Hallo Bigmac,
um auf deinen Kommentar zu meinem Beitrag auf Seite 2 zu antworten, Folgendes:
Mein Facharzt sagte mal, dass er einen Klinikaufenthalt hinsichtlich der Intensität einer Therapie für weniger geeignet hält als eine intensive ambulante Therapie. Ich denke, es kommt immer auf den Einzelfall an, auf welchen "Kanälen" ein Patient erreichbar ist. Manchen hilft einfach, etwas Kreatives zu tun, kommen evtl. darüber an ihre emotionalen Erinnerungen / Grenzen usw.
Ich verstehe deinen Zorn, auch deine daraus resultierende Abwertung von allem (und halte viele deiner Beispiele [Kuchenbacken & Co.] auch nicht unbedingt für tiefgreifende Therapien - doch ich denke auch nicht, dass sie IMMER als solche "verkauft" werden. Manchmal geht es auch darum, wie Zarra schon schrieb, ein Rahmenprogramm zu schaffen, das helfen soll, aus der eigenen Wort- und Empfindungslosigkeit sich wieder auf andere Menschen einzulassen, mit ihnen zu kommunizieren usw. Eine Depression kann einen in verschiedenen Bereichen beeinträchtigen.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Und mich ärgert die Pauschalisierung (welche sich nur die Psychiatrie leisten kann), daß bei mangelndem Erfolg dem Patienten die Schuld ("Verantwortung") in die Schuhe zu schieben ist.
Zum Thema Schuld will ich mich nicht mehr äußern.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich fühle mich betrogen, wenn Kindergartenkram wie Kuchen backen, Spaziergänge und Basteln als "Therapie" (!!!) für meine psychische Störung angeboten und abgerechnet wird. Es ist OK, nicht zu wissen; es ist nicht OK, Basteln als Therapie zu verkaufen. Ich gebe mich auch nicht als Heilpraktiker aus, der Krebsheilung mittels Chakrareinigung anbietet - was natürlich nur erfolgreich sein kann, wenn der Patient richtig "mitmacht".
Zum Ersteren (dass das für dich nicht die richtige "Therapie" ist): ja, da wirst du recht haben; zum Letzteren: der Vergleich hinkt.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Weiter suchen: Ja, was glaubst du, was ich die ganze Zeit mache? Jetzt kommt sicher dein Vorwurf, es liege an mir, daß ADs nicht anschlagen, oder ich hätte beim Körbeflechten nicht stark genug dran geglaubt oder beim Ausflug in den Zoo mich nicht genug "drauf eingelassen".
Nein, ich will und wollte dir KEINERLEI Vorwürfe machen. Ich fühle mich genauso hilflos wie du, wenn ich deine Erfahrungen lese. Du suchst ja weiter... das habe ich zwischenzeitlich verstanden.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Kiniken sind - entgegen ihren Aussagen - alle mehr oder weniger gleich, was das "therapeutische Angebot" angeht. Wenn ich nochmal einen "Therapieplan" mit Basteln, Rückengymnastik, TaiChi und Spaziergängen in die Hand gedrückt bekomme, raste ich aus.
Verständlich! Ich hoffe, dass das eben mal NICHT der Fall sein wird und dass du irgendwo auch mal auf neuere Ansätze stoßen wirst.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Heute habe ich in meiner Verzweiflung bei einer Klinik, die sich in "affektive Störungen", also auch Depression spezialisiert, angerufen.
Aus der Internetseite wußte ich schon, daß sie dieselben Freizeittätigkeiten anbeiten wie überall (Ergo (also Basteln), Gespräche mit Angehörigen (klar, die haben nach 20 Jahren nichts über Depression gehört), Physio (Physio??? Ich habe keine körperlichen Beschwerden, aber wenn es die Kasse zahlt, muß ich wohl Krankengymnastik über mich ergehen lassen) und Hilfe bei sozialrechtlichen Fragen (also beim Antrag auf EU-Rente).
Aber da sie ja angeblich auf Depression spezialisiert sind, dachte ich, sie werden bestimmt noch was anderes anbieten, was speziell auf Depression abgestimmt ist. Und nein: Psychotherapie bieten sie nicht an (warum soll man schon mit dem Patienten reden??? Lieber zum Basteln verdonnern und im Krisenfall zur Pflege schicken, das spart den Ärzten Stress und den Psychologen Arbeit.)
