Angst

Remu
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Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: Angst

Beitrag von Remu »

Liebe Mandelbrot,

das tut mir sehr sehr leid zu lesen. Fühl dich auch von mir ganz herzlich gedrückt.

Es ist schon richtig: wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht muss mehr Zeit vergehen, als du jetzt erfassen kannst, vielleicht kommt ihr euch wieder näher. Setze aber nicht alle Hoffnungen darauf, das schützt dich etwas vor künftigen Enttäuschungen. Niemand kann vorhersagen, was kommen wird, wie dein eigener Weg sein wird. Vielleicht entwickelt sich für dich auch etwas ganz anderes. Das weiß halt niemand.

Ich wünsche dir erst mal ganz viel Kraft, das alles zu verarbeiten. Du wirst einen Weg finden, ganz bestimmt.

Liebe Grüße, Remu
Mandelbrot
Beiträge: 16
Registriert: 17. Dez 2020, 23:02

Re: Angst

Beitrag von Mandelbrot »

@FrequentFlyer: So wie du habe ich es auch gesehen als mein Freund sich trennte. Ich wollte ihn ernst nehmen in seiner Entscheidung. Er hat auch sehr lange darüber nachgedacht und war während unserem Gespräch sehr unsicher. Ich habe ihm gesagt, dass ich denke dass es nach der depressiven Episode sich wieder anders anfühlen kann für ihn mit uns. Ich wünschte mir die Entscheidung über eine Trennung zu verschieben.

Seine Episoden sind nicht klar abgegrenzt. Eher im Gegenteil. Das macht es schwerer alles voneinander zu trennen. Auch in "guten" Phasen braucht er viel Zeit für sich und ist gern viel alleine, z.B. Und er ist auch insgesamt eher eine Person mit der Tendenz viel zu grübeln und hohe Anforderungen an sich selbst zu stellen. Und ich habe ihn selten richtig entspannt erlebt oder dass er Dinge genießen kann. Ich habe ihn selten so richtig gelöst erlebt. Ich möchte damit sagen, dass diese schweren depressiven Episoden total verschwimmen mit seinen guten Phasen und seiner Persönlichkeit.

Mein Freund ist 34 und seine letzte Beziehung hatte er vor 10 Jahren. Das war die einzige Beziehung vor mir. Die ging sehr traurig vorbei nämlich weil seine Freundin was mit jemand anderem angefangen hat. Ich glaube die ging so ein Jahr lang oder etwas länger. Er hatte danach ziemlich lange daran zu knabbern.

Mein Freund und ich hatten geplant gemeinsam auf zwei Tanz Festivals zu fahren (beide verschoben). Sie stehen noch aus. Er sagte im Gespräch der Trennung dass wir ja noch diese Tickets haben und noch überlegen können ob wir da gemeinsam oder einzeln hinfahren wollen (wenn die Veranstaltungen dann statt finden). Er scheint sich irgendwie vorstellen zu können in der Zukunft gemeinsam Zeit zu verbringen. Mal sehen wie ich das sehen werde.

Ich habe hier schon manchmal gelesen, dass Angehörige es so machen, sich drei vier oder mehr Wochen lang nicht zu melden, während sie mit dem Menschen der betroffen ist in einer Beziehung sind. Ich frage mich wie das möglich ist, wie man das aushalten kann. Ich denke ich hätte das vielleicht hinbekommen wenn er mir gegenüber hätte äußern können, dass so viel maximal gewünscht ist. Dass es sonst nicht geht. Ich frage mich auch, wie diese Angehörigen das schaffen so lange keinen Ton zu hören von ihrer/m Partner*in. Ich bewundere das und gleichzeitig frage ich mich, wie man sich dabei lebendig fühlen kann. Und wie man die Sorgen und Traurigkeit bewältigen kann die damit einhergehen. Ich glaube ich hätte Schwierigkeiten gehabt mich so lange nicht zum Ausdruck bringen zu können.

Ich war gestern sehr unruhig, traurig, ängstlich und aufgewühlt. Heute ist es ein bisschen anders. Ich bin traurig und ein sehr kleiner Teil spürt auch so etwas wie Erleichterung. Weil ich irgendwie das Gefühl hatte in den letzten Wochen das alles fast nicht mehr aushalten zu können. Deshalb ist es vielleicht sogar in irgendeiner kleinen Hinsicht gut (für mich auch), dass wir uns in dieser schweren Zeit nicht so nah sind. Ich denke ich werde mich weiterhin sehr mit ihm verbunden fühlen. Es waren von Anfang an viele freundschaftliche und liebevolle Gefühle zwischen uns. Deshalb werd ich jetzt erstmal alles sacken lassen. Es arbeitet sehr in mir. Und schauen wie ich mich fühlen werde und wie sich alles entwickelt.

Vielen Dank für eure vielen Texte.

Ich wünsche euch einen schönen Abend.

Liebe Grüße

Mandelbrot
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Angst

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

@Mandelbrot: Schon oft habe ich geschrieben das bei meiner Freundin die Episoden sehr abgegrenzt verlaufen. Dies trifft vor allem auf unsere Beziehung und ihr Bekenntnis zu mir zu. Außerhalb ihrer Episoden verbringt auch sie viel Zeit alleine und ist tendenziell eher nicht eine Stimmungskanone. Aber Dinge haben eine Zukunft und sie ist bei weitem nicht so angespannt wie während ihrer Episoden, am Wochenende oder im Urlaub sogar ganz entspannt. Wie halt wahrscheinlich die meisten Menschen. Es gibt aber auch da immer diese kleine „Schatten“. Oftmals nur ein paar Stunden, ganz selten mehr als ein Tag.

Du hast gefragt wie Angehörige es schaffen sich nicht über mehrere Wochen zu melden. Ich glaube bei mir hat dies viel mit dem Verständnis von Beziehung zu tun und dieses Verständnis hat wiederum mit Lebenserfahrung zu tun. Symbiotische Beziehungen sind nicht so mein Ding. Mag sein das dies auch mit vorherigen Beziehungen zu tun hat. Nie hatte ich Partnerinnen die finanziell oder sonst irgendwie abhängig waren. Ach, keine Ahnung. Ich trau meiner Freundin einfach zu das sie selbst allein gut klar kommt. Erfreulich ist diese Situation mit dem nicht melden nicht wirklich. Nur rational kann ich erfassen das dies gut für uns ist – emotional nicht so wirklich. Wozu ich dir abrate, ist hintenrum irgendwie an Informationen über deinen Freund zu kommen. Ich habe mir dabei nur Frust geholt. Durchaus auch schmerzhaften Frust wenn man mitbekommt das sie sich noch mit anderen trifft.

Ich wünsche dir viel Kraft!
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