Wut und Aggressionen

Thomas

Wut und Aggressionen

Beitrag von Thomas »

Liebe Waltraut, habe heute sehr wenig Zeit, ich muss mal nach meiner armen Firma sehen, ob ich noch genügend Geld für die Dezemberlöhne zusammenkratzen kann. Melde mich also wahrscheinlich erst morgen wieder, zu diesem Thema gibt es noch ein paar Bücher zu schreiben.... Ein lieber Gruß
waltraut
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Wut und Aggressionen

Beitrag von waltraut »

Liebe Susan, die Verhaltenstherapie kann dir schon sehr viel bringen. Ich hab da viel gelernt.Verloren ist die Zeit bestimmt nicht. Nur wenn du das Gefühl hast,daß da noch viel Unausgesprochenes und Unbewußtes in dir gärt,wäre eine tiefenpsychologische Therapie vielleicht noch hilfreicher. Es gibt auch Therapeuten,die beides verbinden. Noch ergänzend zur "Insel".Mir ging es natürlich nicht immer so gut.Erst seit etwa 10 Jahren hab ich das Glück,Raum um mich zu haben.Obwohl ich keine eigenen Kinder gehabt habe (meine Stieftochter war 17,als ich sie "bekam"),ist mir aber klar,daß es nie wichtiger ist,einen Platz für sich zu haben,als während die Kinder aufwachsen.Deine wunderbaren Kinder werden aber sicher deine kleine Insel als dein Refugium respektieren? Alles Liebe Waltraut
maja
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Wut und Aggressionen

Beitrag von maja »

Hallo Waltraut! vielen,vielen Dank für Deinen brief.Es ist schon gut,daß es dieses Forum gibt,wo man sich alles von der Seele schreiben kann und mit leuten "redet",die einen verstehen.mein Mann bemüht sich sehr mir zu helfen(Arbeiten abnehmen,sich um dieKinder kümmern)und er hofft daß die Tabl.was bringen und die Psychotherapie,die ich aber erstanfang März beginnen kann.(vorher war kein Termin frei)Aber richtig verstehen kann er es nicht was in mir vorgeht. Wie auch? Kein Mensch kann das beim Anderen sehen und verstehen, was er nicht selbst erlebt hat.Ich habe versucht meinen Kindern zu erklären,daß es auf keinen Fall mit ihnen zu tun hat,daß ich krank bin und ein bißchen Ruhe brauche zur Zeit.Auch muß ich sehen , das ich im neuen Jahr erstmal ein paar Sachen abgebe an andere.Das fällt mir schwer!Ich will immer möglichst alles allein machen. Nun muß ich umlernen.Thomas hat das mal sehr gut beschrieben hier;daß die Krankheit einem auch was sagen will und das man daraus auch lernen kann und wohl auch muß.Ich muß wohl wirklich mehr lernen Grenzen zu ziehen,auch mal "NEIN" sagen können und das ist das was mir so schwerfällt. Ich denke dann immer.Jetzt mag mich derandere nicht mehr u.s.w.Es ist mir leider heute immer noch so wichtig was andere von mir halten. ich hoffe, das ich das in der Therapie lerne. Habt Ihr das übrigens auch,das euch aus heiterem Himmel die Tränen runterlaufen ohne das ihr das beherrschen könnt.Mir ist das heute im Kaufhaus passiert,ohne Grund... Peinlich! Eure Maja
artemis
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Beitrag von artemis »

Hallo an Alle, und einen besonderen Dank an Waltraut für diesen Thread. Ich lese hier schon von Anfang an mit. Vieles was ihr schreibt öffnet mir langsam die Augen über meine Wut und doch fällt es mir noch schwer sie in Worte zu fassen. Ich versuche es trotzdem mal. Das liebe Kind sein wollen kenne ich auch. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß das jemand von mir verlangt hat. Was ich erinnere ist, daß ich als Kind Schulangst hatte, weil ich für meine Legasthenie von den Mitschülern ausgelacht werden durfte. Meine Mutter hatte deswegen viele Sorgen mit mir und hat alles unternommen, um Hilfe für mich zu bekommen. Damals war über Legasthenie noch nicht so viel bekannt und es war nicht leicht für sie kompetente Hilfe zu finden. Sie hat es geschafft und dafür bin ich ihr sehr Dankbar. Die letzten Jahre Schule haben mir richtig Spaß gemacht und ich habe es sogar bis zum Abitur geschafft. Lesen kann ich heute ohne Probleme und manchmal habe ich sogar Spaß am Vorlesen. Schreiben kann ich unter Streß und in Depri-Phasen nicht so gut. Ich mache dann viele Fehler, meine Schrift ist miserabel und das Formulieren fällt mir dann schwer. Deshalb sind manche Beiträge von mir in diesem Forum wohl auch etwas ungelenk, sorry. Als es dann in der Schule besser lief, hatte ich immer das Bedürfnis möglichst keine weitern Probleme zu machen. Vielleicht wurde irgendwie so das "liebe Kind" in mir geboren. Ich muß da mal weiter drüber nachdenken... Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen? Das ich heute Wut empfinden kann, finde ich inzwischen auch nicht mehr so schlecht. Trotzdem nervt es mich, daß ich sie nicht zügeln kann. Sollange sie sich gegen Sachen richtet und ich mal was an die Wand schmeiße ist das ja in Ordnung. Was mich nervt ist, daß ich gegenüber meinen Mitmenschen so oft zu heftig explodierte. Kritik und die Meinung sagen ist dann sicherlich richtig aber mir entgleist das Ganze oft ziemlich. Es ist als ob eine Raubtier in mir ist das ausbrechen und den anderen fressen will. Es kostet mich viel Kraft dieses Tier im Käfig zu halten und für die sachliche Auseinandersetzung mit dem Gegenüber bleibt nicht viel Energie übrig, so daß ich dann nicht ausdrücken kann, was ich eigentlich Sagen will. Nachdem ich so viel bei euch gelesen habe, war es mir wichtig euch zu sagen, wie das bei mir ist und daß mir eure "Briefe" viele gegeben haben. Ich bin noch nicht am Ende mit den Gedanken über (meine) Wut und suche nach Möglichkeiten mehr Klarheit darüber zu erhalten... Kann jetzt nicht mehr schreiben (formulieren)... Alles Liebe und schreibt mir mal Arti
titanic
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Beitrag von titanic »

