Hilflosigkeit als Partner

fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Halo Bernd,
ich habe NICHT gesagt, wie ich finde, dass alle Männer wären.
Bitte nochmal lesen, bitta freundlichst!

Ich habe speziell nur von mir geschrieben, meien Wünschen und Bedürfnissen, aber angemerkt, was wohl allgemein über männliche Sexualität - von Frauen!!wohlgemerkt, "geschwätzt" wird (find's furchtbar, dass Frauen mit SEX den Mann lenken wollen. Es wurde mir auch schon so von Frauen gesagt: ich soll mich nicht so anstellen. Sind ja Zuhälterworte - von Frauen!!

Und das tut es, (leider...) Davon hebe ich mich ja grade verbal ab. Oder habe es versucht.

"Männer die im Bett versagen, b.z.w. nicht begehrt sind, fühlen sich unnutz und als elementare Versager. Und ganau das ist doch das primäre Gefühl der Depressiven und die Basis der Selbstmordgedanken:..."

Nun, unsere Depri-Männer (Anke und ich sind da gemeint), versagen aber nicht im Bett, die wollen ja. Denen ist vor lauter Depri dieser drang grade nicht vergangen. Das finde ich schon seltsam. ich denke, wer richtig heftig Depri hat, ob Mann oder Frau, dem vergeht das. Er/sie ist froh, wenn Ruhe ist.

Mein Fazit: also kann die Depri dieser Männer dann doch nicht so schwer sein!!

Mein Problem ist zudem, WIE sie es wollen. Kann ja nicht wahr sein, so ohne Bemühen, so ohne Erotik. Kann sich der stumme und sich aus jedem normalen Bezug zurückziehende "mann" nur im Bett "Erfolg" vorstellen, zwangsweise, gegenüber einer hilflos gemachten Frau, die Zuneigung und Ansprache braucht und nicht NUR SEX, wie armselig.

Als Frau fühle ich mich doch von vorn bis hinten "verarscht": keine Zuwendung, nix, die Depri muss für alle Ausfälle herhalten, lieblosen SEX muss Frau quasi auch noch zusätzlich als Therapieversuch am männlichen Ego akzeptieren.

Gehts noch?

*sorry, aber das muste raus*

Liebe Grüße

die Wanda

Muss packen, und bin dann länger nicht da.
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Interessanter Link zum Thema: Depression - Sexualität
http://www.netdoktor.de/ratschlaege/fak ... on_sex.htm
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Wechselwirkung zwischen depressiven Menschen und ihren Angehörigen:
http://www.depri.ch/page-503-50.html

Stolpersteine und Möglichkeiten im Umgang mit depressiven Menschen:
http://www.depri.ch/page-515-62.html
Anki
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo Edeltraut!°

Vielen Dank für Deine Links. Bei dem einen mit Sexualität war ich soeben - seltsam, aber der letzte SAtz beruhigt mich ja fast. Nicht dass ich ihm eine Depression wünsche, aber dann ist es für mich eine Erklärung, warum es für ihn gerade in den schlimmen Zeiten so arg wichtig ist.
Danke
Gruss Anke

Die anderen beiden werde ich mir nun noch schnell ankucken.
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Hallo Anke,
ich kann Dich gut verstehen, auch im Hinblick auf Sexualität, ich habe auch Mißbrauchserfahungen in der Kindheit machen müssen.
Das Grundproblem der Depession ist, meine Meinung nach, das völlige unvermögen Gefühle empfinden zu können, nicht nur keine eigenen
Gefühle sondern auch die Gefühle des gegenübers können nicht wargenommen werden.
Er Depressive ist nicht in der Lage sich in seinen gegeüber hineinzuversetzen. Er Versteht nicht warum Du weinst, warum Du vorm Sex begehrt und umworben werden willst. Warum Du eine gefühlmäßige Grundlage, ein schwingen auf einer Wellenline brauchst. Er weiß nicht wie das geht, das ist alles weg. Er verletzt seinen Patner schwer durch Abwertungen und haltlose Vorwürfe und merkt nichts. Ich kenn das alles, es ist die Hölle, und es wird erst besser, wenn die Medikamente wirken. Auch dann kann es immer mal wieder zu Stimmungsschankungen kommen, mein Mann hatte in den vergangenen Wochen leider öfter welchen, aber er war Gott sei dank immer noch etwas zugänglich, so das er nach einiger Zeit merkte das das nicht richtig ist was er sagt. Aber es wekte immer Erinnerungen an seine schimmste Zeit und ich hatte Angst das er vollkommen abstützt.
Das einzige was Du machen kannst ist rausgehen und irgend etwas tun, das dir Spaß macht, um abzuschalten und Kraft zu schöpfen.
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Bernd,

