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Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 12:06
von Botus
Ich wollte darauf hinaus, dass es im Grunde egal, was ein Mensch genau hat, der dieses Nähe-Distanz Verhalten zeigt.

Es ändert doch nichts, die Gründe zu kennen. Macht der Mensch es aufgrund einer Krankheit ? Oder ist das sein Charakter ? Oder ist er ein Stratege, der es versteht, mit anderen gekonnt zu spielen ?

Wenn man die Antwort darauf weiß, ändert sich dadurch doch nix. Deshalb finde ich diesen Punkt unwichtig.

Interessant ist eher die Frage, warum so ein Verhalten bei deren Partnern dazu führt, dass die wie Pattex an ihnen kleben. Wenn diese Frage beantwortet ist, wäre eine Erlösung möglich, zumindest für die Partner. Deshalb halte ich diesen Punkt für wichtig.

Wenn die sagen würden, "ich will denjenigen / diejenige aber um jeden Preis" (ganz egal, wie schlecht es ihnen dabei geht), sieht die Sache natürlich anders aus. In dem Fall wären im Prinzip alle Fragen unwichtig. Der Ansatz wäre dann völlig anders. Es ginge dann darum, dass man seinen Kummer hin und wieder mal los werden kann, z.B. bei Freunden oder bei Menschen in ähnlicher Situation oder bei einem Therapeuten.

Liebe Grüße vom Dobi

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 21:26
von Stellaris81
Guten Abend,
ich wollte mich auch mal wieder zu meinem Post melden.
Erstmal um eines klar zu stellen, und das hatte ich bereits geschrieben, ich rede von verbaler Agressivität. Es gibt Momente, wo aus einem ganz normalen Gespräch ein STreit entsteht, da er sich ständig beschuldigt fühlt. Beispielsweise eine Bitte, etwas woanders abzustellen, weil es dort im Moment stört, kann zum Ausbruch führen, da es für meinen Freund heißt, er hat einen Fehler gemacht. Und da kann er laut werden und nen sehr agressiven Ton anschlagen. Soviel als Erklärung.
Er war heute nun beim Arzt. Der Termin hat 20 Minuten gedauert! hm... Ja, er habe eine Depression, aber da ja nun die erste tiefenpsychologische Therapie beim ersten Psychologen nichts gebracht habe, schlägt die neue jetzt eine Verhaltenstherapie vor. Es wäre besser für ihn, die Symptome in den depressiven Phasen zu bekämpfen anstatt den Grund für die Depression zu suchen :shock:
Bitte klärt mich auf, das finde ich komisch. Die Frau kennt meinen Freund überhaupt nicht und kann das in 20 Minuten feststellen? Ich bin auch nicht der Fan, nur Symptome zu bekämpfen ohne den Grund zu suchen. Natürlich bin ich froh, wenn sich die gesamte Situation wirklich bessert, denn wie auch andre feststellen, in den guten Phasen erkennt man wieder den Menschen, den man wirklich liebt und man weiß, wofür man kämpft. Habt ihr Erfahrungen mit solchen Verhaltenstherapien?

