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Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 22. Nov 2012, 20:05
von Salvatore
Hallo Conny,

wenn dir zum Lachen zumute ist, schau hier: http://www.deprilibri.de/doku.php?id=humor

(Und bestimmt freut sich dein Thera auch, wenn du ihn mal mit einem Lachen begrüßt!)

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 22. Nov 2012, 21:59
von ConnyP
Hallo Salvatore,

das mit dem Lachen ist so eine Sache. Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich wann in welchem Setting gesagt habe, auf jeden Fall hatte sich mein Therapeut köstlich amüsiert.

Am Anfang dachte ich zuerst "wer von uns beiden ist jetzt in Therapie" oder "lacht er mich aus" , aber anscheinend war es wirklich so, dass das von mir Gesagte gut rüberkam. Ich erinnere mich sogar an eine Sitzung, wo sein Lachen regelrecht ansteckend wirkte. Gott sei Dank ist das so, denn nur immer ernst zu bleiben wäre absolut nicht mein Ding.

Nachdem ich nun Eure Erfahrungen hier gelesen habe, freue ich mich regelrecht auf die morgige Sitzung.

Melde mich wieder!

LG,
Conny

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 23. Nov 2012, 19:41
von Salvatore
Hallo Conny,

und - wie war es heute?

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 23. Nov 2012, 22:28
von ConnyP
Hallo Salvatore,

es war suuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuper .

Stell Dir vor, ich habe gleich zu Beginn gefragt, warum ich immer zuerst anfange zu reden. Es war eine gewisse Aggressivität in meiner Stimme zu hören (bin deswegen aggressiv, weil ich wieder in die Klinik gehe). Er kam sofort mit der Aussage "na, heute sind wir aber nicht so brav wie sonst", lachte aber dabei und fand es gut, dass ich so reagiere. Ich sagte ihm daraufhin, dass ich auch nicht mehr brav sein möchte und teilte ihm zeitgleich mit, dass es mir heute sehr schlecht geht.

Heute kam ich wütend, aggressiv und traurig zu ihm, da ich ab übernächster Woche wieder eine gewisse Zeit in der Klinik verbringen werde (auch Weihnachten).

Mein Therapeut hat das sehr gut hinbekommen, mich während des Settings wieder aufzubauen und was mich wirklich total überrascht hat, dass er doch tatsächlich diesmal etwas Privates über sich erzählt hat. Insgesamt war das Setting heute trotz meiner Niedergeschlagenheit sehr gut gelaufen, ich fühlte mich viel besser danach.

Wie gesagt, werde ich ab übernächster Woche hier nicht mehr so oft online sein, da ich keinen Laptop in die Klinik mitnehme. Im Ort gibt es einen Buchladen, die stellen Internet zur Verfügung. Also werde ich probieren, in meinen therapiefreien Zeiten dort mal vorbei zu schauen.

Alles Gute!
Conny

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 24. Nov 2012, 13:26
von Salvatore
Hallo Conny,

super!

Ich finde, das ist eins der wichtigsten Dinge, die man in der Therapie lernen kann: sich was trauen und festzustellen, dass nichts Schlimmes passiert.

Und ich glaube, dein Therapeut ist eher froh darüber, wenn du mal "nicht brav" bist; das ist ja eher ein ungesundes Verhaltensmuster (das viele von uns kennen), immer möglichst unkompliziert zu sein, egal um welchen Preis.

Jedenfalls freut es mich zu hören, dass es dir so gut ergangen ist und dein Therapeut auch gut reagiert hat.
Klinik, nun ja, nützt manchmal nichts - da hat keiner Lust drauf. Aber nach meiner Erfahrung ist es - wenn man erstmal da ist - gar nicht so schlimm, wie man vorher dachte. Da sind bestimmt ein paar Mitpatienten, mit denen du dich gut verstehst und dann läuft das schon.

Ich drücke beide Daumen, dass du die Zeit dort gut für dich nutzen kannst!

Lg, Salvatore

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 10. Dez 2012, 18:53
von ConnyP
Hallo Salvatore,

ich hatte am Freitag meine vorerst letzte Sitzung beim Therapeuten, da ich morgen in die Klinik gehe.

Als ich mich von ihm verabschiedete gab ich ihm wie üblich die Hand, wie er auch mir die Hand gibt, wenn ich zur Sitzung komme. Diesmal war es allerdings so, dass er nach dem Handgeben sagte, daß wir uns einander bitte noch mal die Hand geben und ich ihn dabei anschauen soll. Das hat mich total verunsichert, ich wollte einfach nur noch weg .

