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Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 5. Jul 2003, 05:38
von C.
Liebe Dagmar,

im moment kämpfe ich immer wieder sehr an gegen meine Angst vor Menschen.
Manchmal ist es sehr stark. Neulich auf der Strasse, einkaufen gegangen, es war eine Qual auf der Strasse zu sein. Dabei war da niemand der auch nur komisch geguckt hätte, denke ich, objektiv gesehen. wohl nur meine angst davor.

manchmal ist es auch einfach gar nicht da, oder nicht so schlimm (wenigstens wenn ich nicht mit jemandem reden muss). dann kann ich einfach zur post gehen, und wieder zurück, als ob ich völlig normal wäre.

kann gar nicht mal genau sagen, WOVOR ich eigentlich angst habe.

Diesen Zustand dass mich kleinste unfreundliche Reaktionen von Leuten, die mir eigentlich doch schnurzpiepe sein könnten, die ich ja nicht mal persönlich kenne, ziemlich aus dem gleichgewicht bringen können, kenne ich auch.
Zum Glück ist das im Moment nicht mehr so schlimm.

Mich hauen zur Zeit eher die schwierigen Situationen mit Leuten um, die ich kenne...
Aber ich hoffe ja, dass sich da Lösungen finden lassen. Und ich vielleicht auch irgendwann wieder mal ne "dickere Haut" kriege...?

Am Thema Vertrauen knabbere ich auch noch sehr.
Aber ich will vertrauen haben *grins* dass man das auch wieder lernen kann

bis bald,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 7. Jul 2003, 08:15
von Dagmar
Liebe Clara,
das ist bei mir genau das gleiche, Angst vor Menschen, und keine Ahnung, warum. Ich würde dir so gerne wieder etwas Mut machen. Manchmal ist das Leben schon sehr traurig.
Meinst du, dass sich die schwierigen Situationen mit Leuten, die du kennst irgendwie lösen lassen? Kann dir vielleicht jemand dabei helfen? Wenn die äusseren Bedingungen bei dir nicht so schlimm wären, dann wären ja vielleicht auch deine Ängst nicht so gross. Gibt es auch Menschen, mit denen du gerne zusammen bist und mit denen du keine Probleme hast? Das mit der dickeren Haut wäre schon ganz gut, jedenfals bei Bedarf. Aber wenn du immer ein Dickhäuter wärst, dann könntest du doch bestimmt andere Menschen nicht so gut verstehen. Und das kannst du wirklich sehr gut. Du hast mir in letzter Zeit schon über einige dunkle Stunden hinweggeholfen.
Manchmal, da habe ich so das Gefühl, dass meine Seele in einer Ecke sitzt und weint. Und wenn ich dann daran denke, dass ich das alles ja dir erzählen kann, dann hilft mir das sehr. Das Bild mit der Seele habe ich immer wieder vor Augen, obwohl ich an Seelen als eigenständige Wesen nicht glaube. Das spielt sich doch nur alles in meinem kleinen Hirn ab. Aber so ist das halt mit den Gedanken und Gefühlen. Wie bei der Angst auch, man kann wissen, dass es gerade keinen Grund gibt, Angst zu haben, aber sie geht davon nicht weg.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es zwei Dagmars gibt. Die verängstigte, von der nur wenige wissen und die andere, die auch lustig sein kann, die die meisten kennen. Ist das bei dir ähnlich? Vielleicht schaffen wir es ja beide irgendwann, dass das traurige in uns nicht mehr so oft zum Vorschein kommt.
Liebe Grüsse
Bis bald!
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 8. Jul 2003, 02:45
von C.
Liebe Dagmar,

