Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

heike56
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von heike56 »

Hallo Wolfgang, ich bin selber sehr lange schon depressiv. Ich nehme ständig Medikamente ein, und kann gut leben so. Ich kenne es selber, dass man in der Depression Zustände unerträglich findet und sie beseitigen möchte. Und mir geht es ein bißchen wie deiner Frau, wenn ich aus der Phase raus bin, sehe ich die Situation viel gelassener und distanzierter, und kann einige Dinge nicht mehr nachvollziehen. Es bleibt natürlich die Frage, ist nicht auch ein wenig Wahrheit an dem, was ich in der Depression durch meine Dünnhäutigkeit so übersteigert erlebe. Sollte ich nicht schauen, ob ich in der "gesunden" Phase nicht doch etwas verwirklichen möchte. Das ist für dich jetzt vielleicht keine Hilfe. Aber ein Satz, der für mich immer sehr wichtig war, wenn es mir schlecht ging: Entscheide NIE etwas wesentliches so lange die Krankheit anhält. Nachher könnte man es bereuen, weil die Welt eben danach wieder so anders aussieht. Alles Gute wünscht Heike56
Heinz - Leo Laturell
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Wolfgang, ich heiße Heinz - Leo und es brennt mir in den Fingern Dir zu anworten. Ich habe nie sp recht gewußt, oder es wahrhaben wollen, dass ich unter einer Form der Depression leide. In den vielen Jahren habe ich immer wieder nach einer Ursache dafür gesucht, dass es mir so elend ging. Ich will versuchen all die Ursachen einmal auf zu zählen. In 12 Jahren war es 9 x mein Beruf, also immer Arbeitsplatz - und Tätigkeitwechsel, ich weiß nicht wieviel mal meine Frau, 2x der Nachbar, hundert mal oder mehr das Wetter, 12 mal derkalte und drübe Winter, nur um einige Ursachen oder Gründe zu nennen. Nicht zu vergessen so manche bösen Menschen, die mir nur immer Ärger bereiten wollten. Ich habe sogar einmal ohne Familie meine Heimat verlassen, weil ich dachte in einer anderen Stadt, so ganz alleine, nervt mich nichts mehr. Das Problem war, dass ich überall, wo ich auch hinging, mich immer wieder selbst mit nahm. Dann habe ich Therapien gemacht und festgestellt, dass es in meinem Leben, in meinem Verhaten, in meinen antrainierten Mustern Ecken gab,die ich begradigen mußte. Ich fing an, zunehmend an mir zu zweifeln, nciht machte ich mir selbst gut genug, hinterfragte jeden und alles. Von Außen betrachtet wirkte ich auf die Menschen in meinem Umfeld, launig, arrogant, egoistisch, unberechenbar. Nach über 12 Jahren verschiedener Diagnosen, verhehrender Schuld - und Schamgefühle, unkontrollierbaren Wutausbrüchen und langen Heulattacken, wird mir endlich deutlich, was da bei mir abgeht. Für Depressionen gibt es so viele unterschiedliche Ursachen und Gründe, dass sie kaum zu fassen sind. Manchmal ist es ein Zusammenspiel von Angeborenem und Anerzogenem. Ich hatte obwohl ich verheiratet bin über 12 Monate eine sehr erotische Zweitbeziehung. Aber an meinem Zustand hat sich nichts geändert. Wie sollte auch, Medikamente habe ich verweigert und statt dessen ging auf Ursachenforschung. Niemand wird Dir genau sagen können, warum Deine Frau immer wieder an Depressionen leidet. Trägt sie noch aus den Jahren ihrer Kindheit ungelöste Probleme mit sich herum, sind es möglicherweise hormonelle Schwankungen, ist es eine Hirnstoffwechselstörung, wer wird das je wissen. Trotz allem, scheint diese schwere Erkrankung auch heilbar , wenn manchmal auch nur im Sinne der Erleichterung. Depressive sind egoistisch? Ich weiß nicht was an Egoismus so schlecht sein soll. Sie sind eher egozentrisch, glauben das die Welt sich nur um sie dreht, haben einen veränderten Blickwinkel, sind leicht kränkbar, beziehen alles auf sich. Ich weiß, dass bei mir in den schlimmsten Phasen nichts und niemand eine Chance hatte an mich heran zu kommen. Es schmerzt Dich als Ehemann und auch sicherlich Deine Kinder, aber ich sehe aus meiner Perspektive weniger düster für Dich,als Du´s jetzt tust. Entscheidungen ineiner Depressiven Krise sind eher als Kurzschlußhandlung zu bezeichnen, denn als wirklich endgültige. Ich spüre regelrecht die Ver - zweiflung Deiner Frau bei dem Griff nach jedem Strohhalm, der an ihr in diesem untiefen Wasser der Depression vorbei kommt. Ich weiß, dass es wohl nichts tröstlichen hat, was ich hier aus meiner persönlichen Erfahrung heraus schreibe. Aber vielleicht genügt Dir die Einsicht in das Fühlen und Denken eines Depressiven zum Trost. Übrigens glaube nicht, dass das etwas mit verrückt sein im landleufigen Sinne zu tun. Es ist eher ein Zustand des Entrückens aus einer sogenannten Normalität, was nichts Entgültiges hat. Ich weiß um Deine eigene Verzweiflung, die Du zum Ausdruck gebracht hast. Ich wünsche Dir die Kraft durch diese schwere Zeit zu gehen. Heinz - Leo
martinus
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Beitrag von martinus »