Gut, Psychotherapie bieten sie nicht an.
Das ist schon stark, wenn KEINERLEI Psychotherapie angeboten wird... Doch auch bei anderen Kliniken ist die therapeutische Einzelbetreuung meist nur einmal pro Woch gegeben; andererseits: wie will man in den paar Wochen, in denen man in einer Klinik ist, da einen intensiven Kontakt aufbauen? Das wird wohl kaum möglich sein; dennoch, dass es gar keine Therapiegespräche geben soll, ist schon irgendwie haarsträubend.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ist zwar schon verrückt genug, aber ich erkundigte mich dann, ob sie als psychiatrisches Krankenhaus eventuell TMS bei medikamentenresistenter Depression anbieten. Die Frau am Telefon hat mich nicht verstanden und verband mich mit dem Arzt. Dieser (ich vermute mal, es war ein Psychiater, da es der Stationsarzt war) wußte damit nichts anzufangen, bzw. konnte mir auch nicht sagen, wo das in meiner Stadt angeboten wird.
Und was ist nun TMS? Ich kenne nur EKT (vom Lesen, nicht aus eigener Erfahrung).
Bigmac1,99 hat geschrieben:Nochmal zur Erinnerung: Ich spreche von einer auf Depression spezialisierte Klinik.
Aber da du vielleicht in dem bereich arbeitest, kannst/willst es nicht verstehen, und wirst darauf bestehen, daß Basteln und Spaziergänge state-of-the-art sind und den Patienten, die es wollen, helfen.
Klar, dass du angesichts deiner Erfahrungen sauer auf Kliniken bist, die (angeblich) auf Depressionen spezialisiert sind. Deinen Satz mit "Aber" beginnend kommentierend: Nein, deine Spekulationen treffen alle nicht zu.
Bigmac1,99 hat geschrieben:In 100 Jahren werden wir über diese "Therapie" milde lächeln, so wie wir heute die "Behandlung" von "Neurasthenie" vor 70 Jahren auch nur unter Berücksichtigung der damaligen Ignoranz verstehen können.
Das kann schon sein, doch in 100 Jahren leben wir alle nicht mehr, was hilft`s dann, sich heute darüber Gedanken zu machen?
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich denke, das hat mir heute den Rest gegeben. Früher dachte ich, "wenn es ganz schlimm wird, kannst du noch in die Klinik". Heute weiß ich aus Erfahrung daß das keine wirkliche Alternative ist und daß da außer Unterhaltung und Kursen wie sie in jeder VHS angeboten werden, nichts angeboten wird - zumindest bei gesetzlich Versicherten. Das macht es halt so aussichtslos.
Das kann ich nachvollziehen.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Inzwischen habe ich mich erkundigt, wo in meiner Stadt TMS angeboten wird und habe mir einen Termin für die Sprechstunde geben lassen. Den gab es frühestens in einem Monat. Es geht ja nur um eine schwere Depression, das heißt, es ist egal. Man stelle sich vor, man würde jemand bei einem Beinbruch einen Monat warten lassen oder täglich anrufen lassen, zum Beweis seiner Motivation. Aber zum Glück werden psychische Krankheiten ja heutzutage als solche, also als Krankheiten betrachtet, und ernst genommen.
Besser als nichts (dass du einen Termin hast) und zum Rest: kein Kommentar mehr meinerseits.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Zu deiner Frage, was ich denn glaube als Ansatz hilfreich wäre: Wenn ich es wüßte, wäre ich nicht mehr krank und wäre reich. Dafür sind die Experten und Spezialisten da, um eine Ahnung zu haben, wie bestimmte Krankheitsbilder zu behandeln sind.
Ich habe nur einen inneren Kompaß, der mir sagt "das fühlt sich gut an" oder "das hilft gerade nicht", aber wenn "Experten" erstmal den Patienten fragen müssen, was hilfreich wäre, dann sind sie keine Experten und sollten auch nicht als solche auftreten.
Das mit dem Gesundheitswunsch verstehe ich, doch das mit dem Reichsein... da wird dir sicherlich kein Arzt helfen können.
