Wut und Aggressionen

susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von susan »

Liebe Waltraut, diese Wut darüber, etwas einfach nicht abstellen zu können, kenne ich auch. Ich bin in einige "Verhaltensmuster" meines Vaters geschlüpft, ohne es zu merken. Und nun wehrt sich alles in mir dagegen, ich kann es aber nicht abstellen. Ich verhalte mich meiner Familie gegenüber oft "verbessernd" (diese Art, die du als so ablehnend empfindest) Ich hasse das an mir, denn ich habe es meine ganze Kindheit, Jugend...und auch jetzt noch gehört, dieses "Das macht man nicht" Hatte ich etwas getan, kam garantiert jemand, der es wieder verändert hat. Nie war irgendwas richtig!! Da empfinde ich auch eine unbändige Wut, genau wie Du, wenn dein Mann Dir vorgibt, wie es im Geschirrspüler auszusehen hat. Wie schon oft frage ich mich aber auch, wo soll ich diese Wut rauslassen? Ich bin dann oft wütend auf meine Eltern, zur gleichen Zeit spricht aber eine Stimme in mir "Die haben das doch nur gut gemeint mit Dir", wütend auf mich, weil ich es dazu kommen ließ, heute auch oft so zu sein. Dazu kommt, ich kann es wie Du überhaupt nicht leiden, wenn man mich verbessert, ständig an mir herumnörgelt. Diese Wut in mir hat auch viel damit zu tun, daß ich nie sagen durfte "Das stört mich, hört auf damit, mich ständig zu verbessern!!" Was Erwachsene sagten, war immer richtig, Widerspruch gab es nicht, ja, und wenn ich dann mal "ausrastete", war ja auch noch die dunkle Kammer da, in der ich mir überlegen konnte, ob ich nun weiterhin unartig sein oder wieder lieb sein wollte.... Ich glaube, auch wenn ich jetzt noch nicht fähig bin, mich "abzustellen", mein Wut rauszulassen, so habe ich doch schon einen wichtigen Schritt in Richtung "Heilung" getan: Ich habe meinen Kindern nie verboten, zu sagen, was sie stört... Das fällt nicht immer positiv für mich aus, was sie zu sagen haben, aber sie sollen selbst entscheiden, was "man" tut und was nicht. Ich finde es wichtig, wenn du Deinem Mann sagst, daß dich das Verbessern stört. Es kann sein, er ändert es, es kann sein, er kann und will es nicht ändern, es dann einfach "zuzulassen" ist nicht der einfachste Weg. Alles Gute für Dich Liebe Grüße Susan


Babette Berg
Beiträge: 6
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Babette Berg »