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 21:40
von Stellaris81
Da hier ja auch immer wieder die Frage auftaucht, warum man das mitmacht...
Ich kann nur aus meiner Situation raus erzählen. Ich habe bereits eine Scheidung hinter mir und war mir damals absolut sicher, dass ich gehen muss. Das war das richtige für mich und auch für meinen Exmann.
Bei meinem jetzigen Freund hatte ich nie das Gefühl, das sei richtig. Als es letztens wieder eine sehr schlimme Phase war, haben wir Schluss gemacht. Was ihm scheinbar aber gezeigt hat, wie schlimm es ist. Wir haben damals viel gesprochen, beide Seiten. Und auch gemerkt, wie sehr wir uns lieben, denn wie gesagt, in den guten Phasen ist er wieder der Mann, in den ich mich verliebt habe. Ich kann ihm ansehen, wenn es wieder schlechter wird und versuche ihn, zu unterstützen. An vielen Tagen gelingt mir das, an manch anderen nicht so gut, da nimmt mich die Situation auch mit. Letzthin hatte er aber auch mal einen Tag und konnte mir schildern, wie er sich fühlt und dass er auch merkt, dass er sich uns gegenüber verletztend (Verbal!) verhält, meistens ja mir gegenüber. Ich bin mir sicher, er ist sich dessen bewusst, kann es aber in diesen Momenten nicht steuern. Er zeigt auch auf Arbeit ein anderes Verhalten, das bekommt er selber mit, ich denke das ist zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Und ich muss ehrlich sagen, wenn es mir schlecht geht (und ich war selbst krankgeschrieben wegen Burnout), dann erhoffe ich mir von meinem Partner, der mich liebt ja eigentlich auch Unterstützung und nicht, dass man beim ersten Problem den anderen verlässt. Denn grad die Unterstützung wird gebraucht, das hat mir mein Freund auch selbst gesagt. Ich habe letzthin das Buch "Ziemlich gute Gründe, am leben zu bleiben" von matt Haig gelesen und das hat mir einiges erklärt, ohne zu medizinisch zu sein.
Ich finde nicht, dass man fragen sollte, warum man das mitmacht. Das muss jeder für sich selber entscheiden und wissen.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 22:29
von Catrina
Liebe Stellaris,

Schön, von dir zu lesen :) ja, dein thread hat Sogwirkung ;)

Dass bei vielen Depressionen Verhaltenstherapie gemacht wird, lese ich in jedem Buch. Ich finde es nachvollziehbar, denn die Muster zu brechen, die sie runterziehen, aus diesen Gedankenkreisen herauszukommen, DAS ist wichtig!
Dass er es eben nicht als Fehler ansieht, wenn er etwas falsch weglegt und du ihm das sagst, sondern als das, was es ist.

Diese Art der Therapie soll ihm zeigen, was er tun soll, wenn er den schwarzen Hund Depression auch nur ansatzweise um die Ecke schielen sieht. Nucht erstarren, stehen bleiben und sich beißen lassen! Sondern ihn in Schach halten, wegjagen, zähmen... Was auch immer.

Eine Depression hat nicht unbedingt eine Ursache, die mal eben herausgefordert und dann auch noch ratzfatz wegdiskutiert werden kann.
Ich kann verstehen, dass dein Freund mit der Tp Therapie nicht zufrieden war, mache selbst eine und frage mich auch, was das bringen soll.

Was hab ich davon zu wissen, warum ich so oder so auf dies oder jenes reagiere... Ich möchte ein Mittel, eine Methode, eben NICHT mehr so zu reagieren!

Vertrau der Expertin (was war sie denn? Ärztin also Psychiaterin oder doch eine Psychologin?).

Dass jeder Mensch sein Päckchen aus der Kindheit und durch sein bisheriges Leben trägt, ist klar.
Damit umgehen zu lernen, wenn man damit nicht klarkommt, ist wichtiger - finde ich auch, wie viele Experten - als zu ergründen, an welchem Tag diese metaphorische Milch verschüttet würde.

Viel, viel Glück euch beiden!

Und ja, du hast vollkommen recht.
Ich möchte auch nicht wegen (m)einer Krankheit verlassen werden.

Und @ Dobermann: ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob die Krankheit einen Menschen aggressiv macht, kalt und egoistisch oder zumindest diese in uns allen schlummernden Eigenschaften verstärkt odet ob jemand sich bewusst dafür entscheidet, so zu handeln und zu sein.

Einem Menschen mit Tourette werde ich ja auch nicht vorwerfen, dass er flucht.

Ja, und genau wegen dieses Rückhalts, Zuspruch sind wohl viele von uns hier, oder wozu sonst?

Es tut einfach gut zu lesen, dass es anderen genauso ergeht wie einem selbst.

Wozu bist du hier?

