Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

feuerfisch
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Hina

Jau, ich weiß das es unmöglich ist jemandem eine Depri zu erklären wenn er sie nie gehabt hat. Aber ich versuche es halt über Bilder

Schön das du deine Depri damals so weit überwunden hast, so das sie heute für dich nur noch ein grauer Schatten ist. Wenn du Lust hast dann schreibe doch mal deine Erfahrung hierzu in den Betroffenen-Teil des Forums, auch das du sie nun seit vielen Jahren nicht mehr hattest. Wenig Betroffene lesen hier und ich denke es würde einigen Hoffnung geben das es auch noch ein Leben nach der Depri geben kann das ganz normal ist.

Auch dir wünsche ich alles Gute - für dich ganz persönlich, aber auch mit deinem Partner!

feuerfisch
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Hina1
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Feuerfisch,

gerade in Bildern kann man sich das vielleicht noch am besten vorstellen. Das mit dem bröckelnden Eis finde ich von Dir sehr schön beschrieben. So ähnlich ging es mir damals auch. Durch den schweren Unfall und das entsetzliche Trauma kam dann diese Depri. Die ganze Angst, die Flashbacks und diese dumpfe Leere, die in mir waren, sind kaum zu beschreiben. Dann kam die Therapie und das Eis fing an zu bröckeln. Ich glaube genau in der Zeit war ich am verletzlichsten. Den Weg daraus konnte ich nur mit Hilfe meiner Therapeutin alleine gehen. Jeder Einfluß von außen hätte vielleicht eine Stagnation oder einen Rückschritt bedeutet. Aber das Wissen, daß da Menschen sind, die an mich glauben und die für mich, wenn ich ihre Hilfe brauche, auch da sind, das ist wirklich ein sehr gutes Gefühl gewesen. Deshalb sollten Angehörige auch nicht traurig sein, wenn ein Depri die angebotene Hilfe nicht in Anspruch nimmt. Das hat dann in der Regel nichts damit zu tun, daß man den Angehörigen nicht belasten will.

Ich weiß nicht so recht, ob es sinnvoll ist, was zu meiner "Einmal-Depri" zu schreiben, weil sie ja eher nur Begleiterscheinung des Traumas war und damit sicher nicht so "repräsentativ". Ich habe allerdings ein bißchen was dazu schon im Thread von Anna "Unfall - seit dem ist alles anders" geschrieben, weil sie ähnliches erlebt hat aber ohne Therapie leider in der Depri "hängen" geblieben ist.

Ich wünsche Dir auch alles Gute und weiter so trefflich-bildliche Einfälle.

Liebe Grüße
Hina
Pauline24
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Pauline24 »

Ihr Lieben,
vielen Dank erstmal Feuerfisch für die Schilderung. Es hat mir doch schon geholfen dass ich mir vorstellen kann was in einem vorgeht wenn man langsam aus der Phase rauskommt. Natürlich auch die Aussage dass jemand der einfach nur da ist auch helfen kann. Ich bekam auch tatsächlich gestern Nacht noch Nachricht von meinem Freund. Es war nur eine kurze SMS da ja die Familienfeier im Gange war und doch habe ich mich sehr gefreut denn da hat er ja anmich gedacht trotz der Feier. Er schrieb dass er ganz schön was mit der Familie getrunken hat (was ich allerdings nicht als schlimm ansehe da das bei solchen Feiern ja nicht ungewöhnlich ist) und dass es ihm gut geht. Auch das natürlich sehr gut für meine Gefühle. weiter ging es mit : Hey,das ist fein! Gruß...
Das alles zusammen macht mir auch wieder Mut. Nun binich sehr gespannt auf den heutigen Tag. Natürlich bin ich mir bewusst dass es auch heute wieder schlechter sein kann. Diese Möglichkeit schließe ich nie aus. Aber wie schön ist es doch zu wissen dass er sich gestern im Stande sah zu sagen es geht mir gut und dass an mich gedacht wurde. Alles was in solcher Richtung kommt bedeutet mir doch sehr viel.
Oder was meint ihr?
Liebe Grüße
Eure hibbelige Pauline
Pauline24
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Pauline24 »