Hallo, Heinz-Leo Vieles von dem, was Du da über Dich schreibst, ist meiner Geschichte sehr ähnlich, wobei ich es für mich als besonders schwierig empfand- und immer noch empfinde- den Gedanken zuzulassen, das ICH depressiv bin. Vieleicht muß ich dazu noch erklären, daß ich von Beruf Krankenpfleger bin und etwa 15 Jahre in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen gearbeitet habe, diese Krankheit also auch gut von der anderen Seite - und in ihren schlimmsten Ausprägungen- kenne. Die Symptome bei mir selbst ( somatische Beschwerden ohne erkennbare Ursache, Leistungseinbrüche im Herbst und Winter, Stimmungsschwankungen, Suizidgedanken ohne konkreten Anlass, ständig wiederkehrende Spannungen mit meiner Umgebung, Rückzugstendenzen und den Verlust fast aller Freunde bedingt durch mein Verhalten) habe ich zwar wahrgenommen, konnte sie aber nie in einen Konkreten Zusammenhang mit der Diagnose Depression bringen, vermutlich auch, weil ich als Pfleger vieler Menschen mit der gleichen Erkrankung das Gefühl hatte, dagegen "immun" zu sein, oder weil ich geglaubt habe, mir könne "das" niemals passieren. Dieses von Dir beschriebene Flüchten kenne ich nur zu gut, immer wieder gab es Umstände, die mich dazu zwangen(?!), den Job zu wechseln in der Hoffnung, in der neuen Stellung würde es besser sein. War es anfangs auch häufig, doch dann begann wieder der alte Trott von Unzufriedenheit und dem Gefühl der Überforderung oder plötzlich auftretender somatischer Beschwerden. In der Konsequenz hat dies Verkennen oder besser Verdrängen meiner eigenen Situation jetzt dazu geführt, daß mein letzter Arbeitgeber meinen (befristeten)Arbeitsvertag nicht verlängern wollte, weil meine Leistungen nicht mehr seinen Vorstellungen entsprachen. So schmerzlich es auch ist, jetzt ohne Job zu sein, empfinde ich es aber momentan trotzdem als Erleichterung, weil ich nicht (mehr) dem Zwang unterliege, nach aussen eine Fassade aufrecht erhalten zu müssen. Auch hat dieser Rauswurf (ICH wurde gefeuert-nicht wie bisher: Ich wechsele die Stelle,weil es woanders besser ist...)mich gezwungen, über mich und meine Situation nachzudenken -und damit auch über die Gründe für den Rauswurf. Zum meinem Glück war mein Hausarzt in der Lage, aus meinen Symptomen die richtigen Schlüsse zu ziehen und mich zu überzeugen,eine Therapie zu beginnen, so daß ich mit Hilfe in der Lage bin, mein Leben neu zu ordnen und die Gründe meines Scheiterns aufzudröseln. Eine wichtige Rolle spielt dabei sicherlich auch meine Familie. Doch bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht schon durch mein Verhalten meine Ehe überstrapaziert habe, ob ein Neubeginn oder auch "nur" ein gemeinsames Bearbeiten der im Raum stehenden Probleme noch möglich ist. Ich wünsche mir, daß meine Frau bereit ist, es nocheinmal mit mir zu versuchen, trotzdem mache ich mich auch schon mit dem Gedanken vertraut, daß es vielleicht nicht so sein könnte, wie ich mir das wünsche, um gewappnet zu sein, wenn meine schlimmsten Befürchtungen zutreffen sollten. Ich habe Angst vor ihrer Entscheidung, und diese Angst erweckt in mir den Impuls zur "Flucht", um mich nicht mit dem auseinander setzen zu müssen,was jetzt vielleicht auf mich zukommt, auch Angst, daß dann auch noch meine letzten Fassaden fallen werden. Flucht erscheint mir als der einfachere Weg, kann ich doch dann wenigstens noch selbst bestimmen was mit unserer Beziehung passiert. Ich kann also jeden vestehen, der diesen Weg für sich wählt. Abzuwarten, wie meine Frau sich entscheiden wird, bedeutet auch, daß ich ihrer Entscheidung ausgeliefert sein werde, daß sie mir dann vielleicht keinen Weg mehr zurück zu ihr offenlassen wird. Doch trotzdem fühle ich mich im Moment so stark, daß ich versuchen werde ihre Entscheidung auszuhalten. Ich glaube, wenn sie sich für mich entscheidet, werden wir eine neue Chance bekommen, einen GEMEINSAMEN Weg zu finden, doch diese Chance würde ich UNS verbauen, wenn ich ihr durch mein "Flüchten" nicht mehr die Möglichkeit lasse sich zu entscheiden. Doch dies ist MEIN Weg, für den ich mich entscheiden mußte. Andere müssen für sich IHREN Weg finden und der kann -und darf- anders sein als mein Weg. In diesem Sinne Martinus
Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Lieber Martinus, Heinz -Leo und Heike Vielen Dank für Eure Briefe. Es ist sicher unmöglich für jeden von uns, aus den kurzen Darstellungen, die jeder von uns hier niederschreibt, ein umfassendes Bild der jeweiligen Situationen heraus zu lesen. Ich finde diese Art sich auszutauschen trotzdem als sehr positiv. Der Hilfesuchende findet hier vor allem eine wichtige Erkenntnis, dass er nicht alleine mit seinen Problemen auf dieser Welt ist. Ist das nicht ein erster großer Trost für jeden von uns? Ihr solltest wissen, dass ich selbst schon in der frühen Jugend unter Depressionen gelitten habe. Ich kenne das Gefühl der Hilflosigkeit und des suchens nach Strohhalmen sehr gut. Ich suchte Hilfe bei Therapeuten und in Medikamenten und der Gedanke an Selbstmord war mir ebenfalls geläufig. Ich wandelte fast 20 Jahre durch die graue Welt der Depressiven und habe dort viele ihrer Schrecken erlebt. Doch nun die gute Nachricht. Ich bin seit 10 Jahren depressionsfrei. Ist das ein Zeichen, dass diese schwere Krankheit doch ausheilen kann? Ich kann diese Frage nicht beantworten, ich kann nur hoffen, dass ich für den Rest meines Lebens davon verschont bleibe. Denkt jetzt nicht, der hatte vieleicht nur ein kleines Stimmungstief und nennt das jetzt Depressionen. Es war oft die Hölle. Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf: Was hat denn nun geholfen? Ich finde deine Bemerkung über die Fassade sehr gut, ebenso was Heikes Hinweis zur Dünnhäutigkeit. Heinz -Leo sagt:" Bei allem was er versuchte und egal wohin Er ging, nahm Er sich selbst mit." Es lohnt sich über diese Erkenntnis lange und tief nachzudenken, bevor man wichtige Entscheidungen trifft. Es ist schwer an den Menschen wärend einer Depression heranzukommen und auch dann, wenn er in einem Stimmungshoch ist und sich hinter dieser Fassade versteckt. Was meint Ihr? Haltet Ihr es für möglich, dass man sich selbst auch durch diese Fassade betrachtet wenn man sich gut fühlt und in einer Phase der Depression nicht selbst an sich herannkommt? Eigentlich wollte ich mit meinem ersten Brief an Claudia nur ein wenig Trost schicken und Ihr ein weiteres Beispiel dafür bieten, dass der depressive Mensch fast immer in Erwägung zieht sich aus seinem Umfeld zu lösen. Wolfgang
zicke
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Beitrag von zicke »

Hallo ihr Lieben,ich habe mit Interesse gelesen was ihr geschrieben habt ud es drängt sich mir eine Frage auf. Kann es sein das sensible, sehr gefühlsbetonte Menschen depressiv werden ,weil sie sich alles so zu Herzen nehmen ? Ich hänge im Moment auch wieder ziemlich durch und muß aufpassen nicht wieder völlig in dieses Loch zu fallen. Der Grund....mein Ex mit dem es für mich keine chance mehr gegeben hätte, das ist mir klar und damit kam ich einigermassen zurecht, hat eine Neue!!!!! Und was pssiert mit mir? Ich stürze ab, weine und mich quälen die Gdanken ob er all die Dinge mit ihr macht die wir zusammen gemacht haben, ob er ihr die gleichen Kosenamen gibt, usw. Mein Verstand weiß wie ungesund das ist, auch das das alles mich überhaupt nicht interessieren sollte und doch nagt es in mir. eine traurige und hin und hergerissene zicke
chrissie
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Beitrag von chrissie »

