufbahrung, Grabbesuche: alles egal, das hilft höchstens dir selber. Aber das Sterben ist der letzte Moment, in dem man noch beisammen sein kann - still und in Frieden miteinander. Ich weiß, wie schwer das ist - vor allem, wenn man einen so weiten Weg gegangen ist wie du. Selbst wenn du Unterstützung hast, alles, was andere dir geben können, ändert nichts an der Tatsache, dass du letztlich mit deinen Gefühlen allein bist.

Kommst du mit Imagination klar? Mit der Baumübung hole ich mir meine Kraft, wenn es nicht mehr geht. Klar, du bist in einer Extremsituation, aber vielleicht ist es hilfreich.

Es ist großer Mist, aber mach dir bitte nicht auch noch Vorwürfe, etwas nicht erkannt zu haben, zu spät reagiert zu haben. Wir sind keine Fachleute, das sind andere. Im Heim sind Ärzte, die mit der Pflegeleitung gemeinsam erkennen sollten, wann jemand ins Krankenhaus muss. Im Altenheim ein alltäglicher Vorgang. Aber auch hier sind Fehler möglich, halt überall, wo Menschen arbeiten. Vielleicht haben sie den Ernst verkannt, vielleicht hat sich im Krankenhaus etwas verschlimmert. ABer es ist, wie es ist. Du brauchst deine Kraft jetzt für deine Mama - versuche, die möglichen Fehler des Heims auszublenden, sie belasten und führen zu keiner Veränderung. Sie sind nur kraftraubend.

Versuche, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Du änderst sie nicht. Warum das Schicksal manchen solche Bürden auferlegt, weiß ich natürlich auch nicht. Meine Hoffnung ist immer, dass es irgendwann, in einer anderne Welt, in einem anderen leben einen Ausgleich dafür gibt.

Kannst du mit deinem Bruder viel telefonieren? Ich könnte mir vorsetllen, dass Geschwister dann zusammenrücken - wäre schön, wenn du dort etwas von deinen Gefühlen loswerden könntest.

Ich wünsche dir trotz allem einen ruhigen, gelassenen Tag.

LG Sonnenblume
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"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Morgen ihr alle miteinander. :)

Eine grauenvolle Nacht, was ich geweint habe. Sturzbäche.
Ich warte auf das Rezept, und ich versuche es mit dem ATOSIL.

Es ist sehr schlimm, ich bin derzeit außerstande, meine Mutter besuchen zu gehen. Ich kann nicht.
Da habe ich sie in einem so langen Weg begleitet, und jetzt geht nichts im Moment.

Aber auch das ist so, wie es ist.
Ich bin nicht perfekt.

Liebe, liebe Sonnenblume :) hab Dank für den Gedankenanstoß, mich da nicht mit dem Pflegepersonal zu verreiben, die versuchen schon, ihr Bestes zu tun, und das mit den Dekubitussen, das passiert.
Und vorallem ist jetzt wichtig, dass ich nicht in Schuldgefühle verfalle, dass ich etwas falsch gemacht hätte.

Unsere Mitforistin Rifka :) :) hat ja lange als Altenpflegerin gearbeitet, und mir vorhin via Mail genau erklärt, wie rasend schnell das mit den Dekubitussen gehen kann, dass man äußerlich nichts sieht, aber die schon sehr tief sind, etc. etc. Vorallem bei sehr dünnen Leuten.
Und Muttern ist ja so dünn.



Es ist gut zu wissen, dass vielleicht doch alle ihr Bestes gegeben haben. Und ich vorallem nicht ungerecht werden darf in dem ganzen Leid.

Eine meiner Freundinnen hat vorhin mich am Telefon ganz ganz gut getröstet.
In dem Sinne, ob eben nicht der Krankenhausaufenthalt doch das Bessere ist für meine Mutter, weil sie ja dort alle Schmerzmedikamente via Infusion bekommt, und ärztlich viel besser betreut ist, als im Pflegeheim.
Sie vielleicht viel weniger leidet.
Dann wies meine Freundin X noch darauf hin, dass meine Mutter ja erheblich dement sei, und vielleicht ganz viel gar nicht mehr mitbekommt.
Diese Gesichtspunkte konnten mich trösten.


