Am Ende meines Weges.....

pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Anita, schön erstmal, dass wir einen Beruf und Arbeit haben, die uns eine Ordnung vorgeben. Die uns vieles vergessen oder verdrängen lassen. Ein Glück und Privileg, welches nicht alle hier haben.

Hoffe, du hast etwas Spaß bei der Arbeit und sie ist nicht nur ein Seelenversteck.

Also theoretisch müsste ja alles im Gleichgewicht sein. Beruf (damit meine ich Broterwerb und das Gefühl, etwas Nützliches zu tun). Familie und Privatleben. Ausgleichende Tätigkeiten als Hobby und Kontrast zum Beruf.
Beziehung (Seele, Liebe) und Familie (habe übrigens 2 Kinder, Junge 18 und Mädchen 16) zum Stützen und gestützt werde. Gesundheit.

Theorie, bei mir ist nur Chaos.

- Steuern und genießen tun andere mich
- kennen tue ich mich nicht, weiss auch nicht, was ich will (in jeder Beziehung, weiss nicht mal was ich nicht will oder will garnichts)
- komme aus meiner derzeitigen Jobrole nicht raus (bin einerseits ergeizig und erreiche dadurch Dinge, die ich aber garnicht will)

Kann Dinge nicht mehr tun, die ich liebe. Lesen, was habe ich gelesen. Wie liebe ich Bücher. Zu blättern, das Papier zu riechen.
Bestelle auch im Internet, aber was ist das gegen einen Buchladen. Anfassen, erste Seiten lesen (heimlich auch machnmal die Letzte). Nie Paperbacks! Besitzen wollen, kaufen und vorsichtig nach Hause tragen. Sich zurechtsetzen. ein physisches Begreifen (anfassen, streichen.., ehrfürchtig) und dann mit den Gedanken und Gefühlen abtauchen.

Geht nicht mehr! Keine Konzentration, bin unruhig, rastlos, ratlos. Glaube wertvolle Zeit zu verlieren und mache doch stattdessen "nichts". Was mich dann wieder traurig macht.

Jetzt habe ich die Worte doch wieder fließen lassen. Wenns läuft dann läufts. Ich kann wirklich das Internet vollschreiben.

Bis bald ... LG Peer

P.S. Hallo Otterchen, leider ist für mich monentan nur real, was und wie ich fühle. Mittelpunkt war nie meine Welt, wird sie nie sein.
Ich will ein winziges Staubkorn ganz am Rande der Welt sein, aber glücklich!
Anita2
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hallo Peer,
ja es ist gut einen Job zu haben und damit klar zu kommen.
Im Allgemeinen macht der Job Spaß obwohl ich ihn ja gewechselt habe, wenn auch innerhalb der Firma.
Es ist auch manchmal schwer, da nicht immer alles rund läuft und man nicht immer selbst Einfluss hat, ob es gut läuft oder nicht.

Du scheinst ja diesbezüglich ein Glückskind zu sein, dass Dir die Erfolge oder dein Weiterkommen anscheinend so zufallen, ohne dass Du es beabsichtigt hast.
Bei mir ist es genau das Gegenteil, mein Chef macht meine Vorschläge oft, zum Nachteil der Abteilung, zu Nichte.
Ich verstehe auch deshalb nicht warum Du so klein sein möchtest!
>Ein Staubkorn<.
Gefällt mir nicht, da ich Angst habe dann darauf zu treten, da ich es nicht sehe.

Ich habe auch längere Zeit gebraucht dieses zu überwinden und nun zu antworten.

Ich halte nichts davon, sich so klein zu machen und dass ohne ersichtlichen Grund.
Du bist ein Mensch und kein Staubkorn!!!
Ich würde mich freuen, wenn Du dass eben so sehen könntest.
Ich denke Du brauchst dringend Hilfe um dein Selbstwertgefühl wieder zu bekommen.

Ich habe viel Glück gehabt in dem ich sowohl in der Klinik als auch jetzt in der Einzeltherapie, an sehr gute Therapeuten geraten bin.
Es hilft mir sehr wöchentlich dahin zu gehen und über aktuelle Probleme zu reden. Vieles klärt sich dadurch sehr schnell, und ich bleibe sehr stabil.
Ich kann auch heute noch nicht gefallen an Dingen finden, die ich vor meiner Depression als vollkommen normal empfunden habe. Es ist ein langwieriger Prozess und ich kämpfe noch sehr häufig gegen die negativen Gedanken.
Auf der anderen Seite habe ich sehr, sehr viel an Möglichkeiten dazu bekommen und es ist eine Bewusstseinserweiterung, die mich immer wieder nach oben treibt.

Morgen ist ja Freitag und ich bin ja mal gespannt, was Du für dich unternommen hast!

Ich hänge im Moment wieder an den Scherben, die mein Chef angerichtet hat. Ich kann ihn nicht verstehen, da er in meinen Augen sehr inkonsequent ist, ich aber auch weiß, dass ich ihn nicht ändern kann.

Ich denke, ich kann dieses Problem überwinden, und falle somit nicht total hinten runter.
Ich habe ab Montag 4 Wochen Urlaub und werde mir nun eine Strategie entwickeln, dieses Problem für mich zu überwinden.

Wie Du siehst, muss auch ich noch jeden Tag kämpfen, meine innere Zufriedenheit Stück für Stück zu erhalten.
Es ist nun mal nicht so einfach und es gibt kein Patentrezept. Ich kämpfe jeden Tag neu und es gelingt mir immer besser.
Einbrüche sind kein Absturz und damit bin ich auch schon zufrieden.
Morgen fahre ich mit meinem Chef nach Rotterdam, obwohl er heute mal wieder Vorschläge von mir, zum Nachteil der Abteilung, abgeändert hat.