Geärgert habe ich mich später letztendlich gar nicht so sehr über ihn, sondern eher über mich selbst, da dieses Vorgehen bei mir eine wahnsinnige Unsicherheit ausgelöst hat (vielleicht auch Scham?) und mir das auch unangenehm war, ihm in die Augen zu schauen.

Was tun?

LG,
Conny

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 11. Dez 2012, 18:17
von Salvatore
Hallo Conny,

was tun? Die Bitte deines Therapeuten hat dich verunsichert. Warum ist das denn schlimm? Wer in dir behauptet denn, dass du nicht auch mal verunsichert/irritiert/verlegen sein darfst?

Die Augen sind das Fenster zur Seele, sagt man ja. Einander bewusst anzusehen bedeutet auch, einander bewusst wahrzunehmen. Und das wiederum bedeutet, sich nicht (mehr) verstecken zu können. Dass das erstmal Angst macht, ist doch verständlich.

Ich sehe anderen Menschen auch gern in die Augen und habe das Gefühl, dadurch mehr von ihnen mitzubekommen. Manchmal gibt ein Blick, ein Gesichtsausdruck aber auch Dinge preis, die man lieber nicht teilen möchte. Aber auch das Vermeiden von Blickkontakt ist manchmal sehr aufschlussreich. Vielleicht wollte der Therapeut auch, dass du mal ein Risiko eingehst und feststellst: eigentlich ist gar nichts Schlimmes passiert.

Lg, Salvatore

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 19. Dez 2012, 20:04
von ConnyP
Hallo Salvatore,

ganz lieben Dank für Dein Feedback.

Ich hatte noch vergessen zu erwähnen, dass mich das Ganze an meine Kindheit erinnert hat, wo meine Mutter mich öfter aufforderte, anderen Menschen noch einmal die Hand zu geben und "anständig" guten Tag zu sagen, sprich, ich kam mir bei ihm vor wie ein kleines Kind. Sagen konnte ich nichts mehr, denn die nächste Patientin/Klientin stand schon in der Tür.

Ich habe für mich überlegt, dass ich das bei ihm anspreche, wenn ich aus der Klinik zurück bin.

Außerdem bin ich der Meinung, dass ich entscheide, wen ich wann anschauen möchte oder nicht oder sehe ich das ganz falsch und mache aus einer Mücke einen Elefanten???


Grüße aus der Klinik,
Conny

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 22. Dez 2012, 20:34
von Salvatore
Hallo Conny,

ich finde nicht, dass du aus einer Mücke einen Elefanten machst - es löst halt starke Gefühle in dir aus. Andere Leute regen sich über andere Dinge auf, die dir nicht so nahe gehen. So ist das halt.

Trotzdem ist es überraschend, mit welcher Heftigkeit du auf seine Bitte reagiert hast und mit dem Hintergrund deiner Kindheitsgeschichte... könnte es damit was zu tun haben. (Wenn es so wäre, wäre es wahrscheinlich eine klassische Übertraguns-Situation.) Wäre für mich jedenfalls kein Wunder, wenn du dich durch die Aufforderung degradiert und abgewertet gefühlt hast.

Wenn du aus der Klinik raus bist, würde ich das an deiner Stelle - so wie du es dir ja auch schon überlegt hast - mit deinem Therapeuten besprechen, er konnte ja nicht wissen, dass er damit einen Nerv bei dir trifft. Ich denke, es könnte sich lohnen, sich damit noch mal auseinanderzusetzen.

Alles Gute noch für die restliche Zeit in der Klinik.

Lg, Salvatore

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 22. Dez 2012, 21:43
von Zarra
Hallo Conny,

nur auf das letzte direkt eingehend:

>Ich habe für mich überlegt, dass ich das bei ihm anspreche, wenn ich aus der Klinik zurück bin.
Das finde ich gut und den richtigen Weg!
Und: Deine Assoziation/Erinnerung an früher dazu sagt ja auch schon einiges aus.

>Außerdem bin ich der Meinung, dass ich entscheide, wen ich wann anschauen möchte oder nicht oder sehe ich das ganz falsch
Ja und nein, würde ich sagen. Natürlich entscheidest Du - Punkt. Es gibt aber so etwas wie "übliche soziale Umgangspraktiken". Wenn man sich anders verhält, fällt man auf alle Fälle mehr auf. Die Frage ist, ob man das will, ob man die jeweiligen Konsequenzen des eigenen Verhaltens so möchte. Auf alle Fälle denke ich, daß es gut ist, daß man weiß, was - normalerweise - ein bestimmtes Verhalten (z.B. Nicht-in-die-Augen-Schauen) bei anderen auslöst. Und dann kann man entscheiden. Und der andere kann seine Schlußfolgerungen ziehen und entsprechend reagieren.

