Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Sternenkind
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Sternenkind »

Hallo Zusammen,

ich möchte etwas von meinen Gedanken zu dem Thema beitragen. Und habe Angst, dass es zu philosophisch ist, zu wenig greifbar. Aber wenn ich es nicht äußere, weiß ich nicht, wie es von den anderen aufgefasst wird. Deswegen hier meine Gedanken:

Was haltet ihr davon: es ist sowohl als auch und noch viel mehr. Ist es nicht so, dass alles zusammenhängt? Dass wir als Menscheit ein großes Ganzes bilden? Ich finde es interessant, dass in den sogenannten zivilisierten Ländern viel häufiger psychische Erkrankungen vorkommen als in den Naturvölkern. Dass die Anzahl der psychischen Erkrankungen zunehmen, scheint auch etwas mit unserer Lebensform zu tun zu haben.

Kann es sein, dass uns etwas verloren gegangen ist, was eigentlich zur menschlichen Natur dazugehört?

Meine Theorie ist im Kern ganz einfach: Wir haben den Kontakt zur Erde verloren und spüren nicht mehr die Verbindung zum Himmel. Die Erde steht für mich für die Natur mit ihren Kräften. Mir hilft es ganz viel, wenn ich draußen in der Natur bin, die Erde unter meinen Füßen spüre, mich als Kind dieser Erde erlebe. Und dann der Himmel über mir: die Weite aus der ich Kraft schöpfen kann. Der Himmel steht für mich auch für unsere Spiritualität, für unserer Fragen nach dem Sinn des Lebens, für den Glauben an eine göttliche Kraft.

Wenn es mir ganz schlecht geht, versuche ich mich auf diese Verbindung zu konzentrieren: den Boden unter meinen Füßen, den Himmel über meinen Kopf. Ich konzentriere mich auf meinen Atem, lasse ihn fließen. Geben und Nehmen. Sein. Hiersein. Ganzsein.

Das heißt nicht, dass man alleine mit 'die Verbindung spüren' alle Probleme lösen könnte. Aber es kann die Auseinandersetzung mit der Frage inwieweit liegt eine Stoffwechselstörung vor und wie stark beeinflusst die Lebensgeschichte die Krankheitsentstehung und -bewältigung ergänzen.

Liebe Grüße
Sternenkind

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Einmal, am Rande des Hains, stehn wir einsam beisammen
und sind festlich, wie Flammen - fühlen: Alles ist Eins.

Halten uns fest umfaßt; werden im lauschenden Lande
durch die weichen Gewande wachsen wie Ast an Ast.

Wiegt ein erwachender Hauch die Dolden des Oleanders:
sieh, wir sind nicht mehr anders, und wir wiegen uns auch.

Meine Seele spürt, dass wir am Tore tasten.
Und sie fragt dich im Rasten: Hast Du mich hergeführt?

Und du lächelst darauf so herrlich und heiter
und bald wandern wir weiter: Tore gehen auf.

Und wir sind nicht mehr zag unser Weg wird kein Weh sein,
wird eine lange Allee sein aus dem vergangen Tag.

(Rilke)
chimera

Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von chimera »

Hallo Sternenkind,

danke für das tolle Posting... War keineswegs zu philosophisch, das war genau richtig...

Du sprichst das mein Lieblings-Thema an: Der Kontaktverlust... Kontakt zur Erde, Kontakt zu unserer Körperlichkeit, Kontakt zur Lebendigkeit, Kontakt zum Jetzt... Wir bleiben im [zumeist sinnlosen] Denken verhaftet... Leider löst das Denken keine Probleme [=Aufgaben], es erschafft nur Zweifel...

Ich denke, Dein Ansatz bringt uns viel weiter als die Ursachenforschung, weil er *Jetzt* ein Stück Heilung in unser Leben bringt...


Liebe Grüße,
Chimera
Barbra
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Barbra »

Hallo Sternenkind,

auch ich finde Dein Posting passend. Deine Betrachtungsweise ist globaler, aber sehr interessant

>Kann es sein, dass uns etwas verloren gegangen ist, was eigentlich zur menschlichen Natur dazugehört?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Und gerade die psychische Stabilität der Naturvölker spricht m.E. dafür.

