Meine Eltern...

jonojo

Re: Meine Eltern...

Beitrag von jonojo »

Hallo Gitte,

>Ne, Norbert, da ist nichts mit Akzeptanz zu machen.
Ich finde diese Art mir eine Meinung vor die Füsse zu werfen immer wieder sehr ärgerlich.

Entweder du schreibst hier deine andersgearteten Ansichten ohne auf mich Bezug zu nehmen.
Dann interessiert es mich nicht. Jeder hat seine Meinung.

Oder du möchtest dich mit mir auseinandersetzen. Dann sprich mich bitte direkt und höflich! an.

Sorry. Diese Art mir deine Meinung beiläufig hinzuwerfen kotzt mich tierisch an.

LG,
Norbert
Salvatore
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Gitte,

deine Wut ist zwischen den Zeilen deutlich spürbar. Ich selbst kann meine Gefühle nicht so eindeutig erleben und bennen.

Ich möchte aber auch noch mal sagen, dass meine Eltern sehr liebenswerte Personen sind, die mir sehr viel geben - nur eben nicht das, was ich mir von ihnen wünsche. Sie haben immer getan was sie konnten, nur ist "gut gemeint" eben nicht immer "gut". Sie haben auch immer versucht, mir die Wünsche zu erfüllen, die ich geäußert habe - wenn es irgendwie ging. Nur habe ich sehr früh aufgehört, Wünsche zu äußern. Wie hätten meine Eltern denn wissen können, was mir fehlt?
Und das ist ja gerade auch der Konflikt, in dem ich mich sehe: Obwohl ich das kognitiv wirklich und ehrlich so sehe und (was meine spezielle Situation angeht) nicht an so etwas wie "Schuld" glaube, schreit mein verletztes und verletzbares inneres Kind, ihr seid meine Eltern, ihr hättet es wissen und bemerken SOLLEN und euretwegen gehts mir jetzt so schlecht.

Seit zwei Tagen spüre ich ein inneres Gewitter aufziehen - anders kann ich es nicht beschreiben. Es grummelt, noch in der Ferne, aber es zieht heran und der Wolkenbruch lässt sich vielleicht nicht aufhalten. Ich habe Angst vor diesem Unwetter und weiß nicht, ob und wie ich es überstehe. Aber manchnmal hat ein Gewitter ja auch etwas Reinigendes und wirkt... weiß nicht, kathartisch?
Dennoch macht es mir Angst. Ich wünschte, ich könnte meinen Therapeuten mit in die Klinik nehmen, denn dann könnte ich das Thema angehen und hätte trotzdem den geschützten Rahmen.

Lg, Salvatore
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Lerana
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Lerana »

Liebe Salvatore,

ich hatte gestern in Gespräche mit meiner Mutter. Ich möchte dir gerne davon berichten und werde das morgen tun. Bis dahin wünsche ich dir, wenn schon Gewitter, dann wenigstens ein klärendes!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lerana
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Lerana »

Liebe Salvatore,

in deinem Eingangspost hast du gesagt, dass du nicht offenen mit deinen Eltern darüber sprechen kannst. Ich habe mit meiner Mutter gesprochen. Auch darüber, warum meine depressiven Muster entstanden sind. Sie hat mich gefragt.

Ich habe es ihr gesagt. Ich habe oft betont, dass ich keinen Groll gegen sie hege, dass ich nicht böse bin, dass ich weiß, dass sie ihr bestes getan hat, aber ich habe ihr gesagt, dass ich oft eher ihre Vertraute war, als ihre Tochter. Dass sie selbr so oft unglücklich war, dass ich mich quasi als stark und fröhlich neu erfunden habe und mich nie getraut habe, sie mit meinem Kummer noch zusätzlich zu belasten.

Sie hat das recht gut ausgehalten und mir in vielen Punkten recht gegeben. Dass sie sich selber oft labil gefühlt hat, dass sie noch immer auf der Suche ist, sich zu finden und dass sie meine Fassade als Stärke fehlinterpretiert hat. Und sie erzählte mir, dass meine Oma, sie studierte gerade als Gasthörerin im Alter noch mal Psychologie, als ich 16 war, zu ihr meinte, ich sei depressiv, aber sie habe das damals nicht glauben wollen, sie dachte das wäre eine Jugendphase. Ich sagte ihr, dass man das wahrscheinlich durchaus hätte sagen können, denn in meinen alten Tagebüchern aus der Zeit steht, dass ich sterben wollte.

