was kann ich noch tun?

Enka59
Beiträge: 22
Registriert: 27. Okt 2011, 07:36

Re: was kann ich noch tun?

Beitrag von Enka59 »

Danke Louisa,
das ist ein guter Tipp,Ich werde es mir merken falls es nicht geht(urlaub).

Mein Mann bekommt Citalopram 20mg.Ich glaube das es aber nicht viel bringt.
Wir haben eine Verhaltenstherapie empfohlen bekommen.Im September muss ich nachfragen wegen Termine.
Heute ist es wieder einmal sehr extrem, er liegt im Sessel und schläft.Nur zum essen kam er an den Tisch.Gesprochen hat er noch keinen Ton mit mir.Wie kann man nur den ganzen Tag schlafen?
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag Nachmittag
Lieben Gruß
Enka
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: was kann ich noch tun?

Beitrag von julcas »

Hallo Enka,

ich kann deine Traurigkeit, deine Sorgen sehr gut verstehen.

Doch ich bin sicher, das dein Mann dich liebt und das er dankbar dafür ist, das du noch immer an seiner Seite bist. Auch wenn er das selbst während der Depression nicht spüren kann.

Als mein Freund irgendwann zu mir sagte: Ich liebe dich, fragte ich ihn ob er das spürt und er antwortete "Nein aber ich weiß das ich dich liebe."

Es spielen Ängste eine Rolle und viel Scham. Dein Mann spürt keinen Selbstwert. Dieses ganz am Rand vom Bett schlafen, kenne ich auch von meinem Freund.
Das hat nicht mit fehlender Liebe zu tun, sondern ehr mit der Angst zu Versagen. Angst die Berührung nicht ertragen zu können, Angst der Partnerin nicht geben zu können, was sie sich wünscht.

Es ist so schwierig dir etwas zu raten. Vielleicht geht es auch nicht darum, dir etwas zu raten, sondern ehr darum, dich in deinem Schmerz, in deiner Traurigkeit wahrzunehmen. Das tue ich. Ich glaube jeder Angehörige kann dich gut verstehen.

Das du den Urlaub gebucht hast, finde ich Klasse. Vielleicht gibt es Jemand, den du für deinen Mann mitnehmen könntest (wenn er nicht mit kann) vielleicht eine Freundin, oder eins von den erwachsenen Kindern?

Das dein Mann so wenig weiß, über den Urlaub, hängt auch mit der Depression zusammen. Sei darüber nicht traurig. Es überfordert ihn, wie so vieles ihn überfordert. Er hat keine Energie und die Dinge die er tut, sind überaus kraftaufwendig für ihn.

Schläfst du noch im Gästezimmer, oder bist du wieder zurück ins gemeinsame Schlafzimmer?

Es ist gut und richtig das du etwas für dich tust. Ich habe selbst 2 Hunde und die beiden sind immer wieder Balsam für meine Seele. Gartenarbeit tut mir ebenfalls sehr gut und nach getaner Arbeit kann ich mich so richtig freuen.

Ich wünsche euch beiden, das dein Mann bald einen Therapieplatz bekommt und das er sich auf die Therapie einlassen kann.

LG julcas
***
Beiträge: 58
Registriert: 27. Mai 2012, 21:17

Re: was kann ich noch tun?

Beitrag von *** »

Hallo liebe Enka,

es ist so schade, dass Dein Mann gerade so wenig in der Lage ist, das Glück empfinden zu können, jemanden wie Dich an seiner Seite zu haben! Ich wünsche Euch sehr, dass er das bald wieder sehen kann!

Aber ich habe auch den Eindruck, dass Du auf Dich aufpassen musst, das letzte Jahr muss unglaublich anstrengend gewesen sein für Dich. Wie kannst DU DICH ein bisschen erholen und entlasten in der Situation?

Ich finde es sehr erstaunlich, wie schwer es zu sein scheint einen Therapieplatz zu bekommen. Und die momentane Therapiefrequenz - eine Stunde alle vier Wochen - scheint dem Zustand Deines Mannes wirklich nicht gerade gerecht zu werden - ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie sich da eine Verbesserung einstellen sollte. (Vielleicht bin ich in der Hinsicht etwas naiv; ich wusste nicht, dass es einen solchen Mangel an Therapieplätzen gibt.) Was sagt der behandelnde Arzt dazu?

Ich selbst weiß von Depressionen nur aus Angehörigensicht und aus der Literatur, die ich gelesen habe. Eine Sache, die in diesem Thread (und auch in anderen) angesprochen wurde und die ich gerne besser verstehen würde betrifft die starke Berührungsscheu mancher depressiver Menschen. Wie erklärt sich dieses Zurückzucken vor Berührungen, von dem Enka schreibt? Ich wäre sehr froh, darüber etwas mehr erfahren zu können und vielleicht etwas aus dem Forum zu hören.