du sprichst einen wichtigen Punkt an.
Viele Angehörige haben ein bestimmtes Gefühl/Eindruck vom Betroffenen, das nicht unbedingt zutrifft.
Deswegen sollten die Angehörigen unbedingt auch über ihre negativen Eindrücke mit dem Betroffenen reden und nachfragen, ob ihr Eindruck stimmt. Und auch nachfragen, ob das so beim Betroffenen zutrifft, was hier im Forum an Feedback kommt.
Die Erkrankung ist nicht bei jedem gleich, bei jedem treten andere Symptome auf, manche gar nicht. Da kann man nicht von sich auf andere schließen, deswegen sollte man auch nicht pauschalieren. Ich vergleiche das immer mit einer Entbindung. Wenn Frauen darüber reden, dann könnte ein Unwissender den Eindruck haben, dass jede von etwas anderem spricht.

Ich bin immer wieder erstaunt darüber wie schnell und weitgehend du die Krankheit und die Zusammenhänge damit begriffen hast.

Viele Grüße
Edeltraud
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Wanda,

es ist weder für dich noch für deinen Partner gut, wenn du ihn versuchst zu therapieren. Auf Therapieversuche meiner Angehörigen, obwohl vielleicht gut gemeint für wen auch immer, reagierte ich immer allergisch. Das therapieren sollte man m.E. den Therapeuten überlassen.
Einen Mann sollte man m.E. einen Mann sein lassen.

Ich weiß nicht wie schwer dein Mann erkrankt ist. Vielleicht reicht die Energie deines Mannes derzeit nur für einen Quickie. Sprichst du mit deinem Mann darüber welche Wünsche/Vorstellungen/Erwartungen du u.a. auch beim Sex hast?

"Ausstrahlung einer unaufmerksamen Schlaftablette"
Wenn es mir rel. schlecht geht ist meine Mimik und Gestik verarmt, dazu der typische Depriblick, wirke selbstversunken/abwesend. Da erschrecke ich selbst bei meinem Anblick und finde mich eher mitleidserregend, aber ganz bestimmt nicht attraktiv und anziehend.

Viele Grüße
Edeltraud
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Edeltraut,

ich frage mich, ob du meine Postings verstanden hast.

Wo bitte habe ich geschrieben, dass ich meinen Mann versuche zu therapieren.
Ich habe geschrieben, was ICH fühle, was meine Wünsche sind, und ich teile mich meinem Mann sehr wohl mit. Er weiß, was mir gefällt und was mir nicht gefällt.
Sex auf Knopfdruck, Sex aus Mitleid, das kann ich nicht, da fühle ich mich missbraucht. Er weiß das.

Ich habe nirgendwo irgendwas geschrieben, dass ich meinem Mann irgendwas einreden oder ihm zureden will. Zu was auch immer.
Er kann machen, was er will.

Nur, da wo ich mit beteiligt bin (das ist bei SEX der Fall, außer man masturbiert), möchte ich echt gerne gefragt werden und ich möchte, dass meine Entscheidung respektiert wird Wir sind nicht mehr im 18. Jahrhundert, und ich möchte einfach nur mein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.
Eine Frau sollte sich nicht gezwungen fühlen, mit jemandem zu schlafen, fertig.

Sie muss ebenfalls tun dürfen, was sie will. Genau wie der Mann. Und wenn nix zammakommt, dann eben nicht. So sehe ich das. Es gibt nicht mehr die "Ehefrauenpflicht".


