Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

genau das isses lavendel! ich müsste irgendwohin, wo ich nur zum malen hingehe. hast recht...im herbst beginnen die vhs-kurse und da liebäugel ich schon mit dem aktzeichen-kurs. ich denke, ich müsste einfach nur mit irgendwas anfangen, um wieder rein zu kommen. zuhause fehlt mir oft die ruhe, obwohl ich nur den hund habe und der brav ist. aber nach gassi und alltag ist dann einfach die luft raus, die muse weg. im sommer ist es bei mir im hinterhof immer laut und da ich ja super geräuschempfindlich bin, stört mich dann die musik und das gequatsche. im herbst haben alle wieder brav ihre fenster zu :lol: oder noch besser winter, da ist dann endgültig ruhe! hast recht, jetzt ist sommer und außerdem habe ich gerade mit sport angefangen. mein hund will irgendwie nicht mit mir im bett liegen. ich befehle es ihr immer und höflichkeitshalber legt sie sich dann halt 10 sekunden hin :lol: und hüpft dann wieder runter. ist ihr zu warm momentan. aber wir schmusen draußen, da legt sie sich höchst undamenhaft auf den rücken und lässt sich den bauch kraulen oder drückt ihren kopf an meinen hals. das mag ich so, weil es so zärtlich ist. auch in der tram, lehnt sie sich immer an mich dran, das beruhigt mich...weil öffis für mich nach wie vor so ne sache sind. ach, der geht`s schon gut. die hundeschulen sind weit weg und bis wir dann da sind, ist sie fix und fertig, weil nur tram fahren entspannt geht und s-bahn für sie aufgrund von trauma streß pur ist. und dann sind das so komische hundeschulen, mit so leuten, na ja, bei denen der hund was weiß ich was kompensiert :lol: deine hundeschule scheint ja nett zu sein! suchspiele mache ich schon, das findet sie toll. wenn ich mit tagebuchschreiben beschäftigt bin und ihr fad ist, schmeiße ich die leckerlies einfach irgendwohin...das kennt sie schon, wenn ich mein tagebuch raushole...hunde sind so klug :mrgreen:

lebensqualität und geliebter klotz am bein ;) :

MEIN HUND!
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FrauAnonym
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von FrauAnonym »

Man, Ihr seid echt cool. Ich fühle mich hier echt pudelwohl. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch, das mir jemand ein leckerli versteckt. *löl*

Na ja, der Tag war lang und anstrengend ... ich haue mich jetzt in die Horizontale ... gute Nacht Euch. :hello:
juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

ich werfe dir noch ein gute-nacht-leckerlie zu :hello: schlaf schön!
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Lavendel64
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo, ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu speziell, sonst müssen wir uns mal auf pn verlagern.
Google mal "zielobjektsuche hund" - vielleicht ist das was für Euch. Wenn sie gern Suchspiele macht, ist das perfekt. Man muss nur sehr langsam vorgehen und die einzelnen Schritte immer absichern. Wenn der Hund es beherrscht, eine super Beschäftigung für regnerische Novembertage oder wenn er sonstwie nervt. Strengt enorm an (den Hund).

Bei uns bietet die ambulante Institutsambulanz das Malen an, zahlt die Krankenkasse :) außer einem 5 Euro-Beitrag pro Quartal. So viel Material hat man selber ja nicht. Leider ist es für mich immer eine Stunde Anfahrt mit dem Auto, das strengt schon an, wenn man vorher gearbeitet hat. Für mich war auch die Gruppe sehr wichtig und gut. Etwas reden beim Malen, reflektieren ...

Du, aber wenn du im Moment den Hintern nicht hoch bekommst ... dann ist das so. Auch das ist ja akzeptabel. In unsicheren Phasen ist das bei mir genau so. Und leider häufen die sich, seit ich zusätzlich für meine Mama zuständig bin. Sie leidet unter dem Tod meines Papas (vor einem Jahr), kann in ihrem Haus nicht mehr leben und klammert sich sehr an mich. Verständlich - aber SEHR kraftraubend. Andererseits für mich ein Crashkurs im Grenzen-setzen.

LG Lavendel
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FrauAnonym
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von FrauAnonym »

Guten Morgen. :hello:

Für mich das Wort des Jahres: Therapierupfen. Das ist einfach genial. :D

Lebensqualität ... das bedeutet für mich, dass ich wieder Spaß an Dingen habe ... ich höre wieder Musik und tanze manchmal sogar in meiner Wohnung dazu, wenn irgend so ein cooler Song aus den 80ern gespielt wird. Danach bin ich dann meistens ziemlich platt, weil ich überhaupt keine Kondition mehr habe. *hihi* Zudem habe ich wieder Spaß an Ordnung bekommen. Es ist nicht mehr nur eine leidige Pflicht, sondern ich kann es genießen, wenn es ordentlich ist. Hätte ich lange Jahre nicht gedacht, dass es mal so kommen würde. *staun*

Das Beste an allem ist aber, dass ich mich durch irgendwelche Leute nicht mehr verunsichern lasse. Ich meine so Leute, die immer glauben alles besser zu wissen, ohne Details zu kennen, jedem ungefragt ihre Meinung aufdrängen und sich selbst für perfekt halten ... die über sich selbst immer nur gut reden, aber an anderen kein gutes Haar lassen. Die Leute, die statt einer Lösung immer nur sagen "Tja, hättest Du mal lieber ..." und einen dann so von oben herab ansehen. Man, wenn das Kind erst mal in den Brunnen gefallen ist, weiß ich selbst, was ich hätte anders machen sollen. Lösungsorientiert ist ja echt was anderes. Hätte, hätte, Fahrradkette ... :D

So, Arbeit ruft. Bis später. :)
Monchen12345
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Monchen12345 »

