"Depression - so denkt Deutschland"

gvman
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von gvman »

Richtig. V.a auf meiner Arbeitsstelle habe ich das erlebt. Man hat zu funktionieren. Der Klinikaufenthalt war dann der "Todesstoß". Während andere mit Krankheiten (ich möchte hier jetzt nicht schreiben weswegen,ganz sicher keine lebensbedrohliche Sachen! ) über ein Jahr ausfielen, wurde ich danach nur noch "benutzt" und anschließend "entsorgt". Wie Toilettenpapier. Entschuldigt meine harten Worte. Aber da ist noch so viel Frust in mir...
Inertia
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Inertia »

Fairerweise muss ich zugeben, wenn ich Chef wäre, würde ich wohl auch keine Depressiven einstellen. Da muss man in erster Linie ans Geschäft denken, und den guten Willen hinten anstellen. Generell finde ich die aufgelisteten Vorurteile gar nicht mal so weit hergeholt, einigen habe ich auch zugestimmt.
Ziege04
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Ziege04 »

Hallo @All

ich habe diese Fragen beantwotet. Mir kam auch der Gedanke nach " nichts davon" bei manchen Fragestellungen.

Statistik ist halt nur das, was man vorgegeben beantworten kann. Das sehe ich so ähnlich, wie bei Wahlen:
Es bedarf grundsätzlich einer möglichst großen Teilnahme; (soll heißen: immer hingehen, 2 Kreuze machen, ungültig---; aber<: teilgenommen!)
wenn das Ergebnis bei großer Teilnahme wenig bietet, sollte man sich Gedanken machen.

Das ist meine Ansicht .
Succubus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Succubus »

Inertia hat geschrieben:Fairerweise muss ich zugeben, wenn ich Chef wäre, würde ich wohl auch keine Depressiven einstellen. Da muss man in erster Linie ans Geschäft denken, und den guten Willen hinten anstellen. Generell finde ich die aufgelisteten Vorurteile gar nicht mal so weit hergeholt, einigen habe ich auch zugestimmt.
Zum Glück gibt es auch anders denkende Vorgesetzte.
Nur leider tickt wohl die Mehrheit der Vorgesetzten und ebenso die Kollegen anders. Aber wie soll es auch anders sein wenn sogar (ehem.) Betroffene so sind?

Traurige Grüße
Don't feed the troll :-)
Inertia
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Inertia »

@ Succubus

Wenn den Vermögen in einer Firma hinge, würdest du wohl auch so denken, glaub mir. Kann ja sein dass dir ein depressiver Mitarbeiter leid tut, aber deshalb kannst du nicht die Wohlfahrt spielen. Du wirst doch nicht riskieren, dass du Verluste machst, weil du lieber dem armen kranken Mitarbeiter hilfst. Die Mehrheit der Vorgesetzten denkt deshalb so, weil die Anderen schon pleite gegangen sind.

Depressionen sind in dieser Hinsicht eben sehr riskant. Das ist ja normalerweise nichts, dass schnell wieder geheilt ist und danach nie wieder kommt. Ein depressiver Mitarbeiter ist in der Regel ein ständiges Risiko, und wer will oder kann das schon tragen. Natürlich ist das doof für den Betroffenen, aber was will man machen.
gvman
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von gvman »

Es lässt sich nicht leugnen, dass Arbeitnehmer mit diesen Erkrankungen grundsätzlich ein Risiko darstellen. In kleinen Betrieben besonders. In größeren Unternehmen aber, so denke ich, ist der krankheitsbedingte Ausfall eher zu "bewaeltigen". Bei schweren und chronischen Verläufen wird der Mitarbeiter eh nicht in der Lage sein an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Was meinen Fall betrifft, muesste ich weit ausholen und viele Dinge benennen, die zu persönlich sind. Ich kann nur sagen, gerecht war das nicht!Mein Kranheitsverlauf ist aber mit der Zeit so schwer und kompliziert geworden , dass ich später auch selber gekündigt haette. Vielleicht aber, so denke ich heute, wäre es nicht soweit gekommen, wenn ich damals in Teilzeit im gewohnten Umfeld haette weiter arbeiten können. Es wurde sich gar nicht erst um eine Lösung bemüht, die beiden Seiten entgegen gekommen wäre. Ich hing sehr meiner Arbeitsstelle .
Zuletzt geändert von gvman am 25. Jun 2017, 22:31, insgesamt 10-mal geändert.
Succubus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Succubus »

