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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 07:47
von Selea
:hello: Guten Morgen.



Vielen Dank für eure Meinungen und Beiträge.

Ein Mitglied der DDL :hello: hat ja gestern in der Sendung bei Plasberg mitdiskutiert.
Danke hierfür.

Citaro :) Dein Hinweis ist, dass es nicht ausreiche, dass die Bündnisse etc. zwar eine Pressemitteilung herausgegeben haben, aber sich ansonsten diesbezüglich in der Öffentlichkeit nicht offensiv genug zum Thema Depression geäußert haben.

Auch die Idee mit einer Gedenkminute anlässlich der Patiententage in Leipzig finde ich ganz interessant.


Ich bin froh um den Austausch hier.



Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 08:13
von Jamba
Guten Morgen,

Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber ich kann diesen Thread nicht lesen. Nicht falsch verstehen, ich finde es super, dass viele von euch den Mut haben, über das Thema zu schreiben, es ist bestimmt gut, um damit klar zu kommen. Ich komme damit nicht klar, es ist so schwer, vor den Medien die Augen zu verschließen.

Liebe Grüße, Jamba

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 08:48
von Selea
:hello: Guten Morgen liebe Jamba.

Wennn du diesen Thread nicht lesen kannst, dann lass es doch einfach. :)

Niemand ist ja gewzungen an Diskussionen teilzunehmen, die einen aktuell überfordern.

Dieses KND_Forum hier ist eine höchst_freiwillige Angelegenheit.
Du entscheidest, was dir bekommt oder nicht bekommt.

Und da ist dann auch niemand böse. :)


Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 10:29
von krimi56
Eine sehr gute Sendung zu diesem Thema war gestern in "Extra - Das RTL Magazin".

Was ging in dem Co-Piloten vor? Was geht überhaupt in solchen Tätern vor?
Wie kommen die Eltern, Angehörige solcher Täter damit zurecht?

U.a. - Viktor Staudt berichtet darüber: was geht in mir vor wenn ich ...?
Angehörige - eine Mutter äußert sich zu ihrem Sohn als Täter.

http://rtl-now.rtl.de/extra-rtl.php?player=1&play_now=1" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

krimi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 10:48
von Botus
Ich möchte ergänzen, dass alles, was hier geschrieben wurde, auch woanders geschrieben wird. Egal, ob es ein Autoforum oder ein Musikerforum ist: Der überwiegende Tenor ist Entrüstung über den Generalverdacht. Überall wird gefordert, dass Medien, Staatsanwaltschaft, Diskussionsrunden etc. gefälligst differenzierter mit dem Thema umgehen sollen. Ich weiß nicht, ob das ein Ausdruck von Solidarität ist oder ob Internetforen allgemein vermehrt von Betroffenen genutzt werden. Ist ja auch egal, warum. Jedenfalls ist zu beobachten, dass sich viele im Netz gegen diese Art der Berichterstattung wehren. Das sind nicht wenige, sondern ganz viele. Ich rechne deshalb damit, dass die Stimmung bald kippen wird. Dann wird differenzierter über die Problematik berichtet werden.

Liebe Grüße vom Dobi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 20:26
von Selea
:hello: Guten Abend miteinander.

Die Töne in der Presse um diese Tragödie werden leiser.

Ich lese_____es wird jetzt auch ein Systemfehler am Flugzeug und an der Türe untersucht.

Ich lese, dass die Depressionen der Lufthansa bekannt waren.

Nun, nachdem die Person des toten Copiloten komplett demontiert worden ist, sein voller Name in der Presse erschienen ist, Bilder zu seinem Wohnumfeld.........jetzt auf einmal wird zurückgerudert.

Widerlich. Einfach nur widerlich.

In jedem Strafprozess gilt die Unschuldsvermutung, solange, bis ein rechtskräftiges Urteil gefällt worden ist.

Vorverurteilung erster Klasse durch die Medien.

Ich kann mir vorstellen , in ein paar Monaten, dann, wenn wieder eine andere "Sau durchs Dorf getrieben wird", durchs Dorf der Presse, der Medien_____kommt so ein ganz kleiner sachlicher Beitrag, dass es sich gar nicht um einen willentlich herbeigeführten Flugzeugabsturz gehandelt hat.



Na, ja. Wäre ich christlich, könnte ich jetzt sagen, Gottes Segen für alle Hinterbliebene.
Aber so fehlen mir doch tatsächlich ein wenig die Worte.


