Noch jemand Neues... / Urmels Story

Skylla
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von Skylla »

@Bea: Hm, die Theorie hat wohl noch Lücken

Geschwister sind ja nicht immer genetisch ähnlich was eine bestimmte Sache (z.B. AD-Wirkung) angeht. Aber eingrenzen kann man's damit vielleicht besser als mit Auskünften von Wildfremden...
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebe Skylla,

es bleibt wohl nicht anderes übrig, als sich auf die Intuition und Erfahrung des Arzte zu verlassen und das verschriebe AD auszuprobieren.
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Liebe Skylla, liebe Bea,

Eure Theorie bzw der Gegenbeweis hören sich sehr interessant an. Leider werde ich nicht die Chance haben, dies in unserer Familie zu überprüfen. Mir ist nicht bekannt, dass jemand anders aus der Familie an Depressionen leidet oder litt. Meine Eltern haben mir ein paar Personen aus dem Bekanntenkreis genannt, denen es so geht wie mir - um mir zu sagen, dass ich nicht die Einzige bin. Und da war niemand aus der Familie bei.

Ich werde wohl einfach abwarten müssen. Aber woran merke ich, dass die Kapseln vielleicht sogar schlecht sind? Ich soll nächste Woche schon wieder zum Arzt. Wenn sich doch eine Wirkung erst nach 2 Wochen (oder so) einstellt - wie will er dann nächste Woche überprüfen, ob es das Richtige ist???

Fragen über Fragen. Mir scheint, die Depression ist eine ungeheure Denksportaufgabe.

Es grüßt Euch
das Urmel
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Noch eine Frage. In verschiedenen Beiträgen habe ich gelesen, dass es wichtig ist, sich seinen Freunden gegenüber zu offenbaren, ihnen ehrlich zu sagen, was mit einem passiert.

Gestern war ich auf einer Feier - und die ganze Zeit schlecht drauf und habe kaum ein Wort gesagt. Nachdem ich dann gefahren bin, erhielt ich eine SMS meiner besten Freundin: "Was war das jetzt heute???" Was soll ich darauf antworten????? Anstatt dass sie mal fragt, was mit mir los ist und ob sie vielleicht helfen kann, wirft sie mir mein Verhalten vor.

Wenn sie sich schon nicht wirklich für mich interessiert - wer soll es dann tun.
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebes Urmelchen,

Deine Freundin kann nicht hellsehn. Woher soll sie denn wissen, wie es um Dich steht, wie Du Dich fühlst, wenn Du es ihr nicht sagst?
Ihre SMS wäre eine guter Ansatz, ihr mitzuteilen das es Dir schlecht geht, vielleicht auch per SMS. Und dann bei Gelegenheit das Gespräch suchen und ihr alles erzählen.

Der Gund warum Dich Dein Arzt so schnell wiedersehn will ist, das er überprüfen möchte, ob es dir nicht schlechter durch das AD geht. Auf positive Wirkungen wirst Du noch ein wenig warten müssen.

Ob die Kapseln vielleicht schlecht sind, fragst Du. Ich geh mal davon aus, das Dir keine verdorbenen Medikamente in Deiner Apotheke angedreht werden.
Solange Du keine unerträglichen /nicht akzeptablen Nebenwirkungen hast, kanst Du Dich eigendlich nicht beklagen.

Übrigens bin ich der Meinung, das Du an der Denksportaufgabe Depression ganz gut arbeitet und sie auch lösen wirst.
Skylla
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von Skylla »

Hallo Urmel,

na da hat sich das Thema Gene und ADs für dich sowieso erledigt

Hm. Wie merkt man ob die ADs nicht die richtigen sind: Indem keine Wirkung eintritt (das kann man wirklich nicht so schnell sagen), oder indem eine unerwünschte Wirkung eintritt. Das kann sofort passieren. Aber ob es wirklich hilft weißt du frühenstens in ein paar Wochen.

Was das offenbaren angeht: das fällt mir auch nicht leicht. Außer meiner Familie, meinem Ex-Freund, zwei sehr engen Freunden und den Leuten aus der Selbsthilfegruppe weiß eigentlich niemand, dass ich Depressionen habe.

