Seite 2 von 6

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 19. Mai 2014, 22:17
von Bigmac1,99
Hallo DocHolliday,
ich bin auf das Thema Haß und Selbsthaß in einen der vorherigen post eingegangen, den du offensichtlich nicht gelesen hast.

Und überhaupt: laß uns über den Haß und meine Erfahrungen, die den potentiert haben, und über die ich hier die ganze Zeit spreche, nicht eingehen, nein. Pfui, links liegen lassen und lieber nur darüber sprechen, "was das mit mir zu tun hat". Das schützt so schön die Täter und sorgt dafür, daß sich nichts ändert.
Um beim Beispiel der Vergewaltigung/sex.Mißbrauch zu bleiben: Ist ja gut, laß den Täter frei, laß uns ihn schützen. Stattdessen sollten wir darüber reden, warum du so festhältst, warum du nicht verzeihen kannst, warum du nach so vielen Jahren immernoch davon sprichst. Und warum du es geschehen lassen hast. Das liegt alles an dir. Schön den Täter schützen.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 19. Mai 2014, 23:12
von Bigmac1,99
Liebe Zarra,

"Naja, Du zählst alles auf, was als Therapie "verkauft" wird, aber keine ist. Und auch Deine Beschreibung, daß keiner die Klagen oder Unzufriedenheiten mit vergangenen Behandlungen hören will, habe ich erlebt. (Das Verharren darin führt zwar tatsächlich nicht weiter, aber das Abblocken führt dazu, daß man nicht da abgeholt wird, wo man steht, daß man einen erfahrenen, wichtigen Teil verschweigen muß, einen, bei dem man Verarbeitungshilfe bräuchte.)"
Ja genau, deshalb kann ich nicht verstehen, daß das "Konzept" so wenig Psychotherapie vorsieht. Durch Bilder malen oder Atmen kann ich meine Probleme nicht verarbeiten, sorry. Da kann man es noch so pseudetherapeutisch als kreative oder meditative Verfahren umschreiben. Es lenkt vielleicht eine Weile ab, aber es bleibt alles da. Die 50 Min die Woche sind ein Witz. Und in anderen Kliniken (wie der, bei der ich heute angerufen habe) ist Psychotherapie gar nicht vorgesehen. Ich stehe immernoch unter Schock. Wie kann man so dreist sein, die Leute Monatelang bei sich verweilen lassen und mit Pipikram zu beschäftigen, ohne mit ihnen zu sprechen, ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ohne versuchen zu verstehen, was los ist? Aber offensichtlich bin ich die einzige, die darüber geschockt ist.
"- Und Du erzählst nichts darüber, ob es nicht auch mal hilfreiche Therapiegespräche oder zumindest teilweise hilfreiche Gruppensettings gegeben hat. - Der Austausch mit ebenfalls Betroffenen ist zwar auch keine Therapie, kann aber immerhin auch etwas "Erleichterung" oder auch Anregungen bringen und als "Rahmen" gut sein."

Doch, ich hatte in einer der Einrichtungen eine sehr gute Therapeutin, bei der ich auch gerne geblieben wäre. Aber die wohnt leider nicht in meiner Stadt und eine Reha kann ich, anders als Psychosomatik-Wellness-Kliniken, nicht jedes Jahr besuchen. Das ändert jedoch nichts daran, daß 99%, nämlich der ganze Rest, die Unterhaltung, für mich eine Verar... sind. Ich habe sie als Preis dafür gesehen, daß ich dort 1x die Woche die Psychotherapie machen durfte. Man muß sich vorstellen, was so ein stationärer Aufenthalt kostet: 6 Tage die Wochen Gýmnastik hier und Malen dort, um eigentlich auf den nächsten Termin zu warten. In Privatkliniken ist das anders, ich weiß, aber da gehöre ich nicht zu.
Das ändert nichts am Skandal der sog. "Therapiepläne" dieser Kliniken, zu denen, wie du sagst, Frühstück, Mittagessen und Abendbrot schon zu den Terminen zählen. Nicht zu vergessen die Morgenrunde. Und "Erleichterung" durch interessante Gespräche mit Mitpatienten reichen mir nicht mehr, sorry. Es ist zum Heulen.

"Und bei den ADs: In letzter Zeit gibt es ja vermehrt die wissenschaftlichen Meldungen, daß diese bei einem Teil der Patienten nicht oder nicht so gut wirken. Das sagen Ärzte vor Ort nur nicht gern, weil das natürlich ein schlechteres Image der ADs ergibt und doch auch oft "ängstliche" Depressive das dann noch weniger ausprobieren würden. Bei Dir wirken sie nicht, kein bißchen - das glaube ich jetzt so, weil es sein kann. Ich kenne aber halt auch Personen, bei denen sie sehr gut wirkten. Und bei mir hatten manche, nicht alle, zumindest eine Teil-Wirkung, wegen der es sich immerhin lohnt/e, sie zu nehmen."
Ich weiß, daß sie einigen helfen; habe auch nie das Gegenteil behauptet. Nur gehöre ich leider nicht zu den Glücklichen und ärgere mich, daß nicht mit offenen Karten gespielt wird, d.h. daß mir Medis völlig plan- und ahnungslos Medis angedreht wurde, die wie gesagt zum Teil gar nicht mehr verschrieben wurden (siehe Reboxetin).

"Zitat:
Und warum hält man mich verdammt nochmal, wo bekannt ist, daß ich weder neuerkrankt bin noch Burnout-Patient bin, 6 Wochen in einer Klinik und sieht "nicht", daß es nicht das passende Angebot für mich ist?"


"Da kann ich nur antworten, was Du selbst weißt: Weil das System so ist oder so sein kann. Weil es ... ist. Weil kompetentes Handeln heute immer seltener unserem "Zeitgeist" entspricht. "Ich bin nicht zuständig", "das ist halt so", "da müssen Sie xy fragen", sind doch so "gängige Antworten". Die Mühe, sich wirklich mit dem Patienten "Bigmac" auseinanderzusetzen und im gesamten Kontext nach einem passenden Angebot zu schauen, machen sich wenige."
Lassen wir es also so stehen, finden uns damit ab und bestätigen, daß jeder Fehlversuch/Fehlaufenthalt am Patienten liegt?


"Ich bin nicht nur aus diesem Grund, aber auch aus diesem Grund nicht in eine Tagesklinik gegangen, weil mir beim Vorgespräch das Gegenüber relativ lasch sagte: "Sie können es ja mal probieren" - mir fehlte da ein Tick Überzeugung von seiner Seite, daß es mir tatsächlich helfen könnte (und einfach dort rumsitzen wollte ich nicht).
"


Hätte ich an deiner Stelle genauso gemacht. Zumindest war er ehrlich, wohl weil er wußte, daß er dir außer der berühmten Tagesstruktur mit Basteln und gemeinsames Kuchenbacken nichts wirklich zielgerichtetes anbieten konnte.

"Da mein erster Klinikaufenthalt - bis auf die Rahmenbedingungen (tollste Sportstunden meines Lebens für mich, nette Umgebung) - therapeutisch vermutlich der am wenigsten bringende war (obwohl ich eingestehen muß, daß man sicher nicht alles sieht!), habe ich danach schon relativ geschaut, wo ich landen würde, mir eben manches überlegt (auch mit was ich kann, auch wenn es nicht toll ist, und mit was ich gar nicht kann, was therapieerfolgshindernd oder zumindest unnötig behindernd bei mir wirkt; etc.). Das ist keine Garantie, weil man ja gar nicht alles voraussehen kann, manches auch nicht einschätzen kann. Doch mir war halt klar, daß man eigentlich nicht wechseln kann, daß es dann ein Abbruch ist."
Genau, gleichzeitig weiß/behauptet jeder Therapeut, daß nicht jeder mit jedem kann und die Beziehung das wichtigste in einer Therapie ist. Sollte es jedoch nicht passen und du die Frechheit besitzen, das anzusprechen und den Wunsch nach einem Therapeutenwechsel zu äußern, wird der Finger auf dich gezeigt. Nochmal: Jeder Therapeut kann also bei jedem Patient alles therapieren. Sollte es nicht klappen, hat man mit dem Patienten darüber zu sprechen, "was das mit ihm zu tun hat", was seine unrealistischen Erwartungen sind und was hinter seiner "Abwehr" steckt. Aber ist ja alles nicht so schlimm, ist ja nur institutionelle Gewalt an Menschen, die ohnehin wackelig auf den Beinen sind.


"Zitat:
Warum darf ich das nicht mal offen ansprechen und aussprechen, warum darf man nicht darüber reden? Warum sieht man nicht (und gibt zu), daß das nicht paßt und versucht mit mir, eine andere Möglichkeit zu finden?

Tja. Wenn Du eine Antwort bekommst ... und das nicht nur frustig ist ..., sage sie mir weiter.
"
Weil das eine riesengroße Schweinerei ist, und sich die "Experten" gegenseitig in Schutz nehmen. Und wir als Patienten uns alles gefallen lassen. Auch Nachbehandler werden jedem Bericht Glauben schenken, da muß man als Patient schon handfeste Beweise haben, um in seiner Gegendarstellung geglaubt und ernst genommen zu werden. Nochmal: Das Problem liegt immer beim Patienten.

"Zitat:
Du kannst dir nicht vorstellen, wie traumatisch das für mich war. Es hat genau den Nerv getroffen: Du bist schuld. Streng dich mehr an. Die anderen sind perfekt, bloß nicht aufmucken, sonst kriegst was auf den Deckel. Hätte ich offen darüber mit dem Klinikpersonal sprechen können, hätte mich das schon ein Stück erleichtert, weil ich mich zum Teil gehört und verstanden gefühlt hätte.
"

"Das kann ich mir sehr gut vorstellen. - ... allerdings: Wurde dieses "Du bist schuld" wirklich so direkt vermittelt?! Das fände ich schon hart an der Grenze, ggf. mehr. Und auch "Streng dich mehr an": Was hättest Du denn deren Meinung nach tun sollen? *Ironiemodus on* Fünf Bilder statt einem? *Ironiemodus off*"
Nein nein, das Wort "Schuld" sollte man natürlich im professionellen Milieu vermeiden! Man sagt dann eher sowas wie: Der Patient muß halt "mehr Verantwortung" für sich übernehmen, "sich auf die Therapien einlassen", oder er ist in der "Abwehr". Ich bin das so satt. Und wenn man diesen Konflikt anspricht (was ich inzwischen aus Hoffnungslosigkeit nicht mehr tue, und weil ich nicht masochistisch veranlagt bin), dann heißt es "nein, nein, das ist kein Vorwurf. Wir weisen sämtliche Verantwortung von uns, bieten hier das perfekte Konzept für die gesamte Menschheit, aber der Patient hat sich - natürlich unfreiwillig und unabsichtlich - einfach nicht drauf einlassen können.