Malen hab ich für mich ganz lange abgelehnt. Basteln, nähen oder sonstige kreative Techniken, alles ging nur malen nicht. Erst als ich in der Reha in der Kunsttherapie gelandet bin, hab ich gemerkt wie gut ich dabei runter komme.
Solange ich noch zu Hause war, hab ich das dann auch regelmäßig gemacht.
Die ersten Wochen nach dem Btz ging abends nichts mehr. So langsam fängt das an, dass ich Abends nicht mehr völlig fertig bin. Nähen und malen sind Dinge die in den nächsten Wochen wieder in den Alltag sollen. Das ist für mich auch nen Stück Lebensqualität die zurück kommt.
Muss nicht jeden Abend sein und auch nicht lang, man kann auch 2Tage später weiter malen...und selbst wenn ein Bild nicht fertig wird ist das okay. Geht ja nicht darum möglichst viele Bilder zu produzieren. Das Liegen lassen können und später weiter machen ist auch etwas, was ich im letztem Jahr gelernt habe.
juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

hallöchen in die runde!

ich hab mir heute auch wieder lebensqualität verschafft, indem ich die bude aufgeräumt und geputzt habe. ist doch schöner, so aufgeräumt und duftig. leider habe ich monströsen muskelkater und bin bewegungstechnisch, äh, eingeschränkt. aber irgendwie ist das auch gut, es passiert was in meinem body :lol:

@monchen: das ist ja schön, daß du nicht mehr komplett alle bist, wenn du aus dem btz kommst, sondern ab und an noch die muse findest, was für dich zu tun. ich bin ja schon aus dem konzept, wenn ich nur meine putzjobs machen muß. naaa guuut, lag auch daran, daß ich mich an den letzten beiden tage total verquatscht hatte, so spontan.

musste das heute morgen erstmal in meinem tagebuch "analysieren", wieso ich das mache. also dann total vergesse, daß ich ja etwas anderes vor hatte und sooo wichtig sind mir die personen überhaupt nicht. es ist eher so, daß auf mich zugekommen wird und irgendwie bin ich dann so eingenommen, so belegt. ist zwar ganz "nett", aber nett ist die kleine schwester von ... :lol:

ich habe mich gefragt, wenn ich jetzt die wahl hätte, ob ich diese gespräche noch einmal führen würde oder ob ich mein ding machen würde...ich würde mein ding machen! tja, und da wären wir wieder einmal bei der viel beschriebenen achtsamkeit. deshalb tut mir das gerade total gut, zuhause zu sein, sicher von äußeren einflüssen und in meiner wohnung herum zu machen. wie frauAnonym schon beschrieb, diese freude am wohlfühlen in den eigenen 4 wänden. das putzen nicht als leidige pflicht anzusehen, sondern daß man es sich schön macht.

ach ja, vorhin hat mir ein park-alki auf den hintern geklatscht, so im vorbeigehen :evil: das hat mich total aus dem konzept gebracht und meine ausgeglichene laune vom park, in dem es nach heu duftete und so wunderbar ruhig war, gleich wieder in`s wanken brachte. einfach voll eklig. habe ihn zwar sofort angefaucht und er hat sich sofort entschuldigt, aber das bringt mir auch nichts. manchmal hätte ich gerne so abstandhalter an meinem körper befestigt oder am besten einen umhang, in dem ich unsichtbar werde. dann werde ich nicht begrabscht oder laufe nicht in gefahr zugetextet zu werden.

@lavendel: so einen kurs in "grenzen setzen" könnte ich auch gut gebrauchen 8-) ich trete stattdessen den rückzug an oder gehe menschen wortwörtlich aus dem weg, verstecke mich manchmal sogar, weil ich die konfrontation meide. irgenwie fällt es mir garnicht ein zu sagen "du, ich habe gerade überhaupt keine zeit", menno. gut, bei familie ist es etwas anderes. in meiner familie ist es so, wenn ein familienmitglied egal was braucht, hat das prioriät. mittlerweile frage ich meine mutter aber, ob es gerade passt, bevor ich mit meinem redeschwall loslege ;) ich wünschte, ich würde auch öfter gefragt werden, ob es mir überhaupt passt. hmpf, achtsamkeit. meinen mund aufmachen, nicht erwarten, daß das gegenüber errät, daß ich eigentlich garkeine lust auf input habe. jaaa, die malerei...wenn die zeit reif ist 8-) wenn ich besser strukturiert bin und es raffe, mich nicht aus dem konzept bringen zu lassen. was das hundeding betrifft, google ich gleich mal nach. also unterfordert ist mein hund nicht, im gegenteil, ich werde oft angesprochen, wie ausgeglichen mein hund ist. momentan liegt sie seelig in ihrem körbchen und ich seelig in meinem duftenden bettchen. ich bilde mir ein, wir teilen oft unser wohlgefühl, das zusammen sein.

@frauAnonym: ein 80ies-girl 8-) das ist bei mir schon ewig her, daß ich mal abgetanzt habe. vermutlich bräuchte ich danach auch ein sauerstoffzelt :P aber ein bißchen war es so, als die mucke beim hanteltraining losging. da hat mich auch ein richtiges glücksgefühl durchströmt. ich hoffe, mein muskelkater ist bis morgen weg, denn da wollte ich wieder zum training. so ganz diszipliniert :mrgreen: ich will es jetzt echt wissen. meine ausdauer ist nämlich auch ganz schön im unteren bereich und ich denke, da geht noch was...ja, erst vor wenigen tagen begegnete ich rein zufällig einer bekannten, die ich noch aus jugendzeiten kenne. ich habe mich echt gefreut, sie zu sehen. aber dann...dann kam genau das, was du beschrieben hast. dieses abschätzige "warum machst du denn nicht das und das. also wenn ich du wäre..." :roll: ich konnte richtig spüren, wie toll sie sich selbst fand, im vergleich zu mir, der "loserin", die es sich jetzt "bequem" macht und nichts auf die kette kriegt. selbst da bekam ich es nicht hin, das gespräch mit einem "ich hab`s gerade eilig" zu unterbrechen, ich hatte es sogar wirklich eilig. danach habe ich mich total geärgert, über sie, über mich. okay, ich war noch nie die schlagfertigkeit in person, irgendwie bin ich immer zu höflich und das nervt mich ganz konkret an mir selbst.

