Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemacht?

Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Hallo Bittchen,

ich finde das auch traurig, weil diese Menschen ihre frühe Erfahrungen höchstpersönlich selbst immer wieder neu reproduzieren. Sie erschaffen ständig die Situation, dass andere sich von ihnen abwenden. Wenn Du ihre Zielperson bist, geben sie Dir die Schuld dafür, dass sie so sind. Für den Fall, dass Du Dich entziehst, geben sie Dir die Schuld dafür, dass sie (wieder mal) abgeschoben und ausgegrenzt werden.

Zielpersonen, die leicht zu Schuldgefühlen und Grübeleien neigen, schaffen es deshalb oft nicht, sich von Menschen, die solche Spielchen mit anderen spielen, zu befreien.

Liebe Grüße vom Dobi
Bittchen65
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Ziege,

Gestern habe ich etwas an deinem Thema vorbei geschrieben.
Entschuldige bitte,aber es tat mir gut,danke für dein Verständnis.

Zu deinem Thema,liebe Ziege,
Es ist schon der Anspruch der Gesellschaft,der krank machen kann.
Die Kinder wachsen so auf.Auch ich habe früher schon mal eine original Levis für die Kinder gekauft,was im Prinzip auch nur dazu diente,dass sie nicht zurück stehen sollten.
Es ist schon schwer ,Kindern klar zu machen,das neueste Handy geht nicht,
oder Markenklamotten sind nicht drin.Das sehe ich bei unseren Enkeln.
Da wird in den Urlaub gefahren,damit die Kinder auch von Erlebnissen in der Schule erzählen können.
Wer kommt gut mit einem sozialen Abstieg zurecht,egal durch was verursacht.
Das ist schwer zu beantworten,aber es kann sehr krank machen.
Wenn ich jeden Pfennig umdrehen muss,fördert das nicht meine Gesundheit,
sondern macht evtl. krank.
Der Autor von dem Buch "Arschtritt",selbst depressiv gewesen ,lange Jahre,wurde im Fernsehen gefragt:Was hat ihnen geholfen,gesund zu werden?
Er antwortete sehr kurz: "Geld."
Das ist es bestimmt nicht alleine,es gibt viele Faktoren die zur Erkrankung führen,aber wenn Geldsorgen dabei sind ,ist es sehr schwierig sich immer positive Gedanken zu machen.
Man muss nicht große Ansprüche haben ,um an der Armutsgrenze leben zu müssen.
Es ist bestimmt nicht gesund,in einer extremen Zweiklassengesellschaft zu leben.
Das sind mal so meine Gedanken dazu.

Liebe Grüße Bittchen
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Mir hat 2 x im Leben ( 1 x in den 20ern / 1 x in den 30ern) jeweils eine extreme Entscheidung geholfen, die das, was man gewöhnlich Leben nennt und im zweiten Fall alles, was man gewöhnlich als Mindeststandards als nicht verhandelbar erklärt, zum Verzichtbaren erklärte und somit wegfallen ließen. (Das fiel mir nicht schwer, weil es um ein Ziel ging, einen Traum. Mir war klar, wenn ich das nicht wenigstens versuche, werde ich nur älter werden und sonst passiert nichts weiter). Zu meinem eigenen Erstaunen merkte ich recht schnell, dass mir das ganze (vermeintlich) Unverzichtbare tatsächlich überhaupt nicht fehlte, ganz im Gegenteil. Ich brauchte nicht mehr dieses und jenes. Das einzige Problem, das Du dann hast, ist das Gelaber mancher Leute, die Dich ständig darüber aufklären möchten, dass es ja wohl völlig ausgeschlossen sei, ohne regelmäßige Belohnungen überhaupt morgens aufzustehen. Man müsse ja dieses und jenes haben, sonst wäre das Leben ja ein einziges Unglück. Wenn ich über gesellschaftl. Druck nachdenke, dann fällt mir immer zuerst dieses Gerede ein. Unglaublich viele Leute verspüren den Drang, möglichst jeden davon zu überzeugen, Leben sei nur dann möglich, wenn immer die Tüte mit den Bonbons zur Hand ist. Es wundert mich nicht, dass viele das dann auch glauben. Was mich allerdings sehr wundert ist, dass die Menschen, die andere in diese Richtung drillen wollen, das überhaupt machen. Denn sie sind in der Regel selbst nicht glücklich. Warum versuchen sie dann, andere davon zu überzeugen, dass sie es genauso machen sollen ? Das ist mir schleierhaft.
Katerle
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Katerle »

Da habt ihr nicht ganz unrecht, Dobi und Bittchen... Vermeiden kann man es nicht immer, sich solchen Leuten zu entziehen...

LG

@ Ziege

Kann da sogar ein aktuelles Beispiel aus meiner Gruppe nennen. Wir saßen wieder zusammen bei Kaffee und Tee und jeder gestaltete für sich was für Ostern. Dann verzog jemand sein Gesicht, weil ihre Arbeit nicht gefiel. Da warf ich natürlich in die Runde: "Sei zufrieden" und alle lachten. Weil ich das immer so mache, wenn jemand mit etwas unzufrieden ist. :)

Denn auch wenn mal was nicht so wird, wie es seinen Vorstellungen entspricht, ist das noch lange kein Untergang. Meistens hat es auf andere eine positivere Wirkung, als man selbst damit zufreiden ist.

