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Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 13. Okt 2013, 17:51
von Michl981
Hallo Leute,
mal wieder ein Lebenszeichen von mir...

die letzten Tage waren der pure Horror. So handlungsunfähig, antriebslos, hoffnungslos...(ich könnte die Liste noch weiter führen) hab ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt. Ich hab das Gefühl, dass mich diese Depression immer und immer mehr in ihren Händen hält und mit mir macht, worauf sie gerade Lust hat. Schlafen war die letzten Tage auch nicht drin, mal 5 Minuten dösen, das wars dann aber auch schon. Weiß nicht, ob es vielleicht auch gerade die Nebenwirkungen vom Citalopram sind, aber das macht mich fertig. Und morgen soll ich ja dann erst auf die "normale" Dosis von 20 mg hochgehen.

Oh mann...wenn das so weiter geht, kann ich mich glaub ich echt einliefern lassen...

Sorry, dass ich jetzt auf eure Beiträge nicht eingehe (mime und Gerbera). Nicht mal dazu fühl ich mich gerade imstande.

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 13. Okt 2013, 19:48
von Gerbera
Hallo Michl,

halt noch ein bisschen durch und gib dem Medikament eine Chance zu wirken. Ob die massive Verschlechterung bei Dir auf das Citalopram zurückzuführen ist, kann ich leider nicht beurteilen. Ich kann Dir nur sagen, ich nehme auch Citalopram, seit inzwischen eindreiviertel Jahren, und ich hatte nie Nebenwirkungen.

Bevor Du die Dosis erhöhst, wäre es sinnvoll, mit dem Arzt zu sprechen, der Dir das AD verordnet hat. Möglicherweise muss das Einschleichen langsamer ablaufen und Du die Dosis eher runtersetzen statt rauf. Ich habe mit 5 mg = 1/4 Tablette angefangen.

Dass Du im Moment nicht auf meinen und Mime's Beitrag eingehen kannst, ist nur zu verständlich. Kein Problem, wir wissen doch alle, dass wir in den akuten Phasen zu nichts zu gebrauchen sind/waren. Mach Dir deswegen keine Sorgen und kümmere Dich nur um Dich!

Ganz liebe Grüße - Du schaffst das!
Gerbera

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 13. Okt 2013, 22:22
von mime
Hallo Michl,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht – unsere Beiträge sind da total unwichtig. Ich würde mich Gerbera da anschließen, was die Dauer des Medikaments und den Arzt betrifft. Es dauert einige Tage bis Wochen, bis ein Antidepressivum wirkt, das klappt selten von heute auf morgen. Wenn du ab morgen schon (also nach 4 Tagen) die 20 mg-Dosierung angehen sollst, wird das ärztlich abgesprochen sein, doch, wenn du so starke Schlaflosigkeitsprobleme hast, würde ich sicherheitshalber noch mal den Arzt wegen der Dosierung fragen.

Starke Schlafstörungen können allerdings auch depressionsbedingt sein – wenn dem so ist, kann dir der Arzt auch ein dämpfendes Medikament verordnen (ich hatte da kurzzeitig z. B. Mirtazapin, das ist auch ein AD); doch auch da würde ich an deiner Stelle noch etwas warten, ob die gewünschte Wirkung des Citalopram nach der Eingewöh-nungszeit eher angebracht sein soll oder ein Medikamentenwechsel auf ein anderes Medikament ansteht – das kann nur der (Fach-) Arzt mit dir zusammen entscheiden.

Du hast, soweit ich mich erinnere, ja den Termin bei deiner Therapeutin Mitte der kommenden Woche. Auch sie kann da ein Ansprechpartner sein, was die zunehmenden Beschwerden betrifft (mangelnde Konzentration, Schlafstörungen, das Gefühl, dass es dir immer schlechter geht usw. usw.); vielleicht weiß sie einen Rat, was du noch tun könntest, damit es dir wieder besser gehen kann.

Ich würde mir das mit dem Krankschreiben auch noch einmal überlegen, damit du vielleicht dann ein wenig zur Ruhe kommen kannst bzw. die Anspannung vielleicht ein bisschen abfallen kann von dir. Ich denke, dass der Schlaf-mangel auch einiges dazu beiträgt, dass du dich momentan so schlecht fühlst. Das geht jedem so, der wenig Schlaf abbekommt, nur bei einem Gesunden reguliert sich das meist von selbst wieder, während die Depression da manchmal den Selbstregulierungsmechanismen im Weg stehen kann.

Ich wünsche dir, dass es dir besser gehen wird im Laufe der Zeit, und ein bisschen mehr Ruhe und Kraft - vielleicht schreibst du mal, wie es weiter gegangen ist, was dir Arzt bzw. Therapeutin usw. geraten haben - wir drücken die Daumen.

Alles Gute
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 15. Okt 2013, 21:39
von Michl981
So, morgen steht ja der Termin bei der Therapeutin an... ich muss ehrlich sagen, einerseits "freue" ich mich darauf, weil ich eben die Hoffnung habe, dass sie mir irgendwie helfen kann. Andererseits hab ich aber auch etwas Schiss davor, weil ich nicht weiß, was da auf mich zukommt...

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 15. Okt 2013, 21:56
von Gerbera
Hallo Michl,

dass Du etwas Bammel hast vor morgen, kann ich Dir gut nachfühlen. Ich hatte auch ein mulmiges Gefühl vor dem ersten Besuch bei meiner Therapeutin. Die gute Nachricht ist: ich hab's überlebt, bin immer noch bei ihr und mir geht's heute wieder ziemlich gut .

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass die Chemie zwischen Deiner Therapeutin und Dir stimmt, ihr gut zusammenarbeiten könnt und Du einen Weg aus Deinem Dilemma findest.

Eines möchte ich Dir aber unbedingt noch mit auf den Weg geben: erwarte keine Sofort-Wunderheilung. Therapie braucht im Regelfall Zeit, viel Zeit.

Vielleicht kann die Therapeutin auch etwas zu den möglichen Nebenwirkungen von Citalopram sagen und abschätzen, ob Deine Symptome tatsächlich Nebenwirkungen sind.

Alles Gute für morgen - und Kopf hoch. Du schaffst das!

Viele Grüße
Gerbera

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 15. Okt 2013, 22:50
von mime
Hallo Michl,

da kann ich mich Gerbera nur anschließen. Dir wird bestimmt das Richtige einfallen. Ich weiß natürlich nicht, wie es morgen abläuft, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie dich erst einmal nach deinen Beschwerden momentan fragen wird – und da hast du ja schon einiges in der Vergangenheit hier mitgeteilt – oder nach Situationen, in denen deine Beschwerden dir besonders auffallen. Ich würde auch das Citalopram erwähnen usw.

