Ziege04 hat geschrieben:
Denn ich weiß, sie bräuchte auch selber Hilfe von Außen, doch die übergreifenden Angebote, welche durch meine Erkrankung kamen, nahm sie nicht an.
Du liebst deine Tochter, aber du trägst nicht die Verantwortung für ihr Leben. Sie ist ja erwachsen. Du willst das Beste für sie, aber du merkst, sie möchte es nicht, nimmt es nicht an. Das ist aber ok. Wenn sie eine Therapie ablehnt, wird sie vermutlich auch nicht therapierbar sein. Sie muss es schon von sich aus wollen. Deine Aufgabe - als Mutter - hast du insofern erfüllt, dass du ihr es angeboten hast.
Der Rest liegt in ihrer Entscheidung. Du wirst sie nicht zwingen können, sie ist ein eigenständiger Mensch mit freiem Willen. Daher bleibt dir vermutlich nicht mehr, als das irgendwie zu akzeptieren.
Ich weiß, ich müßte ihr als Mutter, trotzdem sie alt genug ist, mehr geben-
doch wenn sie nicht mal bereit ist, für Kommunikation, Klärung der jeweiligen Position, auch nicht mit Hilfe...... was soll ich da tun?
Ich lese da schon raus, dass du sehr viel Verantwortung für sie übernimmst. Du hast bestimmte Vorstellungen von einem "Optimum"-Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Auch hier wirst du dich zurück lehnen müssen und damit umgehen lernen, dass es ein "Optimum", also so ein Mutter-Tochter-Traumverhältnis, nicht gibt.
Sie vor die Tür setzen, damit sie auf der Straße wohnt?
Früher oder später wird sie ihre eigene Wohnung haben wollen. Und die kann sie eben nur finanzieren, wenn sie Verantwortung für ihr Leben übernimmt. Und im Moment - so lese ich es heraus - tut sie sich schwer damit. Aber auch das muss sie selbst lernen. Auch da hast du nicht die Verantwortung. Du kannst ihr eben nur "ein Dach" anbieten. Und es ist nun mal immer Konfliktpotential, wenn volljährige Kinder mit eigenem Kopf bei den Eltern leben.
Ich will doch nicht mehr, als einen normalen Umgang, mit lockerem Smalltalk, alltäglichen Problemen, Austausch, wie es mein Sohn macht.
Da wären wir wieder beim Wunsch-Optimum. Aber das ist in vielen/meisten Familien einfach nicht möglich. Einfach weil wir so extrem individuell sind und das Verhältnis zu den Eltern immer mit kindheitlichen Erfahrungen verbunden ist.
(..) trotz Allem, verbringen beide auch gerne Zeit miteinander, das möchte er für sich nicht total zerstören - ich kann das verstehen und fühle mich wieder als Mutter, im Zweifel bin ich die Blöde!..
Nein, bist du nicht. Dein Sohn hat einfach besseren Zugang zu ihr. Und das ist auch ok. Er kennt sie von einer anderen Seite. Er "sieht" sie aus einer ganz anderen Perspektive. Er verbringt gerne Zeit mit ihr, also sieht er ihre schönen Seiten besser, weil es ihm tortzt allem leichter fällt sie so zu akzeptieren, wie sie ist, während du dich nach dem "Optimum" sehnst.
Kindern durch mein 'Vorleben' zu viel gegeben?
Scheitert meine Tochter zur Zeit daran, daß sie meinen einfachen Grundsätzen nicht genügt?
Wenn ich wüßte, wie wir darüber sprechen könnten, würde ich sie das gerne fragen.......
Ich denke nicht. Dass du so oft weinen musst zeigt, dass sich da vieles angestaut hat und du verzweifelt bist. Und es ist ein gutes Zeichen, dass du viel Menschlichkeit in dir hast, was eine schöne Seite ist. Ich denke, du machst das schon alles super. Du gibst ihr Liebe, aber du kannst nicht ihr Leben lenken. Und an diesem Lenken verzweifelst du.
Ich denke, je mehr du versuchst, krampfhaft die Traumbeziehung, also das Optimum-Verhältnis dir herbeizuwünschen, desto stärker wirst du enttäuscht werden.
Das was du tun kannst, tust du bereits. Mehr als ihr ein Angebot zu machen, kannst du nicht.Und auch ich würde solche Themen niemals mit meinem Vater "psychologisch" klären wollen.
Ich habe mich mit einer oberflächlichen Vater-Sohn-Beziehung angefreundet. Das ist in dieser Konstellation das Beste für uns beide, einfach weil ich viel weiter bin als er und ich auch nicht für seine Psyche und sein Leben verantwortlich bin. Er muss die Hilfe selbst wollen.
Seitdem ist unser Verhältnis sehr gut. Ich kann ihn so akzeptieren, wie er ist, ein fehlbarer Mensch wie ich. Weil ich nicht in sein Leben rein pfusche und er nicht in meins. Er ist mein Vater, ich liebe ihn, aber ich kann für mich selbst sorgen. Und dann ist mir eine eher oberflächliche Vater-Sohn-Beziehung lieber, als gar keine. Und mein Bedürfniss nach Tiefgang und Vertrauen bekomme ich eben wo anders.
Sprich, du kannst dich eigentlich nur zurück lehnen und auf das Beste hoffen. Du kannst (und du tust es bereits) ihr nur das Angebot machen. Aber dann ohne Erwartungshaltung. Und vielleicht nimmt sie es ja eines Tages an. Oder kommt vielleicht von selbst auf dich zu. Aber auch das wäre ja wieder Wunschdenken, d. h. bei jedem Angebot einfach versuchen, keine Erwartung zu hegen.