Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

pero
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von pero »

@Topfblume

Sehr gute Fragen.

Ich glaube das Angst dahinter steckt.

Die Angst keine Anerkennung zu bekommen, die Angst etwas zu verlieren und damit letztlich die Angst als Aussenseiter oder Versager zu gelten.
Daher bin ich der Meinung das eine Diskussion über unser Wertesystem angezeigt ist.

Ist man nur etwas wert wenn man am Erwerbsleben teilnimmt? Ist man nicht vielleicht viel wertvoller wenn man andern Menschen uneigennützig einen glücklichen Moment schenkt?

Ich finde man kann unsere aktuellen Werte recht gut an den Einkommen ablesen.
Da stehen Pflegeberufe (Alten/Kranken/Kinder) recht weit unten. Oben stehen die die aus Luft eine Menge Geld machen, es also letztlich Allgemeinheit aus der Tasche ziehen. Ich sage nur 270.000.000.000 € Milliarden Kreditegarantien für die Banken.
Für das Geld müsste ich 14.062.500 Jahre arbeiten oder eben 14.062.500 Menschen ein ganzes Jahr.

lg
pero
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tomroerich
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von tomroerich »

Auch richtig. Aber obwohl ich mindestens eine Stunde täglich meditiere, Stille und Ruhe zutiefst genießen kann und sie als Quelle der Erkenntnis und Weisheit erfahre – die 'weltlichen' Bedürfnisse lösen sich durch Meditation und Einkehr nicht auf.

Ich denke, wir leben in dieser Welt, um diese Welt eben auch zu erfahren – mit allen Sinnen. Und wir wollen mitspielen.

Hallo Telaviv,

ich meine, hier liegt der eigentliche Knackpunkt, warum es Probleme damit gibt. Denn da wird eigentlich keine Welt erfahren sondern man erfährt sich selbst, schreibt das aber einer "Welt" zu. Und indem man "Welt" die Macht verleiht, Erfahrungen zu erzeugen, muss sie Angst machen und Abhängigkeit schaffen. Goethe sagte: "Schönheit liegt im Auge des Betrachters" und meinte damit, dass Schönheit nicht irgendwo da draußen ist. Sie ist in dir selbst.

die 'weltlichen' Bedürfnisse lösen sich durch Meditation und Einkehr nicht auf.

Nein, das ist auch nicht das Ziel von Meditation, wie ich sie verstehe. Ziel ist vielmehr erfahrbar zu machen, dass diese Bedürfnisse auf eigene Entscheidungen zurückgehen und dass sie nicht zwingend sind. Man mag das Bedürfnis haben, sich mit materiellen Gütern zu umgeben und das zeigt, dass versucht wird, einen inneren Mangel damit zu beheben. Würde man aber nicht in einer Welt des Überflusses leben, dann würde schon sehr viel weniger Besitz den gleichen Effekt haben.

Das zeigt, dass ausgehend vom Ist-Zustand immer ein Bedürfnis entsteht. Auch für jemanden, der steinreich ist. Daher kann dieses Bedürfnis nicht wirklich auf die Erlangung dieses bestimmten Besitzes gerichtet sein, denn es wird nicht dadurch befriedigt - es will stets mehr als das, was da ist.

Diese unbefriedigte Suche sehe ich als den eigentlichen Motor unserer Zeit an. Wachstum, Wachstum, mehr, mehr. Das was da ist, reicht nie aus. So entsteht aber ein zunehmend komplexer werdendes Abhängigkeitsverhältnis von vielen Gegebenheiten, die schließlich als unentbehrlich für das eigene Dasein betrachtet werden. Unsicherheit und Angst sind die Folge.

LG

Thomas
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TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Naja, wenn wir ein Volk von angepassten Nichtkritikern haben wollen, wären solche Wunderpillen tatsächlich nicht schlecht, sie könnten das ja massgeblich unterstützen.

Und schon wären etliche Probleme auf eine stille und friedliche Art gelöst, ohne dass irgendjemand sein Gehirn bemühen müsste zu überlegen, wo die Ursachen liegen. Ich frage mich nur, ob unsere Gesellschaft schon so perfekt ist, dass jegliche Weiterentwicklung nicht mehr notwendig ist? Daher jegliche Kritik nur als destruktive Störung empfunden wird? Oder können wir es uns aus Zeitmangel nicht leisten an unserem System noch zu schrauben?

Ja, sie jetten um die Welt, ackern dafür brav wie fleissige Bienchen, kriegen frühzeitig die ersten psychischen und physischen Störungen und können mit 50 dann überhaupt nicht mehr und liegen ab dann der Gesellschaft auf der Tasche. Das machen wir ganz prima!

