Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Suchende.

du hast ja eine kreative Lösung gefunden mit den Gesprächen mit einer anderen Person.
Auf jeden Fall kann ich die Telefonseelsorge anrufen, sollte es mir in dieser Zeit nicht gut gehen und ich bin auch in einer Stabilisierungsgruppe, die sich wöchentlich z.Zt. online trifft.
Wegzufahren, nur weil mein Therapeut nicht da ist, käme mir irgendwie wie eine "Flucht" vor, aber auch das wäre eine Möglichkeit.
Du hast mich daran erinnert, dass ich mal in einem Kloster war, was mir damals gut getan hat und man konnte dort auch Gespräche vereinbaren (es gibt sogar einen Theologen, der auch Psychologe ist).
Mal schauen, wie es wird und was ich mache, danke für deine Anregungen.

LG, Meridian
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

das mit dem Kloster hört sich sehr interessant an. Ich bin zwar nicht gläubig, aber ich meine mal einen Bericht gesehen zu haben, wo es auch eher um Meditationen usw. ging. Kannst Du vielleicht mehr berichten? Gerne auch per PN, wenn Du willst.

Ich stehe jetzt auch kurz davor, in eine Selbsthilfegruppe zu kommen, wenn mir der Urlaub nicht dazwischen käme und ich befürchten muss, dass der Platz dadurch weg ist. Na ja, mal abwarten.

Ich wünsche Dir eine schöne Zeit.

Liebe Grüße
Sonnenschein
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

Hat jemand von euch Erfahrungen mit der analytischen Psychotherapie?
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie.
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

Was bedeutet das?
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Tiefenpsychologie gehört zu den psychoanalytisch orientierten Verfahren, aber es gibt eben auch Unterschiede zur Psychoanalyse, kann man überall nachlesen.
Erfahrung mit einer Analyse habe ich nicht.
Vielleicht ist es besser, wenn du einen eigenen Thread mit deiner Frage aufmachst, da würdest du evtl.
mehr Antworten bekommen.
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo an alle Therapieerfahrenen,

habt oder hattet ihr während eurer Therapie auch manchmal das Gefühl, dass ihr nie fertig werdet bzw. auch nicht fertig werden könnt, weil sich ständig neue Probleme ergeben oder einem das Ausmaß der tatsächlich vorhandenen Probleme erst während der Therapie so richtig bewusst wird?
Mir geht es zur Zeit so und das geht jetzt über die immer mal wieder vorhandene Frustration hinaus.
Es ist eher so, dass ich denke, wie soll ich das denn jemals alles schaffen?
Zu Beginn ging es ja eher darum, an die Ursache der Depression, der Angststörung zu kommen.
Dann ging es um die Bearbeitung, das Verarbeiten dieser Ursache, die Erkenntnisse daraus.
Vieles wurde in Frage gestellt, eine bisherige Diagnose, die wahrscheinlich nicht zutreffend ist, dafür steht jetzt eine andere im Raum, die für mich noch viel schwieriger ist und ich weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll.
Es geht mir dabei gar nicht um die Diagnosen an sich (die sind eher kein Thema in der Therapie), sondern um die damit verbundenen Symptome und deren Auswirkungen auf mein Leben.
Wie seid ihr denn mit solchen Krisen in der Therapie umgegangen?
Krise deshalb, weil ich eben schon wieder anfange, die Therapie in Frage zu stellen, was auch schon angesprochen wurde von meinem Therapeuten.

LG, Meridian
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

dieses Gefühl habe ich tatsächlich sehr oft. Auch weil sich meiner Meinung nach, bei mir immer neue Dinge auftun. Und ja, ich denke auch oft, wie soll ich das schaffen? Auch nach der Therapie. Aber irgendwie hat es ja auch vorher funktioniert. Natürlich nicht gut, sonst hätte ich keine Therapie gebraucht. Aber wie Du mal bei mir geschrieben hast, bei Therapieende endet der Prozess ja nicht. Es arbeitet noch viel nach in einem. Und man kann ja jetzt auch auf einiges, was man gelernt hat, zurückgreifen.

Es tut mir leid, dass sich bei Dir jetzt noch eine andere Diagnose aufgetan hat bzw. die Problematik mit den damit verbundenen Symptomen.

