SSRIs müssen neu bewertet werden

Freekkk24
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Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von Freekkk24 »

miener vorrednerin kann ich nur absolut beipflichten!!!!


depressionen sind eine SEHR komplexe erkrankung mit vielerlei facetten...

die behauptung, das eine kog. therapie ohne(!) AD genauso erfolgreich ist, halte ich für nicht beweisbar.

ich bin seit 6 jahren krank und ziemlich gut informiert.
sowas hab ich noch nie gehört.

gruß

stefan
tomroerich
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Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von tomroerich »

Klar, Virginia, so sehe ich es auch.

Ich bin in den letzten Monaten gegenüber SSRI trotzdem etwas skeptischer geworden nachdem durch die Medien ging, wie Pharmafirmen negative Studien, die sie selbst bezahlen, zurückhalten- sicher hast du das auch mitbekommen. Ausgelöst wurde die Diskussion wohl durch die Erkenntnis, dass manche SSRI das Suizidrisiko bei Jugendlichen erhöhen. Gravierend finde ich auch, das die Wirksamkeit mancher SSRI nicht sauber belegt ist. Es wird manipuliert und zwar in einem Ausmaß, das noch nicht einschätzbar ist. Man stelle sich vor, dass depr. Menschen ihr Hoffnung auf ein Medikament setzen, dessen Wirkungslosigkeit in den verschlossenen Schubladen der Pharmafirmen dokumentiert ist! Bevor Oliver nun auftrumpft wil ich schnell betonen, dass ich nicht grundsätzlich die Wirkung von SSRI anzweifele. Ich zweifele am verantwortlichen Umgang der Industrie mit Misserfolgen und auch daran, dass diese Pro und Kontra angemessen gegenüberstellt. Auch in den Etagen dieser Industrie hat sich kaltes Kalkül breit gemacht.

Ich komme jetzt darauf, weil ich gestern mein Trevilor vergessen hatte. Wie bereits mehrfach vorher schon erlebt, begannen am frühen Abend die "Zaps"- elektrische Schläge im Kopf und meine visuelle Wahrnehmung begann zu stottern wie die Liveübertragung eines Fußballspiels, in der man manchmal das Fehlen einzelner Bilder beobachten kann. Laut meinem Psych. gibt es sowas nicht. Aber ich kenne mehrere Leute, die ähnliche Phänomene sehr wohl kennen. Bloß habe ich noch nie einen Beipackzettel gesehen, wo so etwas aufgeführt ist.

Als Fazit denke ich, dass die Wirkung von SSRI nicht bestritten werden kann. Aber sie kann sehr wohl übertrieben dargestellt sein in einem Ausmaß, das Alternativen nicht mehr ganz so schlecht aussehen lässt. Bedenkt man außerdem, dass SSRI ihre Wirkung verlieren können und sogar beim gleichen Menschen in einer depr. Episode zu wirken scheinen und in der nächsten nicht mehr, dann muss man doch mehr Fragezwichen dahinter setzen als es der Industrie lieb ist. Unabhängige Studien, für die kein Geld da ist, wären wirklich wünschenswert.

Liebe Grüße

Thomas
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triste
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Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von triste »

Hallo Thomas,

na, Du redest ja doch noch mit mir, ich dachte schon, weil Du in den letzten threads, wo´s um die Grabenkämpfe ging, nie auf meine an Dich gerichteten Antworten reagiert hast. Aber jetzt will ich nicht auch noch anfangen, Pimpelchen zu spielen...... davon gab es schon zuviel.

also ich mußte erstmal rekapitulieren...so alt ist mein posting schon.
Ich habe ja vorallem zu Olivers Behauptung Stellung genommen, die so einfach nicht stimmt und Depressive auch auf einen langen Leidensweg schicken kann.
Daß SSRI durchaus auch Schwachstellen haben, ist doch eigentlich jedem klar, der schon einige ausprobieren mußte.
Ich habe heftige Nebenwirkungen erlebt sowie auch den Verdacht, daß man von einigen ADs nicht so leicht wieder 'runterkommt', (ist bei mir aktuell so bei Remergil.). (Ganz zu schweigen von den NW, die seitens der Ärzte gerne im Reich der Phantasie angesiedelt werden...)