der austausch mit euch über mitunter diesem thema tut mir gut, führt mir das noch mal glasklar vor augen, an welchen schräubchen ich noch drehen muß, damit sie nicht mehr alle locker werden :mrgreen:
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Lavendel64
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Lavendel64 »

@juli74sara: Es gibt ja auch von Natur aus ausgeglichene Hunde, die nicht den 24-Std-Bespaßungsbedarf haben. Überhaupt haben Hunde ebensoviel Ruhebedürfnis wie Katzen. Nur: Katzen nehmen es sich, Hunde sind irgendwie meist auf stand-by. Eine Katze ist ein äußerst achtsames Tier ... die macht das, was ihr passt und wird vermutlich nie so überfordert wie Hunde. Ich habe auch ein sehr ruhiges und zufriedenes Hundetier, das am liebsten schläft.

Sorry, das ich das jetzt so deutlich sage, aber du zäumst das Pferd von hinten auf. DU musst Deine Bedürfnisse mitteilen und nicht abwarten, ob andere das erraten. Die Familie ist in puncto eigene Achtsamkeit ein Extremfall, denn da kann man sich am schlechtesten zurücknehmen. Ich habe mir nach und nach meine Zeit zurück erobert ... dieser Gedanke: "bin ich wirklich bereit, das JETZT zu geben?" ist da sehr hilfreich. Dieses "ich mache es mal eben selbst, dann ist es erledigt/geht es schneller" ist ein tückischer Ansatz. "Wenn du Hilfe brauchst, melde dich" bringt den anderen dazu, von sich aus aktiv zu werden und vermittelt dir viel mehr Zeit und Ruhe. Gerade bei Kindern sehr effektiv.

... was das Malen und fertigen von Bildern angeht ... ich brauche für meine manchmal Monate :)

LG Lavendel
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juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

halli hallo liebe genesenden!

aaaalso: ich habe mich die tage tatsächlich in achtsamkeit geübt. läuft! :lol: . es macht direkt freude, sich mehrmals am tag zu fragen: "was tut dir jetzt gerade gut?" überraschenderweise ist es nicht unbedingt das, was ich mir vielleicht morgens oder am vortag vorgenommen hatte. so war ich gestern 5 stunden im wald spazieren, habe hier und da mich hingesetzt und in mein tagebuch geschrieben. ja, mit dem hund habe ich suchspiele gemacht, sie im wasser baden lassen, ball- und ast-zerren gespielt. jedenfalls habe ich mir ein mantra im tagebuch zurechtgebastelt!

AUSDAUER, GEDULD, KONSEQUENZ.

das sind eigenschaften, die ich gerne hätte, die mir gut tun. also 3 dinge, die mein leben bereichern. die ich für mich entdecke, um meine lebensqualität zu steigern - neben der achtsamkeit - bzw. ergänzt sich das mit der ACHTSAMKEIT und meine tage und tatigkeiten gewinnen eine ganz andere qualität. ich fühle mich einzelnen, heiklen situationen besser damit.

ach ja, noch etwas! es gab knatsch mit meinen nachbarn und ich fühlte mich gleich wieder "klein" und habe mich selbst wieder einmal :roll: klein gemacht, um harmonie herzustellen. aber dann überkam mich eine unbändige wut :evil: . "wieso bin ich immernoch freundlich und höflich und nett? verdammte sch...e! die sind sch...e zu mir und ich ignoriere das???". da ging es mir erstmal überhaupt nicht gut, auch mit der wut nicht.

was ist mit meinem selbstwertgefühl? nicht viel los an dieser front...da wurde es mir klar vor augen geführt. aber nach der wut und dem schlechten gefühl habe ich mir gedacht: "was gebe ich diesen kleinkarierten, bornierten, ignoranten spießern eigentlich soviel raum? wieso fühle ich mich denen unterlegen? weil ich allein bin? weil ich anders lebe?" ich kann die nicht daran hindern, ihre geringschätzung für mich bei jeder gelegenheit zu zeigen, weil sie nichts besseres zu tun haben? wie leer und oll muß ihr leben nur sein, daß eine nachbarin ihr thema ist, über das sie labern können? wie armselig ist das denn???

:lol: jetzt ist schluß mit immernoch "nett sein" und höflich "hallo" sagen, als wäre nichts. ich bin an einer von denen mit meinem hund vorbeigelatscht und nicht wie sonst, brav stehengeblieben, weil die ja solche angst vor meinem hund haben. nö, mein hund ist an der leine und interessiert sich garnicht für andere menschen. was soll das stehengebleibe und diese künstlich heraufbeschworene anspannung? so, daß ich mich immer schlecht fühle, weil ich da halt gerade die treppen mit meinem hund runterlaufe :x schluß damit, kommt klar, mit eurer "angst" vor meinem hund und lasst mich in frieden. ich habe nichts gesagt, komplett ignoriert und wie die dumm geglotzt hat, während sie stehengeblieben ist.

bei der hausverwaltung habe ich mich rückversichert, solange mein hund kurz an der leine ist und nicht knurrt oder auffällig ist, kann ich so oft die treppen rauf und runter wie ich will. hundehaltung ist erlaubt, basta. seitdem ich meine nachbarn so sehe, wie sie nun mal - für mich - sind, fühle ich mich besser. ich habe auch das recht, mir ein urteil zu bilden, genau wie sie. nun, sie haben ein negatives urteil gefällt und tragen das offen zur schau. und ich bin es leid, das zu ignorieren und mir das täglich zu geben. sollte einer von denen die konfrontation zu mir suchen, werde ich nur mit den schultern zucken und sie stehen lassen. weiter gehen. ich habe besseres zu tun, und ja, ich finde euch auch kacke und stehe nicht mehr zu verfügung, als willkommene abladestelle für "frust rauslassen". ich lebe auch hier, also kommt klar damit.