Allerdings ist mir das Interesse an allem Spirituellen (zumindest größtenteils) abhanden gekommen. Aber nichtsdestotrotz finde ich es schön, wenn andere darin eine Hilfe finden

Da mache ich dann eher psychosoziale Umstände für verantwortlich, glaube ich. Aber ich muss da noch mal drüber grübeln



Lieber Chimera,

>Leider löst das Denken keine Probleme [=Aufgaben], es erschafft nur Zweifel...

Und leider kann man es trotzdem nicht sein lassen...

Lieben Gruß
Barbara, die sich jetzt ganz fürchterlich beeilen muss, weil sie viel zu spät dran ist für eine Einladung, die sie endlich mal nicht abgesagt hat
Sternenkind
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Sternenkind »

Hallo Chimera, Hallo Barbara

danke für eure Rückmeldungen, es bestärkt mich darin, auf meinem Weg zu bleiben

Es gibt so viele schöne Dinge auf dieser Erde, die wir wahrnehmen können, wenn wir mit einem offenen Herzen einfach da sind. Aber zu viel Offenheit ist heutzutage gefährlich. Vielleicht liegt darin auch ein Grund für meine Verletzungen: Strahlend kam ich auf diese Erde und erfreute mich an ihr - aber dann musste ich das Leid kennenlernen. Wirklich reif bin ich vermutlich erst dann, wenn ich beides (das Strahlen und das Leid) als mein Wesen Ausmachendes akzeptiere.

Sternengrüße vom Sternenkind
butterfly7
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von butterfly7 »

hallo Sternenkind, Chimera, Barbara
und @all,
würde gern was zum thema depr. und trauma
beitragen.
will meine vielen traumata, vor allen dingen
die der letzten neun jahre, nicht "aufwühlen".
nach wie vor finde ich das buch "saturns
schatten" sehr gut, was depr. anbelangt.
und insgesamt "gute"... bücher.
ganz liebe grüße
(star)dust
die jetzt WIRKLICH an die arbeit geht/muss.
trotzdem würde ich mich über rückmeldungen,
wie es euch geht, freuen.
ich fühle mich, na lassen wir das besser........
jolanda
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Wow da sind so viele gute Beiträge zu diesem Thema gekommen. Für mich gerade einer der interessantesten Threads im Forum.
Ich würde so gerne jetzt was dazu sagen, aber ich bin zu durcheinander. Sitze gerade heulend vorm PC und muß eigentlich los ins Konzert, mein Mann spielt und meine Schwiegereltern sind zu Besuch und ich würde mich am liebsten verkriechen. Oje.
Gebe vielleicht später mal wieder meinen Senf zu diesem Thema ab.

schönen Abend noch, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
chimera

Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von chimera »

Tach Ihr Lieben,

weiß net, ob mein Gesülze so richtig in diesen Thread paßt, da mich eigentlich weniger die Ursache, als vielmehr die Auswirkung der PS (auch in meinem Falle wohl NPS) interessiert... Verzeiht mir bitte, wenn ich banales (aber dennoch wirres) Zeug von mir geben sollte, aber in unseren Gedankengängen kommen Worte wie "psychosozial" doch eigentlich gar net so oft vor, oder? Will die "Fehlfunktionen" jetzt für mich greifbar machen, suche das Einfache und Klare, die Transparenz, die Reduktion...

Wie gehen wir hier und jetzt mit den Gedanken und Gefühlen um, die so in uns abtuckern? Am wichtigsten finde ich die Achtsamkeit auf das, was im Moment in uns stattfindet. Welche Energien wirken in uns? Welche Selbstvorwürfe machen uns gerade das Leben zur Hölle? Welche tatsächlichen Interessen (Bestätigungssucht usw.) haben wir? Was wollen ich wirklich, was meinen wir "wollen zu sollen"?