Ich hoffe Du bist zu einem Arzt gegangen und hast für dich die richtigen Schritte eingeleitet.

Ich werde morgen nach 18.00h wieder zurück sein und wieder hier vorbei schauen.
Vielleicht warst Du auch in der Zeit hier und wir können in Kontakt bleiben.

Liebe Grüße
Anita
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Anita, um die Abhängigkeit zu deinem Chef und dass du es dort nicht so gut getroffen hast, beneide ich dich nicht. Da habe ich es etwas besser. Ich erarbeite mit einem Kunden eine Dienstleistung und erbringe diese dann. Also wie mein Befinden ist, ist stark abhängig von Kultur und Akzeptanz der Kunden. Solange ich 85% meiner Arbeitszeit Kunden in Rechnung stellen kann, habe ich keine Probleme und alle lassen mich in Ruhe.

Mein Problem ist auch hier, dass ich mich als Person dort verkaufe und nicht als Unternehmen. Ich fühle mich also wieder für alles persönlich verantwortlich, arbeite auf eigene Kappe 12-16 Stunden, wenn es meine Arbeit voran bringt. Ich suche Verantwortung, die ich nicht will!

Schön das du Urlaub hast. Ich denke, du kannst dann mal durchatmen und Abstand gewinnen. Bloß nutze die Zeit, 4 Wochen sind schnell rum und du fragst dich, was in der Zeit geschehen ist.

War heute nicht beim Arzt!! Habe heute morgen in einem riesigen Krach meinem Sohn 2 Bewerbungen abgetrotzt. Gestern Abend um 21:30 zurückgekommen, heute morgen dies, ein Protokoll, diverse Mails. Nun habe ich etwas Luft, aber der Arzt hat nur bis 11:00 geöffnet. Ist aber nicht so schlimm, ich habe am Montag einen Tag Homeoffice und da kann ich ganz früh gehen. Ich glaube nicht, dass ich das schleifen lasse. Bin keine Angsthase, bei mir hapert es dann eher in der Nachhaltigkeit.

Übrigens muss ich noch beichten, dass ich doch eine kleinere Therapiehistorie habe. In 2004 hatte ich einen Zusammenbruch (natürlich nach einem Projekt). War 3 Wochen krank und hatte damals eine gute Hausärztin, die mich dann für 4 Wochen in eine Kur geschickt hat. Depressionen, psychosomatisch. Habe da alle möglichen Dinge gemacht, die mir als nüchternen Technokraten eher lächerlich vorkamen. Mussten nach Musik gemeinsame riesige Bilder malen und dann darüber sprechen. Auch wenn es arrogant klingt, ich fand das etwas lächerlich. Meine zugeordnete Psychologin meinte, ich hätte eigentlich kein Problem, ich müsste nur lernen, meinen Alltag zu bewältigen. Aber ich glaube, die lag komplett falsch. Sinnvoll wäre eher erstmal ein Blick in die Vergangenheit gewesen! Hatte aber kein Vertrauen, sie in ihrem Irrtum zu bekehren. Na ja, wollten mich noch länger dabehalten. Aber ich habe meine vorzeitige Entlassung beim Chefarzt der Klinik gegen deren Willen durchgesetzt.

Dann wieder einige Monate Pause. Der Abschlussbericht für die Therapeutin, die mich nach der Kur betreuen sollte, lag unter einem großen Stapel to-do's. Dann habe ich im Rahmen einer Radioaktion "Depression" eine Hotline angerufen. Die Ärztin hat mir mich mit einigen Adressen besorgt. Dann war ich 2 Monate regelmäßig einmal pro Woche in Gesprächstherapie. Musste ich wieder abbrechen, weil ich ein Projekt 5 Tage die Woche extern zu betreuen hatte. Habe meine eigenen Belange wieder hinten angestellt. Dann war nichts mehr. Spüre, ich muss wieder was machen!!

Zum Arzt zu gehen, ist nicht das Thema. Aber ich werde erst was erreichen, wenn ich mich beruflich so einrichte, dass ich etwas regelmäßig und längerfristig machen kann. Da müsste ich dann aber zu meinem Chef (evtl. auch Betriebsarzt) und die Hosen runterlassen. Ich arbeite in einem großen ordentlichen Unternehmen. Die sind sicher auf so etwas eingestellt.

Aber das erfordert Mut. Nackt über den Marktplatz zu springen, erscheint mir sympathischer. Nach einer Offenbarung ist die Welt unwiederbringlich eine andere!

LG Peer
P.S. Ich finde es nett, mit dir zu plaudern. Danke für deine Aufmerksamkeit!
Anita2
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hi Peer,
bin wieder von Rotterdam zurück, ausgeschlafen und stabil.
Ich konnte die Dinge mit meinem Chef besprechen und auch akzeptieren, dass ich ihn nicht ändern kann.
Er hängt selbst in seinen Mustern fest und solange er dass für sich nicht erkennt, wird sich da nichts ändern. Der "Leidensdruck" den er für sich akzeptiert, ist anscheinend sehr hoch.
Ich werde für mich alles dokumentieren, um hier nicht durch die Vorgehensweisen von ihm, selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Ich habe es für mich sortiert und komme damit klar.

Du schreibst: >Suche Verantwortung, die ich nicht will! <
Ist hier nicht ein Widerspruch in sich??
Ich denke Du bist bei einer Unternehmensberatung beschäftigt. Ich habe in meiner vorherigen Position schon mehrfach mit Mitarbeitern aus diesen Firmen zusammen gearbeitet. Kein leichter Job.

Warum überrascht es mich nicht, dass Du nicht zu Deinem Arzt gegangen bist?

>Glaube nicht, dass ich dass schleifen lasse. Bin kein Angsthase, bei mir hapert es dann eher in der Nachhaltigkeit! <
Na ja, klingt für mich nicht sehr überzeugend. Bin mal gespannt wie Du weiter an die Sache ran gehst.

