Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Lioness
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Denker!

Lieben Dank für Dein Feedback!

Es kann doch nicht sein, dass eine Messerspitze von einer chemischen Substanz eine solche Macht über mich hat!

Damit hast den Nagel sowas von dermaßen auf den Kopf getroffen! GENAU das isset! ES - in diesem Fall das AD - hat die Macht darüber, wie ich mich fühle und verhalte (jedenfalls zu einem gewissen Teil). Und ich habe nur die Wahl

a) dies anzunehmen, zu akzeptieren - und mich dafür einigermaßen ausgeglichen und im Lot zu fühlen

oder

b) mich zu entscheiden, ohne diese "Macht" in meinem Leben auskommen zu wollen - Seelenzustand dann siehe mein vorheriges Posting.

Es verunsichert mich wie gesagt ganz stark, dass mein Hirn offenkundig nach wie vor die medikamentöse Unterstützung braucht, obwohl die äußeren Umstände wieder günstig sind. Ich fühle mich den ausgeliefert (na prima, Lioness, willkommen im Club! Wie, glaubst Du, geht es Vielen hier im Forum?) Bislang war ja klar, warum mich Zusammenbruch und Depression ereilten. Und mein ganzes Sinnen, Trachten und auch die aktive Bearbeitung in der Therapie und die Umsetzung vieler Dinge im Alltag war auf die Endziele: Examen bestehen! Fuß am neuen Lebensort fassen! Kontakte aufbauen! Stabil und lebensfähig werden! ..... ausgerichtet.

Das alles habe ich nun erreicht - und ja, ich bin stolz drauf und auch unendlich dankbar.

Und nun sehe ich mich mit etwas nicht Berechenbarem, schwer Abzuschätzendem konfrontiert. Und natürlich können mir auch Psychiaterin und Therapeutin nicht sagen, wie lange es noch dauern wird, bis ich ohne das Medi klarkomme - oder ob das je überhaupt wieder klappt.

Hätte ich mit dem Mirtazapin nicht so zugelegt - allerdings war ich auch vorher schon keine Gazelle - könnte ich das Ganze vielleicht ein Stückchen gelassener sehen. Die Kiste mit dem Bewegungsprogramm für Adipositas-Patienten, bei dem man keine Psychopharmaka nehmen darf, habe ich innerlich jedenfalls erstmal abgehakt. Es sind halt Jahresprogramme, die ein- oder zweimal im Jahr starten, und ich wäre diesen Herbst gerne mit dabei gewesen.

Tja - back to the drawing board, wie es so schön heißt: Die nächsten 2 Wochen werde ich durchgehend 30 mg schlucken, danach wieder alternieren - und versuchen, das ganze wenn nötig etwas länger durchzuziehen.

Und gleichzeitig daran arbeiten, wie ich in Zukunft mit der möglichen Situation umgehen kann, auch weiterhin auf die Unterstützung eines ADs angewiesen zu sein. Damit stünde ich hier ja nun wahrhaftig nicht alleine dar - auch das ein Trost.

IMMERHIN - es geht mir heute (und auch schon gestern) deutlich besser. DAS gibt mir zumindest die Sicherheit, die Kontrolle darüber zu haben, dass es mir wieder gut gehen kann, und das recht schnell, wenn ich "die Messerspitze Chemie" wieder nehme.

Ich weiß nur eines: Ein Leben mit den Ängsten und Einschränkungen, wie es sich momentan selbst bei einer Reduzierung darstellt, ertrage ich schlicht und ergreifend nicht (mehr!)

Tapfere Grüße
Lioness



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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Alyssa,

danke auch für Deine Rückmeldung!

Die Dinge, die ich aufzählte, tue ich nicht wirklich als "blabla" ab! Ich merke ja selber, welchen Unterschied es macht, wenn ich mich z.B. an frischer Luft und bei Tageslicht bewege. Das "Blabla" steht mehr für "Ja, weiß ich schon, habe ich alles schonmal gehört, setze auch einiges davon um, danke, brauche auch keine Auffrischung - aber trotzdem ist und bleibt es schwierig und ätzend!"