Wenn den Vermögen in einer Firma hinge, würdest du wohl auch so denken, glaub mir.
Wieso sollte ich? Weil du mich so gut kennst? Bitte unterlasse solche Unterstellungen doch einfach, danke.

Natürlich bringt man mit einer Depression ein Risiko mit...doch - tut mir leid dass ich das jetzt so sagen muss - jeder Mensch bringt ein Risiko mit in die Firma, denn Körper und Geist sind nun mal vergänglich. Und wenn man danach gehen würde Fehlzeiten zu vermeiden bzw Risikofaktoren ausszuschließen, dann dürfte man auch keine Frauen in einem gewissen Alter einstellen...denn diese werden ja noch irgendwann schwanger und fallen dadurch weg. Und man weiß ja nicht mal wie lange und danach noch wie oft...das Kind wird ja auch mal krank. Hm und wenn wir schon dabei sind...alle über 45 sind auch zu riskant...da zeigen sich die ersten "Verschleißerscheinungen"...So kann man diese Denke immer weiter ausbauen ;-)

Arbeit kann auch heilsam sein, sie gibt Struktur und Halt. Und wenn man es aus der depressiven Phase rausgeschafft hat...wer kann mir denn bitte prophezeien dass ich wieder in eine so dunkle Phase komme? Soll ich als Depressiver egal welchen Alters nun die Hoffnung begraben wieder ein normales Leben führen zu können? Schon mit 20, 25 oder 30 nicht mehr an Arbeit denken weil ich ein Risiko bin? Wozu geb ich mir dann überhaupt den ganzen Stress mit den Ämtern? Wozu hat man denn in diese Richtungen geforscht? Um die Kranken nacher doch wieder aufs Abstellgleis zu packen?
Don't feed the troll :-)
T Ally
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von T Ally »

Meinungen sind unterschiedlich...

Mein Arbeitgeber hat zu mir gesagt, er wäre kein Wohlfahrtsunternehmen... Mein gesundheitliches Risiko möchte er nicht tragen...

Menschlich trifft es mich sehr hart, betriebswirtschaftlich kann ich es nachvollziehen.

Momentan halte ich dem Druck stand.

Wir sind nun mal erkrankte Personen mit einem bekanntermaßen erhöhtem Ausfallrisiko, das Betriebswirte bestimmt auch schon genau berechnen können. :-(
Ein Hoch auf das Controlling.
Mitarbeiter werden nur noch als Standortfaktor gesehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass bei angekündigten Entlassungen der Aktienkurs steigt....
Den Menschen und sein oder ihr Schicksal dahinter sieht leider kaum noch eine Führungskraft. Wenn diese menschlich denken und fühlen würde, dann würden doch die seelischen Probleme dort nicht mehr lange auf sich warten lassen.
gvman
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von gvman »

Ich gebe Dir teilweise recht, Succubus. Ich habe sogar richtig dreiste, langwierige "Krankheits"-Fälle (natürlich nicht im Zusammenhang mit psychischer Ursache) erlebt, die teilweise meine Dauer des Arbeitsausfalls weit übertrafen. .Denen ist nichts passiert. Aber wie gesagt, mehr kann und möchte ich nicht dazu sagen . Generell wüsste ich mal gerne, wie früher mit solchen Erkrankungen am Arbeitsplatz umgegangen wurde. Dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen..
Zuletzt geändert von gvman am 25. Jun 2017, 17:12, insgesamt 4-mal geändert.
Succubus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Succubus »

