Therapie für Angehörige?

BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

ich möchte mal die Grenzen aufzeigen ab wann ein Angehöriger professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie aufsuchen sollte.


F43.2 Anpassungsstörungen

Definition

Hierbei handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauerfall oder Trennungserlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen (wie Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle; es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstanden wäre. Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge (oder eine Mischung von diesen). Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein.

Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein.

Inkl.:
Hospitalismus bei Kindern
Kulturschock
Trauerreaktion
kruemelchen
Beiträge: 9
Registriert: 30. Mai 2006, 19:13
Kontaktdaten:

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von kruemelchen »

Hallo!

Nach dem Lesen eurer Antworten möchte ich mich jetzt mal zu Wort melden.
Erstmal meine Vorgeschichte: Mein Freund/ Verlobter ist mittlerweile seit ca. 10 Jahren depressiv, wovon er seit ca. 4 Jahren in Behandlung ist (inkl. 10 Monate Klinik). Wir sind seit 8 Jahren zusammen. Nach langem hin und her und vielen Problemen hat er jetzt einen Zustand erreicht mit dem wir beide gut leben können.
Also eigentlich alles gut, bis auf mich. Nach den langen Jahren mit der Krankheit bin ich am Ende. Meine Hausärztin hat mich zum Therapeuten mit der Diagnose F48.0 (Neurasthenie)überwiesen.
Meine Meinung zu Eurem "Streit": Wenn man als Angehörige nicht mehr mit der Krankheit zurechtkommt, dann ist es gut und vor allem nötig sich Hilfe zu holen. Das kann leider keine Beratungsstelle leisten!

Gruß

Anke
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anke,

"Das kann leider keine Beratungsstelle leisten!"

Das sehe ich auch so.
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Hallo,
ich sehe es auch so, vor allem weil ja schon eine Diagnose vorliegt. Liebe Anke, ich wünsche dir, dass deine Therapie erfolgreich verläuft und dass es dir bald besser geht.

Die Situation im Anfangs-Posting war eine andere, aber es spricht ja dann auch nichts dagegen erst mal zu einer Beratungsstelle zu gehen (wegen den oben genannten Vorteilen), und wenn man merkt das reicht nicht, eine Therapie zu beginnen. Es kommt wohl immer auf den Einzelfall an.

Ich selbst bin mit meinem Freund erst 2 Jahre zusammen, und das erste Jahr ging es ihm ziemlich gut. Als er vor 6 Wochen von einem Tag auf den anderen in stationäre Therapie gegangen ist war ich fix und fertig und so ca 2 Wochen lang hab ich eigentlich jeden Tag mehrere Stunden geheult. Es war auch immer ganz schrecklich wenn ich ihn besucht hab, war nervlich am Ende und gleichzeitig total nervös und irgendwie hysterisch. Naja, ich glaub wenn uns Leute im Park in dieser Klinik gesehen haben, dachten die wohl eher ICH bin dort Patient.
Inzwischen geht es mir wieder gut und mein Freund ist wieder zu Hause. Eine ganz andere Situation als bei dir, Anke. Es kommt wirklich immer auf den Einzelfall an, für manchen ist eine Therapie das richtige, für manchen eine Beratung, manche brauchen keines von beiden. Bei mir ist es derzeit so, dass die Unterstützung meiner besten Freundinnen mir genug Kraft gibt, aber ich kann natürlich auch nicht wissen wie es vielleicht in einigen Jahren aussieht. Von daher glaub ich , dass es kein "Streit" ist (du hast es ja sowieso schon in Anführungszeichen geschrieben) sondern dass wir eigentlich einer Meinung sind

Viele Grüße

Susanne
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anke,

ich stelle hier auch mal die Beschreibung Deiner Diagnose ein.


F48.0 Neurasthenie

Definition

Im Erscheinungsbild zeigen sich beträchtliche kulturelle Unterschiede. Zwei Hauptformen überschneiden sich beträchtlich. Bei einer Form ist das Hauptcharakteristikum die Klage über vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen, häufig verbunden mit abnehmender Arbeitsleistung oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben. Die geistige Ermüdbarkeit wird typischerweise als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben, als Konzentrationsschwäche und allgemein ineffektives Denken. Bei der anderen Form liegt das Schwergewicht auf Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen und der Unfähigkeit, sich zu entspannen. Bei beiden Formen finden sich eine ganze Reihe von anderen unangenehmen körperlichen Empfindungen wie Schwindelgefühl, Spannungskopfschmerz und allgemeine Unsicherheit. Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden, Reizbarkeit, Freudlosigkeit, Depression und Angst sind häufig. Der Schlaf ist oft in der ersten und mittleren Phase gestört, es kann aber auch Hypersomnie im Vordergrund stehen.