Manchmal hätte ich es gern, dass es alle wissen. Andererseits befürchte ich dann als krank angesehen zu werden, als müsste man ständig auf mich Rücksicht nehmen etc. Ich mag mir selbst das Label "Depression" nicht anziehen. Vielleicht auch weil ich denke, dass man es nur als Vorwand ansehen könnte für andere Charakterfehler (irgendwie ist es mir lieber, als verplant, chaotisch und wechselhaft zu gelten...).
Vielleicht ist es auch ein Unterschied, ob man eine Depression hat, die plötzlich auftritt und möglicherweise genauso plötzlich wieder irgendwann vorbei sein wird; oder wenn man eigentlich schon immer irgendwie depressiv ist.

In meinem Freundeskreis sind glücklicherweise alle ziemlich sensibel und wissen, dass ich nicht so belastbar bin, auch wenn es niemand Depression nennt. Es reicht ganz einfach zu sagen "mir geht es heute nicht gut".

Naja, das ist wohl nicht so der Paradeweg. Wenn du dir nicht (wie ich) zu stolz dazu bist, dann sag wie es dir geht, ich glaube das ist einfacher.

LG Skylla
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Hallo ihr zwei,

Nebenwirkungen habe fast alle AD vorallem in den ersten Tagen/2 Wochen. Dann lassen sie nach, so sollte es jedenfalls sein. Diese Anfangsnebenwirkungen lassen sich durch einschleichen minimieren.
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Liebe Skylla, liebe Bea,

ich bin sehr froh, dass ich hier ein paar Antworten auf meine Fragen bekomme. Vielen Dank Euch beiden - und allen anderen, die sich daran beteiligt haben.

Eigentlich würde ich meiner Freundin schon gerne sagen, wie es mir geht. Allerdings habe ich in den vergangenen Monaten schon verschiedene Male versucht, ein Gespräch anzufangen - und sie ist nicht darauf eingegangen. Ich habe ihr einige Situationen geschildert, in denen ich wirklich richtig verzweifelt war und die einzige Reaktion, dass sie ihr Gesicht verzog und sagte, ich soll doch mal zum Arzt gehen. Anschließend hat sie sich auch nicht mehr nach meinem Wohlbefinden erkundigt.

Es fällt mir echt schwer, mich ihr noch einmal mitzuteilen. Verständnis für meine schlechte Laune und für mein Zurückziehen kann ich sicherlich nicht erwarten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mich auf diese Weise unterstützen würde, aber ich will nicht noch einmal darum betteln.

Versteht Ihr das? Es ist doch echt traurig.

Ich glaube ich kann lange darauf warten, dass mich jemand darauf anspricht und mal genauer hinterfragt, wie es mir geht. Aber wenn ich das von mir aus tue, mute ich ihm oder ihr dann nicht eine ganze Menge zu ohne nach seinem Einverständnis zu fragen? Ich nehme die Person in die Pflicht, Verständnis aufzubringen. Aber ich möchte niemanden auf diese Weise dazu verpflichten, sich ein bißchen zu kümmern. Ich stelle mir vor, dass die Leute sehr erschrocken reagieren und sich in die Ecke gedrängt fühlen, wenn ich das von mir aus erzähle. Abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß wie ich damit anfangen soll.

Danke Bea, dass Du sagst, dass ich gut daran arbeite. Das macht ein bißchen Mut.

Es grüßt Euch
das Urmel
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebes Urmel,

so wie Du bis zu Deiner Erkrankung Dich nicht mit seelischen Störungen auseinandergesetzt hast, haben das auch Deinen Mitmenschen bisher nicht getan, so sie denn nicht selbst davon betroffen sind. Psychische Leiden sind leider immer noch ein Tabu, sicher auch für Deine Feundin. Somit hat sie überhaupt keine Ahnung was los ist und natürlich dann auch kein Verständniss.
Aber immerhin hat sie Dich zum Arzt geschickt und Du bist hingegangen. Das wäre ein Anküpfungspunkt für ein Gespräch, so in etwas: "Du hast mich zum Arzt geschickt und ich bin hingegangen. Willst Du wissen was dabei raus gekommen ist? usw" Vorab könntest Du Infomaterial ausdrucken und ihr während des Gesprächs überreichen.
Das müßte sie eingendlich überzeugen.

Sollte sie sich tatsächlich weigern von Deiner Erkrankung Kentniss zu nehmen, ist sie ein Volltrottel oder völlig unreif. Dann laß sie ziehn, so ein Mensch kann kein Partner sein.

