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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 14. Feb 2013, 15:46
von anna54
Hallo zusammen
hallo immergrünes Bäumchen
der Titel :Licht und Dunkelheit bezieht sich auf den Wunsch,bei Dunkelheit das Licht zu finden.
Mir geht es besser,ich habe zwei Tage im "Schongang" ausgehalten,viel geschlafen.
Dieses Gefühl,mir bricht meine Wahrnehmung weg,das kann ich nicht aushalten.Das ist wie freier Fall.
Ich falle zwar nicht,aber ich fühle nur noch Ängste.Wenn es vorbei ist,dann wundere ich mich über diese Ängste.Ich kann dann beide Momente erkennen,aber habe trotzdem kein Instrument dieses innerliche Fallen abzuwehren.
Manchmal hilft mir der Spiegel,ich sehe eine selbstbewußte Frau,die Schwachstellen hat sie im Griff. Wenn das Fallen einsetzt erkenne ich das Bild nicht mehr,obwohl ich für die anderen unverändert aussehe.
Oft wünschte ich mir dann ein Foto,auf dem ich mich stark erkenne,das soll mich dann erinnern.
Mit Schuhen geht das auch,wenn ich Absätze trage,gehe ich wie früher,als ich noch tanzen ging.Dann kann ich die Leichtigkeit erahnen,nachfühlen,mir den Moment bewusst machen. Meine Füße ertragen keine Absätze,die Behandlung mit Neuroleptika zeigt ihre Folgen,aber an dem einen Tag,wo ich die Stiefel tragen will,da ist mir das egal,da kann ich "schweben" und tanzen.
Viele Momente kann ich nachspüren,ich suche Bildbände,die mir Nahrung geben,mache Fotos,weil ich das Bild mitnehmen will.
Jedes gute Gefühl festhalten,den einen Moment,wo ich mich wieder an leben erinnere,einfach leben.
Heute bekam ich ein Geschenk,
ich war mit meiner Mutter zum Arzttermin,Parkplatzsuche in der Stadt,eisiger Wind,bloß weg hier.Da spricht mich eine Frau an,die ich von früher kenne,ihr gefiehl mein bunter Wollmantel so.
Mein bunter Wollmantel ist mein bester Freund.Er sieht toll aus,und er kümmert sich um mein Wohlbefinden.
Als ich dieser Frau erzählte,das wir uns aus "uralten"Zeiten beim Kinderarzt kennen,waren wir einen Moment wieder bei unsere Mütterzeit,haben uns freudig erinnert.
So eine Begegnung ist für mich,wie ein Geschenk,weil ich dann Sicherheit gewinne:ich kann wieder leben!
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 15. Feb 2013, 01:07
von krimi56
Hallo ihr Lieben!

Eine frühere Kollegin gab mir einen Tipp für ein Buch, das ich mir dann auch gekauft habe, damit ich demnächst im Krankenhaus etwas zu Lesen habe. – Ich war aber zu neugierig und habe es schon begonnen zu lesen.

Das Buch hat den Titel „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“.

Die Buchbeschreibung dazu: Durch eine Krankheit ist die Journalistin Elisabeth Bailey ans Bett gefesselt. Als sie von einer Freundin eine Topfpflanze geschenkt bekommt, unter deren Blättern eine Schnecke sitzt, beginnt sie diese zu beobachten. Nachts wird ihr neues Haustier aktiv, fährt seine Fühler aus, geht auf die Jagd und vollführt seltsame Rituale. Fasziniert beschäftigt sich Bailey mit Biologie und Kulturgeschichte der Schnecke und erfährt Verblüffendes über ein unterschätztes Lebewesen. Nun hat sie die Geschichte dieser besonderen Freundschaft aufgeschrieben - ein Buch der Entschleunigung und darüber, wie sich in einem kleinen Detail der Natur die Vielfalt des Lebens finden lässt.

Als mehrfach Kranke entnehme ich den Sätzen, den Beobachtungen der Protagonistin vieles für mich. Neues, Staunendes, Besinnliches. Rundum ein tolles Buch und für mich passendes Buch.

Im Schneckentempo lese ich in dem Buch von der Schnecke weiter und entdecke dabei, wie ich mich in die Situation der Protagonistin versetze. Das passiert mir nicht oft beim Lesen eines Buches. Am Ende des Buches werde ich wohl trotzdem die Schnecken nicht lieben, aber aus der Art des Schreibens entnehme ich für mich einiges. Auf Haftnotizen markiere ich mir einige Absätze, die mir etwas persönlich zu sagen scheinen.

Wie diese Sätze: Abends erwachte die Schnecke, kroch mit beeindruckender Gelassenheit und Eleganz zum Rand des Topfes, linste nach unten und begutachtete erneut das fremde Terrain, das vor ihr lag. …

Ungeachtet ihrer geringen Größe war die Schnecke eine furchtlose, unermüdliche Entdeckerin. Vielleicht suchte sie ja einen Weg zurück in ihren Wald, oder sie hoffte, irgendwo bessere Kost zu finden. Sie wusste instinktiv, wo ihre Grenzen lagen – wie weit sie in der Nacht kriechen konnte, um morgens wieder zu Hause zu sein. …

Bei solchen Abschnitten überlege ich, was ich daraus für mich entnehmen kann. Bin ich eine Schnecke, die sich lieber schnell in ihr Schneckenhaus zurückzieht oder gehöre ich noch zu den Entdeckern? Begegne ich neuen Situationen mit der entsprechenden Gelassenheit?

Nein, im Augenblick gehöre ich nicht unbedingt zu den Entdeckern und Gelassenheit finde ich bei mir auch nicht unbedingt. Ich bemühe mich zwar, es gelingt nur leider nicht so, wie ich es gern hätte.

Ich hoffe in dem Buch noch einiges zu finden, noch viele Denkanstöße.

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 16. Feb 2013, 11:32
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe krimi
Bücher sind Schätze,ich habe deinen Beitrag sehr gern gelesen,ich hatte ein Bild,wie ich wieder in der warmen Sonne in meiner Hängematte mit einem Buch die Zeit vergessen kann.
Ich trage Bücher mit mir herum,suche sie,nichts schöner wie ein alter,verwinkelter Bücherladen. Aber ich kann nicht mehr lesen,versuche es immer wieder,aber ich "versinke" nicht mehr beim Lesen.
Mein Kopf ist überall,bleibt nicht im Buch.
Trotzdem versuche ich es immer wieder,ich mache es mir gemütlich,suche sorgfältig aus,aber das "eintauchen" geht nicht.

Gestern war ich drei mal Strecke Elternhaus,Klinik und zurück unterwegs,ein ungeheurer Aufwand. Als ich abends endlich das richtige Gerät und die Medikation für notwendigen Behandlungen habe,lehnt meine Mutter das ab,das sei ihr zu anstrengend.