Liebe Zicke, was die sensiblen und gefühlsbetonten Menschen betrifft, hast Du, glaube ich, recht! Auch ich gehöre wahrscheinlich dazu... Ich glaube, wir Depressiven lassen einfach alles zu nah an uns heran, wir denken über alles viel zu viel nach. Das ist ja noch nicht mal negativ, aber folglich nehmen wir uns auch alles viel zu sehr zu Herzen! Das Problem mit dem Ex kenne ich auch. Er hat mich damals betrogen, ich habe ihn daraufhin vor die Tür gesetzt. Inzwischen lebe ich wieder in einer glücklichen(!) Beziehung, trotzdem hat es mich sehr gestört, als ich hörte, dass mein Ex wieder Vater wird. Eigentlich geht mich doch das alles gar nichts mehr an, und trotzdem habe ich irgendwie einen Stich ins Herz gespürt. Also, lass´ den Kopf nicht hängen! Wie Du siehst, bist Du nicht die Einzige, die sich mit alten Geschichten (die uns eigentlich gar nicht zu interessieren haben) herumplagen muß... Ich hoffe, dass es Dir bald wieder besser geht!!! Viele liebe Grüße Chrissie
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Martinus, ich habe nachdem ich auf einer anderen Seite dieses Forum meinen Frust abgelassen habe, Deinen Brief gelesen. Schon alleine, weil wir den selben Beruf ausgeübt haben, war für mich gleich ´ne Verbindung da. Ich habe zwar niemals in der Psychiatrie gearbeitet, habe aber einen ähnliche Leidenweg hinter mir. Ich will und kann jetzt nicht viel mehr schreiben, aber ich glaube, dass wir noch sehr viel miteinander Reden bzw. Schreiben werden. Wenn Du willst schau einmal unter Wohin mit den Aggressionen nach, was ich da so abgelassen habe. Ich werde Dir ganz persönlich noch auf Deinen Brief antworten. Ich habe allmählich das Gefühl, dass sich hier eine Notgemeinschaft trifft, die auch etwas bewirken kann. Übrigens auch das Beziehungsproblem , das Du beschreibt kenne ich. Dazu später mehr. Ich grüße und begleite Dich mit den besten Wünschen Heinz - Leo
Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Hallo Inka Ich habe deinen Antwortbrief erst jetzt entdeckt, sorry!! natürlich hast Du Recht mit dem was Du zum Egoismus sagst, und mit guten Lebensphasen meine ich Phasen ohne Depression und keine einseitige Betrachtung meinerseits. Wolfgang
Claudia
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Beitrag von Claudia »

Hallo Ihr alle, habe erst jetzt gelesen, was ihr alle geschrieben habt. Werde noch antworten. Aber jetzt bin ich leider in der Arbeit P.S.: Ich wünschte, mein Freund würde all das hier auch mal lesen, damit er merkt, wie vielen Menschen es genauso geht wie ihm. - Aber ich glaube, es interessiert ihn nicht. Das mit der Fassade in den "guten Zeiten" ist interessant. Könnt ich mir auch vorstellen. Die spielen sich selbst was vor. Haben dann sogar ne ROSAROTE BRILLE auf, bis zum "Plumps", da kommt dann wieder die "SCHWARZE BRILLE". Mein Freund hat sich selbst eingesperrt. Er wollte alles so - und dann ists ihm doch zu eng... naja - mehr dazu später. ciao luna
martinus
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Beitrag von martinus »

Hallo, Ihr alle, Leider ging es mir in den letzten agen nicht so gut, daß ich so oft hätte hier sein können, wie ich das gerne gewollt hätte. (Medikamentenbedingt, das Doxepin hat doch mehr Nebenwirkungen, als ich mir vorgestellt habe) An Heinz-Leo: Dein Posting unter "Wohin mit den Agressionen" habe ich gelesen, Deine Wut und dein Ohnmachtsgefühl kann ich gut nachvollziehen, ich selbst tendiere im Moment dazu, meine berufliche Situation neu zu überdenken, will sagen, eventuell etwas Neues in einer anderen Richtung anzugehen. Nach abklingen der Nebenwirkungen werde ich versuchen, mich mal beim Arbeitsamt und Krankenkasse über Reha- bzw. Umschulungsmaßnahmen zu informieren, da sich in mir immer mehr die Erkenntnis verfestigt, daß meine Depression wohl auch Zeichen eines Burn-Out-Syndroms sein könnte. Mal sehen, was mich da so an Gutachtern u.Ä. noch erwartet.... An Claudia Dein letztes Posting finde ich doch einigermassen erschreckend. Eine "Fassade" zu haben, egal ob in guten oder schlechten Zeiten, bedeutet nicht sich selbst etwas vorzumachen. Jeder Mensch, auch ein depressiver, kann sich selbst, seine Befindlichkeiten und seine Leistungsfähigkeit zwar bis zu einem gewissen Grad vor Anderen verstecken, ihnen gegenüber also eine "Fassade" zeigen, sich selbst aber kaum etwas vormachen. Ein Beispiel: Ich bin mit meiner Arbeit überfordert, merke, daß sich in mir Stress und Unzufriedenheit breitmacht, daß ich keine Lust mehr auf den Job habe usw. Meinen Kollegen oder meiner Familie gegenüber begründe ich den Leistungseinbruch aber völlig anders, beispielsweise erkläre ich meinem Chef, daß meine Kinder Probleme in der Schule haben und ich deswegen zur Zeit schlecht schlafe, oder ich sage meiner Familie, daß Ich zur Zeit soviel Streß auf der Arbeit habe... Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Mann/Frau läßt mich in Ruhe, weil ich ja soviel Streß habe, Chef/Cheffin wird mich weniger belasten, weil meine familiäre Situation ja so schlimm ist, aber keiner hat mitbekommen, was wirklich mit mir los ist. Trotz dieser "Fassade" merke ich selbst schon, was mit mir los ist, ich bekomme mit, was mich belastet oder entlastet. Und je größer der Druck wird, um so mehr versuche ich, mir Entlastung zu schaffen,möglichst ohne den Anderen dabei zu zeigen, wie es in mir aussieht. Ich glaube aus meiner beruflichen Erfahrung raus durchaus sagen zu können, daß sich fast jeder Mensch so verhält. Denn je mehr sich ein Mensch seinen Mitmenschen gegenüber öffnet, je mehr Einblicke er in sein Innerstes gewährt, um so verletzlicher macht er sich auch. Weiterhin sollte man auch nicht vergessen, daß alle psychische Erkrankungen -auch die Depression- in unserer Gesellschaft immer noch sehr starken Vorurteilen gegenüberstehen ("Der spinnt ja, der war jetzt in der Klapse, usw") und deshalb für die Betroffenen auch mit einer starken Scham belastet sein können. In diesem Sinne Martinus
Caterina
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Beitrag von Caterina »