Wie war das bisher bei Dir? Hast du jeden Menschen der Dir bisher mit trauriger oder finsterer Mine begegnete, gefragt was den los ist? Wolltest Du wirklich immer wissen, was diesen Menschen belastet?
Ist es nicht so, das wir ganz gerne unseren Weg gehn und genau dieses garnicht wissen wollen? Mit Außnahme der Menschen, die uns wirklich was bedeuten, dort nehmen wir dann Anteil.
Und so halte es jetzt auch, laß die Menschen die Dir wichig sind, langsam einer nach dem anderen wissen was los ist. Wirkliche Freunde werden zudir stehn.
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Vielleicht hast Du Recht. Ich möchte es ihr ja auch sagen. Mal sehen wie ich es anstelle.

Übrigens, aber das konntest Du nicht wissen, bin ich nicht aufgrund ihrer Aussage zum Arzt gegangen. Das war vor einigen Monaten und war weniger eine Empfehlung sondern nur eine Möglichkeit, das Gespräch nicht zu vertiefen. Zum Arzt hat mich meine Mutter gebracht. Aber wie gesagt, das konntest Du nicht wissen.

Du hast Recht, ich frage auch nicht jeden Menschen, was los ist. Aber ich glaube, dass ich zumindest bei mir wichtigen Personen sensibel auf schlechte Laune oder Traurigkeit oder sowas reagiere. Und ich finde, ich sollte ihr schon irgendwie wichtig sein. Aber die Menschen sind verschieden und ich weiß, dass manche das besser oder schlechter können - sei es aus Gründen der Angst, Unwissenheit, eigenen großen Sorgen oder was auch immer. Ich weiß auch, dass ich daher nicht verlangen kann, dass sich jeder so um mich sorgt, wie ich mich um ihn sorgen würde. Aber es fällt mir schwer, das zu akzeptieren. Vielleicht ein bißchen intolerant, aber auch ich bin "nur ein Mensch".

Darf ich Dich fragen, seit wann Du mit der Diagnose Depression lebst?
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebes Urmel,

Du könntest so tun, als wenn die Worte Deiner Freundin Dich nach einiger Zeit überzeugt hätten zum Ärzt zu gehn, vielleicht hört sie Dir dann besser zu was Du zu sagen hast.

Die Diagnose Anpassungsstörung und wiederkehrende Depression wurde bei mir im Juni 2005 gestellt, sie wurde um Dysthymie im Dez.2006 erweitert.
Ich war immer schon leicht depressiv, aufgrund von Kindheitstraumen, deshalb Dysthymie. Zudem neige ich nach schwerwiegenden Ereignissen auch zu schwerdepressiven Episoden, daher rezidivierende Depression.
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Die ganzen Fremdwörter muss ich erst mal nachschlagen, glaube ich.

Aber ich finde es schön, dass hier im Forum so offen darüber gesprochen wird. Man sagt zwar (körperlich) Kranken immer nach, dass sie nur über Ihre Leiden reden wollen, um Mitleid zu erregen oder um zu zeigen, dass es sie und nur sie am schlimmsten getroffen hat, aber genau das beruhigt mich in diesem Falle irgendwie. Dann ist man nicht so alleine.

Vielleicht wäre eine Selbsthilfegruppe eine gute Sache für mich.
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebes Urmel,

ich denke, es ist notwendig um das eigene Leiden zu verstehn, sich anderen Menschen mitzuteilen. Das ist ein Stück Verarbeitung, so wie eine Psychotherapie (allerdings mit Qualitätsunterschieden).
Ja, eine Selbsthilfegruppe tut schon gut, bin auch in einer.
Und mach Dich mal über Psychotherapie schlau.

Dysthymie= neurotische Depression= chronische Depression= Dysthymia

rezidivierende Depression = immer wiederkehrende depressive Phasen (von leicht bis schwerst)

Episode= depressive Phase

Anpassungsstörung (ähnlich Depression) wird ausgelöst durch große/anhaltende Belastungen.

Die rezidivierende Depression verläuft in Episoden (Krankheitsphasen) von einigen Wochen bis zu 2 Jahren (unbehandelt), gefolgt von gesunden Phasen (möglicherweise von einigen Jahren)im Wechsel.