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 23:02
von Stellaris81
@catrina
Vielen Dank für deinen letzten Post, so erklärt macht es wirklich Sinn.
Er war bei einer neuen Psychologin, da die erste nur darauf rumgeritten ist, dass er Trennungskind ist und seit seinem dritten Lebensjahr keinen Kontakt zum Vater hat. Dass er selber kein Problem damit hat und zu seinem Stiefvater ein liebevolles Verhältnis hat und ihm an nichts fehlt, hat die erste Ärztin noch mehr als Verdrängung abgetan. Ich denke, ein grosses Problem ist seine Arbeit, da ihm das keinen Spass macht (ich weiss aus eigener Erfahrung, wie sehr einen das runterzieht), aber die Krankheit hindert ihn, in diese Richtung was zu unternehmen.
Auch für mich ist es ein riesen Unterschied, ob der Grund hinter verbaler Aggresivität die Krankheit ist oder nicht. Denn ich weiss, unter "normalen" Umständen und in guten Phasen würde er nie so mit mir reden.
Catrina, ich danke dir sehr für dein Verständnis, du fasst perfekt zusammen, warum ich hier geschrieben habe

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 14. Mai 2016, 23:23
von Catrina
Das freut mich sehr, ich war ja auch sehr froh, als ich deinen Betreff las, weil ich natürlich erstmal dachte, als mein Freund die ersten Male solche Sprüche rauskloppte, dass es ein Zeichen mangelnder Zuneigung sei.
Ich glaube, es ist eins, im Büchern zu lesen, die Krankheit zeigt sich so oder so, etwas anderes, wenn ich von anderen lese, dass die Krankheit bei ihren Liebsten dies und jenes bewirkt.

Erinnert mich an Gespräche mit anderen Müttern, wie einen die Erleichterung durchschießt, wenn frau hört, dass auch andere Kinder sich Erbsen in die Nase stecken oder nie die Krümel in der Küche wegmachen ;)

Genau, und wenn ich höre, wie meine Therapeutin andauernd auf meinen Eltern rumhackt und meinem depressiven Freund abspricht, gefühllos zu sein, dann frage ich mich, warum ich hingehe... Naja, es tut schon gut, im Mittelpunkt zu stehen, das ist ein Grund ;)

Wie fand ER denn den Termin und sie? War / ist er auch so skeptisch wie du vorhin geklungen hast?
Oder gibt er ihr ne Chance?
Hoffentlich!

Liebe Grüße,
Vielleicht werden wir hier bald nichts mehr von dir lesen, weil die Therapie super anschlägt, ich wünsche es ihm, dir und deinem Sohn sehr!

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 01:29
von lisamarie25
Hallo ihr Lieben,

Es ist unheimlich schwer, die Achterbahnfahrt nicht mitzufahren. Natürlich wäre es besser, wie Dobi sagt, das nicht zu machen. Aber ich merke bei mir selbst, dass ich an einem Tag an dem ich mich nicht bei ihm melde und nichts von ihm höre 5 mal hin und her schwanke. Da kommen mir so ziemlich alle Gedanken, von "ich distanziere mich jetzt langsam". "ich verlasse ihn endlich" bis "er ist die Liebe meines Lebens, wie toll ich bin ich dass ich es schaffe sein Distanz zu respektieren und mich nicht zu melden".

Und ich denke auch, wie Catrina sagt, dass wir oft hier sind um Zuspruch zu suchen. Es ist eine Mischung von allem. Reden können, Gleichgesinnte finden, wieder Mut schöpfen, Strategien erlernen das alles zu ertragen und darüber nachdenken, wie man am besten damit umgeht.

Danke für den Buchtipp Stellaris, werde ich mir gleich anschauen.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 11:11
von Botus
Es hat auch sehr viel damit zu tun, wie jemand sein Leben einrichtet. Die Hälfte der Jungs, die ich von früher kenne, sind heute noch genau wie damals. Lustig, entspannt, witzig, locker. Es macht Spaß, die wiederzusehen. Im Job treffe ich jeden Tag solche Typen. Warum sind die so gut drauf ? Ganz einfach: Die haben was für sich getan. Sie haben ihren Traum gelebt, sich genau das aufgebaut, was sie wollten und was zu ihnen passt. Ihr Ding ! Nachteil: Ihr halbes Leben ist dafür drauf gegangen. Arbeit, Verzicht, Opfer, Selbstdiszipin. Statt planlos Halli Galli zu machen, haben die was für sich getan. (Was für sich zu tun, ist wichtig !)