LG
M1971
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von M1971 »

Ich finde es ist zu leichtfertig alles auf gesellschaftliche Entwicklungen abzuwälzen.
Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich:
Das geht beim TV Programm los. Man muss kein Privatverblödungsfernsehen schauen.
Insgesamt findet bei vielen Menschen ein Umdenken statt - gerade im Hinblick auf materielle Dinge. Das Auto als Statussymbol verliert immer mehr an Bedeutung, dafür liegt Radfahren im Trend
Man muss sich nur abgrenzen und seinen eigenen Weg finden
Gruß
M.
Ziege04
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Ziege04 »

Hallo,

ich muss jetzt erstmal meine Worte sortieren-

@Dobermann-
Es war zwar weniger extrem, aber als ich vor ? Jahren meinen letzten Außer-Haus-Urlaub mit meinen Kindern hatte, waren wir eine Woche zelten. Und ich weiß noch, ich wollte auf Alles vorbereitet, so viel wie ein Fiesta mit 3 Personen an Ladung schafft, mitnehmen. Wir hätten ⅓ zu hause lassen können!

@Katerle

Sich mit dem zufrieden geben, wie's ist- versuche ich immer, klappt wirtschaftlich aber bei eigener Leistung nicht immer. Sollte ich nochmal dran arbeiten. Danke für die Anregung!

@M.

Selbst wenn ich das blöde TV Programm meide, im täglichen Kontakt spricht es jemand an. Und wenn ich dann auf dem Standpunkt Lande, wie, Du kennst das nicht, wie bist Du denn drauf? Schon bin ich Aussenseiter. Selbst falls ich irgendwo damit klar komme, meine Kinder leiden bei ähnlichen Dingen mehr! Das geht dann zu Handy, Klamotten, Spielkonsole......

@Bittchen (und hey, wir erzählen hier, wie's passt! Was raus muss...!!)

...,.knüpfe an zu Dir.
Genau was Du sagst, erlebe ich auch. Dazugehören läuft mehr und mehr über Konsum! Wer das nicht kann, ist ein Looser! Sich dagegen zu stellen ist verdammt schwer. Und wer, wie wir, das selbst kennt, den Kindern/Enkeln vermitteln will, kommt in die Zwickmühle! Auch wenn wir selbst uns über die Jahre arrangiert haben, wir erhalten da wenig Verständnis! Und die Kids heute haben da nach meinem Empfinden, immer weniger Toleranz. Obwohl wir auf dem Dorf, geht noch so.....- Trotzdem:
Wer nicht jeden Mist der angesagt ist mitträgt, ist anders.


Und dafür bedarf es keinem außergewöhnlichen Lebensstil oder Einstellung!

Das ist ein Grund, weshalb ich denke, einige Menschen werden von der Gesellschaft krank.


Jetzt genug! Seid froh, dass wir nicht reden.
Ich bin erstmal schweigsam aber wenn ich mal anfange.......!!!!

Grüße Euch Alle und
Schlaft gut!

Ziege04
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Aus meiner Sicht ist es überhaupt nicht möglich, sich ein Auto auszuwählen, das bei anderen keine Assoziationen auslöst. Irgendjemand sieht es und denkt sich... "ah, guck mal, der ist so und so."

So ist es auch mit anderen Sachen. Ganz egal, wie ich wohne: Irgendwas wird sich daraus immer zurecht gedacht. Irgendjemand sieht es und denkt sich... "ah, guck mal, der ist so und so."

Mir wäre es am liebsten, man könnte sich Tarnfarbe kaufen, die äußere Sachen für andere unsichtbar macht. Dann wäre es Vieles möglich. Zum Beispiel eine Partnerschaft.

Bislang war das immer schwierig, denn nach einem kurzen Rundgang durch mein Leben war ich immer schon komplett eingestuft und kategorisiert. Nach wenigen Tagen stand für mein Gegenüber fest... "ah, guck mal, der ist so und so."

In der späteren Beziehung wurde dann meist gesagt, dass ich ganz anders sei, als die am Anfang gedacht haben.

Die Beziehungen werden somit von laufenden Errormeldungen bestimmt und nicht von den üblichen Dingen. Somit enden sie genauso, wie sie begannen. Egal, ob sie 6 Monate oder 10 Jahre dauern: In dieser Zeit passiert im Grunde nichts. Bei Trennungen wird das selbe gesagt, wie schon zu beginn. Im Grunde könnte man sich die Zeit dazwischen sparen.

Erstaunlich ist auch, was die Ehemaligen der Partnerinnen so sagen. Exfreund Nr 1 hat die Partnerschaft die ersten 6 Monate "begleitet". Exfreund Nr 2 war 10 J. lang aktiv. Wenn die am Telefon rumschrien, rumbettelten, Drohungen aussprachen oder Weinkrämpfe bekamen, dann immer mit dem Argument, dass ich ja "so und so" sei und sie deshalb sofort Schluß machen soll. Genau das gleiche sagten auch andere Männer, die dringend eine Partnerschaft oder Verkehr mit ihr wünschten. Sie hat mir das alles ja ständig erzählt. Ich finde das erstaunlich. Schließlich kenne ich die Herren überhaupt nicht. Wie kommen die auf die ganzen Sachen ? Ich bemühe mich doch wirklich, in keiner Weise aufzufallen. Ich bin so froh, dass das vorbei ist, sie jetzt ne Wohnung hat und ich nicht mehr darüber informiert werde, was "alle" sagen.

Würde es bei Obi Tarnfarbe geben, mit der alles unsichtbar wird, würde ich sofort losfahren und mir ne Palette davon holen. Dann gäbe es diese Probleme nicht. Meiner Ansicht nach gibt es keine Möglichkeit, sein Leben so einzurichten, dass man von Bewertungen, der Einordnung in Schubladen und der Einstufung des eigenen Status verschont bleibt. Ich habe ja alles ausprobiert. Aber egal, was Du machst -> irgendwas kommt immer. Ruhe vor sowas gibt es nicht. Man glaubt, Ruhe vor sowas sei erreichbar, wenn man noch ein Kind ist. Aber später im Leben wird einem klar, dass dieses Gerede niemals endet. Ganz egal was man auch macht. Das Leben ist ein Schulhof und älter als 13 werden viele nicht.
Zwiebelchen
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Zwiebelchen »

Ach Dobi,

Die Bewertungen die am meisten weh tun, sind die eigenen Negativen, die man viel früher übernommen hat. Als Selbstbild von sich.