Ich hatte das ja zuletzt selber (auch eine zusätzliche Erkrankung), die ich dann mit meiner Thera besprochen habe. Es war erstmal erleichternd überhaupt darüber reden zu können. Sicherlich muss ich auch nach dem Therapieende schauen, wie ich damit klar komme und wie sich das weiterentwickelt. Aber dieses Krisengespräch war für mich schon mal hilfreich.

Ich denke, dass es auch immer wieder normal ist, alles in Frage zu stellen. Daran merkt man ja, dass es in einem arbeitet.

LG
Sonnenschein
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

Ich denke, es ist je nach psychischer Konstitution eine immerwährender Prozess, den ein jeder verschieden wahrnimmt und bearbeitet/verarbeitet.
Das Reden bei der Therapie ist für mich immer noch der Schlüssel.
Dadurch kann man "abgeben", sich "entlasten", eventuell Verständnis erfahren.
Ich beginne jetzt (hoffentlich) bald mit der analytischen Psychotherapie.
Natürlich hoffe ich auf "Besserung", aber ich gehe ohne Erwartungen rein.
Ich habe leider die Hoffnung auf Gesundung mittlerweile verloren, denn
alles was bisher geschah hat mir zwar (in diversen Relationen) auch gut getan, aber es
hat mir nicht aus der Krankheit geholfen.
Ich glaube, dass man nicht wirklich gesund werden kann als psychisch erkrankter Mensch.
Der Beitrag spiegelt meine negative Grundeinstellung.
Aber das bin halt ich.
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Liebe Meridian,
zuerst mal finde ich es gut, dass deine Zweifel an der Therapie schon angesprochen wurden. Du hattest mir bei meiner schwierigen Therapiephase ja auch empfohlen, alles anzusprechen und gesagt, dass dich gerade die schwierigen Gespräche am ehesten weitergebracht haben.
Vielleicht bist du gerade wieder an so einem Punkt und stellst gleich alles in Frage (was ich auch von mir gut kenne). Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß, sondern ganz viele Grautöne dazwischen.
Ich möchte dich ermutigen, diese Phase nicht überzubewerten, sondern auch die vielen wertvollen und hilfreichen Momente in deiner Therapie zu sehen. Und in kleinen Schritten zu denken und nicht den ganzen Berg auf einmal erklimmen zu wollen. Wir brauchen Geduld und vielleicht - wie Heiligendamm schreibt - auch die Akzeptanz, dass wir wahrscheinlich nie komplett frei von unseren belastenden Symptomen sein werden. Aber es kann leichter werden, diese Hoffnung habe ich zumindest noch nicht aufgegeben.
Wurden dir die belastenden Symptome jetzt durch die neue Diagnose erst mehr bewusst oder hat das Kind jetzt nur einen anderen Namen?
Ich hoffe, es geht dir mit etwas mehr Abstand besser.
LG
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Danke euch dreien, ich antworte mal gesammelt auf alles:
Es geht eigentlich nicht mal um eine "neue" Diagnose, da der Therapeut sich nicht auf Diskussionen über Diagnosen einlässt und mich das bisher auch nicht gestört hat.
In einer der psychosomatischen Kliniken war davon schon mal die Rede und ich habe mich damals gar nicht weiter damit befasst.
Natürlich waren die Symptome, die Denk-und Verhaltensweisen schon immer da, aber dadurch eben auch "normal" für mich geworden, ich kenne es, ich kenne mich ja gar nicht anders.
Und genau das macht es jetzt so schwierig für mich, umzulernen, es anders zu machen, nicht immer wieder in die alten Muster zu verfallen, die so vertraut sind.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese eine Therapie dafür ausreicht.
@Sonnenschein:
Dass der Therapieprozess nach der Therapie weitergeht, ist richtig, aber das ist für mich im Moment noch Theorie, in der Praxis bin ich mit den ganzen Störungen ja jetzt schon überfordert.
Aber du hast recht, das alles immer mal wieder in Frage zu stellen, gehört wahrscheinlich auch dazu.
@ Heiligendamm: Deine Haltung finde ich interessant und vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen, nicht mit so hohen Erwartungen in die Therapie zu gehen.
Ich glaube, du siehst das sehr viel realistischer. Alles Gute für deine Therapie!
@Iffy
Das mit den Grautönen liegt mir nicht so, du weißt gar nicht, wie oft wir das in der Therapie schon hatten :)
Aber danke für den Hinweis auf die wertvollen und hilfreichen Momente in der Therapie, die vielen guten Gespräche, die mich auch weitergebracht haben.
Wenn es irgendwann leichter wird, mit all dem umzugehen, dann hätte ich schon eine Menge erreicht.

