Woran glaubt ihr?

DownUnder
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von DownUnder »

Hallo Clown,


um an die Liebe glauben zu können, muß man sie spüren können....Auch ich habe das lange nicht mehr gekonnt.Wichtig für mich war, Liebe für mich zu definieren oder überhaupt mal darüber nachzudenken was ich erwarte von diesem Gefühl,von einem Leben in dem ich liebe(was mir auch heute noch oft schwer fällt)und geliebt werde(und es dann auch zulassen kann).
Dabei ist mir dann klar geworden, das ich mir unter Liebe viel zu viel vorgestellt habe und die Enttäuschung-wie sooft in meinem Leben-schon vorprogrammiert war.Dadurch habe ich mir immer wieder ein Loch gegraben.
Heute sehe bzw fühle ich die Liebe in kleinen Dingen-ein Lächeln meiner Kinder, ein ausgiebiges Telefonat oder auch einen schnellen Kaffee mit einer Freundin,eine Karte in meinem Briefkasten,wenn die Sonne scheint...etc
Durch den Aufenthalt in einer Klinik letzten Sommer habe ich zu meinen Gefühlen zurückgefunden und angefangen mich selbst wichtig zu nehmen und zu pflegen.
Die Depressionen sind noch nicht vorbei,aber die Liebe hat wieder einen Platz in meinem Leben und zwar in allererster Linie die Liebe zu mir selbst.
Meine Ehe ist dadurch noch nicht viel besser geworden und ich weiß nicht wie es mit dieser Art Liebe weitergeht,aber ich habe einen Mäuseschritt in die richtige Richtung getan.

"Liebe Dich selbst und heirate wen Du willst"

Ich wünsche Dir,daß Du zu Deiner Liebe zurüchfindest

Herzlichst Beate
Clown
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Clown »

Liebe Edel,

ich hoffe, die Antworten wegen des Glaubens an die Liebe bringen auch dich weiter, oder interessiert dich diese Frage etwa nicht so?
Deine Frage hat bei mir jedenfalls sehr viel ausgelöst, ich bin meiner riesigen Enttäuschung wieder begegnet, und ich frage mich, ob du das gerade auch sehr spürst, eine große Enttäuschung über ...alles? ... manche Menschen? ... so dass in dir die Frage nach dem Glauben überhaupt aufgetaucht ist.

Liebe Beate (aus DownUnder? )

"um an die Liebe glauben zu können, muß man sie spüren können" ...
bzw. dem vertrauen können, was man spürt, möchte ich ergänzen.
Da liegt bei mir der Hund begraben, aber gewaltig!

Ganz klasse finde ich diesen Satz von dir:
"Wichtig für mich war, Liebe für mich zu definieren oder überhaupt mal darüber nachzudenken was ich erwarte von diesem Gefühl, von einem Leben in dem ich liebe..."
Diese Anregung wird mich noch eine Weile beschäftigen, ich danke dir dafür!

Ich wünsche dir, dass aus den Mäuseschritten auch mal Katzendäperle (Achtung, schwäbisch ) werden, mit ab und zu mal einem Satz nach vorne (wenn Katze die Maus erwischen will ) und ich werde es genauso probieren.

Die Richtung hast du auch schon klar genannt: Um das Zurückfinden zur Liebe geht es, denn als Säuglinge hatten wir sie im Übermaß und grenzenlos für die ganze Welt.

Nur das mit dem Heiraten, das lass ich wohl lieber...

Wieder sehr viel frohere Grüße von Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
albert
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von albert »

Hallo Clown,

in einigen deiner Aussagen kann ich mich wieder erkennen. So im Wort von der Enttäuschung und in deiner Anrede.
Vor drei Jahren war ich bei einer Familientherapeutin und habe mit ihr mein Beziehungsproblem aufgearbeitet. Mir hatte vorher schon ein anderer Therapeut gesagt, dass ich jedes Mal in die gleiche Situation geraten war. Beziehungsfalle ist ein anderer Ausdruck. Entsprechend groß habe ich das Wort Enttäuschung geschrieben.
Eines Tages kam ich in die Lage, dass ich mich einschränken musste, und habe die aktive Suche nach einer Partnerin eingestellt. Das gilt auch heute noch, weil ich in der jetzigen beruflichen Situation immer noch sehr angespannt bin.
So ist wenigstens dieser Druck mal weg und ich kann mir das Beziehungsproblem entspannt ansehen.
Am Ende als der Kontakt zu dieser Therapeutin wieder beendet war, habe ich sie wenigstens als guten Geist bewahren können; sie ist heute mein Schutzengel.