Liebe Waltraut! Ich mußte fast ein bißchen kichern,so sehr ähneln sich die "Szenen der Ehe"... Ich bin seit fast 10 Jahren verheiratet, mit einem(meist) wunderbaren Mann, der liebevoll und weichherzig ist, charmant und klug, intelligent, gütig, hilfsbereit. Ein wunderbarer Lebens- und Liebespartner, der beste Vater weit und breit... Doch dieser Traummann beschimpft mich ab und zu und ich schnappe nur noch nach Luft ob der Ungerechtigkeiten und Lieblosigkeiten. Verfluche mich selber dafür, daß ich FAST MEINEN VATER geheiratet habe (gleiches Geburtsdatum, nur jünger). Was passiert da? Soll ich es Dir sagen? Meine schmerzliche Selbsterkenntnis der letzten langen Monate? Solche wunderbaren Menschen sind auch NUR MENSCHEN und sie haben es verdammt schwer mit den Depressionen ihrer Partner. Sie leiden unter den immensen Veränderungen im gemeinsamen psychischen und physischen Leben. Sie sind oft überfordert mit der Rolle des geduldigen und verständigen, allzeit bereiten Haustherapeuten. Und das muß sich dann manchmal einfach entladen. Verständlich, oder? Wir alle, ob Leser, ob Schreiber, sind so "gute" Menschen (manchmal ja fast widernatürliche GUTMENSCHEN), weil die hier gepflegte Form der Auseinandersetzung "ungefährlich" und folgenlos ist. Sie muß sich nicht in der Realität eines Gegenübers erproben. Waltraut, es ist NICHT BÖS gemeint, sondern hinter diesen Gedanken steht wirklich eine ziemlich bittere Selbsterkenntnis, jenseits von mangelndem Selbstwertgefühl und depressiver Schwarzmalerei. Ich habe oft Recht im scharfen und gnadenlosen Erkennen des Gegenübers und habe in den letzten Jahren gelernt, meine scharfe Kritik am andern zu zügeln. Schön, gell? Aber schwieriger ist es halt, dem anderen so etwas auch mal zu gestatten. Aus Unvermögen, aus Schwäche, aus schlechter Laune heraus. Dann großzügig sein, leise lächeln. Ich bin etwas jünger als Du, habe auch viel gearbeitet - um mir und der Welt etwas zu beweisen -, habe für Ehe und Kinder auch auf einiges verzichtet. Habe Kompromisse geschlossen, eingehalten, gebrochen, darüber gehadert und gejammert. Ich bin aber nicht die einzige. Mein Liebster hat es ebenso getan, für sich, für mich, für uns. So wie Du und Dein Mann. Einer arbeitet und ist weg, einer putzt und liebt den Blick ins Grüne... Oft habe ich Angst: Liebe ich zu viel, liebe ich zu wenig, kann ich lieben? Den Mann? Oder doch lieber den Nachbarn? Alle sind so gut zu mir, warum kann ich nicht dankbar sein? Warum beneide Frau X und Herrn Y? Diese kleinen häßlichen Teufelsgedanken gehören wohl zum verwirrenden Muster des Lebensteppichs dazu und sie sind nicht immer die Folge einer schweren Kindheit oder einer Hirnstoffwechselstörung! Nobody´s perfect. Gerade habe ich meinen Brief nochmal gelesen, mit leichtem Schlucken, weil ich nicht weiß, wie das bei Dir ankommen wird. Meine Argumentation ist nicht logisch aufgebaut, ich habe ganz spontan auf Deine Nachricht reagiert und somit ist´s ziemlich ehrlich geworden. Und die unverschämteste Frage - ganz rhetorisch und ohne Beantwortungszwang Deinerseits - ist die Frage nach der Liebe... oder der Freundschaft oder Partnerschaft. Die geht doch nicht in die Brüche, weil einer die Tür wirft oder fallen läßt oder der Wind durch die Räume weht... Mit freundlichem Gruß von Babett
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Christabelle, auf diese Frage hatte ich gewartet. Ich weiß, dass das für viele Frauen ein rotes Tuch ist, wenn sie hören, dass verheiratete Männer nach anderen Frauen schauen. Ich halte das übrigens für etwas ganz " Normales", auch wenn Frauen, was sie sich selbst nicht gerne eingestehen, nach anderen Männern schauen. Ich habe damit genug Erfahrung um das nicht mehr so ernst zu nehmen. Aber nun dazu, was ich gemacht habe. In den meisten Fällen blieb´s so wie´s war. Verlieben muß ja nicht unbedingt heißen, dass ich da wer weiß Gott was hineininterpretiere und nun schmachtend der " Angebeteten" den Hof oder sonst was mache. Zunächst war dieses Verliebt Sein, worüber ich natürlich erstens so etwas wie ein schlechtes Gewissen hatte und zweitens immer darüber nachdachte, ob ich wohl mit der " Falschen" zusammen bin, nichts als ein plötzliches heftiges Gefühl im Zusammenhang mit einer anderen Frau. Es war sozusagen meine Falle, in die ichimmer wieder gelaufen bin ohne zu wissen warum. Ein einziges Mal hatte ich mich auf eine Bekanntschaft näher eingelassen und für 1 Jahr den " Gockel" gespielt. Ich will hier nichts verharmlosen, aber im Náchhinein muß ich feststellen, dass ich mit dieser Beziehung schon irgendwie mein Selbstwertgefühl aufgebaut habe. " Der alte Hahn mit dem 15 Jahre jüngeren naiven Hühnchen". Oh ja, das war schon erhebend und ich muß gestehen, ich bereue es bis heute nicht, hat es mich doch um eine erhebliche Erfahrung reicher gemacht. In dieser Zeit übrigens hab ich diese starken Stimmungsschwankungen vor lauter " gackern " kaum bemerkt. Bermerkt und irgendwie zu spüren bekommen hat sie diese Frau, die manchmal nicht wußte wie ihr geschah. Meine " Frau hat darunter sehr gelitten. Auch in dieser Zeit haben wir immer wieder darüber gesprochen und sie hat so manchen Wutausbruch auf mich herabgelassen. Nachdem, wie zu erwarten, diese sehr erotische Beziehung ein jähes Ende fand und ich in meiner gekränkten Eitelkeit verbal um mich schlug, gingen meine " Frau" und ich daran diese Geschichte aufzuarbeiten. Wir haben´s geschafft die Ereignisse zu klären, auch wenn sie heute noch ein manches Mal, wenn wir darüber reden ihrer Wut noch deutlich Ausdruck verleiht. Ich weiß zumindest, dass ich mit dieser Frau eine alte Geschichte, die in mir irgendwo geschlummert hatte ausgelebt habe. Übrigens inzwischen bin ich diesbezüglich etwas ruhiger geworden, was nicht heißen soll, dass ich nicht einer atraktiven Frau hinterher schaue. Manche meinen, dass ich damals in einer manischen Phase war und deshalb dies so reletiv ohne Bedenken gelebt habe. Auch wenn´s so wäre, will ich mich nicht dahinter verstecken, denn ich war nicht bewußtlos in der Zeit, ich hab´s voll mitgekriegt. Also liebe Grüße Heinz - Leo
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von leo »

Hallo Heinz-Leo! Oh Mann, welche Macht haben Mütter doch über ihre Söhne! Mein Ex hat mich nach 26 Ehejahren verlassen, weil er sich in ein Abziehbild seiner Mutter verliebt hat.Jetzt steht der Arme total unterm Pantoffel und das offenbar gern und freiwillig, soll ich Mitleid haben? Vielleicht können manche Männer ihr Mutter-Trauma wirklich nur in den Griff bekommen, wenn sie sich einer dominanten Frau unterordnen und, anders als das bei Muttern war, von der auch noch geliebt werden.Der andere Weg, den du gegangen bist, scheint für die Persönlichkeitsentwicklung sicher der bessere zu sein. Aber das setzt Arbeit und die Bereitschaft zur Selbsterkenntnis voraus. Gruß von Leo
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von leo »

Hallo Waltraut, du hast einen Satz geschrieben, der mich aufhorchen ließ: "Er ist äußerlich und von seinen Ansichten her gar nicht mein Typ." Seh ich das richtig, dass du dich deinem Mann gegenüber in der Rolle der Schuldnerin siehst? Er ist sehr liebevoll, kümmert sich um dich und du hast dich offenbar in der Ehe so verhalten, wie er dich nach deinem Dafürhalten haben wollte. Deswegen, weil du innerlich nicht 100% zu ihm ja sagen konntest??? Hast du in dieser Ehe soviel von dir selbst unterdrückt, dass du insgeheim darüber wütend bist??? Dann ist es doch nur gesund, wenn du auf Bevormundung und Besserwisserei wütend reagierst! Das zeigt, dass sich dein starkes Ich zu Wort meldet,das dir sagt, du hast das Recht darauf, nicht als kleines Schulmädchen behandelt zu werden. Waltraut, ich lese deine fast alle deine Beiträge und will dir nur mal sagen, dass ich sehr viel daraus lerne! Danke!!! Gruß von Leo
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von leo »