Hallo Leute. Ich bin heute das erste mal auf dieser Seite. Ich finde es toll das es so etwas gibt. Hätte nicht gedacht das es so viel Menschen gibt denen es so geht wie mir. Ich habe seit etwa 3 Jahren eine Beziehung und wie ihr euch vorstellen könnt gibt es sehr viele Höhen und Tiefen, mehr Tiefen wie Höhen. Muß dazu sagen ich habe eine schwierige Kindheit und Jugend hinter mir. Irgendwann habe ich gemerkt das ich Probleme habe Menschen zu vertrauen. Bis ich zu einem Neurologen gegangen bin und der gesagt hat,daß ich eine Psychotherapie brauche. Und jetzt mache ich seit einem Jahr konsequent eine Therapie. Habe auch Medikamente bekommen die, wie ich immer gemeint habe,nichts helfen. Aber sie haben geholfen. Zur Zeit nehme ich keine. Mein größtes Problem ist,daß ich einen wunderbaren Freund habe dem ich aber nicht zu richtig vertrauen kann. Und das ich eigentlich mein (unser)Hauptproblem.
gissy
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Beitrag von gissy »

Mir gehts leider genauso das ist so ein blödes Gefühl wie kann mann das schaffen
zicke
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Beitrag von zicke »

Liebe Luna, Die Fassade ist nicht dafür da um mir etas vorzuspielen.....sie ist dafür da MEINER Umwelt etwas vorzuspielen. Ich kann mir nichts mehr vormachen, dafür habe ich mich leider zu sehr kennengelernt.
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Caterina, Du kannst Deinem Freund nicht so richtig vertrauen? Ich versuche zu verstehen was das heißen könnte. Nein, ich will´s nicht interpretieren, ich würd´s gerne erfahren was das heißt, um verstehen zu können. Mißtraust Du ihm? Traust Du Dir nicht? Gruß Heinz - Leo
Caterina
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Beitrag von Caterina »

Hallo Heinz! Wie gesagt ich habe Probleme ihm zu vertrauen. An machen Tagen wenn es mir gut geht dann vertraue ich ihm, was heißt vertraue ich ihm, ich hinterfrage nicht alles was er mir erzählt. Was die Sache noch klarer macht ist, daß ich krankhaft eifersüchtig bin. Und das zerstört fast unsere Beziehung.Ich versuche mich jeden Tag zusammen zureissen manchmal klappt es, manchmal geht es in die Hose. Ich hoffe und bete das ich diesen Tag überstehe ohne stress und streitereien. Im ersten Jahr waren wir ein sehr glückliches Paar und ich selber war auch zufriedener mit mir. Ich habe das was ich zu hause erlebt habe mit in die Beziehung eingebracht. Zu hause wurde immer viel geschrien und wenn ich nach hause komme,daß erste was ich mache entweder nörgele ich oder ich schreie ihn an ohne Grund weil mir wieder irendwas nicht paßt. Für mich selber ist das kaum auszuhalten, wie ist das dann für meinen Freund. Immoment habe ich viele Tiefs und versuche mich wieder rauszukommen, aber vergebens. Ciao Caterina
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Liebe Catarina, jetzt hab ich verstanden, was Du meinst. Mir ging so durch den Kopf, wie schwer Du es vielleicht mit Dir selbst hast, Dich in diesen Stimmungstiefs zu akzeptieren oder gar zu mögen. Ich kenne das aus vielen verschiedenen Beziehungsbereichen bei mir. Immer dann, wenn ich unten war ging ich schon alleine deshalb den Menschen aus dem Weg, weil ich das Gefühl hatte, die mögen mich so ja nicht. Ich ertrug mich in dieser Situation so wenig, mochte mich nicht, ja lehnte mich regelrecht ab und übertrug sozusagen dieses Gefühl der Selbstablehnung auf andere. Über die langen Jahre immer wiederkehrender Depressionen entwickelte ich auch mir selbst gegenüber ein Misstrauen, dass ich wie selbstverständlich auf alle übertrug, die mich umgaben. Jede Geste, jedes Wort, sogar ein nettes Lächeln oder Hilfsangebot wertete ich als Ablehnung oder Angriff. Mein Verhalten in depressiven Phasen war immer auf Rückzug programmiert. Heute noch ertrage ich keine menschliche Nähe, wenn ich mich unwohl fühle. Aber wenn ich mich zurückziehe, habe ich auch immer etwas Angst, die Personen, von denen ich mich zurückziehe zu verlieren. Wenn ich große Verlustängste empfinde, dann klammere ich nur, weil ich dem zu mir stehen des Anderen misstraue, obwohl ich deren Nähe im Augenblick nicht ertrage. Für andere ist das eine kaum aufzulösende Widersprüchlichkeit. Ich kann in depressiven Phasen auch nicht sagen, ob ich einen Menschen nun Liebe oder besonders mag. Nein es ist mir gleich und dennoch habe ich Angst davor, dass sie weg sind, wenn ich wieder auftauche. Manchmal sagen Menschen deshalb, Depressive seien egoistisch, weil es nur nach ihrer Pfeife zum Tanze ging. Gruß Heinz-Leo
Caterina
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Beitrag von Caterina »