Da hab ich mehr,als eine Grenze gespürt,vor allem die Unfähigkeit: es ihr recht zu machen.
Wunschdenken,auf Einsicht zu hoffen,sie bügelt platt.
Da kam ich auch gleich an die Verletzung,die alte Wunde,die Warnung,wenn ich reagiere,aber noch nicht erkenne,wo kommt es her,was regt mich da auf.
Die Erkenntnis ist für mich wichtig,ich kann dann stoppen,wen ich einen Anflug von Ärger,vermischt mit steigender Wut,ja Ohnmacht empfinde.
Mein erwachsener Kopf will das alles nicht mehr erleben,Kinderkram,aber es ist da und bricht alles auseinander.
Bewusstsein haben, für die Fallen,dann kann ich ausweichen,oder es einfach abgeben,auch an meine Mutter.
Eigensinnig bin ich ja auch, aber ich verlasse Ziele nicht einfach.
Jetzt muss erst eine "höhere Instanz" die Behandlung absegnen,dann könnte sie wieder alles "überdenken".
Lächerlich finde ich den Altersstarrsinn und schaue mir mitten ins Gesicht. Ich bin keinen Deut besser.
Heute ist ein Küchentag,ich mache sturr Haushalt,kein Nachdenken,kein Überdenken,einfach die Hände machen lassen.
Meine Haustherapie.
Früher ging das auch mit dem Kopf,eintauchen in ein Buch,in eine Geschichte,in ein Leben,leben,erleben,fühlen und lernen---lernen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 16. Feb 2013, 11:56
von elas
Hi, Anna____guten Tag.

Du schriebst
>Da habe ich mehr als eine Grenze gespürt, vorallem die Unfähigkeit, es ihr recht zu machen.<

und

>Lächerlich finde ich den Altersstarrsinn und schaue mir mitten ins Gesicht.<

Alte Menschen kosten viel Kraft, es heißt ja auch "sie werden wieder wie die Kinder".
Dort, wo in Familien ein einigermaßen gutes Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben gewesen ist, so schätze ich einmal, wird auch diese letzte Aufgabe "Eltern zu tragen" etwas leichter.

Alte Wunden anstechend, alte Wunden wieder und erneut öffnen. Brandgefährlich.

Du hast mein Mitgefühl.

Nur wer noch nicht in diesen Schuhe gelaufen ist, werfe den ersten Stein.

Und der Altersstarrsin. Ja, so wie die Gelenke steif werden, der Mensch vergreist, so nehmen die Ängste zu, die sich in diesem Altersstarrsinn äußern.

Du meinst, Du schaust Dir dabei mitten ins Gesicht???
Mag das nicht eine andere, feine Balance sein, wenn Du für Dein Leben eine gewisse Starrsinnigkeit bewahrst, welche Dir ja auch
diese Starrsinnigkeit vielleicht doch den besseren, den richtigen, den gangbaren Weg angezeigt hat?
Dies sage ich wohlwissend, dass wir dann mal selber in 20 oder 30 Jahren auch dem puren Altersstarrsinn anheim gefallen sind.
Ich hoffe immer dann, auf ganz liebe Pfleger und Pflegerinnen.

Nun, das Leben hat in jeder Lebensphase soviele Aufgaben bereit.
In dieser, unserer gemeinsamen Lebensphase, liebe Anna, ist es halt diese Auseinandersetzung mit greisen Elternteilen.
Wie wo was regeln, wie wo was hinkriegen.
Es ist auch eine Herkulesarbeit.
Wohlweislich in unserer Win_Win_Gesellschaft verschwiegen oder herunterdiskutiert.

Ich denke , es ist und bleibt ein tägliches Tauziehen zwischen Unterschiedlichem.
Zwischen dem Verantwortungsgefühl/dem Gewissen und zwischen unseren eigenen Grenzen und Bedürfnissen und als drittes auch zwischen den Bedürfnissen eines greisen Elternteiles.

Schön, wer da täglich sein Gleichgewicht behält, trotz Depression.

Dies wünsche ich Dir, liebe Anna, und aber auch allen Anderen in ähnlicher Lebenssituation und natürlich letztlich auch mir.

Lebensringe sind auch Themenringe.


Selas

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 17. Feb 2013, 12:16
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe Selas
welch ein Geschenk,die Sonne scheint in meine Küche,kein Nebel mehr,kein Grau in Grau.

Ein Tag für mich,meinen Zeitungen,hoffentlich auch mal wieder ein Buch.
Der Schnee ist weg,wenn er auch die letzte Ecke verlassen hat,sag man,kommt kein neuer mehr.
Heute vor vielen vielen Jahren ist meine Schwester gestorben. In dem Moment,wo ich in die Wiege schaute. Nur eines der vielen Schicksalsschläge,die uns als Familie zusammengeschweißt hat. Dem entkommt man nicht mehr,es gibt Jahre,wo es weniger ist,aber irgendwann ist Intensivzeit.
Jetzt ist Intensivzeit,medizinische Notwendigkeiten.
Mir kommt gerade ein Satz in Erinnerung:
Wann gehst du wieder?
Das hat immer jemand gefragt,wenn Besuch kam.
Ich plane mein gehen vorher genau,nicht versacken in noch mehr Pflichten.Diesen Moment muss ich genau festlegen,sonst spüre ich ihn nicht mehr,dann gebe ich "alles".

Vor zwei Jahren hatte ich eine sehr schlimme Hautkrankheit im Gesicht,eine schwere Zeit,die Haut schrie in allen Variationen.
Da habe ich viel gelernt,
Schutz war Hautschutz,ich musste meine Haut retten. Überall (in der Behandlung) wurden Fotos gemacht,ungewöhnlich war die Schwere der Krankheit.
Ein Arzt(sehr erfahren) sagte: was sich sonst in ihrem Kopf abspielt-macht jetzt die Haut. Ja,so war es,so ist es.
Ich habe jetzt ein Bild,ein Maß für mein Leid. Meine Haut hat gelitten,ich habe gelitten.
Auch noch nach zwei Jahren kann meine Haut in Stunden wieder alles vorzeigen,Grenzlanderfahrungen.
Was mir vor Jahren stumpfsinnig,langweilig,sinnlos und wenig geschätzt vorkam--- das ist meine Therapie geworden.
Mein Küchentisch,den Blick in den Garten,wie heute, gern mit Sonne. Da bin ich bei mir,da kann ich schreiben,meinen Kopf leeren,neue Ideen schweifen lassen--- und aufstehen-in die "Aktivzeit" einsteigen---mehrere Stunden Hausarbeit machen,rausgehen in andere Aufgaben.Keine Lähmung,jetzt ist es verharren in einer Ruhe,die Kraft bündelt,die Anstoß gibt,auch für "unmögliche" Dinge.
Ich muss noch überlegen---wie gern hätte ich das in der Depression gesagt,da war Zeit nur Druck und Schmerz,jetzt kann ich mir Zeit lassen,jedes Ding hat seine Zeit,jeder Gedanke braucht seine Zeit,jedes Gefühl auch.

Heute Nacht hatte ich wieder so einen Hetztraum,wo ich gegen die Zeit laufe,im Traum hab ich ein Auto geklaut,um nur ja rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.Die alten Arbeitgeber jagen mich noch immer.