Hilfreich ist für mich, eben auch eine andere Sicht der Dinge zu bekommen.
So alleine hier bei mir und mit mir, krieg ich das nicht hin.

Danke, dass ihr für mich daseid.
Auch bin ich dankbar um meine realen Kontakte.



Allen einen schönen Herbsttag.
Selea
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Selea,

ich folge deinen Berichten in ehrlicher Anteilnahme.
Die Angehörigen trifft in so einem Fall ,niemals irgendeine Schuld.
Wie auch,sie können sich ja nur darauf verlassen, was sie sehen oder ihnen gesagt wird.
Für deine Mutter wäre es eine Erlösung endlich gehen zu dürfen.
Du kannst nichts mehr tun,lege es in die Hände einer höheren Macht.

Liebe Grüße Bittchen
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: der langsame Abschied

Beitrag von malu60 »

Liebe Selea,
ich lese mit,und es ist schwer Worte zu finden,die Dich aufbauen und Dir Kraft
geben.Meine Mutter verstarb mit ihrem Darmkrebs damals auch im Krankenhaus.
Am Wochenende wurde sie mit dem Krankenwagen nach Hause gebracht.Uns hat es immer geängstigt,der Tod war immer wie ein Schatten da.

Wenn Du mit Atosil wieder schlafen kannst,hast Du vielleicht die Kraft,zu schauen wie,s
ihr geht.Ich denke im Krankenhaus ist die Wundversorgung besser und die Schmerzen
werden sie gut beheben,da auch bei der Visite mehrere Augen Deine Mutter anschauen.

Sie wird durch Ihre Demenz anders reagieren,Dich vielleicht garnicht vermissen oder
wahrnehmen.Wenn Du es schaffst hin zugehen.wird es Dich beruhigen,wenn Du
weißt,dass sie nicht leidet.Deine Wärme können ihr Trost geben und vielleicht kann
sie dann loslassen.So ein Lebensende ist nicht schön,leider kann sich das niemand
aussuchen.

Sie in Dein Herz zu schließen und in Liebe frei zu lassen ist auch ein Weg.
Kerzen anzünden,eine gute Musik ein Gespräch mit Deinem Bruder.......

Eigentlich will ich Dir nur sagen,Du hast alles getan,es liegt jetzt in Gottes Hand.
Lass Deine Tränen laufen und hab keinen Groll,Du hast doch immer dafür gesorgt,
dass Mutter gut behandelt wird,Du wirst das Richtige tun,der Bauch weiß es.

Pass schön auf Dich auf und fühl Dich begleitet und wahrgenommen Deine malu
Leben ist mehr
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Jamba »

Hallo Selea und alle anderen,

Malu, dein Beitrag oben bewegt mich gerade zutiefst. Auch was Bittchen schreibt, lege es in die Hände einer höheren Macht. Das geht mir wirklich nahe.

Ich weiß nur, wie es damals für meine Mama war, als ihre Mutter starb. Sie war am Ende auch im KH und nicht mehr im Pflegeheim. Aber ich glaube, das war auch okay so.
Ich glaube wie andere vor mir schon, dass deine Mutter durch die Demenz nicht mitbekommt, wo sie ist. Wer weiß, was sie überhaupt noch mitbekommt.

Hoffentlich fühlst du dich nicht gedrängt, dass du zu ihr MUSST. Wenn es nicht geht, geht es nicht!
Und wenn ich deine Beiträge lese, über deine Besuche bei deiner Mutter, wie ihr miteinander geredet habt, wie nahe ihr euch wart. Das sind Momente, die du nicht vergessen wirst, da hast du auch schon ihr langsames Sterben begleitet. Dass du jetzt, wo es wirklich ganz schlimm wird, einknickst, ist nur verständlich.

Ich zünde jetzt eine Kerze an für dich und deine Mutter.

Liebe Grüße und eine Umarmung in Gedanken,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
krimi56
Beiträge: 1920
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

Liebe Selea,

zu deinem ganzen Gefühlschaos möchte ich nur sagen:
DU folgst deinem Gefühl und entscheidest entspechend.
Lass dich nicht beirren.
Du bist stark, auch wenn es für dich manchmal nicht so aussieht.