Liebe Arti, ich finde, du schreibst und formulierst sehr gut! Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du Legasthenikerin warst. Aber jetzt zu den Erfahrungen "liebes, braves Kind". Bei mir gehörte in der Kindheit dazu vor allem, niemandem Kummer machen zu dürfen. Ich war das Nesthäkchen und der erklärte "Sonnenschein"- und den meinte ich, wohl immer bleiben zu müssen. Meine älteren Geschwister haben zu unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen meinen Eltern Sorgen gemacht. Ich, "die Kleine", bekam das große Leid der Eltern darüber mit und habe seit jeher das Gefühl, ich darf keinen Ärger machen und niemanden belasten. Bei mir muß alles immer "rundlaufen". Leider habe ich dieses Verhalten mit in mein Erwachsenen-Leben genommen, wo es jetzt gänzlich fehl am Platze ist. Wenn es mir wirklich schlecht geht, bin ich kaum fähig, mir Hilfe einzufordern. Ich schildere alles harmloser als es ist und lächle am Ende noch dabei. Und die Wut - wie gesagt, keine Ahnung, wo ich die versteckt habe... Viele liebe Grüße Titanic
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Arti,du Raubtier, wie du deine Wutausbrüche schilderst,meine ich,das bin ich. Ich bin auch noch lange nicht fertig mit meinen Gedanken darüber. Und ich finde deine Beiträge auch alles andere als "ungelenk"! Gute Nacht Waltraut Liebe Titanic, hast du Inkas herrlichen Wutausbruch gelesen? Ich erinnere mich an Thomas' Brief,in dem er dir sagt,daß du Grund hättest,wütend auf deinen Mann zu sein. Vielleicht brauchst du diese Wut wirklich. Vielleicht mußt du alles,was dieses brave Kind in dir schon geschluckt hat,mal ausspucken. Aber ich weiß auch,daß das nicht auf Knopfdruck geht. Vielleicht findest du ja einen Zugang zu deinem Versteck. Lieben Gruß Waltraut
artemis
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Beitrag von artemis »

Liebe Titanic, das mit dem Schreiben geht heute ganz gut weil ich oft erst in Word schreibe und es dann hier her kopiere. Die Rechtschreibkontrolle ist eine große Hilfe für mich. Das Formulieren können ist stark von der Tagesform abhängig. Manchmal geht es scheinbar gar nicht, dann lese ich hier nur. Ich hoffe das ist in Ordnung. Fast alles was du schreibst könnte auch von mir sein. Nur war ich es, die den Eltern Leid zufügte und ein echtes Nesthäkchen bin ich auch nicht. Allerdings bin ich das jüngere von zwei Kinder, und bei meinem Bruder ist bis heute alles viel glatter gelaufen. Vielleicht ist grenzenlose Wut der Anfang das brave Kind zu überwinden... Mag jetzt wirklich nicht mehr schreiben... Vielen Dank für deine Antwort. Gute Nacht Arti
artemis
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Beitrag von artemis »