Und wieder bin ich doch sehr niedergeschlagen.
Ich habe mir wohl vom Tag etwas zu viel versprochen. Denn es kam keine Regung. Positiv war: Er war da und ist somit auch unter Leute gegangen. Es tut mir nur einfach im Moment so weh dass nichts von ihm kommt. Meine Kraft vom Wochenende ist schon fast wieder aufgebraucht. Ich weiß dass sich das ändert sobald ich wieder was von ihm höre aber im moment tuts einfach nur höllisch weh. Ich habe mich für einen weiteren Tag bei meiner Familie einquartiert denn morgen gehts wieder an die Arbeit.
Doch noch was gutes passiert gerade eben: Er hat mit mir Kontakt aufgenommen per Internet. Das macht mir doch schon wieder Mut.
Eure Pauline
Hina1
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Pauline,

ich kann Deine Gefühle so gut verstehen. Das tut ganz schön weh, wenn man merkt, er geht nicht so richtig auf einen ein aber Du weißt ja, im Moment kann er es nicht. Gut ist sicher auch für ihn, daß er unter Menschen geht. Das ist auch für ihn dann eine Ablenkung.
Schön, daß Dich Deine Familie so gut auffängt und wenn Du wieder in der Arbeit bist, ist das auch für Dich gute Ablenkung. Wichtig ist, daß Du Dich nicht zu sehr auf ihn fixierst, daß er und besonders nicht seine Krankeit für Dich jetzt "lebensbestimmend" wird, sonst läufst Du Gefahr, daß Du auch noch daran zerbrichst. Aber ich weiß auch, das ist leichter gesagt als getan. Das dauert eine Weile, bis man damit zurecht kommt. Aber ich denke, Du meisterst das schon recht gut.

Ich wünsche Dir eine Gute Nacht und einen guten Wochenstart.

Liebe Grüße
Hina
Pauline24
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Pauline24 »

Liebe Hina,
mein erster Tag bei der Arbeit lief ganz gut. Ich hatte jede Memge zu tun, was gut für mich war. Aber doch war ich gestern sehr fertig. Dazu kam dann noch dass ich in der Nacht sos chreckliche Träume hatte dass ich schon beim Aufstehen einfach nur heulen wollte. Gestern haben wir uns per Chat noch unterhalten. Er hat gesagt er wache jeedn Morgen mit nem "Scheiß-Gefühl" auf und dass er immer noch nicht weiß wie es weiter geht. Er hat Angst mich unglücklich zu machen. Und er weiß ja dass es mir nicht gut geht. Ich habe zu wiederholten Mal gesagt dass er sich Zeit nehmen soll. Er hat Angst dass er hinterher trotzdem keine Beziehung will. Und ich dadurch dann unglücklich bin. Was kann ich da noch zu sagen? Ich weiß langsam nicht mehr weiter denn ich brauche doch irgendetwas woran ich festhalten kann! Manchmal bin ich ganz optimistisch und dann kommt mein Kampfgeist durch. Dann denke ich wenn er mich vorher geliebt hat und mich wollte und sich alles mit mir vorstellen konnte dann bekomme ich ihn auch wieder. Dann wieder bin ich einfach nur am Ende und weiß nicht weiter. Wie sehr wünsche ich mir dass alles gut wird. Und hoffe. Und dann sage ich mir: Du musst positiv denken. Was du dir vornimmst das passiert auch. du hast zu lange auf den richtigen gewartet um nun einfach aufzugeben. Und es fällt mir doch so schwer. Ich freue mich wenn wir uns einfach nur normal unterhalten. Und wie weh tut es mir dann wenn ich dran denke dass er mir auf meinem Sofa fehlt, dass ich keine Sendung im fernsehen sehen will die wir immer zusammen geguckt haben...
Ich weiß dass ich meine Kraft aufsparen muss und dass ich zwischendurch immer wieder welche tanken muss. Ich kann es auch manchmal. Aber wie sehr brauche ich doch Leute die mit mir zusammen dran glauben dass alles gut wird. Wie sehr freue ich mich wenn mir jemand sagt dass er mich wieder lieben wird. Wie sehr vermisse ich ihn doch. Dann kann ich manchmal nicht mehr weiter und zwinge mich doch.
Ich habe allerdings trotz allem was ich schreibe wie fertig ich bin doch meine Weg gewählt. Ich gebe nicht auf. Das bin ich mir selbst schuldig.
Es hat mich so sehr gefreut als Du geschrieben hast, dass so etwas zusammenschweißt. Und ich warte so sehr auf den Tag an dem ich ihn wieder richtig in meine Arme schließen kann.
Ich hoffe Ihr seid der gleichen Meinung, dass wenn er mich geliebt hat, das auch wiederkommt? Ich will ihm so viel geben und kann es einfach im Moment nicht. Ich fange dann selbst an zu zweifeln. Aber ich gebe nicht auf. Das habe ich mir vorgenommen.
Wie schaffst Du es denn trotz allem einfach nur normal weiter zu leben? Ich sehe mich dazu oft einfach nicht im Stande. Was kann ich denn tun wenn mein Optimismus mich mal wieder verlässt? Ich habe dann solche Angst dass ich fast wahnsinnig werde. Vielleicht kannst Du mir (mal wieder) gutes raten, denn du hast mir schon viel geholfen. Dafür noch mal ein ganz liebes Danke.
Nun gehe ich wieder zu meiner Ma. Meine Wohnung kenne ich nur noch von kurzen Besuchen. Es tut einfach nur weh wenn er nicht da ist. Alles erinnert mich dran wie es war. Da muss ich weg.
Liebe Grüße (mal mehr mal weniger zuversichtlich)
Deine Pauline
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von tommi »