Schönen Abend allen
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 20:44
von akinom53
Hallo,
endlich gibt es Sendungen, in denen auch mal Menschen zu Wort kommen, die selbst an einer Depression litten oder leiden, z.B. bei RtL von Viktor Staudt, der genau das äußerte, was ich hier schon mal geschrieben habe.
Ich freue mich, dass es endlich seriöse Berichte zum Thema Depression gibt.
LG aki :hello:

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 31. Mär 2015, 22:06
von krimi56
Hallo akinom,

ich habe den Bericht von Viktor Straudt und auch von anderen gestern in RTL auch gesehen.
Den Link zum Video dazu habe ich oben für Interessierte gepostet, füge ihn aber gern auch noch einmal hier bei.

http://rtl-now.rtl.de/extra-rtl.php?player=1&play_now=1" onclick="window.open(this.href);return false;

krimi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 00:10
von w-j-l
----
Herzliche Grüße
w-j-l (Walter)

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 01:33
von Morbus
Das Problem an der Sache ist, dass auch wenn die nun zurückrudern das Bild in den Köpfen bleibt. Wie viele Menschen es noch gibt, die glauben das Autismus durch eine Impfung übertragen wird obwohl das schon zahlreich wiederlegt und der Mensch der das verbreitet hat auch zugegeben hat.

Wie viele Politiker verlieren ihr öffentliches Ansehen weil sie des Missbrauchs beschuldigt werden und selbst nach Freispruch und Geständnis der Gegenseite von allen weiterhin so gesehen werden. Die Medien sind daran schuld, denn diese treten die ersten Wochen so lange drauf ein, bis jeder daran glaubt und wenn es wieder ruhiger und sachlicher wird hat sich jeder schon seine Meinung gebildet.

Die Medien haben eine unglaubliche Macht und viele glauben was ihnen erzählt wird durch diese, deshalb sollte auch härter gegen solch ein Verhalten der Medien angegangen und es bestraft werden.

Menschen die etwas nicht verstehen und eine Erklärung erhalten wie zu einem solchen Thema glauben das dann auch. Wenn dann mehrere Tage darauf eingegangen wird brennt sich das ein und auch wenn das Thema bald wieder vergessen ist, so ist das immer noch in den Köpfen der meisten.

Dieser Generalverdacht der nun überall vorherrscht ist schwierig aus den Köpfen zu bringen und man kann nur hoffen, dass dies geschehen wird und das vielleicht auch eine Änderung losgelöst werden kann, die positiv behaftet ist und nicht wie ich glaube negativ sein wird.

Es reicht immer 1 schwarzes Schaf das Jahre der Arbeit von vielen guten Menschen zunichte machen kann. Das kann es einfach nicht sein..

Liebe Grüße, Finn

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 04:21
von Sonnenblume14
hallo Finn,

"die" Medien per se gibt es nicht - es besteht durchaus ein Unterschied in der Berichterstattung. Es gab sachliche Berichte. Und seien wir mal ehrlich: mit der Berichterstattung tun sie genau das, was Otto Normalseher möchte: möglichst Liveübertragung von Tragödien.

Was erwarten wir denn? Einen sensiblen Umgang mit derartigen Themen. Und dennoch sind es die "normalen" Menschen, die per Handy filmend an Unfällen vorbeifahren. Die am nächsten Tag aber auf moralisch wichtig auf die Zeitungen zeigen, die genau diese Bilder zeigen. Doppelmoral erster Güte. nicht umsonst haben gewisse Printmedien diese Wahnsinnsauflage.

Was wäre gewesen, wenn sich alle Medien an die -bekannten- Fakten gehalten hätten? man wüsste, dass ein Flugzeug abgestürzt ist. Die Anzahl der Toten. Mehr nicht. Hand aufs Herz: wäre das ausreichend gewesen? In einer anderen , besseren Welt vielleicht.

LG Sonnenblume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 07:12
von Czarek
"Haben auch Sie das Gefühl, häufig manipuliert und von den Medien belogen zu werden? Dann geht es Ihnen wie der Mehrheit der Deutschen.

Der Journalist Udo Ulfkotte schämt sich heute dafür, dass er 17 Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet hat.
...er enthüllt warum Meinungsführer tendenziös berichten.."


