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Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 20:29
von Integer
Hallo zusammen!!

Ich glaub ich muss mal ein bisschen weiter ausholen. Seit 15 Jahren bin ich nun mit meiner Frau zusammen. Ich bin direkt vom Elternhaus raus, und mit ihr zusammen gezogen. Wir sind praktisch seit dem ersten Treffen ein Paar. Sie ist schon immer der Macher und Manager in der Beziehung gewesen und hat alles dominiert. Ich bin schon immer mit gelaufen und habe sie völlig über alles, auch mein Leben herrschen lassen (das sieht sie auch als ihren Fehler an aber da bin ich selbst dran schuld).
Allerdings habe ich sie all die Jahre sehr alleine gelassen was die Familie und den Einsatz für unsere Familie angeht. Sie hat sich lange aufgeopfert und sehr viel gegeben und gearbeitet, wo ich nur phlegmatisch und egoistisch vor mich hin gelebt habe.
Die andere Seite ist dass sie mir über all die Jahre sehr tiefe seelische Verletzungen zugefügt hat die mich nicht mehr loslassen. Sie ist unwahrscheinlich begabt darin Menschen unglaublich heftig zu demütigen und ihre Seele sprichwörtlich zu zerreißen. Das ist wirklich nicht übertrieben.
Ich gehe hier nicht weiter ins Detail, das ist besser so.

Trotz allem können wir nicht ohne den anderen sein, so schien es zumindest bis jetzt. Durch meine Erkrankung und ihr Unverständnis (bzw. will sie es gar nicht verstehen) weiß ich nicht ob wir noch lange zusammen bleiben können. Ich halte keine weiteren Demütigungen mehr aus und sie keinen depressiven Mann. Doch wir beide beteuern dem anderen unsere Liebe. Doch zur Zeit wird eher mein Groll gegen sie immer grösser, weil sie mir immer kaltherziger erscheint.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 20:37
von M1971
Hallo integer, das klingt nach einem ziemlichen Ungleichgewicht in eurer Beziehung.
Wenn Du noch nie alleine gelebt hast, wäre vielleicht jetzt genau der Zeitpunkt dafür. Dann wird sich auch zeigen, ob es wirklich Liebe oder irgendeine ungesunde Abhängigkeit ist. Sie ist sich vermutlich sehr sicher, dass Du nach ihrer Pfeiffe tanzt. Sie kann nur aufwachen wenn Du zeigst, dass Du auch auf eigenen Beinen stehen kannst
Gruß
M

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 20:49
von sunflower81
@Selea
Respekt vor dieser Antwort :-)
Genial formuliert...find ich richtig toll.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 21:20
von rovigo
Hallo Integer,

jetzt wird das alles schon etwas verständlicher. Heutzutage gibt es das ja nicht selten, dass Paare eine Beziehung bewusst eingehen, in der ein Partner bestimmend ist und der andere sich in der "schwächeren" Rolle wohl und geborgen fühlt. "Neu" ist daran vielleicht nur, dass es heutzutage nicht mehr ungewöhnlich ist, wenn die Frau in der "führenden" Position gegenüber dem Mann ist. (Stichwort: FLR = female led relationship, kann man einiges zu googlen.) Solange sich beide darin wohlfühlen, und sich weiterhin auf "Augenhöhe" begegnen können, ist das schön und gut. Problematisch und ungesund wird es aber, wenn der dominante Teil den anderen demütigt und gleichsam verachtet. Wie du es beschreibst, scheint das bei euch leider der Fall zu sein. Wie ich raushöre, verachtet sie ja anscheinend gerade die Schwächeren (Süchtige, Depressive etc.) Aber vielleicht könntet ihr gerade an diesem Punkt arbeiten, mit therapeutischer Hilfe. Voraussetzung wäre natürlich, das deine Frau dazu bereit ist. Wenn sie, wie du schreibst, generell Menschen "gerne" demütigt, dann wäre eigentlich sie (ob allein oder als Paar) therapiebedürftig, denn da scheint bei deiner Frau ja eine gute Portion Wut und Hass verborgen zu sein. Aber wahrscheinlich wird sie selbst da keinen Leidensdruck haben, und deshalb nicht daran interessiert sein. Hast du sie schonmal auf das Demütigen angesprochen?

lg, pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 21:30
von sunflower81
Hallo Integer,

ich sehe Deine Frau in einem Job der sehr fordernd und extrem ist.
Ich selbst bin Krankenschwester, ich weiß wovon ich rede.
Wenn man am Rande der Überforderung ohnehin steht , als Frau und dann der Mann diese Erkrankungssymptome aufzeigt, die sie aus dem beruflichen Alltag kennt, so ist ein Abschalten nicht mehr möglich.
Nicht falsch verstehen, ich versuche mich in deine Frau hineinzuversetzen, warum diese so eine krasse Haltung einnimmt. Das ist ein Schutzmechanismus, das darf in ihren Augen so nicht sein, weil sie sonst komplett überfordert ist. Sie kennt das alles sehr gut, nehme ich an. Zu gut.