T Ally hat geschrieben:Den Menschen und sein oder ihr Schicksal dahinter sieht leider kaum noch eine Führungskraft. Wenn diese menschlich denken und fühlen würde, dann würden doch die seelischen Probleme dort nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Das ist leider wahr. Ich finde die gesamte Tatsache einfach nur ...traurig.
Ich mache Menschen die so denken nicht mal einen Vorwurf, aber ich muss es ja auch nicht gut heißen ;) Und so lange sich in den Köpfen nichts ändern, ändert sich auch in den Betrieben nichts.
Don't feed the troll :-)
Morbus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Morbus »

Wir steuern langsam aber sicher auf Industrie 4.0 zu. Die Gedanken und den Frust den ihr euch wegen der heutigen Arbeitswelt macht werden bald in dieser Form nicht mehr existieren.
Es wird wohl für die meisten Erkrankten zu Beginn hin ein Todesstoß in jedem Betrieb darstellen, dennoch wird die Menschheit wohl sehr daran profitieren und wachsen.
Die Gesellschaft kann dann nur sozialer werden, anders würde diese sonst zusammenbrechen.

Gegen Maschienen kann auch kein gesunder Mensch in Leistungsfähigkeit oder dergleichen ankommen. Wer dann noch auf Menschen herabschaut die weniger erbringen können wird die Lage nicht verstanden haben und sich selbst in der gleichen Position wiederfinden.

Die Zukunft sieht in diesem Punkt vielversprechend aus, einige Jahre des Umbruchs sind es meiner Meinung nach Wert für diesen Fortschritt. Liebe Grüße, Finn
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Flussi
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Flussi »

Leider glaube ich, dass es bei der Industrie 4.0 wissensbasierte neue Arbeitsplätze gibt und sehr viele Verlierer,die durch Maschinen/Robotik ersetzt werden und die Gewinne nicht verteilt werden.
vanezzo
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von vanezzo »

Kleiner Hinweis, der Fragebogen enthält einen Fehler:

"Helfen Antidepressiva dabei, dass Befinden zu verbessern?"
müsste heißen
"Helfen Antidepressiva dabei, das Befinden zu verbessern?"
Katharina72
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Katharina72 »

@liebe flussi, Industrie.4
ich hab viele Deiner beiträge gelesen, sie sind warmherzig und klug und ich lese sie gerne.
was für eine kluge antwort hier mal wieder, in 2 sätze gepackt, alles gesagt, naja vielleicht nicht ganz
alles.
Ich seh da eine flut an sog. "Loosern" auf uns zu kommen und damit eine eine weitere heerschaar von
deppressiv kranken menschen ... ... aber da sind wir bei der politik und das ist ein weites feld ..
schönen abend noch
katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
Equis
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Equis »

[...]
Zuletzt geändert von Equis am 3. Aug 2017, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Katerle »

Inertia hat geschrieben:Fairerweise muss ich zugeben, wenn ich Chef wäre, würde ich wohl auch keine Depressiven einstellen. Da muss man in erster Linie ans Geschäft denken, und den guten Willen hinten anstellen. Generell finde ich die aufgelisteten Vorurteile gar nicht mal so weit hergeholt, einigen habe ich auch zugestimmt.
Leider war ich damals auch an einer Depression erkrankt, aber noch arbeitsfähig und so bewarb ich mich weiter, nach einer Niederlage. Mit Erfolg, denn ich war auch sehr beliebt in meiner Arbeit, Von P. und Ä., doch dann wurde meine Chefin neidisch auf mich, weil ich beliebter war mit meiner Art als sie. Dann sagte sie mir noch, dass ich sehr krank wäre... Also was tat sie, ich wurde plötzlich gekündigt. Das war ganz schön fies und ich war zutiefst enttäuscht, traurig und wütend, was keinesfalls förderlich in meinem Zustand war... Jedenfalls bekammen das auch die Angehörigen mit von P., wo ich eingestzt war und die riefen mich eines Tages an, warum ich nicht mehr käme und so erzählte ich, dass ich gekündigt wurde. Sie waren alle traurig, als sie das erfuhren. Mit meinen Mitarbeiterinnen spielte diese Chefin auch ihr Spiel, bis sie eines Tages pleithe ging und auf die Geschlossene kam...