Doch noch was zur Ursache meiner (vermuteten) negativen NPS: Extreme Ablehnung, die mir bereits vor meiner Geburt entgegengebracht wurden... (Geächtetes, nicht-existenzberechtigtes Nicht-Wunschkind, dafür Scheidungs- und Deppen-Kind...) Somit ist das Verhältnis zu mir selbst schon immer sehr gestört, Gefühle der totalen Selbstablehnung, der Minderwertigkeit, der Abartigkeit gehörten stets untrennbar zu mir...

Und wenn ich achtsam bin, merke ich, daß diese "gestörte" Beziehung sich eben in jeder Sekunde meines Seins auswirkt. In dem Moment, in dem ich diese Energie erkenne, kann ich (nach vorhergehender Einsicht, daß sie nicht notwendig und auch nicht angemessen ist...) eine andere Energie in mir hervorrufen, nämlich die der Akzeptanz und des Wohlwollens...

NPS heißt für mich auch: Man lehnt sich tierisch ab, und deswegen haben wir es fucking nötig, uns mit einem Ideal-Ich zu identifizieren. Ein Ideal-Ich, dem wir manchmal ansatzweise entsprechen können. Dann fühlen wir uns geil, cool, überlegen. Aber das hält nicht lange an, schon bald wird die Bedürftigkeit und die Schwäche hinter der Fassade wieder sichtbar und wir müssen uns verstecken...

Diese Grundenergie wird unser Leben solange prägen, bis wir verstehen, das nicht wir das sind... Es ist "nur" ein Programm in uns, das sich die ganze Zeit wiederholt... Einmal einprogrammiert und nun tuckert es endlos in uns rum... Bis wir es stoppen, bis wir "bewußt" werden... Ein x86-Rechner ist auch kein Windows-Rechner, es läuft halt Windows drauf... Ich kann aber auch Linux drauftackern... Ist natürlich net so einfach, muß erstmal wissen, daß es geht und wie es geht... Und so ähnlich ist's auch mit Mensch-OS...

Unsere persönliche Erlebniswelt wird immer zuerst durch den Ich-bin-schlecht-Filter gejagt, bis sie bei uns ankommt. Unser Leben reflektiert genau das, was wir von ihm und von uns halten... Und alles fühlt sich eben so übel an, weil uns diese Eigen-Kommentare dauerhaft begleiten. Und weil wir so doof sind müssen wir uns auch so doof verhalten. Wie kann man diese fucking Kommentarfunktion denn eigentlich abschalten?


Durcheinandere Grüße,
Chimera

P.S.: Da es mein 500. Posting ist, verzeiht ihr mir sicher die Abweichung vom Thema...
jolanda
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von jolanda »

Lieber Chimera!

Herzlichen Glückwunsch zum 500. Posting!
Kannst net einen Virus erfinden, der unser System zum Absturz bringt und danach gleich ein neues Installiert? Wäre nobelpreisverdächtig.

Gruß, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Barbra
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Barbra »

Hallo,

ich möchte nur kurz sagen, dass ich Eure Beiträge sehr interessant und hilfreich finde. Hab mich nur leider wohl etwas überfordert und reingesteigert in diese ganze Ursachenforschung. Ich werde sobald ich das Ganze irgendwie in'n Griff gekriegt hab, wieder antworten

Lieben Gruß
Barbara

P.S.@Jolanda: sorry, dass ich's net mehr geschafft hab in Deinem thread zu antworten, aber auch da werd ich mich wieder einmischen
Captain Kirk
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Captain Kirk »

Neulich kam ein interessanter Beitrag zu der Thematik im Radio. Es ging dabei haupsächlich um die Kinder von Kriegsüberlebenden und NS Opfern. Und dass diese Kinder quasi stellvertretend für ihre Eltern, die schnell wieder funktonieren und alles totschweigen mußten, nun das Trauma ihrer Eletrn leben.Unbewußt natürlich.

Gruß
c.
Barbra
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Barbra »

Hallo captain,

interessant, weil es eine Theorie von mir mehr oder weniger bestätigt.

Meine Mutter hat in einem ihrer seltenen ehrlichen Momente zugegeben, dass sie unter der gleichen Symptomatik (der NPS) litt, bis sie etwa 30 war. Danach suchte, holte sie sich so viel Bestätigung, dass sie keine Probleme mehr damit hatte. Unbewussterweise natürlich. Hauptsache funktionieren und sich anpassen. Und dann natürlich irgendwann in ein Megaloch fallen, sobald die Bestätigung nicht mehr da sein wird. So werde ich nicht damit umgehen.

