Aufgeben oder weiter durchhalten????

Aurelia Belinda
Beiträge: 8340
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Aufgeben oder weiter durchhalten????

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Stinker,
Du weisst also noch gar nicht ob er sich schön um Infos oder Hilfe bemüht hat.
Das ist irgendwie doof.
Wäre er in Behandlung könntest du zumindest abwarten was diese bringt.

Alles Liebe,
Gruß Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Aufgeben oder weiter durchhalten????

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo Aurelia,

Nein das weiß ich leider nicht. Ich bezweifle es auch sehr stark, da seine Einstellung war, dass er keine Hilfe braucht. Aber vielleicht hat es sich ja doch geändert. Bin von seiner Antwort auf jeden Fall sehr überrascht.
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Aufgeben oder weiter durchhalten????

Beitrag von Stinker1512 »

So anscheinend hat er dies nicht getan. Er sagt er wäre nicht psychisch krank. Er hat nur keine Zeit alles unter einen Hut zu bekommen, er ist müde von der Arbeit, weil es anstrengend ist und er einen weiten Weg dorthin hat.
Nun ja, dann wird es ja vielleicht doch an mir gelgen haben.

LG
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Beitrag von Candless »

Bei mir ist die Situation so, dass ich meine Ex seit einem Jahr nicht gesehen habe, aber sie sich fast täglich per Textnachricht meldet. Sie hat nun schon mehrfach gefragt, ob wir uns treffen können, aber bisher habe ich nichts unternommen, um es zu realisieren. Zwischendurch taucht sie immer wieder ab, meldet sich nicht, liest Nachrichten erst viel später. Es geht ihr noch nicht wirklich gut, krank geschrieben ist sie auch noch, und das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern.

Im Moment will ich sie noch nicht treffen, da ich befürchte, dass der emotionale Eiertanz weitergeht, bzw. ich mit noch mehr Fragen als Antworten wieder wegfahre und sich obendrein wieder Liebeskummer breitmacht.

Mein Eindruck -auch durch die unzähligen Beiträge hier- ist, dass es nicht nur die Krankheit selbst ist, die zu dieser Unklarheit führt, sondern auch die Charaktereigenschaften oder Dispositionen von Menschen, die vielleicht wegen dieser Disposition auch zu Depressionen neigen?

Mir fällt an unseren Angehörigen einiges auf, was hier in vielen Beiträgen immer wieder genannt wird:
Sie beschäftigen sich viel mit sich, suchen Schuld bei sich, fühlen sich für alles verantwortlich. Sie sind in der Partnerschaft (in der Krise) teilweise äusserst kaltherzig, unempathisch, teilen aus ohne Ende. Dabei bemitleiden sie sich selbst, weil sie ja die Schuldigen sind und daran schwer zu tragen haben. Gefühle von verlassenen Partnern oder Kindern kommentieren sie mit Selbstmitleid, Schuldgefühl, dass sie es verursacht haben, und können sich dann sofort wieder mit sich selbst und ihren negativen Eigenschaften und Gefühlen beschäftigen. Damit sind sie ausgelastet. Ich meine auch oft gelesen zu haben, dass sie es allen Recht machen wollen (bei meiner Ex ist das auch so) und schlecht nein sagen können. Wie soll so jemand eine Beziehung beenden? Wenn ich Schluss mache, muss ich mir darüber klar sein, dass es den anderen verletzt, und trotzdem dahinter stehen. Es braucht also eine gewisse Stärke und Standfestigkeit. Wer die nicht hat, greift gerne auf Sätze zurück, die "Schuld" sei bei ihm zu suchen: "Es liegt nicht an dir, es liegt an mir." Das sagen unsere Angehörigen ja auch gerne, so oder anders verpackt.