Ein endlich verantwortungsbewußter Umgang damit seitens der Pharmaindustrie sowie Studien zu Alternativen wäre natürlich super, toll, sagenhaft!
Aber Du weißt, ich bin nicht ein solcher Optimist wie Du, eher das Gegenteil
und solange Geld unsere Gesellschaft regiert, wird die Pharmaindustrie weiterhin profitorientiert sein, so einfach ist das.
Was eher Sinn machte, wäre eine bessere Aufklärung für Neu-Depressive über die (Aus-) Wirkungen von Antidepressiva, so daß man als Patient selber Vor-und Nachteile abwägen kann, so nach dem Motto: Wenn es die Hoffnungslosigkeit mildert , kann ich das Schwitzen noch 2 Wochen aushalten, oder so.

Ich plädiere deshalb eher für eine Eigenständigkeit des Patienten, denn das Thema Antidepressiva, Verträglichkeit und Wirksamkeit, ist so voller Ungewißheiten, noch Unerforschtem und abhängig von individuellen Dispositionen...da gibt es einfach keine allgemeingültig anwendbare Empfehlung.
Noch ist es so, daß jeder Kranke das selbst für sich rausfinden muß...und dabei vergeht oft viel wertvolle Zeit,......vielleicht werden die Ärzte ja mit der Zeit besser.

Gute Grüße!
Virginia
tomroerich
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Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von tomroerich »

Na klar rede ich noch mit dir , Virginia. Ich glaube, ich habe manches Posting nicht beantwortet- die kamen in einer Konzentration, da habs ich dann irgendwann aufgegeben.

In Sachen Pharmaindustrie fällt mir momentan nichts mehr ein- wir stimmen wohl überein.

Grüßle am Abend

Thomas
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triste
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Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von triste »

seh´ick ooch so..
auch Grüße!
V.
Antje
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Registriert: 1. Dez 2004, 15:37

Re: SSRIs müssen neu bewertet werden

Beitrag von Antje »

Hallo Virginia und alle anderen,

habe leider erst heute diesen Thread gelesen.
Ich weiß, daß bei 1/3 der Patienten die AD nicht helfen.
Aber nun zu meiner Erfahrung:

In den letzten 5 Jahren habe ich über 3 Jahre lang SSRI genommen.
Es gab 3 Absetztversuche und jedes Mal hatte ich ein heftiges Absetzsyndrom, so richtig heftig Schwindel und Mißempfindungen in den Extremitäten. Obwohl die Medis langsam ausgeschlichen wurden.

Vor 2 Jahren mußte ich zum 1. Mal in eine Klinik. Verschiedene Medis wurden ausprobiert. Am Ende waren es Zoloft, Lithium und Zeldox. Nach 4 Monaten Klinik kam schon nach weitern 4 Monaten (November) wieder die erste heftige Krise. Dann kam Tavor dazu.
Weiter 5 Monate später wieder Klinik, das Ende vom Lied waren: Zoloft, Seroquel und Elmendos. Bei Bedarf Tavor o. Atosil.

Ich habe das Gefühl, das die SSRI nichts für mich sind. Sie helfen mir nicht gegen meine Unruhe und meine körperliche Symtomatik, die Angst, die daraus entsteht, wird auch nicht gedämpft. Mit den Schlafen klappt es auch nicht. Und ich weiß auch nicht mehr, was "Sex" ist. Habe seit über 1 1/2 Jahren eine Libido auf dem absoluten Gefrierpunkt.

Werde mit meinem Psychiater beim nächsten Termin zum 3. Mal den Wunsch äußern, ein anderes AD zu bekommen.

Im darauf folgenden
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