Andere Problematik, andere Ursache als worüber Du schriebst. Aber die gleiche Schlussfolgerung: leben mit dem Trauma bzw. der Störung der Eltern/Mutter. Die Frage bleibt natürlich -> die einzige Ursache? Und die vorherigen Themen und Schlussfolgerungen sind natürlich auch noch zu beachten.

Schade, bin immer noch net ganz imstande mich wieder damit auseinanderzusetzen, muss auch vorsichtiger werden. Aber die Denkanstöße hier sind einfach grandios. Mal'n fettes Lob an alle an dieser Stelle

Lieben Gruß
Barbara
Captain Kirk
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Captain Kirk »

Dazu noch kurz ein Gedanke ... eine Theorie, dass Kinder unbewußt spüren, wie sich die Eltern fühlen (auch wenn die Eltern heiter tun, obwohl sie Angst haben) und sich dann eben genauso fühlen, um ihnen nah zu sein. Also eine traurige Mutter wird ein trauriges Kind haben, wenn das Kind sensibel genug ist und diesen Mechanismus nicht rechtzeitig erkennt oder andere Weisen des Umgangs mit der mütterlichen Traurigkeit findet ... Das ist vielleicht auch die Antwort auf die Frage, warum manche Kinder so werden und andere anders, obwohl sie bei den selben Eltern aufwachsen.
winnie
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von winnie »

Hallo Barbara,

ich hab da auch noch eine Theorie zu dem Thema:

Wenn zB ein Elternteil bereits unter psychischen Problemen leidet, traumatisiert es möglicherweise allein schon durch sein Verhalten (das bewußte wie das unbewußte) die Kinder auf's Neue...

Ich hab über diese Dinge schon viel nachgedacht, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß Vererbung und Traumatisierung oft Hand in Hand gehen.

Ich habe meine Depressionsveranlagung mit großer Sicherheit von meinem Vater geerbt. Er hat ebenfalls Depressionen (auch wenn er das um nichts in der Welt zugeben würde), seine beiden Schwestern haben/hatten welche, und seine Mutter war ebenfalls schwer depressiv, wie man mir erzählte.
Und wenn ich mir seine Denkweisen und sein Verhalten seinen Mitmenschen (und seiner Familie!) gegenüber ansehe - zum beträchtlichen Teil entsprangen die seiner depressiven Einstellung zum Leben, der Rest war die Folge seiner eigenen verkorksten Erziehung.
Ja, und mich hat er dadurch gleich wieder in die gewohnte Richtung gepolt. Hat mir seine eigenen kranken Einstellungen aufgedrückt und mich dadurch von Grund auf geschädigt.

Und ich merke auch schon wieder, daß ich mit meinem depressiven Verhalten meine Kinder beeinträchtige...

Gruß,
Winnie
winnie
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von winnie »

Genau das meinte ich, Captain.

Grüße!
chimera

Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von chimera »

Liebe Barbara,

also, ich seh' das so ähnlich wie Winnie und Captain...

Meine NPS-Veranlagung habe ich auch von meinem Vater geerbt, wir sind zudem unter sehr ähnlichen Bedingungen aufgewachsen. Ist Euch aber eigentlich schon mal aufgefallen, wie sehr unsere Eltern nach wie vor "in uns leben"? Wie sie immer wieder als Kritiker und Kommentatoren die Stimme in uns erheben? Oder is das bei Euch gar net so?

Möchte damit sagen, daß wir - Achtsamkeit vorausgesetzt - teilweise ganz genau beobachten können, wie unsere Eltern in uns wirken, und somit können wir über die vergangenheitsbezogene Aussage "Meine Erziehung blablabla..." hinaustreten und die Auswirkungen der Erziehung im Jetzt lokalisieren... Und wir können sie somit als "Fremdeinwirkung" identifizieren, zwar schon als etwas, das unserem System angehört, aber dennoch nicht zwangsweise mit uns verbunden sein muß... Ein Schritt in die Befreiung... Ist wie wenn ich bei Windoof in den Taskmanager gehe und einen der unnötigen Prozesse kille, bzw. mir zunächst einmal anschaue, welche unterschiedlichen Prozesse da überhaupt am laufen sind und CPU-Last erzeugen...