Dobi, vielleicht würde es dir gut tun mit Hilfe von Therapie zu verarbeiten, wieso du dich immer so als Opfer der Anderen fühlst, da dich deine immer gleichen Gedanken nicht weiter zu bringen zu scheinen.

Man kann die anderen nicht ändern, man kann nur sich selbst ändern. Man kann nur auf sich aufpassen und sich innerlich und/oder äußerlich von Dingen distanzieren, die einem nicht gut tun. Aber das Gute muss man auch wahrnehmen können. Auch in anderen Menschen. Du bist ja kein Kind was seine Mami zum Überleben braucht, du kannst mit Menschen Kontakt aufnehmen, die eher denken wie du. Wie du schreibst warst du immer sehr passiv, wolltest auch gar nicht auffallen. Eventuell mit ein Grund wieso Täter dich als Opfer aussuchen, wenn du wirkst als wehrst du dich nicht und das dann auch lange so läuft, dass sie ihr perfides Spiel mit dir treiben können.
Das ist verständlicherweise für dich sehr sehr schrecklich, wird sich aber wohl kaum ändern, wenn du dich (unbewusst) immer gleich verhältst. Das Ganze ist ja für den Verstand/Kopf schwer greifbar, über den du aber alles wie eine Gleichung lösen willst.

Wenn man immer in gleichen Beziehungskonstrukten landet, hat das auch mit einem selbst zu tun.

Die Gesellschaft ist nicht an allem Schuld. Egal wem die Schuld geben bringt sowieso nichts. Weder dir, deinen Eltern, noch der Gesellschaft. Es nimmt nur Verantwortung von dir ab, für dich und dein Leben etwas ändern zu können. Weil geht ja nicht, Gesellschaft ist ja so... ein immer währender Teufelskreis.

Wenn du Stärke in dir selbst hast (was du ja immer schreibst), bist du nicht so von der Bewertung der Anderen abhängig. Hast nicht so Angst davor.

Ich weiß nicht was du früher Schreckliches erfahren hast, dass du die Welt jetzt immer so wahrnimmst.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dir Hilfe zu suchen, damit du freier (in dieser Gesellschaft!) leben kannst und endlich siehst es gibt auch nette, freundliche Menschen die dir nichts Böses wollen.

Meine Worte hätte ich mir sicher sparen können, weil du darauf nicht so eingehen wirst, wie es gemeint war.
Ich wünsche dir dennoch alles Gute, vielleicht sickert ja ein bisschen zu dir durch.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Das, was Du da schilderst, ist Dein eigenen Produkt. Du liest nicht, was andere schreiben, sondern bastelst aus den Geschichten von Usern eine eigene Geschichte zusammen. Das machst Du auch bei anderen. Außer endlosen Dialogen, die dann entstehen und von dem anderen irgendwann entnervt angebrochen werden, ergibt sich nichts weiter daraus. So kann man Zeit totschlagen, aber den meisten hier geht es um was anderes.
Zwiebelchen
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Zwiebelchen »

Im Diskussionsforum geht es auch um diskutieren, Argumente austauschen, neues (durch andere) kennen lernen.
Bisher hat sich keiner über mich beschwert - außer du.

Aber ich hätte mir aus deinen bisherigen Posts (auch anderen gegenüber) denken können, dass du dich durch alles was von deinem Weltbild abweicht angegriffen fühlst und gar nicht an dir arbeiten möchtest.

Ich bin froh, nicht mehr wie früher zu denken die anderen sind alle gegen mich, ich kann mich nicht gut integrieren, komme nicht so gut an, also sind die alle Schuld weil sie gegen mich sind - oder ich bin ein schlechter Mensch. Ich kann viele deiner Gedanken sehr gut nachvollziehen, weil ich sie auch hatte (ich glaube deshalb sprechen mich deine Texte immer wieder an, auch wenn ich mittlerweile wissen sollte wie es endet/von dir aufgenommen wird). Ich teile die Gedanken nur heutzutage nicht mehr.

Selbst wenn Situationen oder die Gesellschaft uns krank gemacht hat, müssen WIR schaffen damit zu leben.
Das geht nur über Eigenverantwortung und an seiner Wahrnehmung etwas ändern. Nicht auf die anderen schimpfen. Dabei habe ich dein Leid nicht verneint.

Ich habe früher wirklich genauso gedacht. Es ist sehr verletzend das Gefühl zu haben anders zu sein, nirgendwo reinzupassen und immer nur Negatives zu erleben. Genau deshalb verstehe ich diese Gedanken so gut. Auch das sich mit Tarnfarbe verstecken wollen. Woanders hin. Eine heile Welt, da die die man so durch Andere erlebt so schrecklich ist bzw. einfach nicht zu einem passt.

Nichts für ungut. Jeder muss seinen Weg gehen, seine eigenen Fehler machen. Man kann keinem Anderen helfen, der es nicht will (weil er ja selbst kein Problem hat). Ich habe verstanden.

Leider gibt es hier keinen "Ignorieren"-Button, das wäre für mich einfacher. Aber wahrscheinlich ist es auch so eine gute Übung für mich zu lernen, aufzuhören, wenn es keinen Sinn macht. Damit meine ich nicht nur sinnloses Diskutieren, weil man gegen eine Wand redet und selbst Schuld ist es immer wieder (bei einer Person wo man weiß es funktioniert nicht) zu probieren, aber auch. Ich muss da in vielen Bereichen auf mich besser aufpassen, erst gar nicht in diese Situation zu geraten.