Man darf auch gern und beruhigt davon ausgehen, dass ich einen Mann - gerne auch meinen Mann - Mann sein lasse.
Nur, wenn ich keine Lust habe, muss man mir auch zugestehen, das man mich ebenfalls mich selbst sein lassen muss.

Meine Message ist und war übrigens nur an Anke gerichtet, dass ich von meiner eigenen Person her nur wollen kann, wenn ich halt will und keinen Sex aus Mitleid mag. Und dass sie für sich überlegen soll, ob sie Sex aus Mitleid machen möchte. Immerhin war sie mal missbraucht worden, ich finde das daher sehr angebracht. Nicht mehr und nicht weniger.

Was ich nicht möchte, das Ganze auf ein Metathema stellen und "generell" diskutieren, was "Frau" oder was "Mann" sollte, denn das geht bei diesem Thema nicht. Auch @Bernd bitte. Es bringt nichts, da was in ein Regelwerk zu pressen.

Ich kann @Bea nur zustimmen, es ist die Hölle, wenn der andere nicht mehr versteht, was man selber für klitzekleine Bedürfnisse hat, und auch seine eigenen Bedürfnisse nicht mehr versteht. Obwohl man ihm das oft und liebevoll - sotto voce - ins Ohr flüstert, was für Wünsche man hat. Das aber wear kein Therapieren, liebe Edletraut, sondern einfach nur stinknormal MEINE bescheidenen WÜNSCHE (sie waren wirklich nicht groß).

Es ist zum Haare ausraufen. Man darf doch dabei sich selber nicht vergessen. Wenn ich freizügiger veranlagt wäre, hätte ich mir für diese Zeit einen vorübergehenden Liebhaber gesucht (das muss aber jede für sich entscheiden, bitte da jetzt nicht moralisch rumposten und rumargumentieren, das finde ich nicht angemessen), das finde ich voll OK (er muss es ja nicht wissen, im Gegenteil, er SOLLTE es nicht wissen, das verletzt unnötig), nicht verwerflich und ich persönlich würde keine Frau in einer solchen Situation moralisch dafür verurteilen.

Bitte, Edeltraut, nicht Sachen raus- oder hineininterpretieren, die nicht da stehen.

Herzlichst, Freigeistgrüße aus Dänemark
Freigeist Wanda
(und wieder off)
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Wanda,

scheinbar missverstehst du mich genauso wie ich dich.

"sich selbst nicht vergessen"
Es ist sehr wichtig, dass der Angehörige sich selbst nicht vergißt!

Es ist nur so, dass der Betroffene oftmals Wünsche des Angehörigen aufgrund der Erkrankung (Antriebslosigkeit/Mangel an Energie...) nicht erfüllen KANN. Diese Wünsche/Forderungen über-fordern, man füllt sich unter Druck gesetzt - jeder reagiert auf diesen übermäßigen Druck verschieden. Dies muss der Betroffene jedoch dem Angehörigen mitteilen, damit dieser verstehen kann.
Ich WOLLTE/WILL oft gerne Wünsche erfüllen, aber war nicht dazu in der Lage.
Natürlich kam/kommt es auch vor, dass ich Wünsche/Forderungen nicht erfüllen WILL, dies hat aber nichts mit der Erkrankung zu tun.

Oft habe ich den Eindruck, dass die Probleme in der Beziehung, die schon vor der Erkrankung da waren, sich bei Erkrankung noch mehr verschärfen.

So war/ist es bei mir. Ich kann nur für mich sprechen.

Viele Grüße
Edeltraud
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Bea,

ich hoffe, ich missverstehe, du missverstehst mich nicht - Missverständnisse lassen sich klären.

dein Posting ist ziemlich pauschaliert geschrieben.

"Ein Depressiver ist nicht in der Lage sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Er versteht nicht warum du weinst..."
Das Unvermögen einen Perspektivenwechsel zu vollziehen kenne ich im Zusammenhang mit Depressionen nicht und ist m.E. kein Symptom der Erkrankung Depression.

"Er verletzt seinen Partner schwer durch Abwertungen und haltlose Vorwürfe und merkt nichts."
m.E. ist dieses Verhalten vielleicht persönlichkeitsbedingt und hat nichts mit der Erkrankung Depression zu tun.