Ich lasse mir Zeit,ich nehme mir Zeit,ich verschenke Zeit-alles hat seine Zeit.
Die Depression hat mir Jahre geraubt,Heilung fraglich,was sollte ich lernen?
Ich musste lernen,auch besonders mich zu verweigern,wie sage ich Nein-und fühle auch Nein.Mein Nein muss verstanden werden,klar sein,nicht hablherzig--- ich sage ja auch mit dem ganzen Herzen Ja.
Ich habe gestern zwischen Großeinkauf und planlos mal gucken,Schuhe gefunden,meine Schuhe sind schon selten,ich kann nur "meine" Schuhe tragen.
Ich bin immer wieder überrascht,dass ich sie auch finde,jeder mit meinen Füßen würde jammern,kann ich alles nicht anziehen,zu eng,zu hoch,nichts geht.
Ich gehe durch die Reihen,sehe was es alles gibt,inzwischen kann ich leicht schmunzeln,was man sich antun kann---mit Schuhen. Immer weiß ich,wann ich sie finde,suche einfach länger,oder gehe wieder.
Schuhe sagen viel---
Sollen die erst mal in meinen Schuhen laufen.
Ich zieh mir den Schuh nicht an.
Frauen horten Schuhe,als Lebensgefühl.
Schuhe können wie Blei sein.
Mein Schuh ist weich und "anschmiegsam" ich fühle meine Stärke,meine Erdung,ich gehe in meinem Schritt,in meiner Zeit,ich trete bestimmt auf,stelle mich dem Gefühl,erkannt zu werden---an meinen Schritten.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 18. Feb 2013, 00:02
von anna54
Hallo ihr Lieben
das hätte ich heute morgen nicht gedacht,dass ich heute Nacht noch so viele Schritte machen würde.
Ein Pferd hat Koliken,Alarm im Stall,Medikamente besorgen,Stall reinigen,und dann laufen-und laufen und laufen mit Pferd am Band durch die Nacht.
Da kommen viele Erinnerungen,so nah am Pferd (war gar nicht so kalt),die Schritte,die man schon gegangen ist,auch in schwierigen Zeiten.Es ist ganz spannend,wenn ein Pferd krank ist,sind die anderen ganz aufmerksam,sie beobachten und verständigen sich.Bei uns haben alle auch einen Außenstall,so wurde ich gut bewacht.
So ein großes Tier,und nur ein kleiner Strick,es ist keinen Zentimeter von meiner Seite gewichen.Schon sehr viel Vertrauen.
Als ich als junges Mädchen auf den Hof kam,wurde ich oft belächelt,da ich zu klein,zu dünn und wohl zu schwach erschien.
Ich habe das belächelt und gedacht: wenn die wüssten.
Gemeinsame Sorge macht stark,stärker noch als gemeinsame Freude,in der Not erkennst du deine Freunde,ja auch deine Feinde.
Die Stute,die ich durch die Nacht geführt habe,hat unser erstes Fohlen geboren und lange großgezogen,viel länger als üblich,da das Fohlen plötzlich totkrank wurde und in die Klinik musste.Anschließend noch 8 Wochen nur Stall,ohne Auslauf.
Die Stute war immer dabei,hat vorbildlich ihr Fohlen umsorgt,hat jeden und alle Pfleger ertragen,die um ihr Fohlen wuselten.
Das ist schon ein riesiges Vertrauen,viele Stuten lassen das nicht zu.
So haben wir heute Nacht unsere Schritte gemeinsam gemacht,bis es ihr wieder besser ging,Stunden hab ich nicht gezählt,Schritte auch nicht.
Jetzt wacht der nächste,ich darf schlafen,bis morgen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 18. Feb 2013, 09:37
von Clown
Hallo Anna,

wenn deine Texte ein paar mehr Leerzeilen haben, kann ich sie (endlich) lesen, z.b. den von heute Nacht, dein Gehen mit deiner Stute.

Er hat mir richtig gut getan - ich spüre den 'Kern' in dem Moment, sowohl von dir (möchte ich behaupten, ist ja nur ein Empfinden von mir) als auch von mir. Dieses Spüren ist ein Wegweiser.

Bewahrst du deine Postings gut auf? Irgendwo abgespeichert oder sogar ausgedruckt? Ich finde, sie sehen nach Buch aus.

Viele Grüße vom ganz vernebelten Deich,

Clown

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 19. Feb 2013, 15:50
von anna54
Hallo ihr Lieben
hallo clown
danke für die Rückmeldung!
Mit dem Zeilenabstand werde ich mich bemühen!
Der Kern der Dinge:

Heute war nach kleiner Pause wieder ein Tag im Krankenhaus bei meinem Ehrenamt.
Ich spüre wieder Unsicherheit,neue Gesichter,Personal--- wie,was machen SIE denn hier?

Ja,ich gebe zu,das ist nicht leicht,was hilft,einfach anfangen.
So kreise ich mit meinem Zettel von Zimmer zu Zimmer,und es gelingt,ich habe schnell den Boden zurück,werde wieder sicher.

Zwei besondere Begegnungen machen den Vormittag perfekt. Ich gehe mit einem guten Gefühl.

Beim Weggehen erfahre ich noch vom einem Flohmarkt im Haus,um Spenden zu sammeln,eine gute Gelegenheit,ich werde spenden und "tauschen".

In meinem Beruf hatte ich immer diese Begegnungen,die meine Nahrung waren,ich durfte lernen und bekam mit den vielen Jahren auch den Mut,meinem Gefühl zu folgen.

Mein Gefühl,mein Bauchgefühl kann diese Nähe,dieses Verstehen herstellen,mein Kopf nicht.Gehe ich nicht in dieses Gefühl,dann bin ich nicht stimmig,dann bekomme ich keinen Kontakt.

Andere Empfindungen,wie Mitleid,Angst und Traurigkeit sind da nicht,das könnte ich auch nicht ertragen,das würde mich runter ziehen.
Es ist eine Begegnung,ein freudiges Treffen,mit Menschen,denen ich zuhören darf.

Meiner Stute geht es wieder gut,meine Mutter ist versorgt,also jetzt mal zwei Tage nur Familienkram. Ich habe den Wäscheberg erledigt,und schiele schon zu den Frühlingsklamotten,bloß weg mit dem Winterkram.
Der Februar zieht sich,die Frosttage auch,die Kälte bleibt leider noch. Ich muss gegensteuern,ich ziehe Frühlingszwiebeln im Haus ,mache meinen Minigarten im Haus.

Keiner soll mir einreden,dass es noch Winter ist,der Wetterbericht wird abgeschaltet.
Ich höre nicht mehr hin,und wenn morgen wieder nur grau in grau,dann fahre ich los,in den nächsten Gartenmarkt,und gucke Blumen,das kann ich gut,einfach versinken in den Blüten.

Lichtblicke suchen,Augenblicke finden,Hundeblicke (vorwurfsvolle)annehmen,und jetzt geht es los,in den grau in grau Februarichhassedichnachmittaghundespaziergang.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 19. Feb 2013, 15:57
von Clown
Hej Anna, das ist ja toll, so viele Zwischenabstände, danke!!

Der Winter ist vorbei, das sehe ich auch so. Überall hier wird das Gras grün, das Wintergetreide sprießt, Vogelstimmen häufen sich.

Viele Grüße,

Clown

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 20. Feb 2013, 13:07
von anna54
Hallo ihr Lieben
ich übe jetzt Zeilen!
Gestern hab ich mich arg schwer getan,diese ewigen Nachmittage,die sich ziehen,noch kein Abend,aber auch keine Energie mehr.

Noch mal hab ich mir die Dokumentation ARD von Montagabend angesehen.Monstermedikamente Antidepressiva,das war übel.
Die anschliessende Dokumentation war gut.

Ich muss dann bei mir bleiben,nicht einsteigen in spektakuläre Geschichten.Ich will mich nicht anstecken lassen,von Halbwissen und bewusster Panikmache.

Einen Umgang finden mit der Depression,verstehen,was war und ist.Beim guten Gefühl bleiben,es hüten wie einen Schatz.