Es war ein gutes Gespräch.

Am nächsten Tag rief sie dann an und die Rollen waren die alten. Sie mache sich Vorwürfe und sie würde vieles anders machen.... Sie weinte!! Sie ist ja selber gerade in therapeutischer Behandlung (Erschöpfungszustand, Anpassungsstörung, leichte Depression). Sie weint ohnehin viel. Hat sie schon immer.

Ich sagte ihr noch einmal, dass ich nicht böse auf sie sei und dass ich ihr keinen Vorwurf machte und ich sagte ihr: Mama, grenz dich ab: Das ist mein Kummer! MEINE Depression, nicht deine, DU bist doch nicht diejenige, die weinen muss. Und dann habe ich ihr gesagt, sie solle sich jetzt selber um sich kümmern, ihren Kummer pflegen und bitte daran denken, dass ich ihr keinen Vorwurf mache und jetzt zwischen uns auch alles gut sei. Ich war freundlich aber bestimmt. Und dann haben wir uns verabschiedet. Ich habe das ausgehalten, sie weinend zurückzulassen. Auch wenn es an mir nagt und mir in den Fingern juckt, sie anzurufen, um zu fragen, wie es ihr geht. Aber ich will nicht. Ich will nicht SIE trösten, weil ICH Depressionen habe.

Warum schreibe ich dir das? War das gut, mit ihr gesprochen zu haben? Ich weiß es nicht! Das Muster ändert sich dadurch nicht. Im Prinzip habe ich sie getröstet. Trotzdem war es befreiend, es zu sagen.

Mein Bedürfnis danach, einmal klein zu sein und meine Mama oder mein Papa (sie sind getrennt) kümmern sich um MICH, hat sich aber dadurch nicht geändert.

Ich denke tatsächlich, man kann die Vergangenheit nicht ändern und so doof das klingt, für das, was einem fehlt, bin leider mittlerweile ich zuständig und nicht mehr Mama oder Papa, denn jetzt bin ich groß! Mein inneres Kind muss ICH trösten!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Omnia
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Omnia »

Hallo!

>Kennt ihr diese Ambivalenz zwischen "Ich sehne mich nach meinen Eltern" und "Nach einem Elternbesuch geht es mir schlechter"?
>Wie geht ihr damit um?

Ja. Ich hatte immer ein sehr, sehr oberflächliches Verhältnis zu meinen Eltern. In meiner Familie habe ich es als ein absolutes Tabu empfunden über mich selbst (also über eher private Dinge, Emotionen usw.) zu reden. Das gab es bei uns überhaupt nicht, so etwas tiefgehendere Gespräche. Also, wenn einen irgendwelche Kleinigkeiten in der Schule belastet haben oder ähnliches, wurde nicht drüber geredet... Und größerer Themen natürlich dann gar nicht.
Ich musste das dann erst später mühsam lernen, weil solch ein Verhalten dann ja auch zu sehr oberflächlichen Beziehungen im weiteren Leben führte. Irgendwie macht es mich auch wütend, weil ich heute nicht mehr nachvollziehen kann, wie man die Beziehung zu einem Kind auf diese Art und Weise gestalten bzw. nicht gestalten kann. Naja, wenigstens hatte ich als Kind einen Fernseher, Nintendo, Ballettunterricht, Klavierunterricht, Computer, ein riesiges Zimmer, später ein Auto ... ich muss also dankbar sein, dass meine Eltern so viel für mich getan haben ..., sagen sie. Dafür bin ich auch danbar, schließlich musste ich nicht in Armut leben. Nur habe ich dadurch wirklich eine Art "Hass" auf alle materiellen Dinge entwickelt. Ich komm wirklich nicht damit klar, wenn mein Freund zum Beispiel über eine größere materielle Anschaffung redet, sich darauf freut. Ok, ich nehm ihm seine Freude da natürlich nicht. Aber innerlich könnte ich durchdrehen, weil ich mich dann wieder so zurück versetzt fühle, dass nur das materielle zählt und alles andere überhaupt nicht, ich nicht... Obwohl das schwachsinnig ist. Nur weil man sich mal was kauft und sich darüber freut, heißt das ja im Grunde nichts. Aber manchmal würde ich echt aus dieser beschissenen Konsumgesellschaft einfach vollständig ausbrechen. Ok, anderes Thema.
Früher als Kind hatte ich auch immer ziemlich stark, dass Bedürfnis, dass mich einfach mal jemand als Mensch wahrnimmt. Das weiß ich noch. Obwohl ich es als Kind natürlich nicht artikulieren konnte. Aber ich hatte immer so das Bedürfnis, dass Frauen, die so in dem Alter von meiner Mutter sind, mich einfach mal in den Arm nehmen und das ich mich dort quasi "fallen lassen" kann. Gleichzeitig war mir das aber unglaublich peinlich, da solche tiefgehenden Emotionen mir ja in meiner Familie als ein schambesetztes Tabu erschienen. Also habe ich diese Bedürfnisse immer abgewertet, sie erschienen mir schlecht und falsch.