Ja, so eine erste Stunde dient ja hauptsächlich erst einmal dem Kennenlernen / Ersteindruck voneinander und dem Abklären deiner akuten Situation – mal sehen - einige Daten können adminstrativer Weise aufgenommen werden müssen usw. Da geht die Stunde bestimmt recht schnell herum.

Ich hoffe einfach, dass du mit der Therapeutin morgen offen reden kannst und sie dir vielleicht die ein oder andere Rückmeldung geben kann, die für dich hilfreich sein kann. Was Gerbera von den hohen Erwartungen geschrieben hat, ist richtig – Wunder sind keine zu erwarten, schon gar nicht beim Erstgespräch, doch es wäre zumindest ein Anfang in Richtung Therapie, den Erst-Versuch halte ich allemal für lohnenswert und auf langfristige Sicht eine Therapie für empfehlenswert, wenn nicht bei ihr, dann bei jemand anderem.

Alles Gute und Daumendrückgrüße
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 16. Okt 2013, 16:55
von Michl981
Hallo Ihr,

ich hatte ja jetzt heute den Termin bei der Psychotherapeutin. Und irgendwie war die ganze Sache für den A****. Sie wollte im Endeffekt nur wissen, wieso ich hier bin, welche Beschwerden ich habe. Hat mir für die Schlafprobleme Murtazapin verschrieben und mir eine Liste mit Therapeuten mitgegeben, die Therapien anbieten. Sie ist zwar Psychotherapeutin aber therapiert anscheinend gar nicht. (???)

Was ich machen kann, irgendwelche Tipps? Fehlanzeige. Blut abgenommen um Schilddrüse zu checken und ein EEG wurden noch gemacht und das wars dann auch schon.

Super, kann ich mich also morgen hinsetzen und die Therapeuten in meiner Nähe abtelefonieren umd his dahin tappe ich weiter im Dunkeln, wie ich mit der ganzen Sache umgehen soll.

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 16. Okt 2013, 19:03
von mime
Hallo Michl,

dass der Therapeutenbesuch so enttäuschend war, tut mir leid. Die Therapeutin müsste sich in einer Arztpraxis befunden haben (oder selbst auch Ärztin sein), wenn du von Blutabnahme und EEG schreibst bzw. wenn sie dir ein Medikament verschreiben konnte. Auch wenn es erst mal für dich für den A.... war (was durchaus nachvollziehbar ist): Unterschätze bitte die Schilddrüsenwerte nicht - das steht hier schon in mehreren Foren - sie können, wenn sie falsch eingestellt sind, nicht unerheblich dazu beitragen, dass die Depression stärker wird. Daher war der Besuch nicht ganz umsonst, auch wenn es sich für dich momentan verständlicherweise ganz anders anfühlt.

Das Mirtazapin (welche Dosierung hast du bekommen? 15 mg? 30 mg? 45 mg?) ist ein probates Mittel, das eine sedierende u. a. auch schlaffördernde Wirkung hat – es handelt sich auch um ein Antidepressivum, das sich auf den Botenstoffhaushalt (insbes. Serotonin) im Gehirn auswirkt. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir beim Ein-/Durchschlafen helfen wird. (Ich hatte es mal 6 Wochen lang genommen und schlafen konnte ich relativ gut damit.) Es ist wichtig, dass dein Organismus auch den notwendigen Schlaf erhält, den er benötigt.

Das war es erst einmal zum praktischen/medizinischen Teil.

Was die Therapeutensuche angeht, wünsche ich dir natürlich, dass du möglichst bald einen Termin bekommst (vielleicht springt ja kurzfristig jemand ab und du kannst so einen schnellen Termin bekommen). In der Praxis sieht es allerdings meistens so aus, dass kassenzugelassene Therapeuten meist mit längeren Wartezeiten verbunden sind.

Gibt es bei dir in der Nähe eine psychiatrische Institutsambulanz (Kurzform: PIA)? Dahin könntest du dich auch wenden – meist sind dort mehrere Therapeuten / Psychiater, die oftmals schneller einen Termin anbieten können, als andere. Es wäre zumindest eine mögliche Zwischenlösung für die Übergangszeit, bis du einen anderen Therapeuten gefunden hast. Ich bin selbst bei einer PIA bei einem Facharzt (wg. der Medikamente).

Bitte lass dich nicht entmutigen, wenn du bei deinen Anrufen nicht gleich Zusagen bekommst – das ist leider die Regel (auch wenn es Ausnahmen gibt, ich möchte dich da nicht entmutigen). Es wäre hilfreich, wenn du dir eine Telefonliste machst (Datum, Name des Therapeuten, Dauer der Wartezeiten), die du später noch gebrauchen kannst (s. u.). Manche führen Wartelisten, auf die du dich setzen lassen kannst (das würde ich sicherheitshalber auf jeden Fall tun – absagen im Bedarfsfall kannst du immer noch).

Sollten alle Stricke reißen gibt es noch die Möglichkeit, dich bei einem Therapeuten (Privatpraxis) vorzustellen, sie haben meist eher Termine frei. Das ist ein wenig aufwendiger, weil man dann selbst einen Kostenantrag bei der Krankenkasse stellen muss (und es kommt auf die Krankenkasse an, ob sie ihn genehmigt oder nicht). Für diesen Kostenantrag müsstest du nachweisen, dass du bei mehreren XYZ Therapeuten angerufen hast, die dir aber unter 3 Monaten keinen Therapieplatz anbieten konnten [daher der Tipp der Telefonliste, falls du sie doch noch gebrauchen solltest für einen solchen Kostenantrag].

Sorry, für die Länge. Mehr fällt mir jetzt auf die Schnelle leider auch nicht ein.

Ich drücke dir die Daumen. Auch wenn es dir momentan so vorkommen mag, dass das alles irgendwie nicht klappt – bleib bitte dran. Es ist kurzfristig wohl nicht das, was du dir vorstellst (verständlicherweise!), doch es geht auch um eine langfristige Behandlung einer Krankheit, die auch nicht von heute auf morgen entstanden ist. Und manchmal ergibt sich aus diesen ersten mühsamen kleinen Schritten noch der richtige Weg zu einer Lösung, doch das weiß man meist erst hinterher.

Viele Grüße und alles Gute
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 18. Okt 2013, 20:12
von Michl981
Hallo zusammen und mal wieder ein Lebenszeichen von mir.

So, sind auch schon wieder ein paar Tage verstrichen seit dem letzten Mal. Sorry, wenn ich nicht auf alles eingehe, ich schreibe vom Handy aus und kann somit nicht nachschauen. Deswegen versuch ich es aus dem Kopf heraus, was aber momentan so eine Sache ist...