Kurz danach bin ich in ein Wochenendseminar gegangen zur Seelenrückholung. Ich konnte mich nicht recht begeistern, wie die anderen Teilnehmer da ihre Schlechtigkeiten rauswürgten; aber kurz vor dem Ende sagte L. zu mir, er würde noch mal für mich reisen, und nach einem verlorenen Seelenteil suchen. Tatsächlich fand er einen Dreijährigen, der nicht mitkommen wollte. Nach dem Seminar habe ich mich schleunigst in die Traumreise aufgemacht, den Schutzengel gebeten mitzukommen und den Dreijährigen gesucht. Zu zweit haben wir ihn geholt und in die Obere Welt gebracht, wo die Therapeutin als mein guter Geist ihren Sitz hat und dort vergnügte sich der Kleine auf dem Schoß der Therapeutin wie das kleine Kinder so tun. Mir kam es vor, als würde ich ein Bedürfnis aus der Kindheit nachholen.
Das war mein Weg, den Glauben an die Liebe wieder zu erlangen.
Ich kann hier nur mein eigenes Erleben schildern. Wieweit das bei anderen Menschen Parallelen hat, kann ich nicht wissen.
Für mich war es ein langer Weg, aber er hat sich gelohnt, ich kann jetzt das Problem entspannt ansehen.
Ich habe auch gelernt, mir das näher zu betrachten, was unter Liebe verstanden wird und gemerkt, dass ganz verschiedene Aspekte darin enthalten sind.
Als Ergänzung möchte ich nur aus dem Posting von Beate zitieren:
<<<um an die Liebe glauben zu können, muß man sie spüren können....Auch ich habe das lange nicht mehr gekonnt. Wichtig für mich war, Liebe für mich zu definieren oder überhaupt mal darüber nachzudenken was ich erwarte von diesem Gefühl, von einem Leben in dem ich liebe(was mir auch heute noch oft schwer fällt)und geliebt werde(und es dann auch zulassen kann).>>>
Und dann denke bitte auch an das Beispiel von Maggy, womit eine Lawine in Gang gesetzt werden kann.

Alles Gute wünscht
Albert

PS: ich hoffe, dass ich richtig verbessert habe
Clown
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Clown »

Lieber Albert,

danke für deine Geschichte und deine aufbauenden Worte.
Und du, ich habe alles verstanden, was du geschrieben hast! (Zumindest bilde ich mir das ein )
Deine persönliche Geschichte ist halt doch was anderes als Kant, dieser dumme Frauenfeind.

Viele Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
albert
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von albert »

Hallo Clown,

Das tut mir leid, dass ich den falschen Aufsatz mit nach Backnang geschleift hatte.
Die Auswahl ist so groß.
Wie oben gesagt, es ist nur mein eigenes Erleben. Seinen Weg muss ein Mensch selbst suchen und finden.
Viel Erfolg auf deinem Weg wünsche ich dir und allen anderen.
Herzlichen Gruß
Albert
BeAk

Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von BeAk »

Lieber Albert,

danke für die Blumen, ich reiche sie weiter an Beate, denn sie hat diese Blumen verdient und auch meine volle Zustimmung.
albert
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von albert »

Entschuldigung wegen der Verwechslung
Gruß Albert
Edeltraud
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo,

vielen lieben Dank für das reichhaltige Feedback. Interessante Gedankenanstöße!

Seit Tagen warte ich auf die Power ein größeres Posting zu verfassen, manchmal bin ich auch etwas verpeilt, welches auf einige Beiträge näher eingeht und wenn ich sie denn hatte so nutzte ich sie anderweitig. Vielleicht hole ich es bei Gelegenheit nach. Geduld

Clown, der Glaube an die Liebe, das passt doch auch wunderbar hier rein, nur zu.