Meine Gedanken, mein Mitgefühl sind bei dir.

LG krimi
Zuletzt geändert von krimi56 am 23. Sep 2015, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

ich muss auch sagen, der Beitrag von Malu war so schön, ich habe nur gedacht : das war perfekt in Worte gefasst, ich hatte eine Gänsehaut.

So viele Menschen, die hier bei dir sind, ich glaube, da sind noch ganz viele, die mitlesen und in Gedanken bei dir sind. Nicht jeder findet Worte, aber deine Geschichte, deine offenen Darstellungen, die berühren und merkwürdigerweise hast du mir ganz viel Angst genommen. Dafür ein dickes Danke.

Wie Krimi schon schrieb, fühl dich nicht verpflichtet, du musst in erster Linie auf dich achten, deine Mutter würde es verstehen und die anderen, die das womöglich kritisieren, deren Meinung ist schlichtweg unwichtig. Kennst du vielleicht jemanden, der etwas Abstand hat und dich begleiten könnte, so dass der Weg nicht ganz so schwer ist, sobald du dich wieder bereit für einen Besuch fühlst? Eine Nachbarin, eine Bekannte, ein guter Freund?

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Schönen Guten Morgen ihr alle.

:) Bittchen :) malu :) Jamba :) Krimi und :) Sonnenblume

Vielen Dank für eure hilfreichen Beiträge.
Sie gemeinsam___ mit dem Gespräch mit einer Freundin und mit meiner Bäckereifachverkäuferin (!!!) haben mir gestern den Mut gegeben, ins Krankenhaus zu fahren und mit dem Arzt zu sprechen.
Also, nicht länger auszuweichen. Die Kraft war da.

Und nun habe ich ganz Erstaunliches erfahren______allerdings nur auf mein Nachbohren und Nachfragen etc. etc.

1. Mit dem Ableben unserer Mutter in der nächsten Woche ist NICHT zu rechnen.
Medizinisch ist sie bestens betreut, sie isst und trinkt eigenständig, die Flüssigkeitsinfusionen
sind abgesetzt, weil sie genug trinkt.

2. Ich führte ein sehr gutes Gespräch mit dem sympathischen Assistenzart, der auch meine
Mutter operiert hatte. Ich erzählte ihm in meiner immer und ewig so offenen Art, dass Bruder und ich
mit dem Hausarzt meiner Mutter, und ich mit meiner eigenen Hausärztin gesprochen haben,
und wir so die Entscheidung getroffen hätten, keine OP mehr.
Ich frug ihn, (so wie es mir die Hausärztin empfohlen hatte), Herr Dr. S. wäre das Ihre eigene
Mutter, wie hätten Sie denn da entschieden. Seien Sie bitte ganz ehrlich.

Er eierte ein wenig herum, dann sagte er: Es wäre praktisch gewesen, über eine OP in einem
Rutsch das tote Gewebe abzutragen. :!:
Nun trägt er bei jedem Verbandswechsel ein wenig davon
ab. Das tue schon auch weh.
Er sei aber voller Zuversicht, dass das alles heilt, es ist noch eine Fläche von 4, 5 cms nicht
abgeheilt, alles Drumherum sei abgeheilt.
So könne man Muttern NOCH nicht ins Pflegeheim zurückgeben, weil die medizinische
Versorgung nicht gewährleistet ist.
Allerdings "ewig" könne man sie auch nicht dabehalten.



So, da war ich mal wieder platt. So eine ewige Achterbahn gerade. :roll: :roll:

In gewisser Weise war ich froh, dass wir Angehörigen hartnäckig geblieben sind.
Es gab also durchaus noch eine erfolgsversprechende, aber etwas länger dauernde Behandlungsalternative zur OP.

DIESE KRANKENHÄUSER, alle unter Druck mit diesen ewigen Fallpauschalen.
Alles muss schnell gehen, auch bei einer 94jährigen. Hopp, hopp.....

Mit diesem Gespräch ist erst einmal viel Druck bei mir rausgegangen, und ich konnte schon wieder lächeln.......und habe mich wesentlich besser gefühlt.
Zur Nacht gestern hab ich die empfohlenen 5 Tröpfchen Promatazin-neuraxpharm (Atosil)genommen.
Hab leidlich gut geschlafen, fühl mich tatsächlich ruhiger, aber die hauen ja wirklich rein, und mir ist im Kopf ganz komisch.