Gruß
Lioness



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Lioness
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo zusammen,

Ich möchte einen weiteren Zwischenbericht über den Stand der Dinge geben:

Seit nunmehr zweieinhalb Wochen nehme ich wieder durchgehend 30 mg - und es geht mir mittlerweile soweit ganz gut, was die Grundstimmung und die Ängste und Beklemmungen angeht. Und wie jedesmal, wenn sich der "Spuk" verzogen hat, habe ich Mühe, mich gefühlsmäßig daran zu erinnern, wie es denn genau war, mich "schlecht" zu fühlen. Was genau denn das "Schlimme", das letztendlich Nichtaushaltbare an der Situation war.

Und etwas entmutigt frage ich mich, wann ich es schaffen werde, vom AD runterzukommen. Wie sagte doch meine Psych.: "Es kann durchaus sein, dass sie das [Mirtazapin] noch länger nehmen müssen." Und "länger" ist so ein verdächtig dehnbarer, unbestimmter Begriff..... Ganz im Hintergrund lungert dann die ultimative Frage nicht nach dem "Wann", sondern nach dem "Ob".

Sei's drum, ich bin für den Moment ganz dankbar, diese Krücke noch weiterhin zu haben und sie auch benutzen zu dürfen. Aus aktuellem Anlass geht es mir nicht gut, ich bin in den letzten Tagen wieder auf meine traumatischen Themen "Verlassensein" und "Einsamkeit" gestoßen, mit einer Riesenportion "Mama-Komplex" obendrauf. Spüre da wieder mal eine große Traurigkeit, die ich aber nicht so ganz "ausleben" im Sinne von Weinen, es Rauslassen, Spannung abbauen kann.

Und hatte heute in der Therapiestunde massive Schwierigkeiten, meine Gefühle genauer zu beschreiben. Konnte auch nicht eruieren, ob ich mich verlassen oder einsam fühle, und nicht einmal den gefühlsmäßigen Unterschied einkreisen. Da war und ist einfach ein dicker Kloß in mir, dunkle Traurigkeit, Verlassen- bzw. Einsamsein...... Ich verstehe es selbst nicht so ganz, aber da muss ich wohl durch.....

Gedämpfte Grüße
Lioness



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ricky
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von ricky »

Liebe Lioness,

ja, es gibt manchmal einfach Phasen, wo wir in dem Moment nicht verstehen.
Aber irgendwann kommt der Tag, an dem wir es können, und wir erkennen, warum das nötig war.
Mir ging das auch schon so oft so.

Am besten wir versuchen in solchen Zeiten darauf zu vertrauen, dass alles einen Sinn hat. Das ist zwar nicht leicht, aber vielleicht kann es doch ein wenig helfen.

Ich wünsche dir viel Kraft!

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
flora80
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von flora80 »

Hallo Löwin!


Hey, noch drei-einhalb Tage!!! Die schaffst du auch noch! Und dann kannste erst mal alle viere von dir strecken und durchatmen. Mir ging es letzte Woche auch nicht grad prickelnd, aber es ging dann doch irgendwie weiter. Ich werde mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mein Examen noch mal verschieben müssen. Aber irgendwie geht's mir um Klassen besser, jetzt, wo ich weniger Druck hab.

Gefühle nich richtig definieren können.. ja, das kenne ich auch. Schlimm ist dann dieses diffuse Gefühl...

Hm. Kann dir nicht wirklich viel Hilfreiches sagen, aber denke an dich!

Flora
Lioness
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Danke für Eure Unterstützung, tut gut!

Liebe Grüße
Lioness



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Lioness
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo ihrs,

und wieder wird der Thread aus der Versenkung hochgeholt zum Lagebericht.