LG, Meridian
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

@Meridian
Ich lese deine Beiträge gern.
Und es ist genauso wie du es geschrieben hast.
Dieses erlernte Verhalten, dass man Muster so sehr verinnerlicht hat, genau
dies macht Veränderungen so unfassbar schwer.
Meridian
Beiträge: 512
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

So, jetzt habe ich 3 Wochen Therapiepause und wahrscheinlich, um erst gar keine wehmütige
Abschiedsstimmung aufkommen zu lassen oder Fragen danach, was ich denn in der therapiefreien Zeit mache, bin ich total ins Euphorische gekippt und habe dem Therapeuten von meiner Erkenntnis aus der letzten Stunde berichtet.
Da ist er, glaube ich, noch mitgegangen, dann konnte ich aber nicht mehr aufhören mit den Erkenntnissen und mit den Fortschritten, das hat sich irgendwie verselbstständigt.
Erst als ich ihm einen schönen Urlaub gewünscht habe (das auch noch!) und seinen etwas gequälten Gesichtsausdruck gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass das alles ziemlich schräg war, aber da war ich schon (fast) draußen.
Manchmal würde ich so eine Stunde einfach noch mal von vorne beginnen können, so wie beim Drehen von Filmszenen, wenn die erste Einstellung nichts war.
Vielleicht ganz gut, dass jetzt erst mal Pause ist :).

LG, Meridian

P.S.
@Heiligendamm
Danke. Ich würde mich auch freuen, mehr von dir und deiner Therapie zu lesen. Wann beginnt die denn?
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

alles Gute für Deine Therapiepause!

Diese Euphorie kenn ich auch. Hatte ich sogar heute noch in einem anderen Kontext. Und ja, das würde ich auch manchmal gerne wieder ungeschehen machen.

Ich denke aber, dass dein Therapeut das schon korrekt einordnen konnte.

Ich wünsche dir jetzt 3 gute Wochen. Manchmal kann eine Therapiepause ja auch gut sein, um Sachen auszuprobieren, oder wirklich auch mal eine Pause einzulegen. Auch wenn man sehr froh ist, dass die Pause dann wieder vorüber ist... :mrgreen:

LG
Sonnenschein
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Meridian,

mir geht es ähnlich. Ich habe gerade zwei Wochen Therapiepause, weil ich im Urlaub bin. Ind eigentlich stecke ich gerade in der Mitte von gefühlten 100 Themrn und bin auch gerade wirklich nicht stabil. Evtl kehren wir nächste Woche früher zurück als gedacht und jetzt überlege ich die ganze Zeit, ob ich mir dann für nächste Woche noch einen Termin holen soll.

Aber gleichzeitig merke ich, dass mir die Pause irgendwie gut tut. Die Dinge sortieren sich etwas und ich bin etwas mehr bei mir. Ich merke, an welchen Stellen ich vielleicht auch zu sehr meiner Therapeutin gefolgt bin und was mir im Prozess gerade fehlt bzw welche Wünsche ich an die Therapie gerade noch habe.

Insofern bin och etwas zwiegespalten. Einerseits macht mich die Pause ganz unruhig (was ich gleich zu auch ganz furchtbar finde, diese Abhängigkeit), andererseits tut sie gut! Vielleicht ist deine Erfahrung ja ähnlich!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Hallo Meridian,
bin etwas unsicher wie dein letzter Satz, dass es vielleicht ganz gut ist, dass jetzt Pause ist, gemeint war. Ist es, weil du es schräg fandest wie du deine Erkenntnisse und Fortschritte geschildert hast oder weil du jetzt erstmal Zeit hast alles sacken zu lassen.
So wie wir beide schon geschrieben hatten, ist eine mehrwöchige Therapiepause für uns ja schon eine Herausforderung.
Ist jetzt nur eine reine Vermutung, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass du deine wahren Gefühle, Ängste kaschieren wolltest; lieber nach vorne brechen und sich selbst in die Position derer begeben, die sich distanziert als sich von dem Therapeuten zurückgewiesen zu fühlen (auch wenn wir ihnen natürlich ihren Urlaub gönnen).
Und vielleicht auch was Marleo geschrieben hat, dass wir es hassen uns abhängig zu fühlen und doch so sehr die Unterstützung brauchen.
Kann sein, dass für dich davon gar nichts passt; vielleicht hab ich es eher an mich adressiert…