überhaupt, es sind ja nicht nur die nachbarn, auch die sonstigen leute, die mich aufgehalten haben. ich stellte mir die frage: "habe ich das nötig?" und die antwort lautete "nein". gestern im wald waren andere hundeleute und unsere hunde spielten eine weile und es wurde halt ein bißchen herumgequatscht. war nett und dank meiner neu erworbenen achtsamkeit, stellte ich dann fest, daß ich jetzt keinen bock mehr drauf habe und verabschiedete mich. zack, weg war ich und fühlte mich gut damit.

natürlich gibt es auch nette menschen in meinem umfeld, positive energien, auch nette nachbarn ;) ich habe mal eine postkarte gesehen...auf der stand: "stay away from negativity" und das werde ich jetzt praktizieren, ganz konsequent, werde ausdauernd sein in meinen zielen und geduld mit mir haben, wenn etwas noch nicht so läuft, wie gewünscht.

ich wünsche euch allen einen positiven tag und..."stay away from negativity" ;) bzw. "ignore it, if it comes along"
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juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

hallo, leider schläft der thread etwas ein :) was vermutlich daran liegt, daß man mehr beschäftigt ist in seinem gesundendem leben. naaa guuut, ich mache mal einen anfang zum unterthema "was tut ihr, um eure lebensqualität zu steigern/erhalten?"

1. sport...das läuft jetzt eher nebenbei und regelmäßig
2. mehr leerlauf im alltag...das läuft weniger gut
3. mund aufmachen, wenn mir was nicht passt...das läuft gut

mantra:

geduld, konsequenz, ausdauer

okay, das hat sich jetzt noch nicht soooo fest in meinem unterbewussten verankert, aber mich dann doch in einigen entscheidungen und herangehensweisen gut beeinflusst. was will ich mit meinem mantra unter anderem erreichen?

aktuell: gelassenheit

ist gelassenheit auch ein thema bei euch? falls ja, was tut ihr, um gelassener zu sein oder zu werden?
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Aurelia Belinda
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Juli,
Hallo an alle mitlesenden,

Dieses “Stay away Form negativitys“
Habe ich lange, lange verinnerlicht.
Das hat auch gut funktioniert im Umgang mit menschlichen Dingen.
Allerdings sind es bei mir Lebensbelastungen ( wie bei vielen hier ) die dann doch mal “negativen“ Einfluss haben können, im Sinne von, weniger Kraft und Muße um sich um “seine Belange“ zu kümmern.

Das Level 2 hab ich fast 20 J. Halten können.....trotz dass immer mehr auf mich eingeprasselt ist. Will euch nicht entmutigen.
Aber momentan befinde ich mich ständig im Spalt zwischen Level 2 und der Negativ Spirale zu Level 1.
Kämpfe ganz stark dagegen an, nicht abzurutschen.

Dabei hilft mir schon meine stark verankerte innere GELASSENHEIT.
Obwohl ich ab und an Sorge habe die schwindet langsam.

Geholfen diese zu verinnerlichen haben mir seinerzeit zwei Bücher, einmal “GELASSENHEIT beginnt im Kopf“ .....von Thomas Schäfer. Wo auch sonst, beginnt ja nicht im Fuss ( lach ).
Das hat mich wirklich gut gefestigt und GELASSENHEIT und Geduld war/ ist meine Stärke.
Auch das Buch “ was die Seele krank macht und was sie heilt“ ( wenn der Körper Signale gibt ).... war sehr aufschlussreich um das Level 2 aufrecht zu erhalten. Da ging's um die psychotherapeutische Arbeit um Bert Hellinger. Auch mein Therapeut hat mir nahe gelegt, GELASSENHEIT zu üben. Ich hatte oft Herzrasen, und diverse andere Symptome die mich geschlaucht haben. Das war durch bestimmte Atemtechnik, die auch hilfreich ist.
Das nur mal zum Thema Gelassenheit.
LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

:?: :?: :?: weiß nicht, vielleicht ist der thread dann doch zu mißverständlich, um beim thema bleiben zu können, bzw. ein gesundetes leben beinhaltet kein im-forum-schreiben. vielleicht wird es zeit, sich weniger mitteilen zu wollen, bzw. dann doch wieder zum eigenen thread zurück zu kehren. es gibt so viele neuanmeldungen und auch alte hasen (s.o.) die tief in der krise sind. vielleicht besser, das feld zu räumen und einfach sein ding machen ;) .
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holleridudödeldi
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von holleridudödeldi »

Salve Juli, salvete alle anderen,

steht man in Erfurt vor der Predigerkirche, vor ihrem Westportal, kann man zu seinen Füßen folgenden Satz lesen: „Nimm dich selber wahr, und wo du dich findest, da lass dich.“ Er stammt von Meister Eckhart, einem Intellektuellen des 13./14. Jahrhunderts, der zu Gedanken in der Lage war, die heute noch überfordern können.