1/3 aller Depressiven erleben nur eine Episode.
Miha
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von Miha »

Hallo Urmel,

ich bin gerade auf dein Themengebiet "Noch jemand Neues" gestoßen und traue mich dadurch auch, mich etwas zu öffnen.
Ich glaube mir geht es zur Zeit genauso, wie Dir bei Deinem ersten Posting. Ich habe dieses Wochenende auch diverse Selbsttests im Internet gemacht und immer wieder das Ergebnis "Suchen Sie so schnell wie möglich einen Arzt auf." erhalten.

Bis Vorgestern hätte ich das Thema "Depression" noch weit von mir gewiesen, obwohl ich seit ca. 3 Monaten dabei bin in eine absolute Sachgasse zu laufen. Seit Samstag lese ich nun regelmäßig die Beiträge in diesem Forum und glaube so langsam zu erkennen, was mit mir los ist.
Ich habe am 12.04. einen Termin bei einer Psychotherapeutin ausgemacht. Das war ein sehr schwerer Schritt für mich. Hoffentlich habe ich den Mut, den Termin auch wirklich wahrzunehmen. Insgeheim hoffe ich ja, dass ich vielleicht nächste Woche wieder "die alte" bin. Aber eigentlich weiß ich auch, dass dies nicht der Fall sein wird.

Zur Zeit beschäftigt mich vor allem die Frage, wie ich mit der (wahrscheinlichen) Diagnose umgehen werde. Wem kann ich vertrauen und davon erzählen?
Durch mein seit 3 Monaten andauerndem Stimmungstief habe ich kaum noch soziale Kontakte. Darüber hinaus möchte ich auch niemanden zusätzlich belasten. Habe eh schon das Gefühl, dass ich für alle eine Belastung bin.
Darf ich Dich fragen, wem du dich mitlerweile anvertraut hast? Hast du mit Deiner besten Freundin gesprochen? Bitte sag offen, wenn Dir die Frage zu persönlich ist.

Liebe Grüße an alle die dies lesen.
Miha
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Miha,

sehr nett, Dich kennenzulernen! Mich hat Deine Nachricht gerade sehr gefreut. Nicht, weil es Dir schlecht geht, sondern weil Du in der gleichen Phase zu sein scheinst wie ich.

Als ich diese Selbsttests gemacht habe, habe ich zuerst gedacht, ich drehe völlig durch. Dann habe ich gedacht, ich breche zusammen und dann habe ich gedacht, ist doch alles Quatsch, wenn ich mich selber diagnostizieren kann. Aber ich glaube das Wichtigste dabei war, dass ich dadurch angefangen habe, mich über die Depression zu informieren.

Hast Du den Termin bei der Psychotherapeutin selber gemacht? Das finde ich wirklich mutig und bewunderswert. Obwohl ich wusste, dass es vielleicht das beste ist, zum Arzt zu gehen, konnte ich das nicht. Zum Glück hat meine Mutter den Termin gemacht und mich begleitet. Alleine wäre ich bestimmt schon bei der Parkplatzsuche gescheitert. Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft hast, hinzugehen!

Was Du zum Schluß schilderst, kenne ich sehr gut. Mir geht es genauso. Ich bin auf der einen Seite enttäuscht von meinen Freunden, dass sie es anscheinend nicht bemerken. Ich will aber auch niemandem zur Last fallen und sage daher nichts. Außerdem ist es mir unendlich unangenehm und am liebsten würde ich mich verkriechen.

Meiner Freundin habe ich es noch nicht gesagt. Aber: Ich habe meinen besten Freund heute gesehen. Wir waren lange spazieren und als er mich irgendwann darauf angesprochen hat, habe ich es ihm erzählt. Er hat mir zugehört und viele Fragen gestellt, die ich leider kaum beantworten konnte. Ich war zwischendurch den Tränen nahe. Wie kann man seinem besten Freund erzählen, dass man manchmal fast durchdreht und glaubt verrückt zu werden? Dass man irgendwelche Gegenstände zerstört, weil man nicht weiß wohin mit seiner Verzweiflung. Und das, wo man bisher immer ein lustiger, manchmal sogar alberner Mensch war, für jeden Spaß zu haben?

Ich bin jetzt seit etwa einer Stunde zu Hause. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass der Tiefpunkt wieder eintritt und dass ich mich frage, warum ich ihm das überhaupt erzählt habe. Aber es geht mir eigentlich ganz gut.