Gestern Abend hatte meine Tochter einen guten Bericht über die Behandlung der Depression ,in dem Umgang von Pferden,mit gebracht.
Ich lese mich noch ein,und werde euch berichten.
Jetzt packe ich den Haushalt beim Schopf,er mahnt mit Bergen von Arbeit und Unordnung.
Mein Wohlfühlmoment ist nicht mehr da,ich ärgere mich,da ist Handeln notwendig.

Ich kann,weil ich will,was ich muss!
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 20. Feb 2013, 21:37
von June73
Hallo Anna, Hallo Ihr alle,

bin wieder mal "zu Besuch" hier. Anna, ich wünsche Dir, dass die Tage, die du lediglich im Schongang verbringen musst, weniger werden. Ebenso, dass dir immer weniger die Wahrnehmung wegkippt. Das kenne ich so gut, drum hats mich auch gleich angesprochen. Bei mir heißts "Ein-Zylinder-Betrieb". Und ich merke grade, dass ich (mit Hilfe meines Therapeuten) einen großen Schritt mache. Anscheinend greift die Therapie nun. Ich würde das gerne jedem mitteilen, der vielleicht die Hoffnung schon bisschen aufgegeben hat. Es ist, als würde sich alles entknoten. So viele Zusammenhänge werden mir klar.

Abtrauern...
Auch ich habe eine Mutter, die mir sehr viel abverlangt. Ich habe mich verpflichtet (Leibgeding durch Erbschaft) für sie zu sorgen. Jedoch habe ich begriffen, dass ich meine Grenzen wahren muss, die sie immer wieder überschritten hat, und das auch immer noch ganz Klasse schafft. Durch Altersstarrsinn, meine gutgemeinten Vorschläge ablehnt, Erleichterungen nicht annehmen will. Sie sieht mich nur als den verlängerten Arm, die Putzfrau. Die, die aufs Vogelhaus steigt. Ich werde nach dem bewertet, wieviel ich für sie mache. Und das tut mir so weh. Immer wieder. Ich habe jetzt eingesehen, dass sie mich nie, nie, nie als die sehen wird, die ich bin. Sie sieht nur die, die ich nicht bin. Und ich werde den Teufel tun, und mich wieder und wieder anpassen, damit ich in ihre Welt passe. Zu oft bin ich in diese Schleife hineingeraten, um enttäuscht zu werden. Immer und immer wieder.

Stolz, Wertschätzung, Vertrauen, all dies hätte ich mir so sehr von ihr gewünscht. Und ich habe es auch verdient. Aber sie kann es nicht sehen. Und ich werde aufhören, nach Anerkennung und all dem Kram zu suchen, an einer Stelle, wo ich es nie kriegen werde.

Eine meiner besten Freundinnen geht bei ihr putzen, mir zuliebe, denn ich mag nicht mehr die Dienstmagt sein. Ich vermeide es, zu oft bei meiner Mutter zu sein, nur um jedes Mal wieder enttäuscht nach Hause zu fahren. 40 Jahre nicht gesehen werden, nicht verstanden werden, nicht genügend geschätzt zu werden, das sollte reichen.
Meine Freundin hat ihr gesagt, dass sie eine sehr wertvolle Tochter hat, die einen ganzen Haufen stemmt. Da hat sie sie nur ganz ungläubig, entgeistert angestarrt.

Ich habe mir vorgenommen, dass mich das nicht mehr verletzt. Und dafür setze ich mich dieser Gefahr nur noch aufs Minimum aus. Denn ich kann machen und tun, es ist nie genug. Nie das Richtige.

Ich kann ihr nicht verzeihen, dass sie nie über ihren Tellerrand hinausgewachsen ist. Nur ihre Welt sieht. Ihre gesamte negative Haltung.

Auflösende Knoten...
Mir helfen all diese kleinen Geschichten, die Aphorismen, Zitate, es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Und irgendwie scheine ich eine Ahnung davon zu kriegen, was damit gemeint ist mit: Sie können sich das noch nicht selber geben. Denn langsam merke ich, dass ich all das, was ich woanders gesucht habe, langsam wirklich in mir trage.

Das kippt natürlich immer wieder mal weg, aber nicht mehr so wie früher. Auch spüre ich immer öfter Wertschätzung. Womöglich war sie auch vorher schon da, wurde von mir nur nicht wahrgenommen.

Es kommt mir so vor, als ob ich mein gesamtes Umfeld immer bewusster wahrnehmen kann. Und ganz wichtig: ich gehe nicht mehr automatisch davon aus, dass man es mir nicht gut meint. Natürlich muss sich das noch festigen, aber es wird immer offensichtlicher.

Und damit lebt es sich gleich viel einfacher. Ich habe die Gewissheit, nicht mehr alleine zu sein. Es gibt da ein paar Vertraute, da kann ich ICH sein. Ohne mich anzupassen. Chamäleonsprogramm bleibt ausgeblendet. Ich habe gelernt, auch gemocht zu werden, wenn ich meine Ecken nicht abrunde.

Und ich beginne, mich nicht mehr beirren zu lassen. Meinen Weg zu gehen, den ICH als richtig gewählt habe. Denn das Leben ist nur einmalig und endlich.

Ich scheiss immer öfter darauf, wie andere mich sehen wollen, was andere von mir denken werden. Was geschehen wird, wenn ich so oder so handle.

Manchmal schaffe ich es auch schon, bei meiner Meinung zu bleiben, weil es für MICH stimmig ist, und eben nicht "politisch" korrekt.

Und bald werde ich auch meinen niederträchtigen Kolleginnen vor den Latz knallen, was ich von ihnen halte.

Und ich werde mich sehr wohl dafür einsetzen, dass meine Kollegin NICHT gemobbt wird. Ich wurde zurückgepfiffen, soll mich nicht einmischen. Ja, verdammt noch mal, wo kommen wir hin, wenn jeder wegsieht? Ich tu mein Bestes, dabei objektiv zu bleiben. Aber zuzusehen, wie eine Kollegin nach der anderen rausgemobbt wird. Da werde ich wohl wenigstens noch meine Meinung sagen dürfen.
(Ohne Angst haben zu müssen, selber die nächste zu sein).

Gerne würde ich die Geschichte vom "Fellchen der Swobodudaas" ins Intranet stellen. Aber die würden es wahrscheinlich nicht mal kapieren.

Ich hätte mich für meine "Blicke" entschuldigen sollen. Gehts noch? Da wird eine Kollegin absolut gedemütigt, und sie fühlen sich dann durch meine eventuell nicht sehr wohlwollenden Blicke gestört? Gedanken sind frei, dafür ist noch keiner gehenkt worden, oder doch?

Anna, das mit dem Pferd ist mir auch nahe gegangen, du hast es sehr schön beschrieben.

LG June73
ich bin in ein anderes Forum gewechselt, deshalb könnte eine Antwort evtl. dauern.
Wünsche Dir und allen anderen Alles GUTE.

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Feb 2013, 00:09
von anna54
Hallo ihr Lieben
in meinem Kopf spukt es.
Heute, ein Tag voller Pflichten,zwei Arzttermine,dazwischen tote Zeit.
Abends noch eine kranke Tochter,irgendwie war ich überhaupt nicht bei mir.

Das rächt sich jetzt,ich kann nicht schlafen.
Mein Kopf ist zu voll mit Sorgen,Informationen,Plänen usw. Der Leerlauf fehlt,das ist sonst meine Zeit der Muße.

