Sich alt fühlen (obwohl man es nicht ist)

[Sieglinde1964]

Manchmal fühle ich mich auch alt. Für einen jungen Menschen mitte 20 bin ich es vielleicht auch schon. Ich bin 52 und erschrecke, wie die Zeit verflogen ist und verfliegt. Körperlich fühle ich mich manchmal älter als ich bin und das macht mir zu schaffen. Übergewicht, Rückenschmerzen, Wechseljahre mit allem Drum und Dran und dann die Depression dazu. Innerlich bin ich noch lange nicht so alt wie ich bin und kann mich mit meinen 52 nur schwer anfreunden. "Wir sind jetzt in der Jugend des Alters," sagte eine Bekannte von mir mal.

[somebody]

Was haben andere Leute wohl alles gemacht und erlebt in ihren Teeniejahren? Ich weiß es nicht, ich war ja nicht dabei.

Hmm.. Ich habe es mitbekommen, was andere gemacht haben und konnte aus anderen Gründen nicht dabei sein. Ich würde sagen, andere haben sich ausprobiert, haben teils herausgefunden, was sie wollen und was nicht. Und vor allem haben sich die meisten darüber null Gedanken gemacht. Es ist einfach passiert.

Ich habe gar nichts gemacht, gewartet, ausgehalten, nie irgendwo Anschluss gefunden. Soll ich das jetzt noch machen? Werde ich jemals irgendwo reinpassen, wenn es bisher auch nicht geklappt hat?

Wo hättest du denn früher gerne Anschluss gefunden und wo jetzt? Wo möchtest du reinpassen, und warum? Ich persönlich wollte immer irgendwo dazugehören, um nicht alleine zu sein und das Gefühl zu haben, zu sein wie alle anderen. Auch wollte ich Gemeinsamkeiten mit anderen finden. Das ist mir alles nur sehr selten und auch nur zeitweise geglückt. Meine Situation war nie wie die der anderen und ich kann und will auch nicht mehr wie die anderen sein. Wie ist es bei dir?

Ich war nie etwas Besonderes, ich hatte nie Etwas, das "meins" war. Ich war immer einfach nur da und habe gehofft, dass so etwas kommen würde. Wie lange muss ich noch warten, bis ich mir sicher sein kann, dass es vergebens ist?

Was verbindest du denn mit "Besonders sein"? Hast du Angst, dass Bemühungen vergebens sein könnten oder wünscht du dir, etwas aufgeben zu können?

Ich spiele mit dem Gedanken, mit meinem bisherigen Leben radikal zu brechen, und alles da gewesene hinter mir zu lassen. Viel wäre es ja nicht. Einfach einmal neu anfangen, auf gut Glück, richtig hoch pokern, alles auf eine Karte. Was hätte ich schon zu verlieren? Aber womit anfangen? Wohin, was tun? Ich warte immer noch auf die zündende Idee.

Was ist es genau, womit du brechen möchtest? Was würdest du dir zu einem Neuanfang wünschen? Welches "gute Glück" erhoffst du dir? Ich glaube, dass das ein großes Vorhaben ist, alles radikal zu ändern, wenn man nicht weiß, was. Vielleicht liegt ja ein Anfang darin, Kleinigkeiten zu ändern?

Wenn ich heute plötzlich wüsste was ich wirklich will, ich würde es tun, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich würde von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen und die verlorene Zeit wieder reinzuholen versuchen. Aber ich weiß es ja nicht, und ich weiß, das ich es nie wissen werde. Ich kenne mich viel zu gut um ernsthaft daran zu glauben, dass irgendetwas jemals nochmal anders werden könnte. Mehr war von Anfang an einfach nicht drin. Und wenn alles einen Sinn hat, ich nicht.

Hmm, ich glaube, dass es nie zu spät ist, um herauszufinden, was man will. Man kann vielleicht nicht alles nachholen, verglichen mit anderen Lebensläufen, aber man muss das vielleicht auch gar nicht.
Was du schreibst, klingt für mich wie die Sinnlosigkeit der Depression, wo nichts mehr einen Sinn zu haben scheint. "alles einen Sinn hat, ich nicht" Suchst du nach dem Sinn deiner Existenz oder meinst du etwas anderes?

Für mich ist es auch ein Thema, was will ich? Was mag ich? Was kan ich? Wer bin ich? Ich bekomme mit, dass andere Gleichaltrige das wohl zu einem gewissen Grad für sich herausgefunden haben in den letzten Jahren und dann mehr oder weniger zielstrebig durchgezogen haben. Darum beneide ich andere. Ich versuche gerade erst anzufangen, herauszufinden, wer ich bin und was ich will. Ich kämpfe aber schon mit Kleinigkeiten.


Irgendwie kommt mir dein Gefühl bekannt vor, aber ich schaffe es gerade nicht, das passend in Worte zu fassen und schreibe irgendwie am Thema vorbei... Ich meine, zu fühlen, was du meinst, doch keine Formulierung trifft es gerade so recht...

liebe Grüße,
somebody

[Ziege04]

Hallo Inertia,

ich weiß nicht, ob es schon geschrieben wurde. Wenn, dann habe ich es übersehen/ vergessen:
Bekommst du irgendeine Behandlung? Therapie, Medis?

LG Ziege04

[Inertia]

Bekommst du irgendeine Behandlung? Therapie, Medis?

Nein, keins von beiden. Für eine Therapie bin ich nicht der Typ. Und Medis, nie wieder.
Außerdem würde mir das höchstwahrscheinlich sowieso nicht helfen. So schlecht geht es mir ja gar nicht, aber eben auch nicht gut. Mein größtes Problem ist Langeweile und dass ich nie auf irgendwas Lust hab, ansonsten geht es mir gut.