"Und die anderen Patienten? Darüber, daß es einigen sehr gut gefiel, brauchen wir nicht zu reden. Aber gab es da niemand anderen, für den es auch nicht ganz paßte?"
Ja, ein paar habe ich in jeder Klinik getroffen. Die ducken sich alle und leiden still, um sich den o.g. Vorwürfen nicht auszusetzen, daß es an ihnen liege.

"Zitat:

Nein natürlich ist es keine Schuldzuweisung, es ist eine reine, objektive und wertfreie Tatsache, daß der Patient "sich nicht einlassen" konnte, oder engagiert genug war, oder wie auch immer es formuliert wird. *Ironie*
"... und die andere Variante kennst Du nicht, daß Therapeuten (!) sagen, daß jemand eben noch nicht so weit war, daß er es nicht besser konnte??
"
Jetzt machst du genau dasselbe:Ob der Patient "nicht anders konnte", "noch nicht bereit war", oder "unfreiwillig sich nicht einlassen konnte" sind Euphemismen für genau den Mechanismus der so ungerecht und gewalttätig ist und dafür sorgt, daß alles auf den Patienten abgewälzt wird und sich nichts ändert: Die Therapien waren perfekt, die Therapeuten sind perfekt und machen keine Fehler, die Klinik therapiert 100% alle psychischen Störungen - nur manche Patienten können sich leider nicht drauf einlassen, oder konnten es nicht besser. Genau das ist es, weshalb man aus der zirkulären Argumentation der Psychiatrie, welche keine Einwände zuläßt, nicht rauskommt und nur beschuldigt werden kann. Nein, natürlich nicht "beschuldigt" - auf die eigene Verantwortung hingewiesen wird.

"P.S. zum "Stundenplan", Therapieplan würde ich nicht dazu sagen, denn Frühstück steht da u.U. auch drauf: Quantität ist nicht gleich Qualität, da wirst Du mir sicher zustimmen. Und Zeit ist nicht gleich Zeit. Ein kürzeres, aber ausreichend langes (! - das ist der Knackpunkt) Therapiegespräch, das etwas aufrüttelt, ist entschieden besser als zwei Stunden Small Talk mit dem Therapeuten o.ä.
"

Ja, stimme dir zu. Ich empfinde dieses Nichtstun (das mag für den einen oder anderen provokant sein, ist aber meine Erfahrung/Wahrnehmung), also von eine Atemstunde auf die nächste Bastelrunde gehen und auf die nächste Therapiestunde warten, also 6 Tage, äußerst quälend und frustrierend. Natürlich versucht man mit Spazeirgängen an der schönen Natur usw. das Beste draus zu machen, aber es täuscht nicht über die Tatsache hinweg, daß es bestenfalls nur Ablenkung ist und man mit seinem Problem weiterhin alleine ist und dieses nicht angegangen wird.

"Zitat:
Es muß auch der Ehrlichkeit halber gesagt werden, daß Depression oft nur schwer behandelbar ist und es für einen erheblichen Teil der Betroffenen keine Therapie bzw. keine Besserung gibt. Letztendlich wäre Depression sonst nicht der häufigste Grund für Frühverrentung bei psychischen Problemen. Es ärgert mich, daß das nicht so gesagt wird

Ja.
Wie groß der Anteil ist, weiß ich zwar nicht. Von meinem Gefühl her zu hoch, und trotz Linderung gehöre ich ja auch zu den chronisch Betroffenen.
"

Nur Psychiater??!? Puh, in entsprechenden Kreisen fällt sicher auch bei onkologischen Erkrankungen u.U. der Satz, daß jemand nicht genug Lebenswillen gehabt hätte.
"

Ja, das stimmt, das kann ich mir gut vorstellen. :D Du beherrschst die Psychosprache ja schon total gut!
Danke für deine Antwort und dafür, daß du dich mit mir auseinandersetzt, Zarra. Außer für den Teil in grün, bei dem du offenbar den Diskurs der Psychiater übernommen hast.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 19. Mai 2014, 23:24
von otterchen
Hmja,

habe gerade eine ähnliche Email-Diskussion mit meiner Therapeutin.
Ich schildere ihr meine akuten Probleme, von ihr kommt unter anderem "Wollen Sie ihr Leben nach diesen Suchtstrukturen weiter ausrichten oder wollen Sie wirklich etwas ändern."

Tolle Wurst! Also kann ich entweder nur mit dem Elend leben oder aber mich zwingen?

Warum steht so jemand nicht dazu und gibt zu, dass er mit seinem Latein am Ende ist?


Es ist ein Kreuz gerade...

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 19. Mai 2014, 23:40
von Bigmac1,99
Liebes otterchen,

[quote="otterchen"]Hmja,

habe gerade eine ähnliche Email-Diskussion mit meiner Therapeutin.
Ich schildere ihr meine akuten Probleme, von ihr kommt unter anderem "Wollen Sie ihr Leben nach diesen Suchtstrukturen weiter ausrichten oder wollen Sie wirklich etwas ändern."

Tolle Wurst! Also kann ich entweder nur mit dem Elend leben oder aber mich zwingen?

Warum steht so jemand nicht dazu und gibt zu, dass er mit seinem Latein am Ende ist?


Es ist ein Kreuz gerade...[/quote]


Ja genau, warum hältst du so daran fest? Irgendwas mußt du davon haben, sonst hättest du schon längst losgelassen... *Ironie* Einen ähnlichen Gedanken hatte ich bei deinem letzten Post, habe es mir jedoch verkniffen, zu fragen, was es denn mit dir zu tun haben könnte, daß die letzte Reha nichts gebracht hat? Hast du dich auch ernsthaft drauf eingelassen? Entspannung ist nicht gleich Entspannung, du mußt schon ganz tief daran glauben, damit es zur Lösung deiner psychischen Probleme beiträgt.

Nein, Ironie beiseite - bei mir rennst du offene Türen ein! Ich weiß auch nicht, warum "Experten" sich als allwissend darstellen und bei Problemen den Patienten für sein Elend beschuldigen (und ja, es ist nun mal eine Beschuldigung), der einfach nicht loslassen kann.
Dabei wäre es so viel hilfreicher, wenn sie z.B. sagen könnte, daß sie zur Zeit auch nicht genau weiß, aber dich vielleicht ermuntern könnte, es mit einer Reha nochmal zu probieren, im (ehrlichen) Glauben, daß du deinen Weg findest. Dadurch würde ihr keinen Zacken von der Krone fallen, und du (oder ich, zumindest würde ich mich an deiner Stelle so fühlen) würdest dich besser oder ermutigt fühlen, anstatt beschuldigt oder vor einer Pseudowahl gestellt - "entscheide dich weiter für die Krankheit, oder hör' endlich auf damit, das ist deine Entscheidung."

Wie auch immer, ich wünsche die wirklich alles Gute für die Reha. Vom Programm ist nicht viel zu erwarten, das wird nicht viel anders als das letzte sein. Aber vielleicht triffst du jemand, der dich im übertragenen Sinne berührt und den Glauben an dich stärkt. Jemand der sieht, wo dein Knackpunkt liegt und dir an der Bearbeitung hilft. Das wünsche ich dir wirklich.

LG, Bigmac

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 00:36
von otterchen
Tjaaaa...
der Punkt bei der letzten Reha ist ja noch, dass ich wirklich ALLES gegeben habe... und damit ZUVIEL (anschließender Zusammenbruch).
Staunen allerorten.
Sowas aber auch... man hatte doch gedacht, die Patientin sei arbeitsfähig entlassen worden, und dann sowas?

Meine Therapeutin ist in großen Bereichen ja wirklich klasse, ich habe echt von ihr profitiert, aber ich fürchte, sie kann nicht EINMAL sagen, dass sie ratlos ist oder etwas zunächst noch überlegen muss oder dass vielleicht doch irgendetwas sein könnte, von dem sie (noch) keine Ahnung hat.

Meine innere Zerrissenheit, dieses Zweigeteilte in mir (dass ich mir selbst immer ein Bein stelle, mir im Weg stehe), das hat sie bis heute nicht auflösen bzw. verbinden können... oder dass ich nur sehr schwer Bindungen eingehen kann. Es GEHT einfach nicht. Es fühlt sich nicht richtig an. Ich brauche etwas anderes. Nur: was?

Ich glaube, eher finde ICH SELBST eine Antwort, als dass es ein Behandler tut.
Denn die erkennen nur das, was in ihrem Fachgebiet liegt. Das ist ja einerseits ganz ok, aber das kann kaum dem einzelnen Patienten gerecht werden.

Ich kann noch so sehr daran herumlaborieren: wenn es z.B. eine Sache des Histaminspiegels ist (wäre), käme ich mit all den Tips und ADs etc. nicht da heraus. Das sind Stoffwechselvorgänge, die auch Antrieb und Psyche betreffen - und wenn man seine Ernährung nicht umstellt, bleibt alles beim Alten.
Wer weiß also, woran es liegt? An wen kann man sich wenden? <- rhetorische Frage - eine Antwort erwarte ich nicht.


Bigmac, danke für Deine Wut - ich kann leider aktuell keine empfinden, weshalb ich irgendwie ein wenig von Deiner Wut für mich mitnehme.
Und ich kann sie nachempfinden.
Wie habe ich es z.B. gehasst, von "Vergebung" zu lesen... bis ich endlich über "die Falle der Vergebung" gelesen habe. Aber das gehört wohl nicht mehr hierher...

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 01:30
von DocHolliday
hallo Bigmac,

ich habe mir jetzt alle Beiträge von Dir nochmal durchgelesen, meine Fragen zu Deinem Thema "Selbsthass" habe ich nicht beantwortet gefunden. Wo und was denn, wenn Du mir helfen magst?