Also erst mal zu den Fragen:
Es war eine Gemeinschaftspraxis für Neurologie und Psychiatrie. Dorthin hat mich der Hausarzt überschrieben. Bis auf Blutentmahme, EEG und dem Verschreiben von Mirtazapin wurde dort aber nichts gemacht. Mirtazapin soll ich jetzt also abends 15mg nehmen und morgens weiterhin 10mg Citalopram.

Gestern und heute verbrachte ich nun damit, diese Therapeutenliste abzutelefonieren. Ganz schön entmutigend, wenn man zum über zehnten Mal eine Ansage vom Band hört, mit der Aussage, dass momentan keine neuen Patienten angenommen werden können. Hab es dann heute entnervt bei der Koordinationsstelle für Psychotherapie versucht und bin darüber an einen Psychotherapeuten gekommen, der tatsächlich kommenden Donnerstag etwas frei hat. Also werd ich da wohl mal hinschauen, auch wenn ich dafür erst mal 25km einfach zu fahren habe...

Ansonsten, wie geht es mir...schwer zu beantworten. Durch das Mirtazapin (wirkt das so schnell?) kann ich zumindest etwas ruhiger schlafen. Mit der Abschlussarbeit kann ich aber momentan nicht wirklich etwas anfangen. Sobald ich mich damit befassen will macht der Kopf zu und ich bekomme regelrecht etwas Panik. Weiß so langsam wirklich nicht mehr weiter, wie ich da noch auf einen grünen Zweig kommen soll..

Soweit erst mal für heute. Viele Grüße an Euch.

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 18. Okt 2013, 23:41
von Gerbera
Hallo Michl,

nächsten Donnerstag ein Therapeuten-Termin. Das ist doch schon mal ein Fortschritt! Ich find's toll, dass Du die Energie aufgebracht hast, die Telefonliste abzuarbeiten und nicht aufgegeben hast, obwohl Du eine Bandansage nach der anderen abhören musstest - jedes Mal mit "kein Termin frei".

Es tut mir sehr leid für Dich, dass Dein Besuch in der Praxis für Neurologie und Psychiatrie so wenig hilfreich war. Immerhin hast Du ein zusätzliches Medikament erhalten und Du schläfst besser.

Ob das Mirtazapin so schnell wirkt, kann ich Dir leider nicht sagen, denn ich habe nur mit Citalopram und Tavor als "Notfallmedikamtent" gearbeitet. Aber schön wäre es ja, denn Schlaf ist Erholung - und die hast Du bitter nötig.

Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Dein Donnerstagstermin für Dich positiv verläuft, Du den Therapeuten gut findest und Ihr erfolgreich miteinander arbeiten könnt. Was Du unbedingt ansprechen solltest, auch wenn es Deine erste Stunde dort ist, ist die Blockade bei der Diplomarbeit. Das ist Dein akutestes Problem, und das, was dringend angegangen werden muss. Erwarte aber bitte nicht zu viel. Therapie braucht Zeit. Was sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut hat, vergeht nicht von heute auf morgen wieder.

Versuche in der Zwischenzeit ein bisschen abzuschalten, wenn Du das kannst, geh raus in die Sonne (wenn sie denn scheint) und bewege Dich. Zügig Spazierengehen oder Radfahren genügt vollkommen. Das ist gut für den Stressabbau und beruhigt.

Viele Grüße
Gerbera

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 18. Okt 2013, 23:45
von mime
Hallo Michl,

nur kurz zum Mirtazapin: Ja, es kann so kurzfristig wirken; wie es längerfristig bei dir wirkt, muss man abwarten. Generell ist es aber geeignet, um ein- und durchschlafen zu können. Mir hat es damals (auch recht schnell) geholfen - und es ist schon mal sehr gut, wenn du wieder besser schlafen kannst, denn Schlafmangel/-störung auf Dauer können insgesamt auch sehr beeinträchtigen.

Zu den anderen Themen melde ich mich am Wochenende nochmal (dazu ist es mir heute zu spät).

Alles Gute
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 19. Okt 2013, 10:42
von mime
.... Nachtrag zu gestern, also weiter:

Erst einmal danke für deine Rückmeldung (das hatte ich gestern vergessen).

Dem, was Gerbera schon geschrieben hat, bleibt für mich nichts mehr hinzuzufügen – da steht schon alles drin. Gut, dass du über die Koordinationsstelle noch einen Termin bekommen konntest, auch wenn du erst mal ein bisschen zu fahren hast. Ansonsten würde ich es, wie gesagt, mal bei einer Institutsambulanz probieren, je nachdem, was du am Donnerstag für Rückmeldungen bzgl. des Therapeuten hast.

Bandansagen mit „wir nehmen zur Zeit keine neuen Patienten auf“ kenne ich auch oder Anrufe/Rückrufe bei denen dasselbe gesagt wird ebenso; 10 Monate Wartezeit usw. – das grenzt manchmal an Wahnwitz... Schwamm drüber. Es ist sehr gut, dass du dich dahinter geklemmt hast – das ist nicht leicht, aber notwendig.

Wann musst du eigentlich wieder in die Gemeinschaftspraxis, in der du warst, wegen deiner Blutwerte? Hm, ja, wenn da der Schwerpunkt auf Psychiatrie und Neurologie war, ist es mir jetzt verständlicher, dass es da kein Therapieangebot gab, auch wenn es vielleicht etwas anders hätte laufen können. Naja, es ist überstanden.

Dann drücke ich dir für nächsten Donnerstag die Daumen, und dass du da ein besseren Eindruck gewinnen kannst. Nicht jeder Therapeut hat auch gleich einen Therapieplatz frei – manche bieten auf die Schnelle erst einmal nur ein Erstgespräch an, aber das ist von Fall zu Fall verschieden. Hoffentlich gibt es da ein hilfreicheres Gespräch für dich als vorher.

Was die Diplomarbeit betrifft: So hart wie es jetzt klingt – dann ist es eben so. Du kannst da momentan nicht viel daran ändern, das hat nichts mit dem Willen zu tun, sondern du kannst es einfach nicht. Früher dachte ich auch immer: du musst nur wollen oder dich zusammenreißen, dann klappt es. Das geht auch eine gewisse Zeit, aber irgendwann signalisieren dir der Kopf, der Körper, die Seele: Nix geht mehr!

Das gibt sich aber mit der Zeit wieder.