Morgen hab ich Zeit für mich,für mein Tempo,für meine Dinge. Wie wichtig das ist,merke ich erst,wenn ich es nicht habe. Immer wieder muss mir der Verlust die Notwendigkeit,gut für mich zu sorgen,deutlich machen. Ich renne sonst wieder in den alten Bahnen. Es verführt so ungemein,sich leer laufen zu lassen.

Zugesetzt hat mir der ARD Bericht über die AD. Im Gespräch heute, mit meiner Ärztin, kam das Entsetzen noch mal hoch. So immer wieder nah am Abgrund,empfinde ich mich dann. Keine Knautschzone.

Mit meinen Eltern habe ich durch die vielen Kontakte eine gute Basis.Viel einfacher,als ich es mir vorgestellt habe,früher musste ich mich oft in Sicherheit bringen,da meine Mutter schon schwierig ist.

Jetzt,Gott sei Dank,kann ich besser damit umgehen,so war heute der Arztbesuch mit ihr gut. Mir scheint,wenn ich gebraucht werde,dann hab ich mehr Kraft.

Ich muss nicht,ich will.
Wer soll,der muss
wenn er kann.
Elternpflichten,Familienpflichten,Fürsorge,sich kümmern,fällt mir leicht--- wenn ich es geben kann--- und ich nicht nur "angefordert werde" .
Was ich gebe,weil ich gern gebe,ist gut.

Was man mir abverlangt,weil ich verpflichtet sei--- ist pures Gift.
Es gibt Zeiten,da kann ich viel geben,dann mache ich auch schwere Besuche,da übernehme ich lästige Aufgaben,ich drücke mich nicht.

Aber immer wieder kommt der Tag,da bin ich zugeschnürt,da will ich nur bei mir sein.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Feb 2013, 16:53
von anna54
Hallo ihr Lieben
so einfach kommt mein Kopf nicht zur Ruhe.Nie wieder zwei schwierige Arzttermine an einem Tag!

Ich bin platt am Boden ,heute morgen in den Tag geschlichen. Meine Küche war wegen Überfüllung(keiner hatte aufgeräumt) geschlossen. Meine Tochter,krank im Bett,wollte versorgt werden.

Da bin ich ausgerissen.
Ich hatte vor Wochen einen roten Mantel entdeckt.Kannte den Preis,und hoffte, inzwischen auf ein Schnäppchen.
Also,das gute Stück war noch da(Freude),der Preis halbiert,(noch mehr Freude),und jetzt ging von dem Betrag noch 30% runter.

Jetzt kann ich ihn lieben,meinen roten Mantel,ich will nie viel Geld ausgeben,ich liebe günstige Preise,da hab ich eine gute Findernase.

Auf der Rückfahrt,inzwischen leicht "erschlafft" habe ich mit mir gerungen,den Flohmarkt im Krankenhaus besuchen,(wichtige Spende) oder nur noch nach Hause.
Es siegte der Flohmarkt,großer Andrang,tolle Bildbände gefunden,beim Zahlen blicke ich ein unbekannt-bekanntes Gesicht.

Die Frau kannte mich noch aus den Kindergruppen,und sie war die Initiatorin für diesen Spendenflohmarkt.

Wir hatten ein wunderbares Gespräch,noch eine "alte Seele" kam dazu,ich erfuhr,dass sie im Krankenhaus arbeitet,wo ich jetzt mein Ehrenamt ausübe.
Sie hat mich eingeladen,auf ihre Station,so habe ich jetzt eine "Verbündete" im Haus.

Der Weg ebnet sich,wo am Anfang viele Bedenken,ist jetzt ein gutes Gefühl.
Wieder einmal werde ich belohnt für "mutig sein". Das gibt Ansporn,auch zu wagen,ich muss zu den Menschen gehen.

Wir drei,damals junge Mütter,haben heute darüber gesprochen:war das Leben gut zu dir?
Wir haben alle eine Geschichte,Depression,Krebs und Familie verloren. Trotzdem "erkannten" wir uns wieder,wir waren uns damals sehr nah,in der Freude über unsere kleinen Kinder und jungen Familien.

Abgeschminkt,und ein offenes Herz.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Feb 2013, 16:58
von Clown
Hallo Anna,

die Dinge fügen sich ... Bejahung, Bei-sich-sein.



Clown

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 23. Feb 2013, 08:40
von ksbn
Bitte weiter, es tut gut. Und danke für all die Worte. Auch wenn ich mich kaum wiederfinde, so gibt es was.

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 23. Feb 2013, 11:35
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe clown
liebe 008
danke für eure Rückmeldungen.
Ja ,es geht um Annehmen,mich erkennen,wieder erkennen.
Ich bin jahrelang durch mein Leben gelaufen,und kannte mich nicht. Irgendwann habe ich erkannt,dass es eine, mir fremde Frau ist,die da spricht,handelt und agiert.

Damals glaubte ich: ich hätte alles verloren,jetzt erkenne ich erst,da habe ich angefangen: mich zu erkennen.
Aber freiwillig habe ich das nicht gemacht.
Ich war viel zu schnell auf anderen "Schauplätzen",andere sollten sich ändern.

Sicher bin ich mir,ich konnte damals nicht anders,ich war blind für meine Bedürfnisse.
Es gab Zeiten,da habe ich sogar eine Tasse Tee,oder Kaffee,oder einfach nur Wasser,als etwas angesehen,was ich nicht brauchte: keine Zeit.

In einem furchtbar heißem Sommer hatte ich Notdienst,mit dem Auto zur Arbeit,ich kam völlig durch geschwitzt an,wollte meine Berufskleidung anziehen:
Mein Chef stand schon mit den ersten Patienten im Behandlungsraum: jetzt kommen Sie erst!
Ich habe weder mich umziehen können,noch mir Wasser holen können.
Er gab den Auftrag,ich habe ihn genommen.
Nie wäre ich auf die Idee gekommen,meine Sicht zu erklären,ich war keineswegs unpünktlich.

Dieses Nehmen,sich gefällig zeigen,das wäre der wichtigste Schritt in einer Therapie gewesen.

Jetzt bin ich wieder im "System",habe ich ablenken lassen,mit einer schnellen Aussage.

Die erste Todesanzeige in meiner neuen Aufgabe,so eben in der Zeitung gefunden.
Ich muss mich schützen,mich absichern,noch mal mit der Seelsorgerin sprechen.

Auf der Station ist Rennen angesagt,aber ich nicht,ich bin "unbezahlbar".
Mein Gefühl hatte schon gewarnt,wo sind die Patienten,die letzte Woche so sehr krank waren.
Der Computer spuckt immer schnell eine neue Liste aus,wenn ich komme. Der Patient,der mir so elend erschien,wo ich unsicher wurde,worüber können wir reden?
Ich bin mutig geblieben,nicht gegangen,dann erzählte er mir von seinen Pferden,seiner Zeit in Texas,wir konnten über Pferde reden,welch ein Geschenk.

Jetzt war er glücklich,für einen Moment im Pferdeland,was haben die Augen gestrahlt,er konnte lachen,obwohl seine Schmerzen schlimm waren.