Hallo Heinz-Leo Danke für deine Anwort. Mir geht es fast jeden Tag so, nur denke ich manchmal, wo nimmst du die Kraft her? Ich will meinen Freund nicht verlieren und doch stoße ich ihn weg, denke nur an mich. Wenn er mit Kumpels weg gehen will und ich gerade von einer Freundin versetzt wurde, tobe ich meistens solange bis er die Verabredung absagt oder schreiend aus dem Haus geht. Mir ist das natürlich bewußt das ich dann wieder Mist gebaut habe. Dann plagen mich Gefühle und Gedanken wie, was macht er gerade oder mit wem redet er? Ich bin sehr streng erzogen worden. Meine Eltern haben immer drauf geachtet das ich ja keine Schande über die Familie bringe. Sie haben immer gesagt, "wehe du kommst nicht pünktlich nach Hause dann ich was los", kam ich 5 min. später und hatte dann noch meine jüngere Schwester dabei stand mein Vater sowohl meine Mutter schon am Fenster. Ich weiß noch eine Situation wie heute. Meine Schwester und ich hatten mit meinen Eltern vereinbart das wir um 00.30 Uhr zu Hause sind, es wurde leider ne viertel Stunde später und bereits stand mein Vater und meine Mutter mit dem Besen vor der Tür. Meine Mutter schlug mich grün und blau und wollte dann an meine Schwester und ich stellte mich vor sie. Dann kam mein Vater und zog den Gürtel aus und schlug mich mit dem Gürtel und legete ihn mir sogar um den Hals herum und schnürte zu. Das sind Erlebnisse die ich nie wieder vergessen werde. Einmal hat er mir sogar den Finger gebrochen weil ich wieder irgend etwas verbrochen habe. Ich hatte mit 19 Jahren immer noch Ausgang bis 00.30 Uhr. Mit 20 Jahren lernte ich meinen jetzigen Freund kennen. Natürlich sagte ich meinen Eltern nichts davon. Sie haben immer gesagt, "das hält er nur vier Wochen oder der will dich nur für ins Bett", du siehst das sie nicht viel Vertrauen in mich gesetzt haben. Als ich eines Abends anstatt um 20.00 Uhr um 21.00 nach Hause kam rastete meine Mutter total aus. Sie schlug mich mit dem Kopf gegen den Heizkörper. Ich hatte kaum Möglichkeit mich zu wehren. Nachdem sie mich fast umgebracht hatte packte ich ein paar Sachen und rannte so schnell ich konnte weg. Als ich am rennen blickte ich ein paar mal zurück aus Angst mein Vater holt mich ein. Ich war irgendwie erleichtert diesen Schritt gemacht zu haben, ich konnte noch nicht mal weinen. Ich war irgendwie froh. Über Handy rief ich meinen Freund an und der kam mich dann abholen. Ich wohnte ein paar Tage bei ihm. Bis auf einmal mein Vater anrief und mir vorschwafelte das daß in den besten Familien vorkäme, daß man sich überall mal streitet. Auf jeden Fall ging ich nochmal zurück in mein Elterhaus,daß hielt nicht lange und 5 Monte später zog ich in meine eigene kleine Wohnung, ich muß dazu sagen das ich Italienerin bin und das bei uns eigentlich unmöglich ist nur wenn du heiraten gehst. Am Anfang war es sehr schön allein zu wohnen. Aber irgendwann holte mich die Vergangenheit ein, meine Elter wollten nichts mehr von mir wissen. Sie verleugnenten mich. Irgendwann fing das diese Stimmungsschwankungen an und die Eifersuchtszenen. Noch was zu meinen Eltern: Meine Elter glaubten mir nie was oder sehr selten was. Ich kam von der Arbeit und sie fragten direkt, "bist du wieder schlecht gelaunt oder was". Ich hatte kein Vertrauen zu meinen Eltern. Ich habe sehr viel gelogen. Keine Fragen über Jungs uns Sex, da dachten sie ich frage nur weil ich vielleicht mit einem Jungen schlafen will. Verstehts du jetzt warum ich so bin? Was kann ich dagegen tun. Mit der Psychotherapie geht es etwas vorran. Zumindest sind wir soweit das wir den Auslöser gefunden haben für die Eifersucht die ich habe. Was kann ich tun um mein Leben wieder zu genießen vor allen Dingen mit meinem Freund zusammen, denn ich liebe ihn er hat es gewiss nicht verdient so behandelt zu werden. Manchmal wenn er nach hause kommt denk ich schon, was hat er schon wieder meinem Rücken getrieben. Mit wem hat er gesprochen und mit welchem weiblichen Wesen hatte er mehr Spaß als mit mir? Gruß Caterina
Caterina
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Beitrag von Caterina »

Hallo gissy. Was machst Du wenn dich wieder mal irgendwelche Gedanken plagen, wie gehst du mit deinen Gefühlsschwankungen um? Vielleicht kannst Du mir einen Ratschlag geben. Gruß Caterina
Claudia
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Beitrag von Claudia »

An Wolfgang - Bezug zum 08.Februar, 8:56 Uhr. Hallo Wolfgang, Du tust mir wirklich leid. Und natürlich auch Deine Kinder (die das SICHERLICH mitbekommen) und natürlich auch Deine Frau. Eines muß ich sofort loswerden: Wenn Deine Frau Selbstmordgedanken äußert, nimm sie bitte ernst. Habe gelesen, daß fast alle Menschen, ihren Selbstmord vorher ankündigen. Und außerdem hatte sie ja schon einen Versuch hinter sich... Macht sie derzeit eine Therapie? Ich würde fast sagen - um Deiner Frau einen gefallen zu tun - laß sie doch mal ausziehen und schaue, wie es ihr dann geht. Sucht eine Wohnung für sie und laß sie Abstand gewinnen - vielleicht tut es ihr ja wirklich gut. Ich denke, es ist auch für die Kinder einfacher, so ein Auszug zu verarbeiten als so ein Psycho-Wirr-Warr die ganze Zeit. Du verlierst ja dadurch noch nichts. Lasse sie ausziehen - lasse ihr den Abstand, den sie dringend braucht. Wenn es ihr besser geht, kommt sie doch eh zu Dir zurück. Mein Freund ist auch so extrem. In den guten Phasen ist er DER Traumfreund schlecht hin. Er umsorgt mich, macht alles für mich, ist total lieb und nett, zeigt mir jeden Tag seine Liebe. Und dann auf einmal - weiß er nicht mehr ob er mich liebt. Aber bei mir ist es denke ich anders als bei Dir. Er hat nie irgendwelche Erlebnisse schlecht gemacht, oder nach Gründen für die Trennung gesucht. Als Grund sagt er immer, daß er sein Leben in den Griff bekommen möchte. Deine Kinder: Sag doch Deinen Kindern, daß ihre Mutter schwer depressiv ist, und daß das eine Krankheit ist, die man heilen muß. Wenn sie eh schon teilweise erwachsen sind, werden sie das auch verstehen. Gib Deiner Frau die Freiheit, die sie braucht. Versetze Dich mal in die Lage eines solchen Menschen. Stell Dir vor, Du fühlst Dich gefangen. Du fühlst Dich von allem eingeengt. Du bist nie alleine. Ständig ist entweder der Ehepartner da oder die Kinder, obwohl Du den SEHNLICHSTEN Wunsch nach Alleinesein hast. Es kann einen auffressen - dieses alleine sein wollen und nicht können. Es ist eine innere Anspannung, man hat fast das Gefühl explodieren zu wollen, Wut steigt in einem vielleicht sogar auf. Ich kann mir das so richtig vorstellen. Die Art Deiner Frau, wie sie Dich momentan behandelt ist natürlich nicht in Ordnung, aber verstehe sie - sie ist krank. Sie will Dich nicht verletzen. Dieses Trennen wollen, ausziehen wollen ist vielleicht auch der Drang nach Veränderung. Es geht ihr momentan sehr schlecht, sie möchte vielleicht aus ihrer eigenen Haut raus, und wenn man so viele Verpflichtungen anderen gegenüber hat, dann kann ich mir vorstellen, daß das besonders schwer ist. Versuche sie zu verstehen, gib ihr ihre Freiheit, sie wird es Dir sehr danken. Daß sie seit 10 Jahren Depressiv ist, ist ja sehr traurig. Macht sie denn keine Therapie? Du mußt sie irgendwie zu ner Therapie überreden. Das ist sehr schwer, das weiß ich ja selbst. Aber das ist glaube ich DER EINZIGE WEG für Dich, ihr zu Helfen, denn Du kannst ihr sicher nicht helfen. Bitte nehme ihre Vorwürfe nicht so persönlich, Du weißt doch, daß sie krank ist und es eigentlich gar nicht so meint. Achja, es gibt da ne Organisation, die nennt sich Die Arche. Ist für Suizid-gefährdete Menschen. Ist keine Psychartrie oder so, ist nur eine Organisation von Menschen, die die Betroffenen rund um das Thema informieren und Lösungsvorschläge anbieten. (Gruppentherapie, Eheberatung, Psychotherapie, usw, usw.) Die haben auch Adressen von sämtlichen Psychologen, Therapeuten usw. Internet: www.die-arche.de Du mußt natürlich nicht auf mich hören, das war nur meine Meinung. Ich möchte Dich ja nicht zu viel beeinflussen ;-) Viel Glück wünsch ich Dir und Deiner Familie. Liebe Grüße luna
gissy
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Beitrag von gissy »