Die andere Hälfte der Jungs hatte nie Bock auf derartige Anstrengungen. Die wollten lieber jetzt gleich leben und nicht für später. Man möchte machen, was einem gerade einfällt oder was sich gerade anbietet. Man möchte leben (verständlich). Jahre später rächt sich oftmals, weil die Ansprüche im Leben stetig steigen. Man will was sein, man will was darstellen, nicht immer nur stramm stehen, rumgescheucht werden, Befehle empfangen. Folgerichtig wirken viele von denen heute unglücklich, dauergenervt, zynisch, von Neid zerfressen und irgendwie latent aggressiv.

Es ist schwierig mit denen. Man kann das Depression nennen, aber das sind doch lediglich die Auswirkungen, nicht die Auslöser. Die Auslöser liegen in deren Denkweise. Sie glauben, Glück käme einfach so von selber, ohne dass man was dafür tun muss. Sie sehen nicht die Anstrengung, den Verzicht, die Opfer und die Selbstdisziplin, mit dem andere sich ihr Leben aufgebaut haben. Sie behaupten, andere hätten einfach Glück gehabt und sie irgendwie immer nur Pech. Diesen Gedanken spinnen sie weiter und sagen, das wäre ja alles total ungerecht und im nächsten Gedankengang werden sie wütend. Weil sie sich überall zusammen reissen müssen, lassen sie das logischerweise da raus, wo sie`s machen können. Das ist in der Regel im Privaten der Fall.

Das sind lediglich meine persönlichen Erfahrungen in Bezug auf die hier beschriebene Aggressivität bei Männern in einem bestimmten Alter. Man kann jetzt sagen, meine Erfahrungen sind Quatsch oder Zufall oder eben drüber nachdenken, wie man will. Letztlich ist das hier ja nur ein Austausch von Sichtweisen und Erfahrungen. Ich denke jedenfalls nicht, dass man es mit ein paar Arztbesuchen weg bekommt, wenn jemand unkontrolliert aus dem Nichts heraus aggressiv wird und schon bei Kleinigkeiten an die Decke geht. Wenn jemand tief sitzenden Frust heute mit ner Pille oder mit Schnaps oder mit exzessivem Sport oder ständigen Partnergeschichten erfolgreich bekämpft, ist er weg. Aber am nächsten Tag ist er wieder da. Ich finde es hilfreich, wenn man das weiß. So ist man nicht davon überrascht, sondern weiß es schon vorher.

Liebe Grüße vom Dobi

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 11:52
von Catrina
Von dieser Art Frust und Aggressivität ist hier in diesem Thread wohl nicht die Rede.

Dobermann, sei froh, dass du weder eine depressive Partnerin hast noch ein Erkrankter bist, der diesen Persönlichkeitswandel kennt.

Es gibt ihn jedoch.

Ich kann die Intention deiner Beispielführung nicht nachvollziehen ; ich habe immer wieder den Eindruck, du willst nicht wahrhaben, dass die Erkrankung den Menschen ändert, sondern das immer auf den Charakter schieben.

Und uns unterstellen, dass wir ja selbst schuld sind, wenn wir das "mit uns machen lassen". Und dann darüber klagen.

Wenn das so ist, dann empfehle ich dir das Buch "Männer sind anders, Frauen auch" von John Gray.

"Wir Frauen" brauchen das uns-austauschen, das uns-zuhören. Es geht nicht darum, Lösungen zu finden. Sondern einander Halt und Trost zu spenden.

"Ihr Männer" seid lösungsorientiert.

Und diese Unterschiede merke ich auch hier.