>Therapiehistorie<
In der Klinik hatte ich auch Kunsttherapie und ich konnte mich darauf einlassen. Ich war überrascht, über die Möglichkeiten der Erinnerungen, als ich dann plötzlich in meiner Kindheit, im Alter von drei, vier Jahren stand. Ich wollte es nicht glauben und doch stimmten die Erinnerungen, da mir alles von einer Tante bestätigt wurde. Durch diese Erfahrung konnte ich, auf das was da Geschah, vertrauen und weiter machen.
Bei mir gab es keine Historie und an die Klinik hat sich dann die Behandlung, durch die ambulante Therapie, nahtlos fortgesetzt.
Manchmal denke ich auch: Wofür machst du dass überhaupt noch, ist doch alles wieder in "Ordnung".
Bei mir ist es "Vermeidungsverhalten" dem ich nicht nachgebe und in jeder Stunde zeigt sich, dass es noch viel zu besprechen und aufzuarbeiten gibt.
Meine Therapeutin hilft mir sehr, die Verbindung zu meiner Kindheit zu sehen und die Verhaltensweisen dem heutigen Alter, Lebensabschnitt, anzupassen.

Ich bin beruflich sehr offen mit der Situation umgegangen, habe aber in der Klinik erleben, hören können, dass dies nicht immer so einfach ist.
Ich denke, Du kannst dieses Thema erst einmal mit deinem Therapeuten besprechen, bevor Du irgendetwas in deiner Firma ansprichst. Ich denke, da gibt es sicherlich auch sehr flexible Lösungen, es sei denn Du willst Veränderungen in deinem Job und kannst dann auch deine Situation mit einfließen lassen.

>Die Hosen runter lassen<
Warum siehst Du es so? Hört sich für mich an, als ob Du dich dann nackt fühlen würdest.
Depression ist eine Krankheit und ich habe erfahren, als ich es in der Firma zum Thema machte, waren plötzlich ganz viele Kollegen da (überwiegend Männer), die sich mir gegenüber, dann auch zu ihrer eigenen Erkrankung bekannten.
Ja die Welt ist heute eine andere! Ich empfinde sie heute freundlicher, klarer, ich kann vieles ruhiger angehen vieles (vor allem mich selbst) besser verstehen.
Ich möchte für keinen Preis auf die Erfahrung in der Klinik und meiner Therapeuten verzichten. Die Themen sind manchmal sehr schwierig und emotional und trotzdem fühle ich mich anschließen gut oder sogar auch besser.
Natürlich gibt es auch Kollegen, die nicht mit der Situation klar kommen oder mich vielleicht auch, was auch immer!!!
Aber was wissen die denn schon darüber, über meine Situation, wie ich mich fühle??
Könnten sie ihr Verhalten beibehalten, wenn sie es wüssten?

Jeder lebt nun mal in der eigenen Sicht der Dinge und dies auf andere Personen projiziert ist immer noch die eigene Sicht der Dinge!!

Ich freue auf eine Antwort von Dir, so Du es denn möchtest.

Liebe Grüße
Anita
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Anita, schön von dir zu hören. Ausgeschlafen und stabil, das hört sich gut an. Habe so lange nicht geschlafen!

Du bist mit dir im Reinen und kannst die Situation akzeptieren, obwohl sie dir nicht gefällt. Du kannst dich neben die Sache stellen und sie nüchtern abhandeln. Gut so!

Ich finde es verblüffend, dass du so weit in deine Kindheit zurückblicken kannst. Bei mir fängt bewusst alles erst sehr viel später an. So mit 10 - 12.

Wo liegt da die Wahrheit? Ist es richtig, dass die Ursache für die Vielzahl unserer Probleme in unserer Kindheit liegt?
Meine Kindheit war eigentlich nicht schlecht. Es gibt allerdings ein paar sehr prägende Geschehnisse, die mich auf einmal bis tief in die Seele berühren. Warum erst jetzt. Ich
habe jahrelang gut damit gelebt. Kannte sie, also keine späten Erkenntnisse. Aber die
darin liegende Tragik wird mir erst jetzt mit einem Mal bewusst.

Ja, ich muss zum Therapeuten.Ich habe so viel zu erzählen und muss doch alles für mich behalten. Keine Angst, nichts physisch schlimmer, aber für mich und meine Entwicklung zerstörend.

Muss leider unterbrechen ..... melde, wenn Zeit dazu ist.

LG Peer
Anita2
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hi Peer,
ja mir geht es gut.
Ich habe in der Klinik gelernt, die Dinge anders zu betrachten und zu verstehen, warum ich emotional reagiere. Durch die Therapie konnte ich mein Denken umstellen und ich empfinde es als eine Bewusstseinserweiterung. Es ist als ob ich alles mit anderen Augen sehe, meine Empfindungen, Wahrnehmungen sind wieder zurück und stärker, positiver als vorher.

Ich habe sehr viel über Depression gelesen und es wird wissenschaftlich daran festgehalten, dass vieles an den negativen Erfahrungen, in der Kindheit liegt.
Bei mir trifft das mit Sicherheit zu und ich kann mittlerweile vieles, mit der Unterstützung meiner Therapeutin, zuordnen und neu bewerten.
Auch ich hatte alles verpackt und dachte ich sei mit all den Erfahrungen im Reinen.
Erst durch die tiefenpsychologische Therapie habe ich erlebt, wie sehr mein Verhalten durch diese Geschehnisse geprägt ist. Ich habe erst jetzt gelernt, wie das alles zusammenhängt und dann erst verstanden, dass viele Reaktionen überzogen oder den Situationen nicht angemessen waren.
Dadurch, dass ich es verstehen konnte, konnte ich das auch für mich annehmen. Ich bin neugierig auf die weitere Entwicklung und habe gleichzeitig aber auch Angst vor den Erlebnissen die da hoch kommen können.