hallo catarina ich weiss auch nicht wie ich damit umgehen sollselbst anderen menschen misstraue ich auch.
Heinz - Leo Laturell
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Caterina, mir geht´s heute morgen total beschissen d.h. eigentlich nicht erst heute Morgen sondern gestern war´s genau so. Ich wache auf mit Angst, spüre diesen Druck, diese Enge in der Brust. Scheiße, es geht wieder los. Ich musste wieder einmal meine Medikamente ansetzen, weil ich zu starke Nebenwirkungen( keine eingebildeten)hatte. Es ist so verdammt schwer. Dennoch, oder gerade weil´s mir so beschissen geht, will ich Dir auf Deine Post antworten. Was könntest Du anders als misstrauisch sein, wenn Du in Deiner Geschichte nicht´s anderes gelernt hast, als dafür bestraft zu werden, dass Du nur einfach Dein eigenes Leben leben wolltest. Diese tiefe Angst ständig auf der Hut zu sein, ausgescholten zu werden, geschlagen zu werden, etwas zu tun, was irgendwem nicht passt. Du bist in eine Tradition hineingeboren worden, in einem System der Doppelmoral erzogen(verbogen), das einer Misshandlung gleichkommt. Nur keine Schande über die Familie bringen, dient den Männern, den Vätern doch nur als Alibi zum kaschieren ihrer eigenen sexuellen Phantasien. Fällt Dir eigentlich nicht auf, dass die Schande immer nur den Frauen hängen bleibt? Die Frauen als Verführerinnen des starken Geschlechts übernehmen die gesamte Verantwortung für das schwach Werden der Männer. In diesem Unsinn bist Du groß geworden, solltest Regeln einhalten, die nicht Deine waren und sind und hattest wohl kaum die Chance Deine eigenen Lebensregeln zu finden. Wem solltest Du da noch vertrauen dürfen und können. Ja noch nicht einmal Dir selbst durftest Du vertrauen. Oh Gott, wie mich das wütend macht. Es wird so oft von Gewalt, sexuellen Übergriffen in den Familien geredet. Das ist schlimm, aber eben so schlimm ist diese Form der Gewalt, der Zwang Dich einer Tradition unterzuordnen die Deine Persönlichkeit missachtet. Gerade bei Menschen, denen immer wieder das Leben fremdbestimmt übergestülpt worden ist habe ich meine Probleme zu sagen, was ich ihnen empfehlen würde zu tun. Denn ich möchte nicht auch noch überstülpen. Dennoch liebe Caterina sage ich Dir, dass es wichtig erscheint, das Du Deine Geschichte, Deine Vergangenheit therapeutisch aufarbeitest. Du bist es Wert ein freier und zufriedner Mensch zu sein. Um in der Computersprache zu sprechen, es ist schwer ein altes Programm zu überschreiben, wenn ich nicht weiß, wie ich mit dem neuen eine Verknüpfung herstellen soll. Versuch´s, schreib Deine Erfahrungen, Dein altes Programm um. Das Du Vertrauen haben kannst zeigt mir die Tatsache, dass Du hier im Forum mit fremden Menschen Deine Probleme besprichst. Ich wünsch´s Dir von Herzen Heinz-Leo
Caterina
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Caterina »