Wann hängt von vielen Faktoren ab, die sich so nach und nach erst herauskristallisieren müssen. Es wird kontraproduktiv sein, wenn du dich jetzt unter Druck setzt. Auf einen grünen Zweig wirst du dann wieder kommen können, wenn es dir hinsichtlich Schlaf, Konzentration, Müdigkeit (also insgesamt) wieder etwas besser geht – das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Da bleibt zu hoffen, dass dir das zur-Ruhe-kommen-Können, Medikamente, (Therapie-)Gespräche usw. dauerhaft eine Besserung bringen. Das Mirtazapin (ich hatte 30 mg) kann neben der antidepressiven Wirkung auch gut schlaffördernd wirken.

Abgesehen davon steht die Frage im Raum, ob du momentan überhaupt arbeitsfähig bist (für mich klingt das nicht so, aber das muss ein Fachmann feststellen). Damit will ich dich nicht entmutigen, es ist entlastend gemeint – du kannst sehr wahrscheinlich momentan einfach nicht die Leistung bringen, die gefordert ist (das hat nichts mit Wollen zu tun), doch ich hoffe, dass du für dich herausfinden kannst, was dir in deiner momentanen Situation wirklich hilft.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 21. Okt 2013, 15:15
von Michl981
Ohne jetzt groß auf die Antworten einzugehen:

Mir geht es echt bescheiden. Ich bin im Moment zwar etwas ruhiger (kann sein, dass es an den Medis liegt), aber seit gestern ist das Gedankenkarusell wieder sehr aktiv...mit den immer wiederkehrenden Fragen: Wie soll es nur weiter gehen? Wie soll ich das noch schaffen? Was soll ich nur machen? Wie soll ich wieder auf einen Weg kommen?

Das macht mich noch verrückt...

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 21. Okt 2013, 20:00
von Gerbera
Hallo Michl,

es tut mir sehr leid, dass es Dir so schlecht geht und die ewig gleichen Fragen in Deinem Kopf kreisen: Wie soll es nur weiter gehen? Wie soll ich das noch schaffen? Was soll ich nur machen? Wie soll ich wieder auf einen Weg kommen?

vielleicht bringt es Dir etwas, wenn Du überlegst, was im schlimmsten Fall passieren kann.
< Wie soll es weitergehen? > Vorerst mal mit einer Krankschreibung und einer Therapie. Du bist krank, sehr, und Deine Genesung sollte oberste Priorität haben. Erst wenn Du Dich gefangen hast, kannst Du darüber nachdenken, wie Du weitermachen kannst und willst. Wenn Du die Diplomarbeit nicht schaffst, musst Du Dir wieder einen Job als Industriemechaniker suchen. Wenn es in der Umgebung Deines Heimatortes nichts gibt, wirst Du anderswo suchen müssen, aber Du wirst sicher Arbeit finden - und davon leben können. Anders, als Du es Dir vorgestellt hast, aber immerhin leben.
Bringst Du es fertig, die Diplomarbeit irgendwann abzuliefern - umso besser. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Du das hinkriegst, wenn Du wieder richtig fit bist.

< Wie soll ich das noch schaffen? > Was konkret meinst Du mit "das"? Die Diplomarbeit? Selbe Antwort wie oben: im Moment gar nicht. Eine Krankschreibung müsste doch auch die Diplomarbeit ruhen lassen, den Abgabetermin nach hinten schieben, oder? Solange es Dir so schlecht geht, hast Du keine reelle Chance, an der Diplomarbeit weiterzuschreiben.

< Was soll ich nur machen? > Nochmal die selbe Antwort: therapeutischen Hilfe in Anspruch nehmen. Ich glaube nicht, dass Du die Depression ohne Hilfe überwinden kannst. Am Donnerstag hast Du einen Termin. Sieh Dir den Mann/die Frau an und gib dem Ganzen eine Chance. Mir hat die Therapie zusammen mit ADs geholfen, anderen Leuten auch. Sie wird auch Dir helfen.

< Wie soll ich wieder auf einen Weg kommen? > siehe oben .

Und bitte nicht verzweifeln. Im Moment erscheint Dir alles ausweglos, Du fühlst Dich gefangen in einem immerwährenden Kreisel. Das ist ein Ausfluss der Krankheit, und Deiner eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit geschuldet. Wenn die Medikamente richtig wirken, wird sich auch Deine Sicht der Dinge wieder verändern.

Die Medis: Auch wenn es Dir schwer fällt, bleib dran! Nicht immer ist gleich das erste Antidepressivum das Richtige. Wenn Du den Eindruck hast, die Tabletten wirken nicht, geh wieder zum Arzt und besprich das mit ihm.

Du kriegst das schon alles gebacken, keine Sorge, aber erst, wenn Deine Gesundheit wiederhergestellt ist. Und das braucht Zeit.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir bald entscheidend und dauerhaft besser geht.

Liebe Grüße
Gerbera

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 21. Okt 2013, 23:32
von mime
Hallo Michl,

solche Gedanken in Endlosschleife kenne ich zu genüge. Und sie können ein Maß erreichen, in denen man echt zweifelt, noch „normal“ zu sein. Das Gute ist, so schnell wird man nicht verrückt, das Schlechte ist, das kann trotzdem äußerst belastend und einschränkend sein.

Bei den schwirrenden Gedanken können die Medikamente helfen, wenn sie richtig wirken. Sie lösen das Problem nicht, das deine Gedanken kreisen lässt (die Abschlussarbeit, den Zeitdruck usw.). Doch: Wenn es dir so geht, wie es sich liest, könntest du sowieso keinen klaren Gedanken in puncto Abschlussarbeit fassen. Das hat nichts mehr mit Wollen zu tun, es geht halt einfach nicht zur Zeit.

Ich wünsche dir, dass du ein bisschen mehr zur inneren Ruhe kommen kannst. Im Übrigen kann ich Gerbera nur beipflichten. Manchmal geht es einfach für einen Moment erst einmal nicht mehr so weiter, wie man es geplant hat. Aber es gibt dann andere Wege – wichtig ist, dass du dich jetzt erst einmal um dich kümmerst, alles andere wird sich erst bewerkstelligen lassen, wenn es dir wieder besser geht. Und du tust ja auch etwas dafür; ich hoffe, dass du die Unterstützung (auch in therapeutischer Sicht) bekommst, die hilfreich ist für dich.

Alles Gute
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 23. Okt 2013, 20:09
von Michl981
Dann meld ich mich auch mal wieder:

Erst mal ein herzliches Dankeschön an Euch Zwei, Gerbera und mime. Dafür, dass Ihr versucht mir zu helfen und Tipps gebt. Bisher bringt mir das zwar leider (noch?) nichts, aber ich weiß es zu schätzen.