Wenn ich es richtig verstanden habe, warst Du mehrfach in Kliniken, mit diesen Beschäftigungstherapien, warum biste denn immer hin, wenn es Dir klar war, dass es Dir nichts bringt? Hast Du Deinen Empfindungen nicht getraut? Wenn die Diskussionen darüber sinnlos waren, warum hast Du sie dann geführt? Wolltest Du "mit Gewalt" Deine Ansprüche durchsetzen?

Um beim Beispiel der Vergewaltigung/sex.Mißbrauch zu bleiben: Ist ja gut, laß den Täter frei, laß uns ihn schützen.
Verstehe ich nicht, wie Du zu diesem Thema kommst, soll das ein Vergleich sein? Habe ich tatsächlich etwas überlesen?

LG
DocHolliday

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 07:24
von Malike
Hallo Bigmac und alle anderen,

ich wollte mich auch mal zu Wort melden, da ich mich zur Zeit in einer schweren depressiven Phase befinde und die Verzweiflung (und eine solche lese ich heraus) von Bigmac größtenteils nachvollziehen kann.

Ich bin nun, offiziell, seit 16 Jahren wiederkehrend, in mehr oder minder ausgeprägten Schweregraden, depressiv und habe somit auch einiges an Erfahrungen mit Therapien, Klinik, Medikamenten etc. In leichteren oder auch mittelschweren depressiven Phasen hat mir auch das eine oder andere ein Stück weit geholfen, wobei ich auch dort ziemlich schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht habe. So sagte eine Therapeutin z.B. zu mir (nach ca. drei Monaten Therapie), dass ich ja immer das gleiche erzählen würde. Heute mag ich mit viel innerer Überzeugungskraft interpretieren, dass sie eben überfordert war und keine Idee hatte, wie sie mir helfen kann. Aber zu der Zeit hat es mich in meinem Selbstwertgefühl erschüttert, da ich dachte (und zum Teil immer noch denke), dass mich nicht einmal Therapeuten ertragen können. Und sie suggerierte mir, dass von mir aus keine Veränderung ausgeht, so als sei ich eben "Schuld".

Jetzt in dieser erneuten schweren depressiven Phase fühle ich mich ebenfalls sehr allein gelassen. Natürlich habe ich auch wieder an eine Klinik gedacht, aber wenn ich meine Erinnerung hervorkrame, schreckt es mich eher ab. Ich möchte damit nicht sagen, dass mir diese "Lückenfüller" wie Ergo, Entspannung etc. nicht gut getan haben. Man verlernt in depressiven Phasen ja, was einem gut tut oder überhaupt aktiv zu werden, aber wenn ich überlege, was mir effektiv ein Stück geholfen hat, waren das hauptsächlich die wenigen Gespräche mit der, und da hatte ich Glück, kompetenten Therapeutin. Aber dafür alle anderen negativen Aspekte in Kauf nehmen? Die viele Langeweile, weil es zu wenig Angebote gab oder wegen Personalmangel etliches ausgefallen ist? Oder auch die sich wiederholenden Angebote (z.B. Depressionsgruppe o.Ä.), die für Neuerkrankte sicher sehr sinnvoll sind, aber mir nicht wirklich neue Erkenntnisse bringen? Und ich erinnere mich noch zu gut an den Absturz nach der Klinikentlassung, da der geschützte Rahmen auf einmal wegfiel und ich mich in derselben Lage wie zuvor befand... Auch hier habe ich das Gefühl, dass es an mir lag, da ich einfach nicht genug von den "Impulsen" aus der Klinik in den Alltag übernehmen konnte.

ADs wirken bei mir leider auch nicht. Und so ist man mit seinem Latein schnell am Ende.
Was ich auch sehr vermisse, sind andere, neue Ansätze. Man recherchiert ja schon wie verrückt im Internet, was es an Erklärungsversuchen, Therapien etc. gibt. Aber ist das unsere Aufgabe? Warum machen es, zumindest meiner Erfahrung nach, die Ärzte nicht? Hier im Forum finden sich viele Ideen und Ansätze, z.B. mit der Histaminintoleranz, aber warum kommen Ärzte nicht auf solche Anregungen? Bei mir wurde eine Depression diagnostiziert, aber keiner hat je einen Versuch gestartet herauszufinden, woran es tatsächlich liegt. Und ich fühle mich auch überfordert, das alles in Eigenregie zu recherchieren und umzusetzen.
Ich habe das Gefühl, mit der schweren Depression durch ein Raster zu fallen.

Demzufolge kann ich einiges von Bigmacs Gedanken und Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, auch wenn ich es nicht mit dieser Überschrift versehen würde.

Ich kann mich aufgrund der Depression, Konzentrationsprobleme und Wortfindungsschwierigkeiten leider nicht so gut ausdrücken, wie ich es eigentlich wollte. Ich bewundere auch für eure langen und gut formulierten Beiträge!!! Das bekomme ich im Moment nicht hin :-(

LG
Malike

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 08:37
von otterchen
Hallo Malike,

doch, das bekommst Du hin :-) es war ein langer und gut formulierter Beitrag.

Eines noch... das mit der Motivation... auch DAS bekam ich kürzlich zu hören. Man müsse sich auch darum BEMÜHEN, in ein bestimmtes Krankenhaus zu kommen (z.B. zu einem Vorgespräch dorthin fahren), damit man MOTIVATION zeigt.
Oh man - da ist man in einer Krankheit der "-losigkeiten" gefangen inclusive Motivationslosigkeit, Kraftlosigkeit etc., und dann soll man MOTIVATION zeigen?
Gerade sowas ist doch, was einem ganz akut fehlt.
So als würde man bei einem Beinbruch verlangen, dass derjenige eine Runde um den Sportplatz dreht.

Ja, im Moment bin ich ziemlich angenervt von unserem angeblich doch so guten Gesundheitssystem.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 10:18
von Antiope
Hallo zusammen,

es tut mir leid, wenn ich mit meinen Beiträgen hier jemandem auf die Füße getreten bin. Ich kann nur nicht mit dieser geballten Ladung von Aggression, Abscheu und Ablehnung umgehen. Ich fühle mich dabei so hilflos und gleichzeitig verdammt, weil man gerne helfen oder unterstützen möchte und doch nur extreme Aggressivität erfährt. *ich* fühle mich dann gleichzeitig angeklagt, in Frage gestellt und stürze ab in Unsicherheit.

Ich bin so müde von dem Ganzen.

Wenn ich Deinen Beitrag, Malike, lese, kann ich die Verzweiflung sehr gut nachempfinden/verstehen. So dargestellt, ist es etwas ganz anderes wie die Wut des Threaderöffners.
Und genau die Erfahrungen wie Otterchen und wie Malike habe ich ja auch gemacht.
Bei der ersten sehr schweren Depression (vor 20 Jahren) musste ich mehrere Monate lang erst mal einen Arzt suchen. Hatte dabei so Kommentare anzuhören wie "Frauen sind sowieso alle hysterisch." und "Was Sie jetzt brauchen, wäre alle drei Tage ein ordentlicher F... Dann würden die Flausen aus dem Kopf vergehen." Meine Aussage, dass ich mich für stark gefährdet halte, wurde mit "Stellen Sie sich nicht so an." ad acta gelegt.
Ich musste in dieser Situation 7 Monate (!) auf einen Klinikplatz warten. Meine Psychiaterin hatte nur alle 2 Wochen einen zwanzigminütigen Termin und sagte gleich zu Beginn "Tabletten helfen sowieso nichts. Sie haben es ja bis heute ohne geschafft. Sie brauchen das nicht."

Jetzt kämpfe ich. Wenn es mir schlechter geht, dann muss ich halt alleine damit zurechtkommen, versuche die Verzweiflung in Schach zu halten, die Losigkeiten zu überstehen.

Und jetzt wird mich die Depression vielleicht wieder einen Arbeitsplatz kosten. Einen, der für mich gut passt bzw. gepasst hat, weil ich da mein Tempo gehen konnte und weil auch eine kleine Spielwiese für mein neugieriges Kind da war. Als dann sich mal wieder der Himmel zuzog, haben Unsicherheit und die panikartige Angst, abgelehnt zu sein und alles zu verlieren, die Regierung übernommen. Und haben gewonnen :...(

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 10:58
von Zarra
Lieber Bigmac,
Durch Bilder malen oder Atmen kann ich meine Probleme nicht verarbeiten, sorry. Da kann man es noch so pseudetherapeutisch als kreative oder meditative Verfahren umschreiben. Es lenkt vielleicht eine Weile ab, aber es bleibt alles da.
Vielleicht sollten wir auch mal zwischen "Beschäftigungtherapie" und echter Kunst- oder Gestaltungstherapie unterscheiden, wobei Du zugegebenermaßen wahrscheinlich ersteres "genossen" hast. Und sorry, bei letzterem habe ich Gutes erlebt (bis auf eine sehr junge Vertretung waren das Supertherapeuten), weil es bei mir Bereiche gibt, in denen ich mit Worten vielleicht eher etwas zudecke als fühle.

Nein, eine Stunde damit verändert nicht komplett meine depressive Welt. Das ist bei jahre- bis jahrzehntelanger Erkrankung aber auch nicht zu erwarten, das wäre einfach illusorisch.

Entspannungs- und meditative Verfahren sehe ich als Ergängungsmöglichkeit, um hinsichtlich der oft sehr angeknacksten Enspannungsfähigkeit etwas zu tun. Das hat natürlich nichts mit direkter Problemverarbeitung zu tun.
Und in anderen Kliniken (wie der, bei der ich heute angerufen habe) ist Psychotherapie gar nicht vorgesehen. Ich stehe immernoch unter Schock.
Wenn das wirklich so ist - ... bei allen Einsparungen kann ich es mir nicht wirklich vorstellen -, ist es ein Skandal.
und eine Reha kann ich, anders als Psychosomatik-Wellness-Kliniken, nicht jedes Jahr besuchen.
Und wer soll jedes Jahr in eine Psychosomatik-Wellness-Klinik können - außer privat bezahlt?
und ärgere mich, daß nicht mit offenen Karten gespielt wird, d.h. daß mir Medis völlig plan- und ahnungslos Medis angedreht wurde, die wie gesagt zum Teil gar nicht mehr verschrieben wurden (siehe Reboxetin).
Bei ersterem ärgerst Du Dich zu Recht! - Letzteres (Reboxetin): Habe ich nicht verfolgt. Doch vermutlich gab es ja auch mal einen Verschreibungsstand und zu jenem Zeitpunkt hat der Arzt das mit bestem Wissen und Gewissen verschrieben - was Jahre später erforscht wird, weiß er früher ja nicht. Klar kann man jetzt fordern, daß bitte gründlicher geforscht wird, Pharmokonzerninteressen möglichst ausgeschlossen werden, etc. - dem stimme ich zu.