Herzliche Grüße
Edeltraud
tomroerich
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Edeltraud,

ich wollte auch was dazu schreiben aber im Moment fällt mir das irgendwie alles schwer. Mal sehen, was draus wird.

Glaube an Gott wurde genannt. Aber das ist ein Begriff, unter dem sich jeder vorstellen kann, was ihm beliebt und den jeder ge- und missbrauchen kann, wofür er will. Wenn man sich das, was dahinter steckt, in sein Leben holen will, dann sollte man nach etwas suchen, in dem man ein Wirken dieses Gottes finden kann und es sich immer und immer wieder anschauen.

Für mich ist das Entwicklung, auch Evolution, was das gleiche ist. Wennn es irgend etwas gibt, was es uns bei unvoreingenommener Betrachtung unmöglich macht, NICHT an Gott zu glauben, dann ist es sicherlich die Evolution. Aus einem gewaltigen Knall, aus heißem Gas und Naturgesetzen formten sich Galaxien in unfassbarer Anzahl mit ebenso unfassbar vielen Sternen. Aus einfachen Bausteinen entstand die ganze komplexe Fülle des Lebens und Bewusstsein, das heute danach fragt, wie das alles zusammenhängt, woher wir kommen und wohin wir gehen, was der Sinn unseres Lebens ist. Es ist, als ob Gott sich selbst erschafft im Lebendigen und auch im Leblosen und alles durchdringt, bis es wieder zum Ursprung zurückkehrt.
Auch jeder einzelne Mensch erlebt seine Evolution und ist wie eine Idee, die sich entwickelt. So, wie eine Tierart durch ständiges Scheitern an der Realität und immer neuer Anpassung das Allerbeste aus sich herausholt, so entwicklen sich Menschen auch durch ihr Scheitern aber beklagen es, weil sie nicht wissen, wie nötig das ist. Das wird erst klar, wenn man zurückschauen kann.
Niemand weiß zu sagen, wohin diese Entwicklung führt. Sicher ist nur, dass sie nicht stehenbleibt, dass sie sich in Richtung höherer Ordnung bewegt und dass es keinen Tod gibt- es gibt nur Verwandlung und Entwicklung. Dieses Prinzip ist überall lebendig für denjenigen, der hinschaut. Man darf darauf vertrauen, dass es für uns ganz genauso Gültigkeit hat und man kann daran glauben, dass das Leben, verglichen mit den winzigen Zeitspannen, mit denen wir uns beschäftigen, etwas unendlich Großes ist. Und dass Leben und Entwicklung nicht voneinander trennbare Phänomene sind.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Clown
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Clown »

Hallo Thomas,

daran glaubst du ... danke für deine Gedanken!

«....so entwicklen sich Menschen auch durch ihr Scheitern...»
Ja. Nur durch Scheitern?

«Niemand weiß zu sagen, wohin diese Entwicklung führt. Sicher ist nur, dass sie nicht stehenbleibt, dass sie sich in Richtung höherer Ordnung bewegt und dass es keinen Tod gibt- es gibt nur Verwandlung und Entwicklung. Dieses Prinzip ist überall lebendig für denjenigen, der hinschaut. Man darf darauf vertrauen, dass es für uns ganz genauso Gültigkeit hat...»

Hört sich für mich sehr richtig an, Thomas, auch tröstlich, und gleichzeitig erdrückt es mich fast.

Und jetzt schlafen gehen...was werden das für Träume

Gute Nacht!
Clown
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Eckhart Tolle
albert
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von albert »

Hallo Thomas,

darf ich mich äußern?
Du hast recht, dass der Begriff „Gott“ in allen möglichen Beliebigkeiten schillert, je nach dem Zweck, den einer will.

Dagegen stehen weiters in deinem Posting so manche Wunschvorstellungen. So, dass die Evolution eine Höherentwicklung sei. Es gibt aber Evolutionslinien, die halten auf dem gleichen Organisationsniveau oder vereinfachen sogar.
Eine Frage: was ist höhere Ordnung? Ist das definiert?
Elefanten haben eine komplexe Sozialordnung und eine sehr dicke Haut; besitzen sie auch eine höhere Ordnung aufgrund ihrer Sozialordnung oder aufgrund der dicken Haut oder aufgrund des größeren Individualgewichtes?