"Gekaufte Journalisten" (Udo Ulfkotte) Kopp Verlag

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 09:05
von krimi56
Ärzteschaft Montag, 30. März 2015
Germanwings-Pilot: Ärzte attestierten weder Suizidalität noch Fremdaggressivität

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/6 ... essivitaet" onclick="window.open(this.href);return false;

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 09:48
von Botus
Ich denke, dass die Sache von beginn an auf das falsche Gleis gebracht wurde. Gleich zu Anfang erschienen in den Medien die beiden Begriffe Depression und Burnout. Das musste ja schief gehen.

Ich glaube, dass das Absicht war. Man kommunizierte diese beiden Begriffe als Verharmlosung, um die Verantwortung derer, die ihn ausbildeten und fliegen ließen, gering zu halten.

Bei so einer Tat gehe ich von Störungen aus, für die es andere Begriffe gibt.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 10:08
von Mim
Hallo,

auch ich finde, dass gewisse journalistische Vorgehensweisen unter Strafe gestellt werden müssten. Dass das nicht einfach so machbar ist, ist mir leider auch klar.

Dennoch: direkt nach dem Flugzeugabsturz war ich bei der Arbeit. Konsens war fast überall: Das war ein terroristischer Akt - und da gab es erstmal so gut wie keine Informationen.

Vielleicht muss man auch einfach trennen, zwischen der wirklich groben Fahrlässigkeit, Unschuldige zu präsentieren und zu demontieren, und der Tatsache, dass bis zum ersten Eindruck und der tatsächlichen Aufklärung viel Zeit ins Land geht, Fehler gemacht werden und sich Meinungen ändern.

Ehrlich gesagt - auch ich hatte von dem Täter zu Beginn ein anderes Bild, das sich jetzt immer mehr ausdifferenziert. Warum sollte es anderen MEnschen nicht auch so gehen?

Wir Menschen sind doch nicht durchweg hirnlose Zombies, denen man Infos einfach so einpflanzen kann? Und jeder tickt anders. Die BILD wird immer anders berichten, als Die Zeit.
Sollen wir die MEnschen zwingen, sich drei Stunden am Tag mit diesen Dingen auseinanderzusetzen?

Viele Menschen interessiert es einfach auch nicht - und die, die es interessiert, werden sich mit diesen Themen auseinandersetzen.

LG Mim

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 11:51
von Mione
Hallo zusammen,

mich hat das Thema ebenfalls stark beschäftigt auf verschiedenen Ebenen.

Zum Einen taten mir die Familien der Opfer unfassbar leid. Ich habe Geschwister in dem Alter der mitgereisten Schulklasse und habe mir automatisch vorgestellt, was für unsere Familie eine solche Situation bedeuten würde. Es ist einfach schlimm, dass Menschen so etwas generell auf der Welt passiert, ob nun in Form eines Unglücks, einer Erkrankung, im Krieg oder auf andere Weise.

Dann beschäftigte es mich auch auf die Weise, das der unter Tatverdacht Stehende wie wir hier unter Depressionen gelitten haben soll. Das hat mich sehr betroffen gemacht und viele Fragen aufgeworfen.
Es passte nicht zu dem, wie ich diese Krankheit bisher im Umfeld, hier im Forum und bei mir selbst erlebt habe. Später dachte ich mir dann aber: Die verschiedensten Menschen können von Depressionen betroffen sein. Das heißt, wir sind alle verschiedenen und auch Depressive können wie jeder Mensch Dinge tun, die niemand anderes nachvollziehen kann. (Das soll keine Rechtfertigung sein - S-Gedanken rechtfertigen niemals, andere mit in den Tod zu nehmen.)

Intensiv beschäftigt hat mich auch der schon angesprochene Aspekt mit den SSRIs, da ich ein Medikament aus dieser Wirkstoffgruppe seit mehreren Jahren nehme und bisher immer das Gefühl hatte, es hilft mir gegen die Depression und macht mich auch nicht agressiv oder anderes .Dass es in den USA Studien dazu gibt, die anscheinend in manchen Fällen in diese Richtung weisen, hat mich sehr verunsichert.

Die mediale Hetzjagd auf die Familie des Co-Piloten finde ich erschreckend und falsch. Auch sie trauert um einen geliebten Menschen und hat es nun schwer genug, wenn sich der bisherige Verdacht zum Tathergang bestätigen sollte. Manche unseriöse Medien sollten hier sensibler berichten!