Liebe Susan, du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein! Mit deinen Kindern hast du das goldrichtig gemacht und die werden sicher nicht die Probleme bekommen wie unsereins. Nur wenn Kinder offen sagen dürfen, was sie auch von Erwachsenen stört, können sie ein richtiges Selbstwertgefühl bekommen. Da ist bei uns schon viel verpfuscht worden. Ich hab auch diese Autoritätsgläubigkeit eingeimpft bekommen und es war ein harter Weg, bis ich zum ersten Mal laut und deutlich nein sagen konnte. Wenn man soviel Wut angestaut hat, ist es schwer, sei rauszulassen. Es ist aber gut, dass du die Wut überhaupt spürst! Ich hatte sie ja überhaupt nicht wahrgenommen, bis sie dann wie ein gewaltiger Vulkanausbruch herausbrach und mich beihnahe weggefegt hätte. Ich hab da früher schon drüber geschrieben. Sich bewusst machen, dass man wütend ist und warum, ist schon eingroßer Schritt. Dann kann man drangehen, sie sozusagen in kleinen Dosen abzulassen. Aber nicht so, dass die Aggressionen den anderen treffen, das wäre kontraproduktiv. Wenn meine Kinder früher wütend waren (die Große bekam als Kleinkind oft richtige Wutanfälle) hab ich mit ihnen immer die Wut in den Boden gestampft, solange bis sie aus dem Kind draußen und im Fußboden drin war. Das hat immer funktioniert und die Erleichterung war groß, dass die Wut jetzt im Fußboden gebannt war und keine Macht mehr über das Kind hatte. Als Erwachsener kann man sowas nur machen, wenn man allein ist. Ich mach auch manchmal mit meinen Schülern Schreiübungen, das tut denen wahnsinnig gut, wenn sie erstmal ihre inneren Sperren überwunden haben. Liebe Grüße von Leo
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von susan »

Liebe Leo, ich danke Dir für deine Worte, sie tun gut und ich spüre durch sie wieder einmal, nicht allein zu sein....ich denke auch, daß es sehr wichtig ist, die Wut "irgendwo" zu lassen. Das mit dem "In den Fußboden stampfen" ist überhaupt eine gute Idee, ich werd's auf jeden Fall mal probieren (natürlich alleine!!) Ich spüre z. Zt so eine Orientierungslosigkeit, da kommen unendlich viele Gefühle in mir hoch, ich kann mit niemand drüber reden, habe den nächsten Therapietermin erst am 11.11. (auch noch um 11 Uhr). Ich hab mir da schon einiges auf einen Zettel geschrieben, was ich unbedingt ansprechen will. Da es mit meiner Konzentration nicht weit her ist z.Zt. ist das am besten. Werde evtl. auch in anderen threads darüber schreiben, wenn ich mich besser fühle. Hab mich jedenfalls riesig gefreut, daß du hier geschrieben hast. Wie geht es eigentlich Deinem selbstbewußten Kater? Wünsche Dir noch einen schönen Abend Bis bald Lieber Gruß Susan


leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von leo »

Hallo Susan, mein Kater hat heute Morgen auf den Teppich gekotzt, aber mein Schimpfen steckt der souverän weg.Ich wünsch dir, dass es dir bald wieder viel besser geht! Bei mir ging´s heute so. Schlaf gut, Susan und lass dich niemals unterkriegen! Alles Liebe Leo
chris37
Beiträge: 174
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von chris37 »

hallo heinz, habe wenig mitgefühl, weil ich gerade dachte, wie "sie" sich fühlt, die frau, für die du ein jahr den "gockel" gespielt hast. von fall zu fall verschieden wohl, aber mich kotzt das an. ich kann es nicht begreifen. ehrlich oder nicht, dazwichen gibt es für mich nichts. ich entschuldige mich im voraus, es berührt mich eben sehr, ich mag das nicht. gruss chris37
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von waltraut »

Hallo ihr Lieben, ich bin heute etwas verstört,es ist halt doch nicht nur Harmonie und Verständnis im Forum und ich bin leider etwas ausgerastet. Aber trotzdem möchte ich mich heute noch für eure Antworten bedanken. Susan,ich hab auch nie etwas sagen dürfen,Kritik an den Erwachsenen war unmöglich,vielleicht bin ich deshalb so ein unaufhörlicher heimlicher Kritiker geworden. Das gefällt mir nicht oder das schmeckt mir nicht,so was hätte ich nie zu sagen gewagt. Ich hätte aber auch nie geschafft - wie deine Tochter -,der Mutter zu sagen,daß ich sie liebhabe.Leo hat recht,du kannst stolz sein! Leo,du hast sicher auch recht damit,daß ich sehr viel eigenes in dieser Ehe unterdrückt und deshalb viel Wut angestaut habe,aber das wäre alles nicht so schlimm. Babette hat leider den Nagel auf den Kopf getroffen mit der Frage nach der Liebe. Deine Frage ist keineswegs unverschämt. Es ist die Kernfrage.Mit allem andern,der Ähnlichkeit mit dem Vater,den anderen Ansichten,dem unterdrückten Eigenleben,der zu großen Anpassung von meiner Seite,seiner Schulmeisterei könnte ich irgendwie umgehen lernen,wenn ich nur wüßte,daß das der richtige Weg ist. Ich bin mir einfach vom ersten Tag an nicht sicher gewesen,ob das Liebe ist,was ich für ihn empfinde und dann haben mich andere verunsichert,eine Freundin,zwei Therapeuten,die gesagt haben,"was willst du mit diesem Mann?". Bei den meisten,auch in meiner Familie ist er sehr beliebt. Aber ich denke immer wieder,wenn ich ihn nicht wirklich liebe,dann müßte ich mich doch trennen. Dann frag ich mich,ob die Depression mit der Ehe zu tun hat (er hat mich das schon oft gefragt),und ich weiß einfach die Antwort nicht. Ich weiß aber,daß ich es mir auch nie verzeihen würde,wenn ich ihn,der mir nur Gutes getan hat,verlasse,und es gibt ja auch keinen Grund ihn zu verlassen. Bitte verzeiht mir,wenn das alles recht konfus klingt,aber das ist so meine schlimmste Grübelei,und ich fürchte,sie entsteht nicht nur aus der Depression. Vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel. Gute Nacht euch allen und vielen Dank fürs Lesen. Waltraut
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Chris, ich kann Deine Wut und Deinen Ärger akzeptieren. Ich beziehe das auch weniger auf mich, als darauf, dass es etwas mit Deiner eigenen Geschichte zu tun hat. Nur der Vollständigkeit halber, der Frau für die ich oder besser bei der ich mich sozusagen als "Gockel" fühlte, geht´s gut. Sie war es ja, die irgendwann sich einem anderen Mann zugewandt hatte und die Beziehung platzen lies. Heute erst weiß ich, dass ich auch so etwas wie eine spätpubertäre Probebeziehung für sie war. Sie hatte mit mir, in meiner fast väterlichen Art( ich habe das naive ja fast infantile unerfahrene an ihr so gemacht ) sozusagen die ersten Erfahrungen. Sie war das immerhin 32 jährige pubertäre Mädchen und ich war nicht weniger pubertär. Um´s noch mal zu sagen, ich möcht diese Erfahrung nicht missen. In einer Selbsterfahrungsgruppe von Männern hat mir ein Teilnehmer einmal gestanden, ich beneide Dich um diese Erfahrung, ich hätt´s so oft gerne getan, hab´s mich aber niemals getraut ! Also einen lieben Gruß Heinz - Leo
chris37
Beiträge: 174
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von chris37 »