Liebe Pauline,

ich kann nur bestätigen, dass diese Krankheit die Beziehung zusammenschweißt. In welcher Beziehung wird so viel über Empfindungen und Gefühle gesprochen? Das zeugt von einem Vertrauen, das beiderseits dadurch aufgebaut wird. Die Beziehung wird durch diese Kriese inniger, weil der eine vom anderen viel mehr über seine Gefühlswelt weiß.
Du machst jetzt eine Erfahrung, die auch dir deine eigenen Gefühle recht bewusst lassen wird. Genau dieses mus dann, wenn die Phase vorbei ist, aufgearbeitet werden. Daraus wiederum entstehen tiefe Gespräche, die wiederum Innigkeit schenken.
Vergegenwärtige dir immer, wie es vor der Depri war, das war der Mann, der dir seine Liebe gezeigt hat und das ist der Mann, der er auch nach der Phase wieder sein wird.

Natürlich hat er Angst, dass seine Gefühle für dich nicht wiederkommen. Er kann sich im Moment nicht vorstellen, wie es ohne Depris ist, weil er mitten drin steckt.

Wenn er das nächste mal meint, er möchte dich nicht unglücklich machen und dich vor ihn schützten, sag ihm, dass dich keiner zwingt ihn zu lieben und für ihn da zu sein, das machst du freiwillig und gerne für ihn.

Ich kann dich nur ermuntern, deinen Weg mit ihm weiter zu gehen, weil am Ende die Oberflächlichkeit zur Innigkeit verwandelt wird.
Ich sehe das bei euch sehr optimistisch, weil er der Typ eines Depris zu sein scheint, der sich dir gegenüber öffnet, weiter den Kontakt sucht und auch Hilfe annimmt.
Das sollte dir Gelassenheit geben, die den Schmerz auffängt und umwandelt, in ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Es sind so viele positiven Dinge, die, wenn du dich mal durch so manche Threads ließt, sicht so selbstverständlich sind.

Bei meiner Frau verläuft die Depression anders, als bei Feuerfisch und Hinas Freund. Sie ist relativ kurz, aber sie kommt auch häufiger. Wenn sie aus der Phase heraus ist, ist sie wieder die liebende und geliebtwerdenwollende Frau von vorher. Wir hatten schon Phasen über mehrere Monate, in denen sie total Deprifrei war. Wir dachten schon, dss sie es überstnden hat, dann folgten zwei Phasen recht kurz hintereinander, die jeweils für zwei Wochen anhielten.

Nicht nur ich musste lernen mit der Krankheit umzugehen, sondern auch meine Frau . Ihr Teil zum Kampf gegen die Krankheit war die professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, mein Teil ist es, so weit wie möglich die Krankheit zu verstehen und Verständnis aufzubringen. Beides ist schwer, aber es führt zu einem tollen Gefühl der Liebe .

Liebe Grüße
Tom
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Pauline,

ich kann mich da Tom auch nur ganz doll anschließen. Ich habe bei Euch beiden auch ein richtig gutes Gefühl, daß Ihr da wieder anknüpfen könnt, wo seine depressionsfreie Zeit endete. Ihr habt vieles, was sich andere sicher sehr wünschen würden. Ihr habt eine zwar kurze aber sehr innige Liebe gelebt. Ihr hattet, zumindest vermute ich es, bisher keine ernsthaften Konflikte oder Mißverständnisse gehabt. Es war also eine sehr harmonische Liebe. Dazu kommt eben auch, daß sich Dein Freund sehr öffnet. Auch wenn Du es vielleicht als viel zu wenig empfindest aber für ihn ist das sehr viel. Er muß sehr großes Vertrauen in Dich haben. Also im Grunde sind es wirklich gute Vorauassetzungen für Dich, später nicht enttäuscht zu werden. Daß er Angst hat, hinterher die Gefühle für Dich auch nicht zu haben, ist nicht ungewöhnlich. Das ist eben die Krankheit. Wenn die Phase überstanden ist, dann ist er auch wieder der Mann, den Du kennen und lieben gelernt hast. Im Moment sehe ich da nichts, was es einen anzweifeln lassen könnte, daß Ihr nicht wieder auf Eure schöne Zeit aufbauen könnt. Wie lange allerdings seine Depression anhalten wird, das ist leider eine ganz andere Frage. Das hängt auch sehr davon ab, ob er dann tatsächlich dazu bereit ist, sich professionell helfen zu lassen. Also, liebe Pauline, verzweifle nicht. Du hast wirklich allen Grund zur Hoffnung.