Warum lernen wir, warum wollen wir uns weiterentwickeln, warum wollen wir Erfahrungen austauschen? Weil es spannend ist, weil es uns anregt, weil diese Neugierde uns Menschen ausmacht und einander näher bringt? Oder weil wir unbedingt mithalten wollen, besser sein wollen, als die anderen, Angst vor dem Potential der anderen haben, etc. Extrinsisch oder intrinsisch motiviert, was ist auf Dauer gesünder?
TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Richtig, auch bei sich selbst anfangen. Dazu gehört auch Denken und der Mut zur Kritik (und eventuell konstruktive Vorschläge) und auch Mut zum Widerstand.

Aus der Geschichte haben wir ja hoffentlich gelernt....

Dieses überzogene 'Jeder ist selbst schuld und verantwortlich, das wirtschaftliche, soziale und politische System ist perfekt wie nie und darf nicht in Frage gestellt werden' geht mir schon sehr auf die Nerven. Die Leute sollen mundtot gemacht werden, sich selbst als Versager fühlen, wenn sie nicht mehr mithalten können. Kritikfähigkeit, in der Schule als notwendige Fähigkeit als Konsequenz aus unserer Geschichte vermittelt, wird auf einmal als 'Nörgelei' abgetan.

Die daraus resultierende Denke:
Letztendlich brauchen wir ja dann auch nicht über Sinn und Unsinn von Pillen zu reden. Sie werden dann eben entwickelt und wer will, darf schlucken. Und die Burnoutler sind selbst schuld und sollten sich mal über sich selbst und den Grund ihres Versagens Gedanken machen. Offenbar kann der nur in ihnen selbst liegen. Fehlende Coping-Strategien, fehlendes Zeitmanagement, kein gescheites Work-Life-Balance, fehlender Wille, geringe Belastbarkeit. Daran müssen sie eben arbeiten, um mit dem Arbeitsmarkt und den Bedingungen in der Gesellschaft zurecht zu kommen. Ausserdem werden es ja nicht mehr, als früher, nur heute lässt man sich eben schneller krank schreiben....

Prost, da habe ich mehr Lust auf Kritik und Widerstand
Wobei dann auch interessante DoubleBind-Situationen entstehen: Du musst Dich mehr abgrenzen, mal nein sagen, besser für Dich sorgen - das sind so die Botschaften. Interessant, wenn man sich darin nun so nach und nach übt, nicht mehr so angepasst ist. Da stellt sich die Maus plötzlich im Loch quer und die Katze ist schwer beleidigt...

Die Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

pero
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von pero »

Spannende Diskussion.

Ich würde nicht so weit gehen wollen das ich aus dem System ausbrechen muss, mir genügt es nicht mehr voll mitzumachen.

Wer sagt den das ich alle Zeitungsartikel lesen muss?
Wer sagt das ich mich alle 30 Minuten mit den gleichen "Schrei-Null" Nachrichten aussetzen muss? Wer sagt den das ich jeden Abend die Tagesschau sehen muss?
Die Welt ändert sich NICHT wenn ich NICHT erfahre das in Indien 40 Menschen bei einem Unglück gestorben sind. Sie ändert sich nicht weil ich NICHT erfahre das die Börse sich um 2 % verbessert hat.
Und das gilt für 90% der "Informationen" die als Nachrichten verkauft werden.
Die wirklich wichtigen Nachrichten tauchen nicht nur an einem Tag auf, die halten sich länger in den Medien und in der öffentlichen Diskussion.
Ich filtere sehr deutlich was mich interessiert und was nicht. Ich höre fast jeden Tag Nachrichten, aber nicht immer und selbst dabei blende ich die "Null-Nachrichten" aus.

Und das gleiche gilt auch fürs Höher/Schneller/Weiter.
Auch da versuche ich es nicht mitzumachen. Ich brauche kein SUV als Statussymbol, ich beurteile die Gegenstände nach ihrem Gebrauchswert, nicht nach ihrem Ansehen.

>Vielleicht sollten wir uns um eine einsame Insel bemühen.... „“Depri-Island““, DAS würde für mich noch einen Sinn ergeben....