Mein Therapeut hat den kompletten August Urlaub, das verdränge ich noch. Ich bin nach meinem Hochgefühl letzte Woche auch wieder ziemlich abgestürzt, am Montag hat er fast nix geredet, ich kam mir total dämlich vor, vielleicht war ihm auch zu warm, er hat sich ständig an der Hose rumgezupft - ach keine Ahnung. Vielleicht hat er mir die Stunde davor zu viel Empathie entgegen gebracht; nicht dass ich mich daran gewöhne. Am Mittwoch fand ich ihn dann wieder etwas wacher und hat mehr Deutungen bzw. Fragen von sich gegeben.
Es ist wirklich mühsam diese auf und ab‘s und ich will mich nicht von jemanden abhängig fühlen, ich will doch unabhängig sein :? …….wir brauchen Geduld.
Wie geht es dir inzwischen?
LG
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Sonnenschein, Marleo und iffy,

es hilft schon etwas, sich mit diesem Gefühl der Unsicherheit bei Therapiepausen nicht so alleine
zu fühlen.

@Sonnenschein
Du kennst das also mit der Euphorie.
Ja, ich bin mir sicher, der Therapeut kann das richtig einordnen, aber manchmal wünsche ich mir, er würde mich da rausholen, mich also z.B. unterbrechen, wenn ich mich in der Stunde so "verrenne".
Vielleicht würde ich ihm das aber auch übelnehmen, wer weiß.
Da ist schon kompliziert mit der Psyche :)
Danke für deine guten Wünsche und egal, wie sich das jetzt entwickelt: Ich bin froh, wenn die 3 Wochen vorbei sind.

@Marleo
Ich hoffe, ihr kommt nicht früher aus dem Urlaub zurück, weil es dir nicht gut geht und du dich nicht stabil fühlst?
Es ist aber sicher gut zu wissen, dass dein Therapeut da ist und du notfalls einen Termin vereinbaren könntest (wenn ich auch verstehe, warum du das nicht willst).
Mich würde das jedenfalls beruhigen.
Immerhin siehst du auch das Positive an der Therapiepause, du kannst Abstand gewinnen, deine Themen sortieren, die Erfahrung machen, dass du alleine einigermaßen klarkommst.
Du nutzt also die Pause tatsächlich und überstehst sie nicht einfach nur.
So weit bin ich noch lange nicht.
Die Angst vor der Abhängigkeit kenne ich auch, nur ist sie im Moment nicht so ausgeprägt, weil ich denke, um die Abhängigkeit kümmere ich mich später, jetzt will ich einfach nur, dass der Therapeut durchgehend für mich da ist.

@iffy
Du hast das schon ganz richtig interpretiert.
Ich fand es schräg, wie ich meine Ängste in der Stunde durch Euphorie und ständiges Reden versucht habe zu verdrängen (so eine Art Pfeifen im dunklen Wald).
Eine Zeit lang haben wir geschwiegen, aber das fand ich dann unangenehm.
Der Therapeut kam mir aber auch wenig ambitioniert vor gestern, er hat kaum was gesagt
und damit kann ich nicht gut umgehen, gerade wenn ich selbst so unsicher bin.
Und genau wie du mache ich mir dann Gedanken, was mit ihm los ist, was er wohl so denkt und warum er nichts sagt :roll:
Ich denke, ich habe auf eine Reaktion von ihm gewartet und wenn das nicht erfolgt, dann spiele ich eben die Rolle der Alleinunterhalterin, das kam dann auch noch dazu.
Heute geht es mir nicht besonders, ich hoffe, das wird morgen besser.
Dir wünsche ich, dass du diesen Monat noch einige gute und erkenntnisreiche Stunden hast mit etwas mehr Rückmeldung deines Therapeuten.
Und vielleicht können wir ja aus diesem Thread so etwas wie eine SHG der Therapiepausengeschädigten machen.
Gemeinsam schaffen wir das.