das Bild, das die Seele in der Ecke sitzt und weint finde ich ziemlich gut vorstellbar. Ich persönlich kann ziemlich viel mit solcher Art Bildern / Vorstellungen anfangen. Vielleicht weil ich dann nicht so viel Druck fühle, gleich alles Lösen zu müssen - wie ich ihn habe, wenn ich mir immer wieder meine Probleme anschaue und aufzähle, beschreiben will um sie fassen zu können und ordnen zu können. Das ordnen ist mir dabei schon wichtig, ich will ja auch wege finden wieder rauszukommen, und weiterkommen.
Gut tut es mir oft, eher mit Bildern auszudrücken wie mir zumute ist. Das geht nicht immer, und sicher nicht mit allem. aber manchmal kommen mir solche Bilder einfach, und ein wenig gibt es mir auch den nötigen Abstand zu meiner Situation (um dann auch wieder anders drauf gucken lernen zu können). Das gibt mir in meiner Vorstellung auch eher die Möglichkeit, meine Gefühle und auch mein Leid ernstzunehmen - und damit umzugehen, manchmal vielleicht auch etwas spielerisch (das hat für mich auch etwas leichteres als 'immer nur Probleme wälzen', wozu ich oft neige..., und es tut mir oft besser als ständig das schwere). Eine Seele die in der Ecke sitzt und weint, der kann man ja vielleicht die Hand reichen. Oder sie ein bisschen trösten. Oder sich einfach mal dazusetzen und dasein.
Und das muss doch gar nicht bedeuten, dass man an eine Seele als eigenständiges Wesen glaubt! Einfach ein bisschen mit bildlichen Vorstellungen "spielen", das finde ich macht einige sonst so schwer fassbare Dinge oft etwas zugänglicher. Und dann hab ich manchmal wieder mehr Zugang dazu, nach Veränderungsmöglichkeiten zu gucken, oder wenigstens daran zu glauben dass es sie gibt. Mir hilft das oft.

Z.B. mein Bild vom runterrutschen, vom tiefen Loch... das war halt in dem Moment mein Weg, wenigstens ausdrücken zu können, wie's mir geht. (ähem! "ging" muss ich jetzt eher sagen. *grins* muss mich ja auch oft selber dran erinnern, nicht im negativen hängenzubleiben, sondern die Vorwärtsbewegungen, die es ja gibt auch zu sehen, und auch als solche zu verbuchen, !!!egal wie klein sie auch sein mögen!!!)
Tja, jetzt bin ich wohl am Boden des Loches angekommen - also wenigstens nicht mehr am Rutschen
Und muss / will mich jetzt langsam mal umsehen, wie ich da wieder rauskomme, und was mir dabei helfen kann, und wie's weitergehen kann (soll?)...

<Angst vor Menschen, und keine Ahnung, warum>
Ich glaube so ganz stimmt das für mich nicht. Ahnungen schon. Es hängt sicher auch mit der Depression zusammen...negative Erwartungen...und so wenig Kraft, Schläge zu verkraften...sicher auch durch Erfahrungen und Erlebnisse geprägt...meine Unsicherheit nicht zu vergessen...
Das ändert leider nichts daran, dass sie da ist.
Ändern kann vielleicht stattfinden über den Weg sie zuzulassen? Ich meine nicht, sie einen überwältigen zu lassen. Aber vielleicht muss man etwas erstmal annehmen, wenn man es irgendwann mal auch beiseite legen können will, vielleicht sogar weglegen, ablegen kann später? So, da hab ich mich grad auch recht weit vorgewagt mit, diese Gedanken darüber leg ich jetzt mal wieder weg, in der Richtung hat's mir für heut gereicht mit dem angucken.

Einiges an meinen schwierigen Situationen mit Leuten lässt sich denke ich schon lösen (es ist auch ja zum glück nicht generell so, dass die immer nur schwierig sind!), ein bisschen hat sich da ja auch schon getan. Die Angst aber, dass solche oder ähnliche oder andere Schwierigkeiten ja schon hinter dem nächsten Busch wieder hervorspringen könnten, bleibt... (vorerst leider noch)