Was mich an diesem Satz fasziniert, ist die Verbindung zwischen Selbst und Gelassenheit. Interessant scheint mir, dass man im akuten Stadium der Depression kaum in der Lage ist, sein Selbst aus der Distanz zu betrachten. Man versinkt ganz und gar darin. Und agiert allein aus dieser Position. Hat man die Chance, aus der Krankheit aufzutauchen, dann besteht die Möglichkeit, viele Facetten der Wirklichkeit wahrzunehmen – einschließlich die des Selbst. Und sich und nicht nur sich zu lassen ...

Womöglich ist das ein Weg auch zum Selbstwert, einem nicht nur vorgestellten, sondern einem tief empfundenen, der dann nicht ins Wanken gerät, wenn Wirklichkeit nicht so ist, wie die Vorstellung des Selbst es gerne hätte. Dann kann man womöglich wirklich von Gesundung sprechen. Denn ein Mangel genau dieses Selbstwertes scheint doch ein ungeheurer Faktor in Depressionen zu sein.

Seid alle herzlich gegrüßt auf Euren Wanderungen durch die Landschaften der Seelen von holleridudödeldi, dessen DSL-Alphorn zeitweise verstopft war.
Aurelia Belinda
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Juli,
Ich verstehe deinen letzten Post nicht.
Liegt es an mir, dass du jetzt den Thread in Frage stellst.??
Ich wollte euch nicht entmutigen,
Ich finde den Thread interessant.
Hab mir ständig überlegt zu schreiben.
Sehe mich aber nicht in “Gesundung“.
Wie auch, zum jetzigen Zeitpunkt.
Dir wollte ich einfach was über Gelassenheit sagen.

Verstehe jetzt nicht deinen Post.
Ist doch alles gut. Du suchst nach Wegen,
Du probierst diverse Dinge aus, die zu einer Besserung führen können.
Warum hast du jetzt Sorge dass der Thread nicht gut ist.
Und was hat das mit den Neu Anmeldungen zu tun???
Aurelia steht auf dem Schlauch.
Klär mich mal auf bitte.
Jeder ist doch in einem ganz anderen Stadium. Das ist doch normal.
Jeder muss sich deShalb seinen eigenen Weg suchen.
Schreib ruhig weiter.
Deine Euphorie ist immer ansteckend und kann auch Neulingen helfen, das meine ich ernst.

Gute Nacht euch allen.
Eine müde Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Aida1
Beiträge: 681
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Allegretto

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Allegretto »

Hallo zusammen,

da eine Gesundung im Sinne von vollständiger Wiederherstellung und Wiedererlangung der psychischen und körperlichen Kräfte in meinem Falle unerreichbar ist, hatte es sich für mich nicht stimmig angefühlt, zu diesem Thema etwas zu schreiben.
Meine Frage lautet eher, wie sieht ein mögliches Leben trotz Einschränkungen und Rückschläge aus?

In meinem Bewusstsein ist meine Erkrankung jetzt seit fast 20 Jahren. Mit den Folgen der erlittenen Traumata in meiner Kindheit und Jugend hatte ich bis vor 20 Jahren unbewusst gelebt und an ihnen gelitten - die Schutzmechanismen "Abspaltung" und "Verdrängung" funktionierten. Depressionen allerdings hatte ich schon als Kind und Jugendliche, sowie in weiteren Phasen meines Lebens, samt verschiedener somatischer Beschwerden. Damals hatte ich das als etwas hingenommen, was mich im negativen Sinn von Gleichaltrigen unterscheidet. Ich dachte, ich müsse irgendwie anders sein...

Ich blicke auf 20 Jahre intensive Auseinandersetzung mit mir und meiner Lebensgeschichte zurück, auf 20 Jahre, die zudem im "äußeren Leben" enorm viel von mir gefordert haben ( 3 Kinder, Scheidung, alleinerziehend, 50% berufstätig, Sorgerechtsstreitigkeiten, Unterhaltsstreitigkeiten, psychiatrisches Gutachten, familienpsychologisches Gutachten, Gerichtverfahren bis in die 2. Instanz, Umzüge, 4 mal psychosomatische Klinik (immer in den Schulsommerferien wegen der Kinder und wegen meines Berufes, damit keine "Fehlzeiten"), 1 mal psychosom. Reha, keine Familienangehörige, die mir hätten beistehen können).

Die vielen Male, die ich abgestürzt bin in freiem Fall, sind ungezählt, die vielen Male, die ich mein Leben beenden wollte, ebenfalls und schier endlos die Phasen, in der es nur dunkel und hoffnungslos war. Es müssen tatsächlich Kräfte in mir gewesen sein, von denen ich nicht wusste, dass ich sie habe. Auch haben mich diese schweren Jahre gelehrt, dass es tatsächlich wieder heller, leichter und besser wird.

Für mein Weiterleben , für mehr Lebensqualität und Gestaltungsspielraum war und ist es für mich wichtig, dass ich Ursachen und Zusammenhänge verstehen und einordnen konnte/kann, dass ich mich selbst gelernt habe zu verstehen, aber auch Verständnis für mich zu haben. Von entscheidender Bedeutung war sicherlich, dass mich (endlich und erstmalig) jemand (Therapeutin) gesehen, wahrgenommen und gehört hat. Es wird weiter meine Aufgabe sein, immer wieder zu unterscheiden, was "gehört zu damals, was zu heute", vor allem wenn Gefühle sehr stark werden. Es ist für mich wichtig, achtsam mit mir und für das Hier und Jetzt zu sein und der Begrenztheit meiner Belastbarkeit Rechnung zu tragen.
Trotz der Schwere meines Weges und großer innerlicher Einsamkeit bin ich zutiefst dankbar, dass ich gute Therapeutinnen hatte und habe und dass ich zwar schmerzhafte,aber positive und heilsame Erfahrungen machen durfte.