Wie sie Dir gegenüber ist, das ist nicht korrekt. Absolut nicht.
Aber sie versucht sich selbst dadurch zu schützen.

Ist eine falsche Haltung und wirkt egoistisch, aber ich glaube, sie brauch selbst Hilfe.

LG Tanja

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 22:26
von rovigo
Hallo Tanja,

ich stimme dir ja prinzipiell zu, insbesondere beim letzten Satz. Aber eine berufliche Überforderung (die auch recht spekulativ ist) ist keine Erklärung für ihre Neigung, Menschen zu demütigen. Ich denke, dass sie da ein tieferliegendes Problem hat.

lg, pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 22:33
von Integer
Die Demütigungen und Beschimpfungen sind ihr Ventil dem ärger Luft zu machen und mich auch zu verletzen. Sie möchte mich bewusst treffen, weil sie ja sehr verletzt ist.


Sie hat oft gesagt sie hätte gerne einen starken Mann zu dem sie aufblicken kann. Einen Ernährer, einen richtigen Kerl. Der sagt wo's lang geht. Nur hat sie dem ja von Anfang an entgegen gewirkt. Und ich hab brav mit gemacht.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 22:42
von Integer
Die Arbeit überfordert sie nicht denk ich. Sie ist schon recht zufrieden damit. Sie hat nur von der Krankheit Depression keine Ahnung. Sie hat im übrigen keine fachliche Zusatzausbildung. Ist aber auf dem Gebiet der Sucht glaub ich recht fit und auch engagiert. Ist bei den Kollegen auch angesehen.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 22:49
von Integer
@M1971:
Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit dafür. Doof nur dass wir uns gerade ein Haus gekauft haben.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 05:27
von Luna1966
Hallo Integer,

diese Wut auf deine Frau durch jahrelange Verletzungen konnte ich bereits aus deinem Eingangsposts herauslesen, die erfolgte "Abrechnung" war gut spürbar. Dein Problem ist/war nicht (erst) ihrer Haltung zu deiner jetzt diagnostizierten Depression. Nur darüber zu schreiben/reden und dafür Zuspruch zu bekommen wird dir nicht helfen, da gibt es viel mehr aufzuarbeiten.

In meinem Leben gab es einmal einen Mann, den ich als die Liebe meines Lebens bezeichnete. Es passte einfach alles, er schien haargenau so zu sein, wie ich. Auch heute kann ich sagen, dass die Anfangszeit mit ihm die schönste Zeit meines gesamten Lebens war und ich ihn wahnsinnig geliebt habe auch wenn alles nicht einmal 1 Jahr andauerte. Das Problem an der Sache war seine Art, Frauen verletzen zu wollen. Nicht (nur) körperlich, sondern viel schlimmer - es folgten häppchenweise tiefe seelische Verletzungen/Demütigungen die auf die Zeit gesehen eine tiefe, tiefe riesengroße Wunde hinterließen.

Du siehst, ich schreibe in der Vergangenheit, denn es gehört der Vergangenheit an. Ich habe mich getrennt.
Du selber musst dir jetzt aber noch gar keine Trennung vorstellen können. Wenn du beginnst, die Verletzungen aufzuarbeiten, dann wird sich dein (neuer) Lebensweg schon aufzeigen. In diesem Forum gibt es User, die das Modell einer räumlichen Trennung mit Partnern, die nicht gut mit Ihnen umgegangen sind, gut leben, wieder andere bekamen ihre Probleme gemeinsam in den Griff und manche trennten sich auch vollends. Du musst jetzt noch keine Entscheidung treffen, das solltest du in einer depressiven Phase ohnehin nie tun.

Du kennst dein Ursprungsproblem, hast es hier, vielleicht sogar das erste Mal "ausgesprochen", gehe es mit deinem Therapeuten an. Das hat absolut gar nichts mit Schwäche oder "kein richtiger Mann sein" zu tun, sowas bedarf sehr, sehr viel Mut.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung im Eingangspost: Du hast die Möglichkeit, dich von deiner belastenden Situation zu befreien trotz Kind, Haus oder Liebe, du kannst etwas ändern.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Luna

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 06:33
von sunflower81
@Integer

tut mir leid, ich wollte Sie natürlich nicht in Schutz nehmen.
So, auf keinen Fall. Wenn die Antwort eventuell so rüber kam.