Hallo Heinz-Leo. Vielen Dank, daß Du mir zurück geschrieben hast. Ich hoffe Dir geht es besser. Ich kenne das Gefühl morgens auf zuwachen und man hat gleich schon ein Druckgefühl in sich und Angst. Manchmal wache ich auf und fange schon früh morgens an zu weinen und weiß noch nicht mal warum. Dann lieg ich im Bett und höre wie sich mein Freund fertig macht um zur Arbeit zu gehen. Ich höre wie er sich mit Parfüm einsprüht und mir wird schlecht vor Angst, weil ich denke er hat eine andere kennengelernt und macht sich für Sie hübsch. Dann bin ich schon früh morgens schlecht gelaunt und heule nur. Manchmal denk ich warum kann ich nicht normal sein wie andere? Ich habe am Samstag mit meinem Freund darüber gesprochen über Depressionen und Angstgefühle. Er sagt immer, er kann diese Gefühle nicht nachvollziehen, weil er das früher nicht erlebt hat. Dann werd ich immer traurig und denke er liebt mich nicht, sonst würde er sich mehr intressieren für das Thema. Ist das wirklich wahr oder sucht er nur ne Ausrede? Ich bin jetzt voller Hoffnung und eigentlich glücklich das Du mir zurückgeschrieben hast, so weiß ich, ich bin nicht allein. Meinst Du ich schaff es irgendwann damit klar zukommen, ohne ein Hintergedanke meinem Freund zu vertrauen. Weißt du vor was ich am meisten riesengroße Angst habe, daß ich nie wieder Gesund werde. Ich habe immer gedacht es gibt nur perfekte Beziehungen und hatte immer zu hohe Erwartungen was eine perfekte Beziehung betrifft, bis mein Therapeut gesagt hat, daß es überall Streitereien gibt und Stunk. Jetzt mal zu Dir möchte ein wenig über Dich wissen!! Bist Du eigentlich verheiratet, oder lebst in einer Partnerschaft? Wie lange leidest Du schon unter Depressionen? Ich hoffe ich bin nicht zu persönlich.Würde mich freuen wenn Du schnell antwortest. Einen lieben Gruß Caterina
Heinz - Leo Laturell
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Liebe Caterina, mir geht´s heute den Tag über beschissen. Ich bin froh momentan alleine zu Hause zu sein. Meine Frau, ist zu einem Orgelkonzert und das ist gut so. Wir haben es geschafft, dass sie sich von meiner Befindlichkeit nicht allzu sehr einengen lässt. Klar hat sie immer wieder große Angst davor, was sein könnte, wenn sie nach Hause kommt. Aber sie weiß und das kann ich ihr versichern, das, wenn ich Hilfe brauche ich weiß wo ich sie finde. Mir tut es jetzt gut, hier im Forum über mich zu erzählen, weil reden und schreiben für mich wie Medizin ist. All die Fragen die Du hast kann Dir niemand verbindlich beantworten. Es wäre falsch, Dich damit trösten zu wollen, Dir eine Antwort als verbindlich zu geben, die ich Dir nicht geben kann. Ob es je einmal besser wird, diese Depression ein Ende hat, es aufwärts geht? Ich weiß es nicht, ich hoffe es. Und das genau ist der Punkt. Wer die Hoffnung aufgibt hat schon verloren, aber wer hofft kann gewinnen. Das sagt sich auch für mich nicht leicht, gerade weil ich heute wieder einmal ein Stück Hoffnung verloren hatte, obwohl ich doch aus Erfahrung weiß, aus eigener Erfahrung, dass es wieder nach oben geht. Jetzt etwas zu mir. Ich bin jetzt fast 52 Jahre alt und genau 30 Jahre verheiratet. Meine , unsere Beziehung hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen durchgemacht. Wir , ich haben lernen müssen, dass es schwierig ist, wenn zwei Menschen mit einer unterschiedlichen Geschichte, einer ebenso unterschiedlichen Prägung und ihren unterschiedlichen Erwartungen zusammen kommen, miteinander zu leben. Wir haben oft gesagt: Wir verstehen uns und haben gemeint, das wir nicht wirklich miteinander reden. Wenn ich heute gefragt werde: Wie lange kennt ihr euch schon und wie lange seit ihr verheiratet, dann antworte ich gerne,: Wir sind 30 Jahre verheiratet und kennen und seit ca.15 Jahren . Was so verrückt klingt ist nichts als die Wahrheit und entspricht leider manchmal der Realität in vielen Beziehungen. Manche Menschen leben 50 Jahre zusammen und wissen nichts voneinander. Man erzählt sich ja nichts, weil man den Anderen nicht belasten will, oder weil der andere ja doch nicht versteht und damit hat es sich auch. Ich sehe heute all die Beziehungen um mich herum sehr kritisch und bekomme einen Lachkrampf, wenn ich so manchen so genannten Promi in den Medien sehe, der überglücklich, fast schon dümmlich naiv, davon berichtet, die Liebe seines, ihres Lebens gefunden zu haben und sich dann drei Wochen später die Köpfe einrammen. Wir sind um so enttäuschter um so mehr wir uns in ein Bild von einem Menschen verlieben, das dann oft nicht der Wirklichkeit entspricht. Vor ca. 15 Jahren war ich das erste Mal in einer psychosomatischen Klinik und wurde im Rahmen einer Therapie mit mir selbst konfrontiert. Ich will´s kurz machen. Von dieser Zeit an begannen meine Frau und ich das erste Mal wirklich von und zu erzählen. Ja, das erste Mal sprachen wir über unsere Ängste, unsere Gefühle, über Sex. Davor lebten wir so, wie es uns von unseren Eltern als Normal vorgelebt wurde. Es würde ein Buch füllen, Dir alles zu erzählen, Dir unseren Weg zu beschreiben. Erst als wir in der Lage waren uns selbst in dieser Beziehung zu sehen, mit all unseren Anteilen, begannen wir uns wirklich zu verstehen. Wir haben eine 26 jährige Tochter, die all diese schweren Zeiten erlebt hat, die sie geprägt haben und aus denen sie auch ihre Ängste und Befürchtungen mitbringt. Sie hat in ihren jungen Jahren eine sehr realistische Einstellung zu Beziehungen und lebt damit zufriedener, als manche Menschen die in dem Taumel des verliebt Seins nur die Bilder ihres Gegenüber sehen und sehen wollen, aber nicht den Menschen wie er wirklich ist. Ich habe den Beruf des Krankenpflegers überwiegend im Bereich der Anaesthesie und Intensivmedizin ausgeübt. Ich war eine Größe in diesem Bereich, weiß aber, dass ich mich ohne es je zu ahnen, damit immer übernommen habe. Wer zu sein war mir immer wichtiger, als auf mich selbst zu achten. Vielleicht ist diese Depression, wie ich sie jetzt und auch schon früher erlebe, die Reaktion auf meine Selbstmissachtung. Diese Depression, von der ich nach jahrelanger therapeutischer Analyse weiß, dass sie mich schon als Kind begleitet hat, hatte auch Pausen. D,h, es gab Phasen, wo es mir ausgesprochen gut ging, Aber genau in diesen Phasen habe ich das gemacht, was ich immer gemacht habe, ich habe nicht auf mich geachtet. Seit 4 Jahren bin ich in meinem Beruf berufsunfähig, kurz, weil ich nicht mehr die Kraft hatte, diesen Druck auszuhalten. Außerdem bin ich so etwas wie ein heute bekennender Hypochonder, also ein eingebildeter Kranker. Ich hab´s nicht mehr ertragen mit Kranken zu arbeiten. Ich will es für´s erste dabei belassen, denn es ist eine fast unendliche Geschichte. Irgendwo habe ich ein Gedicht über das Wort vertrauen. Ich such sie Dir heraus und sende sie Dir! Ich sende Dir liebe Grüße Heinz - Leo
Claudia
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Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Claudia »

Hallo Heinz - Leo, heißt das, Du hast seit mindestens 15 Jahren immer wieder Depressionen? Wenn nicht schon länger - seit der Kindheit? Das ist doch WAHNSINN! Ich habe gedacht, Depressionen können fast immer vollständig geheilt werden. Du warst doch auch viel in Behandlungen - haben die denn nicht geholfen? Mei, ich würde Dir so gerne helfen wenn ich könnte. Du tust mir wirklich leid - aber mitleid willst Du ja nicht oder? In meiner Pupertät war ich auch depressiv. Das ist mir aber erst jetzt richtig bewußt geworden. Ich war überwiegend traurig. Liebte ausschließlich traurige Musik. Je trauriger, desto besser. Traurige Bilder, traurige Gedichte. Ich weinte oft - wußte aber nicht warum. Oft wollte ich nicht mehr leben, wollte mich umbringen, habe überlegt, wie ich es am besten anstellen könnte - habe immer davon geträumt in den Wald zu gehen, Gitarre zu spielen, Tabletten zu schlucken und langsam einzuschlafen. Verrückt oder? Diese depressive Phase ist aber irgendwann von alleine weg gegangen. Bei mir war es nur die Pupertät - vielleicht Hormonschwankungen oder so. Bist Du denn in Therapeutischer Behandlung und nimmst solche Tabletten? Machst Du das intensiv? Oder glaubst Du nicht mehr daran? Das mit den Menschen kennen ist schon so ne Sache. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis man einen Menschen halbwegs kennt - und selbst das nützt nichts, denn jeder Mensch kann sich auf einmal ändern... Das ist auch ein Grund, warum ich Angst habe meinen Freund zu verlieren und mich auf was "neues" einzulassen (irgendwann mal). Es dauert doch so lange, bis man sich kennt - und dann ist es oft schon zu spät um einzusehen, daß man gar nicht richtig zusammenpaßt, denn dann ist die Liebe und die Gewohnheit da - und das macht das Trennen schwer. Ach - das Leben ist eines der Härtesten. Liebe Grüße Luna
Heinz - Leo Laturell
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Lebenskrise - Extreme Gefhlsschwankungen - Was will ich? Was fhle ich?