Wenn der Mensch wirklich ein Teil einer Höherentwicklung wäre, so ist daran bemerkenswert, dass er es fertig bringt, seine bisher erfolgreichste Evolutionslinie sich überschlagen zu lassen und andere Evolutionslinien erweisen sich als Sackgassen, nehme ich die Theorien über Kulturzyklen ernst.
Als Lebewesen habe ich meine Zeitspanne und ich stelle mir die Frage, worin ein Erfolg oder Scheitern in diesem Leben besteht. Sicher gibt es dafür unterschiedliche Sichtweisen.
Na gut, ich glaube, dass die Lüge existiert, seit es Leben gibt. Eine Tier- oder Pflanzenart kann auf Dauer nur existieren, wenn sie ihre Konkurrenten hinsichtlich der Resourcennutzung überlegen ist. Das ist eine Sache der Quantität und der Leistungsfähigkeit, sich das Gras von der Wiese einzuverleiben und daraus Energie zu gewinnen, um dem hungrigen Wolf davonrennen zu können. Mindestens genau so wichtig ist die Möglichkeit, den Konkurrenten zu täuschen zwecks eigenem Vorteil. Das nenne ich Lüge. Evolution besteht zu einem großen Teil aus Tarnen, Täuschen und Tricksen.
Das Täuschen gibt es auch innerhalb menschlicher Gesellschaften zwecks Erzielen von Vorteilen. Aber kann es sich auf Dauer durchsetzen? Eine Gesellschaft, in der nur getäuscht wird, kann auf Dauer nicht existieren. Zwischen den Mitgliedern muss es Vertrauen geben, einen Glauben auf Gegenseitigkeit. Die Familien und Gruppen, aus denen eine menschliche Gesellschaft besteht, sind darauf angewiesen, koordiniert zu arbeiten, dazu müssen sie einander vertrauen. Der gemeine Soldat, der kleine Beamte und der Sachbearbeiter in der Firma, sie alle vertrauen ihren Vorgesetzten in absolutem Gehorsam.

Fraglich wird es, wenn zu viele Gruppierungen existieren und diese ein Eigenleben entwickeln, dann wird der Glaube an das Gute im Menschen und der Glaube an den Zweck ihrer Gesellschaft Schaden nehmen: solch eine Gesellschaft fällt auseinander.
Deshalb frage ich, ob es möglich ist, die verschiedenen Gruppierungen in einer menschlichen Gesellschaft unter einen Hut zu bringen. Ich meine, das ist nur möglich mit einem gemeinsamen Glauben an ein Ziel und ein Glauben an die Liebe der Menschen zu einander.
So, damit bin ich hoffentlich wieder am Ausgangspunkt dieses Threads beim ersten Posting von Edeltraud.
Für heute reichts mir, vor Mitternacht ist Schluss zu machen.
Morgen geht’s weiter: was ist Scheitern, kann Scheitern zum Erfolg führen?

Liebe Grüße
sendet dir und allen
Albert
HappyEnd
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von HappyEnd »

Hallo Thomas,

geht es Dir gut?

Auch wenn Du mich schon wieder hirntot gekriegt hast mit Deinem schönen Aufsatz - etwas hat Resonanz in mir gefunden: "so entwicklen sich Menschen auch durch ihr Scheitern aber beklagen es, weil sie nicht wissen, wie nötig das ist. Das wird erst klar, wenn man zurückschauen kann."

Das empfinde ich auch so. Es ist wirklich not-wendig, hinzufallen, um wieder aufstehen zu können, aus dem "Umfall" zu lernen und in Zukunft genauer auf den eigenen Weg und seine ureigenen Hindernisse aufzupassen, und vor allem auch seine Schönheiten zu entdecken. Auch wenn ich lieber nicht gefallen wäre, weil es schließlich Schmerzen (manchmal auch unerträgliche oder tödliche) verursacht, festigt es meinen Glauben an meine eigene Kraft, wenn ich dabei nicht umgekommen bin, sondern es im besten Fall habe meistern können - und es haben vielleicht auch Menschen meinen Weg gekreuzt, die mir beim Aufstehen geholfen haben, meine entstandenen Wunden vielleicht zum Heilen "animieren" konnten.