Meine Gedanken wanderten auch in Richtung Angst vor einer weiteren Stigmatisierung Depressiver durch alles, was geschehen ist. Jedoch muss ich sagen, dass mir in meinem persönlichen Umfeld Gott sei Dank kein veränderter, d.h. negativerer Umgang dem Thema Depressionen aufgefallen ist. Alle sind sich einig, dass nicht verallgemeinert werden darf und es entwickelte sich sogar ein Mal ein Gespräch mit einer Freundin, die ernsthaft und vorurteilslos an dem Leben als Erkrankter interessiert war.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 12:26
von Botus
Ich frage mich, warum die Medien (wenn sie denn schon spekulieren...) nicht in eine andere Richtung spekulieren.

Bei dem ganzen Hörensagen, dass da auf den Tisch gebracht wird, läge es doch für spekulationsfreudige Zeitgenossen viel näher, auf einen Mann zu tippen, der bereits ausrastet, wenn sich seine Freundin lediglich mit einem anderen Mann unterhält. Solche Sachen wurden über ihn veröffentlicht. Es heißt auch, er hätte Probleme bekommen, wenn ihm jemand ein Nein entgegnete oder ihm gar Anweisungen gab. Es heißt auch, er habe jeden damit voll gelabert, er würde ein ganz großer Kapitän werden und den A 380 fliegen.

Wenn die Medien solche Eigenarten (wahr oder unwahr) über ihn veröffentlichen, finde ich es sehr unlogisch, dass sie dann in Richtung Depression oder Burnout spekulieren. Was die Medien aus dem Privatleben des Copiloten verbreiten, deutet auf ein ganz anderes Problem hin und damit meine ich ein Problem, das ganz viele Männer haben. Der Größte sein zu wollen, aber irgendwie reicht es nicht. Ich frage mich: Wenn schon spekuliert wird - Warum nicht in diese Richtung ?

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 13:13
von riverflow
Na ja, sie spekulieren ja schon in Richtung narzisstische Persönlichkeitsstörung, das passt dann wieder zu Deinem Bild, Dobi.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 1. Apr 2015, 15:53
von anna54
Hallo zusammen
ich danke denen,die hier verschiedene Links eingestellt haben,ich grüße auch herzlich die Threaderöffnerin.

Die schreckliche Tat,dieses schreckliche Unglück hat im Schlepptau ein Meute,die wir heute...die Medien...nennen.
Diese Meute ist gewollt....auch wir wollen informiert werden....auch wir lesen noch schneller und noch "gieriger" alles...was man kriegen kann.

Vor vielen Jahren gab es in unserer Nähe ein großes Unglück,da konnten wir erleben....wie diese Meute vor sich geht,da war kein Gottesdienst sicher,das Krankenhaus mußte abgeriegelt werden.
Augenzeugen....oder die,die sich dafür hielten wurden große Summen geboten,wenn sie sich dann vor die Kameras wagten.

Nachrichten,besonders schlechte,sind viel Geld wert.

Ich will nicht wissen,was die Medien in einzelnen Fällen geschickt aufbauen---um dann die ganz große Schlagzeile zu haben,das ist mir zu schwarz.

Was ich ganz schlimm finde,ist die Demontage der ärztlichen Schweigepflicht.
Da muss sich doch was finden lassen----wie jetzt die mail,wo der Co-Pilot selbst von seiner schweren depressiven Episode schreibt.
Gerade entdeckt---------wieder:DIE Schlagzeile für den nächsten Tag.
Wo bleibt eine sichere Grundlage,wo Informationen überprüft werden,bevor sie in den Medien landen?

Jetzt wird über Handyfunde am Unglückort spekuliert,da soll dann auch noch "was zu holen" sein?!

Der französische Staatsanwalt hat sehr sehr früh die Anklage erhoben--- in dem er keinen Zweifel lies.
Da war bei mir der Zweifel schon geboren,wie kann eine solche Information so früh an die Öffentlichkeit gegeben werden,wo doch der Flugschreiber noch gesucht wurde.

Dann die ungeheuerlichen Spekulationen in allen Medien---war er depressiv----nein----das genügt nicht----da muss doch noch mehr zu holen sein----eine Psychose----gern auch noch eine handfeste Persönlichkeitsstörung---dann mischen wir das alles noch mal gut durch:
dann haben wir einen verantwortungslosen Täter---ja, dann haben wir einen Täter!!!