Vielleicht magst Du ja auch ein wenig von Dir erzählen. Hier im Forum fällt es sicherlich erstmal leichter als gegenüber den Freunden.

Liebe Grüße
das Urmel
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Liebes Urmel,

du wirst nicht verrückt, das kann ich Dir versichern.

Psychotische Smptome (etwas zu sehn, zu hören oder zu glauben das nicht existiert) zeichnen sich dadurch aus, das der Kranke sie absolut für Realität hält.
Deine Angst verrückt zu werden, beweist das das bei Dir nicht der Fall ist.
Miha
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von Miha »

Hallo Urmel,

danke für deine Nachricht.
Es tut gut zu lesen, dass Dein bester Freund so verständnisvoll reagiert hat und vorallem , dass es Dir nach dem Gespräch gut geht.
Du wolltest wissen, ob ich mir den Termin bei der Therapeutin alleine gemacht habe.
Ja, habe ich. Zum Glück ging das sehr gut per Email. ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte irgendwo anzurufen.
Glaube nicht, dass ich den Schritt getan habe weil ich mutig bin, sondern eher, weil der Leidensdruck einfach zu groß geworden ist und ich nicht mehr ein noch aus wusste.
Ich muss dazu auch sagen, dass es noch nicht sehr lange her ist, dass mich meine Mutter darauf angesprochen hat, ob ich mir nicht mal psychologische Hilfe holen möchte. Obwohl wir nicht unter einem Dach leben, scheint sie doch zu ahnen, was mit mir los ist.
Als sie mir den Vorschlag mit dem Psychologen machte, bin ich fast ausgeflippt und war wütend auf sie. Bis dahin hatte ich noch geglaubt (oder vielleicht nur gehofft?), dass ich es nochmal schaffen werde, mich selbst wieder aus dem Loch zu ziehen.
Ich denke, im Moment ist meine Mutter auch die Einzige, der ich eventuell etwas von meinem Termin nächste Woche erzählen werde. Vielleicht werde ich sie auch bitten mich zu begleiten. Entscheide ich aber frühestens am Samstag. Mal sehen!! Höchstwahrscheinlich fällt auch sie in ein Loch, wenn Sie realisiert, wie schlecht ich mich wirklich fühle. Zur Zeit spiele ich aber auch für sie noch die "Starke", die gerade einen Hänger hat und nur ein bisschen Ruhe und Entspannung braucht um wieder zu lachen.
Glücklicherweise habe ich gerade Urlaub und kann mir wirklich etwas Ruhe gönnen. Mit der Entspannung ist das schon viel schwerer.

Wie mein "Freundeskreis" auf mein Problem reagieren würde, kann ich in keinster Weise abschätzen. Habe einigen in den letzten drei Monaten ganz schon vor den Kopf gestoßen. Ich glaube, das habe ich vor allem deshalb gemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ICH ein Problem habe.
Leider habe ich im Moment nicht die Kraft, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen, um bestimmte Dinge aufzuklären. Und da ist ja dann auch wieder die Frage, wem kann ich überhaupt MEIN Problem anvertrauen? Wer wird sich überhaupt die Mühe machen, zu versuchen mich zu verstehen?
Fragen über Fragen! Und ich merke, dass ich wieder ins Grübeln verfalle.

Auf jeden Fall hat mir Dein Erlebnis von heute Mut gemacht, dass ich vielleicht (nach meinem Besuch bei der Therapeutin) mit meiner besten Freundin darüber sprechen kann.
Überhaupt merke ich gerade, dass es mir gut tut meine Gedanken aufzuschreiben und zu wissen, dass ich mit meinen ganzen Gefühlen nicht alleine bin. Ich bin so froh, dass ich dieses Forum gefunden habe!!!

Ich werde jetzt mal versuchen zu schlafen.

Wünsche Dir, dass Morgen ein guter Tag für dich wird!

Liebe Grüße an alle.
Miha
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Miha,

ich bin hundemüde und werde jetzt gleich ins Bett gehen. Aber ich wollte Dir noch antworten. Es ist seit gestern abend kein schlechtes Gefühl hinsichtlich meiner "Offenbarung" eingetreten. Eher hat sich ein gewisses Gefühl der Erleichterung eingestellt. Zwar habe ich mich heute nicht getraut, der Einladung einer Freundin zu folgen, weil ich Angst hatte, sie könnte mich darauf ansprechen, aber ich glaube, dass ich mich mit und mit dem ein oder anderen öffnen kann und werde. Es tut irgendwie gut zu wissen, dass der andere jetzt einen Grund für das eigene seltsame Verhalten hat. Und vielleicht nicht völlig überfordert sein wird, wenn ich mich möglicherweise einmal völlig aufgelöst bei ihm melde.