Ich beobachte mich ständig kontrolliere mein Verhalten. Ich bin immer noch sehr vorsichtig und manchmal auch noch sehr unsicher. Ich habe aber auch sehr viele positive Rückmeldungen und das bestärkt mich auch weiter zu machen.
Mir gefällt auch meine Veränderung!

>Geschehnisse die mich tief in der Seele berühren<
Ist ein sehr guter Anfang. Lasse dich darauf ein und lasse dich fallen, sobald Du einen Therapeuten hast, bei dem Du ein gutes Gefühl entwickeln kannst.
Ich denke, Du wirst überrascht werden, wozu man dann fähig ist, was da alles an Erlebnissen wieder hoch kommt, wovon man alles beeinflusst wird.

Ich kann nur sagen, es lohnt sich!

Also auf bald!

Liebe Grüße
Anita
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Du klingst so sicher und voller Zuversicht, das
tut gut.
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Montag: Heute habe ich den ersten Schritt gemacht. War schrecklich, aber ich habe eine Überweisung zu einem Psychologen in der Tasche.

Schrecklich, dieser Arzttermin. 3,5 Stunden im Wartezimmer. Dann hatte ich 10 Minuten. Schnell und unter Zeitdruck habe ich meine Krankengeschichte zusammengerafft. Der Arzt hat gar nicht begriffen, was ich eigentlich wollte oder brauche. Ihm wäre lieb gewesen, eine Spritze, vielleicht ein paar Tablettchen. Na, eben was Ordentliches. Eine ordentliche berechenbare Krankheit (ja, die hätte ich auch gerne, da wüsste ich wenigstens, wo ich dran bin). Ob ich denn nicht mal 2 Wochen krank machen wolle, nein, wirklich nicht? Das würde doch aber immer helfen!

Eigentlich hatte ich erwartet, dass er etwas auf mich eingeht. Etwas über solche Krankheiten weis. Sich etwas Mühe gibt. Aber Fehlanzeige. Um es ihm einfach zu machen, habe ich dann um eine Überweisung gebeten. Dann war ich raus.

Auf der Straße standen mir die Tränen in den Augen. Ich weis gar nicht, warum? Passiert mir sonst nicht so leicht. Es war doch nicht so viel passiert, aber ich fühlte mich schrecklich. Ich war fassungslos. Was hatte ich anderes erwartet?

Ich suche Hilfe, aber ich bin doch auf mich selber angewiesen. Nun fühle ich mich noch stark, reiße mich zusammen, komme über die Situation hinweg. Was macht da jemand, der noch sensibler ist, noch schwächer? Muss man erst in die Psychiatrie eingeliefert werden, damit man ernst genommen wird und geholfen bekommt?

Vergessen, einfach. Weiter, den nächsten Schritt planen. Jetzt wird es schwieriger. Was soll ich machen? Ich könnte mit meiner ehemaligen Therapeutin wieder anfangen. Da wären ir wieder schnell im Thema.
Aber das bringt nichts. Die Voraussetzungen sind nicht da. Sie hatte mir damals empfohlen, eine längere tiefenpsychologische Therapie mit ihr anzufangen. 2-3 mal pro Woche. Das kriege ich aber nicht hin. Mein Job gibt das nicht her und das ist keine Entschuldigung! Also was soll ich tun? Doch bei meinem Arbeitgeber um eine Pause bitte. Betriebsarzt mit einbeziehen? Wollte doch erst mal ein paar kleine Schritte machen.

Ich wünschte mir da einen ganz praktischen Rat. Kein Mitleid, keine allgemeinen Aussagen. Eine Empfehlung mit den Argumenten dazu? Etwas was ich vom Kopf nachvollziehen kann.

Liebe Grüße …. Peer

P.S. By the way, der Arzt hatte mir empfohlen, schwierige Zeiten mit Medikamenten zu überbrücken. Schien geneigt, mir diese auch zu verschreiben. Habe aber Angst davor, meine Leistungsfähigkeit zu verlieren, müde und unkonzentriert zu werden. Wie ist da eure Erfahrung?
Anita2
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hallo Peer,
was soll ich sagen? Schön dass Du es in die Hand nimmst und bereit bist etwas für dich zu tun!
Es tut mir leid, dass dieser Arzt so unsicher, unbeholfen mit der Situation umgegangen ist. Leider gibt es anscheinend öfter Hausärzte, Internisten, die mit einer Depression nichts anfangen können.

Nun, dieser Arzt hat dir die Überweisung ausgestellt und das ist doch jetzt erst mal wichtig.

>Was soll ich tun, wollte doch erst mal kleine Schritte machen<
Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Eine Intensive Behandlung, wie ich sie in der Tagesklinik hatte, ist erforderlich wenn es einem sehr schlecht geht, wenn man nicht mehr weiter weiß und in einem tiefen Loch hängt.

Solange Du noch stabil bist, kannst Du dich auch für eine ambulante Therapie entscheiden.

Ich würde mehrere Therapeuten aus dem Branchenverzeichnis anrufen und Beratungsgespräche führen. Durch die probatorischen Sitzungen würde ich dann versuchen heraus zu finden ob der Therapeut zu mir passt.

Ich lese, dass Du viele Anregungen suchst.
Mache einen neuen Thread auf und ich denke Du wirst viele Antworten bekommen.

Ich würde mich aber auch gerne weiter auf dieser Seite mit dir austauschen.

Zu Medikamenten kann ich nur über Insidon 100 berichten. Ich war sehr unruhig, mein Kopf kam nicht zur Ruhe und ich konnte nicht schlafen, habe zeitweise nur geweint und sah in nichts einen Sinn, dabei hat mir Insidon sehr geholfen.
Insidon 100 macht nicht abhängig.