Bigmac1,99 hat geschrieben:Ich gehe mit einer Zwangserkrankung (oder dem o.g. Beinbruch) auch nicht zum Therapeuten/Psychiater und erkläre ihm, wie die Behandlung zu erfolgen hat.
Ich weiß nicht, wie man Krebs oder Zwangsstörungen und Depression heilt, deshalb gebe ich mich auch nicht als Expertin aus, die das wüßte.
Das ist aber ein typischer Trick der Psychiatrie, um sich aus der Verantwortung zu ziehen und dem Patienten zu beschuldigen bei gleichzeitiger Verschleierung der eigenen Ignoranz: Soll er uns sagen, wie es geht.
Ich denke, dass du da ein paar Fakten vermischst. Kein Arzt wird sich patientenseits vorschreiben lassen, wie er dich zu behandeln hat. Das wäre Manipulation auf ganzer Linie und ein irreales Unterfangen. Auch in der Krebsforschung wird immer weiter nach verbesserten Methoden der Behandlung gesucht; bei der Depressionsforschung ebenso. Alle Wissenschaft ist ein Prozess, und wir sind mittendrin (und haben das Glück eben nicht vor 100 Jahren zu leben und den damaligen [fragwürdigen] Methoden im Umgang mit psychisch Kranken "behandelt", d. h. meistens weggesperrt, zu werden).
Du suchst nach Möglichkeiten, wie dir gehofen werden kann, und fragst gleichzeitig, ob das deine Aufgabe ist - teilweise ja.
Denn kein Arzt, kein Psychiater, kein Therapeut kann in dich hineinsehen und wissen, was dir gut tut oder prophezeihen, was dir helfen wird. Jeder Mensch ist anders "gestrickt". Das, was in einem Fall hilft, kann im anderen Fall nicht helfen. Du weißt jetzt mittlerweile auch deinen negativen Erfahrungen (schade, dass da nichts Positives dabei war), was du nicht möchtest - und das betrifft die gängigen klinikinternen Angebote - und ja, da ist man wohl auch auf sich gestellt, zu suchen, was man für sich möchte und wie du schreibst, was sich als "gut" bzw. "richtig" für einen anfühlt, sofern man dafür noch ein Gespür hat.
Ich habe das Glück, an einen sehr fähigen Facharzt und eine sehr gute Therapeutin geraten zu sein, einen einen Klinikaufenthalt hatte ich aus diversen Gründen abgelehnt. Es wäre wünschenswert, dass die Behandler allesamt so wären, wie jene beiden (und diejenigen, die hier von ihren Patienten als gut befunden werden). Ich persönlich bin froh, dass es heutzutage verschiedene Ansätze gibt, Depressionen zu behandeln; inwiefern sie Heilung bieten, kann ich (aus eigener Erfahrung) nicht sagen. Doch was wirklich hilft, und was wirklich zu einem persönlich passt, muss man ausprobieren; eine andere Alternative bietet sich uns nicht und ich denke, dass dies auch gut ist (freien Willens zu sein, uns vor oder gegen etwas zu entscheiden).
Mehr möchte ich dazu jetzt nicht mehr schreiben. Ich habe versucht, möglichst neutral auf deine Aussagen einzugehen, auch wenn sie mich zugegebenermaßen teilweise etwas geärgert haben. Bei allem Verständnis, deine Wut und negativen Erfahrungen betreffend und allem Respekt, den ich meinem fremden Gegenüber - auch dir - zolle, werde ich mich aus diesem Thread zurückziehen, wenn sich die Beiträge hier noch weiter aufheizen oder hochschaukeln.
Vielleicht sollten tun wir gut daran, wenn wir etwas mehr auf den Tonfall achten, der in diesem Thread vorherrscht; ich habe keine Lust auf Angriffe, Gegenangriffe usw. bzw. keine Nerven für so etwas.
Abschließend: ich hoffe sehr, dass dir, Bigmac, der TMS-Termin in einem Monat etwas bringt und wünsche dir wirklich, dass du Hilfreiches erfahren kannst in der nächsten Zeit.
Alles Gute
Mime
P. S. Love it or leave it - keiner wird gezwungen, hier im Forum weiterzuschreiben; allerdings gibt es hier auch eine Forumsregel, die auf einen gewissen höflichen Umgangston hinweist...