@ juli
ich verstehe Deinen letzten Beitrag auch nicht wirklich. Bist Du frustriert, weil keiner von wirklicher Genesung berichtet?
Eine Depression KANN natürlich etwas einmal vorkommendes sein. Aber hier sind ja schon viele, die unter wiederkehrenden Depressionen leiden und auch viele, bei denen sich Depressionen als eine Folge von früh erlittenen Traumata entwickelt haben. (Ich lasse mal beiseite, dass die letztgenannten ja wohl eigentlich in diesem Forum gar nicht erwünscht sind, ich wäre das dann auch).
Ich kann mir vorstellen, dass ganz viel Unsicherheit mit dem "Genesen", mit dem "es geht mir besser" verbunden ist. Wer mehr als eine Depression hatte, fragt sich sicherlich, wie lange der bessere Zustand dieses Mal anhält. Da ist schon auch Angst mit verbunden, wieder den Boden zu verlieren.
Wie siehst Du Dich selber denn? Ich meine, Du hast eine Analyse gemacht, also Dich recht lange intensiv mit Dir beschäftigt und sicher viel verstanden. Bist Du Dir sicher, dass Du das, was Dich eingeschränkt hat in Deinem Leben, dass Du das hinter Dir lassen kannst, bist Du Dir sicher, dass Du absehbar wieder voll belastbar bist und Deinem Beruf nachgehen kannst? Was bedeutet Gesundung für Dich? Arbeitsfähiger und integrierter Teil der Gesellschaft? Oder bedeutet Gesundung eher Akzeptieren dass die Belastbarkeit eingeschränkt ist, dass die psychischen Beeinträchtigungen so und so sind und nur diesen Spielraum geben?
Vielleicht magst Du dazu noch etwas schreiben.

Einen schönen Resttag wünscht
Allegretto
juli74sara
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

@allegretto: ja, es gibt verschiedene gründe für depressionen, ob nun wiederkehrend oder nicht. ich kann doch nicht nur rücksicht nehmen auf die wiederkehrenden depressiven? dann schreibt man hier jahrelang und bleibt mal schön da, wo man schon immer gestanden hat.
das kommt für viele jetzt vielleicht leicht aggro rüber, aber ohne eine gewisse aggressivität im leben geht auch nix voran. ich sehe die gesundung so: ich bin eingeschränkt belastbar, absolut, aber nicht alles, nicht jeder frust, jede angst ist "depression". obwohl gerade NIX so läuft, wie ich mir das vorstellte, geht es mir im vergleich zum start hier gut.

ja, es frustet mich schon so einiges, aber gesunde menschen würden meine probleme auch frusten. ich finde es gut, nicht mehr dauernd darüber nachzudenken "bin ich depressiv, habe ich eine episode?". es ist gut, mal über was anderes nachdenken zu können. meine ausdauer ist zwar erschöpft, die geduld am seidenen faden, aber konsequent bin ich noch: es geht weiter.
@holli: depression schützt einen auch irgendwie. so erscheint es mir, ich hätte einen kleinen käfig verlassen und stelle fest: dieser käfig befand sich in einem größeren käfig. aber aus dem breche ich auch noch aus. denn dieser größere käfig stellt mich auch vor größere entscheidungen. tatsächlich sehe ich mich jetzt irgendwie "von außen". ich betrachte auch meine umwelt mit anderen augen. habe lust auf veränderung und ich muß auch einiges verändern, was für mich gerade auch verstörend ist, weil ungewohnt. es ist alles zu klein, zu eng geworden, wie kleidung (meine wird gsd immer weiter). gelassenheit...war es nie, bin es nicht und werde es vermutlich niemals sein. muß ich auch nicht, oder? viele wege führen zum glück. momentan ertrage ich die "ausgelatschten" wege nicht und die neuen sind aaaanstrengend. schön, daß dein alphorn wieder geht...habe deine art zu schreiben vermisst!
Zuletzt geändert von juli74sara am 24. Jul 2019, 02:26, insgesamt 1-mal geändert.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Bittchen
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Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Bittchen »

Die Antwort ist ganz einfach liebe Juli,

"gesunde" Menschen schreiben hier eher selten.
Außer wenn sie Kritik üben wollen,was hier nach ihrer Ansicht falsch läuft.
Hier ist ein Austausch um besser mit der depressiven Störung umgehen zu können.
Da kann jeder nur seinen eigenen Weg finden.
Sehr oft nur mit professioneller, therapeutischer Unterstützung.

Immer wieder hat mich nur das folgende "Gebet" irgendwie weiter machen lassen .
Es kennt ja fast jeder.

Gott gebe mir die Gelassenheit
Dinge hin zu nehmen,die ich nicht ändern kann.
Den Mut Dinge zu ändern die ich ändern kann
und die Weisheit das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Reinold Niebuhr


Frau Anonym hat mir durch die Schilderung ihres Lebensweges sehr viel Mut gemacht.
Vielen Dank dafür.
Auch danke an Aurelia,ich komme mit ihrer hilfreichen Art sehr gut zurecht.
Jeder Gedanke hier hat seine Berechtigung,ich kann nicht alle namentlich erwähnen,
aber auch danke,für eure Zeit und die Gedanken hier.
Dass jeder auch andere Ansichten haben darf ist doch gut so.
Es ist ein Geben und ein Nehmen.
Es ist ja ein Diskussionsforum,da kann nicht alles passen,ich muss wie im realen Leben auch,
nicht jeden lieben.
Was mir gut tut und ich bei mir anwenden kann,kann ich sehr gut unterscheiden.