Du könntest aber auch zu einem Psychiater gehen, der dich bezüglich der Medikamente beraten kann. Vielleicht könnte der dich auch beraten, welche Therapie für dich sinnvoll erscheint und eventuell bekommst Du von dem auch Adressen von Therapeuten.

Ich würde mich freuen, wenn Du hier berichten würdest, wofür Du dich entschieden hast und wie es dir geht.

Liebe Grüße
Anita
paperdoll
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Re: Am Anfang deines Weges.....

Beitrag von paperdoll »

Hallo Pinky,

> Bin ich nun krank oder treibt mich mein Leben in die Krankheit?
>

Könnte es sein, dass dich die Krankheit aus dem Leben treibt?

Du traust dem Therapeuten nicht. Du traust deiner Frau nicht. Traust du dir selbst noch?

Finde Vertrauen zu einer Person, einem Psychiater, einem Therapeuten. Geb dieser Person einen Vertrauensvorschuss.

Therapie & Arbeit, funktioniert das? Ja, funktioniert. Mache selbst min. 40 Std, die Woche. Viele Therapeuten bieten Abendsprechstunden an. Manche arbeiten auch am Wochenende.

Glaubst du, du wirst noch lange arbeiten können, wenn du nichts unternimmst? Du bist eben nicht der Christopherus. Ist keiner von uns. Da muss doch was raus bei dir. Geordnet, kanalisiert werden. Damit du da wieder durchblickst.

Versuch es mal. Für dich geeignete Psychiater/ Therapeuten kannst du über deine Krankenkasse finden. Oder hier im Web unter Arztsuche.de. Da werden die Öffnungszeiten gleich genannt & sicher kannst du dort auch nach gesonderten Terminen fragen.

Von allein wird jedenfalls nichts besser werden. Also mach den 1. Schritt, damit du Hilfe bekommst. Das macht einiges einfacher, klarer.

Ich drück dir die Daumen & wünsche dir Kraft & Zuversicht für die nächste Zeit.

Alles Liebe
paperdoll
rainer1411
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von rainer1411 »

Als 1956er Techniker, der auch am liebsten für alles eine Ausschreibung erarbeitet, hier nun meine Vorschläge mit Begründung in Kurzform:
1. ISBN 3-931908-15-1 Gibt einen sehr guten Überblick zur gesamten Thematik.Kaufen und lesen und Aha-Effekt als feedback an mich.
2.Die GKV zahlt KG bis zu 78 Wo. bis max. 90% des letzten Netto.Die AU verschafft Ruhe und Akzeptanz bzgl. der Erkrankung und gibt dir die nötige Zeit alles wieder ins Lot zu bringen.Die GKV zahlt bis zu 300 Therapiestunden.
3.Deinen Sohn nicht mehr bedrängen, eher beobachten.Es kostet deine Energie und bringt euch beiden nichts. Zu dieser Überzeugung bin ich bei meinem Sohn, mit ähnlicher Suchtproblematik,nach einigen Jahren gelangt.Erst als ich mein Verhalten geändert habe, hat er die Kurve wieder bekommen.
4.Partnereinbeziehung kann man nicht generalisieren. Hat er Verständniss und wohlmöglich eigene Depressionserfahrungen, dann eher ja, ansonsten tendentiell eher nein.
5.Die Erkrankung als solche wahrnehmen und unter Berücksichtigung von Punkt 1-4 strategisch an die Gesundung herangehen.
rainer1411
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von rainer1411 »

Als 1956er Techniker, der auch am liebsten für alles eine Ausschreibung erarbeitet, hier nun meine Vorschläge mit Begründung in Kurzform:
1.ISBN 978-3-937880-18-1 in die Suchfunktion bei Amazon.de eingeben
Gibt einen sehr guten Überblick zur gesamten Thematik.Kaufen und lesen und Aha-Effekt als feedback an mich.
2.Au schreiben lassen.Die GKV zahlt KG bis zu 78 Wo. bis max. 90% des letzten Netto.Die AU verschafft Ruhe und Akzeptanz bzgl. der Erkrankung und gibt dir die nötige Zeit alles wieder ins Lot zu bringen.Die GKV zahlt bis zu 300 Therapiestunden.
3.Deinen Sohn nicht mehr bedrängen, eher beobachten.Es kostet deine Energie und bringt euch beiden nichts. Zu dieser Überzeugung bin ich bei meinem Sohn, mit ähnlicher Suchtproblematik,nach einigen Jahren gelangt.Erst als ich mein Verhalten geändert habe, hat er die Kurve wieder bekommen.
4.Partnereinbeziehung kann man nicht generalisieren. Hat er Verständniss und wohlmöglich eigene Depressionserfahrungen, dann eher ja, ansonsten tendentiell eher nein.
5.Die Erkrankung als solche wahrnehmen und unter Berücksichtigung von Punkt 1-4 strategisch an die Gesundung herangehen.
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Anita, heute war ein guter Tag. Ich habe eine Entscheidung getroffen und diese dann manifestiert!

Also ich habe heute schriftlich per Mail unseren Betriebsarzt um eine Unterredung gebeten und mich in der Mail soweit festgelegt, dass ich nicht zurück kann. Ist kein vorprogrammierter Stress. Nein, ich bin erleichtert und freue mich darüber. Am Montag 19.3. 11:00!!!

Aber wenns gut kommt, kommts auch gewaltig gut. Hatte doch viele eMails blind an verschiedene Unternehmen geschickt und dort um eine Chance auf einen Ausbildungsplatz für meine Sohn gebeten. Heute habe ich einen total freundlichen Kontakt bekommen und konnte trotz der schlechten Zeugnisse einen Vorstellungstermin erwirken. Am 8.3. 15:00.
Über einen geschäftlichen Kontakt habe ich eine weitere Möglichkeit, allerdings nicht in unserer Nähe. Er müsste also für die Lehrstelle umziehen.