Immerhin ist es auch meine vertane Zeit.

Dobi, ich weiß nicht was du erwartest was sich aus einer Diskussion ergibt, da du schreibst dir geht es um etwas Anderes und was ich tue sei Zeit totschlagen. Evtl. willst du auch nur, dass einer gleich denkt und alles andere magst du nicht hören. Ob das wirklich mehr als Zeit totschlagen ist weiß ich nicht. Aber das ist dein gutes Recht.
Es ist hier ein freies Forum. Du musst dich auch nicht angegriffen fühlen. Evtl. kannst du da für dich lernen, es leichter zu nehmen, wenn jemand eine andere Meinung hat. Vielleicht hilft dir das auch im realen Leben.

Ich wünsche dir alles Gute und ja, auch wenn es um Gesellschaft geht war es am Thema vorbei (von mir), weil ich weiß ich kann diese Dinge bei dir nicht ansprechen. Du fühlst dich dann sehr stark angegriffen.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

In heutigen Schulzentren weiterführender Schulen findest Du in jeder Klassenstufe Schüler, die in Behandlung sind, weil sie irgendwelchem Gelaber nicht standhalten können. Die Teenies sagen, Schulhof ist wie Krieg. Damit meinen sie keine körperlichen Auseinandersetzungen, sondern das, was da heute (unterstützt durch grenzenlose Kommunikation via Smartphone) an Gelaber abgeht.

Dieser Mist macht krank.

Es ist einfach Unsinn, zu behaupten, die Lösung des Problems läge darin, dass der Mensch lernen müsse, mit uferlosem Geplapper, das rund um die Uhr von allen möglichen Seiten auf ihn einströmt, alles kommentiert, alles bewertet, alles auspendelt, was auch immer er ist und tut, zu leben. Nur weil das für manche die Lieblingsbeschäftigung darstellt, heißt das nicht, dass das was Gutes ist und sich der Rest der Welt darauf einzustellen hat.
Zwiebelchen
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Zwiebelchen »

Dobermann hat geschrieben:Es ist einfach Unsinn, zu behaupten, die Lösung des Problems läge darin, dass der Mensch lernen müsse, mit uferlosem Geplapper, das rund um die Uhr von allen möglichen Seiten auf ihn einströmt, alles kommentiert, alles bewertet, alles auspendelt, was auch immer er ist und tut, zu leben.
Eben das sagt ja keiner. Dass du es so wahrnimmst, ich weiß nicht was das über dich aussagt.
Es geht ja darum zu versuchen etwas zu ändern. Bei sich. Nicht einfach die anderen machen lassen, passiv sein und in gewohnter Opferhaltung mit dem Gefühl eh nichts tun zu können drunter zu leiden. :roll:

Du wirst nie die anderen ändern können... auch nicht die Gesellschaft. Das weißt du doch selbst...?
Ich weiß nicht warum es dir immer darum geht. Um etwas, was man sowieso nicht ändern kann.
Tut dir das gut? :?

Aber zu dem neuen Schul-Thema, was jetzt weder deinem noch meinem aktuellen Alltag entspricht:
Oft kann man Mobbing in der Kindheit/Schulzeit und Depressionen erst als Erwachsener wahrnehmen und/oder verarbeiten. Und dann auch lernen sich besser zu schützen.

Gut ist für die Schüler, wenn sie schon in Behandlung sind! Oft erfolgt diese ja erst viel später. Das macht es dann auch nicht einfacher.

Ich möchte meine Schulzeit nicht noch mal erleben, ich war kein extremes Mobbingopfer (mich hat keiner tätlich angegriffen oder so), aber immer mehr oder weniger Außenseiter und habe mich oft nicht wohlgefühlt.

Aber Dobi, du und ich sind aus dem Alter und können heutzutage selbst enscheiden und uns lernen zu schützen und abzugrenzen. Das ist der Unterschied. Generell kommt kein Baby psychisch krank auf die Welt, trotzdem kann es nur irgendwann lernen mit den Verletzungen zu leben und sich wohler zu fühlen, denn es gibt nur dieses eine Leben und diese eine Gesellschaft.

Du siehst also, wir sehen die Dinge eigentlich gleich, ich sehe die Konsequenzen nur anders. So schön es anders wäre, die Gesellschaft ist wie sie ist. Und ich bin bei einigen Dingen froh, dass ich aus dem Alter raus bin. Auch was Wohnen ohne Eltern betrifft usw. Ich möchte nie wieder U20 sein, auch wenn jetzt auch nicht alles glatt läuft!!!

Jetzt bin ich schon wieder auf deinen Text eingangen, Dobi, obwohl ich das das eigentlich nicht mehr wollte. Aber irgendwie ist es auch interessant.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Haferblues
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Haferblues »

Hallo Dobi, Zwiebelchen und die anderen,

Menschen beurteilen und bewerten doch immer. Wie sollte mensch sich sonst zurecht finden?? Mensch lernt als Kind, dass manche Dinge bzw. Verhaltensweisen gut sind, andere schlecht. Als soziale Wesen ordnen wir uns immer irgendwo ein in der Gesellschaft.

Gelabert wurde auch früher schon viel, auch ohne Smartphones. Mobbing gabs auch schon immer. Nur hat man früher nicht darüber gesprochen. Früher ist man nicht in Therapie geschickt worden, wenn man als Kind den "Krieg" auf dem Schulhof nicht ausgehalten hat. Man hat halt ne Ohrfeige gekriegt. Ich kann nicht behaupten, dass früher irgendwas besser gewesen wäre.