Und weil dann alle noch mehr wissen wollen----dann man kräftig loslegen mit der "Durchleuchtung" dieser Psychos---oder wie auch immer wir genannt werden---in der angeblich so gesunden Außenwelt,wo uns dann der Eintritt in verschiedene Positionen verwehrt werden könnte.

Egal was noch geklärt werden kann---und hoffentlich auch wird----die Verurteilung hat längst stattgefunden.
Und das zu einer Zeit,wo noch keine Beerdigung stattgefunden hat.
Keine Totenruhe,keine Ruhe für Abschiede,keine Ruhe für Trauer und Leid.

Wenn jetzt eine sichere Grundlage für die Theorie gefunden würde,dass der Co-Pilot nicht schuldig wäre,was würden wir davon erfahren?
Die Meute rennt-----------
die Richtung ist vorgegeben------------
die Schuldfrage ist abgehandelt------------

Vor einem Jahr ist ein Mitgleid unserer Familie in einem schrecklichem Unglück ums Leben gekommen,ein zweiter Autofahrer war beteiligt,beide waren sofort tot.
Wer wollte die Schuldfrage stellen?
Wir haben abgeschlossen mit einem Sekundenversagen---in einer gefährlichen Kurve,wo schon mehrere Unfälle mit Todesfolge geschehen sind.

Für mich ist der Schrecken,das Entsetzen der Angehörigen,die Trauer---und das,was noch aufbrechen wird,ein endloses Meer aus Schmerz.
Wie wollen wir mit psychischen Erkrankungen umgehen?
Aus der großen Gruppe der Angehörigen,der Betroffenen werden viele sich einreihen in die Gruppe der psychisch Kranken-----das wird leider so ein,weil so ein Leid,das steckt keiner ohne Folgen weg.

Es bleibt das Entsetzen über die Umgehung der Schweigepflicht.
Es bleibt die unendliche Betroffenheit mit den nächsten Angehörigen.
Aber es bleiben auch die Vorverurteilungen und der Umgang mit den Angehörigen des Co.Piloten---wir kennen wieder Sippenhaft---auch empfinden das viele psychsich Kranke---Schuld wird zugeschoben.

anna54

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 00:36
von akinom53
Hallo Ihr Lieben,
jeder der hier zu diesem Thema geschrieben hat, hat es doch aus seiner Sicht und Erfahrung mit guter Absicht getan. Es ist ein heikles Thema, deshalb gehört Mut dazu, sich zu äußern.
Ich möchte euch bitten, nicht allgemein von den Medien und "den Reportern" zu schreiben. Ich weiß natürlich auch, bei diesem Ereignis ist es schwer nur von Einzelnen zu sprechen. Als ich noch arbeitete, war es auch oft so, dass gesagt wurde die von.......... Das hat mich sehr gärgert und getroffen, weil ich immer alles getan habe, damit die Kunden zufrieden sind. Ich habe dabei auch Auseinandersetzungen mit meinem Arbeitgeber auf mich genommen. Doch irgendwann reichte dies nicht mehr, ich wurde gezwungen , des lieben Geldes wegen, Entscheidungen zu treffen, die ich mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte, es hat mich so krank gemacht, so dass ich heute nicht mehr arbeitsfähig bin. Genauso geht es manchen Reporter, der entweder mitmacht oder ein anderer nimmt seine Stelle ein. Leider funktionieren so die meisten Firmenstrategien. Ich hoffe und wünsche mir bald eine Änderung, damit wir alle menschenwürdig miteinander umgehen können.
LG aki

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 01:30
von krimi56
Liebe Anna,

ein wertvoller Beitrag von dir.
Danke dafür.

@akinom

Ich kann dich verstehen, deine Argumentation verstehen, da du an diesen Medien einmal sehr nahe dran warst.

Muss denn jeder Reporter mitlaufen? Ich denke nicht. Denn viele machen es freiwillig, weil sie dabei sein wollen. Bei der Berichterstattung, bei der evtl. Wahrheitsfindung.
Wie Kriegsreporter, die DAS Foto machen wollen.

Kein TV-Sender, keine Zeitung,von den den Politikern ganz zu schweigen sieht auch die Eltern des Co-Piloten als Opfer.
Das macht das Ganze noch trauriger.