Liebe Waltraut, vielen Dank für deine ermunternden Worte. Vielleicht sollte ich meinen Namen in Löwin ändern :-) Wenn ich meine wenige, wiedergewonnene Energie doch nur sinnvoller einsetzen könnte (z.B. mich um eine Therapie kümmern). Es tut so gut verstanden und so genommen zu werden wie man ist! Gute Nacht
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Titanic, ich wollte noch mal anknüpfen am Thema verdrängte Traumata. Mein Badezimmerbeispiel hat deshalb für mich persönlich eine besondere Tragweite, weil sich hier etwas manifestiert hat, was meine ganze Kindheit vergiftet hat - das berühmte Schlüsselerlebnis eben. Es ist für mich eng verbunden mit der Atmosphäre, die prägend war in meiner Kindheit, deshalb ist es für mich zum Symbol meiner Kindheitsprobleme geworden. Es war die Analyse, die diesen Zusammenhang aufgedeckt hat. Das Badezimmer ist die Spitze des Eisbergs, als Einzelfall ist es fast unbedeutend. Ich meine, wenn eine Mutter mal ausflippt und ihr Kind einsperrt- daran zerbricht ein Kind nicht gleich. Aber als Teil eines Prinzips wird es zum schmerzbeladenen Symbol. Auch dein Missbrauchserlebniss kann Spitze des Eisbergs sein (gut Ausschau halten, Titanic!), also Teil eines andauernden Vertrauensbruchs- dann wiegt er sehr schwer. Eine Analyse ist ein schwieriger Weg- aber in meinen Augen der ehrlichste unter allen Therapien. Da geht es nur um einen langen, intensiven und vielleicht auch schonungslosen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart. Freud hat das Ziel der Analyse so umschrieben: Einen Menschen arbeits- und liebesfähig zu machen. Diese kurze Zusammenfassung spiegelt für mich auf ideale Weise wieder worum es geht: Zu Funktionieren, um dieses Leben zu schaffen u n d Zugang zu haben zu den feinen, verborgenen Seelenschichten. Wenn du dir eine Analyse überlegst, sind nach meiner Erfahrung 2 Dinge entscheidend: Die Persönlichkeit des Analytikers und deine eigene Erreichbarkeit durch Worte. Die Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist sehr merkwürdig: Er/sie wird zu dem Menschen, der mehr über dich weiß als alle anderen in dieser Welt und muss doch immer eine Distanz zu dir halten, wird sich immer deutlich abgrenzen- das ist nicht immer leicht auszuhalten aber notwendig. Eine Analyse in tiefer Depr. ist glaube ich kaum sinnvoll. Ein gewisser Leidensdruck aber schon, ein völlig gesunder Mensch wird sich einer solchen Prozedur freiwillig kaum unterziehen. Dein Lao Tse - Beitrag ist schön, hast du eine Beziehung zu den östlichen Religionen? Gute Nacht Thomas
leo
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Beitrag von leo »

Hallo Artemis, dein Beitrag gestern über Schulangst hat mich so aufgewühlt, dass ich sofort zu schreiben begonnen habe. Was dabei herauskam, war aber so krass, dass ich mich nicht getraut habe, es abzuschicken. Ich habe selbst meine eigene Schulzeit als Trauma erlebt, wurde aufsässig und depressiv und man gab mir in der 11.Klasse den Ratschlag zu verschwinden, nachdem ich mit Pauken und Trompeten durchgefallen war. Der "Witz" bei der Sache: Heute bin an derselben Schule Lehrerin. Warum ich mir diesen Beruf ausgesucht habe und ausgerechnet wieder dort gelandet bin, wo ich die schlimmste Zeit meiner Jugend verbracht habe, weiß ich nicht. Vermutlich musste ich da etwas aufarbeiten. Obwohl ich eine gute Position an der Schule habe und (meistens) auch mit den Schülern gut klar komme, gibt es immer wieder Tage, wo ich voller Angst und Frust ins Klassenzimmer gehe. Aber Schule ist wohl ein eigenes Thema. Danke an alle für die Beiträge, ich lese fast alle und es gibt mir sehr viel! Grüße von Leo
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Maja, ich hab auch immer noch diese Problem mit "ob er mich noch mag" oder"was hab ich falsch gemacht",aber üben wir halt weiter... Tränen sind so gut,daß es ganz egal ist,wo sie fließen - es bewegt sich was! Schönen Tag Waltraut Lieber Thomas, dein Bericht über Analyse ist sicher interessant für Momo im thread "Psychoanalyse-wer hat...". Für mich auch,da ich leider keine guten Erfahrungen damit habe. Wahrscheinlich hängt auch das wieder vom Therapeuten ab. Machs gut heute, herzlichen Gruß Waltraut
rabe
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Beitrag von rabe »