LG Katerle
Melisse
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Melisse »

Den Fragebogen habe ich bearbeitet, wobei einige Punkte "eher ungeeignet" erscheinen, um zutreffende, eindeutige Antworten zu geben ;o), da es sich um rein subjektive Einschätzungen (reine Vermutungen über andere Menschen) handelt; siehe Fragen: "die meisten Menschen".

Wie kann ich wissen, was die meisten Menschen denken? "Die meisten Menschen" werden sich kaum für dieses Thema interessieren. Auch das ist wiederum eine rein persönliche Einschätzung.
"Schöpfe Wasser, trage Holz - wie wunderbar." japanisches Meditationswort
Christiane1
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Christiane1 »

Diese ganze Umfrage geht mir sehr auf die Nerven, ich muss das mal ganz deutlich sagen.

Wieso sollte ich mit meiner Krankheit, die ich persönlich längst anerkannt habe und die mich Job und Lebensqualität gekostet haben, beschäftigen müssen mit der Sichtweise meiner Umwelt in Form von Fragen.

Es tut mir sehr leid, liebe Mods, ich bin da hochempfindlich und ich erwarte mittlerweile, dass diese versteckten, gut gemeinten Studien mal aufhören.
Wer will denn überhaupt sowas wissen und wem nützt das etwas?


Liebe Grüsse
Christiane
Morbus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Morbus »

Im Grunde sollte man sich aus dieser Umfrage nichts erhoffen. Es wird wohl ein klares Trauerspiel darstellen obwohl die Fragen leicht zu durchschauen und somit das Ergebnis zu verfälschen ist.

Wenn grade ein geliebter Schauspieler an Depressionen gestorben ist sind die Ergebnisse wohlwollend, wenn grade ein Flugzeug durch Piloten abstürzte sind die Antworten das genaue Gegenteil.

Daher sind die Ergebnisse für mich auch nebensächlich. Es reicht völlig das Menschen beim Ausfüllen dieser Fragen über sich selbst ein wenig nachdenken.
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Anne Blume
Moderator
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Anne Blume »

Liebe Christiane,

das ist ihr gutes Recht. Sie dürfen diese Sache mit ruhigem Gewissen komplett für sich ausblenden.

Herzliche Grüße
Anne Blume
DieNeue
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich denke, man kann (sofern man die Ergebnisse nach Betroffenen/Nichtbetroffenen etc. aufschlüsselt) zum Beispiel auch sehen, inwieweit die Sicht von Depressiven, was sie denken, was die Mehrheit der Leute denkt, überhaupt mit der Realität übereinstimmt.
Ich denke mir oft, alle anderen Leute halten mich bestimmt für blöd, nehmen mich nicht ernst, weil ich ja "einen an der Klatsche hab". Bis jetzt hat in meinem Umfeld aber eigtl noch nie jemand solche Ansichten geäußert oder sich so verhalten. Also stimmt vielleicht meine Sicht nicht ganz oder vielleicht ist meine Angst unnötig groß. Nur von Therapeuten/Ärzten habe ich mich leider so behandelt gefühlt (was vielleicht der Grund für meine Gedanken ist)...
Wenn ich jetzt ankreuze, ich denke, dass die meisten Menschen denken, Depressive sind gefährlich, und der Großteil der Nichtbetroffenen ankreuzt, dass sie das gar nicht denken, dann könnte das heißen, dass ich die "allgemeine Meinung" in Deutschland falsch einschätze. Dass es doch nicht "alle" sind, die so denken... (natürlich ist klar, dass nicht alle so denken, aber als Betroffener denkt man ja schon oft schwarz-weiß...).

Interessant wäre da allerdings noch die Frage gewesen, ob man als Betroffener selber schon mit solchen Vorurteilen konfrontiert worden ist. Und wenn ja, am besten noch ob man von engen Familienmitgliedern, Freunden oder am Arbeitsplatz etc. damit konfroniert wird. Dann könnte man auch herauslesen, inwieweit depressive Menschen die Meinung ihrer Umwelt negativer sehen als sie eigentlich ist oder ob die Einstellung zu Nichtbetroffenen durchaus Gründe hat.