Zwiebelchen, ich stimme dir voll zu. Wir können die anderen nicht ändern. Aber als Erwachsene können wir unser eigenes Gehirn benutzen. Wir müssen nicht mehr auf jedes Gequatsche reagieren. Wir können unsere eigenen Werte entwickeln und danach handeln. Wenn wir schlechte Erfahrungen machen, können wir draus lernen.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Zwiebelchen
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Rifka,

spannende Diskussion.
Haferblues hat geschrieben: Menschen beurteilen und bewerten doch immer.
Ja genau, das ist aber auch Teil des Problems. Weil man ja auch selbst viel bewertet und gerade als Depressiver sich selbst ja eben nicht positiv, das macht ja Depression aus :?: Man nimmt auch z. B. Alltagssituationen oft nicht einfach wahr, sondern bewertet diese (in der Depression oft als negativer als sie sind).

Achtsamkeit finde ich deshalb spannend. Wahrnehmen OHNE zu bewerten.

Auch Meditation (und ich meine auch Psychotherapie - oder denken nur manche Psychologen/eine Richtung so?) sagt doch, weniger Bewertung und mehr Wahrnehmen. Das soll dann heilsam wirken.

Aber vielleicht nicht ganz das Thema hier (Gesellschaft). Wobei die Wahrnehmung dieser ja sehr von den eigenen Erfahrungen abhängt. Hat man von seinen Eltern früher gelernt, man ist nichts wert, sieht man das im Außen so fortgesetzt durch Andere. Ob es dann nur an der grauen, unpersönlichen Masse Gesellschaft liegt? Auch die Eltern haben evtl. selbst Schlimmes erlebt und somit keine "Schuld".

Eigene Ansprüche ergeben sich meiner Meinung nach aus dem was man als kleines Kind von den Eltern übernimmt und aus dem was man auf dieser Basis dann wenn man älter wird meint was die Gesellschaft erwartet. Es ist viel zu sehr verzahnt, als das man darüber gut diskutieren kann. Man müsste erst mal die Begriffe genauer definieren. Das Thema ist so wenig greifbar.

Interessant wäre für mich zu wissen, ob Andere ihre Meinung zur Ursache durch Gesellschaft auch im Laufe der Jahre geändert haben. Früher so, heute anders denken. Oder ist das selten so wie bei mir?

Ich dachte, wenn man sich neu mit Depression auseinandersetzt und ein junger Mensch ist, ist es "normal" es nicht zu akzeptieren, zu denken die "Anderen", die Eltern oder die Gesellschaft ist der Grund und damit auch das Problem an dem man ja nichts ändern kann (Kindheit ist vorbei), bis man irgendwann merkt ok wenn ich nicht versuche Verantwortung zu übernehmen und mein Leben und meine Depression in kleinen Schritten zu beeinflussen wird es kein anderer für mich tun...
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass früher in der Schule irgendwer gemobbt wurde. Im Unterricht war ja Aufpassen angesagt und in den Pausen hing man mit seinen Leuten ab.

Heute scheint das anders zu sein. Ich höre immer wieder Teenies, dass es irgendwelche diffuse Konflikte gäbe, wobei mich erstaunt, dass die mit den Betreffenden eigentlich gar keinen Kontakt haben. Das Ganze läuft scheinbar nur über Gelaber.

Möglicherweise täusche ich mich und es liegt nicht an der neuen Zeit, sondern daran, dass das Mädels sind und meine Erfahrungen aus der Schulzeit anders sind, weil ich ein Junge war.

Ich habe meine Tochter gefragt, ob die Jungs auch Stress mit Gelaber hätten. Sie sagte nein, die wären in der Hinsicht anders. Vielleicht liegt es daran.

Ich hätte auch keinen Stress damit, wenn ich nicht ständig gegen meinen Willen damit konfrontiert worden wäre, was wieder irgendwer gesagt hat. Das Nervige sind für mich nicht die Inhalte gewesen, sondern eher der Umstand, dass man sowas immer hören muss. Was soll man denn da machen. Ich kann doch nicht zu ihr sagen, halt den Mund.
Haferblues
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Haferblues »

Hallo Dobi,

ich kann da leider aus Erfahrung sprechen. Ich wurde als Jugendliche übel gemobbt. Das ging ursprünglich von einem Lehrer aus und es haben sich sich sowohl Mädels als auch Jungs beteiligt.

Heute gehts wahrscheinlich eher um Markenklamotten und so Zeug. Da ist jemand, der sich das nicht alles leisten kann, schnell außen vor. Diesen Zwang zum alle-gleich-sein war früher vielleicht wirklich icht so. Dafür gabs andere Gründe. Es gibt IMMER Gründe, jemand auszuschließen. Viele Gruppen halten nur zusammen, weil sie gemeinsame "Feinde" haben.

Hallo Zwiebelchen,

ist schwer, nicht zu bewerten. Das muss man richtig üben, weil in unserer Kultur nicht so üblich. Du hast natürlich völlig recht, dass unser Urteil von unserer Erfahrung abhängt. Und auch von unserer Stimmung. Deswegen finde ich wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass man sich irren kann und alles ist anders als man im Moment glaubt.

Ich glaube, dass die meisten Menschen ihre Meinungen dauernd ändern. Man hat neue Informationen, mehr Reife, ist in einer völlig anderen Situation als früher. Dann sieht man die Dinge anders. Natürlich gibts auch Menschen, die sich nicht groß entwickeln. Wenn es einem gut geht und einem alles gelingt, hat man keine Veranlassung neu über die Dinge nachzudenken. Deshalb glaube ich, dass eine Krise bzw. eine Krankheit auch eine Chance sein kann.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Ziege04
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Ziege04 »

Habe zu so viel Austausch einiges im Kopf-

Schaffe das heute nicht mehr, sorry!
Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Wenn ich das Gefühl habe, dass eine Person negativ / destruktiv / feindlich / mit Schädigungsabsicht (oder in vergleichbarer Weise) tätig ist, verlasse ich mich nicht auf mein Gefühl.