Für mich ist es mein Ziel IN MIR selbst diese Rückzugsinsel zu schaffen. Einen Raum in den ich mich bewusst zurückziehen kann wenn es mir wieder zuviel wird, ein Raum in dem ich wieder Kraft schöpfen kann um MEIN Leben zu bewältigen, nach meinen Masstäben.


lg
pero
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Hallo Pusteblume,

du hast recht, es ist sehr schwer, da eine Grenze zu ziehen. Ich war auch immer sehr angstgesteuert, Angst vor dem sozialen Abstieg, Angst davor nicht mithalten zu können, Angst den anderen nicht zu gefallen, etc.. Es ist ein sehr starkes Gefühl, ein starker Drang, dass man es fast kaum schafft, dagegen anzukommen. Durch heftigste Erkrankungen, die mich teilweise auch in lebensbedrohliche Situationen gebracht haben und mein psychisch/energetischer Zustand (ich umgehe jetzt einfach mal das Wort burnout) bin ich dann so gegen die Wand geknallt, dass sich irgendwie Emotionen und Kognitionen bei mir neu organisiert haben. Ich hatte nicht mehr die Kraft, noch Angst zu haben, so zerbrochen war ich. Ich habe heute weder die psychische noch physische Energie, um auf der Ebene wieder einsteigen zu können. Ich kann es einfach nicht mehr, und komme ich in bestimmte Situationen drehe ich voll am Rad. Wenn ich überleben will, wenn ich als Mensch meine Würde behalten will, wenn ich ein sinnvolles, anständiges Leben leben will, dann kann ich da nicht mehr rein. Es wäre mir und der Gesellschaft gegenüber verantwortlungslos, da ich genau weiss, dass es mich noch kranker macht, die Krankenkassen für mich noch mehr bezahlen müssen und ich vielleicht auf ewig von Sozialhilfe leben muss. Also raus da. Sich psychisch auszubeuten und ausbeuten zu lassen ist genauso schädlich, wie sich ständig zu überfressen und jeden Meter mit dem Auto zu fahren. Bei mir selbst anzufangen heisst, endlich zu akzeptieren, dass dies nicht mein Setting ist, ich so nicht funktioniern und auf Dauer nichts leisten kann. So passend kann ich mich einfach nicht machen, sonst hiesse das, ständig gegen meine genetische Veranlagung, meine Erziehung und meine Wertvorstellungen zu handeln.

So versuche ich, mir ein Arbeitsumfeld zu suchen, in dem ich zurechtkomme. Ob ich so etwas finde, weiss ich leider nicht. In den 90ern ging es eigentlich noch, heute wird es sehr schwierig. Notfalls versuche ich mich selbständig zu machen, ohne Erwartungen an einen hohen Verdienst. Wenn alle Stricke reissen und nichts mehr geht, lebe ich eben von Sozialhilfe und gehe Ehrenämtern nach. Hätte nie gedacht, dass ich mal so denken könnte, aber ich konnte mir früher auch nicht vorstellen, wie erschöpft man schon mit Ende 30 sein kann.

Ich habe bei meiner Arbeitslosigkeit festgestellt, dass es erstaunlich viel zu tun gibt, wenn man sich nur mal umschaubt. So viele Möglichkeiten, sich zu engagieren...Und über die Engagements lernt man viele und interessante Leute kennen. Man muss auch mit Armut nicht sozial isoliert sein, ganz im Gegenteil. Ich habe eher den Eindruck, dass ich dann viel mehr Zeit habe, andere Leute und auch Gleichgesinnte kennenzulernen und sich um seine Gesundheit zu kümmern. Dinge, von denen übrigens die meisten Glauben, dass sie das Lebensglück ausmachen...Ausserdem würde ich ökologisch sinnvoller leben, weil ich nicht mehr so viel konsumieren könnte und weniger Quadratmeter beheizen würde.

Letztendlich sind wir ja gar nicht so allein, es sind doch einige, die sich Gesellschaftskritik erlauben und auch Ideen für Anpassungen und Änderungen haben. Man muss sich einfach gezielt danach umsehen udn auf diese Leute zugehen.

Widerstand fängt für mich schon da an, wo man es sich erlaubt, in seiner Freizeit auch nur mal rumzuhängen und das schohnungslos anderen auch noch zu erzählen. 'Nein, ich mache keine Weltreisen, nein, ich betreibe nicht X Sportarten, ja, ich fühle mich auch auf meinem Sofa wohl '. Da knirscht die Freizeitindustrie mit den Zähnen, die anderen mögen uns für Waschlappen halten, aber dieses Leben ist meins, und was für mich Lebensqualität ausmacht, kann ich nur für mich allein entscheiden.