Mein Fazit? Unsere Angehörigen können vielleicht nicht anders Schluss machen und die Klarheit, die wir gerne hätten, wird es vielleicht nie geben. Die Beziehungen "laufen aus", der Kontakt fährt sich nach und nach herunter auf Null, oder ein ewiger Eiertanz geht los. Dieser wird immer wieder von der Ambivalenz unserer Ex angetriggert. Dieser Status Quo scheint für sie doch eine ganz eigene Qualität zu haben. Wir sind ja die, die leiden, sie nicht -zumindest nicht an der Beziehungs-/Trennungsituation- und so halten sie genau diese Situation durch ihr ambivalentes Verhalten aufrecht. Wir wollen diesen Zustand so schnell wie möglich beenden, sie halten diese Situation aufrecht. Wir haben nichts davon, sie schon, immerhin haben sie die Situation so gestaltet und tun auch vieles dafür, sie so zu belassen. Sind keine verlässlichen Gesprächspartner, kontrollieren durch ihr Verhalten, wie es weitergeht. Deshalb überlegen wir hier stundenlang und schreiben uns, ob und wie wir unsere Angehörigen kontaktieren können, wie wir ihnen schonend beibringen, was wir empfinden usw.

Wie damit umgehen? Ich denke, viele unserer Angehörigen können und werden keine Entscheidung treffen, da sie ja etwas von der Situation haben. Sie können ihre Ambivalenz im Miteinander ausleben, die sie in sich tragen. Sich selbst zu lieben, zu hassen, nichts zu spüren, an sich arbeiten zu wollen, dann es wieder aufzugeben, zusammen sein zu wollen, dann wieder völlig isoliert. Das alles kommt dann auch im Miteinander mit uns vor und ist Ausdruck ihres Bedürfnisses, so zu leben, wie sie im Innern fühlen. Selbst wenn eine Krise vorbei ist, ist es zu erwarten, dass sie zurück kommt.

Ich glaube, dass wir Antworten nie (definitiv) bekommen und auch kein stabiles Miteinander. Die einzige Möglichkeit scheint mir, mit einem stark reduzierten Anspruch heranzugehen, keine Fragen mehr für sich selbst aufzuwerfen und dann auch wirklich nicht mehr zu haben und die Partnerschaft "in den Tag hinein" zu verlagern. So wie es ist, wie es kommt, es annehmen. Oder auch nicht und einen Schlussstrich ziehen. Aber das müssen ganz sicher wir tun...

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Doro12
Beiträge: 1
Registriert: 22. Apr 2019, 15:09

Re: Aufgeben oder weiter durchhalten????

Beitrag von Doro12 »

Hallo Zusammen,

mit Interesse habe ich Candless' Antwort gelesen. Bin Neuling hier und habe die Diskussionen verfolgt. Finde mich hier in vielem was Candless schreibt, wieder. Alles was geändert werden kann, muss schlussendlich von uns Angehörigen entschieden werden (Aufgeben bzw. Durchhalten). Zu meiner Person:
Bin seit 21 Jahren verheiratet, 2 fast erwachsene Kinder und mein Mann hat uns von einem Tag auf den Anderen mit der Begründung verlassen "er könne das alles nicht mehr" :?:
Bis heute (nun 28 Monate) erkennt er seine Depression nicht an und schiebt Eheprobleme vor. Nach außen gaukelt er räumliche Trennung vor, mir erzählt er mindestens 1 x im Monat er komme nie wieder zurück. Ich glaube mehr muss ich gar nicht sagen, ich habe alles durchexerziert, Nähe, Zurückweisung, Beleidigungen, trautes Familienleben für ein paar Stunden und und und .......Wenn ich mal die Gelegenheit habe, mit ihm zu reden und nach seinem Befinden zu fragen erhalte ich immer die gleiche Antwort ......."mir geht es nicht gut".......geändert hat sich seit seinem Auszug nichts im Gegenteil ...... momentan habe ich den Eindruck ... es läuft aus .......
Und wie Candless treffend geschrieben hat ....... WIR müssen Entscheidungen treffen ...... nach langem innerem Kampf habe ich für mich entschieden, dass ich weiter durchhalten werde und ich rechtfertige mich nicht mehr bei Anderen für diese Entscheidung. Ich liebe meinen Mann ohne wenn und aber. In guten wie in SCHLECHTEN Zeiten. Es ist an jedem Einzelnen, SEIN Leben zu gestalten - MIT einem depressiven Angehörigen oder OHNE.

Ganz herzliche Grüße
Doro12
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