Es ist schön, die Meinung von Männern zu lesen, keine Frage! Aber oft komme ich mir hier für meine Beiträge kritisiert vor, und das ausschließlich von Männern.

Was ich unangenehm und schade finde.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 12:40
von Botus
Hallo Catrina,

so ist das aber echt nicht gemeint. Wenn es Dich beruhigt, kann ich sagen, dass ich das genauso handhabe wie Ihr. Bei meiner Ex habe ich sogar vorher gewusst, dass es zu heftigen Sachen in dieser Art kommen wird, ich kannte sie nämlich schon Jahre vorher. Trotzdem habe ich das gemacht und die Gründe dafür sind nicht anders bei Euch auch. Insofern verstehe ich das sehr gut und bin in diesem Punkt bei Euch. Wenn meine Zeilen anders rüber kommen, dann liegt das wohl an meiner Art zu schreiben und auch daran, dass die Sache für mich vorbei ist. Das ging nur durch Distanz und dem entsprechend rede / schreibe ich darüber auch distanziert, so als hätte ich damit nix zu tun. Natürlich ist da ein Bezug. Sonst würde mich das Thema nicht so tangieren.

Liebe Grüße vom Dobi

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 19:06
von ullkich
Hey Catrina,
Jetzt muß ich aber doch Einspruch einlegen.
Also in meiner Shg. sind einige Männer die zu den Terminen kommen um sich auszutauschen,Mut zugeben,zu hören wie es den anderen geht und wie sie mit den Situationen umgehen können.
Nur aus diesen Gründen habe ich die Shg. gegründet.
Die Macht und Hilflosigkeit hat mich damals dazu bewogen.
Lg.ullkich

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 15. Mai 2016, 19:24
von lisamarie25
Ich muss Catrina recht geben, wir sprechen hier von unterschiedlichen Dingen. Die Art von Frustration die du ansprichst Dobi gibt es natürlich auch und auch davon kann man betroffen sein. Auch diese Art von Frust kann zu Depressionen führen. Bzw zu Aggressivität und Kontrollverlust.
Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen aber mein Partner ist von dieser Art Frust nicht betroffen. Ich habe ihn als lebenslustigen, gesprächigen, motivierten Mann mit vielen Zielen und Plänen kennen gelernt. Ein Typ zum Pferdestehlen.
Er hatte einen Job der sehr sehr stressig, fordernd, zum Teil auch gefährlich war. Ich weiß nicht ob der Stress im Job Auslöser war oder sonst etwas, ob sein Problem genetisch bedingt ist oder auf die Schlafprobleme zurück zu führen ist (das ja organisch bedingt ist), vermutlich ist es eine Kombination von allem.
Ich weiß nur, dass er heute nicht einen Bruchteil der Energie hat, die er hatte als ich ihn kennenlernte, dass er eine Vielzahl an persönlichen Problemen hat, sich verschließt, zum Teil schwer mit Gefühlen umgehen kann, wenn er von seinen oder meinen Gefühlen überfordert ist mit Aggressivität ihm Sinne von Distanz und kalten Worten reagiert. Mich teilweise verzweifelt braucht und dann wieder wegstößt und alleine sein will. Er hat aber immer noch Träume, Ambitionen etc. und verfolgt diese auch. Er ist aber pessimistischer geworden, zieht sich mehr zurück etc.

Sprich es gibt ganz klar eine Änderung, wie Catrina sagt. Entweder die Krankheit/seine Probleme haben ihn verändert oder aber er lässt mich diese Seite erst sehen, seit wir enger sind. Und konnte sich halt früher oberflächlich mit mir unterhalten und Spaß haben. Das kann ich nicht einschätzen. Ich kenne ihn ja erst ein Jahr und die Probleme haben nach wenigen Monaten angefangen.