Ich möchte in solchen Fragen Gewissheit haben, wenn es sich um etwas Wichtiges handelt. Das bloße Gefühl reicht mir nicht. Fühlen kann man schließlich alles mögliche. Darauf gebe ich nichts.

Wie erhalte ich Gewissheit ? Ganz einfach, indem ich mir anschaue, was die Person sonst so macht und im Rückspiegel ihres Lebens hinterlässt. Das ist für mich entscheidend. Erst wenn ich sehe, dass das ganze Leben einer Person von solchen Sachen durchwirkt ist, erlaube ich mir ein entsprechendes Urteil über die betreffende Person.

Das ist viel Arbeit, aber unter dem Strich macht es das Leben leichter. Es ermöglicht einem auch, Leuten aus dem Wege zu gehen oder Kontakte abzubrechen, weil man die dazu nötige Entscheidungssicherheit hat. Ich würde sowas niemals aus rein "gefühlten" Beweggründen machen, denn dann wäre ich nicht sicher, würde die Entscheidung immer wieder hinterfragen.

Die Ansprüche seitens der Gesellschaft sollte man ebenso sorgfältig prüfen. Ich finde, dass da sehr viel Destruktives dabei ist und damit meine ich keine gefühlten Sachen. Einiges ist auch mit der nüchtern / objektiven Brille betrachtet, ganz klar destruktiv. Wenn der Mensch gesund sein und gesund bleiben möchte, sollte er bestimmten Erwartungen seitens der Gesellschaft nicht folgen.
Nina345
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Nina345 »

Halli Hallo,

klar, bin ich ein eigenständiger Mensch und kann meine Entscheidungen und Ansprüche fern ab der Gesellschaft bilden. Jedoch bin ich ein Mensch. Ein geselliger Mensch. Ich möchte Teil der Gruppe sein und kein Außenseiter - "The Odd one Out". Menschen streben nach Anerkennung, Zuneigung und Zugehörigkeit. Das ist nun mal die ursprüngliche Natur des Menschen.

Es ist vielleicht zu weit gegriffen zu sagen, dass die Gesellschaft daran schuld hat. Aber es ist auch zu eng gegriffen zu sagen, dass man dem Rudel einfach so den Rücken zu wenden kann.

Und selbst wenn man sich dazu entscheidet, sein eigenes Ding durchzuziehen gebe ich Dobi bzgl des Autos recht. Man sagt immer iwas aus, ob man will oder nicht. Außerdem ist es generell und immer schwer zu sagen. "I dont care. Macht was ihr wollt. Ich mach was ich will." Aber in einer Depression wo man eh ein schlechtes Selbstbild, Selbstvertrauen und Leistungsfähigkeit hat ist das wirklich wirklich wirklich schwer.
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Botus
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Man muss sich ja nicht zwischen Extremen entscheiden. In der Zeit zwischen 15 und 25 bin ich nicht der Masse gefolgt, aber das war kein "contra" (kein gegen die Masse) und auch kein "wir sind besser" (kein sich erheben wollen), sondern eher sowas wie Individualität. So waren einige in diesem Alter, deshalb waren wir eine eingeschworene Clique. In dem Modell war alles enthalten. Eine Kombination quasi. Ich bin total froh, dass ich die Clique damals hatte. Nicht auszudenken, was andernfalls gewesen wäre.

Ich denke, dass sowas auch später möglich gewesen wäre. War es ja im Grunde auch die meiste Zeit. Ich bin nur falsch abgebogen, wider besseres Wissen. Dann ist natürlich plötzlich alles anders und manches steht sogar auf dem Kopf.

Liebe Grüße vom Dobi
Nina345
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Nina345 »

Huhuu :)

ich hab das so gehandhabt, dass ich durch all die Gruppen gehüpft bin und mir von allen das mitgenommen habe was mir gefallen hat. So hab ich ne zeitlang unter anderem mit ner kenianischen Familie gelebt, dann mit kiffenden Medzinern aus Saudi-Arabien und mit ein paar veganen linksorientierten Mädels. So richtig fest dazugehören wollte ich nirgendwo, aber wohlgefühlt und integriert überall. Wenn ich gut drauf bin find ich das auch cool von mir und bereichernd. So viele Einflüsse. Wenn ich schlecht drauf bin fühle ich mich iwie einsam und verloren. Und dann kommt die ganze Kritik dieser Gruppen und der "Gesellschaft" an mich heran. Ich esse nicht vegan, lege doch wert auf etwas Luxus und sowieso.

Ich will auch eigentlich in keine Schublade. Ich weiß auch gar nicht so recht, ob ich das unbedingt ändern will. Wenn es mir gut geht finde ich es ja klasse. Hmm
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Ziege04
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Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Ziege04 »

Hallo an Euch,
es wurde hier so viel geschrieben, dass ich den Überblick verloren habe.
Doch inhaltlich möchte ich mich endlich äußern-

Ich denke einfach, dass die Gesellschaft eine große Relevanz bei psych. Erkrankungen hat.
Ob das bei dem Einzelnen über Statusdenken läuft, welches bei genügend Einkommen ausgelebt, bei weniger Einkommen angestrebt wird;
oder nur der Wunsch nach Anerkennung und Akzeptanz durch Andere (was zusammen fließt);
Jeder möchte mithalten! Kein Aussenseiter sein! Denn das macht Einsam!