Es geht mir mit den nach wie vor 30 mg Mirta richtig gut!

Hatte am Dienstag einen Termin bei der Psychiaterin. Sie meinte, es habe ja keinen Sinn, das Medi zu reduzieren, wenn ich mich dabei so quälen muss (hatte ihr die Symptome von Ende Mai/ Anfang Juni geschildert.) Mirtazapin sei dafür bekannt, dass das Absetzen manchmal nicht so einfach und schnell ginge, sie nannte mir andere ihrer Patientinnen als Beispiel und meinte, diese hätten es auch erst nach mehreren Anläufen geschafft, aber sie hätten es eben geschafft, und das würde bei mir ganz sicher auch hinhauen. Sie riet mir, die aktuelle Dosis von 30 mg noch ein halbes bis dreiviertel Jahr länger zu nehmen und dann einen erneuten Versuch der Reduzierung zu starten.

Oh well. So be it. No further arguments from me..... Muss gestehen, dass ich einigermaßen erleichtert bin.....

Insgesamt geht es mir momentan aber so gut, dass meine Thera vorgeschlagen hat, die Sitzungen auf einen zweiwöchigen Rhythmus zu strecken. Sie meinte, sie nähme in mir eine ungeheure Lebensfreude und -energie wahr, die einfach raus und ausgelebt werden will. Das wäre im Moment meine Aufgabe, und einmal nicht das Arbeiten an Konflikten und alten Traumata. Es täte mir für den Moment einfach gut (besser!), mal aus der "Therapieschiene" rauszukommen. Ich solle mich in der nächsten Zeit in der Hauptsache auf die Stabilisierung meines Essverhaltens konzentrieren, und ansonsten einfach meine wiedergefundene Lebensfreude, die neuen Kontakte und Möglichkeiten vor Ort genießen.

Und das Beste: Ich kann damit völlig d'accord gehen! Keine Panik: wie soll ich ohne Sitzung jede Woche auskommen! Kein Gefühl: die will mich loswerden, ich werde ihr lästig etc. Voraussetzung dafür war aber natürlich, dass die Thera mehrfach betonte, dass ich sie selbstverständlich jederzeit anrufen könne, wenn "was sein" sollte, dass sie mich dann auf jeden Fall dazwischenschieben würde.

Soweit also wirklich alles im Lot im Boot!

Zufriedene Grüße
Lioness



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rm
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von rm »

Hallo zufriedene Lioness ,

schön, so etwas von Dir zu hören! Lebensfreude und -power, was will Frau mehr?!

Sorg weiter so gut für Dich, das wünsch ich Dir.

Sonnigen Gruß,
Reinhart
Regenwolke
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Regenwolke »

Huhu Lioness,

freut mich, daß es Dir so gut geht!!
Genieß die Lebensfreude, der passende Zeitpunkt fürs Absetzen wird sicher kommen, auch ohne es übers Knie zu brechen.

Liebe Grüße,
Regenwolke
Denker
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Denker »

Liebe Löwin,
ich finde auch, das klingt alles sehr vernünftig. Du bist sicher auf einem guten Weg!

Wenn du dann mal wieder ans Absetzen gehst: Meinen Geheimtipp kennst du ja!

Liebe Grüße
Denker
byron

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von byron »

Hallo und Guten Abend

ich wollte meine Erfahrungen mit dem Reduzieren von Mirtazapin auch gerne einbringen.Bei mir war Typ 2 Diabetes aufgrund Gewichtszunahme der Grund, zu versuchen, dies Medi zu reduzieren.Ich fühlte mich damit sonst prima und bestens.
Ich bin seit 9 Jahren mit rez. schwerer Depression in Behandlung.

Ich begann nach ca 1.5 J mit der 45-er Dosis im Februar auf 37.5 zu reduzieren. Ging bestens, ich fühlte mich leicht, beschwingt, glücklich. Dann nach 3 Wochen auf 30 mg reduziert - zuerst war ich auch wie euphorisiert, Sterne zum greifen nah.