Es ist ein unglaublicher Luxus, einfach auf dem Sofa zu sitzen und vor sich hin zu gucken und zu denken Wieviele Menschen auf der Welt konnten und können das so ohne weiteres? Warum erfährt dies keine Wertschätzung? Weil die Wirtschaft auf Dauer nicht davon leben kann und gewisse protestantische Dogmen in vielen von uns nagen. Man darf sich ruhig kritisch mit unserem System auseinandersetzen, als Teil des Systems hinterfragt ma nsich dabei ja auch automatisch selbst und das ist kein Schaden, wenn man weiterkommen will.

Ausserdem bin ich mittlerweile frecher geworden und zeige gern mit dem Finger auf Leute, für deren Blödheit ich die Zeche zahlen musste
@TelAviv: ja sorry, ich gestehe, ich war motiviert von Deinem Beitrag, wollte meine Aussage aber gern ganz allgemein formulieren, da viele Deine Meinung vertreten. Werde es beim nächsten Mal deutlicher machen.

Grüssle von der Blume
Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Und weil es zum Thema passt, hier nochmal ein recht interessanter Artikel:

http://www.zeit.de/kultur/2011-10/burnout-zwischenruf

Besonders gefällt mir die Formulierung: jede Zumutung eine spannende Herausforderung.
Aus meinen Konzernzeiten kommt mir diese Haltung irgendwie bekannt vor...
TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Liebe Pusteblume,

ich drücke Dir die Daumen, dass die Reha eine gute Sache wird.

Zum Aussteigen: heute gibt es ja durchaus ïmmer mehr leute, die für einen gewissen Zeitraum aussteigen. Sei es, dass sie mal auf einem biohof arbeiten, sich als senner in die alpen zurückziehen, in einem kloster den Garten machen oder einige zeit lang in einer sozialen Einrichtung mitwirken. Ich denke, so kommt man wieder zu sich selbst und kann sich wieder erden. Und so auch wieder Belastbarkeit aufbauen. Ich kann mir vorstellen, dass es für die persönliche Entwicklung vieler menschen enorm viel bringt. Und wollen wir nicht auch auf diese Weise im Leben weiterkommen? Reifer werden, mal eine ganz andere Erfahrung machen und dadurch Dinge aus aus einer anderen Perspektive sehen?
Und so eine Auszeit bietet einem vielleicht auch die möglichkeit zu sehen, wie man mit wenig Einkommen für einen gewissen zeitraum zurechtkommt, häufig geht das besser, als man denkt. Das kann einem auch eine gewisse Gelassenheit geben.

Eine gute und bereichernde Zeit wünscht die
Topfblume
pero
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von pero »

Hallo Topfblume,
ich glaube das es viele gibt die aus sehr ähnlichen Gründen in Probleme geraten.
Ich habe den Eindruck das die Welt um uns herum immer verrückter und unmenschlicher wird. Die noch Arbeit haben müssen immer mehr, länger und härter arbeiten, die nicht mehr mithalten können fallen raus und sind daran dann auch selbst schuld.
Ich finde es ist Zeit sich auf die echten menschlichen Bedürfnisse zu besinnen.
Arbeiten um zu leben, ja gerne, aber nicht leben um zu arbeiten.
Und daran arbeite ich, suche mir meine Nische und sage den anderen meinen Meinung.
Ich glaube nur so kann man in diesen verrückten Zeiten noch bestehen.
Wie gut das ich nicht "normal" bin...

Schöne Grüße aus dem hohen Norden...
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Hallo Pero,

übrigens, ich habe keine TZ und gucke Nachrichten nur einmal in der Woche. Da ja immer wieder gerne Vergleiche mit früher angestellt werden: die wurden damals auch nicht täglich mit Katastrophenmeldungen aus aller Welt berieselt, am besten noch je negativer und reisserischer, desto besser.
Da kommt die 'gelernte Hilflosigkeit' ins Spiel, Umstände, die auf mich einprasseln und denen ich machtlos ausgeliefert bin. Diese Hilflosikgeit kann auch wieder Depressionen auslösen.

Buchtipp: Die 4-Stunden Woche von Timothy Ferriss. Der macht nur noch das, wo er wirklich nicht drumrum kommt. Nachrichten guckt der auch nicht mehr, ganz ohne Gewissensbisse. Alles nehme ich ihm zwar auch nicht ab, was er da so schreibt, aber mit vielem hat er recht.

Dokutipp: Eine Frage der Gene - lief mal auf Arte.
Welche Menschengruppe ist die überlegenste, wenn es um die Gene geht und somit auch ums nackte Überleben? Du schmeisst Dich weg: die Buschmänner! Unkaputtbar. Komm denen mal mit Pillen, gedreht von den genetisch Unterlegenen...