Eine kleine Überlegung noch aber das könnte auch schon von mir ein wenig haarspalterisch sein. Du schreibst, daß Du ihm gesagt bzw. geschrieben hast, Du gibst ihm alle Zeit der Welt. Ich mach mir gerade darüber Gekanken, ob er sich dadurch nicht ein wenig in der Klemme fühlt, daß Du dann auf jeden Fall erwartest, daß er Dir hinterher wieder alles geben kann, so wie bisher, denn etwa in der Art war ja auch seine Aussage. Aus Deiner Sicht natürlich abolsolut verständlich und Du weißt auch von uns, daß es wieder so wie früher sein kann. Er sieht aber jetzt seine ganze Lage als ziemlich verfahren und traut seinen Gefühlen selbst nicht und auch nicht seinen Gefühlen in der Zukunft. Vielleicht solltest Du das in der Form nicht so wiederholen. Vielleicht kannst Du ihm ein klein wenig vom Druck nehmen und ihm einfach nur sagen, egal, wie es ihm geht, egal, wie lange es dauert, Du willst einfach nur für ihn da sein und Du hältst auf jeden Fall zu ihm. So oder ähnlich. Das neutralisiert vielleicht ein kleines bißchen. Aber ich kann naütrlich auch nicht so wie er denken und deshalb ist es immer etwas schwierig rauszufinden, wie einzelnen Sätze ankommen. Mir ist nur bei meinem Freund aufgefallen, daß manchmal ein einziger Satz oder Geste, die für ihn eine gewisse Erwartungshaltung suggerieren, schon problematisch sein können. Auf der einen Seite kann er mich verstehen, auf der anderen Seite wehrt er sich dagegen, jetzt in die Zukunft zu blicken weil er sie aus der Depression auch erstmal nur grau sieht. Allerdings war es damals in der ersten Phase, die ich miterlebte, gravierender. Danach wußte er ja, daß er wieder die selben Gefühle zu mir aufbringen konnte und ich schwöre Dir, es war noch inniger, als in der Zeit davor. Wir haben beide etwas sehr schwieriges durchgestanden und haben zueinander gehalten. Sowas schweißt wirklich zusammen. Und Tom hat total recht. Soviel Vertrauen schaffen andere ihr halbes Leben lang nicht aufzubauen.

Du fragst, wie ich das schaffe, normal weiter zu leben. Anfangs, also im Mai/Juni war das für mich auch unendlich schwer. Ich war selbst durch ein Trauma psychisch und körperlich total am Boden, hatte mir aber sofort Hilfe gesucht und dann kam das noch mit meinem Freund dazu, daß er in sein Tief sauste. Ich habe da auch ein paar Wochen gebraucht, wieder auf die Beine zu kommen. Nach einer Weile bin ich hier auf das Forum gestoßen. Das hat auch mir sehr geholfen. Der Rest war natürlich das eigene Leben gut zu organisieren, wie ich meine Zeit ausfülle, wenn ich eben nicht die Wochenenden bei meinem Freund verbringe und eben nicht jeden Abend mit ihm telefoniere. Aber ich habe gute Freunde, mit denen ich immer was unternehmen oder die ich besuchen kann, sie kommen zu mir und ich habe zur Zeit jede Menge Aufträge, die auch abgearbeitet werden müssen. Das Geheimnis ist eben viel positive Ablenkung. Mit der Zeit hörte dann auch mein Grübelkarrussell auf, sich so heftig zu drehen. Jetzt merke ich schon, daß meine Geduld und Gelassenheit recht stabil sind. Bei der letzten Episode meines Freundes habe ich länger gebraucht aber da war es mir auch nicht so klar, was da eigentlich abgeht. Vielleicht habe ich ja auch noch aus früherer Zeit etwas "Übung". Mein erster Mann war Seemann. Also, monatelanges Durchhalten mit Liebesentzug sind mir nicht so unbekannt und ich bin ganz gut in der Lage, mich um mich selbst zu kümmern. Aber natürlich tut auch mir das immer in der Seele weh, keine Frage.

Liebe Grüße
Hina
feuerfisch
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Pauline
und auch Hai Hina und Tom

ich hoffe es ist nicht so schlimm wenn ich hier auch an Hina und Tom eine Frage stelle, die allerdings auch mit dem Thema zu tun hat...

Wie gesagt bin ich sowohl Angehörige als auch Betroffene.
Bei uns ist die Akzeptanz ein ganz großer Punkt weshalb wir recht gut mit unseren Krankheiten klar kommen. Wie ist das bei euch? Ich habe beim Lesen dessen was ihr, Hina und Tom, schreibt, den Eindruck das es bei euch so ähnlich sein mag.
Für uns ist es wichtig das wir einander so akzeptieren wie wir sind, auch das die Krankheit ein Teil von uns ist.