Ich wünsche Dir, dass Du den Termin wirklich wahrnimmst. Wenn Du Angst hast, dass Du im letzten Moment doch einen Rückzieher machst, dann weih Deine Freundin oder Deine Mutter doch schon vorher ein. (Das sagt die Richtige...) Aber da Du es geschafft hast, den Termin alleine zu machen, glaube ich, dass Du auch den Mut aufbringen wirst, jemanden einzuweihen.

Wenn ich wüsste, dass Du in der Nähe wohnst, würde ich mit Dir gehen. Dann würde es auch mir nicht so schwer fallen. Es ist irgendwie komisch: Wenn ich mir vorstelle, für jemand anders als Unterstützung zu gehen, dann geht das ohne Probleme. Dann verspüre ich sogar einen gewissen Tatendrang. Wenn ich mir aber vorstelle, für mich selber zu gehen...

Ich wünsche Dir alles Gute! Freue mich, Weiteres von Dir zu hören.

Urmel
ausgewandert
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausgewandert »

es ist bestimmt besser eurer umwelt mitzuteilen was mit euch los ist auch wenn der erste schritt schwer fällt
natuerlich kann es euch passieren das ihr auf unverständniss stosst und sich auch einiege leute zurueckziehen aber mal ehrlich wie wertfoll sind denn solche sonnescheinfreunde ?
ihr koennt eigentlich nur gewinnen dabei den spreu vom weissen trennen sozusagen und euch selber endlasten in dem die verstellerei wegfällt
gruss birgit
Miha
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von Miha »

Hallo Urmel,

habe heute keinen so guten Tag. Hängt vielleicht damit zusammen, dass ich heute Abend mit ehemaligen Kollegen verabredet bin und noch nicht weiß, wie ich den Abend überstehen soll.
Als ich eben Dein Posting gelesen habe, habe ich seit langem mal wieder geweint. Mir war zwar in letzter Zeit oft zum Heulen, aber so wirklich weinen konnte ich nie. Ging dir das auch so?
Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, dass die Tränen jetzt mal wieder herauskamen.

Es tut gut, dass du sagst, dass du mich bei meinem Therapeutenbesuch begleiten würdest, wenn du in der Nähe wärst. Ich wünschte ich würde jemanden in meinem Umfeld kennen, der so etwas schon einmal durchgemacht hat und der in etwa weiß, wie sch... ich mich gerade fühle, ohne dass ich viel erklären müsste.
Finde es schön, dass es Dir gelingt immer offener mit der Krankheit umzugehen. Ich wünschte ich wäre halb so weit wie du.
Was du mit dem Tatendrang bei der Unterstützung von anderen schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Aber umso bewusster wird mir auch, wie schwer solche Wege für einen selbst sind.

Ich hoffe, Dir wird es ab jetzt von Tag zu Tag immer besser gehen. Hast du das Gefühl, dass du zurück auf dem Weg in das "normale" Leben bist? Auch wenn es ganz kleine Schritte sind?
Helfen Dir die Medikamente dabei?

Wünsche Dir einen schönen Tag!

LG Miha



@auswanderer

Hallo Birgit,
innerlich weiß ich, dass du bestimmt Recht hast, aber ich traue mich im Moment nicht, mit irgendjemandem über die Sache zu sprechen. Ich glaube, ich brauche noch etwas Zeit mich erst einmal selbst mit der Tatsache abzufinden, dass ich krank bin.
Zurzeit kann nicht abschätzen, wie ich die Reaktionen der Leute (egal ob positiv oder negativ) verkraften würde.