Mein früher im Threat geäußerte Gedanke, sich von Allem abzuwenden, war so gadacht, dass jeder, der u.a. auf der Ebene gesellsch. Anerkennung mit sich oder seinen Angehörigen hadert, sich eine Auszeit nehmen müsste.
Nicht gleich 6 Wochen Kloster aber zelten oder so ....
Jenseits aller Ansprüche von Außen, mit dem Ziel, sich selbst zu überdenken und evt. eine neue innere Ordnung zu schaffen, die eine bessere Alltagstauglichkeit hat.
Ohne Frage: wir mit mehr oder weniger Menschen unseren Alltag leben.
So ein "Reset" stelle ich mir hilfreich vor! Einen anderen Zugang zu sich selbst finden und weiterführend zu anderen Menschen....
Vielleicht ist es nur Illusion!

Trotzdem zu @Dobermann-

Du hast diesem Threath zu einem regen Austausch verholfen.
Finde ich gut, dafür ist er da!
Wegen der Länge kann ich nicht auf einzelne Punkte eingehen aber ich fasse mal zusammen, was ich so loswerden wollte.

Dobi: Deine ersten Beiträge erinnerten mich an einen Mitpatienten, den ich in Takli kennen lernte: zu Beginn erlebte ich ihn in den Gruppengesprächen als total in seinen Extremen gefangen. Doch im Verlauf, als er mehr erzählte, ergaben sich Parallelen.
Es ergab sich ein Kontakt, in dem wir uns wohl fühlten. Wir glichen uns iwo aus, wenn einer mies drauf war. Wir haben uns aber an guten Tagen zu bissig/scherzhaften Auseinandersetzungen gefunden. Das führte sogar zu Extra- Gesprächen, weil die dachten, wir streiten uns! Klärung war mühsam, ging aber. - Wir sind noch heute in Kontakt.

Ich schreibe das, weil Du, Dobi, mit Extremen mir ähnlich vorkommst.
Coole Zeit früher, mit Cliquen unterwegs, cool, das prägt!
Und ist eine wertvolle Erinnerung, die genutzt werden sollte, um das JETZT zu bereichern.
Habe den Eindruck, Dir ist iwann etwas widerfahren, was Dein Vertrauen in Dich selbst und die Menschen allgemein zutiefst erschüttert hat! Das ist schade und tut mir leid!
Aber Tarnfarbe (okay, situativ) ist keine gute Idee!
Auch nicht, Alle und Jeden zu hinterfragen und analysieren!
Diese Wege werden Dich nicht weiterbringen!
Dein Ziel sollte, ebenso wie unser Aller, sein, sich seiner selbst so weit sicher zu sein, dass der eigene Alltag nicht immer wieder zum Problem wird, sondern einfach statt findet! Mit den normalen Abweichungen!
Und das man dieses genau SO wahrnehmen kann:
ALS NORMAL!!!! (So, wie jeder das sieht!)

Jetzt hab ich so viel geschrieben,--- das wollte raus!

Ich betone noch, dass ich niemanden angreifen will!
Dies ist nur meine Reaktion aof den Verlauf dieses Threaths!


Allen die schrieben, vielen Dank!

LG und schönes WE
Ziege04
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Hallo Ziege,

ich wollte ja eigentlich nur sagen, dass sich die Gesellschaft stark verändert hat. Wenn man von Erwartungen seitens der Gesellschaft spricht, müsste man diese ganzen Veränderungen auch berücksichtigen, wie ich finde. Würde ich jetzt beispielsweise den Drang haben, heutige Erwartungen zu erfüllen, müsste ich mich zunächst von den früheren verabschieden, d.h. mich ändern, mein Leben ändern. Das möchte ich nicht, weil ja alles so ist, wie ich es haben wollte. Außerdem war das richtig Arbeit, Verzicht, Disziplin etc. Das müsste ich rückwirkend alles in Frage stellen und in die Tonne hauen.

Im Partnerschaftl. hat sich ebenfalls viel geändert. Auch da bin ich rückständig und habe z.B. null Ahnung, was Freundinnen von Anno Dazumal heute machen. Das interessiert mich auch nicht. Ich laber nicht mit Exfreundinnen oder sonstigen rum, glotz auch nicht jeder hinterher oder tippe ständig via Smartphone mit irgendwem. Damit entspreche ich Partnererwartungen, die früher einmal galten. Heute sind die Regeln aber völlig anders. Da hast Du mit so einer Einstellung einen Wert von exakt null Euro, während andere, die in dieser Hinsicht sehr aktiv sind und kein anderes Thema kennen, ein hoher Wert beigemessen wird. Damit meine ich nicht nur, dass ihnen ein hoher Wert als Partner zugestanden wird. Sie gelten auch als sehr emotional und somit als besonders menschlich. Ihr Leben ist oft ein einziger Zick-Zack Kurs und vielfach ein Durcheinander, aber sie sind die Guten. Das sind definitiv neue Regeln und denen entspreche ich nicht.

Ich finde auch, dass sich bei den Symbolen sehr viel geändert hat. Früher war es mal so, dass ein eigenes Haus als etwas Erstrebenswertes galt. Das ist lange vorbei. Ich habe das in den letzten 8 J. kein einziges mal so wahrgenommen. Ganz im Gegenteil höre ich überall, dass unverbindliche Sachen, bei denen man sich nicht festlegen muss und die man jederzeit wechseln kann, ja viel besser seien. Der Mensch von heute mietet / least lieber etwas auf Zeit. Es passiert zwar nix (außer die Leute älter werden)... aber es könnte ja was passieren und dafür möchte man halt gern flexibel bleiben.

Möchte ich heutigen Erwartungen entsprechen, dann gäbe es zwei Möglichkeiten. Entweder mache ich ein Reset, entwickle mich auf den Stand von 25 zurück und werde künftig Berufsjugendlicher. Oder ich ändere nichts und suche den Kontakt zu deutlich älteren Menschen, die mir sagen, dass ich den Erwartungen entspreche.