LG, Meridian
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

ich empfinde es auch als hilfreich, zu hören, dass es bei anderen bei den Therapiepausen auch so ist. Das macht es vielleicht nicht unbedingt besser, aber man kommt sich weniger "gestört" (ich nenn das jetzt mal so, mir fällt gerade nix besseres ein, sorry). :o

Bei mir ist es auch so, dass meine Thera mich eigentlich auch immer reden lässt, wo ich manchmal auch denke, ich rede mich gerade um Kopf und Kragen.

Vor ca 4 Wochen hatte ich dann auch mal die Situation, dass ich was erzählt habe, wo ich sehr emotional wurde und mit den Tränen kämpfen musste (es fällt mir immer noch schwer, da einfach mal loszulassen). Jedenfalls war ich fertig mit erzählen und dachte, sie sagt was dazu. Hat sie aber nicht. Sie hat mich dann die ganze Zeit nur angesehen. Das war dann auch so ein Moment wo ich nur wollte, dass sie was dazu sagt. Es wurde mir dann irgendwie unangenehm (also der Blick von ihr, war schon irgendwie total mitfühlend), so dass ich dann gefragt hab, ob sie einfach irgendwas sagen kann, die Stille wäre mir gerade unangenehm.

Ich habe jetzt am Montag noch eine Stunde und dann wieder eine Woche Pause, aber diesmal, weil ich weg bin. :roll:

Bei der SHG bin ich definitiv auch dabei. :lol:

LG
Sonnenschein
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

SHG ist klasse - bin dabei 8-)
@Meridian
Tut mir leid, dass es dir heute nicht gut geht und ehrlich gesagt, hab ich mir das fast gedacht. Mir geht es auch meist so, dass ich - nachdem sich die Euphorie, Aufregung, Verwirrung oder auch gute Erkenntnisse - gelegt haben bzw. abgeklungen sind, ich in ein Loch falle. So nach dem Motto: Und jetzt? Was soll ich jetzt damit anfangen, wie kann es weitergehen, was soll ich machen?
Und die Therapiepause setzt natürlich nochmal eins obendrauf.

@Sonnenschein
Diese fehlende Rückmeldung macht mich auch ganz kirre...hat denn deine Therapeutin dann was gesagt, als du sie darauf angesprochen hast? Ich glaube mein Therapeut würde mich erstmal weiter anschauen und nix sagen.
Ich tue mir echt schwer mit der Tatsache, dass ich wohl in einer Phase bin, in der ich seine Rückmeldung, ja auch Zuspruch und Empathie wirklich brauche. Und ich hoffe sehr, dass es eben nur eine Phase ist und überlege es beim nächsten mal (etwas verpackt) anzusprechen; so nach dem Motto, dass ich gemerkt hat wie wichtig mir die Stunden sind....nein - das ist doof.....eher, dass ich häufiger daran denke was hier besprochen wurde...vielleicht so ähnlich.

Ich finde es wirklich sehr hilfreich sich hier auszutauschen und sich gegenseitig "zuzuhören", denn ich denke das Verständnis für den anderen ist auf jeden Fall da.

LG
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo iffy04,

ja, das hat sie dann. Es hat mich nur so total verunsichert, weil da erst mal Stille war und halt dieser sehr mitfühlende Blick. Ich glaube, das verunsichert mich total, weil da jemand mit mir mitfühlt und ich das selber für mich (noch) nicht immer so annehmen kann.

Das ich sehr oft an die Therapiestunden denke, hab ich selber noch nicht so offensiv angesprochen. Aber bei mir ist das tatsächlich auch so.

Einerseits bin ich ja schon neugierig, wie das sein wird, wenn ich irgendwann keine Therapie mehr haben werde. Ob das irgendwann nach lässt oder so.

Ich wünsche allen einen schönen Abend.

LG
Sonnenschein
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo alle zusammen,

Ich mache gerne mit in der SHG!