Handy_Notfallnummer meiner HÄ hab ich in Handy eingespeichert, auch das gibt Sicherheit.

:) Bittchen, auch dein Beitrag hat mich sehr berührt.
Für deine Mutter wäre es eine Erlösung endlich gehen zu dürfen.
schreibst du.
Das habe ich schon vor dem Pflegeheim oft gedacht und gesagt. Jetzt ist Vieles nur noch Quälerei und Beschwernis.
Aber wenns dann wirklich ans Sterben geht, wird es für die Angehörigen doch sehr sehr schwer.
Und das Loslassen fällt schwer.

:) malu, so ein großartiger Beitrag. Und zusammen mit Jamba :) und auch den Anderen___
ihr habt mir die Augen geöffnet, dass dieser Krankenhaus wirklich das Beste ist, auch wenn sie dort sterben sollte.
Ihr habt mein Mitgefühl, dafür, dass eure Mütter auch im KH gestorben sind. Das wünscht man ja Niemandem. Aber manchmal ist es eben unausweichlich.
Niemand sucht sich aus, wie er stirbt. Das ist leider so.

Auch dieser tröstliche Gedanke, dass ich vielleicht auch abgeben darf, an eine Höhere Macht
(an Gott), ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Mehr geht nicht. Jetzt muss ich auf Höhere Gute Mächte vertrauen.

Liebe, liebe Krimi :) obwohl du selber soviel zu schultern hast, (ich les ja auch immer wieder von dir, hier im Forum, auch das Neueste mit deinem Sohn), findest du immer noch liebe und gute Worte für mich und viele Andere hier. Respekt..

Meine liebe Sonnenblume :) ich freue mich, zu lesen, wenn ich dir mit meinen Berichten Angst nehmen kann, so eine Endzeit auch zu meistern und zu überstehen.
Ja, vielleicht :?: lesen hier Etliche "still" mit, nehmen Anteil und nehmen auch was für sich mit.

Wie mein heutiger Tag wird, das weiß ich noch nicht.
Irgendwie hab ich auch so ne kleine Wut entwickelt heute. Dass immer wieder aufgrund der ganzen Dramen mit meiner Mutter_____mein eigenes Leben viel zu kurz kommt. Das stinkt mir ganz gewaltig.
Heute stehen jetzt einige Dinge an, die bei mir selber zu kurz gekommen sind, oder hier im Haushalt.
Meine Implantatgeschichte hab ich mal noch aufgeschoben....das ist ja auch ne OP, die ich in so einem Zustand nicht machen lassen kann.
Auch habe ich noch nicht die Kostenvoranschläge eingereicht. Das will ich heute auch machen.

Die Sonne kommt raus, (Sonnenblume, hast du den direkten Draht zum Petrus???? ;) )
und 20 Grad.


Euch allen einen angenehmen Tag mit kleinen Glücks_Tupfern.
Eine dankbare Selea
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

liebe Selea,

nein, einen Draht zu Petrus habe ich nicht. Aber schön, dass du die sonnenstrahlen als positiv wahrnimmst. AUch das ist nicht selbstverständlich.

Es ist eine vorübergehende Phase, in der du gefordert bist, dich um deine Mutter zu kümmern und zu sorgen. Es komt dir lange vor, doch welcher Zeitraum mag das - in Bezug auf deine Lebenszeit - sein? Selbst ein Jahr wirkt da kurz. Allerdings solltest du dieses Gefühl ernst nehmen und ihm Raum geben. Die Freizeit so gut wie möglich für dich nutzen - und wenn du dich nur ausruhst, dann eben bewusst. Aber das kennst du sicherlich.

Respekt, dass du die Klärung im krankenhaus geschafft hast. Ich habe das oft im letzten Jahr erlebt. Heute noch erschien mir etwas angsteinflößend und unüberwindbar und am nächsten Tag konnte ich das in Angriff nehmen. Seitdem vertröste ich meine Ängste auf den nächsten Tag ;)

LG Sonnenblume
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anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Liebe Selea
nach vielen Tagen komme ich erst wieder zum Lesen.
Deine Mutter ist im Krankenhaus,eine Op.,jetzt Wundheilung.