hallo heinz, es beschämt mich schon, dass du so offen bist, denn es geht mich ja nichts an. umso mehr danke ich dir für deine antwort. ich habe so reagiert, nicht weil ich selber betroffen bin, sondern weil ich eine freundin habe, die bis vor einigen wochen eine beziehung zu einem bereits gebundenen mann hatte. aus der distanz heraus konnte ich schon beobachten, dass es ihm nicht soo ernst war. ihr leider schon, es war ganz hart für sie, als er sich zurückzog, weil er seine frau "doch noch liebt". diese, ihre geschichte erfüllt so viele klischees, man mag es kaum glauben. die geliebte - die traurigste aller rollen. daher meine heftige reaktion auf deinen beitrag. in deinem fall war es anders, und wenn alle beteiligten ziemlich unbeschadet daraus hervorgegangen sind, freut es mich natürlich. liebe grüsse chris37
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Waltraut Du scheinst über Deine Gedanken sehr ver - altraut, zweifelt zu sein. Was wir wohl alles in unser Verhalten hineininterpretieren können? Was und warum habe ich diese oder jenen so gemocht? was mag ich heute noch! Habe ich die/ den Falschen? Es gibt zum Thema Liebe und Beziehung unendlich viel Fragen und ebenso viele Antworten. Aber bei diesem Thema bin ich einfach nüchtern gerworden. Ich habe mich oft gefragt, warum Frauen Alkoholiker wissentlich heiraten, warum Frauen Männer heiraten, obwohl sie wissen, dass sie von ihnen immer wieder vergewaltigt werden. Es gibt eine unendlich lange Liste von Unbegreiflichkeiten und Schauerlichkeiten. Wenn wir uns selbst manchmal in einem Film betrachten könnten, wären wir sicherlich erstaunt, was wir so alles Tun und mit uns in einer Beziehung auch machen lassen. Was ist Liebe. Zu diesem Thema haben so namhafte Menschen wie Fromm und Freud viel geschrieben und es selbst nicht auf die Reihe gekriegt. Ich breche jedes Mal in einen Lachkrampf aus, wenn sogenannte Promis mal wieder die Liebe für´s Leben entdeckt haben und ein paar Wochen später sich die Köpfe einschlagen. Jeder Mnensch entscheidet für sich, was für ihn Liebe bedeudet und wie er sie leben möchte. Dabei ist´s doch völlig gleich, ob´s da nun gewisse Ähnlichkeiten zu Vater oder Mutter gibt, die wird´s immer geben. Ich kannte einmal eine junge Frau, die permanent von ihrem Vater als häßliche Kröte bezeichnet wurde und mit 22 Jahren Model wurde. Ich sage Dir, ein Bild von einer Frau, der viele Männer den Hof gemacht haben und sie fast anbeteten. Ihre große Liebe war aber ein Mann, der sie permanet beschimpfte. Das klingt verrückt, ist aber die Realität. Klar, würde jeder sagen, die Frau muß in Therapie. Und dann????? Eine langjährige Freundin hat einmal zu mir gesagt ich brauche eigentlich mehrere Männer, mit unerschiedlichen Qualitäten, wegen meiner großen Ansprüche, die alleine keiner erfüllen kann. Das ist die Lösung?! Ich habe in Gesprächen mit Männern sehr häufig hören können, dass ihre Frauen sie so gesehen haben wie sie es wollten und diese Männer ohne Widerspruch diesem Bild entsprochen haben. Ich Glaube, das Menschen, wenn sie " lieben", bzw. verliebt sind, was immer das bedeudet sich verbiegen, sich der/ dem Geliebten anpassen. Da geschieht ob wir´s nun wahrhaben wollen oder nicht, so viel Unehrliches. Ich glaube, dass es zwei verschiedene Formen der Beziehungen gibt. Erstens die harmonische immer auf Frieden bedachte, ohne Reibungspunkte, aber auch ohne echte Entwicklungschancen für beide, und die streitbare, sich aneinander reibende ( nicht aufreibende ) mit enormen Entwicklungsmöglichkeiten. In der Außeinandersetzung liegt doch letztendlich die Chance sich besser zu verstehen und zu akzeptieren. Wie oft sagen zwei Menschen, wir verstehen uns so gut, und meien, dass sie nichts aber auch gar nichts voneinander wissen und nicht wissen wollen. Schau Dir nur einmal die Nachrichten an, wenn´s wieder einmal heißt Familienvater tötete die ganze Familie. Die Nachbarn haben Nix gemerkt, das war immer so harmonisch, erging jeden Sonntag mit der Familie spazieren. Wieviel angestaute Wut macht sich da Luft. Du merkst, dass ist igendwie mein Thema. Ja, ich gehe inzwischen auch sehr sachlich daran, veil mir Romantik alleine ist da kein Blumentopf zu gewinnen! Für mich gilt, solange wir uns, d.h. meine Partnerin und ich miteinander auseinandersetzen können, bezeugen wir ein klares Interesse aneinander, in der Bereitschaft auch jedem seine Ansichten zu lassen. Wäre sie ein Schoßhündchen wär´s vorbei! Ich hoffe dass ich damit niemanden in seinen Gefühlen verletzte! Ich Grüße Dich und fühle Dich umarmt Heinz - Leo
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Chris, ich habe in meiner Sammlung selbst geschriebener Erzählungen eine Geschichte gefunden, die ich Dir und allen Interessierten schreibe. Auch für diese Geschichte gilt der Autorenschutz.Es ist die Betrachtung über das Kinderlied "Hänschen klein". Hans, 25 Jahre, hat sich nun endlich entschlossen sein Zuhause zu verlassen. Er fühlt sich nicht wohl, unfrei, irgendwie immerzu beobachtet. Für Mutter ist er immer noch Hänschen, nicht Hans und so fühlt er sich auch in ihrer Gegenwart. Als er noch ein kleiner Junge war, warnte sie ihn ständig. Pass auf, geh da runter du tust dir weh; lauf nicht so weit weg, damit du mich wieder findest; setz dich anständig hin, sei schön artig. Na ja und wenn er schön artig war, gab ´s Küsse und Schmuser, dass es ihm manchmal auch zu viel wurde. Die Leute sagten immer er sei ein goldiger Junge, so niedlich mit seinen großen Kulleraugen. Oft sang Mutter ihm das Lied: Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein, Stock und Hut, steht im gut, er