@Meridian, nein, wir fahren nicht aufgrund meiner (nicht-) Stabilität zurück. Wir hatten uns die zweite Woche extra offen gehalten und wollen jetzt vermutlich eher zurück. Aber ich denke, wir entscheiden das spontan. Grundsätzlich würde ich mir schon ungern von dem ganzen Mist den Urlaub verderben lassen.

Ich finde es verrückt, wenn ihr von euren schweigenden Therapeuten erzählt... So unterschiedlich kann es also sein. Meine ist sehr extrovertiert. Und da ich nicht die einfachste Klientin bin und oft Schwierigkeiten habe, mich zu beteiligen, übernimmt sie häufig die Führung. Und zuletzt geht es immer mehr in Richtung aktive Lebenshilfe, also ganz konkrete Ratschläge. Ich merke schon länger, dass mich das stört, aber schaffe es nicht gut, mich dagegen zu wehren. Manchmal habe ich fast das Gefühl, dass sie versucht, mich loszuwerden und gegen Ende der Therapie zu drängen. Als sei unsere Beziehung gekippt.

Och kenne das Gefühl, Meridian, was du beschreibst, dass du willst, dass jemand für dich da ist. Am Anfang wäre es für mich auch eine Katastrophe gewesen. Ich glaube, ich komme nur deswegen so gut klar, weil ich die Meisterin der Abspaltung bin und damm einen ungeheuren Pragmatismus entwickel. Den Preis dafür bezahle ich mit diesen blöden Dissoziationen. Aber ich denke, solange ich noch so unterwegs bin, brauche ich keine aktive Lebenshilfe. Aber da habe ich direkt ein Thema für die nächste Stunde.

Liene Sonnenschutz, das mit sem vielen Nachdenken wies sicherlich besser nach der Therapie. Und ich könnte mir fast sogar vorstellen, dass sich dann so etwas wie Erleichterung einstellt, weil du dann den Kopf frei hast für andere Dinge. Aber das wird sicher eine Weile dauern. Ich denke jedenfalls auch stärker darüber nach. Manchmal stört es mich. Och kann dann Abends nicht einschlafen und habe das Gefühl, dass meine Therapeutin mich in allen Situationen begleitet. Ich kann überhaupt nicht loslassen und das belastet mich sehr. Mein Therapieziel war unter anderem, mehr im Hier und Jetzt sein zu können ind jetzt hänge ich in Gedanken ständig in der Therapie.

Wisst ihr, was ich gut finde an der Pause? Die Therapie verlängert sich dadurch :)
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Marleo84,

ich denke auch, dass es nach der Therapie einfacher sein wird los zulassen, als wie man jetzt denkt. Vor meiner vorherigen Thera war ich ja auch bei einer sehr guten, die dann schwanger wurde. Anfangs dachte ich auch, dass es bei ihr schwer werden würde, los zulassen. Jetzt kann es natürlich sein, dass das durch meine jetzige Therapeutin "aufgefangen bzw. abeschwächt" wurde.

Noch was zu dem schweigen in der Therapie:
Das ist bei uns eher die Ausnahme, und wenn, dann schweige ich eher.

Na, so kann man die Pause auch positiv sehen. :mrgreen: :lol:

LG
Sonnenschein
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Also ich bin immer eher skeptisch (außer in der letzten Sitzung :).
Ich kann mir einfach überhaupt noch nicht vorstellen, wie das ohne Therapie werden soll.
Ich wünschte, ich hätte da etwas von eurem Optimismus.
Andererseits möchte ich natürlich auch nicht dauerhaft Therapie machen.
Ich glaube, mich stört es sehr, dass die Anzahl der Stunden von vornherein begrenzt ist.
Sinnvoll fände ich, sich nach dem Therapieprozess zu richten, also dass man zusammen schaut,
wie weit ist man jetzt mit den Themen, wann wiederholt sich vielleicht alles nur noch oder man sitzt irgendwann wirklich nur noch da und schweigt sich an.....
Ich hatte auch schon eine VT, da haben die Therapeutin und ich entschieden, dass wir die Therapie nach 25 Std. beenden und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mir fehlt.
Jetzt, in dieser Therapie ist es ganz anders. Da fühle ich mich wirklich verstanden und es ergeben sich ständig noch weitere Themen und vieles muss ich mehrfach durchgehen, bis ich es (hoffentlich) irgendwann verinnerlicht habe .
Zum Schweigen der Therapeuten:
Das ist sehr unterschiedlich, es gibt Stunden, da redet er recht viel und andere , wo er kaum etwas sagt und das kann mich immer noch verunsichern.
Ich sollte aber so langsam davon wegkommen, mir dann Gedanken zu machen, was mit ihm los ist und dass mich das auch noch zu Hause beschäftigt.
Das, was du beschreibst, Marleo, dass es bei deiner Therapeutin eher so in Richtung konkrete Ratschläge geht, das würde mich auch stören, aber die Gefahr sehe ich bei meinem Therapeuten nun wirklich nicht ;)
Hast du denn vor, das in der Therapie anzusprechen, was dich stört?