Inkl.:
Ermüdungssyndrom

.



Liebe Susanne,

14 Tage am Stück weinen, weil der Partner im Krankenhaus ist, halte ich für sehr bedenklich. Und Besserung die darauf beruht, das der Partner wieder zuhause ist, ebenfalls.
Gesund ist so ein Verhalten nicht.

Ob Du allerdings Hilfe brauchst oder nicht, ist allein deine Entscheidung.
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Liebe Beatrix,

die Besserung beruht nicht darauf, dass er wieder zu Hause ist. Die ersten 2 Wochen ging es mir sehr schlecht, danach ging es so la la, er war insgesamt 5 Wochen dort.
"14 Tage am Stück weinen" klingt als hätte ich 24/7 durchgeheult, so war es nicht. Eigentlich war ich vor allem Abends traurig, oder nach Besuchen bei ihm. Und das hielt dann eben auch mal mehrere Stunden an.
Auf Dauer ist so ein Verhalten sicher nicht gesund, aber ich hab mich ja wieder "eingekriegt" . Aber, wie gesagt, ich weiß ja nicht was die Zukunft noch so alles bringt, und würde für mich kein Hilfsangebot (weder Beratung noch Therapie) kategorisch ausschließen. Nur sehe ich eben derzeit keinen Bedarf.

Viele Grüße

Susanne
Klarinette
Beiträge: 5
Registriert: 9. Jul 2009, 23:58

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Klarinette »

Diese Frage stellt sich mir derzeit auch:(

Hallo!

Nach langer Zeit habe ich den Schritt gewagt, mich hier zu registrieren und damit den ersten Schritt in Richtung Selbsthilfe zu gehen.

Bei meinem Mann wurde vor ca 1,5 Jahren eine Depression diagnostiziert. Die Symptome bestehen allerdings schon seit ca 4 Jahren Antriebslosigkeit, Beschimpfungen, Überforderungen, Zukunftsängste... Zum Gang zum Psychiater zur Behandlung habe ich ihn erst vor ca 3 Monaten bewegen können. Nun bekommt er ein Antidepressivum, das auch gut anschlägt.
Seitdem ist es die Stimmung meines Mannes zwar rein objektiv deutlich verbessert, der Antrieb nahm auch zu. Für ihn hat sich aber subjektiv nichts verändert - außer der jetzt zusätzliche Kampf mit den Nebenwirkungen.
Mein Eindruck ist, er hat sich in seiner Opferrolle eingenistet, kommt dort nicht mehr raus, hängt fest.
Ja, ich weiß, dass er krank ist, nichts dafür kann... aber eine Psychtherapie lehnt er ab. Seiner Meinung nach bin eh ich schuld an der Depression, so dass es keinen Grund für ihn gäbe, eine Therapie zu machen.

Mittlerweile bin aber ich mit den Nerven am Ende Die ewigen Beschimpfungen und Schuldzuweisungen haben mich mürbe gemacht. Gut, jetzt ist es zwar besser, aber ich kann mich darüber nicht freuen. Es ist so unwirklich, der Wandel wirkt so falsch. Ich fühle mich veralbert. Jahrelang war ich der Idiot - und jetzt soll ich auf einmal so tun, als sei nichts gewesen!? Und: Wie lange soll das gutgehen? Die Medikamente will er schließlich nicht ewig nehmen.

Ich hab mir in den letzten Jahren bestimmt 20kg angefressen, total das Interesse an Dingen verloren, die ich früher toll fand, kann mich kaum noch für irgendwas begeistern. Wenn ich nicht irgendwann ganz am Ende sein will, muss etwas passieren. Über Trennung denke ich fast täglich nach - aber wir haben uns doch versprochen, auch in schlechten Zeiten zueinander zu halten.

Danke fürs 'Zuhören'.

Klarinette
pv
Beiträge: 6
Registriert: 11. Jun 2009, 16:27

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von pv »

Hi Klarinette,

ich finde es etwas seltsam, dass Dein Mann die Pillen nimmt, aber eine Therapie ablehnt. Zumindest hat er sich doch selbst eingestanden, dass er krank ist und Hilfe braucht, oder? Vollkommen daneben finde ich den Vorwurf, Du wärst schuld an seiner Depression. Auch meine Partnerin hat mir die Schuld oder wenigstens eine Teilschuld an ihrer Depression gegeben, und da man als Partner sowieso die ganze Zeit am Grübeln ist, woher das alles kommen könnte, was der Auslöser war und welchen Anteil man selbst daran hat, bestätigt so etwas natürlich die Selbstzweifel.