Ansonsten hat sich bisher nichts geändert. Schlafen geht wohl so halbwegs wieder (wohl dem Mirtazapin geschuldet), aber tagsüber geht wirklich gar nichts. Tu mir momentan sogar schon schwer aus dem Bett zu kommen. Wecker geht um sieben und ich bin auch wach, aber anstatt aufzustehen wälze ich mich bis 10 oder 11 herum, bis ich wirklich rauskomme. Und ansonsten weiß ich den ganzen Tag auch nicht wirklich was mit mir anzufangen...

Hatte gestern noch ein Telefonat mit einer Therapeutin, die mich zurück rief, nachdem ich ihr aufs Band gesprochen hatte. Diese wäre auch näher an meinem Wohnort. Sie klang wirklich nett und ich fühlte mich gut dabei, mit ihr zu sprechen. Leider konnte Sie mich auch nur auf die Warteliste setzen und meinte es könne ganz schnell gehen, es könne aber auch ein halbes Jahr dauern.Schade.
Heute hab ich es dann nochmal bei der nächstgelegenen PIA versucht. Habe dort nächsten Donnerstag einen Termin zum Informationsgespräch. Ist halt genauso weit entfernt, wie der Therapeut, bei dem ich morgen einen Termin habe. Aber gut, wenn mir da irgendjemand irgendwie helfen kann, dann ist mir der Weg auch nicht zu weit.

Soweit dann erst mal wieder von mir. Ich melde mich morgen wieder, wenn ich dieses erste Gespräch hinter mir habe.

Bis dahin,

Viele Grüße

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 23. Okt 2013, 20:27
von Gerbera
Hallo Michl,

toi, toi, toi für Deinen morgigen Termin . Ist das ein Psychiater, ein Psychologe, Psychosomatiker...?

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass der Termin gut verläuft und Du die Hilfe bekommst, die Du so dringend brauchst.

Die Therapeutin, die Dich zurückgerufen hat, solltest Du im Hinterkopf behalten. Vielleicht wird tatsächlich schnell etwas frei bei ihr und Du kannst zu ihr gehen, denn die Dame ist Dir offenbar sympathisch - Grundvoraussetzung jeder Therapie. Du sollst Dich dort so wohl fühlen wie irgend möglich. Da muss die Chemie stimmen.

Liebe Grüße
Gerbera

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 23. Okt 2013, 21:04
von mime
Hallo Michl,

danke für deine Rückmeldung. Ich finde es echt klasse, dass du dich weiter dahinter klemmst mit der Therapeutensuche.

Die PIA hat meistens den Vorteil, dass dort neben Therapeuten auch Psychiater/Ärzte sind, über die du dir auch Medikamente verschreiben lassen könntest. Doch das wirst du bestimmt durch das Infogespräch detaillierter erfahren, wie genau das Ganze dort organisiert ist (das ist manchmal unterschiedlich) und was es für Möglichkeiten für dich gäbe. Ich finde es sehr gut, dass du dich dort auch informieren willst und würde den Termin auf alle Fälle zusätzlich wahrnehmen.

Das mit der Therapeutin klingt ebenfalls positiv – vielleicht hast du ja Glück, und es wird ein Platz in Kürze frei, ich würde es dir wünschen. Das mit der Warteliste ist schon mal gut, dann hast du zumindest schon mal eine kleine (wenn auch noch zeitlich unsichere) Alternative.

Wie Gerbera es schon erwähnt hat: Die Chemie muss stimmen. Freilich lässt sich das nicht immer gleich im ersten Gespräch klären, aber ich denke, so ein bisschen das Gefühl, es könnte passen oder es passt gar nicht, kann man manchmal schon recht bald feststellen.

Tja, da bleibt mir auch nur Daumendrücken erst einmal für morgige Gespräch. Mal sehen, ob dir der Therapeut zusagt, er überhaupt einen Therapieplatz frei hätte usw. Das sind Dinge, die man meist erst im Gespräch erfährt.

Auch wenn es noch nicht viel ist (Stichwort Änderung): wenigstens schläfst du jetzt etwas besser; ich denke, dass das auch ein wichtiger Faktor ist, nicht noch weiter abzubauen. (Ich hatte auch massive Schlafprobleme, da war mit Konzentration, Arbeitsalltag usw. so gut wie nichts mehr möglich – da war es für mich eine kleine Erleichterung, endlich mal wieder schlafen zu können; der Körper und das Gehirn brauchen auch das: Ruhe, Erholungsphasen). Das du momentan zu nicht viel mehr kommst, halte ich angesichts deiner bisherigen geschilderten depressiven Beschwerden für normal – auch das kann sich wieder ändern.

Viele Grüße
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 24. Okt 2013, 14:27
von Michl981
Hallo mal wieder,

nun hab ich also das Erstgespräch bei dem einen Therapeuten hinter mir. Weiß nicht, wie ich das Gespräch bewerten soll/kann. Mir ist klar, dass im ersten Gespräch keine Erfolge zu erwarten sein können, das sagt ja allein schon der Name. Aber irgendwie so richtig zufrieden bin ich trotzdem nicht. Er wollte halt von mir wissen, wieso ich bei ihm bin, also die Beschwerden aufnehmen. Klar, er muss such ja auch überhaupt erst mal ein Bild von mir und meiner Situation machen. Nur so wirklich wohl fühlte ich mich jetzt nicht dabei. Ob es daran lag, dass ich es überhaupt schwer finde darüber zu sprechen oder ob es am Therapeuten lag, ich kann es nicht wirklich beantworten. Er meinte auf jeden Fall, was auch ihr meintet. Das Wichtigste sei jetzt erst mal hochschultechnisch abzuklären, wie es mit Verlängerung/Beurlaubung wegen Krankheit aussieht. Wie und ob die Arbeit am Ende abgeschlossen werden kann soll erst mal zweitrangig sein, erst mal soll formal sichergestellt sein, dass das überhaupt nich möglich ist.

Ansonsten kam heute nicht viel dabei rum, er hörte viel zu und stellte vereinzelt Fragen oder sagte etwas dazu. Haben jetzt für Montag erst mal einen zweiten Termin ausgemacht, mal schauen wie es dann wird. Am liebsten wäre es mir ja immer noch, wenn es bei der einen Therapeutin klappen sollte, mit der ich eon Telefonat hatte. Aber gut, das Leben ist nun mal leider kein Wunschkonzert und so muss ich jetzt halt erst mal schauen.

@ Gerbera: Es ist ein Psychotherapeut.

http://www.therapie.de/psychotherapie/arnim.scholz/

Was da jetzt aber jeweils der Unterschied untereinandet ist, hab ich bisher auch noch keine Ahnung.

Naja, muss ich das jetzt mal auf mich zukommen lassen...