Und wenn der Umfall ganz schlecht für mich lief? Dann bin ich im Zweifelsfalle gestorben und kriege eine neue Chance im nächsten Leben, daran glaube ich jedenfalls. Und darum gebe ich auch nicht auf - egal, wie schwer es kommt, das ist meine Lebens-(Schul-)aufgabe, die mir meine eigene Evolution aufgibt, und in der kann ich problemlos Klassen wiederholen, soviel wie ich brauche und bis ich's kapiert habe.

Und wofür dann die ganzen Wiederholungen und Umwege und Rückschläge und Schicksalsschläge und watt weiß ich noch gut waren, das sehe ich wirklich erst in der Rückschau - niemals, oder zumindest höchst ungenau, wenn ich mittendrin bin. Und trotzdem nehme ich mir das Recht heraus, das Schicksal zu beklagen, wenn der Schmerz mich zu heftig peinigt - denn dann darf ich alles tun, was hilft, mich besser zu fühlen und die Verantwortung für einen Moment mal ans Schicksal abzuschieben

Und noch was fällt mir ein - meine schlimmsten Schmerzen bisher möchte ich nie nie nie nie nie wieder erleben - aber ich möchte sie aufgrund ihrer ihnen innewohnenden Lehre um nichts in der Welt missen. Und wenn ich sie doch nochmal wiederholen muß, weil ich etwas nicht begriffen habe - na gut, ich vertraue darauf, das nächste Mal mehr Kraft zu haben, um besser mit ihnen umgehen zu können.

Mein Glaube mutet mich manchmal an wie ein Kinderglaube, und ist entsprechend "wissenschaftlich unfundamentiert" - aber er hat mich nie im Stich gelassen, und er ist flexibel genug, sich an meine neuen Erfahrungen anzupassen und sich weiterzuentwickeln. Amen

Liebe Grüße an Dich und alle anderen Gläubigen und Ungläubigen.

das HappyEnd
HappyEnd
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von HappyEnd »

Hallo Albert,

Du schreibst: "Wenn der Mensch wirklich ein Teil einer Höherentwicklung wäre, so ist daran bemerkenswert, dass er es fertig bringt, seine bisher erfolgreichste Evolutionslinie sich überschlagen zu lassen und andere Evolutionslinien erweisen sich als Sackgassen, nehme ich die Theorien über Kulturzyklen ernst."

Wie wär's mit Schicksal vs. freier Wille? Der freie Wille führt einen doch oftmals in Sackgassen, und trotzdem - man lernt doch gerade daraus? Erfolg heißt für mich jedenfalls nicht "Siegen um jeden Preis", und ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, daß am Ende der sogenannten Höherentwicklung womöglich ein bärtiger alter Mann im Weisenkittel steht, der Pokale für die erfolgreichste Evolutionslinie verteilt.

Aber ich kann mir vorstellen, so wie ein Kind auch immer wieder hinfällt, wenn es laufen lernt, daß der Erfolg nicht im Ziel besteht - dem Laufenkönnen -, sondern im Weg - aus vollem Herzen innerlich zu fluchen, wenn's nicht klappt (können so kleine Kinder das schon?), zu weinen, zu verzweifeln, schwermütig zu werden, und es doch immer wieder zu versuchen und sich über jeden gelungenen Schritt zu freuen? Versuch macht klug. Nur das, was ich aus eigenem Scheitern erkennen konnte, habe ich WIRKLICH gelernt - alles andere scheint mir mehr wie auswendig gelernte Theorie, von der ich selbst zwar auch noch einiges auf dem Kasten habe, die mir meine zukünftigen Praxiserfahrungen aber wahrscheinlich auch noch "näherbringen" wird.

Alles fließt, und meistens nicht die gerade Linie zum Erfolg runter...