Viele Grüße
Edeltraud
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Liebe Edeltraud,

ich nehme die Verallgemeinerung zurück. Du warst und bist nicht wie von mir beschrieben. Aber mein Mann ist so und je tiefer er in der Depression steckt, um so schlimmer. Die AD haben auf seine Krankheit und das von mir beschriebene Verhalten einen sehr positiven Einfluß, folglich muß ein
Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und den Depressionen bestehen. Die Krankheit hat viele Gesichter
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Bea,

ich stelle mir die von dir beschriebenen Symptome als sehr belastend für dich vor. Schön, dass diese Symptome mit Medikamente so gut behandelbar sind.

ich habe bisher dergleichen Symptome nur von Menschen gehört, die an Schizophrenie erkrankt sind.

Viele Grüße
Edeltraud
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Edeltraut,

glaube nicht, das ich dich missverstanden habe.

In diesem Thread geht es jedoch nicht wie zum hundertsten Mal (sorry) darum, warum der Depressive das oder das nicht kann oder nicht ausdrücken kann. Das haben wir Angehörige schon kapiert.

Es geht hier endlich mal um die Angehörigen, und wie sich fühlen, soweit ich Anke verstanden habe.

Ankes Problem und das vieler Angehöriger ist, dass sie sich durchaus von Tag zu Tag in den Depressiven hineindenken - viel zu oft, DAS ist ihr Problem - sie drehen sich nur um diese. Und das Spezialproblem hier ist, dass es beim Sex anscheinend bei männlichen Depressiven doch noch was geht, aber auf eine Weise, die beiden und ihrer Liebe nicht mehr zuträglich ist.

Es muss nicht unbedingt sein, dass das Beziehungsprobleme sind, die es vorher schon gab. Mein Mann war vorher wesentlich einfühlsamer, zum Beispiel, dann verhielt er sich ähnlich wie Ankes Mann. Deswegen schrieb ich hier überhaupt. Möchte keine Allgemeinplätze über Depressive ablassen, das geht auch gar nicht.

Ankes heikle Vorgeschichte machts zusätzlich nicht einfacher. Und ich wollte endlich mal Mut machen, dem Depressiven auch mal NEIN zu sagen. Schätze, das war Ankes Problem, co-abhängig halt.

Vorschlag zur Güte: Ich will einfach nur beim Thema bleiben. Wer den Depressiven selber und seine zigfachen Gefühlslagen oder Non-Gefühlslagen ausloten will, hat zig andere Threads hier zur Verfügung. Anke schreibt auch schon nicht mehr, vielleicht aus Verzweiflung;-)

Grüße allerseits
Wanda
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Wanda,

ich will hier nur über die Krankheit "aufklären" zum besseren Verstehen.
Es ist bestimmt auch hilfreich für die Angehörigen, wenn Betroffene sie "aufklären" und etwaige nicht richtige Sicht der Betroffenen richtigstellen bzw. erklären wie es evtl. sein könnte. Es ist nicht so, dass jegliches Verhalten des Betroffenen toleriert werden soll, das wäre weder für den Betroffenen noch für den Angehörigen gut. Ich bin voll dafür, dass Angehörige aus Mitleid nicht alles mit sich machen lassen! Ich fände es hilfreich, wenn Angehörige Depressionen als eine Erkrankung wie jede andere auch betrachten würden - wir haben kein Alzheimer, mit uns kann man ganz normal sprechen.

Natürlich ergibt sich für die Angehörige die Frage: Wie gehe ich am besten damit um.

"dass beim Sex anscheinend bei männlichen Depressiven doch noch was geht, aber auf eine Weise, die beiden und ihrer Liebe nicht mehr zuträglich ist."
Diesbezüglich gibt es keinen Unterschied bei Mann/Frau - da gehe ich jetzt einfach mal von mir aus. Auch bei anderen Erkrankungen "geht" bei manchen noch was.
Natürlich sollte ein Angehöriger NEIN sagen, wenn er etwas nicht will.