Würde bei dem nächsten Unglück, sei es ein Busunglück oder auch einem Reaktorunglück anders vorgegangen? Nein!

Darum ist für Außenstehende, für uns das Differenzieren von einzelnen, anders handelnden Personen dieser Branche so schwer.
Diese Personen werden hier bestimmt nicht angegriffen.

VG krimi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 06:00
von Botus
Die Medien bedienen ein Grundbedürfnis, das viele Menschen haben. Die Menschen haben Ängste und diese werden gefühlt gemildert, wenn man ihnen Unglücke medial so nahe bringt, als wären sie (beinahe...) dabei gewesen.

Das erzeugt beim Konsumenten das Gefühl, gerade nochmal so davon gekommen zu sein (also Glück gehabt zu haben). Wer immer so ein "Glück" hat, muss keine Angst haben -->Die Angst wird also gemildert.

Wir kennen den Effekt auch aus dem Alltag. Wenn bei Einzelpersonen oder bei Paaren oder bei Familien irgendwas los ist, reagieren viele neugierig, sie müssen alles wissen, sie müssen darüber reden... obwohl es sie überhaupt nichts angeht.

Die Medien machen im Prinzip nichts anderes, als den Bedarf vieler Menschen, die so drauf sind, kommerziell zu bedienen. Wollten wir ein grundsätzlich anderes Medienverhalten, müssten wir wohl zuerst diese Menschen ändern.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 10:47
von Sonnenblume14
Hallo,

@krimi: in gewisser Weise muss ein Reporter Dinge tun, die ihm vielleicht widerstreben, ja. Ich habe glücklicherweise lediglich mit Lokalberichterstattung zu tun, aber auch da gibt es Vorgaben, die erfüllt werden müsssen. Diese Arbeitsplätze sind nicht sicher - gerade durch die schnelle Onlineberichterstattung sind auch die Printmedien unter Druck geraten.

Naütrlich gibt es da Möglichkeiten der Unterscheidung. Man muss als Journalist ja nicht im Boulevardbereich anfangen. Wenn ich den Vertrag unterschreibe, weiss ich, was mich erwartet. Da muss ich draufhalten und mich durchsetzen können. Immer eine Frage mehr, immer eine Auskunft mehr und das möglichst früher als die anderen.

Die Medien SIND in die Kritik geraten, zurecht. Weil es jetzt um etwas Großes geht. Im Kleinen, bei Unfällen, ist es aber nicht anders. nicht in dieser Größenordnung, aber es ist eben das Bedürfnis der Menschen, zu erfahren, was passiert ist. Das ist ein ganz vielschichtiges Thema. Viele Journalisten sind auch Freiberufler, da muss man bisweilen aus Existenzsicherungsgründen die Ethik über Bord werfen. Mache ich es nicht, macht es ein anderer und nächstes Mal werde ich gar nicht erst gefragt.

Die Leser/Zuschauer wollen es so. Die Auflagenzahlen steigen, wenn es Aufreger gibt, Skandale verkaufen sich besser als Heile Welt. Das Leserverhalten muss sich ändern, bevor die Berichterstattung geändert wird. Die "Schuldigen" sind nicht unbedingt die Reporter vor Ort, sicher gibt es da auch Abstufungen, aber es sind die Entscheidungsträger in den Medienanstalten, die den Druck weitergeben. Vor Ort versucht meist jeder, einfach nur seinen Job so gut wie möglich zu machen.

Ich bin gespannt, wie die Boykottaktion einiger Geschäfte gegen die Boulevardzeitungen weitergeht.

LG Sonnenblume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 11:33
von Salvatore
Stellungnahme zum Absturz von Flug 4U9525

DGPPN, BVDN und BVDP nehmen Stellung zur Tragödie des Absturzes des Germanwings-Fluges 4U9525.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, der Berufsverband Deutscher Nervenärzte und der Berufsverband Deutscher Psychiater warnen vor einer Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Kontext des Absturzes der Germanwings-Maschine.

> Zur vollständigen Stellungnahme: http://www.dgppn.de/fileadmin/user_uplo ... _final.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 2. Apr 2015, 11:43
von anna54
Hallo ihr Lieben
ich glaube nicht,dass die Menschen,die für die Medien arbeiten eine Wahl haben----sie haben zu liefern.

Dabei ist die Schnelligkeit der fast noch höchste Druck.
Da gibt es kleine andere Wahl,als in diesem Wahnsinn weiter mit zu machen.