Mit meinem Vater konnte ich früher immer nur über Geld und Karriere wirklich reden. Mit meiner Mutter hatte ich nur Streit jahrelang. Spätestens seit ich 11 oder 12 Jahre war, wurde ein selbst ein normales, eher oberflächliches Gespräch mit meinen Eltern unmöglich. Es gab nur noch Aggressionen.

Heute: Ich kann auch nicht sagen, dass ich ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern habe. Ich besuche sie regelmäßig wir telefonieren, aber diese oberflächliche Beziehung von damals setzt sich natürlich fort. Früher war ich selbst so.
Heute habe ich mich komplett verändert. Ich sehe, dass meine Eltern einfach unglaubliche Ängste vor wirklich offenen Gesprächen haben. Es gibt so viele Tabus. Zum Beispiel die Depression und die wirklich schlimme Zeit, die mich mal in eine Klinik verfrachtet hat. Tiefgehende Emotionen sind immer noch ein Tabu. Und irgendwie erscheint mir auch mein ganzes Leben ein Tabuthema zu sein. Meine Eltern nehmen daran nicht richtig Anteil. Wie auch, wenn alles so an der Oberfläche bleibt?
Natürlich trage ich auch dazu bei.

Mir tut die Erinnerung und der Kontakt mit meinen Eltern immer weh. Ich gebe mir auch manchmal die Schuld, weil ich es auch jetzt als erwachsener Mensch nicht schaffe, diese Familienmuster wirklich zu durchbrechen, wenn ich meine Eltern besuche.
Deshalb reduziere ich den Kontakt so gut es geht, auch wenn ich es mir anders wünsche würde. Nämlich: Mit meinen Eltern wirklich einmal offen reden zu können, dass sie mich verstehen, dass sie mir wirklich nahe sind. Ich habe allerdings Zweifel daran, dass sie das überhaupt leisten können und zu große Angst wieder einfach nur sehr verletzt zu werden. Das hindert mich daran. Aber diese Sehnsucht kenn ich auch, bzw. früher stärker.

Wenn ich bei meinen Eltern war, brauche ich 2 bis 3 Tage um mich davon wieder zu erholen. Ich habe ständig das Bedürfnis diese ganzen Tabus, dieses Schweigen und all das zu durchbrechen. Es verletzt mich einfach, weil ich ständig ihre Ängste mit Desinteresse gleich setze. Vllt ist es auch manchmal wirklich Desinteresse. Außerdem ist dort die ganze Zeit diese bedrückende Atmosphäre, die mich fertig macht, die Erinnerung...
Ich bin wirklich froh, dass ich meinen Freund habe, dass ich dort zu 100% authentisch sein kann, dass er mir dabei geholfen hat, dass ich ihm alles erzählen kann und dass er immer noch bei mir ist, auch wenn es vor allem am Anfang mit mir wirklich schwierig war. Keine Ahung, also das ist meine "Familie", die ich mir erkämpft hab und die ich so gestalte, wie ich es mir immer gewünscht hätte. Seitdem ist diese Sehnsucht in Bezug auf meine Eltern fast ganz verschwunden.