Ich wünsche Dir mega viel Kraft.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 06:58
von M1971
Hallo integer, es liegt ab Dir etwas zu ändern. Die Alternative ist, weiter in diesem Hamsterrad zu verweilen.
Gruß
M

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 08:59
von Tink
Hey
OK jetzt muss ich sagen das ich deine Frau verstehe. Heißt nicht das ich es gut finde...
Aber das sie dich dazu gemacht hat... Keiner kann etwas aus mir machen wenn ich es nicht zu lasse.
Und die Frage ist was war zu erst die hänne oder das ei? Bist du immer passiver geworden weil sie immer dominanter wurde? Oder sie dominanter weil du passiv würdest?
Was Luna beschreibt ist eine Veränderung in kurzer Zeit wo sich einer anfangs verstellte.
Bei euch ist es ein jahrelanger Prozess.
Ich hab auch einen Mann der froh ist, dass er das tun kann was er gesagt bekommt. Wenn ich mal nicht eine seiner Aufgaben im Blick behalte führt das dazu das ich ca n Jahr mit den Kindern im auto ohne TÜV fahre.... Arbeit Haus Kind u die Familie am laufen zu halten ist nicht einfach... Und wenn der andere einen immer mehr hängen lässt raubt einen das den Respekt.
Die Demütigungen sind falsch ohne Frage. Aber VL sind sie der verzweifelte Versuch ein bisschen was raus zu kitzeln?
Ich muss luna mittlerweile zustimmen. Es geht immer mehr in die Richtung das du die Verantwortung abgibst. Aber du gestalltest dein leben und wenn du den weg mitgehst und zum teil bestimmt mitebnest... Und n Haus kaufst wenn es so schlecht steht.
Stell DZ doch mal zur Abwechslung ne Bedingung. Könnte mir vorstellen das es genau das ist was sie sich wünscht...
Gruß Tink

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 19:17
von Integer
Genau so ist es Tink.
Ich weiß dass ich selbst schuld an der Misere bin. Und die Sache mit der Beziehung ist nur ein Teil meines Lebens den ich in den Sand gesetzt habe. Das zieht sich durch alle Bereiche.
In den letzten Wochen ist mir einiges bewusst geworden. Ich werde gravierende Veränderungen vornehmen. Hab darüber auch mit meiner Frau gesprochen. Findet sie gut...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Nov 2016, 23:33
von Tink
Hey Integer,
Das klingt doch gut... Ich drück dir die Daumen, dass ihr n weg findet.
Gruß Tink

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 12. Nov 2016, 12:52
von rovigo
Hallo Integer,

das hört sich doch sehr gut an! Ich hoffe, es läuft gut für dich.

lg, pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 00:05
von Integer
Hallo ihr Lieben!

Es ist einiges passiert in den letzten Wochen. Ich hatte einen Zusammenbruch so dass ich kurz davor war mich selbst einzuweisen. An diesem Punkt hat meine Frau erst den Ernst der Lage registriert und sofortigen Handlungsbedarf gesehen. Sie ist mit mir zum Hausarzt, hat sich mit ihm über AD's und einen Klinikaufenthalt beraten. Alles wurde in die Wege geleitet. Seitdem hat sie sich äußerst liebevoll um mich gekümmert.

Mir ging es auch deutlich besser und wir haben beide viel im Umgang miteinander geändert. Jetzt ist es so dass ich schon nächste Woche in die Klinik gehen werde und wir beide haben eine gewisse Angst davor. Wir sind sehr ehrlich zueinander und bei ihr ist es so dass sie denkt ich könnte sie verlassen wenn ich zurück bin weil es mir dann so gut geht dass ich sie nicht mehr brauche. Wir wissen beide dass ich seit langem abhängig von ihr bin. Auch dass das geändert werden muss.

Und ich habe die Befürchtung dass ich in der Klinik nicht zurecht komme und nur nach Hause will und dadurch die Therapie auch keinen Erfolg hat. Wir waren noch nie so lange voneinander getrennt (seit 15 Jahren). Und das auch noch über Weihnachten und Silvester. Ich werde über den gesamten Zeitraum nicht nach Hause kommen.
Das alles macht das Zusammenleben in den letzten Tagen sehr schwierig und es geht uns beiden nicht gut.