Viele Grüße
Edeltraud
bersch0507
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von bersch0507 »

Hallo Wanda,
merkst du nicht mehr wie selbstherrlich du mit anderen Meinungen umgehst? Du „beißt“ verbal um dich, was soll das? Lasse bitte bei deinen Begründungen Anki außen vor, die kann sehr wohl für sich selbst sprechen.
Das Thema Sexualität so einseitig (böser Mann / gute Frau) zu sehen und radikale Unterstellungen aus eigener Erfahrung zu machen, ist sicher nicht hilfreich. Auch wenn es deine Lebenserfahrung (Mißbrauch) ist, so ist es immer noch nicht im Ansatz allgemein gültig. Keiner von uns hat geraten, das Frauen sich hinzugeben haben, sich ausbeuten zu lassen oder dein Geschreibe von Zuhältermentalität.
Es muß doch klar sein, das bei einer Depression WOLLEN und KÖNNEN nicht eine Entscheidungsebene ist. Natürlich ist es wichtig, den Partner VOR der Depression zu betrachten. Wenn er schon immer eine nicht partnerschaftliche Einstellung zur Sexualität hatte, dann ist dein Urteil annehmbar. Aber wenn beschrieben wird, das es früher anders war, dann ist es doch eindeutig notwendig, die paradoxen Verhaltensweisen der Depression mit in die Bewertung einzubeziehen. Also bitte nicht so radikal Urteile sprechen.
Das Depris hier schreiben finde ich sehr wichtig, wir würden doch sonst nur im „eigenen Saft“ dahin jammern. KEIN Einziger von uns Angehörigen hat die Dunkelheit einer Depression je erfahren und darum sollten wir bei Urteilen sehr vorsichtig sein. Darüber zu lesen ist eine Sache, aber eine solche emotionale Krankheit selbst zu durchleben ist etwas anderes. Und das hat nichts mit einem Freifahrtschein zu tun. Sicher ist jeder Verlauf (z.B. Lust auf Sex als Depri) und jeder Charakter anders. Die Beiträge sollen uns NUR Hinweise geben, über das Eine oder das Andere einmal neu nachzudenken.
Vielleicht klingt das in deinen Ohren zu samariterhaft. Ich selbst bin oft stink wütend auf die zerstörerischen Verhaltensweise meiner Frau. Wenn ich aber sehe, wie sie sich selbst quält, relativiert sich das schnell. Auch wenn meine Ehe daran zerbricht, Böswilligkeit kann ich ihr nicht unterstellen. Wollen und können, dazu das Korsett der eigenen Persönlichkeit (vor der Krankheit), bestimmt das äußere Auftreten und die Möglichkeiten der Depressiven. Auch wenn wir uns da immer wieder im Kreise drehen, es ist eben so. Wer will da ein Urteil fällen?
Gruß Bernd
Emily
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Emily »

Hallo Bernd,

danke für deine oft so klugen, wohldurchdachten und abgewogenen Beiträge. Besonders angenehm finde ich, dass du immer wieder aufs Neue versuchst, beide Seiten auf eine sehr menschliche, mitfühlende (im besten Sinne des Wortes) Art und Weise zu betrachten.

Man kann wahrhaftig keinem Angehörigen wünschen, dass er eine Depression bekommen soll, um zu wissen, was in einem Erkrankten wirklich vor sich geht. Das intensive Wollen bei gleichzeitigem Nicht-Können (auf den verschiedensten Gebieten) ist wohl eine der schmerzlichsten Erfahrungen des Lebens mit der Depression. Der Leidensdruck des Betroffenen kann unermesslich sein, und es nutzt nichts, ständig nur von den "Fehlern" des Kranken zu sprechen. Ich finde, dass du das auf eine sehr klare Weise erkannt hast und immer wieder mitberücksichtigst.