Ich erlebe zum Glück auch schöne Situationen mit Menschen

Damit möchte ich für jetzt schliessen... hab zwar noch viel im Kopf was ich jetzt eigentlich noch weiterschreiben wollte, aber morgen ist ja auch noch ein Tag

sei lieb gegrüsst,
bis bald,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 8. Jul 2003, 07:37
von Dagmar
Liebe Clara,
sich zu meiner Seele dazusetzen und ihr die Hand reichen - das ist sehr schön. So schön, dass mir fast die Tränen gekommen wären. Ein bisschen Hilfe könnte sie schon gebrauchen, meine Seele.
Clara, ich habe auf die Zeit geguckt, zu der dein Posting an mich geschrieben wurde. 2:45! Hast du so schlimme Schlafstörungen, oder ist das dein normaler Rhythmus? Oder gabs irgendeinen anderen Grund, dass du zu dieser Zeit wach warst? Schlaflosigkeit, das ist auch sowas, was unsere Probleme nicht gerade leichter macht. Wenn man so unendlich müde ist, wie soll man da zuversichtlich sein können? Ich hoffe du schläfst wenigstens jetzt tief und träumst zum Ausgleich von was ganz schönem.
Es freut mich, dass du jetzt wenigstens auf dem Grund deines Loches angekommen bist. Das bedeutet doch auch, dass du schon spürst, wie es wieder etwas besser wird ? Und ich wünsche dir sehr, dass du bald über den Rand des Loches kletterst und wieder oben in der Sonne stehen kannst. Oder halt auch mal in den Schatten gehen, wenns zu heiss wird.
Da hast du schon recht, dass einem Bilder helfen, etwas Abstand zu gewinnen und sich nicht immer noch tiefer in das sowieso chaotische Gewirr, das irgendwo in uns drin ist, zu verstricken. Mir tut es auch gut, wenigstens den Anschein von Ordnung herzustellen, wenigstens eine Zeit lang. Bis zum nächsten Mal eben.
So ganz ohne Ahnung, woher meine Ängste kommen bin ich auch nicht. Meine ich jedenfalls manchmal. Aber die eine konkrete Angst, die mich dann anfällt, die kann ich nie erklären. Und da hilft dann eigentlich nur abwarten. Und hoffen, dass ich mich nicht allzu schlecht oder abweisend benommen habe.
Ich wünsche dir einen guten Tag heute und viel Kraft. Auf dein nächstes Posting an mich freue ich mich schon!
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 9. Jul 2003, 13:20
von C.
Liebe Dagmar,

nein, ein normaler rhythmus ist das für mich weiss gott nicht!
Ich kann es momentan leider nicht ändern, also versuche ich das beste draus zu machen (z.B. dir schreiben *lächel* ). Manchmal kann ich morgens lange schlafen, das tut dann ganz gut. Oft habe ich einfach ziemlich massiven Schlafmangel... und das tut gar nicht gut. Da schaffe ich es dann oft halt einfach nicht mehr, noch irgendwelchen Verpflichtungen nachzukommen. Und alles beginnt zu bröckeln. Und die Verzweiflung wächst, und der Schlaf kommt erst recht nicht. Blöder Kreislauf. Ich versuche mir halt dann auch immer wieder zu sagen, dass es ok ist, bzw. dass man ohne Schlaf einfach nicht 'funktionieren' KANN (und auch nicht, wenn man mehrere Tage am Stück mit so 2-4 Stunden pro Nacht auskommen muss), und versuche, mir mein nicht-können dann nicht auch noch vorzuwerfen (naja, ich tu's doch oft, trotz aller 'guten Theorien'... ) . Blöd ist halt auch, dass ich, wenn ich schlafe, oft sehr anstrengend träume. Also nicht grad Erholung finde.
Schläfst du auch so wenig und/oder so schlecht? Kannst du manchmal Ruhe finden und dich einfach ein bisschen erholen?
Dein 'Alltag zu Hause' ist sicher auch oft anstrengend, oder? Wo ihr doch beide mit einer Krankheit leben müsst... Das ist sicher nicht einfach. Auch wenn dein Mann es schafft, trotz allem positiv und zuversichtlich zu bleiben...

Mir hat übrigens dein Bild vom Sonnenstrahl der in's Loch fällt sehr sehr gutgetan
Ist zwar schon ein Weilchen her dass du das schriebst, und zuerst war ich eher traurig und dachte 'nicht mal ein Sonnenstrahl kommt hier bei mir an' - es hat ne Weile gedauert bei mir, aber inzwischen ist es 'angekommen' bei mir, und ich kann ein paar Sonnenstrahlen auch wieder sehen
Danke!