Das Drama in Gladbeck,als die Entführer tagelang verfolgt wurden von den Medien ,die waren schneller als die Polizei,sogar "freundschaftliche Gespräche" wurden geführt,ein Reporter ist sogar mit ins Auto gestiegen.
Da wurde später ein Umdenken eingeleitet----da gab es ehrliche und wertvolle Dokumentationen,die auf guten Fernsehsendern zu sehen waren.

Es war ein Einschnitt,der viel bewegt hat.
Auch ist zu bedenken,dass jetzt die Angehörigen abgeschirmt werden von den Reportern,die das ja auch immer wieder betonen.
Trotzdem werden die Grenzen nicht eingehalten----------
weil wir nur erahnen können,wie die "Nachrichtengräber" Zugang haben zu sensibesten Daten.

Wir sind eine gläserne Gesellschaft----es kann jeden treffen---das seine Daten verkauft werden----es muss nur der Supergau eintreten,wenn die Meute losrennt,dann muss es was zu holen geben.

Es gibt einen,meiner Meinung nach kranken Menschen,der immer sofort zu den Unglückorten eilt,er ist immer auf der Lauer----hat eine ganzen Kellerraum von mit Schildern,auf denen er seine großen Worte WARUM?
schreibt----in roter Schrift.

Er hört den Polizeifunk ab,ist ständig online---dann fährt er los,quer durch Deutschland.
Stellt seine Schilder auf,legt die Blumen hin----und wartet auf die Medien---dann gibt er "Auskunft".

Er wurde inzwischen "entdeckt" ,auch brachte die ARD einen Bericht über ihn.
Er liebt die" Öffenlichheit"----er mischt sich unter die Angehörigen.

Ich kriege Zustände,wenn ich die Tatortbilder sehe,wo seine Schilder noch immer stehen.

Der einzelne Reporter mag in den System keine Chance haben,das wird so sein,trotzdem warte ich auf "Gegendarstellungen".

Bei dem Unglück in unserer Stadt mußten die Eltern wegziehen,die Nachbarn haben ihre Häuser nicht verlassen können,im Krankenhaus waren die Abteilungen unter Polizeischutz gestellt.
Die Kirche mußte abgeriegelt werden,mit einem Großeinsatz der Polizei.
Sein Grab,ja auch seine Beerdigung wurden verheimlicht----wegen Angst vor den Medien.
Ich wurde bei jedem Gang mit dem Hund,wenn ich der Nähe der Unglücksstelle war,"angesprochen"---man lag auf der Lauer----ein Opfer zu finden.
Einige haben sich ja mit viel Geld kaufen lassen----und dann saßen die auch bald vor der Kamera in den verschiedenen Sendungen---wie auch z.B. Stern-TV.

Wahrheiten haben sie nicht erzählt----Selbstdarstellung war angesagt.

Die Wahrheiten über den angeblichen Täter----wurden erst Jahre später bekannt,als eine Wissenschaftlerin das ganze Thema aufgearbeitet hat.
Es war ein großer Zufall,das ich die Schriften später lesen konnte,ja auch Gespräche führen konnte.

Der angebliche Täter,war ein Opfer unendlicher Mobbingtaten.
Nur er ist gestorben,trotzdem war er das Monster in den Medien.

Eine Gegendarstellung hat es nie gegeben,auch kein öffentliches Interresse an den aufgedeckten Wahrheiten.
Die Meute war längst weiter gezogen----------jeder Tag braucht seine Sensationen,stündlich.

Dass wir das lesen,ist nun mal Teil der Nachrichten und Teil in den Zeitungen,ich kann sie ja nicht vorher ausschütteln---um die Sensationsgeier raus zu werfen.

Einge gute Entwicklung sehe ich auf breiter Front,dass die Vermutungen über Depressionen relativiert werden,weil sie nicht ausreichen. Aber ich bin sicher da wird "nachgeliefert".

Ich habe Jahre mit einer Mutter verbracht,die ihren Sohn als angebliches Monster beerdigen mußte.
Der Vater hat einen Suizid begangen.
Die Geschwister haben sich Monate im Ausland "versteckt".

Und keiner wollte später die Wahrheit hören,kein Vertreter unserer Stadt,keine Zeitung,keine Institution.

Die Wahrheit über das "Monster" ist auch gestorben.
anna54