Gruß,
Emily
Klara1
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Klara1 »

Hallo Anke,
als ich Deine Beiträge gelesen habe (nicht die Diskussion, die sich dann später ergeben hat)habe ich meine Situation irgendwie wieder erkannt. Ich hatte im März mal gepostet, als mir "die Luft ausging". Auch wir haben 2 kleine Kinder, die ich dann oft mit mir aus der Schusslinie bringe. Ich habe mich zwischenzeitlich informiert und kann Dir nur soviel sagen, daß Du wohl der einzige Mensch bist, zu dem er eine tiefe emotionale Beziehung hat und sich deshalb in seinen Phasen von Dir abgrenzen muß, er kann Dich nicht mehr ranlassen und gerade deswegen wirst Du "attakiert". Ist alles schwierig zu verstehen und wird wohl ein langer Weg werden. Ich bin auch noch in der Orientierungsphase und weiß noch gar nicht, wie ich damit klar kommen soll. Ich nehme jetzt seit März Johanniskrautkapseln (ein natürliches Psychopharmaka) und mir fällt zumindest der Alltag wieder leichter.
Werde die Beiträge weiter verfolgen, grüße
Klara
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Bernd,
habe nicht das Gefühl, dass du verstanden hast, worum es mir geht.

Ich fälle auch keine Urteile über Depressive. Wo STEHT das? Wo habe ich ein Urteil gefällt, gehts noch?

Ich will eher eine Lanze brechen, dafür dass Angehörige endlich auch einmal aus dem Schatten heraus kommen, statt nur immer um den Depressiven zu kreisen. Das tut ihr Angehörigen, jawohl.

Manchmal habe ich nämlich schon den Eindruck, die meisten Angehörigen hier sind durch die Bank co-abhängig.
Das kann man jetzt als arrogant und frech und anmaßend bezeichnen oder nicht. Ich steh dazu.

Herzlichst
Wanda
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Edeltraut,
das ist es ja:

Für den Angehörigen bleibt nach deiner Lesart nur noch:
"Wie geh ich am besten damit um", sonst nix.

Und das finde ich, ganz persönlich, etwas mager. Wenn du verstehst, was ich meine.

Es muss heißen für den Angehörigen: wie gehe in dieser Zeit am besten mit MIR um. Da liegt der Has im Pfeffer, viele Angehörige haben nur noch ein Auge auf den Depressiven und analysieren und überlegen und pfriemeln rum.
Auf dem andern Auge sind sie blind.

Und hier im Forum wird diese falsche Einstellung oft noch unterstützt. Dagegen möchte ich gern was sagen.

Herzlichst Wanda.

Wer mir immer noch nicht glaubt, B2 Sonntags um 21:00 Uhr einschalten oder das Schwäbische Fernsehen, samstagabend glaub ich. Da kommt Frau Lämmle, Diplompsycholgin und Familientherapeutin dran und sie fragt jeden, der orgeblich aus Sorge um einen anderen anruft: Und wie geht es dir? wie fühlst du dich.

Und es kommt raus, dass die meisten Leute, die wegen einem andern anrufen und nicht wegen sich selber, oft in Tränen ausbrechen und sagen: Ja, eigentlich ahbe ICH selber ein Problem. Und zwar ein ganz anderes.

Also seid stad und horcht mal rein.
Und analysiert eure Depressiven net dauernd, das fühlt sich nicht gut an.
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Halloo Ernd,
Nahctrag:

Möchte mir das "selbstherrlich" von dir verbitten.

Ich unterstelle das auch niemandem anderen.

Wenn dir meine Meinung nicht gefällt, dann ist das dein Problem, da kann ich nichts machen. Dann habe eben ich eine andere Meinung, du hast eine andere Meinung.

Was ich nicht in Ordnung finde, meine Meinung zu entwerten.

Herzlichst
Wanda
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Bernd nochmal,
Missbrauch ist NICHT meine Lebenserfahrung. wo habe ich das geschrieben? Und was bedeutet: "lass Anki aus dem Spiel"? Ich war in einem Dialog mit ihr, vielleicht erinnerst du dich noch.

Ich habe ihr geantwortet, wie viele hier auch. Möchtest du den Mund verbieten, das Wort erteilen? Dann gehe unter die Moderatoren. Ich bezieh mich zum Beispiel hier laufend mutig auf das Problem Sexualität (andere schweifen gern ins generelle "Wie sind Depressive" ab, ist wohl zu peinlich das).