hallo waltraut, verfolge schon seit einigen tagen das forum. habe mich aber noch nie getraut etwas dazu zu schreiben,weil ich im moment mich wieder hinter einer hohen mauer verstecke und keinen ton rauskriege. es ist das erstemal das ich hier etwas schreibe. viele texte kann ich gut nachvollziehen. mir erging es ähnlich . bin im moment in so einem tiefen loch und weiß nicht darauszukommen. ich kann auch nicht nein sagen und hänge mir immer mehr an die füße, obwohl mein verstand mir sagt es geht nicht mehr. aber wer möchte sich schon damit abfinden, es geht nichts mehr, du kannst keinem helfen, am wenigsten dir selber. deshalb frag ich mich, was soll das alles.du bist doch sowieso nichts wert, was dann auch von meinem mann noch bestätigt wird. also was soll ich dann noch hier??? warum soll ich mich anstrengen???? ist doch sinnlos!!!
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Lieber Vogel, schön,daß du dich hier meldest. Weißt du,ich hab das Gefühl,du hast dich jetzt erstmal vor allem mit den Beiträgen identifiziert,die auch aus einem Tief heraus geschrieben sind und findest ganz viel traurige Bestätigung. Versuch doch mal,die Antworten herauszupicken,ob da nicht auch etwas ist,was dich anspricht. Ist es das erste Mal,daß es dir so geht? Hast du mit einem Arzt gesprochen? Oder mit irgendeinem Menschen,der dich mag? Daß dein Mann dir nicht hilft,ist schlimm,aber es ist einfach furchtbar schwer für jemand,der diese Gefühle nicht kennt,sie beim andern zu akzeptieren und auszuhalten. Erzähl doch mal von dir,wie lange es dir schon schlecht geht und ob du schon etwas dagegen unternommen hast. Hast du irgendeine Ahnung,womit es zusammenhängen könnte? Meld dich wieder, Lieben Gruß Waltraut
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Calimero, man hört gerade wenig von dir- geht es dir o.K.? Ja, Thema Randgruppen- ich finde es auch interessant, manches fällt mir dazu ein: -Ausgrenzen von Menschen wegen seelischer Probleme -Leistung nicht bringen zu können und dann zu spüren, dass das wohl vielen das Wichtigste ist -Isolierung, weil man anderen keinen "Spaß" mehr macht -Ein Problem haben, das für andere nicht nachvollziehbar ist und dann behandelt zu werden, als hätte man eine ansteckende Krankheit und viel mehr. Aber ich habe Bedenken, ob das nicht zu ausufernd wird in diesem Rahmen, denn ich glaube, das führt sowieso immer wieder zu den Themen zurück, die hier ja ständig behandelt werden. Und ich weiß auch nicht so genau, was von dir erwartet wird, vielleicht kannst du es etwas konkretisieren? Lieber Gruß Thomas
artemis
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Beitrag von artemis »

Liebe Leo, jetzt ist mir auch klar, warum du schon nach neuer Rechtschreibung postest. Als Lehrerin gehörst du wahrscheinlich zu den wenigen, die das von Berufswegen beherrschen (müssen). Manchmal freue ich mich richtig über die Verwirrung, die diese Reform bei vielen auslöst. Jetzt wissen viele nicht mehr, ob das was sie schreiben orthographisch völlig richtig ist. Vielleicht wird die Rechtschreibung endlich mal von ihrem Podest gehoben. Wenn man nicht richtig schrieben kann, wird das in der Gesellschaft fast als kulturelles Kapitalverbrechen angesehen. Kann einer nicht richtig rechnen, wird das eher als Kavaliersdelikt hingenommen. Ich glaube, diese hohe Stellung des richtig schreiben könnens macht mich auch wütend. Ich fände es schon gut, wenn wir uns zum Thema Schulangst unterhalten könnten. Vielleicht wird uns dadurch manches klarer. Laß dir Zeit deine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle dazu so aufzuschreiben, daß du sie senden magst. Es steht doch nicht unter Eile, nächstes Jahr ist früh genug. Wie wäre es mit einem eigenen Thread zu dem Thema? Ich hatte wohl erheblich mehr Glück als du. Außer meiner Mutter bin ich auch einer späteren Lehrerin (3. u. 4. Klasse) sehr dankbar. Sie hat erkannt, daß ich nicht dumm bin und hat mich in Rechnen und Sachkunde durchaus gefordert und bei ihr gab es nicht dieses blöde "Fehlerlesen". Wer es nicht kann, liest am wenigsten. Das ist doch totaler Schwachsinn. Ihr habe ich es wohl auch zu verdanken, daß ich nach der 4. Klasse auf's Gymnasium durfte. Meine Eltern wollten mich lieber schonen. Doch sie hatte erkannt, daß ich mich wahnsinnig angestrengt hatte für die Aufnahme ins Gymnasium und daß ich gar nichts mehr machen würde, wenn ich nicht gehen dürfte. Der Schulwechsel war eine echte Erleichterung für mich. Eine neue Klasse, ein neuer Anfang. Meine Mutter hat die wichtigsten Lehrer geimpft. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich dort jemals ausgelacht wurde. Im Gegenteil, meine mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten standen bei meinen Mitschülern hoch im Kurs. Ich hatte endlich einen Deutschlehrer, der meine Rechtschreibfehler nicht so übermäßig bewertet und dramatisiert hat. Ich mußte zwar noch Diktate mitschreiben und die wurden auch knallhart zensiert (meist mit 5), aber in Aufsätzen und im Mündlichen habe ich immer erheblich besser abgeschnitten. Außerdem bin ich damals an einer jungen, alternativen Schule gelandet. Manchmal war es etwas chaotisch und toten Stoff gelernt haben wir auch nicht viel. Dafür mehr wie man sich Informationen beschafft und auswertet. Ich habe also nicht die "Bildung", von der Herr Schwarnitz (oder wie heißt der Autor dieses dummen Buches) meint, man müsse sie haben. Trotzdem bin ich beruflich recht erfolgreich, wenn ich nicht gerade tief im Loch hänge. Und inzwischen habe ich auch einiges an klassischer Bildung nachgeholt. Das Leben nach der Schule lehrt eben noch so manches. Obwohl ich das Glück hatte nicht in der Sonderschule zu landen, weil es Menschen gab, die sich für mich eingesetzt haben, war mein Weg nicht immer so leicht wie es oben klingen mag. Es war nicht nur Glück, ich mußte auch richtig Kämpfen, um das zu erreichen, was ich erreicht habe. Manchmal habe ich den Eindruck, daß ich das Kämpfen so verinnerlicht habe, daß ich es heute nicht mehr lassen kann. Warum muß ich mich immer allen beweisen? Warum fällt es mir so schwer zu sagen: "Das kann ich nicht!" Oft macht es mich wütend, daß ich mir immer alles erkämpfen muß und scheinbar nie etwas von selber läuft. Warum meinen immer alle ich wäre so stark, wo ich mich doch oft so unendlich schwach fühle? Fragen, Fragen über Fragen... Ich habe hier ziemlich ausführlich geschrieben, weil ich denke, daß es dich vielleicht (als Lehrerin) interessiert und weil ich dir Mut machen möchte, von deinen Erlebnissen und Gefühlen zu berichten. Ich fände es wirklich schön, wenn wir uns zu dem Thema austauschen könnten. Aber, wie gesagt, laß dir bitte Zeit. Wenn es nicht im Januar geht, dann vielleicht Februar oder im Frühling, wenn sowieso nicht alles so schwer ist. Jetzt muß ich langsam Schluß machen und meine kleine Silvester-Reise vorbereiten. Ich wünsche dir einen guten Rutsch und bis nächstes Jahr erst mal alles Liebe Artemis
leo
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Beitrag von leo »