Auch da muß ich sagen: Wider meiner Befürchtung hatte ich da in aller Regel mit Psychiatern zu tun, die sich schon etwas überlegt haben. (Und einer, die NACH dem Ausprobieren darauf beharrte, daß Citalopram mir spätestens bei Dosissteigerung (auch probiert) helfen müsse, habe ich den Rücken gekehrt. - Nein, so einfach wie sich das jetzt im Rückblick liest, war das damals aktuell nicht.) Und klar sind die versucht, Neues anzubieten - meine verfolgten das aber nicht weiter, wenn ich auf den Zug nicht aufsprang und nichts Neues ausprobieren wollte (mir ging's dafür mit den bekannten nicht schlecht genug; "atypisches Neuroleptikum" und "neu" klang mir zu unsicher - wenn der Leidensdruck höher gewesen wäre, hätte ich das sicher genommen; und im anderen Fall hätte ich sozusagen erst mal meine Diagnose in Frage stellen müssen, dazu gab es aber keinen Anlaß, das andere paßte eindeutig weniger, und einfach so probieren - da hätte ich verzweifelter sein müssen und mir von Psychopharmaka mehr versprechen müssen ... während ich eher an psychische Strukturen glaube).
Jetzt machst du genau dasselbe:Ob der Patient "nicht anders konnte", "noch nicht bereit war"
Sollte ein Zitat von ebenfalls Therapeuten-Aussagen sein. ... die dann ja eigentlich jegliche "Schuld" bestreiten. (Das sollte die Gegenüberdarstellung sein.) - Ich persönlich finde das halt nur genausowenig weiterführend.

Wahrscheinlich bin ich nicht auf "alles" eingegangen, die "Rasantheit" und "Länge" des Threads überfordert mich auch leicht, werde jetzt mal was anderes tun.
Ich verstehe Deine Wut, Deinen Ärger. Die Frage ist nur: Wie gut damit umgehen, wie kannst Du gut damit umgehen? WIE KANN ES FÜR DICH HALBWEGS GUT WEITERGEHEN? Ich habe keine Patentantwort für Dich. Gut, ein verständnisvolles Gegenüber, das auch bei solchen Wutausbrüchen nicht sofort umkippt oder gegenreagiert. Das ist jedenfalls nicht ganz einfach zu finden. Andere Verfahren wie TMS, wenn sie in Frage kommen. - Und, "sorry", erst mal die Wut sacken lassen. Schauen, wie es in ein paar Tagen aussieht. Nein, da wird nicht alles weg sein, dazu ist zuviel Anlaß da, aber das Überschießende, das andere nur unnötig ab- und verschreckt.

Ich habe mich gestern schon leicht gefragt, warum ich mit Deiner Aggression augenblicklich relativ gut umgehen kann. Ein Teil ist sicherlich, daß ich das kenne und deshalb keine absolute Beängstigung erfolgt. (Und schriftlich ist das ja auch viel weniger bedrängend als z.B. am Telefon.) Und der andere Teil ... ich "befürchte", das ist das, was Dir fehlt: AUCH gute Erfahrungen mit Therapeuten, gute Erinnerungen an einen ambulanten Therapeuten (... wenn auch im Verhältnis zu ... - ganz schlechte Relation!), momentan der zuversichtliche Beginn einer neuen Therapie, die Erinnerung an den letzten Klinikaufenthalt, bei dem ich mich durchaus ernst genommen fühlte. - Das Negative daran: Ich bin nicht "geheilt", habe das in manchen Hinsichten auch aufgegeben, aber ich habe Verbesserungen in meinem Befinden erfahren, meine Verzweiflung hat ab irgendwann nie mehr diesen Grad erreicht, meine "Lebenssicht" (das hat auch was mit einer in gewissem Sinne zuversichtlichen Haltung zu tun, den per Zufall doch eher zu findenden Parkplatz als den eh nicht vorhandenen) hat sich - durch wohl innere Strukturänderungen - verändert.

LG, Zarra

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 10:59
von Zarra
Liebe Malike,
ich fand Deinen Beitrag übrigens sehr gut formuliert.
LG, Zarra

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 11:15
von Bigmac1,99
@DocHolliday
ich habe mir jetzt alle Beiträge von Dir nochmal durchgelesen, meine Fragen zu Deinem Thema "Selbsthass" habe ich nicht beantwortet gefunden. Wo und was denn, wenn Du mir helfen magst?
Nein, da mußt su schon selber lesen können. Bei deinen Sprüchen werde ich mich auch hüten, DIR noch irgendwas zu erzählen. (Jetzt kannst du genau das machen, was du ständig tust und nichtmal merkst: Mir vorwerfen, warum ich dir denn nicht mehr anvertraue, also warum ich nicht masochistisch bin, und mir vorwerfen, wenn ich dir mehr von mir und dem (Selbst-)Haß erzähle, ob ich denn nicht etwa vielleicht "mit Gewalt" dran festhalte, was ich denn damit eigentlich bezwecke, oder einen ähnlichen Spruch.
Wenn ich es richtig verstanden habe, warst Du mehrfach in Kliniken, mit diesen Beschäftigungstherapien, warum biste denn immer hin, wenn es Dir klar war, dass es Dir nichts bringt? Hast Du Deinen Empfindungen nicht getraut? Wenn die Diskussionen darüber sinnlos waren, warum hast Du sie dann geführt? Wolltest Du "mit Gewalt" Deine Ansprüche durchsetzen?
Warum ich wieder hin bin? Um Leuten wir dir die Arbeit zu sichern. Dann kannst du unter dem Deckmantel der Expertise mich angreifen und beschuldigen:
a) Wenn ich nach einmaliger Katastrophe nicht nochmal hingehe: "Warum versuchen Sie es nicht nochmal? Warum verharren Sie so darauf? Klinik ist nicht gleich Klinik. Warum haben Sie nicht nach einem passenderem Angebot gesucht?"

b) Wenn ich es ein paar Mal versucht habe: "Warum sind Sie nochmal hin, wenn es Ihnen nichts gebracht hat?"

--> Ist das deine Spezialität, dem Thema auszuweichen, um mit sinnlosen zirkulären Fragen den Patienten die Schuld in die Schuhe zu schieben? Klassische Psychiater Spruch: "Warum haben Sie denn so lange Medikament x genommen, wenn es nicht half?" Wenn man sich nicht ein halbes Jahr mit einem AD quälen möchte? "Sie wissen, daß die Dinger lange brauchen, um zu wirken? Sie müssen schon etwas Geduld mitbringen. Warum möchten Sie unbedingt eine schnelle Lösung? Lassen Sie uns darüber reden; (daß ADs in gut 50% der Fälle nicht helfen verschweige ich jetzt lieber.)"

Egal was du tust, du wirst es IMMER auf den Patienten schieben, er KANN gar nichts richtig tun. Aus dieser Argumentation kommt man als Patient in der Psychiatrie nicht raus. Das geht nur, wenn man auf einer Metaebene das anspricht, was gerade los ist. Aber auch da kann man sich doof/taub stellen. Also bleibt nur, das Feld verlassen und sich dieser Gewalt nicht auszusetzen.
"Hast du deinen Empfindungen nicht getraut"?
a) Schwierig, wenn man von Menschen wie dir umringt ist. Wenn einerseits gepredigt wird, daß ich auf mich hören soll, und dann, wenn das Angebot sich als nicht passend herausstellt, meine Emfpindung in Frage gestellt wird. "Was hat das mit Ihnen zu tun? Warum sind Sie so in der Abwehr? Nein nein , das ist keine Beschuldigung. Ihre Empfindungen sind toll und Sie dürfen die auch haben, aber sie stimmen nicht mit der Realität überein. Unser Angebot ist nun mal perfekt, darüber werden wir jetzt nicht diskutieren, so daß wir nur darüber reden können, in wie weit Sie krank sind und das Angebot hier nicht für Sie nutzen können. Das muß an Ihnen und Ihrer Störung liegen - wir sind perfekt."
"Wenn die Diskussionen darüber sinnlos waren, warum hast Du sie dann geführt? Wolltest Du "mit Gewalt" Deine Ansprüche durchsetzen?"
a) Führe ich die Diskussionen nicht, sagst du: "Warum hast du das nie angesprochen? Schließlich ist es gerade in einer Therapie wichtig, auch unangenehme Sachen anzusprechen - Profis müssen damit umgehen können. Möchtest du es vielleciht so stehen lassen, möchtest du keine Klärung, und schweigst deshalb? Wenn du aus der Depression rauswillst, mußt du auch mal gegen deine resignativ-passive Haltung kämpfen."

b) Versuche ich, meine Problem und Not mitzuteilen, kommen all die Vorwürfe, die ich bereits erwähnt habe. Und Sprüche wie deiner: Wolltest du "mit Gewalt" deine Ansprüche durchsetzen?"

Nochmal: Es gibt keinen Ausweg und keine Möglichkeit, wirklich zu kommunizieren. Also schön schweigen und Atmen gehen.
Um beim Beispiel der Vergewaltigung/sex.Mißbrauch zu bleiben: Ist ja gut, laß den Täter frei, laß uns ihn schützen.
Verstehe ich nicht, wie Du zu diesem Thema kommst, soll das ein Vergleich sein? Habe ich tatsächlich etwas überlesen?
So wie du Mißstände in der psychiatrischen Versorgung "schützt" bzw. darauf nicht eingehst, sondern das tust, was ihr am besten könnt, Probleme oder Unzulänglichkeiten auf die Patienten zu schieben und Kollegen egal wie dämlich, zu decken.