Auch wenn dir meine Meinung nicht gefällt, was ich mittlerweile durchaus mitbekommen habe: Lass sie doch gelten. Wo sind wir hier?


@ Emily

Unter wohlausgewogenen Beiträgen verstehe ich Bernds Beitrag eher nicht.

Nix für ungut
Wanda
Anki
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo?!?!

Sorry, aber ich war gerade etwas arg geplättet als ichhier reinkucke und die vielen Texte sah!!

Muss gestehen, so ganz verstehe ich gerade die Disskusion nicht - werde dazu auch nicht viel sagen. ausser dass ich diese Seite als Möglichkeit gesehen habe, sich als Angehöriger "auszukotzen" und um Hilfe zu rufen. KLar kann ich keinen Depressiven in seinen Handlungen wirklich vestehen, aber kann ein Depressiver auch wirklich unsere Ängste, Gefühle und GEdanken wirklich verstehen? Kann nicht jede SEite versuchen so weit wie möglich sich etwas zu nähern ohne dabei den anderen anzukreifen, weil er es eben nicht ganz nachvollziehen kann wie sich der andere TEil eventuell verhält und fühlt???

Wir waren heute beim Arzt - der Termin für Übermorgen konnte zum Glück nicht stattfinden und so wurden wir heute "mal eben kurz" reingeschoben. Ich war froh aber es sass dann auch ein dicker STein in meinem Bauch. Je näher die Zeit rückte wurde es mir immer schlechter - bis ich die Zeit ganz verdrängte und fast zu spät kam. Mein Mann wollte (ich hoffe es zumindest, dass es so war) dass ich mitgehe. Er war gestern so "normal" dass ich mir ganz verrückt vorkam mit ihm wegen Depression zum Arzt zu gehen. Aber er war wieder sehr Down als ich ihn sah. Beim Arzt konnte er sogar sein/unser Problem teilweise beschreiben und gab auch einige Verhaltensweisen zu, was ich gar nicht so erwartet habe.

Irgendwie wurde für mich keine klare Diagnose gestellt. Er bekommt nun Ein Antidepressiva (Citalopram) und soll wenn es zuende ist nochmal kommen. Was heisst das jetzt? Ist er jetzt "richtig" Depressiv? oder was?!??

Später meinte sie, falls sich seine STimmung als Reaktion zu sehen ist, dann könnte man auch eine Psychotherapie in bbetracht sehen - wenn nötig auch stationär. Ich dachte, bei dem letzten Wort mir bleibt die LUft weg. Bitte, lass es so in den Griff kommen lassen.

Er meinte zuhause nur, dass die Ärztin aber schnell mit der Chemiekeule war. - was hat er erwartet erhofft? Keine Ahnung.

Ich bin froh dass was geschieht - ich bin fast schon glücklich, und er ist irgendwie traurig. Verflixte schwierige GEschichte.

Übrigens, laut Ärztin Nebenwirkungen:
Reduzierung des Lebidio! (Hilfe ich weiss nicht mal wie es geschrieben wird.)

Soweit von mir

ein müder Gruss von
Anke
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Liebe Anke,

ist doch gut gelaufen. Dein Mann ist warscheinlich traurig, weil er jetzt offiziel krank ist. Mein Mann ist nach der ersten Diagnose Monate lang nicht mehr zu Arzt gegangen, denn er hatte gehoft einen Persilschein zu bekommen.
Nun ja, jetzt heißt es durchhalten bis die Tabletten wirken. Übrigens, mein Mann ist dank Citalopram erst wieder sexuell aktiv geworden. Und wir haben es genossen nach so langer Zeit.
Liebe Anke, kotz Dich hier ruhig weiter aus.
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Liebe Wanda,

generalverurteilungen aller Angehörigen finde ich nicht besonders sinnvoll. Wir versuchen nur unser Leben in einer völlig neuen Situation auf die Reihe zu kriegen, möglichst mit unserem Partner, den wir ja lieben. Das ist keine leichte Aufgabe

In meinem Leben gibt es noch eine ganze Menge anderer Dinge die ich von Herzen tue, nur gehöhren die Themen wie Hundezucht, Jagden, Gartenarbeit, Vereinsarbeit usw. hier nicht her. Vermutlich kann jeder Angehöhrige so eine Liste an Interessen, die neben der Partnerschat wichtig für sie sind, aufstellen. Und das ist gut so.
bersch0507
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Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von bersch0507 »