Hallo Artemis, hab mich über deinen langen Brief sehr gefreut! Ich bin aber auch schon am Packen für den Sylvester-Trip. Auf deine Ausführungen werde ich gern in der nächsten Woche mal eingehen. Nur ganz schnell so viel: Das mit dem Kämpfen hab ich auch sehr stark internalisiert, und ich wirke nach außen auch stabil und belastbar. Es ist schon ein Kreuz!!! Jetzt wünsche ich dir und allen anderen hier erst einmal einen guten Rutsch ins nächste Jahr. Grüße von Leo
W.

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Beitrag von W. »

Hallo Thomas Hatte einiges zu tun diese Woche. Hab meine Großmutter nach drei Jahren wiedergesehen. Irgendwie bekomm ich sehr wenig zuschrift, darum hab ich nicht mehr so oft geschaut aber ich bin auch froh darüber. Ich hatte mich am Anfang weil es mir schlecht ging ziemlich an den PC geklammert u. geklemmt. Zum Thema für meine Deutscharbeit: Ich soll über zwei Randgruppen schreiben. Am liebsten würde ich über ältere Menschen und psychisch "kranke" schreiben. Hab auch schon angefangen. Danke für deine Worte über dieses Thema. Natürlich interessiert es mich was ihr dazu sagt!!! Im Austausch kommen ganz gute Dinge zustande. Es gibt hier sehr vieles nachzulesen für mich.Es geht mir eigentlich nicht unbedingt schlecht. Na ja etwas wankelmütig vielleicht. Ich bin irgendwie "unbeständig". Mich haut manches sehr leicht um. Habe meinen "Freund" seit meinem Geburtstag nicht mehr gesehen. Ist irgendwie schlimm aber auf der anderen Seite auch teilweise gut. Ich schreib bald wieder. Schön das es dich gibt. Ich möchte jetzt nachlesen was sich so im Forum getan hat. Calimero
titanic
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Beitrag von titanic »