Ich habe ihm ein Bild versprochen,von meinem Fohlen,dass in seiner "Heimat" den Sommer verbracht hat.
Als ich am anderen Morgen komme:
entlassen.
Entlassen ist das Wort dort---

Kann ich damit leben,will ich das,mein Ehrenamt soll mir Kraft geben,bin ich am falschen Ort.
Ich bin nicht auf der Gehaltsliste,also muss ich mich anders "absichern",nicht draufzahlen,mit meinen Gefühlen.

Also,ein Gespräch muss her,wo finde ich sie wieder,die lieben Patienten,denen ich noch ein Wort schulde.

Ich bin eine treue Seele,ich will nicht ausgenutzt werden,von dem System,dass mich nur als "Zeitvertreib" sieht.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 25. Feb 2013, 14:44
von anna54
Hallo ihr Lieben
wieder alles abgestürzt,ich versuche es später
wieder
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 25. Feb 2013, 19:07
von anna54
Hallo ihr Lieben
nächster Versuch

wenn ich es schaffe,es noch mal auf die Reihe zu kriegen.
Der Montag ist besser als der Sonntag,immer.
Gestern hab ich mich zu den Blumen gerettet,einfach einen Gartenfachmarkt angefahren. Eben bin ich noch auf dem Schnee ins Rutschen gekommen.

Der Wetterbericht sagt pro Tag ein Grad mehr an,also es wird besser.
Noch mehr grauer Himmel kann ich nicht mehr sehen.Meine Lichtlampe ist verliehen,jetzt sollte ich sie zurückholen.

Wenn der Frühling da ist,frage ich mich jedes Jahr: wie hab ich nur den Winter ausgehalten,Winterschlaf geht ja nicht,verreisen kann ich nicht,also ist Geduld erforderlich.

Ich gehe morgen Gänseblümchen suchen,egal wie kalt,eins werde ich finden,ganz sicher.

Ich tröste mich selber,immer,wenn ich es nicht kann,verliere ich.
Gestern hatte ich das Gefühl,es läuft alles an mir vorbei,ich gehöre nicht dazu,da ich dem Stress,ständig neue Entscheidungen zu treffen,schlecht aushalte.

Wo andere streiten,da halte ich es nicht aus,das ist nicht gut,da dann einfach über mich entschieden wird.

Meine Haut ist zu dünn geworden,ich sitze zwischen den Stühlen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 26. Feb 2013, 16:31
von anna54
Hallo ihr Lieben
heute war wieder mein Einsatztag im Krankenhaus,und es war gut.

Ich hatte sehr gute Gespräche,hatte Glück,auf offene Menschen zu treffen.
So habe ich den Vormittag gut geschafft,und ich bin noch zu einem Einkauf in die nächste Stadt gefahren.

Ich ärgere mich nicht mehr über die Kilos,es gibt bei meiner Medikation kein Entrinnen.
25 Kilo hat mir das Neuroleptikum gebracht.

So bin ich mutig zu H&M,ich grauhaarige Ende 50-jährige,das hat sogar Spaß gemacht. Ich sehe die Blicke der anderen nicht mehr.

Ich kümmere mich um mich selbst.

Meine Stimmung ist besser geworden,nur die Nächte sind furchtbar,ich träume sehr schlimm.
Immer große Katastrophen,bin gefangen in der Angst.Morgen steht ein Kliniktermin an,schon wieder ein Tag unterwegs.


Ich lasse mich manchmal "leerlaufen",dann habe ich kein Ende,ich kriege die Kurve nicht,Ruhe scheint dann bedrohlich.

Da hilft wieder meine Küche,die will dann Stunden meine Aufmerksamkeit,da kann ich abschalten.Den Hund freut es auch,es könnte ja mal etwas "auf den Boden fallen".

Heute war ich in einer Buchhandlung,so viele Wünsche,was könnte ich alles lesen,und doch habe ich keinen Zugang mehr zu Büchern.

Die Konzentration ist zwar besser,aber ich kann nicht mehr beim Lesen "Zeit und Raum" vergessen,mein Gehirn bleibt auf Alarmmodus.

Kleine Fluchten gehen abends,da bin ich entspannter,lese auch gern im Forum. Vieles bewegt mich,ich schöpfe Zuversicht,mache mir bewusst,wie ernst die Depression ist.

Meine Schilddrüsentabletten scheinen wieder zu wirken,ich bin wacher und die Ödeme gehen zurück,noch immer suche ich nach einem guten Facharzt,der nicht nur einen Blick auf die Laborwerte wirft.

Meine Werte sind im Grenzbereich,trotzdem hab ich erhebliche Symptome.

Ich wünsche uns allen Sonnenlicht,höhere Temperaturen und ein Gefühl für den Frühlingsanfang.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 27. Feb 2013, 11:07
von anna54
Hallo ihr Lieben
heute,endlich ein Morgen ohne "ich muss los",Zeit für den zweiten Kaffee.

Meine Neugier wird größer,gestern hab ich zwar den ersten Termin nicht geschafft,aber wir haben eine Veranstaltung: Rudelsingen.

Ich möchte singen,mit anderen,loslassen,einfach spüren.
Das Herz würde sich öffnen,haben sie geschrieben,mal sehen,wann weitere Termine sind.
Ich wünsche mir auch Kirchen,wo alte Lieder gesungen werden,Befreiung.
Mein Körper ist gefangen,erst in der Kälte,dann der diesige Himmel,weg damit,bitte!!!

Heute muss ich in die Ambulanz der Klinik,ein Pflichttermin,leider,ich bekomme dort meine Medikamente. Das Wartezimmer ist schwierig,es hängt mir der Nebel der Schwere noch tagelang in den Knochen.

Ich kann gegensteuern,erst mal ziehe ich mich bunt an,H&M hilft dabei,ich will mich gut fühlen,meine Schuhe müssen Bodenhaftung haben.
Dann bewusst die Blickrichtung einhalten,bloß nicht anstecken lassen,von der Tristes.
Freiwillig würde ich das Gelände nicht mehr betreten,so schwer liegt die Erinnerung mir auf der Seele.

Ja,ich habe Depressionen,ja ich hatte schlimme Zeiten,aber ich lasse mich nicht treiben,ich arbeite an mir---jeden Tag.
Könnte mich bitte auch mal jemand loben---in der Ambulanz.
Einen nicht angemessenen Umgang mit Bedarfsmedikation haben sie mir unterstellt,seit über 6 Wochen hab ich nichts mehr gebraucht.

In einen Topf geworfen zu werden,die immer gleiche Schublade---das hasse ich.

Jeder geht seinen Weg,in seinem Tempo,zu seiner Zeit,das darf auch jeder selbst bestimmen. Es gibt keinen Maßstab,außer nur den,den der Patient bestimmt.

Sollen die erst mal in unseren Schuhen gehen,hat hier jemand geschrieben.

Gestern hab ich kein Gänseblümchen gefunden,ich bin auch ziemlich blind gelaufen,nur den Hund im Auge,der seine Zeit draußen braucht.

Es wäre die Überraschung,heute auf dem Klinikgelände,eins zu finden.
Ich werde suchen---!

Es liegt immer an mir,keiner kann mir das abnehmen,das ist die Botschaft der Depression.
Ich sorge gut für mich.
Morgen gibt es Sonnenstrahlen,sagt der Wetterbericht.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 28. Feb 2013, 11:14
von anna54
Hallo ihr Lieben
gestern der Kliniktermin war gut,hab auch die Ärztin nicht angetroffen,ihre Vertretung war angenehm.