Meine Eltern reden auch untereinander nicht wirklich miteinander. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so ein glückliches Leben führen kann. Sie tun mir auch irgendwie leid. Für mich wäre das ein Horrorleben. Aber vllt sind sie auf ihre Weise glücklich, wer weiß ...



Omnia.
Salvatore
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihr Lieben,

gerne würde ich etwas Sinnreiches schreiben, aber ich habe das Gefühl: nichts geht mehr.

Ich bin körperlich, geistig und emotional völlig am Ende.
Bei der gestrigen Therapie-Stunde dachte ich, ich schaffe den Weg nicht. Hatte für die Bahnfahrt meinen MP3-Player mitgenommen und Kopfhörer vergessen, die Geräusche der Mitmenschen haben mich wahnsinnig gemacht. Da wird gehustet, geknistert, die Nase hoch gezogen, nervös mit den Finger geklopft, geräuschvoll Kaugummi gekaut, geredet, geklackert und was weiß ich noch alles.
Ich bin so geräusch- und geruchsempfindlich, dass ich täglich viele Panikattacken habe, die durch Gerüche oder Geräusche ausgelöst werden.

Ich kann doch nicht immer Tavor schlucken?!

Ich bin hundemüde und kann nciht schlafen. obwohl stehend k.o., haben mir gestern zwei Zopiclon nicht geholfen.

Heute Nachmittag habe ich darüber nachgedacht, meine Ärztin und/oder meinen Therapeuten anzurufen. Habs nicht gemacht, dachte mir: Was können die schon tun oder sagen, worauf ich nicht auch selbst komme?
Das ist der Fluch des Informiert-Seins.

Lg, Salvatore
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jonojo

Re: Meine Eltern...

Beitrag von jonojo »

Hallo Salvatore,

>Das ist der Fluch des Informiert-Seins.
Irgendwo habe ich glaube ich von dir gelesen, dass du dir bewusst bist kognitiv nicht weiter zu kommen.

Vielleicht suchst du dir mal nicht-kognitve Wege, um dich mit dir auseinanderzusetzen.

LG,
Norbert
Salvatore
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Norbert,

hast Recht:
>Vielleicht suchst du dir mal nicht-kognitve Wege, um dich mit dir auseinanderzusetzen.

Ich suche und suche und suche... Aber find nix.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
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Clown
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Clown »

Moin Salvatore,

>Das ist der Fluch des Informiert-Seins.
Nein, das ist der Fluch des Nicht-Aufgeben-Wollens.

Deine Ärztin könnte dich in die Klinik einweisen, z.B.

Und was sie / der Thera sonst noch sagen/tun könnten, weißt du nicht, du bist nicht allwissend.

Gut's Nächtle

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Salvatore
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Re: Meine Eltern...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihrs,

will noch auf eure Beiträge eingehen...

@Lerana: Ich habe es aufgegeben, mit meiner Mutter zu sprechen. Wir geraten jedesmal in Streit und danach bin ich die persona non grata. Irgendwann schaltet sich mein Vater ein und sagt mir, ich solle so nicht mit meiner Mutter reden.
Nicht missverstehen - ich werde niemals laut oder ausfallend, beschimpfe sie nicht und mache ihr keine Vorwürfe. Ich weiß, was gewaltfreie Kommunikation ist. Ich bin mir meines Anteils daran bewusst, aber meine Mutter fühlt sich sehr schnell persönlich angegriffen und fängt dann auch an zu weinen. Ich kann das nicht mehr. Habe ihr auch schon gesagt, dass ich sie nicht trösten kann dafür, dass es MIR schlechtgeht. Dann bin ich herzlos, gefühlskalt und gemein. Ergebnis ist, dass es mir tage- oder wochenlang schlecht geht und ich ein massiv schlechtes Gewissen habe. Es geht nicht, es gibt Themen, mit denen kann ich meinen Eltern einfacah nicht kommen.