Das Vorurteil "Depressive Menschen sind faul/wollen doch bloß nicht" hätte man mit aufnehmen können.
Morbus hat geschrieben:Wenn grade ein geliebter Schauspieler an Depressionen gestorben ist sind die Ergebnisse wohlwollend, wenn grade ein Flugzeug durch Piloten abstürzte sind die Antworten das genaue Gegenteil.
Das stimmt. Ist mir noch gar noch nicht so aufgefallen... aber du hast Recht. Schon irgendwie komisch, dass sämtliche Medien dann immer in die gleiche Kerbe reinhauen...
Naja, aber das eine ist halt Selbstmord und es gibt ein Opfer, das andere mal geht es um Mord und viele Opfer, die mit den Depressionen eigentlich nichts zu tun haben... Wenn man in dem zweiten Fall einen Artikel bringen würde, der sagt, dass der Großteil an Depressiven nicht fremdgefährdend ist, würden sich wahrscheinlich die Angehörigen der Opfer verhöhnt vorkommen, weil für sie die Ursache für den Tod der Opfer kleingeredet wird, und halb Deutschland aufschreien, wie man so was in der Situation bringen kann... ist aber nur ne Vermutung. Könnte mich aber auch immer über diese Pauschalisierungen aufregen.
Equis hat geschrieben:wäre ich Arbeitgeber, würde mich ein MA mit BurnOut- Vergangenheit nur dahingehend beunruhigen, dass der Mensch ggf. nicht voll belastbar wäre. Keinesfalls würde ich an dessen geistiger Verfassung zweifeln.
Sehe ich auch so. Wobei ich - wenn ich ein Unternehmen aufbauen würde und mal ganz unabhängig vom Geld - als Unternehmer von vornherein durch geeignete Maßnahmen drauf achten würde, dass die Leute so arbeiten können, dass sie gar nicht erst in einen Burnout kommen und klar kommunizieren, dass die Mitarbeiter Probleme ansprechen können, ohne gleich Angst um ihre Stelle zu haben. Und wenn ich jemanden mit Depressionen einstellen würde, dann würde ich mit der Person offen drüber sprechen, wo genau die Schwachstellen sind und mir Möglichkeiten überlegen, wie man die im Notfall ausgleichen kann und von der Person erwarten, dass diese Bescheid sagt, sobald sie Hilfe braucht, dass sie quasi mitarbeitet an der Gestaltung der Anforderungen der Stelle.
Aber das ist wohl das perfekte Traumunternehmen und total unrealistisch... deswegen bin ich wahrscheinlich auch kein Unternehmer :lol:

Mich würde auch interessieren, was angedacht ist zu unternehmen, wenn die Ergebnisse vorliegen. Geht es um Antistigmatisierungskampagnen oder um was geht es? (Oder würde das das Ergebnis verfälschen, wenn man das sagen würde?)

Viele Grüße
DieNeue
Morbus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Morbus »

Eigentlich sollte es jedem Unternehmer klar sein, dass hohe Leistungen auf Dauer bei Angestellten die Produktivität senkt und somit eine Überlastung und das genaue Gegenteil zu tage tritt. Es wird nicht nur weniger geschafft, die Unzufriedenheit steigt auch enorm.
Schon in den 70ern wurde dies offentsichtlich, in der Skylab 4 Mission der Nasa haben die Astronauten beinahe gestreikt aufgrund der anhaltenden Belastung. Damals ging dies als wichtiges Fallbeispiel um die Welt, heute scheint sich keiner mehr darüber gedanken zu machen. Selbst die besten und gesündesten Menschen können mit der anhaltenden Leistung die überall verlangt wird nicht mithalten.