Es ist noch nichts konkretes, aber wenigsten eine Perspektive!!! Heute geht es mir gut und ich brauche dich nicht mit meinen Sorgen belasten. Aber ich habe doch auch eine andere Seite, nicht nur die Düstere!!

Liebe Grüße ... Peer (vielleicht, Anita, am Anfang eines neuen Weges?)

@rainer, danke für deine Checkliste! Eine Strategie ist immer gut.

@paperdoll, Arbeit macht beides - krank und gesund. das richtige Maß zu finden ist die Kunst. Und das sagt ein Workaholic!!
Clown
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Clown »

Lieber Peer,

wenn ich mich mal einmischen darf...
wegen deines Nicks habe ich angefangen, bei dir mitzulesen und finde es sehr spannend, dein Ende des alten Weges und den Anfang des neuen.

Was mich jetzt gerade 'gerissen' hat ist dieses Stichwort: 'Workaholic'.
Dann tritt dein Sohn eigentlich in deine Fußstapfen, nur mit anderen Vorzeichen?!

Ich bin jedenfalls überzeugt, wenn du an deiner inneren Haltung dir selbst und der Welt gegenüber etwas änderst, wird sich das auch, ganz von allein, auf deinen Sohn positiv auswirken.

Alles Gute weiterhin,
lieben Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
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pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Lieber Clown, da bist du sicher auf der richtigen Spur. Natürlich sind wir uns so ähnlich in unserer Zerrissenheit.

Kantige Charaktere, nie den geraden Weg gehen. Uns immer mühen müssen für kleinste Fortschritte. Immer anecken. Nichts akzeptieren. Opposition. Bei mir mittlerweile schon eher gesteuert, taktisch und bewusst, bei ihm noch intuitiv und impulsiv.

Wünschte mir für ihn einen einfacheren Weg. Habe soviel Liebe für ihn und ich kann sie doch nicht vermitteln.

Danke für deinen Kommentar .... Peer
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Sorry Clown, warum wegen meines Nicks?

Viele Grüße ... Peer
Clown
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Clown »

Peer Gynt. (von Henrik Ibsen)

Kennst du das Schauspiel? Es beschäftigt mich zur Zeit und ich war neugierig, ob deine Suche so etwas Peer-Gynt-mäßiges hat.

LG, Clown
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Anita2
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hallo Peer,
ich freue mich riesig für dich. Ich finde dass hört sich alles sehr gut an.
Bleibe bei dir und höre in dich rein und Du wirst die richtige Antwort finden.

Ich kenne dich ja nicht und doch habe ich das Gefühl, dass ein guter Freund hier schreibt und so sehr freue ich mich auch für dich.

Ich habe ja auch einen Sohn und kenne dass was Du schreibst sehr gut.
Erst als ich ihn loslassen konnte, hat er sich auf mich zu bewegt.

Der Anfang ist gemacht und dass in zweierlei Hinsicht. Du wirst sehen, Du wirst die richtigen Entscheidungen treffen.

Ja das Leben ist halt ambivalent, ich kenne diese Schwankungen und es geht auch noch auf und ab bei mir, wenn auch nicht mehr so tief runter.

Habe heute nach 1 1/2 Jahren dass erste mal wieder im Garten gearbeitet und es hat mir sehr gut getan. Ich hatte es verloren und finde nun wieder langsam Freude daran.

Lieber Peer, ja wir stehen an der Gabelung eines Weges und nun müssen wir die Richtung wählen.

Ich bin überzeugt, er wird durch Blumenwiesen führen mit Orten zwischendurch an denen man sich ausruhen kann, die Sonne wird scheinen und es werden Bäume da sein, die Schatten spenden.
Es wird auch sicherlich zwischendurch regnen und stürmisch sein, wenn dann die Sonne wieder rauskommt wird eventuell ein Regenbogen erscheinen der alles wieder in buntem Licht erscheinen lässt.
Die Hoffnung, dass es gut weiter geht wird uns tragen und der Fortschritt den wir erleben wird uns diese Hoffnung am Leben halten.
Ich kann den Weg vor mir sehen, kann die Blumen riechen und die Sonne auf meiner Haut spüren. Ich sehe die Bäume mit dem Schatten den sie uns bereitstellen, dort auszuruhen. Wir müssen den Weg nur noch einschlagen.

Genieße dein gutes Gefühl und halte es für dich fest, und sollte es mal wieder etwas schlechter gehen, versuche dir dieses gute Gefühl wieder hoch zu holen.


Herzliche Grüße
Anita
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo Clown, Selbstfindung. Aha. Peer Gynt ist gut. Aber ich glaube, ich bin eher der Andere.
Habe das Leben nie in vollen Zügen genossen.
Ich mache die falschen Sachen und die bis zum bitteren Ende. Konsequent. Am Ende aber bleibt es dasselbe. "Ich bin nie ich selbst gewesen"

Aber es bleibt doch noch Hoffnung, werde niemals aufgeben. Vor allem nicht vor dem Hintergrund eines so produktiven Tages.

Viele Grüße ... Peer
Clown
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Clown »

Peer Gynt muss sich vorhalten lassen, er habe nach dem Motto der Trolle gelebt: 'Troll, sei dir selbst genug.'

Depressionen kommen, wenn wir unser Selbst verfehlen?

Grüße, Clown
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Eckhart Tolle
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo liebe Anita,
ja, das mit dem Freund empfinde ich ähnlich. Auch wenn es sich wohl vorerst um eine sehr einseitige Sache handelt. Ich glaube, ich habe die ganzen letzten Jahre nicht so offen über meine Empfindungen gesprochen (geschrieben), wie hier in diesem Forum, mit deiner Hilfe!