Wo hättest du denn früher gerne Anschluss gefunden und wo jetzt? Wo möchtest du reinpassen, und warum?

Eigentlich ist es mir egal wo ich reinpasse, hauptsache ich passe mal irgendwo rein.
Ich will einfach mal das Gefühl haben, das Richtige zu tun. Überzeugt sein von etwas, das ich mache. Ich will nur irgendein Ziel haben, das ich verfolgen kann. Egal welches, hauptsache ich glaube daran.

Was verbindest du denn mit "Besonders sein"? Hast du Angst, dass Bemühungen vergebens sein könnten oder wünscht du dir, etwas aufgeben zu können?

Na ja, jeder hat doch irgendwelche Hobbys, besondere Stärken oder Eigenschaften, ich nicht. Ich mache nie irgendwas besonderes, ich kann nichts besonderes, ich bin einfach nur da. Mein Leben ist unfassbar langweilig, auf Dauer kann das doch nicht so bleiben.

Was ist es genau, womit du brechen möchtest? Was würdest du dir zu einem Neuanfang wünschen? Welches "gute Glück" erhoffst du dir?

Nichts spezielles, ich würde einfach gerne mal die Karten neu mischen. Mal sehen was dabei herauskommt, verlieren kann ich ja nichts.

[somebody]

Für eine Therapie bin ich nicht der Typ.

hmm, ich weiß ja nicht, welche Erfahrungen du bisher gemacht hast, aber ich könnte mir vorstellen, dass dir eine Psychoanalytische Psychotherapie/Psychoanalyse bei einem guten Therapeuten weiterhelfen könnte, "deins" zu finden. Was dich ausmacht, wohin du willst oder wohin auch nicht...?
Ich finde mich auch oft wo nicht hineinpassend, aber ich denke mittlerweile manchmal, dass es einfach daran liegt, nicht die passenden Leute getroffen zu haben. Nach Hobbies, Stärken und Eigenschaften suche ich auch teils. Bei mir ist es so, dass ich an vielem interessiert bin, an nichts aber so voll und ganz, sodass ich dran bleiben würde. Stärken und Eigenschaften finde ich so ganz langsam für mich. Auch mithilfe meiner Therapie.
Tut mir leid, dass ich so viele Fragen bei meinem letzten Beitrag geschrieben habe. Mir kommen da einfach so viele in den Sinn. Ich finde es aber auch spannend, in diese Richtungen zu denken.

liebe Grüße,
somebody

[Ziege04]

Hallo Inertia

Ich behaupte von mir ebenfalls, ich bin nicht der Typ für Therapie. Weil ich in vielen Bereichen, welche ich erlebt habe, angeeckt bin.

Aber ein wenig davon konnte ich auch mitnehmen..... - vielleicht liegt es am Alter, an anderen Zielen, anderer Einsicht.....

Ich weiß es nicht.

Doch ich weiß, Du musst etwas finden, was Dir etwas gibt! Und das findest Du, wenn Du Dich ausprobierst.
Dazu gehört auch Therapie, ggf Medis, auch neue, wenn schlechte Erfahrungen.....

Das Leben ist eine ewige Suche... nur wer sich auf diese Suche begibt, kann ein Ziel finden.....

Schwülstig. Hilfreich?

Entscheide selbst.

LG Ziege04

[Squall]

hallo,

ich kann dich sehr gut verstehen dass du dich aufgrund deiner krankheit schon mit 23 sehr alt fühlst , aber vielleicht tröstet es dich das ich mit 29 auch körperlich am ende bin , was bei dir laut deinem text glücklicherweise nicht der fall zu sein scheint.
die psychischen probleme können dazu führen sich von keinem verstanden zu fühlen , zu sehen wie andere in deinem alter lustige oder alberne dinge tun oder an einfachen dingen spaß haben , und du , denkst viel mehr nach , machst dir um alles , um dich , dein leben , deine zukunft viel mehr gedanken als unbelastete leute es in deinem alter wahrscheinlich tun , ich vermute das weil ich depressionen und phobien habe seit ich 14 bin und es mir mein leben lang so ging und geht .

auch ich fühle mich extrem müde , alt und ausgebrannt.
ich bin nun 29, und hatte bereits 12 operationen unter vollnarkose und jeweils mindestens einer woche krankenhausaufenthalt.
ich leide unter meinen psychischen problemen , den ängsten , depressionen und zwängen.
und körperlich hatte ich auf jeder seite eine große schulter operation und bekomme rechts dieses jahr ein künstliches schultergelenk , hatte 4 hoden ops und bin nur noch zu 30 % zeugungsfähig, leide unter gicht , habe etwas an der bandscheibe was nach der schulter operiert werden soll. habe nun noch ein venenleiden dazu bekommen , all das sind wohl dinge die menschen höheren alters bekommen, meiner erfahrung nach zumindest , die ganzen schmerzen jeden tag machen mich vollends kaputt , nehme schon morpium und leide trotzdem.
also ja , ich fühle mich auch alt.

[Inertia]

Wahnsinn Squall, du bist ja überall dabei. Manche Menschen scheinen fast vom Pech verfolgt zu werden. Du hast Recht, das klingt für mich auch alles eher nach "Alterskrankheiten", schon seltsam dass dich das alles schon mit unter 30 getroffen hat.

Ich bin wirklich froh darüber, dass ich körperlich weitestgehend gesund bin. Da hab ich zwar eigentlich gar nichts davon, aber trotzdem.

[somebody]

Liebe Ziege04,

Das Leben ist eine ewige Suche... nur wer sich auf diese Suche begibt, kann ein Ziel finden.....

Ich finde, dass dieser Satz viel Wahrheit enthält. Mich persönlich halten vom Ausprobieren meist meine (saublöden) Ängste ab...
liebe Grüße,
somebody