Deine Haltung ist die des Therapeuten, der die/den mißbrauchten Patient fragt, was sein Anteil war, ob er/sie nicht vielleicht (total unbewußt natürlich, das soll nämlich überhaupt kein Vorwurf sein) die Vergewaltigung provoziert/herbeigesehnt hat. Oder der Polizist der dich von einer Anzeige abhalten will: "Ach, wollen Sie das wirklich? Warum sind Sie alleine im Dunkeln gelaufen? Was ist denn IHR Problem mit Männern"?

Aber vielleicht verstehst du den Vergleich ja wieder nicht. Du wirst eh auf nichts eingehen, weil du dich aus dem Thema und dem Problem rausziehst und davon ablenken möchtest, in dem du unter dem Deckmantel verständnisvollen Fragens meine Wahrnehmung als krank darstellst. Nur darüber bist du bereit zu sprechen.

Ich bin ja so krank, daß ich ja unbedingt "mit Gewalt" was durchsetzen möchte, weißt du? Laß uns darüber sprechen, warum ich sooft in Kliniken war und hier noch darüber schreibe. Warum bleibe ich nicht zu Hause und halte den Mund? Und wenn ich zu Hause bleibe kannst du deine Sprüche los werden: "Warum bleibst du zu Hause und versuchst es nicht nochmal? Warum sprichst du diese Schwierigkeiten in der Klinik nicht an? Wie soll die geholfen werden, wenn du nicht sagst, was los ist?"

Wäre ich wie du, würde ich dich fragen:
Was verstehst du an meinem Vergleich mit Prositution nicht? Kann es sein, daß du, wenn dir etwas nicht paßt, auf stur schaltest? Ganz unfreiwillig natürlich, das ist kein Vorwurf. Ich lade dich nur ein, darüber nachzudenken.

Warum fällt es dir so schwer, auf das Thema und meine Wut auf das Erlebte inder Psychowelt einzugehen? Was ist deine Angst, daß du dich hinter dem Vorwurf schützen mußt, dein Gegenüber wolle "mit Gewalt" etwas durchsetzen? Hast du schon mal darüber nachgedacht, daß hinter deinem Ausweichen eine Angst vor der Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema stecken könnte? Ist nur ein Denkansatz, weißt du? Du kannst es annehmen oder natürlich weiter in die Abwehr gehen.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 11:26
von La_crimosa
Hallo zusammen!
Ich glaube, letztendlich ist jede/r, ob mit oder ohne Krankheit, ein mündiger Bürger. D.h., ich muss für mich und meine Bedürfnisse einstehen, mich dafür stark machen - auch wenn dies gerade im Zuge einer Depression fast unmöglich erscheint und ich mir die „richtige“ Hilfe sehnlichst wünsche. (Oder wie Du, Otterchen schreibst, ich ja eigentlich von „-losigkeiten“ übermannt bin und kaum bis gar keine Motivation zeigen kann…) Was natürlich schwierig wird, wenn jegliche Kritik als Abwehrmechanismus tituliert wird...

Die andere Seite ist natürlich die, was einem als „Heilmittel“ vorgegeben wird. Und hier ist es wie bei allem halt unterschiedlich, was für wen zutreffend ist… Aber es macht schon stutzig, wie einfach es sich manche Kliniken machen und wie wenig doch neuste Erkenntnisse in die Behandlung fließen.
Hier habe ich auch das Gefühl, es wird einfach "Geld gemacht“. (Auf meinem Entlassbericht der Klinik standen beispielsweise Therapieangebote drauf, die ich nie besucht habe… es wird m.E. Vieles schön geredet…)

Es ist die Ohnmacht, die auf der Suche nach einem Weg der Gesundung wohl (fast) jeden Kranken ergreift. Dies scheint mir nicht depressionsspezifisch…

LG,
Susanne

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:14
von Bigmac1,99
Hallo zusammen!
Ich glaube, letztendlich ist jede/r, ob mit oder ohne Krankheit, ein mündiger Bürger. D.h., ich muss für mich und meine Bedürfnisse einstehen, mich dafür stark machen - auch wenn dies gerade im Zuge einer Depression fast unmöglich erscheint und ich mir die „richtige“ Hilfe sehnlichst wünsche. (Oder wie Du, Otterchen schreibst, ich ja eigentlich von „-losigkeiten“ übermannt bin und kaum bis gar keine Motivation zeigen kann…) Was natürlich schwierig wird, wenn jegliche Kritik als Abwehrmechanismus tituliert wird...

Die andere Seite ist natürlich die, was einem als „Heilmittel“ vorgegeben wird. Und hier ist es wie bei allem halt unterschiedlich, was für wen zutreffend ist… Aber es macht schon stutzig, wie einfach es sich manche Kliniken machen und wie wenig doch neuste Erkenntnisse in die Behandlung fließen.
Hier habe ich auch das Gefühl, es wird einfach "Geld gemacht“. (Auf meinem Entlassbericht der Klinik standen beispielsweise Therapieangebote drauf, die ich nie besucht habe… es wird m.E. Vieles schön geredet…)

Es ist die Ohnmacht, die auf der Suche nach einem Weg der Gesundung wohl (fast) jeden Kranken ergreift. Dies scheint mir nicht depressionsspezifisch…

LG,
Susanne
Ja, die Ohnmacht. Und es tut mit leid, wenn ich in diesem thread nicht "höflich" genug meine (ja, berechtigte) Wut nicht genug unterdrücke.

Es ist nun mal zum Kotzen, nach 20 Jahren - Erkenntnis hin, Erkenntnis her - sich noch mit Depression rumquälen zu müssen.
Es ist verdammt nochmal zum Kotzen, nach x Klinikaufenthalten sagen zu müssen, daß die eine oder andere Anwendung (Malen, Meditieren, interessante Gespräche mit Mitpatienten..) vielleicht einen ein Stück weiter geholfen haben. Wie man versucht, vorübergehende Erleichterungen als Schritt vorwärts zu erklären, um nicht ganz zu verzweifeln. Und trotzdem steht man eigentlich immer noch in der Sch. So wie der todkranke Krebspatient, der nach einer Dosis Opiaten ein paar Minuten Erleichterung verspürt und sich trotzdem nichts verändern wird und er an seinem Krebs verrecken wird.
Es ist zum Kotzen, nach sovielen Jahren harter Arbeit und harten Kämpfens auf immer die gleichen Angebote in der "Fachwelt" zu stoßen.
Und besonders zum Kotzen sind die Sprüche, die man sich von Laien, und insbesondere von Fachleuten (wie sie hier zu Genüge zitiert wurden) anhören muß.
Es ist einfach nur zum Kotzen, daß man das nichtmal so sagen darf.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:22
von mime
Hallo Bigmac,

um auf deinen Kommentar zu meinem Beitrag auf Seite 2 zu antworten, Folgendes:

Mein Facharzt sagte mal, dass er einen Klinikaufenthalt hinsichtlich der Intensität einer Therapie für weniger geeignet hält als eine intensive ambulante Therapie. Ich denke, es kommt immer auf den Einzelfall an, auf welchen "Kanälen" ein Patient erreichbar ist. Manchen hilft einfach, etwas Kreatives zu tun, kommen evtl. darüber an ihre emotionalen Erinnerungen / Grenzen usw.