Schönes Wochenende und LG,
Meridian
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Meridian,

Ich kann gut verstehen, dass du lieber ein unbegrenztes Kontingent an Stunden hättest. Stehst du noch am Anfang deiner Therapie? Aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung kann ich sagen, dass es für die meisten Klienten eher hilfreich ist zu wissen, dass sie nur eine begrenzte Zeit der Therapie haben, auch wenn es sich für sie anders anfühlt. So müssen sie sich eher um eigene Lösungen kümmern und richten sich nicht "bequem" ein in ihrer wöchentlichen Stunde. Damit will ich dir das hier überhaupt nicht unterstellen, es gibt tatsächlich auch viele Klienten, die so stark belastet sind, dass sie viel und enge Begleitung brauchen (ich ja auch, tadaaa). Aber meine eigene Erfahrung zeigt, dass Prozesse, die nicht irgendwie begrenzt sind, auch ausufern können und dann letztendlich nur noch dem Kontakthalten dienen und damit ist dann den Klienten nicht geholfen. Aber ich weiß auch, was du meinst. Meine Therapie ist recht fortgeschritten und ich stehe vor einem großen Haufen schwieriger Probleme und mir wird bei dem Gedanken daran, dass ich bald damit alleine bin, ganz Angst und Bange.

Ich muss meine Unzufrieden in der Therapie ansprechen, daran habe ich keinen Zweifel. Das fällt mir nur wahnsinnig schwer. Ich habe ganz viel Angst davor, dass meine Therapeutin vielleicht sagt, dass sie nicht mit mir Arbeiten kann / will, dass ich zu sehr am kranksein festhalte, dass ich nicht ausreichend kooperiere oder zu passiv bin? Dass ich zu bedürftig bin und und und... Du merkst, ich habe das Szenario schon 100 mal in meinem Kopf durchgespielt und es geht nie gut aus für mich.

Ich habe mich übrigens dagegen entschieden, mir für diese Woche noch einen Termin zu holen. Irgendwie war es mir unangenehme, da anzurufen und zu sagen, dass ich es nicht aushalte, sie nicht zu sehen. Irgendwie klappt es auch ganz gut. Wir sind auch doch nicht nach Hause gefahren sondern fahren erst morgen. Dann gibt es viel zu tun und dann ist auch schon nächste Woche. Und außerdem geht in meinem Kopf gerade so viel hin und her, ich kann gar kein klares Anliegen formulieren für die Sitzung. Vielleicht bin ich selber auch gerade etwas therapiemüde?

Liebe Grüße!
iffy04
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Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Hallo Marleo, auch wenn du Meridian ansprichst, möchte ich doch einige Gedanken dazu schreiben.
Zum einen wegen dem Einnisten in der Therapie, das finde ich eine interessante Sichtweise und ich habe für mich überlegt, ob das auch bei mir zutreffen könnte. Ich bin bei diesem Therapeuten zwar noch nicht so lange, aber ich merke, dass ich die Verantwortung für meine „Rettung“ abgebe, so nach dem Motto: jetzt hab ich mich nochmal zu einer Therapie durchgerungen und mir geht es ja so schlecht (auch bezüglich Essverhalten) und er reagiert nicht. Natürlich weiß ich, dass nur ich mich retten kann :?
Für mich klingst du nicht therapiemüde, sondern eher ratlos wie du mit deiner Thera weiter fortfahren sollst. Ich denke es ist immer am hilfreichsten alle Gedanken, die einem durch des Kopf gehen offen anzusprechen.
Wünsche euch allen einen schönen Tag.
LG
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