Du bist nicht schuld an seiner Depression. Zur Schuld gehört Vorsatz, und wer treibt schon vorsätzlich seinen Partner in die Depression? Ich denke, dass es eher ein Ausdruck seiner Hilflosigkeit ist - in einer solchen Phase kann man Entscheidungen nur sehr schwer treffen und delegiert sie gerne an die Bezugsperson, in dem Falle Dich. Man schiebt dem anderen Verantwortung zu, die man selbst gerade nicht übernehmen kann oder will. Ihm fehlt wahrscheinlich einfach nur die Kraft, sich über die Therapie Gedanken zu machen - welche ist die richtige, wer ist der richtige Therapeut etc. Es ist halt ein langwieriger Prozess, erstmal einen freien Therapieplatz zu finden bei einem Therapeuten, zu dem man auch Vertrauen aufbauen kann. Das schreckt viele ab. Nur denke ich, dass Dein Mann ohne Therapie nach Absetzen der Medikamente wieder da steht, wo er vorher war. Er muss jetzt selber den Arsch hochkriegen, Du kannst ihm zwar helfen, aber ihn nicht heilen.

Dass Dich alles mittlerweile mürbe gemacht hat, kann ich bestens verstehen, denn mir geht's ähnlich. Ich kann nur schreiben, was mir geholfen hat und hilft: Freundeskreis und Familie einweihen, soweit noch nicht geschehen. Es nimmt einen unheimlichen Druck, wenn die Leute wissen, woran sie sind und man nicht ständig fadenscheinige Geschichten erfinden muss, warum es dem Partner nun schon wieder nicht gut geht.
Wichtig ist auch, sich ab und zu objektive Meinungen von aussen einzuholen, wie man mit bestimmten Situationen umgehen soll. Eine Krankheit erfordert Verständnis, darf aber ganz sicher nicht jedes Fehlerverhalten entschuldigen oder ein Freibrief sein, dem Partner mehr zuzumuten, as der verkraften kann.
Und, auch wenn's ausgeleiert klingt: Denk an Dich! Denk drüber nach, wie Du wieder auftanken kannst, und gönn Dir das. Das ist kein Egoismus, sondern Selbstschutz. Es ist wichtig, dass Du Dich selbst nicht mit runterziehen lässt, auch wenn das sehr schwer ist. Nicht Du bist krank, sondern Dein Partner. Und ihm ist nicht geholfen, wenn Du irgendwann daneben sitzt und die gleichen Pillen nimmst. Diese Gefahr ist groß, wenn Du nicht ganz klar die Grenzen aufzeigst.

Ich habe das auch erst lernen müssen und bin noch dabei. Ich musste mir die wüstesten Beschimpfungen anhören, wenn ich mal etwas nur für mich gemacht habe, wenn ich mal mit anderen Leuten weg war und es dabei später wurde, wenn ich nicht ständig hinterhertelefoniert habe, obwohl es ihr "so schlecht" ging. Lass Dich nicht manipulieren, das passiert oft unbewusst.

Gruß,
Paul
Klarinette
Beiträge: 5
Registriert: 9. Jul 2009, 23:58

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Klarinette »

Hallo Paul,

danke für Deine Antwort.

Die Tabletten... weshalb er sie nimmt, weiß ich auch noch nicht so genau. Einerseits macht er alles, um sein Image (=ich bin krank, nehme viiiiele Medikamente, merke aber keine Besserung) aufrecht zu erhalten - auf der anderen Seite findet er sie unnötig.

Ja, Du hast natürlich recht, wenn Du sagst, dass ich nicht schuld bin, aber die vielen Vorwürfe, der tägliche Streit, die Beschimpfungen... das tut einfach so weh

Ich danke Dir.

Klarinette
pv
Beiträge: 6
Registriert: 11. Jun 2009, 16:27

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von pv »

Hallo Klarinette,

wenn ihr täglich streitet oder er Dich täglich beschimpft, hast Du nie die Gelegenheit, mal Luft zu holen. Genau das brauchst Du aber mal, denke ich. Überleg Dir einfach, was Du mal so richtig gerne wieder tun würdest. Und dann tu's! Ein Wochenende bei Freunden, oder allein? Oder nur mal ein Abend ohne das Thema Depression?

Such Dir ggf. Unterstützung in der Familie, und dann zieh's durch! Vielleicht musst Du ein Riesen Donnerwetter über Dich ergehen lassen, aber was hast Du zu verlieren? Es wird ihn nicht heilen, wenn Du Dich den ganzen Tag einem solchen Terror ausetzt. Und andererseits wird es ihn nicht noch kränker machen, wenn Du mal an Dich denkst. Schließlich machst Du es auch für ihn, um ihm mit mehr Kraft besser helfen zu können. Sprich mit ihm drüber, und vielleicht versteht er es ja sogar.