Entscheidungen im Krankenhaus werden immer schwieriger,da wird entlassen,wie es der Kostenplan vorsieht.
Meine Schwiegervater (Verlust beider Beine,Schwerstpflegefall) sollte entlassen werden,als seine Frau gerade auf der anderen Station im Sterben lag. Die Ärzte hatten sich nicht informiert,auf Angehörige wurde nicht gehört.

Liebe Selea,achte gut auf dich,deine Mutter ist zäh,die kriegt noch ganz viel wieder hin.
Achterbahn----ohne Ende.
Liebe Grüße
anna54
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo ihr alle.

Sonnen :)blume und :) anna

Ja, liebe Sonnenblume,
auch ich habe manchmal vor Dingen sehr viel Angst, oder fühle mich überfordert.
Aber meistens gehe ich die Sachen irgendwann an. In meinem Tempo.
Was ein paar Tage nicht geht, geht eben nicht so gut, aber das legt sich wieder.

Irgendwo ist da eine Kämpfernatur in mir.

Du schreibst davon, dass es ja nur eine kleine Phase meines Lebens sei, in der ich so sehr gefordert bin mit meiner Mutter.
Das stimmt so nicht. Meine Mutter hat nach dem Ableben meines Vaters vor gut 25 Jahren eine Psychose entwickelt.
Da war schon ein ewiges Hin und Her......und mein Bruder und ich in ganz anderen Städten als sie.

Und dann vor 15 Jahren kam sie hier in die Nähe in ein Seniorenstift/Betreutes Wohnen.
Uns seither löst ein Drama ein anderes ab.
Einmal wegen ihrer Psychose, die sie nie behandeln ließ.
Dauernd musste ich vermitteln im Betreuten Wohnen, habe sozusagen meine gütende Hand über sie gelegt, damit man sie trotzdem gut behandelt etc. etc.
Weil eine Psychose ja eine Seelische Erkrankung ist, in der die Realität so sehr verzerrt ist, und man sich eigentlich selber nicht mehr helfen kann.
Dann kamen die vielen Krankenhausaufenthalte hinzu, mindestens 13, ich krieg sie alle gar nicht mehr zusammen, darunter auch schwere Wirbelsäulenoperationen, der Hüftbruch vor ein paar Jahren.
Aber ich konnte mich immer recht gut erholen zwischen den einzelnen Dramen, die sich da abgespielt haben.

Und jetzt ist es halt heftig.
Ich war gestern im Krankenhaus. Es war wohl nicht so eine gute IDEE für mich selber, mir war dauernd schwindelig, und ich dachte , ich kippe um. Das kenne ich bei viel Stress, ist aber auch eine Nebenwirkung der Tropfen, die ich nehme.

Meiner Mutter hat es gut getan, dass ich da war, als ich das Zimmer betrat, hat eine Schwester sie gerade umgelagert, ich konnte das ganze Elend sehen. Und ich dachte nur, es ist definitiv Endzeit, ihr Leben neigt sich dem Ende zu.
Sie sagte, ach, wie gut, dass jemand aus der Familie da ist.

Momentan erkennt sie mich ganz gut. Aber es ist kein guter Draht mehr zwischen uns.
Sie ist ziemlich dement, und damit weit weg, mit dem, was sie sagt oder erzählt.
Auch anfassen geht nicht, das kommt ihr fremd vor, das kann sie nicht lange aushalten.

Freude bereite ich ihr, wenn ich ihr Lieblingsblümchen mitbringe, Süßigkeiten, die sie isst.
Und die isst sie mit einem enormen Appetit. Sie isst gierig.

Ein Entlasstermin nach mittlerweile 4 Wochen Krankenhaus , steht noch nicht an, laut Bezugspfleger.
Da sie immer wieder Durchfall hat, wird die Wunde immer wieder verunreinigt. Es ist ein ungemeines Leid. Wirklich. Wirklich.

Nach einer Stunde konnte ich nur noch "fliehen", weil ich es schier nicht mehr ausgehalten habe.
Eine neue Zimmernachbarin ist mit ihren 90 Jahren dem Tode noch näher, so scheint es mir.