Das mit dem Loslassen von Kindern ist völlig richtig. Habe aber große Verlustängste und tendiere zum Klammern (bei den Kindern). Morgen ist der 8.3. (Vorstellungsgespräch meines Sohnes – drück mir die Daumen. Ja mir, ich bin misstrauisch. Mein Sohn ist ganz locker.

Die Gartenarbeit liebe ich eigentlich auch. Trotzdem habe auch ich die letzten Jahre auch nicht viel gemacht. Immer kleinere Projekte. Spalierobst. Himbeerhecke. Habe Angst, nicht zum Ende zu kommen. Habe es auch lieber, wenn ich dabei nicht alleine bin. Habe dann nicht das Gefühl, Zeit zu verlieren. Ist sowieso eine meiner größten Ängste.

Der Alltag der Arbeitswoche hat mich eingeholt. Kann komischer Weise klar trennen. In der Woche bin ich superstark, schaffe alle Herausforderungen, bin mutig, bin ein guter Schauspieler. Am Wochenende, in arbeitsfreier Zeit oder im Urlaub bin ich depressiv.

Nun habe ich aber das gute Gefühl wirklich in die Woche mitgenommen und versuche es zu konservieren. Besuche jeden Tag meinen Vater im Krankenhaus. Ist 80. Hatte Schlaganfall vor 4 Wochen, ist nun Schwerstpflegefall. Wie das Schicksal so spielt. Bin in einem Projekt im Ruhrgebiet unterwegs und dann wird mein Vater im „gleichen“ Ort ins Krankenhaus eingeliefert.
Ich besuche ihn gerne, auch wenn unser Verhältnis eher distanziert war. Unsere Mutter war sehr dominant (ist vor 3 Jahren gestorben) und hat ihn das ganze Leben stark in die Defensive gedrängt. Ich besuche ihn gern, er erkennt mich, hält meine Hand und freut sich. Für mich sicher im Unterbewusstsein eine zusätzliche Last, die ich aber gerne trage. Dienstags bis freitags Projektarbeit und Krankenhaus. Dann Rückreise nach Hause.

Das Hin und Herr macht mich eher krank. Das Leben im Hotel aus Koffern. Anzug und Krawatte tragen. Aber ich arbeite an der Lösung. Am 19. mache ich den nächsten Schritt. Einen mir angebotenen interessanten Vertriebsjob habe ich heute abgelehnt. Gegen meinen aufkeimenden Ergeiz, für mich. Ich habe eine klare Strategie und in diesem Rahmen einige Meilensteine definiert. Das Ziel kenne ich nicht so genau aber ich weis, ich bin unterwegs zu mir selber.

Liebe Grüße.... Peer
Anita2
Beiträge: 408
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Anita2 »

Hallo lieber Peer,
ich sehe es nicht als einseitige Sache. Ich freue mich, wenn ich mich mit dir austauschen kann. Ich freue mich über dein Vertrauen zu mir.

Natürlich drücke ich euch die Daumen, ja euch, auch wenn dein Sohn locker ist...., wünsche ich euch beiden Glück. Ich werde Morgen an euch denken und wünschen, dass es gut läuft.

Na ja, so groß ist mein Garten nicht. Es sind Rabatte mit vielen Blumen.

Ja die Zeit, sie läuft und läuft und ich denke manchmal ich habe viel Zeit verschenkt und dann läuft sie mir auch noch davon. Ich sage mir dann immer, die Zeit läuft für alle "real" gleich schnell.

Ich finde es schön, wie Du dich jetzt entscheiden konntest und nun auch bereit bist es so durchzuziehen.
Da zeigst Du sehr viel Entschlossenheit und Stärke.
Mit den Wochenenden Urlaub und so wird wohl die Aufgabe deiner Therapie werden.

Im Internet ist unter http://www.tkakoeln.de/seiten/pdf/psych ... ession.pdf ein interessanter Artikel von Prof.Dr.Matakas "Zur Psychodynamik der schweren Depression und die therapeutischen Konsequenzen. Könnte zu deinem Thema passen.

Mit dem Schauspielen, dass kann auch ich sehr gut, so gut, dass selbst mein Therapeut (den habe ich heute nicht mehr) nicht bemerkte, wie schlecht es mir ging.

Eine Nonne, die täglich bei uns war, als mein Mann starb sagte einmal zu mir: Es gibt keine Zufälle, es sind Geschenke des Himmels.
Als ich nun die Geschichte von deinem Vater gelesen habe, viel mir dieser Satz wieder ein. Manchmal denke ich, da ist was dran. Ich finde es schön, dass Du dir die Zeit mit deinem Vater nimmst. Natürlich ist es eine Belastung seinen Vater so hilflos zu sehen und auch der Abschied wird dir so schon sehr bewusst gemacht.
Es wird im Nachhinein eine gute Zeit für dich sein und die Erinnerung daran kann dir niemand nehmen. Versuche die Zweisamkeit und die Dankbarkeit deines Vaters für dich zu konservieren und dieses gute Gefühl im Vordergrund zu behalten.

>Ich weiß was ich nicht will, was ich möchte weiß ich noch nicht<
Es ist auch gut zu wissen was man nicht mehr will, in der Umsetzung kommt das was man möchte dann zu Tage.
Die beste Reise ist die Reise zu sich selbst, um glücklich zu werden. Ich denke, glücklich zu sein, dass ist unsere Aufgabe in unserem Leben.
Nur wer mit sich selbst im Reinen ist kann auch andere Menschen glücklich machen.
Bleibe auf deinem Weg und Du wirst dich finden. Du wirst feststellen, Du bist gut so wie Du bist, weil Du bist!
Alles was dich belastet kannst Du abwerfen und dein Leben wird vollkommen neu, bewusster und auch leichter sein.