Aber dann ganz plötzlich im Mai ein ganz schwerer Absturz mit SM Gedanken, die mich sofort zu meiner Thera führten, und seitdem nehme ich wieder 45, aber es hat fast 2.5 Monate gedauert, bis ich wieder so stabil war wie im Februar!

Das hat mich ganz schön mitgenommen, weil sich bei mir die Pseudodemenz so stark ausprägte( ich hatte mitten in einem Satz vergessen, worüber ich sprach...das ist vielleicht vernichtend...und das panische Bemühen, daß der Gesprächspartner es nicht merken soll), SM Gedanken, einfach grauenvoll. Lieber alles andere als solch ein Zustand. Das einzig Gute war, daß ich auch einen Gerichtstermin wg Rente & Gutachtertermin wg BU Rente in der Zeit hatte. Habe meinen Mann dabei gehabt, weil ich mir kein bißchen merken konnte von dem, was um mich passierte.

Ich habe inzwischen viel Fachliches gelesen und das veranlaßt mich , sehr vorsichtig zu sein mit weiteren Reduktionsversuchen: ich habe sehr oft gelesen, daß ein vorher gut wirksames AD nach dem Absetzen nicht mehr so gut wirkt.

Und das möchte ich nach dem Absturz im Mai nicht nocheinmal erleben.

So bitter es ist : ich muß meine Diabetes wohl akzeptieren , weil die Depri schlimmer ist als alles andere.

Kein besonders anregendes posting, aber eines wollte ich rüberbringen: bitte überlegt Euch 3 x gut, bevor Ihr ein wirksames AD absetzt.

byron
Kathi80
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Kathi80 »

Hallo Zusammen,

bin hier zum ersten Mal auf der Seite und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen. Meine Frage ist vielleicht ein wenig blöd, weil ich schon seit ca. nem 3/4 Jahr Mirtazapin nehme. Im Moment bin ich bei 30 mg.

Bin zwischendurch mal auf 15 mg runter und hatte auch mal komplett damit aufgehört, weil ich dachte "mir gehts jetzt endlich wieder gut". War aber völliger schmarrn.

Jedenfalls hab ich in dieser Zeit bestimmt 15 Kilo zugenommen. War auch anfangs der reinste Segen für mich. War durch meine Depressionen stark untergewichtig und sah dann endlich mal "normal" aus. Nur das schlimme is jetzt ich nehm immer weiter zu!

Hab darüber auch schon mit meinr Psychologin gesprochen. Die meint aber das muss nich unbedingt am Mirtazapin hängen.

Meine Frage nun: Wieso nimmt man durch Mirtazapin so stark zu? Bilde ich mir das nur ein? Ich esse zwar etwas mehr als damals, hab mehr Hunger und so, aber nur durch etwas mehr essen, kann man doch net so schnell so viel zunehmen oder? Und als ich das Medikament abgesetzt habe von heut auf morgen, habe ich in 1 1/2 Wochen vier Kilo verloren!

Seit gestern geht es mir wieder sehr schlecht, aber meine Psychologin hat im Moment noch Urlaub. Hab jetzt die Vertretung angerufen, bei der ich heut vorbeischauen soll. Die 30 mg reichen mir im Moment vorne und hinten net. Aber wenn sie meine Dosis jetzt noch weiter raufsetzt nehm ich doch bestimmt noch mehr zu oder?

Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mir schreiben würdet und mir ein Tips geben könntet und mal sagt wie das bei Euch so war.

LG Kathi
Nico Niedermeier
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Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Nico Niedermeier »

Unter Mirtazapin werden die meisten Menschen zunehmen. Wenn die Zunahme zu stark ist sollte man auf ein anderes AD wechseln. Also direkt mit der Behandlerin besprechen.
Beste Grüße
Dr. Niedermeier
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