Aber er gehört nicht zu den Leuten die du beschreibst (die es aber natürlich auch gibt). Im Gegenteil, er hat immer sehr für seine Ziele gekämpft, ich glaube so sehr, dass er in einer Arbeitssituation geendet ist, die einfach zu viel war. Wir versuchen das ja jetzt mit unserem eigenen Unternehmen wieder hin zu kriegen aber das ist natürlich schwer....

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 16. Mai 2016, 16:27
von Hlfe123
Hallo ihr Lieben,

ich lese hier schon eine Weile passiv mit und kann viele der Fragestellungen und Probleme (bleiben, gehen?) nachvollziehen. Auch mein Partner ist extrem beleidigend, wirft mir Dinge von vor vielen Jahren vor, die beim näherem Hinsehen eventuell auch gar nicht zu einem Vorwurf führen müssten. Die Entscheidung beispielsweise, den Job zu wechseln, hat er damals mitgetragen. Er wirft mir vor, dass ich ihn dazu gezwungen hätte, und nun ist es eben schiefgegangen. Hätte ich das wissen müssen? Ich bin aktuell Alleinverdienerin und wir bekommen noch ALG 2 dazu. Schöne Situation! Während er Depressionen bekam, habe ich mein Studium beendet, um selbst verdienen zu können , aber wie gesagt, es reicht hinten und vorne nicht. Mein Mann schleppt auch sehr vieles aus der Kindheit mit, akzeptiert aber nicht, dass dort die Ursachen für seine mangelnde Widerstandskraft gegenüber Problemen liegen. Und er macht sich extrem Sorgen wegen der aktuellen Lage, und das äußert mir und den Kindern gegenüber sich darüber in einem Tonfall, den ich nicht ertrage. (Also er bleibt verbal! Er würde nie handgreiflich werden ) Therapien hatte er schon mehrere, manche waren tatsächlich Unfug. Er müsste dringend noch einmal eine Therapie versuchen, denn er hat nach wie vor Depressionen (keine schweren), Zwänge und paranoide Gedanken. Und das seit Jahren. Zum Streiten haben wir beide keine Kraft mehr.
Wir können oft nicht einmal Fernsehen (Reizthemen). Wer nicht seiner Meinung ist, ist gegen ihn. Genau vor dieser Situation habe ich mich schon oft gefragt, ob wir zusammen bleiben sollten. Zwei Dinge hindern mich daran: Unser eines Kind ist noch nicht 18, und ich habe nicht die Energie, Sorgenrechtsprobleme auszufechten. Er würde das Kind sicher als Instrument benutzen, um mich zu ärgern. So etwas hat er schon versucht.Lange ist es aber nicht mehr, noch etwas mehr als ein Jahr...
Der andere Grund ist der humorvolle, liebevolle Mann, der er auch oft ist. Die vielen Gemeinsamkeiten. Ich frage mich oft, ob ich nicht doch selbst eine Verbesserung bei ihm erreichen kann, da er doch meint, keine Therapie zu benötigen.
Ach, das ist jetzt lang und wirr geworden, aber er hat gerade wieder ein paar Thesen zum Leben losgelassen, da musst ich einfach mal hier meinen Kummer aussprechen. Und ganz konkret an euch alle: Hat irgendjemand Erfahrung mit der Trennung in so einem Fall bei minderjährigen Kindern? Wie reagieren Partner?
Wünsche euch alles Gute. Mir hilft es auch sehr, zu lesen, dass ich nicht alleine bin.

LG

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 16. Mai 2016, 22:11
von lisamarie25
Übrigens, ich bin um Antworten die ich nicht hören will (wie in diesem Post von vielen beschrieben, verbal aggressiv, kalt, abweisend und dergleichen) zu vermeiden, dazu über gegangen mich nur mehr selten zu melden. Im Vergleich zu früher. Ich warte jetzt darauf, dass er sich meldet bzw melde mich nur ganz kurz und oft 1-2 Tage gar nicht. Ich habe dadurch permanent das Gefühl es ist vorbei, ihn scheint das aber nicht zu stören. heute haben wir ganz kurz wegen dem Unternehmen geschrieben, als Abschluss meinte ich dann, ich melde mich jetzt nur mehr kurz bzw. weniger weil ihn alles anderen anscheinend stört, denke aber dennoch an ihn und bin für ihn da. Darauf kam ein Kuss. Nehme an ihm passt das so. Keine Ahnung.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 16. Mai 2016, 22:55
von Catrina
Lieber Ullkich,

Ich klang vielleicht verallgemeinernd, bezog mich jedoch nicht auf ALLE Männer hier oder weltweit.