Was wirft er Dir denn eigentlich alles vor, außer der Schuld an seiner Krankheit?

Viel Erfolg.

Paul
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Ich hab mir in den letzten Jahren bestimmt 20kg angefressen, total das Interesse an Dingen verloren, die ich früher toll fand, kann mich kaum noch für irgendwas begeistern. Wenn ich nicht irgendwann ganz am Ende sein will, muss etwas passieren.

Ja liebe Klarinette,

es muss was passieren. Es ist Deine Aufgabe Dein Leben zu gestalten, für Dein Wohlergehen zu sorgen. Das ist nicht die Aufgabe Deines Mannes.

Lebe Dein Leben, übe Dein Hobby aus. Triff Dich mit Freunden. Du allein entscheidest ob Du fürDich sorgst oder nicht.
Das liegt nicht an Deinem Mann, wenn Du Dich vernachlässigst.
Klarinette
Beiträge: 5
Registriert: 9. Jul 2009, 23:58

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Klarinette »

Hallo Paul!

"Überleg Dir einfach, was Du mal so richtig gerne wieder tun würdest. Und dann tu's! Ein Wochenende bei Freunden, oder allein? Oder nur mal ein Abend ohne das Thema Depression? "

Ja, das werde ich tun. Danke fürs Ermutigen.

"Was wirft er Dir denn eigentlich alles vor, außer der Schuld an seiner Krankheit?"

Hauptsächlich sind es Vorwürfe, die in die Kategorie Eifersucht fallen. Und ja, sie sind absolut unberechtigt.

Danke, Paul.

Klarinette
Klarinette
Beiträge: 5
Registriert: 9. Jul 2009, 23:58

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Klarinette »

"Ja liebe Klarinette,

es muss was passieren. Es ist Deine Aufgabe Dein Leben zu gestalten, für Dein Wohlergehen zu sorgen. Das ist nicht die Aufgabe Deines Mannes."

Hallo Bea!

Ich stimme Dir zu: Es ist nicht die Aufgabe meines Mannes, für mein Wohlergehen zu sorgen. Deshalb bin ich hier.

"Du allein entscheidest ob Du fürDich sorgst oder nicht.
Das liegt nicht an Deinem Mann, wenn Du Dich vernachlässigst."

Ja, ich weiß. Noch bin ich allerdings einen Schritt zurück... Ich bin noch nicht so weit. Ich fange gerade erst an, zu verstehen und zu akzeptieren, DASS ich mich habe runterziehen lassen. Momentan bin ich nur traurig und fertig. Ich möchte die Freiheit haben, auch sagen zu dürfen: Du hast mir durch Dein (depressionsbedingtes) Verhalten weh getan und geschadet.

Gruß
Klarinette
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Klarinette,

es bringt nichts Schuld zu verteilen.
Denn genauso richtig ist es zu sagen, Du hast Dich nicht ausreichend geschützt.

Schau nach vorne und stelle Deine Interessen in den Mittelpunkt deines Lebens. Das geht mit deinem Mann oder auch ohne.
Meggi

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Meggi »

Hallo,

mal was zu den ausuferenden Kosten im Gesundheitswesen, wie lange geht das noch ?

http://www.rp-online.de/public/article/ ... taats.html

Grüße
Meggi
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Ja genau, liebe Meggi,

deshalb sollten psychisch Kranke wenn möglich, aber vor allem ihre Angehörigen sofort auf Psychotherapie verzichten, denn sie ruinieren das Gesundheitssystem!
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Hallo Meggi,

ich verstehe ehrlich gesagt nicht was du uns damit sagen willst. Der Begriff "Sozialstaat" umfasst doch einiges mehr als das Gesundheitswesen, und du willst doch nicht damit zum Ausdruck bringen, dass psychisch Kranke keine Therapie beginnen sollen, oder? Irgendwie besteht da grade Klärungsbedarf.

Viele Grüße

Susanne
Meggi

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Meggi »

Hi,
siehe meinen Eintrag hier vom

07/06/2009 13:25

Gruß
Meggi
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Liebe Meggi,
okay dann versteh ich das. Finde nur der Artikel passt nicht so gut dazu, ist zu allgemein, weil er sich nur mittelbar aufs Gesundheitssystem bezieht.