Klar ist sowas nervig. Zumal man ja nicht mit sowas gerechnet hat. Ich kann mich aber damit abfinden und werde kein Extremist, nur bleibt die Frage... was fängst Du mit der Restzeit an. Meine Partnerin hatte es da leichter. Sie muss sich jetzt nicht mehr verstellen und keine Märchen von wegen Familie, Mann, Kinder etc. mehr erzählen, sondern kann wieder sie selbst sein (also authentisch) und hat ihr geliebtes Leben wie damals mit 25 zurück. Damit entspricht sie den heutigen Erwartungen zu 100 %. Denn Ihre Freundinnen sind auch wieder auf diesem Status zurück, die Kolleginnen, die Nachbarinnen im Haus usw. Alle sind so. Man möchte gern wieder 25 sein. Viele Männer auch, wie praktisch. Das ergibt lustige Runden und Stoff für Endlos-Unterhaltungen über Liebe und Beziehungen, bis irgendwann alle in Rente sind.

Ich kann die heutigen Erwartungen nicht erfüllen, weil sie meiner Natur widersprechen. Andere können die heutigen Erwartungen problemlos erfüllen, weil sie ihrer Natur entsprechen. Sie müssen nur sie selber sein und schon sind sie wie alle. Ich finde, dass sich in dieser Hinsicht viel geändert hat. Keiner muss sich da irgendwelche Sorgen machen, denn früher gültige Normen, Regeln und Erwartungen sind abgeschafft.

Liebe Grüße vom Dobi
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Dobi,

siehst du jeder lebt in seiner Welt und Wahrnehmung.

Wie ich es kenne und wo ich nicht ganz reinpasse, was mich aber nicht stört, haben alle den folgenden "perfekten" Lebensweg/-inhalt: Fernreisen, Hochzeit, Haus, Kind usw., das gehört einfach dazu. Anscheinend dann eher rückständig nach deinem Erleben. Dabei sind sie alle ja nicht aus der "alten" Zeit (Alter junger Eltern ca. 30 Jahre).

Liest man ja hier auch im Forum öfter, dass sich Menschen die das nicht haben, nicht zugehörig fühlen bzw. etwas vermissen.

Insofern: es gibt immer viele verschiedenen Lebensweisen und Sichtweisen, auch in der heutigen Zeit!

Du siehst genau das was du hast als konträr zu dem was du wahrnimmst was der Allgemeinheit wichtig sei.

Hättest du kein Haus, würdest du evtl. andersherum denken...

Ich denke du hast sehr schlechte Erfahrungen gemacht mit bestimmten Leuten/Kreisen und denkst jetzt die ganze Gesellschaft (oder der Großteil) sei so.

Ich hoffe du kannst dich bald von den wirklich teils verrückten/ungesunden/unvernünftigen Erwartungen deiner Exfrau und ihrer Expartner befreien, die nun wirklich nicht der heutigen Zeit entsprechen. Bin mal wieder geschockt. :shock:

Diese Dinge geistern in dir rum und belasten dich, als wenn die Personen Götter wären und dein ganzes Leben bestimmen, obwohl du keinen Kontakt mehr hast. Schlimm. Bitte suche dir Hilfe.

Es tut mir einfach so leid für dich! Du bist ja der Einzige, der drunter leidet, nicht die "Täter" von damals.

Ja und zwischen "zu emotional" und "gar nicht emotional" gibt es eine große Spannweite.
Ich bin von dem einen zum anderen Extrem gewechselt und versuche immer noch die Mitte zu finden.

Ich kann teilweise nachvollziehen wie du die Gesellschaft oder bestimmte Personen evtl. als zu emotional empfindest (damit meine ich jetzt nicht Extremfälle wie deine Exfrau, sondern "normalere" Menschen). Wenn man selbst ein Kopfmensch ist und mit Gefühlen wenig anfangen kann, dann erscheint einem das schon komisch. Gerade Frauen können ja bei Dingen "emotional" sein, wo ein Mann oder kopflastiger Mensch sich nur wundern kann. Nee ich kriege auch nicht gesellschaftsfähige Depritage nur weil es draußen regnet und jammere darüber.

Damit meine ich KEINE Depression, sondern so wie sogenannte "Gesunde" Dinge wahrnehmen und auch emotional sich über "Kleinigkeiten" unterhalten. Das kann ich nach wie vor nicht gut, werde ich evtl. nie lernen und deshalb auch nicht ganz den "Erwartungen" der Gesellschaft à la Dobi entsprechen, wenn man denn so will ;) Es macht mir nur heute weniger aus, weil ich nicht alles teilen muss bzw. nicht in allem "gleich" sein muss!!!).
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Eigene Ansprüche vs. Gesellschaft- Krank sein hausgemach

Beitrag von Botus »

Ich denke nicht, dass alle so sind. Ich bin lediglich der Meinung, dass der Trend in die von mir beschriebene Richtung geht.

Dafür sprechen u.a. auch die Statistiken.

Die Ehen werden immer kürzer. Die Leute kriegen weniger Kinder. In Metropolen sind die Alleinlebenden längst in der Überzahl. Die Zahl reifer Erwachsener, die noch (oder wieder) bei Mutti wohnen, steigt rasant an. Es gibt unzählige Parameter, an denen die Veränderung der Gesellschaft wunderbar abzulesen ist.

Wenn bei einem Menschen Verschiedenes nicht klappt, muss er sich nicht ausgeschlossen fühlen, weil er sich ja nicht von den anderen unterscheidet, sondern im Gegenteil dem Trend anpasst.
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