Dir alles Gute Juli und liebe Grüße
Bittchen

PS.Im Moment genieße ich es,dass es mir besser geht,aber wer weiß schon was morgen ist ?
Vielleicht bleibt es sogar so ?
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von undansonsten »

Guten Morgen,

ich bin zwar aus meiner Sicht noch nicht in Level 2 aber auf dem Weg dahin. Es ist mir bewusst, dass es nur gerade funktioniert, weil alles rundherum einigermassen läuft. Beweisen wird es sich erst in der nächsten Krise und dann werde ich sehen, wie ich damit umgehe und ob mir die erlernten Tools aus der Therapie helfen werden.

Vor meiner Erkrankung stand ich mit beiden Beinen auf dem Boden, war voller positiver Energie. Mein Motto war: "Alles wird gut!" Das hat sich leider geändert und ich bin mir jeden Tag darüber bewusst, wie zerbrechlich alles ist. Das ist einerseits manchmal richtig schlimm. Andererseits bereichert es mich auch, weil ich die kleinen Dinge viel besser wahrnehmen und schätzen kann. Ein liebes Wort, ein Kompromiss meines Sohnes beim Heimkommen, eine Umarmung einer Freundin... es gibt viele kleine Dinge, die mein Herz erwärmen. Aber natürlich bin ich auch angreifbarer geworden.

Mir gibt es auch viel, mich so viel wie möglich in der Natur zu bewegen. Mich wieder mit meinem Pferd zu beschäftigen, dass jetzt eine lange Zeit ohne mich auskommen musste und offensichtlich wütend darüber ist. Mir zuzugestehen, dass ich einfach sehr sehr müde bin vom Leben und deshalb das Recht habe, auch lange im Bett zu liegen mit einem Kaffee und einem guten Buch.

Ich bin mein ganzes Leben gerannt, um meinen Perfektionismus aufrechtzuerhalten, immer auf der Suche nach Anerkennung und Liebe. Das ist vorbei. Es geht einfach nicht mehr. Mein Haus ist nicht mehr klinisch rein, mein Garten voller Unkraut und meine Ehe angekratzt. Mein Kind läuft pubertär aus dem Ruder und ich weiss, dass sich die Leute das Maul zerreissen darüber, daraus machen sie keinen Hehl. Auch sowas ist Mobbing und Gedankenlosigkeit. Menschen verhalten sich mir gegenüber inzwischen unverschämt und ich habe aus Mangel an Kampfeskraft einfach aufgehört zu kämpfen. Irgendwie merken sie das. Früher hätte ich direkt scharf geschossen und das, was ich momentan erleben muss, hätte sich niemand getraut. So denke ich, dass ich das ausstrahle. Manchmal gehe ich auch einfach weg. Mitten im Gespräch. Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich Unverschämtheiten nicht mit einem gezwungenen Lächeln oder mit einem scharfen Satz kommentiere. Ich gehe einfach aus der Situation und schütze mich selbst.

Das spart enorm viel Kraft und lehrt mich, diese Dinge an mir ablaufen zu lassen (nachdem ich mich innerlich 5 Minuten darüber aufgeregt habe).

Mein Mantra ist jetzt: "Rege dich nie mehr als 5 Minuten über Dinge auf, die in 5 Jahren keine Rolle mehr spielen!" Dabei handelt es sich bei mir um 97% meiner oft selbstgemachte Probleme. Ich gestehe mir die 5 Minuten zu -manchmal sind es auch mehr, aber ich beende es dann auch aktiv.

Sport und Bewegung tun mir ebenfalls gut. Aber auch der Rückzug in mein Zimmer mit wundervoller Aussicht.

Morgen fahre ich in den Urlaub. Mein Mann hat eine superschöne Suite in einem Hotel direkt am Meer gebucht: Vom Bett schauen wir direkt aufs Meer Ich wollte eigentlich nicht, weil es mir zu teuer war und er sagte, dass ich es wert bin und buchte es einfach. Das hat mich glücklich gemacht. Zumindest ihm bin ich es wert. Und er hat viel mit mir durch, also weiss ich es doppelt zu schätzen.

"Ich bin es wert" ist auch etwas, das ich gerade lerne.

Was mir richtig gut hilft, ist dieses Bild, das mir jemand hier im Forum gegeben hat: Dass Engel mit kleinen Säckchen um mich herumfliegen und wenn ich mal wieder einen blöden Satz wie "Ich hab das nicht verdient" " ich bin es nicht wert" oder "ich bin schuld daran" in meinem Kopf habe, dann werfe ich in meinem Kopf diesen Satz in die Höhe, die Engel balgen sich darum wie die Möwen und wenn der Satz in einem Sack gelandet ist, fliegt der Engel fröhlich davon und bringt ihn weit weit weg. Das hilft mir so unglaublich gut - ich bin halt auch ein Mensch, der über "Bilder" gut funktioniert (was leider der Depression auch zuträglich ist, wenn ich an meinen Katastrophismus denke).

Hoffe, der Text war jetzt nicht am Thema vorbei...

Alles Liebe für euch.
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Monchen12345 »

Ich hab es ehr als Leben 2.0 gedeutet und verstanden.
Die Erkrankung bringt es ja nunmal mit sich , dass man etwas in seinem Leben ändern aus.
2.0 meint dann einfach die neue Version meines Lebens.


Eigentlich hatte ich mich gefreut, dass es aktuell wieder halbwegs friedlich hier zuging. Ich fände es schön, wenn das auch so bleibt.

Jeder hat auch hier seine Eigenarten, legt auf bestimmte Dinge besonderen Wert usw.