Liebe Bea,

>deshalb sollten psychisch Kranke wenn möglich, aber vor allem ihre Angehörigen sofort auf Psychotherapie verzichten, denn sie ruinieren das Gesundheitssystem!<

Angehörige sollten dann auf Psychotherapie verzichten, wenn sie NICHT SELBST psychisch krank sind. Ich finde immer noch, erste Anlaufstelle sollte eine Beratungsstelle sein (Caritas oä). Dort kann auch geklärt werden ob eine Therapie notwendig ist. Alles andere geht mir zu sehr in Richtung self fulfilling prophecy und kann mE schaden.

Viele Grüße

Susanne
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Susanne,

hier noch mal eine Beschreibungen von Symptome, die therapiert werden sollen. Denn ein Mensch, auch ein Angehöriger der eines oder mehrere dieser Symptome aufweist, ist nicht mehr gesund z.B.

- vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen,
- abnehmende Arbeitsleistung oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben,
- geistige Ermüdbarkeit wird als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben,
- Konzentrationsschwäche und allgemein ineffektives Denken,
- das Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen,
- die Unfähigkeit, sich zu entspannen,
- Schwindelgefühl,
- Spannungskopfschmerz,
- allgemeine Unsicherheit,
- Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden,
- Reizbarkeit,
- Freudlosigkeit,
- Depression,
- Angst,
- Sorgen,
- Schlaf, der oft gestört ist,
- Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern,
- ein Gefühl, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können,
- Störungen des Sozialverhaltens


Und hier noch ein Fachtext der therapiewürdiges und -unwürdigen Empfindungen beschreibt:

Für wen ist eine Psychotherapie ratsam?

Konflikte und psychische Probleme müssen nicht in jedem Fall auftreten, wenn wir kritischen Lebenssituationen, Belastungen oder Veränderungen ausgesetzt sind. Statistische Daten belegen jedoch, dass sehr viele Menschen mindestens einmal in ihrem Leben unter einer psychischen Erkrankung leiden. Aber wer und wie bestimmt nun, ob ein Mensch "psychisch krank" ist und einer Behandlung bedarf?

Leider gibt es keine verlässliche Norm, die uns sagt, was "psychisch gesund" und was "psychisch krank" ist. Es gibt jedoch zwei Kriterien, die bei der Entscheidung helfen, ob jemand eine psychotherapeutische Behandlung aufsuchen sollte. Als erstes Kriterium für eine Behandlungsbedürftigkeit dient die Einschätzung des Leidensdrucks. Wenn jemand unter der derzeitigen Situation leidet, ist offensichtlich, dass eine Änderung ansteht. Das zweite Kriterium ist die Zielbezogenheit. Wenn z.B. jemand sich von anderen weniger ausnutzen lassen will, muss er lernen "Nein" zu sagen. Psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Ängste, Essstörungen, Probleme in sozialen Beziehungen oder auch die Bewältigung schwerer körperlicher Erkrankungen sind Beispiele, die die Lebensführung spürbar beeinträchtigen und beträchtliches Leiden auslösen können. Betroffene mit psychischen Problemen sollten es daher in Erwägung ziehen, professionelle Hilfe und Unterstützung zur Bewältigung in Anspruch zu nehmen. Dies gilt vor allem dann, wenn die psychischen Beschwerden schon über längere Zeit bestehen oder diese sich verschlimmern oder der Betroffene selbst keine Möglichkeiten zur Veränderung sieht.

In den ersten Gesprächen wird der Psychotherapeut die Beschwerden analysieren und eine entsprechende Diagnose stellen. Erst auf dieser Grundlage kann dann entschieden werden, ob und wie eine Psychotherapie hilfreich sein kann.

Manchmal suchen Menschen nach den Hintergründen des eigenen Denkens, Fühlens und Handelns, auch ohne dass akute Beschwerden vorliegen. Warum bin ich so, wie ich bin? Wie könnte ich mich weiterentwickeln und z.B. selbstsicherer, gelassener, beziehungsfähiger u.s.w. werden. Solche Fragen können im Rahmen einer sogenannten Selbsterfahrung analysiert werden. Die Kosten einer Selbsterfahrung werden allerdings nicht von den Krankenkassen übernommen.
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Liebe Bea
der Text ist schon richtig und gut. Psychologen müssen eine Diagnose stellen. Ich glaube aber die wenigsten Psychologen würden - jetzt zB mir - die Diagnose "psychisch gesund, nur gerade in einer schwierigen Situation" stellen, wenn ich erst mal meine Geschichte erzählt hätte. Aber genau das wäre mE die richtige Diagnose! Ich denke, Psychologen gehen auf Nummer sicher, was ich ihnen nicht mal vorwerfen kann, schließlich denkt man ja, wenn sich jemand an einen Psychologen wendet dann wird das schon "seinen Grund (also Diagnose mit Krankheitswert) haben". Der Angehörige wollte aber vielleicht nur einen Rat wie er sich verhalten soll, wollte seinen psychisch kranken Angehörigen besser verstehen usw. Zur Klärung solcher Fragen ist keine Psychotherapie notwendig, wendet man sich aber an einen Therapeuten ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass dann auch eine Therapie begonnen wird. Die ist dann sicherlich oft auch sinnvoll und notwendig, aber eben nicht immer. Und eben diese Fragen die der Angehörige hat, kann man doch gut in einer Angehörigenberatungsstelle klären. Da besteht erst mal nicht die Gefahr einer vorschnellen (evtl falschen) Diagnose.
Es geht mir nicht darum zu sagen dass Angehörige keine Therapie machen sollen wenn sie auch psychisch krank sind - im Gegenteil. Wer psychisch krank ist soll eine Therapie machen, ohne Frage.