Ganz zu Anfang haben wir sehr offen über uns gesprochen. "Wie geh ich mit dir um wenn du depri bist?" Sogar solche empfindliche Themen wie Suizidalität wurden angesprochen.

Und damit war dann gut. Es ist wie es ist.
Die Krankheit lassen wir auch nicht in den Vordergrund treten, sie ist zwar da und wir nehmen Rücksicht darauf, jedoch ist sie nicht entscheidend für unsere Beziehung.

So und auf diese Art stehen wir einander näher als wenn wir uns umeinander nur sorgen würden. Wir beide sind und bleiben Individuen, mit Mucken und Macken...und vielleicht ein wenig ver-rückt Aber wir fühlen uns wohl miteinander.

Wie ist es bei euch, Hina und Tom? Welchen Stellenwert hat in eurer Beziehung die Krankheit?

Sorry, das ich damit vielleicht den Thread störe, doch das interessiert mich auch, und, wie gesagt, ich finde es passt auch zum Thema.

Liebe Grüße

feuerfisch
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Vonne_sonne
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Vonne_sonne »

Liebe Pauline,

Ich kann deine Gefühle bezüglich der Aussagen deines Freundes sehr gut verstehen. Für mich brach auch eine Welt zusammen, als mein Freund mir eröffnete, er kann mich im Moment nicht lieben und er hat Angst, dass wenn er wieder der Alte ist, die Gefühle immer noch nicht da sind.

Diese Phasen gab es übrigens öfter, nur nicht so massiv wie beim letzten Mal. Im Prinzip sagte mein Freund das gleiche wie dein Freund. Die schlimmste akute Phase ist bei meinem Freund vorbei und diese Aussagen kommen nicht mehr. Er hat auch plötzlich wieder Lust auf Kuscheln etc. und vorgestern hat er mir sogar ne Blume mitgebracht. Ich war aus allen Wolken und hätte heulen können vor Glück.

Trotz allem kommen auch wieder schlechte Tage, in denen ich massiv abgelehnt werden. Gestern waren wir beim Psychiater, dass ging so dermaßen in die Hose, dass er danach völlig versteinert war und einfach nur noch weg von mir wollte. Das ist verletzend, aber ich kann es im Moment gut trennen.

Was ich dir damit sagen möchte ist, dass du deinem Gefühl vertrauen sollst. Wenn du das Gefühl hattest, ihr wart vorher sehr glücklich, dann werdet ihr es wieder sein. Gib ihm Zeit und denk daran, ihr habt noch eine Menge Zeit vor euch. Genieß die schönen Stunden mit ihm bewusster und erfreue dich daran, einen Menschen so gern zu haben, dass du bereit bist diesen Weg mit ihm zu bestreiten. Unsicherheiten machen einen nur verrückt und setzen einen außer Gefecht, so dass man nicht mehr in der Lage ist, den anderen zu unterstützen.

Ich habe mir immer gesagt, wenn er Angst hat, dass ich unglücklich bin, dass wenn die Gefühle nicht mehr wiederkommen, muss ihm doch was an mir liegen.

Und am besten, such dir einen Ausgleich. Kuschel mit deiner Mutti, deinen Freunden etc. Ich mache bspw. Tango und gehe jetzt immer öfter Tanzen, um einen Ausgleich zum körperlichen Verlust der körperlichen Nähe des anderen zu schaffen. Außerdem werden meine Freund massiver als zuvor geknuddelt.

Ich wünsche dir für deinen Weg ganz viel Kraft.

Und hast du dir das Buch schon gekauft: "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist". Ich finde es toll und als Unterstützung sehr geeignet.

Alles Gute und ganz liebe Grüße von Ivonne
tommi
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von tommi »

Liebe Feuerfisch,

bei uns steht die Krankheit auch nicht im Vordergrund. Das wäre auch schlimm. weil sich die Beziehung nur darauf reduzieren würde. Auch verleitet es dazu, dass jede Äußerung und jedes Handeln meiner Frau auf die Krankheit geschoben wird. Es ist auch nicht so, dass ich unheimlich aufpasse, was ich in der Depri sage. Es sind meine Gedanken und meine Gefühle, die ich äußere und auch diese müssen auch beachtet werden. Mal gelingt es, mal gelingt es nicht. Manchmal führen meine Gedanken dazu, dass sie aus dem Tief wieder auftaucht, manchmal stoßen sie sie tiefer in die Depri hinein. Letztendlich ist es aber immer wichtig, nach der Phase darüber zu reden und genau das führt dann zu tollen Gesprächen, die dann zu der besagten Innigkeit führen.
Außerhalb der Depri sprechen wir nicht über die Krankheit, außer über die Therastunde. Im Moment sucht sie einen neuen Therpeuten, der doch tifer an die Wurzel der Depri geht, weil auch sie meinte, dass die bisherige zu oberflächlich war.