war wohlgemut. Aber Mama weint so sehr, weil sie hat kein Hänschen mehr, da besinnt, sich das Kind, kehrt nach Haus geschwind! Als er dann älter wurde, seinen eigenen Willen durchsetzen wollte, war ´s aus mit dem goldig Sein, dann bekam er auch nicht mehr so viele Schmuser. Mutter machte sich Sorgen um ihn, weil er so gar nicht mehr hören wollte, wie sie gerne zu sagen pflegte. Wenn er unartig war, ja dann war Mutter immer so traurig, sagte ihm, dass sie von ihm so enttäuscht sei, sie das nicht von ihm erwartet habe. Eigentlich kann er ja nicht klagen, ein eigenes Zimmer, immer eine warme Mahlzeit, saubere Wäsche, braucht sich um so Vieles nicht zu kümmern. Manchmal nervt es ihn, dass Mutter immer auf ihn zu warten scheint. Wenn er mal etwas später von der Arbeit nach Hause kommt, sagt sie nicht viel, eigentlich nur, dass sie das Essen jetzt schon 2 Stunden warm hält. Na ja, dann fühlt er sich schuldig, nimmt sie in den Arm und lobt dann den guten Geschmack besonders. Eigentlich mag er es auch nicht, dass sie in seinem Zimmer herumputzt, ihm ihre Ordnung sozusagen auf ´s Auge drückt. Aber wenn er ihr sagt, dass er das nicht will, ist sie vielleicht gekränkt, also lässt er sie gewähren. Ja, er braucht sich um viele Dinge nicht zu kümmern und eigentlich kann er das ja auch gar nicht, sagt Mutter. Wie die Waschmaschine bedient wird, welche Wäscheteile wie gewaschen werden, ist nicht seine Sache. Er trägt fast nur Kleidung, die Mutter ihm ausgesucht hat. Hin und wieder bringt sie ihm eine Hose, oder ein Hemd mit, wenn sie gerade mal im Kaufhaus war. Na ja, er hat ja auch kein Auge für gute Kleidung. Am liebsten kleidet er sich ganz leger, zu Hause und überhaupt, Freizeithose, Turnschuhe. Jetzt will Hans sich eine eigene Wohnung suchen. Zuhause ist das irgendwie schwierig mit Freundin und so. Zweimal hat er eine Freundin über Nacht zu Hause gehabt. Mutter hat das nicht gefallen. Nein, gesagt hat sie nichts, trotzdem ihr Blick, ihre Gesten und dann am anderen Tag die Bemerkung : Wen hast du dir denn da angelacht, pass auf, dass sie dir kein Kind andreht. Er weiß nicht so recht, wie er ´s Mutter beibringen soll, dass er aus dem Haus will. Eigentlich wird ´s ja auch Zeit, immerhin ist er jetzt 25 und sollte auf eigenen Beinen stehen. Als er am nächsten Tag von der Arbeit kommend seine warme Mahlzeit zu sich nimmt, teilt er vorsichtig und unsicher seiner Mutter mit, dass er sich jetzt eine eigene Wohnung suchen will. Selbstverständlich hat sie nichts dagegen, ganz im Gegenteil. Hast du dir das auch gut überlegt? Eigentlich hast du hier doch alles was du brauchst und wie willst du deinen Haushalt führen, wenn du Abends nach Hause kommst? Na ja, eine warme Mahlzeit werde ich immer für dich haben, oder wirst du mit jemanden zusammen wohnen? An dem Tag, an dem er seine Möbel aus dem Haus trägt ist Mutters Stimmung ziemlich getrübt. Sie hilft ihm beim Packen, sortiert all seine Sachen ordentlich in Kartons. Mit Tränen in den Augen verabschiedet sie ihn, so, als würde mit diesem Abschied die Verbindung abreisen. Sie will ihn nicht loslassen, bedenkt ihn mit tausend wohlgemeinten Rat - Schlägen und irgendwie fühlt er sich verunsichert. Hans hat plötzlich Bedenken, ein schlechtes Gewissen. Er hat das Gefühl Mutter im Stich zu lassen, fühlt sich verantwortlich für ihren Kummer. Hat sie nicht all die Jahre für ihn gesorgt, ihm all ihre Liebe geschenkt? Wen sollte sie jetzt verwöhnen, wem sollte sie jetzt all ihre Zuneigung widmen? Wer war jetzt noch für sie da, wenn sie all das Elend beklagen wollte? Er war doch immer ein so lieber Junge, geht es Mutter durch den Kopf. Hans verlässt das Haus, in Gedanken nimmt er Mutter mit. Jeden Abend nach der Arbeit sitzt er bei ihr, genießt die warme Mahlzeit und erzählt ihr, wie schwer es doch für ihn ist, so ganz alleine. So recht wohl ist es ihm nicht dabei, er fühlt sich klein in ihrer Gegenwart, obwohl sie ihm immer wieder sagt, wie stolz sie auf ihn sei. Mutter freut sich, dass Hänschen eigentlich wieder, immer noch da ist. Sie ist noch immer die wichtigste Person in seinem Leben und sie bietet ihm auch gleich an, seine Wäsche weiterhin zu waschen. Mutter denkt an Hänschen Vater. Sie hat ihn einmal sehr geliebt, damals als sie sich kennen lernten. Ein großer stolzer Mann, um den sie viele Frauen beneideten. Und dennoch, er war so unbeholfen und unsicher im Umgang mit ihr. Sie mochte ihn vom ersten Augen - Blick an. So romantisch hat er ihr glühende Liebesbriefe geschrieben und alles für sie gemacht. Ja, sie musste ihn erst einmal richtig kleiden, als er von zu Hause auszog. So konnte sie ihn ja nun wirklich nicht herumlaufen lassen, was sollten die Leute denken, schließlich fiel das ja alles auf sie zurück. Er hatte keine Lust sich seine Kleidung selbst auszusuchen, also tat sie es. Wenn sie so zurückdachte an die Farben die er trug, nein unmöglich. Irgendwann war `s dann vorbei mit der großen Liebe. Hänschen Vater wurde irgendwie mürrisch, stritt sich oft mit ihr, oder ließ sie einfach stehen, wenn sie ihm etwas zu sagen hatte. Dann kam Hänschen zur Welt und sie war nur noch für ihn da. Er war so dankbar, lächelte mit ihr. Ja, sie hat alles für ihn getan und sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst, ihn zu beschützen. Mit ihm konnte sie so richtig schmusen, er wehrte sich nicht, lies es einfach geschehen. Er ist so undankbar, geht es ihr durch den Kopf. Warum ist er plötzlich von zu Hause fort? Eigentlich sollte sie ihn warnen vor den Tücken so mancher Frauen, die ihn doch nur ausnutzen! In den ersten Monaten war Hänschen noch oft zu Hause und aß bei seiner Mutter. Dann, als seine Freundin zu ihm zog, ließ das nach. Sie ist wie du Mama, hat er zu ihr gesagt und hat sie ihr vorgestellt. Mutter war zunächst sehr skeptisch, hat aber dann Gefallen an ihr gefunden, weil sie so ganz ihren Vorstellungen für Hänschen entsprach. Gleich hat sie ihr auch einige Rat-Schläge mit auf den Weg gegeben für den Umgang mit Hans, was er gerne mag und so. Wenn du Probleme hast, dann wende dich an mich, hat Mutt