Selbstverständlich gibt es zuhörende Männer, die verständnisvoll sind.

Aber dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass John Gray die Ursprungstypen Mann und Frau treffend beschreibt.

Liebe Grüße
C.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 17. Mai 2016, 08:33
von Botus
Wie sollen Männer, die sich wie beschrieben verhalten, denn darauf kommen, dass ihre Einstellung, ihr Verhalten, ihre Muster schlecht / falsch sind ?

Sie kriegen mit, was Männer so erzählen. Viele hätten gern eine Frau, aber sie blitzen ständig überall ab. Und wenn sie endlich mal eine haben, fühlen sie sich verarscht oder hingehalten oder sie werden verlassen oder gegen einen anderen ausgetauscht. Das Gejammer in der Männerwelt ist allgemein groß. Wenn man selbst ein Mann ist, dann hört man das ständig und überall. Das läuft wie eine Hintergrundmusik.

Das kriegen die natürlich mit. Dann schauen sie auf sich selbst und stellen fest... ihnen passiert das nie. Ihre Partnerinnen denken 24 Std. / Tag nur an sie, sie hoffen, sie warten... und tatsächlich ist das auch so. Das Nähe-Distanz-Spielchen funktioniert. Wie sollen die denn bitte unter solchen Umständen darauf kommen, dass das schlecht / falsch sei ?

Kritisch gegenüber sich selbst zu sein, sich und sein Verhalten in Zweifel ziehen, an sich selbst (ver-) zweifeln... dieser Prozess ist möglich und wie ihr bei Euren Partnern seht, tritt dieser Prozess ja auch ein. Aber eben nur in den Bereichen, wo höchste Anforderungen an sie gestellt werden, wo es Druck gibt und wo man scheitern kann. Im Bereich Liebe / Beziehungen ist das bei denen offensichtlich nicht der Fall. Da wird man gewollt. Und zwar ohne sich groß Mühe zu geben. Anstrengung unnötig. Änderung unnötig.

Da ist es doch kein Wunder, dass sie sich in diesem Bereich nicht kritisch sehen. Das würde erst eintreten, wenn auch in diesem Bereich höchste Anforderungen an sie gestellt würden und die Gefahr zu scheitern bestünde. Das kann man bei beiden Geschlechtern antreffen, nicht nur bei Männern. Wenn ein Mensch nichts sein oder tun muss, um bei anderen den "unbedingt haben wollen" Effekt auszulösen, sieht er sich logischerweise nicht kritisch, sondern er denkt, er ist genau richtig so. Wenn dieser Mensch dann auch noch von potenziellen Partnern hört "auch wenn Du mich schlecht behandelst, ich werde ewig da sein..." ist dies die Bestätigung. Warum soll ein Mensch sich ändern, wenn er doch laufend bestätigt wird.