Heute ist der erste Therapeutentermin nach kurzer Pause. Ich hab das Gefühl,ich vermisse die Therapeutin weniger, als das Sonnenlicht.
Kein Gänseblümchen gefunden,alles frisch geharkt ( an der Klinik),wie kann man nur Frühlingsboten wegharken.

Abhängig bin ich von den Bildern,die Zuversicht geben,die trösten.
Kann man depressive Gedanken messen,wie Schmerzen,gibt es ein Maß für Leidensdruck.

Weiterhin durchhalten,die besseren Tage kommen.Wie der Frühling, jedes Jahr,das ist sicher.Trage ich den Mantel der Depression immer? Kann ich ihn ablegen, irgendwann?

Ich hab mir einen roten Mantel gekauft,auch rote Schuhe,ich brauche Kraft,ich will mich deutlich sehen. Nicht untergehen in der Masse,Farben sind auch Kraftquellen.

Ich beobachte andere Frauen,wie gehen die mit Farben um,wie mutig will ich sein.

Ganz wohl ist mir damit in fremder Umgebung,da kann ich ausprobieren,abwägen,auch abbrechen.

Zur Zeit ist ein Gefühl von Mangel beherrschend,ich komme nicht an den Kern,ich trage den roten Mantel,aber es ist stumm in mir. Mit den Schuhen wurde es besser,die haben Absatz,ich bemerke meine Schritte,gehe bewusster.

Ein Gefühl von,jetzt muss es aber auch gut sein,macht mir ein schlechtes Gewissen,warum ist so viel Tam-Tam notwendig.
Warum verliert sich ein Anflug von gutem Gefühl sofort wieder,bin ich unstetig,bin ich nie zufrieden?
Falsche Fragen--keine Antwort!

Ich tu mir Gutes,die Rückmeldung meiner Gefühle ist gestört.
Ich suche und suche,was wird endlich ankommen? Wenn ich die Reize erhöhen muss,ist das gesund?

Was ist zu viel,wo ist eine Grenze,ich will die kleinen Dinge,je kleiner,je tiefer.

Wieder sind es Begegnungen,die mir helfen,Signale von Freude erkennen,in dem Gesicht eines Menschen,das ist ungeheuer viel.
Ein alter Mensch erzählt mir aus seinem Leben,ich treffe ihn in der Klinik,ich besuche ihn,er kennt mich nicht,aber er heißt mich willkommen.

Seine Augen strahlen,als wir erkennen,das wir ähnliche Wurzeln haben.

Das sind gute Gefühle,die bleiben.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 28. Feb 2013, 21:22
von ksbn
Es ist schön, wenn Du davon schreibst, jemanden getroffen zu haben, der Dir gut tat. Da gibst Du dann irgendwie die Wärme weiter. Auch wenn die Begegnung nebensächlich war, eigentlich unbedeutend. Unbedeutenden Dingen Aufmerksamkeit schenken ist was Gutes, das ich leider nicht habe. Vielleicht kann ich noch was lernen.

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 1. Mär 2013, 11:07
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe 008
Begegnungen sind das Salz des Lebens.

Gestern sagt der Wetterbericht: seit Anfang der Aufzeichnungen 1951 war dieser Februar der trübste,ganz,ganz wenig Sonne.

Jetzt haben wir März,der März ist Hoffnung,der März ist der Monat,wo schon Garten und Feld bestellt wird.
Abends merke ich eine Stunde mehr,ich kann noch einen Spaziergang machen,der Abend lässt mir Zeit.
Ich werde mein Fahrrad einsatzbereit machen,der Hund braucht dringend mehr Bewegung,ich auch. Wir sausen durch die Bauernschaft,wir suchen die ersten Veränderungen,die Vögel erzählen schon vom Frühling.
Im Wald hab ich gestern krumme Baumstämme gefunden,sie liegen dort schon ewig,ich habe gesehen,ein Baum dreht sich zum Licht.
Das ist ein Zeichen für mich,ich werde mir einen sichern,als Deko,aber auch als Ansporn,mir das Licht zu suchen.

In den schlimmsten Zeiten der Depression habe ich mich in völliger Dunkelheit versteckt,lange,sehr lange.
Jetzt habe ich die Kraft, selber zu entscheiden,wie ich den Tag nutze,es ist immer mein Tag,ich werde mir gerecht,ich will mehr.

Seit 4 Jahren rette ich mich selbst,ich gehe andere Wege,schaue auf das Licht,nicht auf die dunkle Vergangenheit.
Das rettet mich,ich falle,aber ich falle nicht mehr ins Nichts.
Ich weiß,ich stehe wieder auf,ich gehe weiter meinen Weg.
Berater dürfen mich begleiten,Medikamente auch,aber ich stecke nicht mehr in der Schublade.
Alte Verletzungen sind noch da,aber ich gehe ihnen auch aus dem Weg,ich will mich nicht einfangen lassen,von der Last der Vergangenheit.
Dieser Tag ist meiner,ich gebe einen Teil,ich bekomme einen Teil,aber ich mache mich auf den Weg.

Wenn es zu schwer ist,wird Rast gemacht,gestern hab ich einen Möbelmarkt besucht,einen uralten Stuhl gefunden.
Mein Tisch wird alte Stühle haben,keine nach dem Katalog,alte Stühle erzählen Geschichten,mein Tisch wird Platz haben ,für die Ernte des Lebens.

Noch immer haben die Bauarbeiten nur Stress und Ärger im Gepäck,aber ich habe das Bild fest vor Augen:
der lange,alte Tisch,der Kamin brennt,die vielen Stühle,für jeden ist Platz:
auf dem Tisch steht Brot,aus dem eigenen Ofen,jeder fühlt sich willkommen.
Ich stehe mitten in der großen Küche,einfach leben,einfach sein...!
Aufgehen in der täglichen Arbeit,in den Begegnungen,in den Pflichten,die auch Freude sind.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 2. Mär 2013, 15:22
von krimi56
Hallo Ihr Lieben,
liebe anna,

im Augenblick verfüge ich über viel Zeit. Und nutze die Zeit u.a. dazu in diesem Thema noch einmal etwas mehr zu lesen.

Heute ist die Sonne endlich auch bei uns zu sehen. Sie macht alles gleich so freundlich und die Frühlingsboten lassen sich auch sehen und öffnen ihre Blüten. Bald wird es wieder schön bunt aussehen. Den Frühling mit seinem frischen Grün und den zwitschernden Vögeln liebe ich sehr.

Anna, in deinem Beitrag vom 16.2.2013 schreibst du: Bücher sind Schätze,ich habe deinen Beitrag sehr gern gelesen,ich hatte ein Bild,wie ich wieder in der warmen Sonne in meiner Hängematte mit einem Buch die Zeit vergessen kann.

Darüber musste ich heute intensiver nachdenken.

In unserem Garten hänge ich im Sommer auch eine Hängematte auf. Eine wirklich schöne, in bunten, fröhlichen Farben. Viele Stunden habe ich, früher auch meine Kinder darin verbracht.

Nach meiner HT-OP und der Reha war dies der erste Ort zum Relaxen den ich aufsuchte. Ich fühlte mich gleich geborgen. … Und dann… nach Monaten, meine Epilepsie wurde stärker, konnte ich mich nicht mehr in diesen Wohlfühlort fallen lassen. Nur wenn es ganz windstill war. Jeder leichteste Windstoß, der die Hängematte schaukeln ließ, bereitete mir großes Unbehagen und manchmal auch eine heftige epigastrische Aura. Letztes Jahr habe ich mich gar nicht mehr in die Hängematte getraut. Ich habe sie aber trotzdem aufgehängt – einfach für mein Gefühl. Dass der Ort des Wohlfühlens immer noch da ist.