er zu ihr und dann irgendwann unter vier Augen auch zu Hänschen gesagt und ihm zugezwinkert. Hänschen Vater scheint irgendwie unbeteiligt. Er hat viel zu tun, seine Arbeit beansprucht ihn so sehr. Er rackert sich ab, nicht für sich wie er sagt, nein für seine Familie, sie soll es gut haben bei ihm. Um Hänschen kümmert sich Mutter, das ist ihre Aufgabe. Na ja, es gibt da schon Einiges, was ihm nicht gefällt. Aber in die Erziehung wollte er sich nicht einmischen, das gäbe eh nur Streit und den mag er nicht, er braucht seine Ruhe. Hänschen hatte wenig Bezug zu seinem Vater. Er konnte ihn nie so richtig fragen, fühlte sich oft zurückgewiesen, wenn Vater mit ihm schimpfte, wurde oft bestraft und wusste nie so richtig wofür. Manchmal, wenn Hänschen mit der Mutter stritt, hat sie gesagt: Warte nur bis Vater nach Hause kommt, der wird dir zeigen, was es heißt unartig zu sein. Ja und dann hat er gewartet bis Vater nach Hause kam um ihn zu bestrafen. Hänschen hatte oft das Gefühl, dass Vater sich ihm entzieht, dass er ihn alleine lässt mit Mutter. Später haben sie dann geheiratet, Hänschen und seine Freundin. Obwohl sie selbst noch arbeitet, sorgt sie für den Haushalt alleine. Waschen, kochen, bügeln, putzen. Sie ist eine fleißige Frau und das gefällt ihm und Mutter. Manchmal ärgert es Hänschen Frau, dass er sich von der Arbeit kommend, einfach nur in den Sessel fallen lässt und darauf wartet bis das Essen gerichtet ist. Wenn er es wenigstens ohne Kommentar essen würde, aber nein, fast immer hat er etwas daran auszusetzen. Meine Mutter hat das aber anders gekocht, hörte sie ihn oft sagen. Also, hat sie mit Schwiegermutter gesprochen und ihm dann so gekocht, wie er es gewohnt war. Mindestens an zwei Tagen in der Woche besucht Hänschen Mutter und an den anderen Tagen ruft er sie an. Wenn sie ihn braucht ist er da, auch wenn er spürt, dass er eigentlich zwischen zwei Frauen steht, dass er mit zwei Frauen lebt. Und doch, irgendwie genießt Hänschen gebraucht zu werden. Er fühlt sich bewundert und wichtig und hat das Gefühl stark zu sein, eben ein Mann. Hänschen Frau schaut gerne zu ihm auf, er ist so klug, handwerklich so geschickt und wenn sie ihn braucht, ist er da. Na ja, reden tut er eigentlich nicht viel und wenn sie ihm von ihren Problemen erzählen will, dann hat er meistens Wichtigeres zu tun, oder rät ihr, das alles nicht so wichtig zu nehmen, schließlich sei das Leben eben hart. Eigentlich könnte er ihr ja auch etwas im Haushalt behilflich sein, aber er hat ja auch zu viel am Hals, denkt sie manchmal. Irgendwie hat Hänschen immer das Gefühl unter der Knute zu stehen, fühlt sich unfrei, glaubt immer etwas tun zu müssen. Manchmal wird er wütend, wenn sie etwas sagt. Dann streitet er sich oft mit seiner Frau, wirft ihr vor, sie habe immer etwas an ihm auszusetzen. Mutter hat das aber anders gemacht, sagt er oft und dann ärgert sie sich. Aber zum Glück hat sie inzwischen ein Hänschen, dem sie all ihre Liebe, so dankbar er sich zeigt, entgegen bringen kann. Hans rackert sich ab, ist oft übellaunig und total erschöpft. Irgendwie ist er enttäuscht vom Leben, von der Liebe. Na ja, das hat wohl auch einen Grund. Er hat eine neue Mitarbeiterin, 25 Jahre. Hans hat sich in sie verliebt und mit diesem Gefühl findet er seine Zuhause schrecklich. Jetzt hat er sich schon mehrmals mit ihr verabredet und fand es so wunderbar mit ihr zu reden. Er fühlt sich verstanden und an seiner Frau lässt er kein gutes Haar und im übrigen ist sie an allem Schuld. Hans ist glücklich, endlich hat er die Frau seines Lebens gefunden. Sie bewundert ihn in seiner Position und gibt ihm das Gefühl ein Mann zu sein. Sie streiten sich nie und wenn sie zusammen sind, verstehen sie sich auch ohne Worte. Na ja, hin und wieder sagt sie Dinge, die ihn ärgern, aber das ist nicht so schlimm. Das sind Kleinigkeiten, darüber sieht er einfach hinweg und außerdem will er ja nicht so empfindlich sein und alles so wichtig nehmen, das stört doch nur. Er gibt sich souverän, steht irgendwie über den Dingen und das findet sie so toll. Hans fühlt sich wohl, sie braucht ihn, schließlich kann er ja mit seiner Lebenserfahrung ihr so manchen Rat geben. Zu Hause ist das anders, es sind eben diese Kleinigkeiten über die er sich so schnell aufregt. Seine Frau spürt, dass irgend etwas in der Luft liegt. Launig war er ja schon immer, aber jetzt ist `s mit ihm nicht mehr auszuhalten. Früher hat er sie einfach stehen lassen, hat sich davongeschlichen. Heute ist er so ungehalten, schreit sie an und dann geht er. Hans überhäuft sie mit Vorwürfen und dann platzt er damit heraus, dass seine Kollegin ganz anders sei. Ja, sie würde ihn verstehen und außerdem sei sie so gescheit. Sie, sagt Hans zu seiner Frau, würde ihn ständig gängeln, nur fordern und nicht sehen, wie schwer er es hat. Hänschen Mutter hat das schon immer gewusst, dass es mit dieser Frau nicht gut geht. Eigentlich von Anfang an, sagt sie, als Hänschen ihr sein Leid klagt. Nun besucht er wieder öfter seine Mutter, genießt das gute Essen und klagt darüber, wie sehr ihm sein Schicksal mitgespielt habe.
inka
Beiträge: 285
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von inka »