Lieber Thomas, Morgenstund' hat Gold im Mund - die liebe Familie schläft noch, selbst unser jüngstes Familienmitglied -der virtuelle Harry Potter- schlummert noch friedlich in seinem Laufwerk und so nutze ich eine dieser einsamen Morgenstunden, um wie versprochen, nochmal an unser Thema anzuknüpfen. Du konntest mir in deinem Beitrag den Sinn und die Vorteile einer Analyse näher bringen, als dies meiner Therapeutin gelungen ist !! Aber wie schon auf einer anderen Spur erwähnt: für mich war es vielleicht einfach auch nicht die richtige Therapeutin. Bei mir wäre bei einer Analyse das Hauptproblem, dass ich diese "freie Assoziation" sicher nicht in die Tat umsetzen könnte, da ich erstmal alles, was über meine Lippen will, (fast zwanghaft) kontrolliere, zensiere und aussiebe....Und das ist wohl nicht der Sinn der Unternehmung. Zum anderen hat mir mein Psychiater tatsächlich davon abgeraten. Es würde momentan mehr schaden als nutzen (warum, weiß ich nicht, aber ich nehm's mal so hin). Aber es ist ja gut zu wissen, dass ich jederzeit eine neue Entscheidung treffen kann, alles reversibel ist, und so versuche ich mir jetzt den Druck zu nehmen, irgendeine Therapieform oder Therapeuten suchen zu müssen. Die Zeit wird's weisen. Freut mich, dass dir der Lao Tse gefallen hat. Ich bin nicht nur Jägerin der Endorphine, sondern auch leidenschaftliche Sammlerin von Sprüchen, Versen und Gedichten seit meinem 13. Lebensjahr. Da habe ich für euch noch einiges auf Lager, wenn ihr wollt. Mit fernöstlichen Religionen habe ich jetzt direkt nichts zu tun, obgleich mich die Philosophie des Buddhismus (z.B. in Hinblick auf Wiedergeburt) schon lange fasziniert. Ich wurde zwar als Christin geboren und erzogen, bin aber offen für viele Religionen, bin sicher, in jeder steckt ein Körnchen Wahrheit, und kann nicht nachvollziehen, dass die Menschen Kriege deswegen führen.... Ich wünsche dir und allen hier einen schönen Tag! Titanic
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Rachel, liebe Waltraut, meine Mutter ist schon vor vielen Jahren gestorben, wir sind nicht mehr dazu gekommen, über die Vergangenheit zu sprechen. Ich war damals auch noch nicht bereit dazu. Ihr Tod hat in mir das Gefühl ausgelöst, als sei mit ihr der Sinn meines Lebens gestorben und das war auch so. Leo schreibt weiter oben vom "Loch im Herzen". Das ist genau das zu Grunde liegende Prinzip, nach dem auch meine Mutter mich klein kriegte. Sie brauchte mich nur mit traurigen Augen anzuschauen und zu sagen: "Mach mir doch nicht solchen Kummer" und die Sache war zu ihren Gunsten gelaufen. Ein Kind lässt sich lieber das Herz herausreißen, bevor es der lieben Mutter ein Loch ins Herz macht. Es kam nur auf eins an: Das meine Mutter glücklich ist, dafür habe ich alles getan. Und als sie dann tot war, wozu noch weiterleben, für mich selbst etwa? 1 Jahr später wurde ich dann krank und begann zu vermuten, dass meine Vergangenheit etwas damit zu tun haben könnte. Ich stellte auch Nachforschungen an und erfuhr höchst Aufschlussreiches: Ich hatte nämlich eine Schwester, die meine Mutter aber im 6.Monat verlor, sie erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch und der Psychiater und meine Vater fanden schnell das Rezept für die Heilung: Ein neues Kind musste her- 3x dürft ihr raten, wer das ist. Dummerweise war nun aber ein kleines Schwänzchen dran an dem Kind und es sollte doch unbedingt wieder ein Mädchen sein, meine Mutter wollte auf keinen Fall einen Jungen. Sie kleidete und erzog mich wie ein Mädchen, machte mich damit zum Gespött der anderen Kinder. Ganz verrückt ist Folgendes: Mitten in meiner Therapie rief eines Tages eine fremde Frau bei mir an und sagte, sie sei mein Kindermädchen, sie hätte mich seit vielen Jahren gesucht. Ich hatte keine Erinnerung an sie und besuchte die Frau, erkannte sie jetzt erst langsam wieder. Sie kümmerte sich um mich von meinem 2. bis zum 5.Lebensjahr und ihr verdanke ich wohl sehr viel. Sie hat mir sehr dabei geholfen, mich zu erinnern und konnte so vieles, was ich ahnte, bestätigen. Das war das Wichtigste überhaupt, denn ich quälte mich lange damit herum, dass ich negative Gedanken