"Mindestens genau so wichtig ist die Möglichkeit, den Konkurrenten zu täuschen zwecks eigenem Vorteil. Das nenne ich Lüge."
Und ich Überlebenskampf aus Selbsterhaltungstrieb, zumindest im Tierreich. Und ich bin sogar so gutgläubig, wenn ich im Beruf oder im Privatleben eine solche Täuschungskoryphäe treffe und erkenne, ihm oder ihr zumindest zuzugestehen, daß er/sie glaubt, daß er/sie so handeln muß, um sein/ihr Überleben zu sichern, auch wenn es nach außen hin vielleicht nicht so aussieht. Ob er/sie sich mit seinem Verhalten auf Dauer glücklich macht oder glücklich ist? Weiß ich nicht, ist auch nicht mein Bier.

"Zwischen den Mitgliedern muss es Vertrauen geben, einen Glauben auf Gegenseitigkeit." Empfinde ich auch so. Aber wenn dieses Vertrauen vielleicht schon im Babyalter das erste Mal und dann vielleicht noch öfter ent-täuscht wird, dann ist es echt schwer, dieses Vertrauen auch weiterhin zu haben. Ich glaube aber auch, man muß dieses Vertrauen und diesen Glauben auf Gegenseitigkeit TROTZ der Enttäuschungen wahren können, denn nur dann sind sie auch echt, alles andere ist "die Welt unter meinen Bedingungen sehen". Und die Welt besteht aus beidem - enttäuschten UND erfüllten Erwartungen, und ich habe immer eine 50/50 Chance.

"Der gemeine Soldat, der kleine Beamte und der Sachbearbeiter in der Firma, sie alle vertrauen ihren Vorgesetzten in absolutem Gehorsam."
Na, da solltest Du mal meine Chefin fragen. Und blühende Gerüchteküchen, besonders in Krisenzeiten, zeugen m.E. auch nicht gerade von Vertrauen und absolutem Gehorsam.

"Ich meine, das ist nur möglich mit einem gemeinsamen Glauben an ein Ziel und ein Glauben an die Liebe der Menschen zu einander."
Und ich glaube an die Vielfalt in der Einheit. Wie kann ich beispielsweise in einer Gesellschaft aus 80 Mio Menschen einen "gemeinsamen Glauben" finden? Es geht immer nur der kleinste gemeinsame Nenner, sieht man ja schon daran, daß die Regierungsmannschaften doch immer mal wieder wechseln.

Ich denke mir, wenn ich für mich selbst sorgen kann oder zumindest ansatzweise lerne, das zu tun, dann tu' ich das (unbewußt und auch unbeabsichtigt, das kannste mir glauben) auch für die Gesellschaft, weil ich ihr dann "nicht zur Last falle" wegen meiner Depression. Das kann man bestimmt auch spirituell noch weiter entwickeln, aber das kann Thomas sowieso besser ausdrücken.

Ich hoffe, ich bin Dir nicht auf den Schlips getreten, aber irgendwie reizen Deine Thesen meinen Widerspruchsgeist. Nichtsdestotrotz sende ich Dir und allen anderen Zweiflern allerherzlichste Grüße.

das HappyEnd

P.S.: Mich fasziniert dieser scheinbare Widerspruch ungemein, der sich daraus ergibt, daß der freie Wille, je näher er sich dem Schicksal angleicht, einem eine Unmenge von Freiheiten eröffnet, die man vorher wegen seiner permanenten Läufe in "frei-willige" Sackgassen gar nicht gesehen hat...
albert
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von albert »

Hallo HappyEnd,

ich bin gerade in einer Zwischenlage, schreibe in einer Unibibliothek, mein PC ist wegen Softwareproblemen zur Überholung beim Fachmann. Morgen vormittag werde ich ihn voraussichtlich wieder abholen können. Aber jetzt möchte ich meine Mittwochnachmittagstermine wahrnehmen und werde mir dann einige Gedanken mehr machen. Ich finde, zwischen dem, was bisher in diesem Thread steht, besonders bei dir und bei Thomas gibt es durchaus gemeinsame Standpunkte in wichtigen Fragen. Das Trennende sollte an den Rand gestellt werden. Ich will mir etwas Zeit nehmen, die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Ich sehe das wohl nur aus anderen Blickwinkeln. Die fraglichen Dinge sind aber in diverser Literatur längst vorhanden, müssen nur hochgeholt und zusammengestellt werden.
Bis denne
mach ich noch ein paar Mäuseschritte und wenn es gut geht auch ein Katzendepperle.