Viele Grüße

Susanne

EDIT: Darf ich noch fragen aus welcher Quelle die Liste mit den Sympomen stammt? Also zB "allgemeine Unsicherheit" und "Sorgen" - hat jeder mal! Da kannst du nicht davon sprechen, dass derjenige "nicht mehr gesund" ist. Es kommt schon auch auf Dauer und Stärke an. Diese Liste finde ich viel zu allgemein.
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Susanne,

es kommt wohl auf das Ausmaß von Sorgen und Unsicherheit an.

Die Symptome sind die der Neurasthenie und der Anpassungsstörung, zu finden weiter oben im Thread.

Die generalisierte Angststörung z.B. besteht, wenn ein Mensch einen großen Teil seiner Zeit mit Ängsten, Befürchtungen und Sorgen um mehrer Lebensbereiche verbringt.

Alle Diagnosen mit Beschreibungen findest Du im " ICD 10 " der WHO, unter Buchstabe F.
Google mal.

Ein Angehöriger der nur was klären will, wird wohl kaum in einer Psychotherapie bleiben. Immerhin ist es sehr aufwendig und kraftzehrend, eine Psychotherapie zu machen.
Susanne.S
Beiträge: 24
Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Ich kenne die ICD, mein Freund ist immerhin grade in stationärer Behandlung und da wäre es ja irgendwie fahrlässig wenn ich mich gar nicht damit befasst hätte. Weder bei F48.0 noch bei F43.2 steht, dass die Diagnose schon bei Vorliegen eines einzigen Symptoms unter Garantie gegeben ist. Das wäre ja auch irgendwie ziemlich krass. Ich denke eine fehlerfreie Kategorisierung vornehmen zu können sollte man schon in diesem Bereich ausgebildet sein. Symptome aus verschiedenen Codierungen aufzulisten und dann zu sagen, wer auch nur eines davon aufweist ist nicht mehr gesund, finde ich nicht sinnvoll.

>Ein Angehöriger der nur was klären will, wird wohl kaum in einer Psychotherapie bleiben. Immerhin ist es sehr aufwendig und kraftzehrend, eine Psychotherapie zu machen.<

Da geb ich dir recht, aber was ist wenn man da so "reinrutscht" und sich dadurch alles verschlimmert, weil man dann immer mehr selbst davon überzeugt ist psychisch krank zu sein (das meinte ich mit self fulfilling prophecy).
Eigentlich wollte ich nicht davon schreiben, weil ich nicht will, dass irgendjemand davon abgeschreckt wird und sich keine Hilfe sucht, nur weil es AUCH schwarze Schafe gibt, aber gut, damit man besser versteht was ich meine, mach ichs jetzt doch: Ich war mal bei der bei einer Psychologin des Studentenwerks. Auf der Internetseite war ausdrücklich von Beratung (!) UND Möglichkeit einer Psychotherapie die Rede. Was ich wollte war Beratung (zB welches SHG gibt es für Angehörige, usw) was ich auch gleich zu beginn klargestellt hab, aber sie ist gar nicht auf meine Fragen eingegangen und nur gemeint, dass es mir ja jetzt nicht gut ginge (ach was). Dann hat sie - vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen - Fragen über meine Familie gestellt (da gibt es keine Probleme, alles bestens) und am Ende hat sie – warum auch immer – gemeint wir sollten auf jeden Fall einen neuen Termin ausmachen. Ich hab gesagt, ich ruf am nächsten Werktag an. Bin natürlich nicht mehr hin. Hab dann eine Rechnung bekommen (man hat da Eigenbeteiligung von 12 €/Stunde) für "1 Stunde Einzeltherapie". Therapie??? Ich hatte doch klipp und klar gesagt, ich will mich BERATEN lassen. Vielleicht kriegen die für ne Therapie mehr Zuschüsse vom Staat (gehört ja zur Uni) oder die müssen irgendwelche Fallzahlen erfüllen, sonst streicht ihnen die Verwaltung Stellen oder was weiß ich. Naja, ich hab das nicht mitgemacht, aber natürlich hab ich mich erst mal gefragt, hey wie kommt die da drauf, dass ich jetzt unbedingt ne Therapie brauch?? Und ich könnte mir auch vorstellen, dass manche so verunsichert sind, dass sie dann eben einen neuen Termin ausmachen. Meggi hat ja auch schon von ihren negativen Erfahrungen berichtet. Sie ist ja auch so "reingerutscht". Ich glaub, es sind Ausnahmen von nicht seriös arbeitenden Therapeuten und okay – man kann genauso gut in einer Beratungsstelle an unseriöse/überforderte/unqualifizierte Mitarbeiter geraten. Ach, es ist nicht leicht. Muss jeder für sich selbst entscheiden.