Ich verstehe deinen Zorn, auch deine daraus resultierende Abwertung von allem (und halte viele deiner Beispiele [Kuchenbacken & Co.] auch nicht unbedingt für tiefgreifende Therapien - doch ich denke auch nicht, dass sie IMMER als solche "verkauft" werden. Manchmal geht es auch darum, wie Zarra schon schrieb, ein Rahmenprogramm zu schaffen, das helfen soll, aus der eigenen Wort- und Empfindungslosigkeit sich wieder auf andere Menschen einzulassen, mit ihnen zu kommunizieren usw. Eine Depression kann einen in verschiedenen Bereichen beeinträchtigen.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Und mich ärgert die Pauschalisierung (welche sich nur die Psychiatrie leisten kann), daß bei mangelndem Erfolg dem Patienten die Schuld ("Verantwortung") in die Schuhe zu schieben ist.
Zum Thema Schuld will ich mich nicht mehr äußern.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich fühle mich betrogen, wenn Kindergartenkram wie Kuchen backen, Spaziergänge und Basteln als "Therapie" (!!!) für meine psychische Störung angeboten und abgerechnet wird. Es ist OK, nicht zu wissen; es ist nicht OK, Basteln als Therapie zu verkaufen. Ich gebe mich auch nicht als Heilpraktiker aus, der Krebsheilung mittels Chakrareinigung anbietet - was natürlich nur erfolgreich sein kann, wenn der Patient richtig "mitmacht".
Zum Ersteren (dass das für dich nicht die richtige "Therapie" ist): ja, da wirst du recht haben; zum Letzteren: der Vergleich hinkt.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Weiter suchen: Ja, was glaubst du, was ich die ganze Zeit mache? Jetzt kommt sicher dein Vorwurf, es liege an mir, daß ADs nicht anschlagen, oder ich hätte beim Körbeflechten nicht stark genug dran geglaubt oder beim Ausflug in den Zoo mich nicht genug "drauf eingelassen".
Nein, ich will und wollte dir KEINERLEI Vorwürfe machen. Ich fühle mich genauso hilflos wie du, wenn ich deine Erfahrungen lese. Du suchst ja weiter... das habe ich zwischenzeitlich verstanden.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Kiniken sind - entgegen ihren Aussagen - alle mehr oder weniger gleich, was das "therapeutische Angebot" angeht. Wenn ich nochmal einen "Therapieplan" mit Basteln, Rückengymnastik, TaiChi und Spaziergängen in die Hand gedrückt bekomme, raste ich aus.
Verständlich! Ich hoffe, dass das eben mal NICHT der Fall sein wird und dass du irgendwo auch mal auf neuere Ansätze stoßen wirst.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Heute habe ich in meiner Verzweiflung bei einer Klinik, die sich in "affektive Störungen", also auch Depression spezialisiert, angerufen.
Aus der Internetseite wußte ich schon, daß sie dieselben Freizeittätigkeiten anbeiten wie überall (Ergo (also Basteln), Gespräche mit Angehörigen (klar, die haben nach 20 Jahren nichts über Depression gehört), Physio (Physio??? Ich habe keine körperlichen Beschwerden, aber wenn es die Kasse zahlt, muß ich wohl Krankengymnastik über mich ergehen lassen) und Hilfe bei sozialrechtlichen Fragen (also beim Antrag auf EU-Rente).
Aber da sie ja angeblich auf Depression spezialisiert sind, dachte ich, sie werden bestimmt noch was anderes anbieten, was speziell auf Depression abgestimmt ist. Und nein: Psychotherapie bieten sie nicht an (warum soll man schon mit dem Patienten reden??? Lieber zum Basteln verdonnern und im Krisenfall zur Pflege schicken, das spart den Ärzten Stress und den Psychologen Arbeit.)
Gut, Psychotherapie bieten sie nicht an. :o
Das ist schon stark, wenn KEINERLEI Psychotherapie angeboten wird... Doch auch bei anderen Kliniken ist die therapeutische Einzelbetreuung meist nur einmal pro Woch gegeben; andererseits: wie will man in den paar Wochen, in denen man in einer Klinik ist, da einen intensiven Kontakt aufbauen? Das wird wohl kaum möglich sein; dennoch, dass es gar keine Therapiegespräche geben soll, ist schon irgendwie haarsträubend.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ist zwar schon verrückt genug, aber ich erkundigte mich dann, ob sie als psychiatrisches Krankenhaus eventuell TMS bei medikamentenresistenter Depression anbieten. Die Frau am Telefon hat mich nicht verstanden und verband mich mit dem Arzt. Dieser (ich vermute mal, es war ein Psychiater, da es der Stationsarzt war) wußte damit nichts anzufangen, bzw. konnte mir auch nicht sagen, wo das in meiner Stadt angeboten wird.
Und was ist nun TMS? Ich kenne nur EKT (vom Lesen, nicht aus eigener Erfahrung).
Bigmac1,99 hat geschrieben:Nochmal zur Erinnerung: Ich spreche von einer auf Depression spezialisierte Klinik.
Aber da du vielleicht in dem bereich arbeitest, kannst/willst es nicht verstehen, und wirst darauf bestehen, daß Basteln und Spaziergänge state-of-the-art sind und den Patienten, die es wollen, helfen.
Klar, dass du angesichts deiner Erfahrungen sauer auf Kliniken bist, die (angeblich) auf Depressionen spezialisiert sind. Deinen Satz mit "Aber" beginnend kommentierend: Nein, deine Spekulationen treffen alle nicht zu.
Bigmac1,99 hat geschrieben:In 100 Jahren werden wir über diese "Therapie" milde lächeln, so wie wir heute die "Behandlung" von "Neurasthenie" vor 70 Jahren auch nur unter Berücksichtigung der damaligen Ignoranz verstehen können.
Das kann schon sein, doch in 100 Jahren leben wir alle nicht mehr, was hilft`s dann, sich heute darüber Gedanken zu machen?
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich denke, das hat mir heute den Rest gegeben. Früher dachte ich, "wenn es ganz schlimm wird, kannst du noch in die Klinik". Heute weiß ich aus Erfahrung daß das keine wirkliche Alternative ist und daß da außer Unterhaltung und Kursen wie sie in jeder VHS angeboten werden, nichts angeboten wird - zumindest bei gesetzlich Versicherten. Das macht es halt so aussichtslos.
Das kann ich nachvollziehen.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Inzwischen habe ich mich erkundigt, wo in meiner Stadt TMS angeboten wird und habe mir einen Termin für die Sprechstunde geben lassen. Den gab es frühestens in einem Monat. Es geht ja nur um eine schwere Depression, das heißt, es ist egal. Man stelle sich vor, man würde jemand bei einem Beinbruch einen Monat warten lassen oder täglich anrufen lassen, zum Beweis seiner Motivation. Aber zum Glück werden psychische Krankheiten ja heutzutage als solche, also als Krankheiten betrachtet, und ernst genommen.
Besser als nichts (dass du einen Termin hast) und zum Rest: kein Kommentar mehr meinerseits.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Zu deiner Frage, was ich denn glaube als Ansatz hilfreich wäre: Wenn ich es wüßte, wäre ich nicht mehr krank und wäre reich. Dafür sind die Experten und Spezialisten da, um eine Ahnung zu haben, wie bestimmte Krankheitsbilder zu behandeln sind.
Ich habe nur einen inneren Kompaß, der mir sagt "das fühlt sich gut an" oder "das hilft gerade nicht", aber wenn "Experten" erstmal den Patienten fragen müssen, was hilfreich wäre, dann sind sie keine Experten und sollten auch nicht als solche auftreten.
Das mit dem Gesundheitswunsch verstehe ich, doch das mit dem Reichsein... da wird dir sicherlich kein Arzt helfen können.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich gehe mit einer Zwangserkrankung (oder dem o.g. Beinbruch) auch nicht zum Therapeuten/Psychiater und erkläre ihm, wie die Behandlung zu erfolgen hat.
Ich weiß nicht, wie man Krebs oder Zwangsstörungen und Depression heilt, deshalb gebe ich mich auch nicht als Expertin aus, die das wüßte.
Das ist aber ein typischer Trick der Psychiatrie, um sich aus der Verantwortung zu ziehen und dem Patienten zu beschuldigen bei gleichzeitiger Verschleierung der eigenen Ignoranz: Soll er uns sagen, wie es geht.

Ich denke, dass du da ein paar Fakten vermischst. Kein Arzt wird sich patientenseits vorschreiben lassen, wie er dich zu behandeln hat. Das wäre Manipulation auf ganzer Linie und ein irreales Unterfangen. Auch in der Krebsforschung wird immer weiter nach verbesserten Methoden der Behandlung gesucht; bei der Depressionsforschung ebenso. Alle Wissenschaft ist ein Prozess, und wir sind mittendrin (und haben das Glück eben nicht vor 100 Jahren zu leben und den damaligen [fragwürdigen] Methoden im Umgang mit psychisch Kranken "behandelt", d. h. meistens weggesperrt, zu werden).

Du suchst nach Möglichkeiten, wie dir gehofen werden kann, und fragst gleichzeitig, ob das deine Aufgabe ist - teilweise ja. Denn kein Arzt, kein Psychiater, kein Therapeut kann in dich hineinsehen und wissen, was dir gut tut oder prophezeihen, was dir helfen wird. Jeder Mensch ist anders "gestrickt". Das, was in einem Fall hilft, kann im anderen Fall nicht helfen. Du weißt jetzt mittlerweile auch deinen negativen Erfahrungen (schade, dass da nichts Positives dabei war), was du nicht möchtest - und das betrifft die gängigen klinikinternen Angebote - und ja, da ist man wohl auch auf sich gestellt, zu suchen, was man für sich möchte und wie du schreibst, was sich als "gut" bzw. "richtig" für einen anfühlt, sofern man dafür noch ein Gespür hat.

Ich habe das Glück, an einen sehr fähigen Facharzt und eine sehr gute Therapeutin geraten zu sein, einen einen Klinikaufenthalt hatte ich aus diversen Gründen abgelehnt. Es wäre wünschenswert, dass die Behandler allesamt so wären, wie jene beiden (und diejenigen, die hier von ihren Patienten als gut befunden werden). Ich persönlich bin froh, dass es heutzutage verschiedene Ansätze gibt, Depressionen zu behandeln; inwiefern sie Heilung bieten, kann ich (aus eigener Erfahrung) nicht sagen. Doch was wirklich hilft, und was wirklich zu einem persönlich passt, muss man ausprobieren; eine andere Alternative bietet sich uns nicht und ich denke, dass dies auch gut ist (freien Willens zu sein, uns vor oder gegen etwas zu entscheiden).
Mehr möchte ich dazu jetzt nicht mehr schreiben. Ich habe versucht, möglichst neutral auf deine Aussagen einzugehen, auch wenn sie mich zugegebenermaßen teilweise etwas geärgert haben. Bei allem Verständnis, deine Wut und negativen Erfahrungen betreffend und allem Respekt, den ich meinem fremden Gegenüber - auch dir - zolle, werde ich mich aus diesem Thread zurückziehen, wenn sich die Beiträge hier noch weiter aufheizen oder hochschaukeln.

Vielleicht sollten tun wir gut daran, wenn wir etwas mehr auf den Tonfall achten, der in diesem Thread vorherrscht; ich habe keine Lust auf Angriffe, Gegenangriffe usw. bzw. keine Nerven für so etwas.

Abschließend: ich hoffe sehr, dass dir, Bigmac, der TMS-Termin in einem Monat etwas bringt und wünsche dir wirklich, dass du Hilfreiches erfahren kannst in der nächsten Zeit.

Alles Gute
Mime

P. S. Love it or leave it - keiner wird gezwungen, hier im Forum weiterzuschreiben; allerdings gibt es hier auch eine Forumsregel, die auf einen gewissen höflichen Umgangston hinweist...

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:27
von La_crimosa
HAllo Bigmac,
ich finde es gut, dass Du es gesagt hast, Deinem Unmut Luft gemacht hast - und ja auch einige Bestätigung erfahren hast! Du bist also nicht ganz alleine mit Deiner Wut!
Ich fühlte und fühle mich bestätigt durch Deine Worte und kann diese bekräftigen! Danke!

Aber, wenn Du Kraft hast, dann engagiere Dich doch in einem Verein oder werde anderweitig in Sachen Aufklärung tätig!? So findet vielleicht Veränderung statt?!

LG,
Susanne

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:31
von otterchen
Weißt Du was, Bigmac?

Anstatt alles zu relativieren
und zu versuchen, Dir "irgendwie" doch wieder ein gutes Gefühl zu verschaffen...

gebe ich Dir einfach mal Recht.
Jawohl.
In Anbetracht Deiner Erfahrungen sind diese Gefühle durchaus berechtigt.