Herzlichen Gruß
Albert

Sorry Clown,
ich guck nicht lang,
ich schreib einfach nach dem badischen Gefühl
Colin
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Colin »

Da passt doch auch ebenso wunderbar die Jahreslosung:
"Ich lasse dich nicht fallen,
ich verlasse dich nicht. (Josua1,5)

Liebe Grüße und Gottes Segen
Colin
Colin
maggy
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von maggy »

Hallo Colin,

gefällt mir gut Deine Homepage, besonders die Fotos von und mit Bärbel.
In der URL ist allerdings ein Fehler:
1 Bindestrich zu viel.

Liebe Grüße
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Clown
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Clown »

«Katzendepperle»
Ach soo schreibt man das

Konferenzgeschädigte Matschbirnengrüße von Clown

@ Colin: Mir fällt dazu noch ein:

Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Edeltraud
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Edeltraud »

Mal eine blöde Frage:
Stand da nicht was von Werbung unter:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1047555920
tomroerich
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von tomroerich »

Lieber Albert,

man kann nicht in jedem Fall definieren, worin höhere Ordnung besteht und es gibt auch Rückbildungen, das ist klar. Aber mir ging es ums Gesamtbild, der Entwicklung aus chaotischen Zuständen hin zu weit höherer Organisation. Das ist unverkennbar und nicht wegzudiskutieren, es sei denn, man wollte bestreiten, dass Menschen höher organisiert sind als Amöben.
Was den Menschen betrifft, so erscheint es mir sehr plausibel zu behaupten, dass die Kräfte der Evolution in ihm ein Wesen hervorgebracht haben, das fähig ist, die Prinzipien zu verstehen, die hinter all dem stecken. Der weitere Verlauf der Entwicklung der (Erden)Welt wurde dadurch unglaublich beschleunigt und die Evolution ging durch diesen Schachzug einen ganz neuen Weg. Die Evolution liegt nun zum großen Teil in unseren Händen , wir sind das Schicksal dieser Welt. Soll es ein gutes Schicksal sein, müssen wir die Evolution in uns selbst weiterführen. D.h. wir müssen uns selbst entwickeln, jeder für sich und alle gemeinsam.

Das allergrößte Missverständnis im Zusammenhang mit der darwinistischen Lehre entstand dadurch, dass die Durchsetzungsfähigkeit des "Tüchtigeren" erhoben wurde zu einem Recht des Stärkeren, doch immer noch leben viele nach diesem Irrtum. So war es nie gemeint und es ist grundfalsch, Darwin würde sich im Grabe umdrehen. Tüchtig ist derjenige, der die Probleme seiner Umwelt erfolgreich löst und ein Arrangement mit ihr findet (wie die Milbe, die in unserer Matratze von unseren Hautschuppen lebt, das ist clever ). Das ist erfolgreiche Evolution und jeder von uns steckt genau in so einem Prozess, jeder ist in seiner ganz persönlichen Evolution begriffen. Für den Menschen gilt, dass er für sich selbst eine eigene Welt bildet und eine unverwechselbare, eigene Beziehung zur Außenwelt hat, die ihm seine Lebensumstände vorgeben. Ganz anders als bei einem Tier, das vor allem den Gesetzmäßigkeiten seiner Art folgt und nicht eigenen, individuellen. Bei Menschen geht es immer weniger um den Lebenskampf als Überlebenskampf (ich weiß, für viele gilt es immer noch) sondern immer mehr darum, sein eigenes Leben zu gestalten und Dinge in die Welt zu bringen, die es so vorher nicht gab. Das macht uns zu so unblaublich wertvollen Wesen, obwohl der Kosmos gleichzeitig prima auf uns verzichten könnte.

Man darf nicht nach dem Zweck fragen, denn Leben erfüllt keinen Zweck. Zu sein und nicht zu leiden- mehr muss man nicht als Sinn im Leben ansehen, um es als sinnvoll betrachten zu können.

Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Edeltraud
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Edeltraud »

Ich blättere mal um zu Teil II, aus Rücksichtnahme auf User mit analogem Anschluß.
Bitte dort weiterschreiben:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1138210874
Antworten