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Lieber Luna, in meinem Geburtshoroskop steht es drin. Der krebs ict ein Mensch mit extremen Stimmungsschwankungen. Er kennt die Euphorie, die Begeisterung und die tiefe Trautigkeit, die Verletzlichkei, aber auch die impulsivität. Er zieht sich gerne in sein Schneckenhaus zurück und brütet alleine vor sich, wenn ihm danach ist. Das Zusammenleben mit einen Krebs Menschen ist ungleich schwer, aber zugleich interessant und bereichernd. Ob´s nun stimmt oder nicht, dieses Horroskop meine ich, aber esbeschreibt meinen Charakter zutreffender, als ich ihn selbst beschreiebn könnte. Ich war immer ein sehr nachdenklicher und wenn du so willst sensibler Mensch. Aber ich habe es gehasst, wegen dieser besonderen Sensibilität ausgelacht zu werden, nicht ernst genommen zu werden. Inder Schule war ich eine Mimiose, ein rühr mich nicht an. Mit 40 Jahren sagte mir einmal ein ehemaliger Schulkamerad: Du warst schon immer ein Philosoph, verträumt , nachdenklich. Ich wollte aber wie alle anderen Jungs sein, stark, draufgängerich, ein " Weiberheld ", eben ein "Mann". Irgendwie hab ich´s nicht geschafft, so zu sein wie die anderen, hatte immer das Gefühl nicht dazu zu gehören undanderseits habe ich mich nicht so akzeptieren können wie ich bin. Ich saß immer zwischen den Stühlen und habe nie so richtig meine eigene Idendität gefunden. Heute bin ich eher nahe dran, aber eben nur nahe dran. Ich bin von meiner seelischen Struktur ein zur Depression neigender Mensch, lasse mich von so vielem anrühren, erkenne oft meine Hilflosigkeit, meine Ohnmacht, die ich nicht ertrage. Aber " Mitleid", nein das brauche ich wirklich nicht. Anteilnahme, Mitgefühl und nur keine Ratschläge, das ist das womit ich umgehen kann. Ratschläge haben für mich immer die stille Bedeutung, dass mein Gegenüber mich nicht aushält, dass ich anders sein soll, damit ich nicht zur Belastung werde. Ich will reden, schreiben dürfen und mich darin selbst finden. Ich will hören,lesen, wie es anderen ergeht, will aus ihren Erfahrungen lernen und ihnen mit meinen Erfahrungen vielleicht ein Stück weiter helfen. Ich hab Dir zum Thema Vertrauen ein Gedicht und eine Geschichte geschrieben. Viel Spaß beim Lesen und pass auf Dich auf! Einen lieben Gruß Heinz-Leo Trauen, miteinander trauen, uns zu - trauen ! Vertraut sein !? Vertrauen suchen, Vertrauen finden, Vertrauen haben !? Sich selbst trauen, Selbstvertrauen !? Uns trauen, trauen lassen, getraut werden, uns selbst trauen ? Nichts versprechen, offen bleiben für Neues, miteinander reifen ! Vertrauen! Ich war gleich verliebt in dich, auf den ersten Blick. Oder war es nur das Bild, was ich von dir hatte? Dann haben wir miteinander geredet über Gott und die Welt. Dein Lächeln habe ich als Einladung verstanden, auch du warst verliebt? Eine Zeit lang sind wir dann miteinander gegangen, einen gemeinsamen Weg. Ich weiß nicht, war es dein Weg oder war es der meinige. Wir haben über den Weg nie gesprochen, wir sind ihn gegangen. Dann entschlossen wir uns zu heiraten, uns für ein Leben lang zu verbinden. Ich weiß nicht so recht, wie das damals war. Du wolltest es, Du wolltest heiraten, Kinder haben und ich hab ja gesagt. Dann haben wir uns getraut uns trauen zu lassen. Warum haben wir uns trauen lassen, haben wir uns damals nicht getraut? Ich hab mich nicht so recht wohl gefühlt, hatte Angst vor dieser festen Bindung. Irgendwie kam ich mir vor wie ein Schauspieler, der eine Rolle spielt. Eine Rolle ohne sich selbst. Du hast mir gesagt, was dir an mir so gefällt, was du an Männern magst und was du nicht magst. Manchmal hast du mir Angst gemacht. Angst, weil ich mich in vielem, was du nicht magst wieder gefunden habe. Ich hatte Angst dich zu verlieren und verbarg das an mir, was du nicht mochtest. Ich habe dir nicht getraut, mich nicht getraut dir zu trauen. Du wolltest ein Bild von mir und ich habe es dir gegeben, starr, bewegungslos, immer den gleichen Ausdruck im Gesicht, eben ein Bild. Auch du hast dich plötzlich verändert. Du warst nicht mehr das Mädel, in das ich einmal so verliebt war. Wir haben so viel miteinander geredet, aber nichts von uns gewusst. Dann begannen wir plötzlich uns zu misstrauen und stritten über Kleinigkeiten. Jetzt halt ich´s nicht mehr aus, dieses Reden über andere, über unwichtige Dinge. Ich trau mich jetzt mich selbst zu sein. Ich habe nichts zu verlieren auch nicht deine Zuneigung, denn die hatte ich nicht wirklich. Ich lege meine Rolle ab, trau mich, echt zu sein, so wie ich bin. Die Rolle, die ich all die Jahre spielte um dich nicht zu verlieren. Um dir zu gefallen habe ich mir vieles gefallen lassen, jetzt lasse ich mich gelassen fallen, ich habe kleine Angst mehr. Jetzt traue ich mich mit dir zu reden, über meine Ängste und Befürchtungen, über meine Gefühle und Bedürfnisse. Und nun spüre ich, dass du dich traust, mir zu trauen. Wir erfahren zum ersten Male etwas über uns und werden uns nach so vielen Jahren vertraut. In dieser Vertrautheit wächst eine neue Form der Liebe. Wir trauen uns zu miteinander echt zu sein, wütend, ärgerlich, lachend, weinend. Wir trauen uns zu vertrauen. Manchmal frage ich mich, ob wir damals uns haben trauen lassen, uns ein Versprechen geben mussten, weil wir uns nicht getraut haben. Heute, wo wir uns trauen, brauchen wir kein Versprechen !
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