Habt ihr vielleicht ein paar aufbauende Gedanken dazu?
Liebe Grüße, Integer

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 10:04
von Bittchen
Lieber Integer,

du bist auf dem richtigen Weg,die Klinik ist ein guter Schritt zu deiner Genesung..
Gib dir Zeit in der Klinik anzukommen,das kann etwas dauern.
Zu Hause könntest du Weihnachten auch nicht genießen,lasse dich auf deine Behandlung ein.
Es ist so gut ,dass du dich mit deiner Frau ehrlich austauschen kannst.
Angst gehört dazu,das ging mir auch nicht anders,aber mir hat die Klinik gut getan.

Gute Besserung und liebe Grüße von Bittchen

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 11:03
von Katerle
Hallo Interger,

das ist auf alle Fälle sehr lobenswert, dass sie dir so hilfreich zur Seite stand, nach deinem Zusammenbruch und sich so liebevoll um dich gekümmert hat. (Bei mir war das zwar nicht so, aber inzwischen hat sich auch einiges zum Positiven verändert).
Auf jedem Fall ist es ein guter Weg, in die Klinik zu gehen und eine gewisse Angst ist da auch vorhanden. Auch kann ich die Angst deiner Partnerin nachvollziehen und ich kann verstehen, dass die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester für euch Beide nicht einfach wird. Aber vielleicht kann sie dich ja besuchen? Seht das mal als Chance für dich und eure Beziehung. Du wirst gestäkter nach Hause kommen und wenn ihr euch ehrlich miteinader austauschen könnt, dann ist das eine gute Basis eure Beziehung weiterzuführen.

Wünsche dir ganz viel Mut, Kraft und Durchhaltevermögen.
LG Katerle

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 20:50
von Tink
Hey Integer,
Wow das sind ja ganz uberaschende Entwicklungen. Freut mich das du und deine Frau euch naher gekommen seid und dich jetzt unterstützt. Redet weiter so ehrlich miteinander dann schafft du die Klinik.
Den dran du tust es für dich und deine Familie.
Alles gute.
Tink

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 21:08
von Integer
Vielen Dank für eure Worte!

Es ist gerade sehr schwierig für uns beide. Ich bin total emotionslos und eher abweisend. Das ist natürlich schlecht denn wir wollten uns noch schöne Tage machen bevor ich weg bin. Und sie kann es einfach nicht verstehen dass man keine Empathie erzwingen kann. Heute ist ihre Oma gestorben und sie hätte sich viel Zuwendung gewünscht und dass ich für sie zu Hause viel managen kann und für den Besuch ihrer Eltern und des Bruders vorbereiten kann. Dies habe ich so gut es ging getan, doch es entsprach zu wenig ihren Vorstellungen. Das hat sie mich deutlich spüren lassen und mich hat es nur runter gezogen.
Jetzt hoffe ich einfach dass wir die paar Tage noch einigermaßen gut rum bekommen und nicht im Streit auseinander gehen. Das wäre fürchterlich.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 11. Dez 2016, 22:41
von Selea
:hello: Guten Abend Integer.

Mit Interesse habe ich immer wieder deinen Thread verfolgt.

Ich finde deinen Klinikaufenthalt GUT.

Eure Ehe ist nach vielen Jahren ganz einfach in die "Krise" gekommen. So sehe ich es von außen.
Bestimmte Rollen und Verhaltensweisen haben sich schlichtweg "überlebt" und tun deswegen keinem von euch mehr gut.

Deine Frau war ja sehr hart zu dir, siehe deine Eingangspostings. Und jetzt, ausgelöst durch den Todesfall, sollst du schlagartig ihr all das geben, was sie im Moment dringend braucht.
Sie braucht ja Vieles dringend im Moment. Trost, Beistand, DaSein etc. etc.
ABER du brauchst es mit deiner Erkrankung ebenso. Viel Trost und viel Unterstützung, damit du aus dieser Krise wieder herauskommst.

Krisen sind der Motor für Veränderungen. Und eine Klinik kann ein Geburtshelfer für die anstehenden Entwicklungen sein.

Ich schätze einmal, die letzten Tage jetzt vor deinem Klinikaufenthalt, das werdet ihr doch noch so einigermaßen miteinander händeln.

Mich haben Klinikaufenthalte IMMER weiter gebracht.

Also____toi, toi, toi.

Herzlich
Selea

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 27. Aug 2017, 21:08
von Integer
Hallo ihr Lieben!