Jetzt kommt allerdings doch wieder so ein blöder Gedanke:
wie lange möchtest Du noch so wütend sein?
So lange bis sich etwas ändert? Das wird es nicht. Ergo: Situation gegeben, Bigmac dauer-wütend. Soll so Dein Leben aussehen?
Kann man aus dieser Situation nicht irgendwas machen? Sie irgendwie umwandeln, z.B. in eine virtuelle Selbsthilfegruppe, die stöbert und aufdeckt und zur Sprache bringt etc.? *meinjanur*
Dann wäre Deine Wut zumindest der fulminante Startschuss zu etwas Neuem, Gutem.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:34
von Malike
Liebes otterchen, liebe Zarra,

vielen Dank für die nette Rückmeldung :)

Mir geht es wie Zarra: "die "Rasantheit" und "Länge" des Threads überfordert mich..."

Dennoch finde ich den Ansatz interessant und bin auch etwas beruhigt (?), dass ich mit meiner Verzweiflung nicht alleine dastehe. Es liest sich bei mir wohl anders, weil mein Grundgefühl nicht Wut, sondern Resignation ist. Aber ich glaube, dass hinter beidem das gleiche steckt: Verzweiflung.

Auch in bin gefangen in euren beschriebenen "Losigkeiten". Und das ist ja ein Teufelskreis: wie um etwas bemühen, wenn Kraft und Motivation fehlen? Theoretisch weiß ich auch, was man machen soll, um die Abwärtsspirale aufzuhalten (obwohl: wie weit nach unten ist noch Luft???) Unterstützt durch die durchaus gut gemeinten Ratschläge des Therapeuten, wie z.B. "Sie sollten spazieren gehen.", "Sie sollten unter Leute.". Das ist mir schon alles klar, aber ich kann nicht. Mir fehlen Kraft, Antrieb und vor allem Lust. Und da beginnt die Schwierigkeit für mich. Was in leichteren Phasen vielleicht noch funktioniert, klappt jetzt nicht mehr. Jeder weiß, dass es schon schwierig für einen gesunden Menschen sein kann, sich zu etwas aufzuraffen, zu dem er keine Lust hat. Wie funktioniert das, wenn man also in einer schweren Depression und eben voller dieser "Losigkeiten" steckt?????

Und selbst wenn ich mich zu irgendetwas aufraffe, entsteht leider nicht das vielfach umworbene Gefühl, dass man froh ist, es dann doch gemacht zu haben. Ich empfinde nichts als schön, alles ist nur Anstrengung und keine Freude und ich wünsche mir dann immer nur, schnell wieder nach Hause zu kommen.


Liebe Antiope,

du hast ja auch einige "reizende" Erfahrungen gemacht. Das muss man alles erst einmal verarbeiten...

Die Sorge mit dem Arbeitsplatz kenne ich nur zu gut. Ich bin schon zwei Mal für ein Jahr ausgefallen, sodass ich mich derzeit nicht traue, zum Arzt zu gehen, um mir eine Auszeit zu nehmen. Wobei die ja auch wieder gefüllt sein müsste, sonst rutsche zumindest ich immer noch mehr ab. Ich möchte schon arbeiten, aber nicht so viel. Das kann ich anscheinend nicht auf Dauer leisten. Wenn ich Stunden reduziere, dass die Entlastung spürbar wird, dann komme ich finanziell nicht klar.

Wie macht ihr anderen das? Habt ihr einen Job? Wie schafft ihr die Anforderungen?


Lieber bigmac,

unser Gesundheitssystem ist im Vergleich zu anderen tatsächlich schon ziemlich gut, wenn es auch weit entfernt von perfekt ist. Viele Menschen fallen da durch das Raster und bekommen nicht die Hilfe, die ihnen vielleicht besser helfen würde.

Ich habe zwar den ganzen Thread gelesen, kann mich aber nicht erinnern, ob du etwas darüber geschrieben hast, ob du im privaten Umfeld Unterstützung erhältst?
Ich stehe mit dem Ganzen so ziemlich alleine da und denke mir zumindest, dass es hilfreicher für mich wäre, wenn jemand mal unterstützend mitwirken würde. Aber ebenso habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele mit mir und der Krankheit überfordert sind, nicht damit umgehen können und sich zumeist distanzieren :-(

Ich wünschte, ich hätte eine Antwort auf die Frage "Was hilft in solchen Situationen der Verzweiflung und der absoluten Losigkeiten????"

So, ich brauche eine Pause ;)

LG
Malike

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:38
von mime
@La_crimosa und @all:

...Trotzdem könnte ein etwas respektvollerer bzw. höflicherer Umgangston nicht schaden. Sorry, aber das kann ich mir nicht verkneifen...

Ich verstehe Zorn, Wut und Enttäuschung, wenn man soviele negative Erfahrungen sammeln musste, wie Bigmac und alle anderen, denen er aus dem Herzen spricht - und jeder von uns trägt solche negativen Erfahrungen auch in und mit sich.

Doch nach dem berühmten "Gießkannenprinzip" alles schlecht zu machen und obendrein auch den persönlichen Angriff nicht zu scheuen, ist für mich ebenfalls ein fragwürdiger Ansatz (auch für dieses Forum). Hier werde ich erst einmal pausieren, es ist mir momentan zu anstrengend.

Viele Grüße
Mime

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 12:43
von Bigmac1,99
Liebe Zarra,
Vielleicht sollten wir auch mal zwischen "Beschäftigungtherapie" und echter Kunst- oder Gestaltungstherapie unterscheiden, wobei Du zugegebenermaßen wahrscheinlich ersteres "genossen" hast. Und sorry, bei letzterem habe ich Gutes erlebt (bis auf eine sehr junge Vertretung waren das Supertherapeuten), weil es bei mir Bereiche gibt, in denen ich mit Worten vielleicht eher etwas zudecke als fühle.
Ich kann sehr gut formulieren, was in mir los ist. Ich finde es auch wirklich gut, wenn andere von "Ergo-" oder "Kunsttherapie" profitieren und möchte das auch in keinster Weise abstreiten. Mir helfen diese „kreativen nonverbalen“ Verfahren nicht. Ist das meine Schuld, daß ich eher eine persönliche Auseinandersetzung mit einem anderen Menschen brauche, welche nun mal mehr kostet und daher kaum Teil des Leistungsspektrums ist? Ist das meine "Abwehr"? Weißt du, wie sich das anfühlt, wenn es dir Elend geht, und anstatt mit dir zu reden, du zu einem Gruppenangebot geschickt wirst, zum Malen oder Trommeln oder schweigend im Wald wandern - zum Schnauzehalten sozusagen? Und du das nochmal gefälligst als positiv zu erleben hast? Und wenn du es dann wagst, es anzusprechen, von den Profis gefragt wirst, warum du dich „nicht drauf einlassen kannst“?
Entspannungs- und meditative Verfahren sehe ich als Ergängungsmöglichkeit, um hinsichtlich der oft sehr angeknacksten Enspannungsfähigkeit etwas zu tun. Das hat natürlich nichts mit direkter Problemverarbeitung zu tun.
Ja, ich sehe all die Ergänzungsmöglichkeiten. Mir fehlt nur die eigentliche Therapie bei diesen stationären Angeboten.
Zitat:
Und in anderen Kliniken (wie der, bei der ich heute angerufen habe) ist Psychotherapie gar nicht vorgesehen. Ich stehe immernoch unter Schock.

Wenn das wirklich so ist - ... bei allen Einsparungen kann ich es mir nicht wirklich vorstellen -, ist es ein Skandal.
Ich kann dir die Klinik in PN gerne nennen. Und es ist nicht wirklich die Ausnahme. In psychiatrischen Krankenhäusern, die einen aufnehmen müssen, wenn man die 10 Monate Wartezeit bis zur Aufnahme in die Psychosomatik nicht alleine überbrücken kann, ist auch keine Psychotherapie vorgesehen. Es sei denn du verklärst das wöchentliche Kuchenbacken, den Spaziergang und die Spieleabende als solche – was durchaus so getan wird und nicht ironisch gemeint ist.
Warum gibt das keinen Aufschrei? Weil der Skandal Menschen betrifft, die eh am Rande der Gesellschaft sind und aufgrund ihrer Problematik nicht für voll genommen werden?
Zitat:
und eine Reha kann ich, anders als Psychosomatik-Wellness-Kliniken, nicht jedes Jahr besuchen.

Und wer soll jedes Jahr in eine Psychosomatik-Wellness-Klinik können - außer privat bezahlt?
Einfache Einweisung von Arzt reicht. Von der Kasse abstempeln lassen, das war’s.
Bei ersterem ärgerst Du Dich zu Recht! - Letzteres (Reboxetin): Habe ich nicht verfolgt. Doch vermutlich gab es ja auch mal einen Verschreibungsstand und zu jenem Zeitpunkt hat der Arzt das mit bestem Wissen und Gewissen verschrieben - was Jahre später erforscht wird, weiß er früher ja nicht. Klar kann man jetzt fordern, daß bitte gründlicher geforscht wird, Pharmokonzerninteressen möglichst ausgeschlossen werden, etc. - dem stimme ich zu.
Ja, daß halt ehrlicher und offener darüber gesprochen wird. Niemand muß alles wissen, Ärzte tun auch nur was sie können. Aber wenn ich in Interviews oder ähnliches höre, wie Psychiater behaupten, daß man mit Medikamenten „heutzutage die meisten Depressionen gut behandeln kann“ und deren Konzept in psychiatrischen Klinik nur auf Medis und „Körbeflechten“ besteht, dann ärgert mich das. Psychische Strukturen, wie du sagst (und ich sehe das genauso) sind nicht vorgesehen.
Zitat:
Jetzt machst du genau dasselbe:Ob der Patient "nicht anders konnte", "noch nicht bereit war"

Sollte ein Zitat von ebenfalls Therapeuten-Aussagen sein. ... die dann ja eigentlich jegliche "Schuld" bestreiten. (Das sollte die Gegenüberdarstellung sein.) - Ich persönlich finde das halt nur genausowenig weiterführend.
Ok, ok, dann habe ich dich an dieser Stelle mißverstanden. Ich habe mich schon gewundert, weil es irgendwie nicht zu deinem post paßte.

Ich antworte dir mal "stückchenweise", damit es nicht jedesmal so lange wird... Fortsetzung folgt also :-)
Und ich danke dir, daß du auf mich eingehst und dich mit mir auseinandersetzt, und nicht mit Sprüchen oder Pauschalisierungen um dich wirfst. Offensichtlich bist du nicht in einer akuten Haß- und Verzweiflungsattacke wie ich, kannst aber einiges nachvollziehen.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 13:06
von Antiope
Mir wird (genauso wie anderen) das Thema zu heiß, zu aufgeladen, zu beschuldigend.

