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Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 5. Nov 2003, 21:26
von albert
Hallo Virginia,

ich freue mich, dass die Kraft bei dir angekommen ist.
In meinem Beruf habe ich manchmal aussichtslose Fälle; das sind Gewässer, wo ich mit meiner Weisheit als Gewässerfachmann am Ende bin und keine Empfehlung zur Verbesserung geben kann. Dann kann ich nur die Sachlage darstellen und verlange kein Honorar. Das ist so eine Art und Weise mit der ich Abstand halten kann.
Professionelle Hilfe ist ein großen Problem zuallererst für den, der sie leistet. Ein Internist auf der Wachstation hat es soweit relativ gut, als er seine Apparate zwischen sich und den Patienten stellen kann. Er weiß genau, dass er bei seinen hoffnungslosen Fällen, etwa bei Patienten mit multiplem Organversagen, kein Mitgefühl haben darf. Das Riesenproblem haben die helfenden Berufe, denen das Leid erzählt wird. Das betrifft Psychiater, Psychologen und Krankenschwestern. Gute Kliniken sorgen heute dafür, dass ihr Personal eine Supervision erhält, damit sie die Belastung durch das fremde Leid verarbeiten können. Im anderen Fall könnten sie daran zerbrechen und selbst krank werden. Als Patient könnte man die Kliniken auch danach sortieren
in solche, die ihrem Personal die nötige Supervision besorgen und finanzieren und
solche, die das verweigern, und meinen, dass sei Privatsache.
Sortierung wie gut oder schlecht.
Soweit ich hier Postings schreibe, leide ich oft mit. Wenn es gut geht, kann ich helfen, z. B. Kraft schicken. Aber es gibt Grenzen. Ich hatte schon Zeiten mit sehr hohem Stresspegel, da ich alle meine Kraft selbst gebraucht habe. Einen Email-Kontakt habe ich aus diesem Grund auch abgebrochen. Das war Selbstschutz. Auf der anderen Seite ziehen mich die Probleme immer wieder an. Das ist ein Grund, weshalb ich immer noch das Forum besuche.
Hier in diesem Thread bin ich erleichtert, dass ich dir habe helfen können.
Herzliche Grüße
Albert

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 6. Nov 2003, 19:33
von susan
Hallo Virginia

noch einmal zum Thema "Psychiatrie". Hast du schon mal an eine stationäre Psychotherapie gedacht? Ich war im März auch 5 Wochen in der Psychiatrie, dann 13 Wochen stationäre Thera und habe den Unterschied deutlich gespürt. In der Psychiatrie lag der Schwerpunkt auf der "Medi-versorgung" und Gesprächstherapie lief so am Rande mit. Bei der stationären Therapie ist das halt genau umgekehrt.

Aber sicher ist dir das nicht neu und vielleicht hast du auf dem Gebiet ja schon Erfahrungen gemacht. Wenn ja, es würde mich interessieren, welche...

Lieber Gruß
Susan

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 6. Nov 2003, 19:35
von wiggerl
Liebe Virginia,

vielen Dank für Deine ehrliche und offene Antwort. Mir hilft der SPDi immer noch. Wenn ich auch, zugegebenermaßen, nicht mehr so oft hingehe, wie früher. Aber missen möchte ich ihn nicht. Weiterhin alles Gute!

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 8. Nov 2003, 13:42
von triste
Hallo Susan,

nee, erstaunlicherweise höre ich zum ersten Mal davon, daß es sowas gibt.
Wird sowas auch in der Psychiatrie gemacht? Wie oft hat man dann Therapiegespräche?
Klingt interessant...obwohl ich momentan nicht wieder stationär gehen würde, wenn es sich vermeiden lässt und beim suchen nach einer Therapeutin in den letzten Tagen ziemlich schlucken mußte....bisher alle mit über 6 Monaten Wartezeit.
Weißt Du, wie man in Erfahrung bringen kann, ob eine Klinik sowas anbietet? Habe das noch nirgends gelesen (?).

tschüß - bis später
Virginia

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 8. Nov 2003, 13:45
von triste
Danke, Hartmut, Dir auch alles Gute!
Gruß,
Virginia

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 8. Nov 2003, 19:49
von susan
Liebe Virgina

hier

http://www.in-Deutschland.de/urldatei/khaus.htm

findest du einige Kliniken, die stationäre Psychotherapie anbieten. Wenn du bei Google suchst, gibt es noch weitere Links.
Du kannst in der Klinik direkt erfragen, ob verhaltenstherpeutisch oder tiefenpsychologisch orientiert behandelt wird.

Ich hatte 3 mal pro Woche Einzeltherapie, an den anderen Tagen Kurzvisiten. Das ist von Klinik zu KLinik aber verschieden. Oft liegt der Schwerpunkt auch auf der Gruppentherapie. Besser ist, man informiert sich vorher.

Viel Erfolg noch bei der Therapeutensuche! Hoffe, dass du jemand findest ohne lange Wartezeit....

Gruß
Susan

"Leben ist, was einem begegnet, während man auf seine Träume wartet."

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 8. Nov 2003, 20:27
von Ralle
Hi Virginia,
das Stichwort "Hamburger Modell" in deinem Originalbeitrag hat mich neugierig gemacht: Ist das nicht eine Maßnahme speziell für Lehrer gewesen? Falls du in der Schule arbeitest/gearbeitet hast, könnten wir uns vielleicht mal austauschen, denn der Job hat mir regelrecht den Rest gegeben.
Danke, Gruß und alles Gute
Ralle

Re: Depression und Psychiatrie in Deutschland - Ein Erfahrungsbericht.

Verfasst: 9. Nov 2003, 14:06
von triste
Liebe Susan,
vielen Dank für den link, werde mich informieren
Gruß,
V.

Hallo Ralle,
nee, Gottseidank bin ich keine Lehrerin...mir genügt die Schule gegenüber meines Hauses und was ich im Sommer durch die geöffneten Fenster so mitkriege....
Starte doch mal einen thread auf der Suche nach depressiven Lehrern..würd´mich nicht wundern, wenn Du fündig wirst!
Viel Erfolg,
Virginia