lieber heinz-leo, auweia... ich kann mich leider wiederfinden in der geschichte.aber das ist ja vielleicht ein erster schritt um auszusteigen. inka
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von susan »

Ihr Lieben alle, ich glaube, das was ich schreiben will, paßt sehr gut in diesen thread.. ich komme gerade von meiner Ärztin, und bin ziemlich aufgewühlt und durcheinander. ich habe schon länger ein komisches Gefühl. Sie ist diejenige, zu der ich gegangen bin, als ich aus der Schmerzklinik entlassen wurde im September vorigen Jahres. Sie las sich in meiner Gegenwart den Arztbericht durch und meinte die Medikamente betreffend: "Na, dann werde ich ihnen das mal aufschreiben, was die Kollegen meinen, das es ihnen gut tut" Ich empfand diesen Satz als komisch, so als stände sie nicht dahinter, traute mich aber nicht, das zu äußern. Sie hat mich krankgeschrieben und nach ca 3 Besuchen bei ihr, konnte ich ihr immer nur berichten, daß es mir schlecht geht, daß ich alles sinnlos und traurig finde...ihre Reaktion, ich solle in die Psychatrie und brauche unbedingt mehr Medikamente. ich habe die Überweisung eingesteckt....in mir hat sich alle gesträubt, dort hinzugehen, ich fühlte, daß es nicht die Medikamente sind, die mir fehlen, sondern daß ich Gespräche brauche, Gruppentherapie...Also nahm ich die Überweisung zum nächsten Arztbesuch wieder mit und gab sie ihr mit Herzklopfen zurück. "Und????" fragte sie fordernd. "Ich bin nicht hingegangen, ich möchte, wenn ich in eine Klinik gehe, in eine psychosomatische..."sagte ich kleinlaut. Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick, zerriß den Zettel und schrieb mich weiter krank. In mir arbeitete es sehr und ich fragte mich :"Sollte ich den Arzt wechseln?" Ich verdrängte den Gedanken und ließ mir einen Antrag für eine REHA-Maßnahme von der LVA schicken, füllte diesen aus und nahm ihren Teil wieder mit Herzklopfen mit zum nächsten Termin. "Naja, versuchen können Sie das ja..." Klang irgendwie auch sehr abwertend ,aber ich sagte auch dazu nichts und war froh, daß sie mir die Blätter abgenommen hat. Ich holte sie 14Tage danach ab und schickte alles ab...hätte gern den Mut gehabt, ihr zu sagen, das hat mir viel zu lange gedauert...aber... Heute, nachdem wir über die Medikamente gesprochen hatten, wiegte sie ihr Haupt hin und her und sagte, das es ihr so gar nicht gefalle, das sich ja an meinem Zustand, seit August eigentlich GAR nichts verändert hat. Ich druckste ein bischen herum, ja, da kommt eben vieles in mir hoch, meine Eltern betreffend... meine Erziehung betreffend.... es war doch alles so streng... und daran habe ich halt zu knabbern, weiß nicht, wie ich mich meinen Eltern gegenüber verhalten soll... und da wäre ja auch noch die Sache mit der Paartherapie, und meinem Mann, die mich ganz schön mitnimmt... Was sie dazu meinte? Sie plusterte sich etwas auf und sagte : "Das ist doch aber ganz NORMAL, daß einen das Leben formt, daß man gewisse Zwänge im Leben hat, die Schule, die Arbeit...na ja, das macht doch JEDER mit, da ist doch nichts Schlimmes bei... Ich starrte sie einfach nur an, mir liefen die Tränen und ich sagte: "Nichts Schlimmes dabei?????!!!! In dunkle Kammern eingesperrt werden, nur rausdürfen wenn man lieb ist... die Freunde ausgesucht zu bekommen....nie sagen zu dürfen, was einen bewegt...den Mund zu halten, auch wenn einem nach Reden zumute war....Ich finde das sehr schlimm!!!!" Meine Stimme wurde immer lauter und an ihrem Gesicht habe ich gesehen, daß sie begriffen hat, was da in mir vorging, das das wohl doch nicht sooo normal war. Sie fragte:"Und, in ein Krankenhaus wollen sie nicht??" "Nein!!!!"sagte ich entschlossen, ich hatte auf einmal keine Angst mehr, ihr das zu sagen "ich warte den Bescheid der LVA ab und wenn das nichts wird, gehe ich in eine Akutklinik der Krankenkasse!" Jetzt war sie kleinlaut "...ich will ihnen doch nur helfen..." Sie haben mir geholfen, antwortete ich, indem sie mir zugehört haben. Ich fühlte mich sehr viel besser, als zu dem Zeitpunkt, als ich ihr Zimmer betreten hatte. Es wurde Zeit, daß diese Wut aus mir herauskam, diese Verzweiflung über ihr weniges Verständnis, das ich schon länger gespürt hatte. Ich werde mir ihr Verhalten zu mir ab heute ganz genau anschauen, und sollte ich den Eindruck haben, daß sie mich auch jetzt, nachdem sie gesehen hat, wie ernst es mir ist, nicht ernst nehmen, dann werde ich mich von ihr TRENNEN Ich habe nun sehr viel geschrieben, aber es mußte aus mir heraus. Ich danke euch für's Zuhören. Lieben Gruß Susan


Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Liebe Susan, alle Achtung ich zieh vor Dir den Hut. Du hast auf Dich, auf das was in Dir geradezu gebrüllt hat gehört, Toll!!!!! Das wäre eine Flasche Sekt wert! Einen besonders herzlichen Gruß Heinz - Leo
Thomas

Wut und Aggressionen

Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, ein traurig-schöner Bericht. Traurig deshalb, weil deine Ärztin so wenig Verständnis zeigt für dich und dir wieder mal den alten Spruch präsentiert, wonach du ja wohl einfach zu schwach für dieses Leben bist (andere schaffen doch das auch).Und schön deshalb, weil du die Verantwortung für dich übernommen hast und darauf drängst das zu bekommen, von dem du fühlst, dass du es brauchst. Einen lieben Gruß von Thomas
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von leo »

Super, Susan!!! So traurig das eigentlich ist - ich hab mich wahnsinnig für dich gefreut! Das war echt stark von dir und hat dich ganz sicher ein Riesenstück weiter gebracht. Das Verhalten der Ärztin beweist eigentlich nur ihre eigene Hilflosigkeit, die manche Ärzte gern hinter Floskeln und dummen Allgemeinplätzen verbergen. Die Erfahrung hab ich übrigens früher auch schon einige Male gemacht, dass Ärzte einen nur Ernst nehmen, wenn man sich auf die Hinterbeine stellt. Es tut so gut, die eigene Stärke zu spüren! Ich wünsche dir von Herzen, dass du auf diesem Weg weitergehen kannst! Ganz liebe Grüße von Leo
nora
Beiträge: 110
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von nora »

Hallo Susan! FREUDE!!!! FEUERWERK!!!!! STANDING OVATIONS!!!! JA!!! Danke für Dein Posting! Und ich dachte, ich wäre schon weit, aber Du hängst mich um Längen ab! Weiter so! Herzlichst Nora
chris
Beiträge: 28
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von chris »

Hallo Susan, ich finde es auch klasse, dass Du dich gewehrt hast. Es ist schade, dass man das auch noch auf sich nehmen muss, wenn es einem eh schlecht geht und man froh ist, es ueberhaupt zum Arzt geschafft zu haben. Das macht mich zumindest immer zusaetzlich wuetend. Ich weiss noch, als ich entdeckt hatte, dass ich Depressionen habe und zu meiner Hausaerztin gegangen bin, sie etwas lapidar meinte: Jaja, haben viele. Werden sie auch nie ganz loswerden. Ich (die Aerztin) nehme selber immer mal wieder eine zeitlang AD´s, wenn es mir nicht so gut geht." Im nachhinein kann ich sagen, dass meine Aerztin wohl ihre Geschichte auf mich gespiegelt hat. Aber damals war ich sehr verletzt und fuehlte mich nicht ernst genug genommen. Ausserdem wollte ich mich nicht mit Tabletten abgeben, sondern auch wie Du, eine Therapie machen. Nicht, dass ich was gegen Tabletten habe (habe selber eine zeitlang, bevor ich die herapie angefangen habe Zoloft genommen), ist nur nicht mein Weg gewesen. Ich finde es wichtig, dass man individuell betreut wird und nicht pauschal ueber einen Kamm geschert wird. Liebe Gruesse und weiterhin soviel Widerstandskraft! :-) Chris
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von susan »

Hallo...Heinz-Leo...Leo....Thomas...Chris...Nora Wahnsinn!! Ich hab mich ganz riesig über eure Zeilen gefreut. Ihr macht mir Mut... ...Feuerwerk...Sekt...keine schlechte Idee...wenn ich nicht so artig wäre....(Grinsegesicht) Liebe Grüße Susan Euch und allen anderen einen schönen Abend!


heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan, Suuuuper! Das war klasse! Mach weiter so. Wehren gibt Kraft und die brauchen wir dringend! Lieben Gruß Heike56
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von susan »

Danke Heike, du hast es mir vorgemacht, du kennst das Gefühl, wenn man es endlich geschafft hat, sich zu wehren...es ist wirklich wie ein ...Feuerwerk! Lieben Gruß Susan


waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wut und Aggressionen

Beitrag von waltraut »

Hi Susan, du bist stark!!! Ich weiß nicht,ob ich das geschafft hätte! Schlaf gut, Waltraut
Antworten