Viele Grüße

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 24. Okt 2013, 18:16
von mime
Hallo Michl,

schön, dass du dich gemeldet hast . Was das Gespräch betrifft, finde ich es erst einmal gut, dass ihr einen zweiten Termin ausgemacht habt, dann ist man sich nicht mehr ganz so fremd und man kann sich einen zweiten, vielleicht besseren (i. S. v. genaueren) Eindruck verschaffen.

Fällt es dir denn generell sehr schwer, über deine Situation zu sprechen? Oder ist es meist nur gegenüber Fremden so? Dann müsste es nicht unbedingt mit dem Therapeuten zusammenhängen. Des Weiteren ist es auch erst einmal gewöhnungsbedürftig (zumindest am Anfang), überhaupt ein Therapiegespräch zu führen; das wird sich im Laufe der Zeit sicherlich noch geben. Des Weiteren kann auch ein Antidepressivum eine gewisse Wirkung haben (z. B. dass man sich besser auf ein Gespräch einlassen kann, weil man sich besser konzentrieren kann oder kommuni-kativer wird usw.) – Vieles ist ja bei einer akuten Depression blockiert und kann sich im weiteren Verlauf noch geben.
Trotzdem kannst und darfst du natürlich prüfen, ob dir der Therapeut zusagt oder nicht. Wie ich gelesen habe, war er auch als Facharzt schon tätig und bietet jetzt als Therapeut tiefenpsychologisch fundierte oder Verhaltens-therapie an (das ist bei meiner neuen Therapeutin auch so). Das hätte den Vorteil, dass eine der beiden (die für dich entsprechend passende) Therapieformen ausgesucht werden könnte. Doch das ist auch wiederum zweitrangig, wenn dir der Therapeut (gar) nicht zusagen sollte. Es bringt nichts, eine Therapie bei jemandem zu beginnen, wenn du nach dem 2. Gespräch den Eindruck haben solltest, ihr „könnt“ nicht miteinander.

Bei anderen Therapeuten ist es oft so, dass sie nur eine Therapieform (oftmals Verhaltenstherapie) anbieten. Eine Verhaltenstherapie kann u. U. gerade im Bereich der Depressionen nicht so geeignet sein, wenn man sich beispielsweise von Therapiezielen usw. zu sehr unter Druck gesetzt fühlt. Es kommt aber ganz auf den Therapeuten an – viele sind auch geschult, sich auf die Bedürfnisse des Patienten einzustellen (und moderat zu therapieren). Du kannst ja noch mal schauen, falls es dich interessiert, was genau der Unterschied zwischen den Therapieformen ist (z. B. auf der Seite deines Links sind gute Zusammenfassungen der Therapieformen gegeben).

Weißt du von der anderen Therapeuten, die du schon am Telefon hattest, welche Therapieform sie anbietet? Hm, ja, hoffen kann man ja, dass sich da noch etwas ergibt.

Da bleibt dir wohl erst einmal nichts anderes übrig, als es auf dich zukommen zu lassen, wie du schon schriebst. Du hast jetzt schon viel getan und noch einige Termine vor dir – vielleicht kannst du, wenn der 2. Therapeuten-termin und der PIA-Termin hinter dir liegen, dann eine Entscheidung treffen, die für dich stimmig ist und du hättest noch ein paar Tage Zeit wegen der anderen Therapeutin.
Hatte sie denn überhaupt gar keine Zeit, auch nicht für ein Einmal-Gespräch? Das könntest du vielleicht noch einmal abklären, wenn du das möchtest – manche bieten wenigstens kurzfristig ein einmaliges (Erst-) Gespräch an; dann hättest du zumindest mal einen Eindruck, wie du dich bei ihr fühlst und ob für dich der Wartelistenplatz irgendwann noch zum Tragen kommen sollte oder eher nicht.

Wie geht es dir mit dem Vorschlag des heutigen Therapeuten hinsichtlich der Krankschreibung / des Verlängerungsantrags bezüglich der Abschlussarbeit? Wirst du dich da erkundigen? Kann er dich dann auch krankschreiben? Es wäre echt gut, wenn du da aus dieser Belastungssituation heraus kämst, und dich erst einmal um dich und deine Genesung kümmern könntest. Ich drücke dir die Daumen, dass es für dich da eine baldige Lösung gibt.

Vielleicht meldest du dich noch mal, wenn bzw. wie die Termine nächste Woche gelaufen sind? Würde uns freuen.

Viele Grüße
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 26. Okt 2013, 19:53
von bos23366
Hallo Michael,
den Beitrag von Dir lese ich gerade erst jetzt, die Antworten dazu habe ich ein wenig überflogen. Der Lebenslauf von Dir ähnelt doch sehr mit meinem. Ich habe nach der Hauptschule zunächst versucht, den Weg in die Pädagogik einzuschlagen, musste dann die Schule aufgrund eines Unfalls abbrechen. Dann lernte ich auf dem Bau den Beruf des Heizungsbauers. Diese Lehre wollte ich eigentlich abbrechen, beendete sie aber mit dem Ziel, dabach etwas anderes zu machen. Nun, das tat ich auch, ging direkt im Anschluss an die Lehre weiter zur Schule, machte die mittlere Reife, dann im Anschluss die Fachhochschulreife um dann Maschinenbau in der Fachrichtung Anlagenbau zu studieren. All das klappte, ich bekam Bafög und kurz vor meinem 26. Geburtstag war ich dann fertig. So, und dann? Ich war jung, wollte arbeiten, aber der Arbeitsmarkt mit Ingenieuren überlaufen. Also fing ich nach 3 Monaten und über 50 Bewerbungen beim Personalleasing an. Ich hatte dann 2 Einsätze und bei dem 2ten konnte ich in das Ing Büro wechsel, dann folgten noch weitere Jobs und heute bin ich in einer guten Position im öffentlichen Dienst. Dort deswegen, weil mir Familie wichtiger ist als Karriere. Mit meinen fast 48 Jahren bin ich uber 21 Jahre schon im Geschäft. Warum schreib ich Dir all das, also bestimmt nicht deswegen um mich zu profilieren. Nein, ich schreibe es Dir, weil ich Dir damit zeigen will, dass es auch Menschen gibt, die an den gleichen Stellen standen,so wie Du. Auch ich hatte damals das Problem, dass mein mich betreuender Professor mit der DDiplomarbeit nicht zurecht kam. Was tat ich, ich versuchte den Weg allein mit der Unterstützung des 2. Prüfers, der von der Firmenseite aus kam, zu lösen. Das klappte auch. Aber die Zeit danach war zum Teil sehr schrecklich, genau die gleichen Gedanken wie Du quälten mich auf die Zukunft bezogen. Michael, versuche erst einmal der ganzen Sache den Druck zu nehmen. Dann prüfe, ob die Arbeit mit eigenem Einsatz und Hilfe des betreuenden Professors zu lösen ist. Denn letztlich gibt er Dir dann die Note. Dann binde Deine Freundin ein in Deine Sorgen, die eigentlich gar keine sind. Wieso?, ganz einfach, weil der Arbeitsmarkt ziemlich leer ist und Du eigentlich nur noch das Studium abschließen musst. Je nachdem, woher Du kommst (Bundesland) muss Du das Studium garnicht abschließen. Aber, das als Rat eines alten Hasen, es ist besser, die Diplomarbeit vielleicht mit der Option einer festen Einstellung zu kombinieren. Ja und letztlich, so wie Du Dich dargestellt hast, Du schaffst das und Du kannst an Dich glauben, Du hast schon sehr viel erreicht, hast einen Menschen an Deiner Seite und sehr viel Energie in Dir. Bitte glaube an Dich und forme Dein Leben weiter, auch wenn Du jetzt vielleicht eine Pause einlegst. Wenn Du spürst, dass das richtig fur Dich wäre, dann mach es. Auf das eine Jahr kommt es sicherlich nicht an, dass kann ich aus Erfahrung sagen, ganz bestimmt. Liebe Grüße und ganz viel Kraft sende ich Dir, bos66