über meine Mutter kaum zulassen konnte und mir die Schuld gab dafür. Erst durch die Bestätigungen dieser Frau, die auch den Charakter meiner Mutter sehr treffend beschrieb, konnte ich endlich erkennen, dass ich nichts zusammenfantasierte sondern dass alles genau stimmte. Hier muss ich auch unbedingt erwähnen, wie wunderbar Träume sind- während meiner Analyse hatte ich zahlreiche Träume, die von schlimmer Gewalt gegen Kleinkinder handelten und erfuhr von einer Freundin meiner Mutter, dass es Realität war. Nun war meine Mutter ganz und gar keine Bestie- ganz im Gegenteil, sie war eine überaus beliebte Frau und jeder rühmte ihre Feinfühligkeit und war begeistert von ihr. Deshalb hatte ich es auch so schwer, sie vom Sockel zu stoßen, es gab einfach keine Erklärung dafür, warum sie so zu mir war. Diese Freundin sagte mal zu mir, dass meine Mutter Kinder allgemein hasste und vermutlich ist es so, dass sie weitergegeben hat, was man auch ihr als Kind angetan hat. Und nicht zuletzt habe ich auch die Bestätigung von ihr selbst. In 2 Briefen schrieb sie schon vor 20 Jahren, sie hätte einfach nicht wie eine Mutter fühlen können, sie wisse nicht warum aber es habe sicher nichts mit mir zu tun. Gott sei Dank hat sie das geschrieben. Rachel, es ist so wichtig, das zu klären, auch wenn diese Gespräche sehr schwer sind aber für dich kann es entscheidend sein, etwas von deinen Eltern zu erfahren, was ihr Verhalten für dich erklärlicher macht. Wenn du irgendwie kannst und dich stark genug fühlst, konfrontiere sie mit deinem Schmerz, damit du eines Tages abschließen kannst mit diesem Thema. Ich konnte es, obwohl mir beim Schreiben die Tränen kommen, aber abschließen heißt ja nicht auslöschen. Ich konnte irgendwann meiner Mutter verzeihen und weiß heute, dass sie nicht mich gemeint hatte, sondern wie alle Menschen dem Zwang der Wiederholung der Vergangenheit verfallen war. Trotzdem- es reißt einem ein Loch in die Seele, das spüre ich immer noch. Ich bin nicht daran zerbrochen sondern habe dadurch auch Einblicke in mein Seelenleben erhalten- das hat auch etwas sehr Positives bewirkt, was ohne dieses Loch wohl nie stattgefunden hätte. Es tut mir Leid, wenn es zu ausführlich wurde. Euch beiden einen lieben Gruß Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Waltraut, Du hast mir hier vor einigen Tagen geschrieben, ich war zu aufgewühlt, um Dir zu antworten. Ich habe die Beiträge alle gelesen, und finde dieses Thema "Wut und Agression" sehr wichtig. Wie auch Thomas schon schreibt, hängt bei ihm vieles mit seiner Mutter zusammen und ich war unschlüssig, ob das, was ich schreiben möchte, nicht besser in dem von dir eröffneten Thema "Loslösung von der Mutter" aufgehoben ist.... Seitdem ich die Therapie mache, kommt in mir vieles hoch, was meine Kindheit betrifft. Da ist das mit dem Einsperren, um wieder lieb zu sein, das "Rede nicht, wenn Erwachsene sich unterhalten" u.v mehr Ich habe in manchen Dingen eine unheimlich Wut auf meine Eltern, die mich z. T. sehr erschreckt, da ich nicht vorhabe ihnen wehzutun. Nun kam mir der Gedanke, daß eine Psychoanalyse evtl. besser ist, und man dort eher die Möglichkeit hat, alles zu verarbeiten. Thomas, ich habe es auch aus Deinem Beitrag rausgelesen, daß sich bei Dir während dieser Analyse sehr viel "bewegt" hat. Diese Bewegung vermisse ich bei meiner Theapie, ich habe zwar das Gefühl, daß es u. a. mit der Kindheit zusammenhängt, aber ich werde damit alleine gelassen, weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich kann diese Wut, die ich teilweise habe, kaum verbergen, wenn ich meinen Eltern gegenübersitzte, ich habe keine Lust mehr, sie anzurufen...Es ist ein für mich sehr trauriger Zustand. Gerade jetzt, zum Jahreswechsel ist es bei uns üblich, sich kurz nach 00.00 Uhr "Ein frohes Neues Jahr" zu wünschen. Ich habe keine Lust... In Bezug auf eine Analyse habe ich auch Bedenken, daß es zu einem noch längeren Arbeitsausfall kommt. Oder kann man dann arbeiten gehen? Vielleicht hat jemand anders auch Erfahrung gemacht. Diesbezüglich werde ich mich auch noch in anderen Themen die Psychoanalyse betreffend umschauen. Liebe Grüße Susan