Gruß Miha
ausgewandert
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausgewandert »

mia ich kann dir von mir aus jedenfalls nur zuraten es ist ein unheimlicher druck dieses immer verstecken maske aufsetzen
dieser druck geht unheimlich an die substanz
ich habe eigentlich sagen wir mal 80% gute erfahrungen damit gemacht
es giebt sicher immer leute die da absolut blocken oder einfach zu dumm sind
die meisten aber auch wenn die es nicht verstehen haben sich um verständniss bemueht und ruecksicht genommen
auch sind viele durch diese offenheit selber ermutigt worden ueber ihre probleme zu sprechen und man merkte auf einmal ganz so alleine ist man damit doch nicht
gruss birgit
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Miha,

na Du, wie geht es Dir? Du hast Dich sicherlich schon mit deinen Ex-Kollegen getroffen oder machst Dich gerade auf den Weg. Ich hoffe, es ist erträglich. Vielleicht ist es ja sogar ganz nett?? Mir ging es leider in der letzten Zeit häufig so, dass ich mich zwar gefreut habe, Leute zu treffen, aber hinterher völlig fertig und aufgelöst war. Sobald ich wieder alleine zu Hause saß. Deswegen habe ich auch ein bißchen Angst davor, mich zu verabreden.

Mit dem Medikament geht es mir übrigens erstaunlich gut. Ich kann mich bei der Arbeit wieder konzentrieren und bin nicht mehr so gelähmt. Herzrasen habe ich leider morgens unverändert und ich komme kaum aus dem Bett. Es hat sich also nicht alles verändert. Aber immerhin soviel, dass ich schon glaube, es ist alles in Ordnung. Mir kommt es schon irgendwie unwirklich vor, dass ich morgen wieder zu meinem Arzt gehen soll. Als ob man mit einer ausgeheilten Grippe antanzt. Wahrscheinlich ist das Quatsch, aber ich fühle mich so.

Geweint habe ich in den letzten Wochen jeden Tag. Es ging morgens los und erst wenn ich mich einigermaßen beruhigt hatte, konnte ich zur Arbeit fahren. Und sobald ich da wieder raus war und die Anspannung nachließ, bin ich förmlich in mich zusammengesackt. Ich habe zwar immer geglaubt (und glaube es noch), dass Weinen hilft, aber wenn man gar nicht mehr anders kann, bringt es auch keine Entlastung. Aber zurückhalten solltest Du es nicht, das ist sicherlich nicht so gut.

Ich hoffe übrigens, dass Birgit Recht behält. Ich merke, dass ich meinen Freunden, zumindest den engsten Freunden, davon erzählen möchte. Obwohl ich nun schon eine gute Erfahrung gemacht habe, habe ich aber Angst davor, dass es vielleicht nicht immer so sein wird.

Viele Grüße
das Urmel
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Hallo zusammen!

Hm, ich hatte mit einer Nachricht von Miha gerechnet. Miha, geht es Dir nicht gut? Hat Dich das Treffen zu sehr mitgenommen? Melde Dich doch mal und erzähl davon wenn Du magst.

Heute geht es mir ganz seltsam. Ich friere schon die ganze Woche wie ein Schneider und heute hatte ich ständig Hitzewallungen trotz Gänsehaut. Und ein bißchen flattrig bin ich auch. Sind bestimmt Nebenwirkungen. Hatte heute einen Arzttermin und der sagte, wenn es weiter nichts ist, dann soll ich das Medikament noch weiter nehmen und dann würden wir weitersehen. Hm. Ich fühl mich echt eklig heute.

Was auch seltsam ist: Seit ich Fluoxetin nehme, habe ich den Eindruck, viel sensibilisierter zu sein. Ich höre Töne intensiver und habe das Gefühl, als würde mir mein Sehsinn auf der Nase rumtanzen - ich traue im wahrsten Sinne meinen Augen nicht. Und ich erschrecke mich furchtbar schnell und zucke dann RICHTIG zusammen!!! Seltsam irgendwie. Muss ich mal weiter drauf achten...

Viele Grüße
das Urmel
BeAk

Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von BeAk »

Lieber Urmel,

das können Deprisymptome sein, vielleicht auch Nebenwirkungen.

Ich kenne all das als Deprisymptom. Sehr unangenehm sind Scheinhallus. Aber solange Du noch merkst, das das was du siehst nicht real ist/nicht sein kann, und sei es beim dritten hinsehn, geht es noch.

All die von Dir genannten Symptome haben bei mir mit der Zeit nachgelassen.
Es hat sich wieder alles normalisiert.
ausdemEis
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Re: Noch jemand Neues...

Beitrag von ausdemEis »

Danke Bea! Das beruhigt. Dann muss ich wohl einfach ein bißchen abwarten... Und in der Zwischenzeit sicher noch die ein oder andere Frage stellen
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