Was uns ungeheuerlich geholfen hat war, dass wir zu einer Eheberatung gegangen sind. Hier haben wir gelernt, richtig miteinander zu reden. Akzeptieren und Kompromisse finden, sind das Salz in der Suppe einer jeden Beziehung.

Ich freue mich, dass auch ihr einen Weg gefunden habt, der die Liebe leben lässt. Auch wenn es des öfteren nicht leicht ist, diese Phasen auszuhalten, aber nach der Phase ist es dann umso schöner .

Liebe Grüße
Tom

Schweigen ist Gold, reden ist Platin
Hina1
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Feuerfisch,

ich denke, Pauline wird uns das sicher nicht übel nehmen, wenn wir hier darauf eingehen. Es ist für sie sicher auch interessant und hilfreich, sich ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.

Ich denke, Du bringst das ganz gut auf den Punkt. Das Wichtigste ist wohl, um miteinander klar zu kommen, die Akzeptanz und zwar auf beiden Seiten. Wenn man das, was in der Episode geschieht, nicht als Krankheit akzeptiert und lernt, sie auch so zu sehen, dann hat man wohl schon verloren. Wenn alles persönlich genommen wird, dann kommt es besonders zu Spannungen und wird erst Recht zur Belastung. Dazu kommt noch, daß man auch sehr wohl Charakter als auch Krankheit unterscheiden sollte. Nicht alles ist wirklich mit der Krankheit zu erklären. Hinter jedem Depri steckt nun mal auch der Mensch, der er ist. Und das ist für mich das wesentliche und bestimmt den Umgang, nicht die Krankheit. Ich persönlich habe mit der Akzeptanz eigentlich keine Probleme. In meiner Familie gibt es Depris und meine beste Freundin ist es auch. Ich kenne das also, obwohl jeder für sich ganz verschieden ist und auch die Depri-Phasen. Aber zumindest kenne ich ein breites Spektrum der depressiven "Erscheinungsformen" und weiß, daß vieles in der Episode eben nicht möglich ist. Mein Freund hatte wohl mehr Probleme, das als Krankheit zu akzeptieren, als ich. Er war eher geschockt, ich dagegen eher „befreit“, weil es sich bestätigte, was ich schon vermutete und das „Kind“ endlich einen Namen hat und wirklich eingeordnet werden kann. Ich denke, ihm hat es auch sehr geholfen, als ich ihm sagte, er ist nicht der einzigste Depri mit dem ich zu tun habe und mit dem ich klar komme. Er kennt ja meine anderen Depris auch und weiß, wie sehr vertraut wir miteinander umgehen. Er wußte nur nicht, daß sie Depris sind. Er hat sich nur immer gewundert, wie ich das mit so "launischen" Menschen aushalte. Mit der Zeit hat sich da bei ihm auch das Vertrauen in mich aufgebaut, daß ich es ernst meine, daß ich zu ihm halte und ich habe es ihm ja schon in der letzten Episode über viele Monate bewiesen. Er weiß auch, daß ich ihn nicht noch zusätzlich mit derzeit unerfüllbaren Erwartungen stresse. Ich glaube, dadurch haben wir auch einen ausgesprochen friedvollen Umgang miteinander. Ich bin manchmal richtig erschrocken, zu welchen Konflikten es bei anderen kommt, kenne das aber auch aus meiner Familie, wie sie teilweise miteinander umgehen. Da ist mir jetzt auch im Nachhinein sehr bewußt geworden, daß es manchmal im Umgang von Depri zu Depri ganz schön haarig zugeht. Natürlich wissen sie viel besser, wie sich der andere fühlt aber mir ist auch aufgefallen, daß eben der Belastungspegel nicht gerade als hoch zu bezeichnen ist. Allerdings muß ich auch sagen, daß es mit Sicherheit einfacher ist, mit einem Depri Umgang zu haben, wenn man nicht unter einem Dach wohnt und nicht mit jeder Stimmungssituation permanent konfrontiert wird. Übrigens auch das empfindliche Thema Suizid haben wir alle besprochen. Ich habe leider in meinem Leben deshalb schon so manchen Notarzt geholt. Aber auch damit habe ich gelernt umzugehen.
Wo mein Freund leider noch total verunsichert ist, ist der persönliche Umgang miteinander. Wir sind beide wohl ein bißchen als harmoniesüchtig zu bezeichnen und er hat immer Angst, daß er mich dann doch mal verletzten könnte, also geht er auf Distanz und unsere "Beziehung" spielt sich derzeit eher am Telefon ab. Aber ich denke, das bekommen wir auch noch in den Griff.
Ach ja und das Thema Sorgen machen. Das ist weitgehend ausgeblendet, bis auf wenige Ausnahmen. Unsere Gespräche sind eigentlich ausgesprochen normal und die Krankheit ist nie Hauptthema.