[Sorry, falls sich das wieder etwas *ballaballa* anhört...]


Liebe Grüße,
Chimera
Barbra
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von Barbra »

Ja, so scheint es zu sein. Zumindest einen sehr großen Teil der Ursache sehe ich in der unbewussten "Vererbung" bzw. Übernahme gewissen Verhaltensmuster. Einerseits die Störung der Mutter, andererseits die extrem gewalttätige Ablehnung väterlicherseits.

@Winnie: der Gedanke, den Captain ausgesprochen hat, kam mir auch in den Sinn. Auch ich glaube, dass das darüber Sprechen mit den Kindern ausgesprochen wichtig ist und ein Übernehmen Deiner Gefühle bzw. Gefühlswelt verhindern kann. Durch Deine reflektierte Sicht auf die Dinge und die Situation denke ich aber, dass Deine Kinder das Glück haben werden, nicht wie wir unter dem Einfluß der Eltern so leiden zu müssen.

@captain: das würde erklären, warum meine Schwester so gar nicht betroffen ist. Meine Mutter beanspruchte mich voll und ganz für sich, während sie meine Schwester außen vor ließ. Wodurch wiederum mein Vater seine Aggressionen ganz und gar auf mich konzentrieren konnte, da er ja dann meine Schwester für sich beanspruchte und sie auch entsprechend anerkennen und lieben konnte.

@chimera: nein, ganz und gar net *ballaballa* Allerdings brauche ich hier noch einen Zusatz. Nicht nur die Auswirkungen der Erziehung, sondern auch das unbewusste Übernehmen bestimmter Verhaltensmuster (ich wiederhole mich mal wieder) spielen hier wohl eine Rolle. Als Kind braucht man/frau Vorbilder. Und automatisch nehmen hier die Eltern den ersten Platz ein. Kind ist (zu?) sensibel, spürt die Gefühle und übernimmt sie, wie Captain es so treffend ausdrückte. Also tritt hier wohl ein gewisser Automatismus ein, das "Anpassen" an die elterlichen Gefühle und Störungen, gleichzeitig auch die (unbewussten) Reaktionen auf die Ablehnung, das Gefühl (oder die Tatsache?) nicht geliebt zu werden von den eigenen Eltern. - Die bei mir in erster Instanz zur Rebellion führten. Und in zweiter Instanz, was mir erst heute immer bewusster wird, zur emotionalen Fehlentwicklung bzw. Unterentwicklung.

Bzgl. der "Kritiker und Kommentatoren" möchte ich Dir vorbehaltlos zustimmen. All diese Selbstvorwürfe, der Mangel an Selbstwertgefühl, der Selbsthass sogar sind doch prinzipiell und eigentlich deren Stimmen, die in uns nachwirken und die wir nicht mehr loskriegen?! Hier erinnere ich mich wieder an unser Thema bzgl. des "niedergemacht werdens" durch unsere Eltern.

Lieben Gruß
Barbara

P.S.: ich würde mir wünschen, dass gestörte Prozesse in mir so leicht zu killen wären wie die im Taskmanager. Leider hab ich da noch keine Möglichkeit gefunden - aber das Erkennen mag da durchaus hilfreich sein...
jolanda
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Puh, da ist ja ganz schön viel Stoff dazugekommen.
Bei mir ist es auch so, dass es starke Parallen zu meinem Vater gibt. Nur war es bei uns umgekehrt. Als er von meinen Problemen erfuhr und sich eingehender damit beschäftigt hat, vor allem auch mit der BPS, da ist ihm mulmig geworden, weil er so viele Gemeinsamkeiten mit mir entdeckt hat, er ist dann auch zum Psychiater und hat darüber gesprochen. Ganz klar geht es bei ihm auch um den Umgang mit Gefühlen und der Neigung zu Depressionen. Nur alles nicht so ausgeprägt, wie bei mir.
Hat er nun aufgrund seiner Biografie bessere Strategien für sich entwickelt, hat er sich dem einfach weniger hingegeben, weil andere Dinge (Beruf/Familie) wichtiger waren, oder war/ist er weniger betroffen, obwohl seine Kindheit sicherlich nicht leichter war, als meine?
Und: bin ich jetzt durch ihn geprägt und lebe seine Störungen weiter oder haben wir eben beide die selbe genetische Veranlagung, oder beides?
Also auch hier läßt sich Vererbung und psychosozieles Umfeld nicht trennen, denn beides hat man ja von den Eltern, vorrausgesetzt, man ist auch bei diesen aufgewachsen.