Es sollte daher eigentlich kein Problem darstellen eine Person einzustellen die schonmal erkrankt war oder bei der ein Risiko bestehen könnte. Selbst in Hinsicht auf wirtschaftliche Interressen dürfte dies keinen großen Makel darstellen.
Aber naja, wir leben in einer Zeit wo schnelle Profite die Gangart ausmachen und es genügend Ersatz auf dem Markt gibt.

Liebe Grüße, Finn
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Morbus
Beiträge: 357
Registriert: 2. Feb 2015, 22:19

Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Morbus »

@Citaro

Auch wenn das Arbeitsamt in einigen Belängen bei mir sehr lange brauchte und ich viel Kraft investieren musste, so wurde meine Depression doch ordentlich angenommen und es gab keine Maßnahmen oder dergleichen. Das Wichtigste war für die, dass ich mich auf meine Gesundheit konzentriere und mir die entsprechende Hilfe hole. Auch der medizinische Dienst war weitesgehend professionell und entschied entsprechend der Diagnosen. Darum fällt mir die Aussage "Modediagnosen" schwer zu glauben. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, dass Laien oder gar Ärzte dies ausprechen würden, besonders vor einem Erkrankten.

Das nicht jeder gleich GdB 50 bekommt sollte auch ziemlich klar sein, hat aber auch nichts mit diesen Ämtern zu tun.

Ich halte deine Aussagen daher weniger für Allgemeinheiten als mehr für ein schlechtes Arbeitsamt, bzw. einen schlechten Bearbeiter wovon es natürlich nicht zu wenige gibt. Vielleicht liege ich aber auch falsch und für die meisten sieht so die Realität aus. Mein Arbeitsamt war für junge Erwachsene.

Liebe Grüße, Finn
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malu60
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von malu60 »

Ich möchte noch was zur Arbeitsleistung depressiv Erkrankter sagen.
Für mich ist es eine sehr gute Erfahrung,im Ehrenamt Bestätigung zu
bekommen.Hier ist Faktor "Geld" nicht dabei.Meine Krankheit ist ein
Thema,wenn ich die Bremse ziehen will,auf Überlastung aufmerksam
mache.Da ist man so froh,dass ich arbeitet,ich bin so froh über mein
Können ergo Lohn ist "Anerkannt "zu sein.Meine wachsende Kompetenz
stabilisiert sogar meine Gesundheit.

Selbst hier ist zu beobachten,dass wir Menschen wertend und vergleichend unterwegs
sind.Bei uns sind viele Ältere Ehrenamtler am Start.Die jungen,fitteren mit PC ect.
sind oft sehr überheblich und verachtend den Leistungen der"Alten"gegenüber.

Das A und O ist,sich selbst als wertvoll zu erachten und die Hick/Hack Spiele zu enttarnen.
Menschen sind leider so,dies auch ohne Geld beim Ehrenamt......irgendwie wird immer
einer gewertet/bewertet.Frei zu sein und sich selbst anzuerkennen,ist die beste Möglich-
keit sich unabhängig zu machen.
Ob depressiv,alt,arm oder fremd......diskriminiert wird immer:So tickt der Mensch!!!
Leben ist mehr
Succubus
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Re: "Depression - so denkt Deutschland"

Beitrag von Succubus »

Dann vergessen die "Jungen" da leider einen ganz wichtigen Punkt, denn die "Alten" haben einfach oft mehr Basiswissen und Lebenserfahrung.
Doch müssen die "Alten" auch anerkennen können dass die "Jungen" nun mal in einigen Dingen fitter sind. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
Unterschiede sind gut und wichtig, man muss diese einfach auch als Unterschiede betrachten und nicht als etwas Negatives.
Nur leider tickt die Gesellschaft so dass gegseitiger Respekt nicht mehr großgeschrieben wird, so musste ich es leider bisher erleben.
Es wird nur "respektiert" wer Leistung bringt...sobald diese sich ändert ist man wertlos.
Umso wichtiger finde ich es, dass man das Gegenteil lebt...denn wie kann ich etwas anpragern was ich nicht anders machen würde?
Sollte uns unsere eigene Situation nicht die Augen öffnen und uns zum Umdenken bewegen?
Don't feed the troll :-)
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