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 17. Mai 2016, 10:41
von Stellaris81
Ich lese auch eifrig eure Antworten, hab aber auch das Gefühl, dass von mehreren Arten von Agressivität und dem Verhalten anderer gesprochen wird. Es geht mir persönlich (und ich habe den Thread ja eröffnet) nicht um das Verhalten von Männern allgemein oder normale Diskussionen in einer Beziehung.
Bei mir hat sich in den letzten zwei Jahren die Situation einfach verändert, so wie sich mein Freund in schlechten Phasen verhält, würde er sich normalerweise nie verhalten und ich finde das ist ein ganz großer Unterschied. Sonst würde ich auch vieles gar nicht so akzeptieren oder hinnehmen. Daher kann ich die Worte von Doberman nicht immer so unterschreiben. Ich finde, in vielen Punkten hast du recht, aber nicht wenn man es aus dem Standpunkt eines Depressiv Kranken sieht. Und ich muss dazu sagen, ich kenne beide Seiten. Als Angehörige und auch selber als Depressive, auch ich hatte meine schlechten Zeiten und habe glücklicherweise allein wieder rausgefunden, aber auch damals war ich nicht mehr ich selbst. Vorwürfe dazu bringen einen dann aber auch nicht weiter. In guten Phasen sagt mein Freund dann auch, er würde dieses oder jenes eigentlich nie so sagen.
Und da versuche ich schon, auch Verständnis aufzubringen. Denn wenn bsp.-weise ein Krebskranker sagt, er kann sich nicht aufraffen und ist traurig, dann akzeptiert man das. Sagt das ein Depressiver, wird das oft nicht akzeptiert, dabei gehört es grade hierbei zum Krankheitsbild. Meine Intention für den Thread war eigentlich nur, auch zu hören, wie andere damit umgehen.

@catrina
er fand die neue Ärztin recht sympathisch. Trotzdem frag ich mich einfach, wie ein völlig fremder Mensch in der kurzen Zeit jemanden beurteilen kann. Er möchte es auf jeden Fall versuchen mit der Therapie, denn er hat auch selber gesagt, dass ihm seine Aggresivität und Beleidigungen auffallen und das werte ich erstmal als einen kleinen guten Anfang. Allerdings sind wir jetzt wieder soweit, dass ich wohl die nächsten Wochen immer wieder nachhaken muss, was denn nun mit einem Termin für die Therapie ist. Denn leider wird man als Patient auch wieder allein gelassen und muss sich selber kümmern. Und das bei jemandem, der sich eh zu nichts aufraffen kann. Aber wir werden es schaffen irgendwie

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 17. Mai 2016, 13:00
von Catrina
Liebe Stellaris,

es ist schön, dass er die Ärztin vertrauenswürdig fand. Sie wird aber die Therapie nicht durchführen? Oder wie kann man das verstehen, dass er jetzt nachhaken müsste? Oder du? Hat er nur eine Überweisung bekommen und muss sich nun selbst einen Therapeuten suchen?
Ggf bei der Krankenkasse nachfragen, kann ich empfehlen. Viele haben auch online ein Adressverzeichnis oder einen Terminservice hierfür. Einfach mal anrufen!

Du, so wie du in deinem Beruf fix und gut bist und die jeweiligen Situationen handeln kannst, sieht eine Psychiaterin doch auch an diesen oder jenen - Gesten, - verbalen und non-verbalen Reaktionen, - Verhaltensschilderungen, woran ihr Patient erkrankt ist und welche Diagnose und Medikation/Therapie zu verordnen ist.
Das hat sie ja jahrelang in der Facharztausbildung gelernt (5 Jahre mindestens) und praktiziert das Tag für Tag. Zudem gibt es spezielle Fragebögen, auf denen Grad und Intensität und sicher auch Art der Depression abgefragt werden.

Hab Vertrauen!

Liebe Grüße
Katrin

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 17. Mai 2016, 13:04
von Stellaris81
Die Therapeutin hat ihm nur die Therapie empfohlen, weiter nichts. Er muss sich jetz wieder jemanden suchen und dort auch einen Termin machen. Ich hab ja für diesen jetzigen schon 8 Wochen lang geredet, dass er endlich was unternimmt. Ihm auch Hilfe angeboten, aber das möchte er nicht. Und von allein kommt er schwer in die Gänge, eben durch die Depression

Re: Freund ist depressiv und dadurch sehr beleidigend

Verfasst: 27. Mai 2016, 19:55
von Stellaris81
@Catrina
Ich versuche seit Tagen, dir auf deine private Nachricht zu antworten, die Nachricht bleibt aber im Postausgang hängen. Vielleicht kannst du mir nochmal eine Nachricht schicken?
LG
Sandra