Getröstet habe ich mich mit einem feinen Gericht. Falscher Hase (Hackbraten mit hartgekochtem ganzen Ei), Backkartoffeln und Kräuterquark mit Radieschen und rotem Paprika.
War das lecker.

Liebe, liebe anna ,
ich hab dir auch in deinem eigenen Thread geantwortet.

Ja, irgendwo leben wir in einer unseligen Zeit, finde ich, jedenfalls was das Thema "Zeit" anbelangt, sich Zeit lassen, einer Situation Zeit geben, kommt Zeit kommt Rat.....
Alles muss schnell gehen.

Sogar Trauer, ist sie nach 3 Wochen nicht verschwunden, gilt jedenfalls in den USA mittlerweile als behandlungsbedürftige Erkrankung.
Dabei hat die Tradition in den meisten europäischen Ländern das Trauerjahr vorgesehen.
Sogar Schwarz wurde getragen. Als Hinweis und Signal. Vorsicht, da hat ein Mensch einen Menschen verloren und trauert. So konnte man freundlicher achtsamer umgehen mit diesem Menschen.

Und wie ist es heute , alles nur hopp hopp.
Auch in den Krankenhäusern, die sind ja kleine Unternehmen, die Gewinn bringen müssen.
Fallpauschalen zeigen das, unrentable Krankenhäuser werden geschlossen.
Niemand darf mehr bleiben, so lange wie es nötig ist, schnell muss ambulant weitergemacht werden.
Nichts darf mehr seine Zeit "brauchen".

Es ist ein trauriger Teil unserer Gesellschaft in ihrem Geschwindigkeitswahn. In ihrem Machbarkeitswahn. In ihrer Geldgier.

Es ist traurig, was du da von deinem Schwiegervater erzählst.
Umso mehr gilt, dass Angehörige sich eben auf die Hinterfüße stellen, was Ärzte und Krankenhauspersonal anbelangt.
Aber wieviel Kraft das ja die Angehörigen kostet, die , die ja auch von der schweren Erkrankung eines Ehemannes, einer Mutter etc. betroffen sind.
Oder vom nahenden Tod eines Angehörigen.
Und oft auch selber schon in einem Alter, wo die eigene Gesundheit angeschlagen ist.

Ich bin froh, dass mein Bruder und ich uns auf die Hinterfüße gestellt haben, und nun eine etwas sanftere Behandlung ermöglich haben.

Jetzt geb ich mir Krankenhaus_frei bis Dienstag. Das ist der 94. Geburtstag meiner Mutter.
Den feiern wir ein Stündchen dort. Sie kriegt ihre Lieblingsblumen, ihre Lieblingspralinen,
ich hab mit dem Arzt gesprochen, gegen ein Schlückchen Sekt ist nichts einzuwenden, und ich bringe ihre schönen Gläser mit, und mir stoßen dann wohl das letzte Mal auf sie an.
Ganz so, wie wir es immer gemacht haben.


Nun habe ich ja den 3. Abend die Atosil_Tropfen genommen. Etwas ruhiger bin ich, schlaf etwas besser. Manchmal ist diese Chemie ein Segen.
Aber ich spür es, auf der anderen Seite tut es mir nicht gut. Ich bin nicht ich, wenn ich so unkonzentriert werde durch die Medis und so benommen.

Aber es ist gut zu wissen, dass ich so eine Art Emotions_Feuerwehr in der Tasche habe, eben die Atosil_Tropfen.
Und die brauch ich jetzt und das mach ich so.

Eine gute Bekannte von mir, deren Mutter ist noch 2 Jahre älter als die meinige, ist im Juli im Krankenhaus gestorben, war auch mindestens 5 Jahre im Pflegeheim.
Und sie schrieb mir gestern, dass sie jetzt so allmählich sich erholt, und auch erleichtert ist, dass endlich alles vorbei ist.
Es habe sie ungemein Kraft gekostet, die viele Autofahrerei ins Pflegeheim, ihre ewig unzufriedene , schwierige und nörgelnde Mutter, .......sie sei jetzt befreit.