Bea, verstehst du mich jetzt besser?

Viele Grüße

Susanne
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Susanne,

ich habe nicht geschrieben, das man mit einem der genannten Symptome eine Anpassungsstörung oder Neurasthenie hat. Ich habe einfach die Symptome als Beispiel aufgezählt, um zu zeigen wo Therapiebedürfigkeit beginnt.
Wer fast den ganzen Tag an seine Sorgen denkt, ist nicht gesund.
Wer Nachts nicht ausreichend schläft oder auch viel mehr schläft als sonst, ist krank usw.
Die passende Diagnose soll der Arzt/Therapeut stellen.

Deine Therapieerfahrung die Du hier geschildert hat, ist meiner Meinung nach ein völlig anderes Problem.

Bis vor ca 30 Jahren waren Ärzte mehr oder minder der Meinung, das sie allein darüber entscheiden konnten, was das richtige für den Patienten ist. Die Idee des mündigen Patienten hatte sich noch nicht durchgesetzt.
In den darauf folgenden Jahren gab es viel Entscheidungen der bis zu den höchsten Gerichten, das der Patient allein über sein Leben und seine Gesundheit und Therapie seiner Krankheiten zu entscheiden hat. Therapieentscheidungen der Ärzte sind immer nur Vorschläge. Um überhaupt eine Entscheidungsgrundlage zu haben, ist es die Pflicht des Arztes den Patienten umfassend über seine Krankheit und über die Therapiemöglichkeiten aufzuklären und die Zustimmung zur Therapie vor Therapiebeginn vom Patienten einzuholen. Der Patient aber hat das Recht, sich nicht informieren zu lassen. Und der hat auch das Recht, eine selbst tödlichen Krankheit nicht therapieren zu lassen. All das gilt für körperliche Krankheiten.
Leider wurde dieser Paradigmenwechsel zum mündigen Patienten im psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereich nur offiziel vollzogen aber auf höchstrichterliche Ebene gleich wieder eingeschränkt, so das bei psychischen Krankeiten/Störungen aus therapeutischen Interessen eine umfangreiche Information den Patienten über z.B. Therapiemethoden u. Diagnosen jederzeit unterbleiben kann.

Liebe Susanne, dir ging es nicht gut, so das ein Diagnose vom der Therapeutin gestellt wurde, es lag eine Behandlungebedürftigkeit vor, denn du hattest Leidensdruck. Du aber wolltest nur eine Beratung und Dich nicht in Therapie begeben.

Wären Deine Symptome körperliche Natur gewesen, hättest Du bei einem Arzt auch nur eine Beratung bekommen, da Du keine Behandung haben wolltest.

Aber bei Dir handelte es sich um einen psychisches Leidenszustand. Tja und da meinte diese Therapeutin des Studentischen Hilfswerks über Deinen Kopf hinweg entscheiden zu können, was gut für Dich ist.
Hätte sie Dir gleich gesagt, das sie Dich therapuieren will, hätte sie dich nie wieder gesehen, das wuste sie, Indem sie Dir keinen reinen Wein einschenkte, glaugte sie, sie könne Dich die probatorischen Sitzungen der Stange halten und dich dann so bearbeiten, das du einer Psychotherapie zustimmst.

