Binerchen, schönen Guten Tag.
Diese Tage habe ich oft an dich gedacht, wie es wohl weitergeht, weitergegangen ist mit eurer Tochter und mit euch.
Da gibt es also aktuell den
Paukenschlag.
Die Tochter will am liebsten weg, fühlt sich eingeengt, und wer weiß, was noch alles.
An dieser Stelle stelle ich noch einmal klar.
Nein, ich habe keine eigenen Kinder geboren.
Ja, ich habe mehr als 30 Berufsjahre mit Pubertierenden gearbeitet.
Auf diesem Hintergrund meine Überlegungen für dich, liebe binerchen.
Also, da iss jetzt der große Paukenschlag, "ich will hier raus", "ich will Freiheit".
Mal so salopp ausgedrückt.
Ganz ganz typische Reaktionen eines jungen Menschen auf dem Weg zum ErwachsenWerden.
Der eigenen Weg muss gegangen werden, will gegangen werden, auch wenn der Weg noch nicht so ganz klar ist.
Ein Alter, in dem Mensch nicht Fisch und nicht Fleisch ist, also eine Zeit des Übergangs, eine Zeit der sprunghaften Einstellungen, Wertungen, Gefühlen.
Ein Auf, ein Ab, ein Hin ein Her.
UND___die Loslösung von Eltern ist schmerzhaft, auch für die Eltern.
Ist das vielleicht bisher so pflegeleichte Kind aufeinmal verdammt aufmüpfig.
Und nicht mehr pflegeleicht.
Die Zeit der Symbiose ist endgültig vorüber, für ALLE.
Ein junger Mensch, der keine Pubertät hat und lebt , bleibt eigentlich irgendwie infantil an die Eltern gebunden.
Das wollen doch keine Eltern.
Alle Eltern wollen doch ihre Kinder gut begleiten, so dass sie ihr Erwachsenenleben gut gestalten können, irgendwann selber.
Das ist halt die Pupertätskrise. Eine schlimme psychische Erkrankung vermag ich bei eurer Tochter bisher noch nicht erkennen.
Und eventuell schon ins Drogen - oder Alkoholmilieu abgerutscht auch noch nicht.
Es ist momentan eine für euch ALLE allseits schmerzhafte Entwicklung, die sich durchaus auch in heftigen Symptomen äußert, Schulunlust, Leistungsplateau, u.v.m.
Natürlich seid ihr als Eltern noch volle 2 Jahre in der Verantwortung. Ein Teenager mit 16 Jahren überblickt Vieles nicht. Aber ein Teenager braucht jetzt mehr Eigenleben, Eigenverantwortung, Selbstständigkeit.
Ganz klar, im Familiären Gefüge müssen immer noch gemeinsame Regeln eingehalten werden.
Die lassen sich ja auch neu definieren für Familien mit Heranwachsenden.
Große Kunst , da das richtige Fingerspitzengefühl für zu haben.
Ich hoffe sehr, dass die Tochter ihre Beratung macht, bzw. Psychotherapie, und ganz sicher werdet ihr da als Eltern/Familie auch mit eingebunden sein.
Es gibt aber auch die Option, binerchen, dass auch du dir selber professionelle Hilfe an die Seite stellst. Einfach für dich und für dein eigenes seelisches Gleichgewicht.
Eine kleine Erzählung aus meinem lange Berufsleben.
Ein Jugendlicher, dessen Vater Polizist war, mutierte in der Entwicklung zum wirklich einzigen Komplett_Punk dieser Schule. Jeder dachte erst einmal....iiiiihhhh......und auf Abwehr.
Dabei hat sich dahinter, also hinter diesem Habitus , ein ganz ganz lieber Kerl verborgen.
Der ganz einfach sich nur sehr stark , in diesem Fall von seinem Vater abgrenzen musste, um eben seine eigene Entwicklung zu machen.
Der hat nen guten mittleren Schulabschluss gemacht dann und ist gut seinen Weg gegangen.
Soweit sind das einfach nur meine Gedanken, und wenn du damit nichts anfangen kannst, oder sie gar nicht auf dich/euch zutreffen, dann ist das auch gut so.
Dann einfach nur "wech" damit.
GiseEli