Die Bekannte war Lehrperson, so wie ich. Und die Nichte meiner sehr sehr liebenswerten Nachbarin, die wie eine Ersatzmutter oder Tante für mich war, die vor 2 Jahren im Pflegeheim gestorben ist.

Mir hat der Brief gut getan. WEIL ich jetzt bei all den Anspannungen und dem ganzen Leid komplett vergessen habe, dass ich mich, wenn alles vorbei ist, wieder besser und auch glücklicher fühlen kann und wahrscheinlich auch werde.

Auch habe ich bei all dem Leid vergessen, dass es auch für meine Mutter eine Erlösung ist, wenn sie sterben darf.
Dazu habt ihr mir hier im Forum verholfen.
Als junge Frau verstand ich oft nicht, warum der Tod als eine Art Erlösung angesehen werden konnte.
Jetzt verstehe ich es.
Manche Dinge des Lebens versteht man erst in einem bestimmten Alter.
Das ist normal und nicht besorgniserregend. *lach*

Und so gehen wir in unserem Alter einer jüngeren Generation voraus. Können vielleicht der jüngeren Generation etwas weitergeben, wie umzugehen mit Tod und Krankheit und Endlichkeit und mit Krisen.

Wir Menschen dürfen uns das in unserer schnell-lebigen Zeit nicht wegnehmen lassen, dass das Leben nicht nur easy und locker ist, sondern dass in Krisen, in schweren Zeiten sehr sehr hefitge Emotionen auftauchen können, Trauer, Wut, Liebe, alles purzelt durcheinander.
Und auch alles seine Zeit braucht.
Und dass es so sein darf.

Und Jeder trauert anders im Leben, auch Jeder/ Jede geht anders voran, geht Dinge anders an.
Hauptsache, wir Menschen bleiben lebendig und uns selber treu.
Und bleiben nicht dauerhaft in Verzweiflung und Lebensunlust stecken.


Soweit meine Nachtgedanken zu einem schweren Thema.
Herzlich
Eure Selea
krimi56
Beiträge: 1920
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

Guten Morgen, Selea!

Das waren ja nun schon fast keine Nachtgedanken mehr.
Eher das Wort zum Morgen.

Ich verstehe deine Gedanken gut und auch, dass man sich zu gewissen Dingen, Aussagen wirklich erst ab einem reiferen Alter die richtigen Gedanken macht, das richtige Verständnis hat.

Eine Krankenhauspause ist gut. Und die Besuche dosiert machen eine wichtige Option, um noch länger durchhalten zu können.

Ich wünsche dir ein sonniges Wochenende mit schönen Erlebnissen.
Liebe Grüße
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Jamba »

Liebe Selea,

wie geht es dir? Gibt es etwas neues? Ich hoffe, alles ist im Rahmen der Möglichkeiten in Ordnung und schicke dir für die neue Woche ein paar Sonnenstrahlen und Energie.

Ich denke an dich!
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Morgen ihr alle.

:) Jamba.
Danke für die Sonnenstrahlen und die Energie.
Das mit den Sonnenstrahlen klappt ja sehr gut. *lach* Seit Tagen ist hier herrlichstes Herbstwetter.
Das mit der Energie, :roll: das klappt nicht.

Ich bin nach wie vor überfordert mit der Situation um meine Mutter.
Der Besuch am Freitag war mal wieder zuviel.
Alles sitzt mir noch in den Knochen.

Heute ist ihr 94. Geburtstag. Ist das nicht ein stattliches Alter????
Und meine Mutter kann und kann nicht loslassen, darf noch nicht sterben.

Gestern habe ich mich dazu entschieden, sie heute nicht im Krankenhaus besuchen zu gehen.
Es kommen ja Bruder und LP.
Es ist schlimm, böse Tochter, etc. etc.
Aber ich habe mit Krankenhäusern mein größtes Problem.

Wäre sie jetzt im Pflegeheim, wäre es leichter für mich, weil dort ein paar Pflegerinnen sind, mit denen ich in gutem Kontakt bin, es wäre alles leichter.

Nun, habe ich meinem Bruder gestern am Telefon erklärt, dass ich nicht komme. Aber ich Feigling______mal wieder habe nicht meine Befindlichkeit erklärt, sondern mich hinter einem grippalen Infekt versteckt. Obwohl, Halsweh hab ich eh schon.......was ich mich schäme. Trotzdem.