Was mir übrigens riesige Probleme bereitet, ist dass in der Therapie vieles eben mit der Kindheit erklärt wird, was sicher richtig ist. Da heißt es dann, weil dies oder jenes von den Eltern nicht vermittelt wurde etc, deshalb fehlt Ihnen nun dies und das...
Aber ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und habe auch viel Liebe von ihnen bekommen und dennoch ist ganz offensichtlich so viel schiefgelaufen. Ich habe manchmal das Gefühl, ich müsste ihnen böse sein, aber das kann ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich sie schuldig finde. Lag es nicht auch an mir, dass ich eben so sensibel war, dass es schiefgehen musste?
Hätten sie überhaupt was besser machen können?
Ich bin im Moment bloß wahnsinnig froh, das ich keine Kinder habe ich hätte riesige Angst ihnen das alles weiterzugeben. Ich glaube, es ist furchtbar, als Eltern zusehen zu müssen, wie die Kinder die eigenen Probleme entwickeln. Für mich wäre es grausam, ein Kind zu haben, das so wird wie ich, ich würde mich ewig schuldig fühlen.
Damit will ich aber nicht die Mütter und Väter hier verurteilen, dass sie Kinder haben oder so was. Ich wünschen ihnen ganz ganz fest, dass sie es schaffen ihre Kinder davor zu bewahren.
Ich habe nur eben für mich entschieden, dass ich aufgrund meiner Krankheit keine haben will.

Liebe Grüße, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
doubty
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Re: Ursachenforschung - erblich bedingt oder traumatisiert?

Beitrag von doubty »

Liebe alle, liebes Sternenkind!

Ich finde diesen Thread interessant. Habe mich auch immer mit Ursachenforschung auseinandergesetzt.
:what

Man kann von erhöhter Vulnerabilität ausgehen, da meine Mutter auch betroffen ist. Plus Kindheitstrauma.

Aber, was ich interessant finde, Sternenkind, ist die Frage, warum es bei Naturvölkern nicht so oft vorkommt. Und sind wir vielleicht wirklich nicht so geerdet?

Denn bei mir gehört zu jeder depressiven Phase eine völlig fehlendes Körpergefühl.
Ich habe das auch schon von anderen gelesen:
Es ist bei mir , als wenn ich tot wäre. Mein Geist schwebt über mir , sieht meinen Körper wie von oben, kann ihn aber nicht beeinflussen.

Andere beschreiben es als "Erstarrtheit".
Zumindest ist es furchtbar.
Ich versuche dann auch mich zu erden, also spaziern zu gehn. und den Himmel zu betrachten.

Aber auch Sport versuche ich. Das kann allerdings gefährlich werden, denn grade letzten Mittwoch bei der Ausgleichsgymnastik
habe ich dasselbe Problem gehabt wie immer bei einer starken Depression: Da ich meinen Körper nicht spüre, unterfordere ich ihn oder überfordere ihn.
Am Mittwoch habe ich mir mal wieder eine Zerrung geholt, deswegen.
ich weiß nicht, ob das jetzt so hierher gehört, da es mit Ursachenforschung nicht viel zu tun hat.
Aber ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel.
In vielen Beiträgen, z. B. von Heike 47 wurde aber auch schon vieles gesagt, was ich auch zu dem Thema auf der Seele habe und nicht wiederholen möchte.

Liebe Grüsse
Anna
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