Mein Klinikaufenthalt ist nun knapp acht Monate her. Nun möchte ich ein bißchen die derzeitige Lage schildern. Als ich entlassen wurde war ich so sehr gestärkt dass ich dachte ich hätte die Krankheit besiegt. Meine Frau hat sich während meiner Abwesenheit sehr viele Gedanken über mich, über die Krankheit, und über unsere Beziehung gemacht. Und sie hat den Entschluss gefasst immer für mich da zu sein, und mit mir gemeinsam gegen die Dunkelheit zu kämpfen. Sie hat sich sehr verändert.

Die ersten drei Monate waren einfach wunderbar. Und dann ging es plötzlich wieder los. Krisen, abgeflachte Gefühle, Leere, Minderwertigkeitsgedanken usw.
Mit diesen Krisensituationen können wir nach wie vor ziemlich schlecht umgehen. Das heißt sie möchte wissen was sie machen soll um mir zu helfen, sie weiß nicht wie sie mit mir umgehen soll. Und ich kann nur schwer mit ihr sprechen weil sie meiner Empfindung nach eigentlich gar nichts machen kann. Weil sie es auch nicht nachvollziehen kann. Und manchmal ist sie sogar wieder ein Stück weit das Feindbild in meinem kranken Kopf.
Wir hatten wieder ziemlich schlimme Momente. Ich habe mich ein paar mal sehr verletzend verhalten. Und sie hält was sie sich selbst und mir versprochen hat. Sie wird nie wieder beleidigend und erniedrigend. Hat Verständnis wenn die Realität gerade keinen Platz in meinem Kopf besitzt.
Es geht bei mir immer auf und ab. Es gibt bei mir quasi keine Konstante. Weder gut noch schlecht. Das ist natürlich sehr anstrengend für sie. Meine Frau weiß nie in welcher Verfassung ich bin wenn ich z.B. nach der Arbeit heim komme, oder sie nach Hause kommt und ich bin schon da.

Im Nachhinein betrachtet wundert es mich nicht dass sie einen anderen Mann angeflirtet hat und mit ihm eine Affäre wollte. Sie bekam einen Korb, ich hab es heraus gefunden. Ihre Begründung war, sie vermisse die Leichtigkeit in einer Partnerschaft und in Gesprächen mit dem Partner. Sie will aber im Grunde nur mich und ist nach wie vor immer für mich da.
Bei uns steht es spitz auf Knopf. Ihre Kräfte schwinden mit der Zeit. Ich laufe Gefahr alles in den Sand zu setzen. Meine Gesprächstherapie ist kürzlich um ein Jahr verlängert worden, da bin ich echt froh drum, das tut mir gut. Meine Frau tut mir auch gut, und ich hoffe dass ich mich sehr bald stabilisieren kann bevor es zu spät ist...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 29. Aug 2017, 09:00
von Bittchen
Lieber Integer,

dass sich deine Frau anders orientieren wollte,dass sie die Leichtigkeit mit einem gesunden Partner wieder spüren wollte,ist irgendwie nachzuvollziehen.
Aber es ist auch eine große Verletzung deiner Gefühle,mit Verständnis tue ich mich da schwer.
Da hoffe ich sehr für dich,sie hat dich um Verzeihung gebeten.
Für mich ist das ,auch wenn erst nur im Kopf passiert ist,ein ganz großer Vertrauensbruch.
Da brauchst du Zeit um das verkraften zu können.
Da ist auch dein Verhalten sehr gefragt,immer wieder Vorhaltungen bringen da nicht viel.
Allerdings jetzt Druck zu haben,wieder stabil zu werden ist auch nicht Ziel bringend.
Du bist erkrankt,du hast es dir nicht gewünscht,so schlecht zurecht zu sein.
Wie darf man das verstehen?
Werde jetzt stabil oder ....?
Das fände ich sehr belastend.
Da ist es sehr gut weiterhin deine verletzten Gefühle in der Psychotherapie besprechen zu können.
Gute Besserung und liebe Grüße

Bittchen

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 29. Aug 2017, 10:02
von Katerle
Hallo Integer, erst einmal Hut ab, dass du den Klinikaufenthalt gemeistert hast. Ausserdem ist positiv, dass sich deine Frau auch Gedanken gemacht hat, während deines Klinikaufenthaltes und nicht mehr beleidigend usw. wird.
Vielleicht könnte ja deine Frau mal mit zu den Gesprächen mitkommen, sprich das doch mal in der Therapie mit an. Druck finde ich auch nicht angebracht.

LG Katerle