Liebe Edeltraud und Emily,
danke für euer Lob, es tut, zugegeben, gut. Meine Frau sieht das leider völlig anders. Es ist kein besonderer Verdienst von mir, sondern nur meine angeborene Wesensart. Wenn man will und kann, ist lernen schmerzhaft aber möglich. Als ich vor wenigen Monaten hier ins Forum eintrat, war ich alles andere als verständnisvoll. Ich war zutiefst verletzt und die „Samariterbeiträge“ gingen mir schon fast auf die Nerven. Ich habe dann einige Phasen sehr schnell durchgemacht. Die Basis dazu war dieses Forum und ein Buch. Wenn man verstehen will, sich von seiner eigenen Selbstherrlichkeit löst, sehr, sehr viel liest, kann man einiges erfahren. Es ist eben sehr schwer, diese paradoxen Abläufe zu durchschauen. Die Beiträge der Betroffenen haben mich, wenn ich das so formulieren darf, in die düsteren Gefühlsabgründe blicken lassen. Ich bin heil froh, das es mich nicht erwischt hat. In den Angehörigenarchiven habe ich gestöbert und „alte“ Angehörige angemailt, um ihre langjährigen Erfahrungen aufnehmen zu können. Auch wenn ich letztlich nicht in der Lage war, meine Ehe zu retten, war der große Zeitaufwand nicht umsonst. Ich bin eben so, wenn ich etwas verstehe, kann ich es akzeptieren und dann kann ich damit umgehen. Wie gesagt, ich bin letztlich gescheitert.
Wenn ich hier im Forum überhaupt noch schreibe dann nur, weil ich mich sehr gut daran erinnere, wie es für mich hier am Anfang war. Ich habe, an anderer Stelle über Samaritertum und „Reden ist Platin“ oft mit Tom diskutiert. Er ist leider einer der ganz wenigen männlichen Angehörigen.
Als Angehöriger muss man unbedingt lernen an sich zu denken! Nur so kommt man nicht unter die Räder und kann dem Partner helfen, wenn er es zulässt. Ich hatte monatelang depressive Stimmungen (natürlich nicht mit denen der Depressiven zu vergleichen) gehabt, geheult und mich bejammert. Gut das muss so sein und man soll das akzeptieren. Im Gegensatz zu den Depressiven können wir uns selbst aus einem Tief rausziehen, man muss nur wollen, wir können ja. Habe mir da auch einige „Rezepte“ von den Depri-Beiträgen herausgeholt. Hass, Wut und Trauer lasse ich immer noch zu, aber sie beherrschen mich nicht mehr.

Wie auch bei mir kommt dann der Punkt, wo die Krankheit nicht mehr als alleiniges Alibi für die Partnerin herhalten kann. Dann kommt die ganz normale Partnerschaftsebene und man muss, wieder oft alleine, Entscheidungen treffen. Wir tragen eigentlich immer die Last der Frage, „wie soll es weitergehen“ alleine. Wie schon gesagt, ich bin immer noch sehr verletzt und echt sauer, aber ich kann ihr keine Mutwilligkeit unterstellen. Das persönlich Korsett und die Krankheit, ich sehe wie sie sich selbst quält. Ich reagiere hier im Forum „wütend“, wenn mit Phrasen, Vorurteilen oder Angriffen Betroffene oberflächlich und VORSCHNELL angegriffen werden.
Darum der Rat an alle Neuen im Forum, macht euch ausführlich schlau, akzeptiert euere berechtigten, starken negativen Gefühle, aber überlasst euer Handeln nicht allein dem Bauch. Schaut eueren Partner an, wie er vor der Tiefphase war und lasst euch mit eueren Urteilen etwas Zeit. Auch wir können uns irren und Situationen falsch einschätzen. Die Zeit heilt nicht unbedingt Wunden aber sie schütz vor voreiligen Handlungen.

Gute Nacht und Gruß
Bernd
Antworten