Grüsse von der bösen Topfblume
TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

Topfblume
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Man kann es ja mal lesen (wenn man Lust dazu hat) und sich das rauspicken, was zu einem passt. Vielleicht geht es hier auch gar nicht um eine 1:1 Umsetzung, sondern auch mal um den Versuch, die Dinge zu relativieren und zu sehen, dass man sich auch mal etwas erlauben darf. Und er erlaubt sich eben eine Menge, was wir ja nicht (auch nicht im Rahmen unserer Möglichkeiten) tun. Und ich meinte ja auch, dass ich ihm nicht alles abnehme, aber mit einigen Dingen hat er schon recht. Ich muss nicht jeden Tag auf dem neuesten Stand sein, was die weltweiten Katastrophen betrifft, auch wenn mich der eine oder andere mal irritiert fragt 'Wie, hast Du denn noch nicht davon gehört...'

Ein nettes Buch ist auch 'die glückslüge' von Michael Mary. Und das ist ganz sicher nicht weltfremd, sondern schlicht und einfach bodenständig und logisch. Dieses ganze Affentheater, was wir heute betreiben, mal sehr kritisch betrachtet.

Ich kenne übrigens Leute, die wegen ihrem Haushalt ständig jammern, sich aber aus Geiz keine Putzfrau anschaffen. Dieses Gejammer höre ich mir nicht mehr an...

Grüsse von der bösartigen Topfblume
Clown
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Clown »

Hallo,

ich finde, dieses Interview mit Horst-Eberhard Richter aus dem Jahre 2009 passt gut zu dieser Diskussion.

Z.B. sagt Richter dabei:

«Das Schwinden sozialen Verantwortungsgefühls ist die Krankheit des modernen Kapitalismus.»

«Die Männer haben Angst, ihre Dominanz zu verlieren und unterdrücken vielfach schon die eigene moralische Sensibilität, um nicht als weichliche Gutmenschen zu erscheinen. Gerissenheit, Habgier und Egoismus werden in unserer Gesellschaft als Erfolgsfaktoren angesehen. Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit stehen für Versagen. Wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen in der Finanzindustrie haben, dann wird sich das ändern.»

(Ob Frauen DAS leisten können/werden ... )

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 04,00.html



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Topfblume »

Hallo Clown,

guter Artikel!

Ich würde aber nicht zuviel Hoffnung in die Frauen setzen, letztendlich sind sie genauso infiziert und assimiliert wie die Männer. Wenn man in dem System hochkommen will, muss man sich da anpassen und dieselbe Sprache sprechen. Die gucken dann auch nur noch nach oben und nicht mehr nach unten.

Ich vermute, dass durch die vielen Menschen, die gesundheitlich wegbrechen, es vielleicht irgendwann mal zu einer Eskalation kommt. Vor allem deswegen, weil die Wegbrecher häufig die sensiblen, genauen und altruistischen menschen sind. Dadurch wird die Geier-Dichte in den grossen Unternehmen höher und irgendwann geht da das grosse Stechen los. Ist ja auch schon in der Genetik so, je höher die Varianz, desto grösser die Überlebensfähigkeit der Spezies. Wenn da in den hohen Rängen nur noch eine bestimmte Sorte Mensch rumläuft, wird sich das Problem höchstwahrscheinlich irgendwann auch von selbst erledigen. Schade nur, dass sie alle anderen dann mit runterziehen...

Grüssle
-
Bedenkt: das Böse lauert manchmal im Topf...
Andreas01

Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von Andreas01 »

@Topfblume
>>>Ich würde aber nicht zuviel Hoffnung in die Frauen setzen, letztendlich sind sie genauso infiziert und assimiliert wie die Männer. Wenn man in dem System hochkommen will, muss man sich da anpassen und dieselbe Sprache sprechen. Die gucken dann auch nur noch nach oben und nicht mehr nach unten.<<<

wie recht Du hast !!
als Insider eines großen Handelskonzerns (Gott sei Dank muss ich da nicht arbeiten)
kann ich leider nur mitteilen, die Qualität des Arbeitsklimas dort sinkt linerar je mehr "Führungsposten" von Frauen dort übernommen werden.
So manche der jungen Damen dort die (viel zu schnell) noch oben kamen sind schlicht Skrupellos, wenn es darum geht ältere/ kränkere Kolleginnen abzuservieren.
Kenne viele ältere Mitarbeiterinnen des Konzerns die sich die "alten Zeiten" zurück wünschen als die Führungsetagen noch überwiegend von Männern besetzt waren.

Gruß
Andreas
TelefonTelAviv
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Re: Hilfe gegen Depressionen: Die perfekte Pille

Beitrag von TelefonTelAviv »

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