Du schreibst in diesem Beitrag auch: Ich trage Bücher mit mir herum,suche sie,nichts schöner wie ein alter,verwinkelter Bücherladen. Aber ich kann nicht mehr lesen,versuche es immer wieder,aber ich "versinke" nicht mehr beim Lesen.
Mein Kopf ist überall,bleibt nicht im Buch.
Trotzdem versuche ich es immer wieder,ich mache es mir gemütlich,suche sorgfältig aus,aber das "eintauchen" geht nicht.

Ich verstehe dich voll. Nach der o.g. OP musste ich in der Reha aus therapeutischen Gründen viel lesen. Ich konnte teilweise nicht sprechen und die Logopädin fand keinen Ansatzpunkt mit mir daran zu arbeiten. Warum? Weil das nicht Sprechen können bei mir zur Epilepsie gehört, es ein Anfall ist der immer mal wieder auftritt, auch heute noch. Ich sollte und habe auch viel laut lesen müssen, um herauszufinden, wann die Sprachblockaden auftraten. Ob es daran lag, dass einfach nur ein Anfall auftrat oder ob es am Stress durch zu viel reden lag. (Wir haben es nie herausgefunden.) Damals habe ich in den 6 Wochen der Reha viele Bücher gelesen, gute Bücher. Aber eintauchen in die Handlung – nein! Lange habe ich mir danach immer wieder mal ein Buch gekauft und auch versucht darin zu lesen. Es ging nicht! Ich dachte damals, dass mir das nie wieder gelingen wird.

Heute kann ich sagen, das stimmt nicht. Vor einigen Wochen ist es mir wieder gelungen. Eben in dieses Buch von der Schnecke, von dem ich schrieb, einzutauchen. Ich war sehr glücklich. Und bin es noch, denn auch in dem nachfolgenden Buch, das ich z.Zt. lese, kann ich mich wieder vergessen. Ob es mir in anderen Büchern auch gelingen wird – ich weiß es nicht.

Damit liebe anna, möchte ich sagen, gib nicht auf. Auch wenn dein Kopf es jetzt nicht zulässt, gibt es bestimmt irgendwann eine Zeit, da geht es wieder. Wie lange das bei dir schon dauert weiß ich ja nicht. Und wie lange es dauern wird, kann ich nicht und du selbst auch nicht beurteilen. Vielleicht geht es bei mir irgendwann auch einmal wieder eine Zeitlang nicht mehr. Dann weiß ich aber, dass es wieder möglich sein kann.

Und wie du liebe ich Buchläden. Und ich bin auch in der Zeit des „nicht lesen können“ trotzdem in Buchläden gegangen, um mir die Atmosphäre weiter zu gönnen. Genauso wie mit der Hängematte die ich aufhänge und auch wieder aufhängen werde, um der Wohlfühlatmosphäre wegen, die von ihr ausgeht.

LG krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 3. Mär 2013, 11:11
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe krimi
ich hab mich so gefreut über deinen Beitrag,wenn du Zeit hast,(bist du in der Klinik?),dann schreib doch weiter!

Ich habe mit der Hängematte auch ein schreckliches Erlebnis,vor vielen Jahren,in der ganz schweren Depressionszeit,war ich bei meiner Schwester.
In dem schönen Garten hing eine Hängematte,ich hab mich einen Moment rein gesetzt,und ich bin erschrocken rausgesprungen.

Dieses Gefühl der Geborgenheit,des Wohlfühlens,ich konnte es nicht aushalten.

Ich war so erschrocken,dass es Entlastung gibt,aber nicht für mich.

Dann habe ich daran gearbeitet,in Teilschritten,selber einen Hängesessel gekauft,auch ganz bunt,mit großer Spirale.

Darin ist man geborgen,leise Bewegungen(dank Spirale),viele Kissen reingelegt,und ausprobiert.
Dieses Ausprobieren ist wichtig,nicht zu viel,auch positive Emotionen können überschwemmen.
Nach kurzer Zeit konnte ich mich verkriechen,Auszeiten,dann irgendwann mit Buch.
Das funktioniert bei mir nur im Garten,ich brauche die Geräusche des Gartens dazu,im Haus geht es nicht.

Ein anderes Gefühl hab ich auch wieder gesucht. Zwei körperliche Zustände machen mir zu schaffen,das Übergewicht,und die Beinödeme.
Ich hatte fast resigniert,Jeans ging nicht mehr,alles eng und unpassend.

Irgendwann hab ich andere Kleidung entdeckt,im Flohmarkt,weiße Baumwollkleider,weite bunte Sachen,Röcke und Leinenhosen.
Wenn ich überredet werde zum bummeln,dann weiß ich,was ich will,anderes versuche ich erst gar nicht.

Ich tu mir das nicht mehr an,mich "falsch" zu fühlen.
Ich stehe zu mir,das ist mein Weg.

Wenn ich weiß,was ich will,dann bin ich geschützt,dann werde ich nicht überrollt von falschen " so solle ich sein- Gefühlen".

Die Bücher bleiben meine Schätze,könnt ihr euch vorstellen,ich habe mit Kindern gearbeitet,die kannten keine Bücher.
Ich habe dann immer eine große Tasche Bücher mitgenommen, in die Schule,in den Pausen haben sich die Kinder gefreut,nur stöbern dürfen in Büchern.

Sobald ich kann,werde ich sie besuchen,da wo ich viele Jahre war,sie sind in meinem Herzen,aber ich muss Abstriche machen.

Jahrelang hab ich Kinderbücher gesammelt,hat mir auch in düsteren Stunden geholfen.

In einem Buch lesen können---Luxus---mitten in Deutschland.
Die Arbeit mit den Kindern war die beste Zeit,aber ich musste das Umfeld der Förderschule verlassen,es war zu aufreibend.

Ich konnte es nicht begrenzen,wie die Schule das wollte,da bin ich gegangen.

Vorsichtiger bin ich geworden,mit Grenzen,frage gezielter nach,bevor ich mich in Defizit erlebe.

Heute besuche ich ein Altenheim,da kann ich einen Besuch machen,aber nichts versprechen.

Ich gebe einen Teil,meinen Teil,mehr nicht.
Früher muss ich endlos gewesen sein,wer mir nur genügend Druck machte,der gewann.

Noch keine Sonne hier,wieder trüber Himmel,aber die Temperaturen gehen hoch,das wird werden.Jeder spricht vom Frühling,

Der Frühling kommt

Rot
kreischt das
Feuerwehrauto
durch die Holbeinstraße
und überholt den Frühling,
der an der Kreuzung
auf Grün wartet.
Krokusse
erschrecken blaugelb
in Vorgärten,
Hunde zerren
an ihren Leinen.
Die Bevölkerung
lehnt heute noch weiter
aus ihren Augen
als gewöhnlich.
Am Trinkhäuschen
verzichtet ein
Trippelbruder
auf sein Bier,
greift seine Habe
und trägt sie,
so schnell er kann,
quer durch die Anlagen.
"Gleich wird er kommen!"
sagt er zufrieden.

Gedicht von Levke Sörensen