Vorgestern hatte ich ja noch so einige Gedanken im Kopf die ich dir eigentlich schreiben wollte...da möchte ich jetzt dran anknüpfen

< Vielleicht schaffen wir es ja beide irgendwann, dass das traurige in uns nicht mehr so oft zum Vorschein kommt>
Ich hoffe schon sehr, dass diese grosse Traurigkeit auch wieder nachlässt!!!
Eigentlich möchte ich aber nicht schaffen, dass sie 'gar nicht mehr zum Vorschein kommt' bei mir. Sondern solange sie eh da ist, wollte ich eigentlich versuchen, auch Orte / Zeiten / Situationen zu finden, wo sie auch mal einfach da sein darf. Und ich denke, wenn sie auch mal Raum haben darf, vielleicht muss sie dann ja nicht mehr so laut schreien, und ständig in allen möglichen und unmöglichen Momenten mich überfallen und nicht mehr loslassen. Hm, halt so'n Gedanke.
Naja, da arbeite ich noch dran.

Du schriebst letzte Woche < Trotzdem fällt es mir schwer, darüber zu sprechen. Man kennt die anderen Teilnehmer nicht. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, dann kann ich immer gleich sehen, wie er auf das was ich sage reagiert, auch mal nachfragen, und aufhören zu sprechen. Wenn ich das jetzt ins Forum stelle, werde ich nie erfahren, was die anderen darüber denken, ausser vielleicht von dir. Aber das sind schon wieder so typische Depri-Gedanken oder? Nur ist es mir eben nicht egal, wenn mich jemand blöd findet.>

Mir auch nicht *lächel* (manchmal versuche ich schon, mir einiges egal sein zu lassen und mir mal nicht allzuviel Kopf zu machen - ist in manchen Situationen auch echt wichtig finde ich! - und ab und zu klappt es sogar... )

Vielleicht ist es ja auch ganz gut, nicht in eine solche Situation zu kommen wo man wegen Reaktionen anderer dann sich evtl. nicht mehr traut weiter zu erzählen (du schriebst "...und aufhören zu sprechen") - heftige Reaktionen anderer sind ja auch oft geprägt von ihren eigenen Leiden und Problemen...und dann in's Schweigen und in Rückzug zu verfallen finde ich zwar verständlich aber sehr traurig.

Auch übt es ein wenig, finde ich, in sich rein zu horchen, und herauszufinden was man erzählen mag, was einen eigentlich bedrückt, und dann darüber zu reden - da ist 'aufhören zu sprechen' weil eine kritische Reaktion von aussen kam ja oft auch ein Hindernis bei. Ist ja auch etwas, was man erstmal lernen muss, mit kritischen Stellungnahmen umzugehen (und eben nicht einfach mit Rückzug und Schweigen zu reagieren, aber auch nicht mit verletzten und wiederverletzenden Worten), und (so die Kritik denn sachlich war) die Sache daran zu sehen, und nicht sich als Person völlig abgewertet zu fühlen.
(Hui, so viele Themen...naja, ich seh's halt so: es gibt so viel zu lernen - und das birgt ja auch die Chance von so viel Veränderung zum besser/leichter mit Dingen umgehen können )

Ach ja, ich bin auch immer noch und immer weiter am üben üben üben und am versuchen zu lernen mit schwierigen Situationen umzugehen... Glaub bloss nicht, dass ich, wenn ich hier so 'schlau daherquatsche' das alles wirklich auch umsetzen kann. Es sind halt Gedanken wo ich denke es wäre gut mehr zu lernen...