Lange Thread/Beiträge,wenn mich das Thema nicht brennend intressiert, lese ich oft nur quer oder überspringe die Plaudertaschen. Keiner zwingt mich alles zu lesen oder alles zu kommentieren.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe undansonsten,
ich wünsche dir einen schönen Urlaub mit deinem Mann, das hat er ganz richtig gemacht.
LG Gertrud
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von juli74sara »

namaste miteinander! es ist corona-zeit und wie viele andere kramte auch ich in meiner bude herum und entdeckte vieles wieder neu, was irgendwie in vergessenheit geriet. z.b. das lästige jahreszeiten-schrank-umräumen. da waren sie also, die klamotten des letzten sommers und dann dachte ich an letzten sommer. was mich umtrieb, wie es mir ging und ich fragte mich, wie es wohl den menschen geht, mit denen ich regen kontakt hatte - hier, im forum - aus dem ich mich dann erstmal verabschiedete.
"ein mögliches leben nach der gesundung" - bin ich "gesund"? ab wann ist man "gesund"? was bezeichnet man als "gesund"? vielleicht ist es vergleichbar mit "normal" sein?
damals hatte ich nahezu "beschlossen", gesund zu werden, nicht mehr in ein loch zu fallen. hat geklappt, trotz 2 einschneidenden krisen (beziehung + erneute fehlgeburt). als es brenzlig wurde, ich wieder taub und überwältigt war, lag ich herum, müde vom kämpfen und keinen blassen schimmer, wie damit umgehen. ich hatte keine lust, mir hilfe von außen zu holen. warum, warum kann ich keine schwangerschaft halten? abschied nehmen, ein für alle mal. wieder etwas streichen aus meinem leben. es gibt keinen ersatz für familie, für mutter sein, für leben.
um es kurz zu machen, alle symptome waren da: blei in den adern, innere leere, keinen gedanken zu ende führen können. kenne ich ja alles schon. vielleicht deshalb, weil ich es erkennen konnte, schrieb ich alles auf. die schwurbeligen gedanken, in die gefühlte innere leere schickte ich worte, teils ohne sinn. natur half. alles setzte knospen an, leben. manches bleibt nur eine knospe. bin auch nur ein teil des großen ganzen. kurze zeit gab es mal ein neues leben in mir. es ist natürlich. dankbarkeit. kurze zeit war es so. die natur hat entschieden.
meine eigene natur, nach der ich lebe: "habe einen plan b".
depressionen oder depressive phasen lauern in mir wie ein schwarzes monster, doch es kündigt sich an, fühlbar, hörbar, wenn es an die oberfläche will. ich bleibe gesund, so, wie ich gesundheit für mich definiere.
ich bin ein bißchen dankbarer und großzügiger geworden, irgendwie demütiger. hinterfrage nicht mehr alles, was ich wieso tue. sich weiter zu entwickeln ist lebendig sein, den umständen zum trotz.
warum ich im depressionsforum schreibe, obwohl ich mich als gesundet fühle? weil ich ohne depression, nicht ich wäre, weil es ein teil von mir ist und immer bleiben wird. das wollte ich letztes jahr nicht akzeptieren, vielleicht aus angst vor dem "für immer". jetzt macht es keine angst mehr. vielleicht waren die zwei tiefpunkte auch eine art prüfung, ob es auch so bleibt, wenn die umstände eben schwer sind. es blieb so. die beziehungskrise war gut, statt entfernung, mehr nähe, tiefe - was ich mir wünschte. ein kind zu bekommen war für mich wie eine krönung. doch jetzt ist mir klar, ich werde nie mutter sein und eine eigene familie haben. mittlerweile kann ich sehen, was ich noch haben kann, was möglich ist, was auch zu zufriedenheit und glück verhilft.
ein mögliches leben - trotz steinschlag. die kompassnadel ausrichten, immer wieder neu, je nachdem, wo man steht und hin will - und hoffentlich dort ankommt.
noch jemand hier, der das gefühl hat, aus dem gröbsten raus zu sein?
oder der heikle phasen überstanden hat?
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von Peter1 »

Hallo Juli
Meine ambulante Thera hat mir geholfen, meine Vergangenheit in einem anderen Licht zu sehen. Sie brachte mich so weit, nicht mehr der Vergangenheit nach zu trauern, sondern mein Denken mehr auf die Gegenwart zu fixieren. Dadurch kann ich die kleinen Tiefs, die sich bei mir oft zu großen Krisen hoch schaukelten, zu erkennen, und durch mein Verhalten im Keim zu ersticken. Mittlerweile schaffe ich es sogar ohne ihre Hilfe. In den letzten vier Wochen haben wir auch enorme Fortschritte gemacht, was mein Selbstvertrauen angeht. Augenblicklich mache ich einen Höhenflug, ohne Angst, ab zu stürzen, denn ich bin voller Zuversicht, das ich den schwarzen Hund verjagen kann, so er denn wieder mal auftaucht.
Ich glaube nicht, das ich „gesund„ bin, aber Klinik, Psychiater und Psychologinnen haben mir gutes Werkzeug in die Hand gegeben, wofür ich ihnen unendlich dankbar bin, denn sie gaben mir damit mein Leben zurück.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
soulivre
Beiträge: 273
Registriert: 2. Dez 2019, 07:02

Re: Level 2 - ein mögliches Leben nach der Gesundung

Beitrag von soulivre »

Hallo Juli,
ich finde es bewegend das Du uns heute an Deiner Geschichte teilhaben läßt und nachfragst.
Thema von Jul'19 fast 1 Jahr her.
Damals lief im Gegesatz zu jetzt einiges besser bei mir. War im Aug'19 schon vorbei..
Nun, ich bin Medi & Therapie frei. Mein Leben ist im Wandel. Die Zukunft ungewiss und erstmal düster.
Es ist Tag für Tag ein halten der Balance. Struktur soweit möglich halten und täglich Sport(joggen) sowie wechselnde Meditationen etc.

Deine Frage "...aus dem gröbsten raus zu sein?" beantworte ich bei mir mit : ich schaue das ich nicht wieder ins gröbste abrutsche ;-))

ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg

Grüße

Soul
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