Liebe Grüße
Hina
Pauline24
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Pauline24 »

Ihr Lieben,

erneut vielen Dank dafür dass ihr einfach da seid. Gestern haben wir eine stunde telefoniert und er hat mir sogar einiges erzählt was er den Tag über gemacht hat. Über uns haben wir kein Wort verloren.
Danach war ich erst ziemlich fertig denn es ist wie ein verstellen für mich wenn ich eigentlich hören möchte dass er mich liebt und doch so tun muss als wäre das nicht wichtig.
Dann habe ich mir gesagt dass ich es schaffen kann. Dass er mich sehr geliebt hat und das wieder tun wird (so wie Tom und Hina schon sagten) und dann kann ich es besser aushalten. Leider hält es nicht allzu lange an. Ich sehe ihn eben nicht (getrennte Wohnungen) und Kontakt muss ich herstellen. Iyonne sagte ja schon ich soll die schöne Zeit genießen.Leider sehe ich davon im Moment nichts. Nicht dass das falsch rüber kommt, ich freue mich wenn ich mit ihm sprechen kann. Er würgt mich auch nicht sofort ab am Telefon. Aber es kommt doch von mir. Das hört sich alles sehr wehleidig an, das weiß ich. Ich kann es nicht anders. Das warten und hoffen scheint einfach kein Ende zu nehmen. Es kommt keine Regung von ihm. Heute habe ich mal den Tag über nicht gemeldet. Ich will wissen ob es auch von ihm aus kommt. Das denke ich zwar nicht. Aber es wäre doch schön. Ich traue mich auch nicht mehr das Thema Arzt anzusprechen. Das ist noch ein Punkt. Er will ja nicht und ich habe Angst dass er mich noch weiter auf Distanz hält wenn er denkt dass ich ihn zum Arzt bewegen will ohne dass er es will. Ich habe ihm schon einige Internet Seiten empfohlen. Nur hat er sich nicht geäußert ob er die überhaupt angesehen hat. Trau mich einfach nicht zu fragen.
Aber nun höre ich für heute auf, mit dem festen Gedanken daran dass er mich wieder lieben wird. Weil es schon so war. Und weil ich es mir so sehr wünsche. Und weil ich es sonst nicht ertragen kann.
Ihr habt mir wieder mal Mut gemacht. Dadurch dass ihr mir sagt dass er wahrscheinlich ist dass es wieder wird habe ich wieder etwas Kraft geschöpft. Fühlt euch von mir umarmt und ganz herzlich gedrückt. Das macht mich nun auch weider traurig. Also bin ich weg. Denkt an mich!
Eure Pauline
Hina1
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Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Pauline,

es ist schon gut so, daß Du lieber Deiner Traurigkeit hier im Forum einen Platz gibst, als daß Du Deinen Freund damit belastest. Wir sind für Dich da und Du für Deinen Freund. Ich denke, das ist zwar alles schwer aber Du hast vielleicht auf diese Weise auch ein bißchen Halt.

Das mit dem Verstellen kenne ich auch aus der ersten Zeit. In meinem Thread habe ich mal geschrieben, daß ich mir total "staksig" vorkomme. Bei jedem Wort überlegt man, ob es falsch oder richtig sein könnte. Aber das gibt sich und irgendwann traut man sich auch mal was vermeindlich falsches zu sagen und die Welt wird dann auch nicht untergehen. Mein Freund hat mich übrigens mal gefragt, ob ich ein Problem habe, weil ich so komisch spreche. Da mußte ich ziemlich lachen und er auch. Aber anfangs sieht man irgendwie eine Krankheit, die eine Stimme hat. Den Menschen dahinter muß man dann erstmal wieder "freischaufeln". Das kommt aber auch. Du wirst merken, von Tag zu Tag werden Dir die Gespräche sicher auch wieder leichter fallen.

Du hoffst, daß, wenn Du Dich nicht meldest, er sich dann meldet. Vielleicht klappt es ja aber ich habe mir diese Art Experimentiererei schon lange abgewöhnt. Man ist nur enttäuscht. Ich war sogar ziemlich sauer, denn bei der letzten Depri hat er mich wirklich täglich angerufen aber er hat es mir diesmal auch erklärt, daß er es einfach nicht fertig bringt. Warum konnte er nicht erklären aber das sind echte Beklemmungen. Wenn ich anrufe ist das irgendwie anders. Wir haben ja in meinem Thread eine heiße Diskussion über die Kommunikationsphobie gehabt. Also, wenn Du Dich nicht selbst entäuschen willst, dann melde Du Dich, wenn Dir danach ist. Wenn es ihm zu viel wird, dann wird sich das schon bemerkbar machen. Bisher hat er doch diesbezüglich aber nichts gesagt. Also ist es doch o.k.