Ich hätte einfach eine Bitte an bicmac:
Ja, Deine Erfahrungen sind furchtbar.
Es wäre aber besser für die Menschen (!!!) hier, dass das aufrechnende "Du hast ...", "Du bist ..." usw. auf die Leser hier abzuschießen.
Viel einfacher wäre: "ich fühle mich...", "ich bin ...".
Einfach die Wut auf andere loslassen, sich "auszukotzen" - das ist zerstörerisch.

Mich macht diese Wut, diese Gesamtverurteilung krank, verzweifelt. Es verletzt mich.

Ich hoffe, diese Gefühle werden so akzeptiert. Und nicht plattgewalzt.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 13:10
von Bigmac1,99
Liebe Zarra,
hier also der zweite Teil meiner Antwort...
Ich verstehe Deine Wut, Deinen Ärger. Die Frage ist nur: Wie gut damit umgehen, wie kannst Du gut damit umgehen? WIE KANN ES FÜR DICH HALBWEGS GUT WEITERGEHEN? Ich habe keine Patentantwort für Dich. Gut, ein verständnisvolles Gegenüber, das auch bei solchen Wutausbrüchen nicht sofort umkippt oder gegenreagiert. Das ist jedenfalls nicht ganz einfach zu finden. Andere Verfahren wie TMS, wenn sie in Frage kommen. - Und, "sorry", erst mal die Wut sacken lassen. Schauen, wie es in ein paar Tagen aussieht. Nein, da wird nicht alles weg sein, dazu ist zuviel Anlaß da, aber das Überschießende, das andere nur unnötig ab- und verschreckt.
Das ist tatsächlich das Dilemma, in dem ich stecke und das mich so wahnsinnig macht. So sehr ich Hilfe bei der Bearbeitung brauche, so wenig möchte irgendjemand, ob Laie oder „Profi“ damit zu tun haben (auch wenn sie gegensätzliches behaupten). Menschen, auch Therapeuten, schrecken zurück, wollen nichts davon hören und schicken einen lieber zum Sport. Hilft ganz toll gegen Haß, wirklich. Dann sind die schlechten Erfahrungen, die dazu geführt haben, weg und man braucht sich nicht mal mit dem Patienten damit auseinandersetzen. Täglich halbe Std. auf den Ergometer, dann auf der Matte entspannen und alle sind fein raus.
Und wenn ich es dann doch versuche, und mit Sprüchen wie „Was hat das mit dir zu tun“, „Möchtest du nicht vielleicht „mit Gewalt“ deine Ansicht durchsetzen?“ dann ist das nicht gerade hilfreich.
Dann steigen die Wut, der Haß, die Verzweiflung ob des Nichtvertandenwerdens erst recht ins Unermessliche. Was wiederrum beim anderen zu weiterem Rückzug/Überforderung/Vorwürfen führt. Und so dreht sich die Spirale…Alleine dreht man durch, Sprüche ziehen einen weiter runter.
Also doch schweigen und runterschlucken. Bleibt einem nur, sich aufs Zimmer zurückzuziehen und den Kopf gegen die Wand zu schlagen.

Bestätigt zu werden, daß vieles nun mal Sch. ist und war wäre schon mal hilfreich und was anderes als das ständige meine-Wut-in-Frage-stellen und meine Wahrnehmung als gestört zu erklären. Aber so leicht das auch klingt, so unmöglich scheint es auch zu sein. Selbst in diesem Forum scheinen manche wie Mime sich daran zu stören, daß ich so direkt/krass bin. Bei allem Verständnis für meine Wut und Verzweiflung, soll ich sie bitteschön soweit runterschlucken, bändigen und ganz sanft zeigen, daß andere es hören können. Sonst wird es als persönlicher Angriff meinerseits gewertet. Mich angesichts meiner Erfahrungen zu fragen, warum ich das öfter angesprochen habe, ob ich nicht vielleicht doch „mit Gewalt“ meine Ansichten durchsetzen möchte – nein, das ist kein persönlicher Angriff und Invalidierung meiner Gefühle und Erfahrungen, nein.
Ich habe mich gestern schon leicht gefragt, warum ich mit Deiner Aggression augenblicklich relativ gut umgehen kann. Ein Teil ist sicherlich, daß ich das kenne und deshalb keine absolute Beängstigung erfolgt. (Und schriftlich ist das ja auch viel weniger bedrängend als z.B. am Telefon.) Und der andere Teil ... ich "befürchte", das ist das, was Dir fehlt: AUCH gute Erfahrungen mit Therapeuten, gute Erinnerungen an einen ambulanten Therapeuten (... wenn auch im Verhältnis zu ... - ganz schlechte Relation!), momentan der zuversichtliche Beginn einer neuen Therapie, die Erinnerung an den letzten Klinikaufenthalt, bei dem ich mich durchaus ernst genommen fühlte. - Das Negative daran: Ich bin nicht "geheilt", habe das in manchen Hinsichten auch aufgegeben, aber ich habe Verbesserungen in meinem Befinden erfahren, meine Verzweiflung hat ab irgendwann nie mehr diesen Grad erreicht, meine "Lebenssicht" (das hat auch was mit einer in gewissem Sinne zuversichtlichen Haltung zu tun, den per Zufall doch eher zu findenden Parkplatz als den eh nicht vorhandenen) hat sich - durch wohl innere Strukturänderungen - verändert.
Dann bist du schon ein ganzes Stück weiter. In der Tat fehlen mir gute Erfahrungen, obwohl ich verzweifelt danach suche. Sich bei jedem Anlauf erneut den bekannten Sprüchen auszusetzen zehrt aber auch und hat seinen Preis. Daher bleibt im Moment nur das Schweigen und Runterschlucken und ein Geschwülst o.Ä. in Kauf zu nehmen. Aber deine Worte helfen mir ein wenig, danke nochmal.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 13:20
von Bigmac1,99
Mir wird (genauso wie anderen) das Thema zu heiß, zu aufgeladen, zu beschuldigend.

Ich hätte einfach eine Bitte an bicmac:
Ja, Deine Erfahrungen sind furchtbar.
Es wäre aber besser für die Menschen (!!!) hier, dass das aufrechnende "Du hast ...", "Du bist ..." usw. auf die Leser hier abzuschießen.
Viel einfacher wäre: "ich fühle mich...", "ich bin ...".
Einfach die Wut auf andere loslassen, sich "auszukotzen" - das ist zerstörerisch.

Mich macht diese Wut, diese Gesamtverurteilung krank, verzweifelt. Es verletzt mich.

Ich hoffe, diese Gefühle werden so akzeptiert. Und nicht plattgewalzt.
Deine Gefühle kann ich akzeptieren, ja zum Teil sogar verstehen. Was ich nicht verstehe ist, warum du dir das antust und mitliest. Meine Wut richtet sich nicht an dich, und wenn sie dich dennoch platt mach, dann würde ich an deiner Stelle Abstand dazu nehmen.

Deine Bitte vestehe ich allerdings nicht. Ich darf nicht auf konkrete Aussagen eingehen ("du hast" "du bist") und darauf antworten, sondern soll deiner Meinung nach lieber allgemein bleiben? Daß ich mich vera.. fühle und warum habe ich detailliert genug hier beschrieben. Deiner Meinung nach ist das jedoch zerstörererisch und ich sollte es gefälligst lassen? Also so etwas wie vorsichtig, höflich und diplomatisch mitzuteilen, daß ich "ein bißchen wütend bin", weil ich mich deiner Meinung nicht auskotzen darf?
Mich macht diese Unterdrückung meiner Wut und das Abstreiten meiner Erfahrungen, die dazu geführt haben, krank. Diese Pseudoerlaubnis, darüber zu sprechen, "aber bitte nur ein bißchen und nur ganz vorsichtig, weil eigentlich will/kann ich es nicht ertragen"... Und ich hoffe, du kannst das verstehen.

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 13:27
von Bigmac1,99
@otterchen
gebe ich Dir einfach mal Recht.
Jawohl.
In Anbetracht Deiner Erfahrungen sind diese Gefühle durchaus berechtigt.
Einfach so. Danke. Hört sich voll ehrlich an.
Jetzt kommt allerdings doch wieder so ein blöder Gedanke:
wie lange möchtest Du noch so wütend sein?
So lange bis sich etwas ändert? Das wird es nicht. Ergo: Situation gegeben, Bigmac dauer-wütend. Soll so Dein Leben aussehen?
Oh Mann, daß ich nicht eher drauf gekommen bin. Stimmt, ich möchte nicht mehr wütend sein. Also entscheide ich, ab jetzt nicht mehr wütend zu sein. Vorbei. Bringt eh nichts. Hättest du mir das eher gesagt, wäre mir eine chronische Depression erspart geblieben!
Warum nimmst du eigentlich an diesem Forum teil? Willst du nicht, daß sich was ändert und hängst an deinem Problem fest? Wie lange noch, otterchen? Das ist ganz allein deine Entscheidung.
Kann man aus dieser Situation nicht irgendwas machen? Sie irgendwie umwandeln, z.B. in eine virtuelle Selbsthilfegruppe, die stöbert und aufdeckt und zur Sprache bringt etc.? *meinjanur*
Dann wäre Deine Wut zumindest der fulminante Startschuss zu etwas Neuem, Gutem.
Hört sich gut an, wir wissen aber, daß ich als Einzelner nichts bewirken werde, außer mich (wie teilweise in diesem Forum geschieht) den immerwieder gleichen Vorwürfen auszusetzen. Selbst "bekannte" und viel ernstere Fälle als meinen/deinen/unseren, wie Gerd Postel, Mollath, etc. haben nichts an den Zuständen geändert.
Runterschlucken!

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Verfasst: 20. Mai 2014, 13:43
von DocHolliday
Hallo Bigmac,

mir bist Du zu aufgeladen, ich halte es auch für sinnlos, Deine vielen Unterstellungen geradezurücken,
nichtsdestotrotz wünsche ich Dir alles Gute!

LG
DocHolliday