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 29. Okt 2013, 17:47
von hier_und_jetzt
Hallo Michi,

mir erging es bei meiner Diplomarbeit ähnlich.
Ich war sehr verzweifelt, weil ich dachte, dass ich viele Faktoren nicht unter Kontrolle habe und es gar nicht packen kann und fühlte mich dann irgendwann wochenlang nicht mehr imstande mich zu konzentrieren und weiter zu machen, lag tagelang im Bett mit schrecklich schlechtem Gewissen und konnte mich trotzdem nicht aufraffen. irgendwie hat es dann doch geklappt! ich nahm mir damals allerdings vor nie wieder zu studieren....

Deswegen ein paar Tipps.
1) es kann manchmal helfen neben Worts Case Szenarien sich auch Probable Case und Best Case Optionen zu überlegen. Also schlimmstenfalls kannst du die Arbeit nicht Frist gerecht fertig stellen, was wäre denn ein Probable Case oder das Best Case Szenario? Es kann dann auch helfen analog fuer diese Szenarien Pläne zu entwickeln, so nach dem Motto, was kann ich machen, wenn Szenario A, B oder C eintritt. Mit nem Plan fuer den schlimmsten Fall hast du ja schon angefangen, Jobs suchen in deinem alten Beruf, aber vielleicht gibt es da auch andere Strategien, wie sich über Möglichkeiten der Verlängerung der Abgabefrist zu erkundigen?

Falls es dir doch besser gehen sollte und du Kraft hast ein wenig weiter zu schreiben:

2) Nehme dir grob vor, was du an dem Tag bearbeiten möchtest. Wenn es dir schwer fällt dich zu konzentrieren, dann mache eher einfache Sachen, wie das schon fast fertige Kapitel, das sich eh nicht ändern wird. Oder die Liste der Referenzen, die du sowieso noch irgendwann ergänzen muss.
3) vielleicht kannst du auch vor dem nächsten Gespräch mit dem Betreuer deine wichtigsten Fragen aufschreiben? und mitschreiben wenn er dir antwortet? Ich würde auch versuchen noch mal nach zu fragen, wenn du nicht sicher bist, ob du etwas richtig verstanden hast.
4) wäre es vielleicht möglich mit dem Betreuer auszuhandeln, dass er dir mindestens zwei mal die Woche fuer eine halbe Stunde zur Verfügung steht? vielleicht hat er ja Verständnis, wenn du ihm erklärst, dass dir die Betreuung sehr wichtig ist?

Ich hoffe, dass Dir ansonsten Therapie und die Medikamente helfen werden.

Machs gut!

Pia

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 3. Nov 2013, 22:35
von Michl981
Hallo zusammen,

mal wieder ein Lebenszeichen von mir. In den letzten Tagen ist einiges passiert, ich hab einiges erlebt. Und doch hat sich bisher nichts an meiner Lage geändert, das war nämlich alles nur privat, meine Freundin war ja seit Dienstag zu Besuch.

Der zweite Besuch bei dem einen Therapeuten war wie der erste. Er saß nur da, hörte mir zu und sagte sehr wenig. Wenn das alles ist, dann weiß ich nicht wirklich, ob er oder eine Therapie mir denn großartig helfen kann. Vielleicht bin ich auch nur einfach mal wieder zu ungeduldig oder stell mir eine Therapie anders vor. Aber es ist halt so, dass die Wochen verstreichen, aber nichts vorangeht. Nicht in meinem Seelenleben, nicht in meinem Kopf und dadurch erst recht nicht in der Diplomarbeit. Ich hasse es...dieses Gefühl der Ohnmacht....

Am Donnerstag hatte ich ja dann das Infogespräch an der PIA. Der Arzt, mit dem das Gespräch stattfand war sehr sympathisch, ich fühlte mich gut dabei mit ihm zu reden und er hat auch selbst einiges gesprochen. Ich werde definitiv einen Therapieplatz dort bekommen, das wird auch kommende Woche schon losgehen. Aber halt leider auch definitiv mit einem anderen Arzt/Therapeuten. Muss ich also auch erst mal schauen, was das bei dem so wird....


Eure Beiträge habe ich gelesen, gehe aber im Moment nicht darauf ein. Das packe ich gerade nicht mehr. Hab gerade ein Tief, hängt wohl damit zusammen, dass vorhin erst wieder der Abschied von meiner Freundin war. Hab gerade dieses Lied im Kopf
( https://www.youtube.com/watch?v=fh_DQov ... ata_player )
und mal wieder Tränen n den Augen...

So long, ich wünsche Euch noch einen schönen Abend und danke für Eure Tipps, Anregungen und Hilfestellungen.

Viele Grüße,
Michl

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 4. Nov 2013, 15:29
von mime
Hallo Michl,

schön, dass du dich gemeldet und ein bisschen erzählt hast, wie deine Termine verlaufen sind . Ich hatte an dich gedacht, wollte mit dem Nachfragen aber noch eine Weile warten, um dich nicht zu nerven.

Was die Therapie angeht: Ja, sie fordert eines immer wieder: Geduld und Nachsicht (vor allem mit sich selbst). Ich hatte auch gedacht, dass das mit dem Vorankommen in der Therapie irgendwie schneller geht, doch da musste ich lernen, die kleinen Schritte zu gehen. Damit will ich dich nicht entmutigen, sondern nur ein bisschen relativieren, dass es auch uns so ging und geht. Es kommt auch auf die Therapieform an, die angewandt wird.