Liebe Enka,
Ich würde Dir so wünschen, dass Ihr im Oktober gemeinsam Deinen Geburtstag und das Leben feiern könnt! Einstweilen wünsche ich Dir sehr, dass es in Deinem Umfeld Menschen gibt, die Dich unterstützen können in der schwierigen Situation.

Alles Liebe für Dich und Deinen Mann
***
Conny_23
Beiträge: 23
Registriert: 3. Aug 2012, 09:38

Re: was kann ich noch tun?

Beitrag von Conny_23 »

Liebe Enka,

habe deine Beiträge aufmerksam gelesen, und möchte dir auch einige Zeilen schreiben.

Die Depression ist eine der schwierigsten Krankheiten überhaupt, finde ich. Sie zerstört nicht nur den Betroffenen , sondern auch sein Umfeld. Ich selbst bin Betroffene und kann deshalb vielleicht mal die andere Seite ein wenig beleuchten.


Julcas hat Recht, in diesen schweren depressiven Phasen kommt uns leider jegliches Gefühl abhanden - auch die Liebe zu den Menschen, die uns am nächsten stehen. Und es stimmt, wir sind bis zu einem gewissen Grad Schauspieler - weil wir um jeden Preis die Illusion aufrecht erhalten wollen, das alles in Ordnung ist. Unser Rückzug ist ein Schutz - Schutz davor, sonst vielleicht Dinge zu hören, die diese Illusion gefährden oder gar zum Einsturz bringen.

wie mosaic schon sagte, verlieren wir in diesen Phasen unser Selbstwertgefühl, bzw. versuchen wir uns einen kleinen Rest davon zu bewahren in dem wir die Illusion aufrecht erhalten, das wir alles im Griff haben. Und diesen kleinen Rest schützen wir, wo es nur geht. Wir haben Angst vor zu viel Nähe, vor Verletzung, davor, dass uns jemand sagt oder zeigt, das wir eben doch nicht alles im Griff haben...

Das dein Mann sich nichts merkt, was eure Reise angeht, kann ich mir vorstellen, denn das überfordert ihn zur Zeit. Das er den ganzen Tag schläft hat etwas mit Realitätsflucht zu tun. Nur im Schlaf finden wir Ruhe vor den düsteren Gedanken, mit denen wir uns ansonsten permanent auseinandersetzen. Kleines Beispiel von mir: Ich habe noch einen anderen Mechanismus entwickelt, der zur Realitätsflucht gehört. Ich leide unter sogenannten Dissoziationen - kurz erklärt: in diesen Phasen spalte ich meine Seele von meinem Körper ab, das heißt ich bin von außen nur durch Extremreize wie Eisbeutel oder ähnliches erreichbar und nicht selten dauern diese Phasen bis zu mehreren Stunden. Ich selbst habe an diese Stunden keinerlei Erinnerungen - ist wie ein Blackout. Habe mittlerweile herausgefunden, das ich die Dissos manchmal verhindern kann, indem ich statt dessen schlafe...keine Lösung auf die Dauer, will damit nur sagen, das es eine Art Realitätsflucht ist und der Wunsch den quälenden Gedanken und Selbstvorwürfen wenigstens für kurze Zeit zu entkommen.

Deine ursprüngliche Frage war: Was kann ich noch tun?
Das ist schwer zu beantworten, denn wenn man einem depressiven Menschen helfen will, muss dieser erst einmal bereit sein, sich helfen zu lassen. Im Moment ist kein guter Zeitpunkt, aber wenn die Wartezeiten wirklich so lang sind, dann wäre vielleicht eine vorrübergehende stationäre Behandlung in Betracht zu ziehen, denn diese Phase dauert ja nun schon sehr lange an.
Ich selbst habe gute Erfahrung mit stationären Aufenthalten gemacht.

Wichtig ist in dieser Zeit vor allem auch, was du für dich tust. Triff dich mit Freunden - ohne schlechtes Gewissen, ich weiß wie schwer das ist...dazu die Angst, das der Partner sich was antun könnte in dieser Zeit. Doch auch du brauchst Ablenkung um Kraft zu tanken, denn dieses Leben kostet unheimlich viel Kraft!

Auch wenn wir es nicht immer fühlen und/oder zeigen können, wir sind dankbar für unsere Angehörigen, die mit uns und zur Not, wenn wir nicht mehr können auch für uns kämpfen!

Alles Liebe für dich und deinen Mann!
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
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