Ich freue mich aber, dass du ein gutes Gespräch hattest, es klingt wirklich gut. Und ich bin auch nicht überrascht, dass sie am nächsten Tag scheinbar alles wieder vergessen hatte. Das sind wohl die Verhaltens- und Denkmuster, die isch über jahrzehnte eingebrannt haben, das ändert sich - wie wir leider alle nur zu gut wissen - nicht über Nacht...

@Omnia: Vieles was du sagst unterschreibe ich. Z.B.:
>Früher als Kind hatte ich auch immer ziemlich stark, dass Bedürfnis, dass mich einfach mal jemand als Mensch wahrnimmt. Das weiß ich noch. Obwohl ich es als Kind natürlich nicht artikulieren konnte. Aber ich hatte immer so das Bedürfnis, dass Frauen, die so in dem Alter von meiner Mutter sind, mich einfach mal in den Arm nehmen und das ich mich dort quasi "fallen lassen" kann.

Genau, als Mensch wahrgenommen werden, Unterstützung zu erfahren komme was wolle. Als Person, die sensibel ist und zu oft überfordert mit der Verantwort, die ihr übertragen wurde. Ich habe so lange funktioniert, warum ist niemand auf die Idee gekommen, dass da was nicht stimmt?
Erst jetzt, wo du es ansprichst, erinnere ich mich auch daran, dass ich mir Umarmungen, Beachtet-werden und so von anderen Frauen gewünscht habe, die meine Mutter hätten sein können.
Irgendwie bezeichnend, dass ich heute mit Frauen weniger gut zurecht komme als mit Männern. Und dass ich Berührungen heute verabscheue, wenige Menschen (z.B. mein Mann) ausgenommen. Und auch irgendwie tragisch.
Tue mir grad selbst unheimlich leid und weiß nicht mal, ob das jetzt was Schlechtes oder was Gutes ist.?

>Es gibt so viele Tabus. Zum Beispiel die Depression und die wirklich schlimme Zeit, die mich mal in eine Klinik verfrachtet hat. Tiefgehende Emotionen sind immer noch ein Tabu. Und irgendwie erscheint mir auch mein ganzes Leben ein Tabuthema zu sein.
Ja, genau so kommt es mir auch vor. Ich scheue mich unsäglich davor, wieder in die Klinik zu gehen - weil ich es ihr sagen muss und mich vor der (befürchteten) Reaktion scheue.

>Meine Eltern reden auch untereinander nicht wirklich miteinander.
Kommt mir bei meinen Eltern auch häufig so vor. Wenn ich mit meiner Mutter allein bin, dann regt sie sich über meinen Vater auf und wenn ich sie frage, ob sie ihn drauf angesprochen hat sagt sie meistens Nein, das bringt eh nichts. (Ha! History repeats itself.)
Wenn sie ihn dann aber doch irgendwann drauf anspricht (wurscht, was es grad ist), keift sie rum und meckert mit ihm. Er hört sich das dann an und geht zur Arbeit. Verstehe, dass das unbefriedigend ist.
Wenn ich mit meinem Vater allein bin, erzählt er mir Dinge, von denen meine Mutter nichts weiß. Das kann ich natürlich wiederum nicht wissen und manchmal rede ich dann davon im Beisein meiner Mutter und stelle ihn damit bloß. Ihr merkt schon, meine Familie hats mit der Kommunikation, wir können das alle super. Ha,ha.

@Clownin: Was soll ich sagen, aufgeben gilt nicht, gell?
Nur - weitermachen geht irgendwie auch nicht.

Sorry, alles Mist momentan und ich bin extrem destruktiv. Ich hasse alle, die fröhlich sind und mir ihre Lebenslust auch noch aufs Butterbrot schmieren. (Das ging jetzt nicht an eure Adresse.)

LG, Salvatore

PS: Clown, nein, natürlich bin ich nicht allwissend. Aber meine (nicht unrealistische) Fantasie ist, dass meine Ärztin die Medis hochsetzt und mich auf den nächsten Termin (in zwei Wochen) vertröstet.
Mein Therapeut vertröstet mich auf Montag oder bietet mir einen Notfalltermin an.
Meine Angst ist, dass ich anrufe und recht habe.
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