Dennoch, vertraue da mal deinem Erst- und Zweiteindruck auch in puncto Sympathie – Letztere entscheidet sich meist schon in den ersten Begegnungssekunden und sie ist ein wichtiger Faktor für das Funktionieren einer Therapie. Wenn du nun als Vergleich den Arzt in der PIA nimmst, und dir dieser und seine Art des Gesprächs besser zusagt als bei dem ersten Therapeuten, ist das doch schon einmal ein Schritt, der dir ggf. zu gegebener Zeit zu einer Entscheidung gegen den Ersttherapeuten helfen könnte.

Ich finde es schon einmal gut, dass du in der PIA definitiv einen Therapieplatz bekommen könntest und ich wünsche dir, dass dir dort auch der andere Arzt/Therapeut zusagen wird!!

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Bei mir ist es so: Die Gespräche beim Facharzt in der PIA verlaufen relativ intensiv; er fragt auch mehr nach usw. Das kannte ich von meiner Therapie, die ich seit zwei Jahren machte, nicht in dem Maße. Als der Facharzt mir aufgrund dessen nach einiger Zeit einen Therapeutenwechsel empfahl, bin ich darauf eingegangen und seit kurzem bei einer neuen Therapeutin. Dort habe ich den Eindruck, dass die Gespräche anders verlaufen, dass auch mal nachgefragt und mehr Feedback auch therapeutenseits kommt. Was ich damit sagen will: Gesprächsführungen und Schwerpunkte können von Therapeut zu Therapeut unterschiedlich sein.

Meine neue Therapeutin meinte neulich: Das, was therapeutenseits von dem Patienten erwartet wird, ist, dass er das Thema für die Gesprächsstunde mitbringt und über das Besprochene hinterher noch einmal nachdenkt. (Also, dass er nicht nur kommt, sich hinsetzt und erwartet, dass der Therapeut zu therapieren anfängt – das würde so nicht funktionieren). Das ist das einzige, was ich dir diesbezüglich an neueren Erfahrungen mitteilen kann. Man lernt auch da immer wieder neu dazu.

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Es ist gut und wichtig, dass du auf dich und deinen Eindruck vertraust, gerade, wenn man noch nicht therapie-erfahren ist. Du hast eines sehr schön beschrieben, als du beim Arzt in der PIA warst: „ich fühlte mich gut dabei mit ihm zu reden“ – das kann ein hilfreicher Indikator sein, und diese Erfahrung liest sich als sehr gut .

Wie geht es dir heute? Abschiednehmen von jemandem, der einem gut tut, kann sehr traurig stimmen – wann seht ihr euch denn wieder? Es ist schön und gut zu wissen, dass dir deine Freundin zur Seite steht; und auch wenn ihr euch jetzt eine Zeit lang nicht sehen könnt, seid ihr doch gedanklich miteinander verbunden – das kann tragen, ein bisschen Hoffnung geben: Es gibt jemanden, der mit einem durch dick und dünn geht.
Vielleicht tröstet das nicht immer, doch: Du bist deiner Freundin wichtig und sie ist es dir; das kann Kraft verleihen und den Eindruck vertiefen, wertvoll zu sein in den Augen des anderen. Vielleicht lernt man auch irgendwann, den eigenen Wert zu spüren, ganz egal, ob man die von sich geforderte Leistung (Abschluss) bringt oder nicht.

Es geht um mehr als nur Leistung, es geht um dich, nach_vorne_Michl, und darum, dass das, was momentan im Ungleichgewicht ist, wieder ins Gleichgewicht kommt. Unsere Seele ist ein kompliziertes Etwas, doch es ist gut, wenn wir uns um sie auch kümmern lernen und ihr das zugestehen, was sie zur Heilung benötigt.

Was genau es ist und aus wie vielen Faktoren dieser Gesundungsprozess besteht, ist bei jedem unterschiedlich. Du bist aber auf dem Weg dorthin, und das ist etwas sehr, sehr Gutes.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und drücke dir die Daumen in puncto Therapiegespräch in der PIA.

Viele Grüße
Mime

Re: Angst zu versagen & vor der Zukunft - Depressionen

Verfasst: 4. Nov 2013, 22:42
von Gerbera
Hallo Michl,

schön von Dir zu hören, dass Du auch Positives erlebt hast in letzter Zeit - Besuch Freundin .

Abschiede sind immer schwierig, wenn man psychisch nicht auf der Höhe ist. Ich verstehe Deine Tränen gut. Klingt vielleicht jetzt für Dich merkwürdig, aber Tränen sind ein gutes Zeichen: Du hast noch Gefühle. Sehr gut. Du könntest nämlich auch keine mehr haben, und das wäre dann noch schlimmer.

Der Zweittermin bei dem Therapeuten hat Deinen ersten Eindruck bestätigt. Er kommt also keinesfalls in Frage. PIA hört sich gut an! Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass der Therapeut/die Therapeutin, die Du ab nächster Woche hast, der/die richtige für Dich ist.

Eines solltest Du aber immer im Hinterkopf behalten: die Behandlung psychischer Erkrankungen/Depressionen erfordert eine Menge Geduld. Eine Depression entsteht nicht von heute auf morgen und genauso wenig verschwindet sie - abrakadabra - von jetzt auf gleich. Das ist in der Regel harte Arbeit, und manche Erkenntnisse brauchen viel Zeit, ehe sie sich setzen und wirken können. Nicht immer will man das erkennen, was doch so offensichtlich ist, und manchmal kann man es einfach nicht. Hab Geduld mit Dir und Deiner Krankheit, auch wenn es Dir schwer fällt.

Das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins kennen wir hier wohl alle. Da bist Du nicht der Einzige. Genau daran soll die Therapie ja unter anderem was ändern.

Kopf hoch, Du schaffst das schon alles - aber alles zu seiner ganz eigenen Zeit! Mach Dir nicht selbst noch mehr Druck als Du ohnehin schon hast. Das ändert nichts an Deinen Problemen und trägt auch nichts zu deren Lösung bei.

Hast Du inzwischen mit Deinem Prof. mal gesprochen wie es mit einer Verlängerung der Abgabefrist und besserer Unterstützung/Hilfestellung bei Deiner Diplomarbeit aussieht? Konntest Du bei der Bank etwas erreichen? Oder geht es Dir so schlecht, dass an derartige Gespräche/Verhandlungen gar nicht zu denken ist?

Ich wünsche Dir einen - den Umständen entsprechend - schönen Abend, eine gute und ruhige Nacht und morgen einen erfreulichen Tag.

Viele Grüße
Gerbera