waltraut
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Wut und Aggressionen

Beitrag von waltraut »

Liebe Susan, die Analyse kannst du ambulant machen,genau wie jede andere Therapie. Zur Klinik noch ein Wort.Es gibt Kliniken,die den Partner mit einbeziehen. So viel ich weiß,läuft das so,daß der Partner für etwa eine Woche auch dort ist.Näheres kann ich dir auf Wunsch in Erfahrung bringen. Wenn du deine Eltern nicht anrufen magst,versuch mal,es nicht zu tun.Ich hab so was meiner Mutter gegenüber auch gemacht (den sonntäglichen Anruf mal ausgelassen),das schlechte Gewissen habe ich einfach in Kauf genommen. Aber ich fühlte mich von dem Zwang mal befreit. Lieben Gruß Waltraut
rachel
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Beitrag von rachel »

Lieber Thomas! Vielen Dank, das Du so ausführlich geantwortest hast. Deine Antwort ist mir sehr nahe gegangen. Ich habe mehrmals versucht, Informationen von meiner Mutter zu bekommen, aber sie weiss nichts, oder will nichts wissen. Wir haben nur ein Oberflächliches Verhältniss. Und mein Vater, da hatte ich als 12 Jährige immer furchtbare angst gehabt, weil er immer wenn ich allein war, über mich herfiel. Meine Mutter nahm mich nie in den Schutz, sie hätte ahnen müssen was los war.Sie bestrafte mich eher noch dazu, weil ich solang ich im Elternhaus lebte, meinem Vater aus dem Weg ging. Sie hält heute noch zu ihm, obwohl er ein Doppelleben führt, wovon sie weiss. In meiner Therapiezeit forschte ich auch sehr nach meiner Kindheit, weil ich auch immer die gleichen Träume hatte, Jahrelang.Ich habe Krankenhauspapiere angefordert, es was schwer, weil schon über 30 Jahre alt sind.Ich war jedes Jahr dort, ab dem 4 1/2 Lebensjahr, und immer für lange Zeit, und allein.Meine Mutter interresierte sich nicht mal, was ich hatte.Den Befund weiss ich erst seit einem Jahr. Dort stand vieles drinn, und so konnte ich auch meine Träume wieder finden. Es war sehr schmerzlich, zu lesen was dort stand, und was meine Mutter mir nie sagte. Auch als ich die Papiere ihr vor der Nase hielt. Sie meinte, die wären falsch... Mein Elternhaus ist sehr kühl, und mir fehlt dies e Wärme, oder Geborgenheit. Es ist ein Loch, was man nicht stopfen kann.Ich habe noch fünf Geschwister. Und ich denke, wir waren keine Wunschkinder, bzw. die letzten vier nicht. Ich halte jetzt so gut es geht, Abstand vom Elternhaus. Thomas ich wünsch Dir alles Gute, und danke noch, das Du geantwortest hast. Gruss Rachel
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Rachel, es hat mich tief bewegt,was du über deine Eltern geschrieben hast. Ich wünsche dir von ganzem Herzen,daß dir noch viel Liebe in deinem Leben begegnet. Ich weiß,daß sich das Loch nicht mehr stopfen läßt,aber vielleicht hilft es,daß die Wunden vernarben. Umso mehr verstehe ich deinen Schmerz beim Abschied vom Therapeuten. Aber umso mehr bewundere ich auch,daß du deine Therapie zu einem Abschluß gebracht hast! Waltraut
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Waltraut, danke für Deine Zeilen. Ja, es wäre schön, wenn Du was über Kliniken in Erfahrung bringen könntest, die den Partner mit einbeziehen. Es ist eines meiner Probleme, wenn nicht mein größtes, und es löst sich nicht, indem ich weglaufe. Mit dem Anrufen hast Du recht, es einfach mal nicht zu tun. Ich habe zur Zeit keine Lust, keine Kraft...., aber die Schuldgefühle bleiben. Da gibt es auch bei dieses "sich regelmäßig melden müssen" Es wäre eine Erleichterung, von diesem Zwang befreit zu sein.... Liebe Grüße Susan


waltraut
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Wut und Aggressionen

Beitrag von waltraut »

Lieber Thomas, diesmal bin ich es,die Zeit braucht,um deinen Brief zu beantworten. Du hast so viel Schweres durchgemacht als Kind,es tut mir weh für dich. Und es stimmt mich traurig,daß du wohl auch in deiner Ehe nicht die Liebe gefunden hast,die du dir wünschst. Wie steht es eigentlich mit deinen Kindern? Sind sie dir nah? Mir ist der Gedanke gekommen,daß deine Mutter vielleicht eine postnatale Depression hatte. In der Klinik,wo ich war,gibt es eine entsprechende Station und ich habe die Mütter erlebt,die sich verzweifelt bemühten,ihre Kinder zu lieben und es nicht konnten. Mit zweien von ihnen bin ich noch befreundet. Gerade da deine Mutter sich offenbar sehnlich ein Kind wünschte,muß es sie sehr getroffen haben,daß sie das eine verlor und das andere nicht lieben konnte.Daß sie Kinder gehaßt haben soll,kann ja auch eine Folge dieses Verlusts gewesen sein? Entschuldige,wenn ich damit falsch liege. Ich will nicht deine Mutter verteidigen,das steht mir nicht zu. Es ist eher ein Versuch,zu verstehen,warum sie dir so viel Leid zugefügt hat. Und du bist nun ein Mensch geworden,der aus vollem Herzen gibt und alles daran setzt,die Menschen zu begreifen. Thomas,du hast mir nie auf meinen Brief geantwortet über die Motive,die uns antreiben. ich hätte gern gehört,wie du das siehst. Ich mache mir viel Gedanken darüber. Für das Neue Jahr wünsche ich dir,daß in dein Leben mehr Liebe kommt,die Wärme,die du als Kind so bitter entbehrt hast. Hier im Forum können wir sie dir nur virtuell geben,das aber von ganzem Herzen. Waltraut
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