Ich denke, Dein Freund wird vielleicht von sich aus irgendwann das Thema mit den Webseiten, die Du ihm empfohlen hast anschneiden, nämlich dann, wenn er bereit ist, mit Dir darüber zu sprechen. Aber irgendwann kannst Du auch mal beiläufig fragen, ob er sie angesehen und für sich o.k. findet. Ein bißchen was kannst Du Dich auch trauen. Ich frage mittlerweile meinen Freund einfach, ob er mit mir über dieses und jenes sprechen möchte. Wenn nicht, dann sagt er einfach "nein" und es hat sich erledigt. So kompliziert ist das gar nicht.

Liebe Pauline, halte gut durch und mach Dir einen schönen entspannten Abend.

Liebe Grüße
Hina
Pauline24
Beiträge: 80
Registriert: 16. Aug 2006, 11:42

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Pauline24 »

Liebe Hina,
natürlich bin ich sehr enttäuscht dass er sich nicht meldet. ich denke dann logischerweise er will nicht an mich denken und auch nicht mit mir sprechen. Aber ich denke ich werde ihm einfach schreiben. Ich dachte aber auch er wird sich vielleicht melden wenn er mit mir sprechen möchte. Ich weiß eben einfach nicht was ich machen soll. Die letzten 2 Tage stand ich ständig auf der Kippe weil ich nicht wusste was ich machen soll. So oder so? Keine Ahnung. Ich werde ihm jetzt schreiben. Fertig. Weiß nur nicht was. Bitte hilf mir weiterhin so gut!
Deine ratlose Pauline
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von tommi »

Liebe Pauline,

wenn man ratlos ist, sollte man seinem Bauchgefühl folgen. Ich glaube aber nicht, dass er nicht an dich denkt. Er ist im Moment so mit sich selbst beschäftigt, dass es ihm nicht möglich ist.

Mache dich nicht verrückt und lass deine Gedanken sich nicht immer nur um ihn drehen. Versuche dich abzulenken.

Wenn du also das Bedürfnis hast, mit ihm zu reden, dann rufe ihn einfach an.

Liebe Grüße
Tom
Hina1
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Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Pauline,

Toms Worten ist eigentlich kaum was hinzuzusetzen.
Was Du versuchen solltest zu verstehen ist, daß er im Moment ganz große Probleme mit sich selbst hat. In der Depression fahren seine Gedanken Karussell. Im Moment ist ER der Fokus und eben nicht Du. Er kämpft sehr stark mit sich und seinen Emotionen und hat Probleme, sie irgendwie in eine Bahn zu lenken. Die Welt sieht einfach grau aus. Es ist nicht so schön, sich das klarmachen zu müssen, daß man jetzt nicht die Nr. 1 im Denken und Fühlen des Liebsten ist aber das zu verstehen ist wichtig, damit man nicht so eine große Erwartungshaltung aufbaut. Es ist eben diese verdammte Krankheit und nicht er und das solltest Du Dir immer wieder sagen.
Wenn Du mit ihm sprechen möchtest, dann rufe ihn an und wenn Du ihm schreiben möchtest, dann tu es. Das ist auch gut für Dich, damit sich nicht bei Dir der Leidensdruck zu sehr aufbaut. Erwarte nur eben nicht zu viel von ihm. Es geht nicht gegen Dich. Es ist eben so, es ist die Krankheit.

Hast Du Dir ein schönes Wochenprogramm gemacht? Hört sich blöd an aber gerade am Anfang, wo man mit der Situation noch gar nicht richtig klar kommt, ist das nicht schlecht. Jeden Tag eine schöne Ablenkung. Muß ja nicht immer um die Häuser ziehen und Geld ausgeben sein. Vielleicht auch mal ein schönes spannendes Buch lesen. Das lenkt wunderbar ab - aber keinen Liebesroman, der endet dann mit Tränen . Mir hat es immer gut getan, wenn ich Besuch hatte. Dann haben wir auch schön gekocht. Gutes und viel Essen brauchte ich sowieso, weil ich in der Zeit auch arg mit meinem Gewicht zu kämpfen hatte. Und möglichst Besucher, die nicht selbst restlos problembeladen sind, sondern etwas stimmungsvoll, damit man seine Freude dran hat. Naja, Dir fällt sicher einiges ein. Aber wenn Du Dich zu sehr fixierst, dann bist Du ganz schnell selbst krank. Das ist sehr gefährlich und das sollte Dir wirklich ganz bewußt sein.

Liebe Grüße
Hina
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Zum ersten Mal mit Depressionen konfrontiert. Was passiert nun? Was tu ich?

Beitrag von tommi »

Ihr Lieben,

dieser Thread ist schon recht voll. Deswegen habe ich den zweiten Teil für alle "Analogen" eröffnet. Bitte schreibt dort weiter:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1156436720

Lieben Gruß
Tom
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