>und mache aus einer Mücke einen Elefanten???
Nein, das glaube ich nicht, zumindest nicht in einem therapeutischen Rahmen. Da würde ich mich ansonsten Salvatore anschließen.

Liebe Grüße und eine gute Zeit bis dahin erst mal!

Zarra

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 24. Dez 2012, 15:04
von ConnyP
Hallo ihr zwei,

erst einmal ganz lieben Dank für Euer Feedback. Zum Thema ist mir noch eingefallen, dass ich wieder "gehorcht" habe, so wie früher als Kind und dass es sich möglicherweise um eine Erziehungsmaßnahme seitens des Therapeuten gehandelt hat.

Meine Gedanken kreisen momentan aber auch wieder viel zu viel. Wir hatten heute Vormittag noch Gruppentherapie, da ging es mir so schlecht bzw. ich wollte nicht hören, wie andere Patienten sich für Weihnachten verabschieden und zu ihren Familien gehen, also bin ich einfach ohne ein Wort zu sagen raus. Für heute Abend habe ich mir vorsichtshalber Zopiclon geben lassen, damit ich wenigstens gut schlafen kann.

Trotz allem gönne ich jedem seins und wünsche Euch mit Euren Lieben eine besinnliche Zeit.

Seid alle ganz herzlich gegrüßt,
Conny

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 24. Dez 2012, 23:18
von Zarra
Hallo Conny,

was meinst Du mit "gehorcht"?!? (Assoziationsmäßig fällt mir Lauschen an der Tür ein, aber das wirst Du ja nicht gemeint haben.)

Erziehungsmaßnahme: Es gibt innerhalb der Psychotherapie ja so etwas wie Psychoedukation, und bestimmte Hinweise, wie etwas wirkt, oder Übungen finde ich auch nicht schädlich - aber eben nur, wenn der Patient sie im Grunde befürwortet; Du bist erwachsen, und "Erziehungsmaßnahme" klingt bei mir schon nach "unmündig" und irgendwie nach "Zwang", und das finde ich so nicht gut. Ich muß damit einverstanden sein, daß mir der Therapeut das ggf. Mißliche an meinem Verhalten widerspiegelt (und das zumindest nach etwas Reflexion auch so erleben bwz. zumindest reflektieren können!) - wenn ich das nur als Angriff und Maßregelung erlebe, wird das nichts; das vertieft nur ggf. vorhandenen Wunden.

>bzw. ich wollte nicht hören, wie andere Patienten sich für Weihnachten verabschieden und zu ihren Familien gehen, also bin ich einfach ohne ein Wort zu sagen raus.
Sicher verständlich, liebe Conny (ohne viel von Dir zu wissen), ... doch für die Zukunft werden sich vielleicht für Dich (!) und die mit Dir in Kontakt Stehenden bessere Verhaltensweisen erarbeiten lassen, mit denen Du Dich insgesamt auch besser fühlst als mit diesen. Sagen, wie es einem - mit eben der eigenen anderen Situation - damit geht, kann eine Möglichkeit sein. Damit ändern sich nicht die Situationen oder auch Möglichkeiten, und trotzdem ist meine Erfahrung, daß sich die Einstellung dazu ändert, Bitterkeit, die in Ansätzen da war, vielleicht abnimmt, man das Eigene etwas besser annehmen kann, sich nicht ganz so "ungesehen" fühlt. Und es gibt einen auch einen "Standpunkt" "in der Welt" - unabhängig von den anderen.

Liebe Grüße, Zarra

Re: Ärger über den Therapeuten

Verfasst: 25. Dez 2012, 18:53
von ConnyP
Liebe Zarra,

mit "gehorcht" meinte ich befolgen, mich fügen etc., einfach so wie früher. Vielleicht habe ich in dem Moment im Therapeuten meine Mutter gesehen, deswegen kam ich auch auf die "Erziehungsmaßnahme".

Der letzte Absatz von Dir ist sehr schön beschrieben und Du hast es genau auf den Punkt gebracht. Deswegen bin ich ja auch hier in der Klinik, um weitere Erfolge zu erzielen bzw. um wieder einiges an Rüstzeug mitzubringen, was ich dann im Alltag wieder gut umsetzen kann, genauso wie es mir beim ersten Klinikaufenthalt gelungen war.

Herzliche Grüße,
Conny