Ich habe bereits ähnliches erlebt. Ein Therapeut verschwieg mir, das er Analytiker ist. Ich fragte nach einer Psychotherapie und teilte den Therapeuten meine Vorstellungen der Behandung mit, ich sagte wörtlich, ich will einen Therapeut der wie ein Bergführer arbeitet, mir den Weg zeigt und erklärt damit ich in zukünftig selber gehen kann. Ich will keine Selbsterfahrungstherapie. Der Therapeut stimmte meiner Auffassung über eine Therapie voll zu. Zu Therapiebeginn erklärte er auch noch einiges, dann aber zunehmend wenigen. Ich fühlte mich zunehmend orientierungslos in dieser Psychotherapie. Der Therapeut begann dann immer mal wieder in unverständlichen Sätzen zu sprechen, Deutungen. Er war ständig auf der Suche nach ihrgendetwas (Symptome, Zusammenhänge wo kein waren), er suche wohl das unbewuste. Mir gefiel die Therapie überhaupt nicht mehr, ich teilte dem Therapeuten mehrfach mit, das ich eine anderes therapeutischen Vorgehen erwartete. Der Therapeut antwortet: "Ja, ich verstehe Sie," aber änderte nichts.
Auf Fragen z.B. nach meinen Diagnosen antwortet er nur ausweichend. Ich wurde mißtrauisch, mein Vertrauen war verschwunden.
Ich fragte, was für ein Ziel diese Therapie hat. Als Antwort sagte er mir, das eine Psychotherapie kein Ziel haben darf. Ich wollte diese Psychotherapie absolut nicht mehr, gleichzeitig fühlte ich mich absolut abhängig von diesem Therapeuten. Er konnte mit mir machen was er wollte, ich tat was er verlangte und stimmte einem Verlängerungsantrag des Analytikers (erst jetzt teilte er mir einen Beruf mit) zu, gegen mein Empfinden.
Diese Therapie hat mir schwerst geschadet. Ich fühle mich benutzt, mißbraucht. Ich bin gegen meinen Willen analytisch Therapiert worden. Es war die schlimmste Erfahrung seit meiner Kindheit, einen anderen Menschen ausgeliefert zu sein, der keinerlei Achtung vor meinen Persönlichkeitsrechten hat.

Möglich macht dieses Vorgehen die rechtliche Grundlage, das ein psychisch kranker Patient aus therapeutischen Gründen weder über eine Störung noch über die Therapiemethode informiert werden braucht.
Ein Patient der eine Psychotherapie beginnt unterschreibt immer einen Blanko-Thrapieantrag auf Kostenübernahme in dem nichts außer Name, Adresse, Krankenkasse und eventuelle vorherige Therapiedauer steht.
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von ANOVA »

Hallo Susanne,

lass Dich mal nicht verrückt machen. Natürlich ist es nicht ausreichend für eine Therapiebedürftigkeit, ein paar Symptome zu zeigen. Um eine Diagnose zu vergeben, muss neben einer Mindestanzahl von spezifischen Symptomen auch immer das Zeitkriterium (also z.B. dass die Symptome mindestens zwei Wochen andauern müssen bei einer Depression) und das "Leidenskriterium", d.h. dass Du Dich in Deinem alltäglichen Funktionieren oder in Deiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt fühlst vorliegen. Erst wenn das alles vorliegt, kann überhaupt eine Diagnose gestellt werden (und das ist noch etwas verkürzt von mir dargestellt). Nicht das Vorliegen einer Diagnose allein rechtfertigt eine Therapiebedürftigkeit, das ist ganz wichtig.

Außerdem ist es auch nicht so, dass Psychotherapeuten ausschließlich Psychotherapie anbieten dürfen. Selbstverständlich dürfen sie auch Beratung anbieten, wenn es sich z.B. nicht um eine Störung mit Krankheitswert handelt sondern mehr um eine psychosoziale Krise oder eben, wie in Deinem Fall, wenn man als Angehöriger Hilfe im Umgang mit einem betroffenen Angehörigen braucht). Beratung wird anders abgerechnet als Psychotherapie und muss in der Regel von einem selbst bezahlt werden.

Das, was Dir beim Studentenwerk passiert ist, ist natürlich blöd und auch nicht korrekt. Aber so muss es nicht immer laufen. Ich vermute, dass sie dort eben aus irgendwelchen finanziellen oder sonstigen Gründen gehalten sind, nicht "Beratung" sondern "Therapie" abzurechnen.

Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Du als Angehörige Unterstützung brauchst, würde ich mich an Deiner Stelle an den Behandler Deines Freundes wenden (sofern er in Behandlung ist und einverstanden ist). Oftmals kann so ein Dreiergespräch schon viel bewirken. Oder Du fragst Deinen Freund, ob er einverstanden wäre, wenn Du mal alleine mit seinem Behandler sprichst. Das nur so als kleiner Rat, weiß nicht, ob es überhaupt noch aktuell ist - habe Deine anderen Postings nicht gelesen...

@Bea: Ich finde es schon etwas grenzverletzend, wenn Du Susanne unbedingt eine Störung einreden möchtest.

Schönen Tag allen,
Xenia
Antworten