Mein Bruder gibt mir keinen Halt gerade. Und erst recht nicht diese LP.
Was ich die manchmal auf den Mond jagen könnte. Nicht einigen einzigen mitfühlenden Satz sagt sie zu mir am Telefon.
Auch keine Kondolation , als meine Tante Brigitte gestorben ist.

Es ist und bleibt eine kranke Familiensituation. LP des Bruders, will nur den Bruder, mit den anderen aus der Familie will sie nichts zu tun haben, letztlich auch mit mir nicht.
Das kommt dann in solchen Situationen deutlich raus.
Tut weh. Tut sehr weh.

GANZ schlimm find ich, als meine Mutter am 8.9. diese OP hatte, und man meinte, sie überlebe das nicht.
Gespräch mit Bruder gegen Abend.
Ich signalisierte meine komplette Überforderung_______dass ich dann nicht noch mal am selben Tag ins KH fahren könne. Dass ich das nicht schaffe. Sollte sie sterben.

Seine Absolution hatte ich diesbezüglich. Er sagte dann, gut , dann wird halt das "vorgesehene" Bestattungsinstiutut angerufen, und wir regeln das alles am nächsten Tag.

Was ich ganz ganz schlimm gefunden habe, von ihm, war, dass er am selbigen Abend, natürlich bei einem Bruder von XX zu einem Geburtstagsumtrunk eingeladen war.
Er sagte, er nehme das Handy nicht mit, er wolle dieses Geburtstagsfest NICHT mit dem Tod unserer Mutter stören.
Ich solle auf AB sprechen, auch wenn es pietätlos sei, sie würden dann packen und am anderen Tag kommen.

Ich finde das ganz grauenvoll, obwohl ich Gegenteiliges sagte dann am Telefon. Er solle halt machen.
Was will ich meinen Bruder zwingen zu etwas, das er nicht will.

So, da ist also der Tod unserer Mutter weniger wichtig als irgendein Geburtstag in der feinen Familie von XX, der LP des Bruders.

Es ist alles so krank und verletzend. :mrgreen:


Jaaaa, da scheinen doch noch so einige Leichen im Keller zu liegen.....


Also im Moment bin ich diesbezüglich sehr angeschlagen.
Klar, wäre jetzt ne tolle Therapeutin gut.
Hab ich nicht, und in Krisen eine Thera zu suchen, da hab ich schon ganz schlechte Erfahrungen gemacht.


"winke" "winke"
Selea
Birko
Beiträge: 501
Registriert: 20. Apr 2015, 13:33

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Birko »

Hallo selea
Ich lese schon lange bei dir mit und bewundere dich, dass du so fürsorglich dich um deine Mutter kümmerst.ich erinnere mich, dass deine kindheit alles andere als rosig war.meine auch nicht und ich habe mich nach der geburt meiner ersten tochter von ihr getrennt.das half mir aus meiner depression.ich hatte jetzt für m e i n kind zu sorgen.alte muster nicht weitergeben.sie hat mich versucht zu erpressen hat nichts mehr gegessen und ist dann irgendwann gestorben mit 72 jahren.war nicht mal bei ihrer beerdigung.mein vater nahm wieder kontakt auf und verstand mich sogar.trotzdem hatte ich jahrelang immer ein schlechtes gewissen mit oberflächlichen depr.mir ging es nie richtig gut und wartete immer darauf ihr verzeihen können.2010 kam bei mir der absturz und mit ihm mein therapeut.für mich ein super therapeut, der mich mir knallhart sagte ich dürfte auf das grab meiner mutter spucken.

Hört sich brutal an aber es tat so guuut.hatte kein schlechtes gewissen mehr und ich gefiel mir auf einmal selber.ich habe und will mich nicht mehr aussöhnen.sie hat mich zerstört.

Ich sehe an meinem entzückenden enkel wie früh man schon einfluss auf so ein wesen hat.

Nicht böse sein kam jetzt aus meinem bauch und hab es einfach mal niederschrieben mit einem finger, deshalb auch die fehlende grossschreibung

Grüsse birko
Antworten