Wenn Du möchtest werde ich dich hier auf dem Weg begleiten. Ich würde mich freuen.


„Daumendrückend“
Liebe Grüße
Anita
Clown
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von Clown »

Hallo Peer,

jetzt, wo ich bei Anita das Zitat der Nonne sehe, fällt mir doch ein Parallele zum Peer Gynt ein: Er begleitet seine sterbende Mutter in den Tod, auf eine so wunderbare, liebevolle Art und Weise, dass man spürt, hier ist der Peer, der sich ein Leben lang suchen wird, seinem 'Selbst' für einen Moment sehr nah.

Es berührt mich, was du von den Besuchen bei deinem Vater erzählst. Was da zwischen euch ist, kommt mir sehr kostbar vor.

Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Hallo lieber Clown, ist wohl leider etwas nüchterner. Doch nicht wirklich das Schauspiel mit klar herausgearbeiteten Rollen und großen Gefühlen.

Die Distanz zu meinem Vater war immer sehr groß. Ich stehe ihm auch jetzt nicht sehr nahe. Es ist wohl nur ein Teil meiner trostlosen egoistischen Rolle auf dieser Welt. Ich fühle mich einfach in der Verantwortung und ich nehme eine ganz physische Last auf, weil ich mich selber dazu antreibe. Nichts Selbstloses, keine unendliche Liebe, kein wirkliches wahrhaftiges Trost spenden wollen!

Einfach nur ein großer Egoist, der mit seinem Leben nicht klarkommt, kaum wirkliche Gefühle für andere hat und sich anmaßt, alle Verantwortung der Welt tragen zu müssen.

Viele Grüße ... Peer

P.S. Sorry, ich wollte nicht grob sein, nur sehe ich mich nicht in so strahlendem Licht!
pinky1954
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Re: Am Ende meines Weges.....

Beitrag von pinky1954 »

Liebe Anita, das Vorstellungsgespräch ist gut gelaufen. Mein Sohn hat die Chance, im April ein Praktikum zu machen. Stellt er sich gut an und macht seinen Führerschein endlich, bekommt er die Lehrstelle. Gutes Unternehmen, gute Ausbildung, gute Perspektive. Es liegt also an ihm selber.
Leider hat er mich nicht angerufen. Keine Vertrauensbasis zwischen uns. Meine Frau hat aus zweiter Hand berichtet. Und dann musste sie wieder mal 2 Kiffbrüder rauswerfen. Wie eine Sinuskurve. Ein unendliches Auf und Ab.

Ich bin glücklich ... ich bin verzweifelt. Was kann ich denn da noch tun?

Mein Garten ist schon sehr groß. Es belastet mich, dass ich sowenig Zeit habe. Ich bin fürchterlich ordentlich (mütterlicherseits vorbelastet) und meine Zeit reicht nicht aus. Was schön sein könnte, wird zur Qual! Ist das nicht verrückt, dass Dinge, nach denen viele streben, für andere an Bedeutung verlieren.
Ich sagte es schon, ich hab viel erreicht, doch nichts gewonnen. Kann mich am Augenblick nicht mehr freuen, plane in eine Zukunft, die immer kleiner wird. Hilfe, wo bleibt meine Zeit?

<<Suche Glück in der Zukunft und übersehe den Augenblick. Oder vielleicht doch nicht?
Kannst du dir vorstellen, du kommst nach einem anstrengenden stressigen Tag nach Hause. Du steigst aus dem Auto. Es ist Sommer. Noch hell und es war sehr heiß. Die Kleider kleben am Leib. Du sitzt auf der Eingangstreppe. Alles fällt von dir ab. Der Stress entgleitet und du spürst die angenehme Kühle des Abends auf deiner Haut. Alles ist ruhig. Vielleicht schneidet ein Nachbar im grauen Kittel seine Hecke. Die Friedlichkeit des Augenblicks lässt dich für kurze Zeit die Möglichkeiten des Glücks erahnen.
Das geht mir seit Jahren nicht aus dem Kopf. Ist der einzige Moment, den ich schon in meiner Vorstellung genießen kann!>>

Die Zeit läuft natürlich für alle (real) gleich. Aber auch beim Wetter sprechen wir mittlerweile von gefühlter Temperatur. In meinem Ergeiz lebe ich so schnell, dass ich alle überholen will.

Gläubig bin ich nicht. Mein Leben muss ich mir jeden Tag neu erarbeiten. „Gott ist mit den Tüchtigen“, "hilf dir selbst dann…" (trifft eher zu). Trotzdem bin ich verzweifelt mit dem Gedanken, dass ich die Lebenszeit, die mir gegeben ist, nicht sinnvoll gestalten kann. Was kann ich denn als Guthaben anführen, wenn ich gefragt würde, was ich mit meinem Leben angefangen habe? Habe gearbeitet und Geld verdient, immer einen ordentlichen Garten, immer ein sauberes Auto, (haha)?
Welche Leistungen oder Bemühungen zu solchen habe ich gemacht, um einem ganz bescheidenen Beitrag zu einer besseren Welt einzubringen? Als Ingenieur würde ich sagen, ein sehr geringer Wirkungsgrad. Energieverschwendung!

Keine Sorge, Anita. Die positive Grundstimmung hält vor. Die Perspektive bleibt. Nur immer erste kleine Schritte tun. Die aber konsequent. Muss aber irgendwann das ferne Ziel definieren, damit ich nicht in falscher Richtung unterwegs bin.

Habe nun einen trostlosen Abend im Hotelzimmer verpasst. Hab ihn dir hier einfach weggeschrieben.

Liebe Grüße, Peer
P.S. Für den Artikel hatte ich noch keine Zeit, meine Kommentare reiche ich nach. Das ist sehr schwere Lektüre!!!
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