Du wirst sicherlich auch sowieso nicht von jedem zu jedem Gedanken etwas erfahren können - aber das hast du wohl auch nicht gemeint. Es ist denke ich einfach recht unterschiedlich, wer mit welcher Art von posting sich angesprochen fühlt, wer reagiert, wer seinen Senf dazu gibt. Und viele 'sagen' auch einfach nichts, wenn sie sich nicht gefragt fühlen. Man kann (und will) ja auch nicht zu jedem posting und thema was sagen, das wäre ja auch noch mehr durcheinander in diesem Forum.
Ich bin eigentlich grad recht froh, hier sozusagen eine 'ruhige Ecke' zu haben, wo einfach Austausch, miteinander reden möglich ist
Was trotzdem heisst dass andere hier zum mit- reden und austauschen auch willkommen sind (nur mal so nebenbei, falls sich noch jemand anders hier durch meine ellenlangen postings liest )

Natürlich ist es etwas ganz anderes, mit jemandem direkt zu reden, und auch sehen zu können dabei, und hören, ...für manche vielleicht auch viel einfacher als zu schreiben... mir persönlich ist es eigentlich oft weniger anstrengend, nicht direkt einen Gegenüber vor mir sitzen zu haben (z.B. wegen noch mehr unsicherheit in mir...)

Von mir erfährst du, was ich zu dem denke was du schreibst
Ja, es ist schon auch oft schwierig, hier quasi öffentlich über seine gedanken zu sprechen. Und dinge zu erzählen. Und alles muss / sollte man sicher auch nicht unbedingt hier aus sich herausquetschen wollen. Es tut halt oft gut, hier Gedanken, und auch schlimme Erlebnisse mit-teilen zu können,finde ich. Und ich finde es sehr wichtig, zu lernen über seine Probleme zu reden. Denn das ist doch ein so wichtiger Schritt auf dem Weg zum Hilfe suchen und finden!! Und ich bin mir ganz sicher, dass hier viele sind, die dich nicht 'blöd finden', wenn du von deinen Problemen redest.

Wenn du mehr feedback zu bestimmten Themen möchtest, oder bestimmte Fragen hast, dann kann es auch helfen, einen neuen thread zu machen mit dem Thema. Um Antworten zu bekommen, hilft es oft sehr, wenn man fragt - und wenn man einigermassen konkret sagen kann wo denn grade der Schuh drückt, mit welchem Thema man sich rumschlägt, ...
Um dich mit mehr Leuten hier auszutauschen, gibt es ja auch die möglichkeit zu gucken womit andere sich so rumschlagen, und wenn es dich anspricht, deinerseits auch woanders mitzureden
Momentan schlagen die Wellen hier im Forum ja mal wieder recht hoch - aber es gibt auch ruhigere Phasen, vielleicht liegen die dir ja auch eher.

Ich find's jedenfalls gut, dass du hier ein wenig anfängst, aus dir herauszugehen

Liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 9. Jul 2003, 15:51
von Dagmar
Liebe Clara,
das mit den Schlafstörungen kenne ich schon auch. Aber ich habe noch Glück, wenn ich mal gar nicht richtig funktioniere, dann setze ich mich hier in der Arbeit halt vor meinen Rechner und beschäftige mich mit den weniger anstrengenden Sachen. Das geht bei uns meistens. Die anderen sind ja auch nicht immer fit. Und so nach ein paar Tagen mit je 2 bis 5 Stunden Schlaf, packts mich dann doch und ich kann mal wieder so richtig fest durchschlafen. Es darf halt nur in der müden Zeit nichts, aber auch gar nichts unangenehmes passieren. Meine Ängste vor Leuten sind dann z.B. schlimmer als sonst.
Was passiert denn in deinen anstrengenden Träumen? Hast du dann Angst oder sind sie so, dass du hinterher drüber grübeln musst?
Normalerweise ist das Leben mit meinem Mann nicht anstrengender weil er krank ist. Nur manchmal, wenn es ihm gerade wieder schlechter geht, dann muss er zur Krankengymnastik, oder zum Arzt. Da bringe dann immer ich ihn hin, weil er nicht mehr Autofahren kann und wir etwas abseits wohnen. Das kann schon mal etwas stressig sein, wenn ich dann auch noch gerade in der Arbeit viel zu tun habe oder mich mit Leuten treffen will. Oder wenn ich gerade mal wieder nicht schlafen kann. Unangenehm wirds auch immer, wenn er Cortison nehmen muss. Dann kriegt er immer ganz schlimmen Schluckauf, manchmal stundenlang. Er ist dann ganz kaputt davon und hat Schmerzen. Und mit Nachtruhe ist dann auch nicht viel. Aber er braucht nicht sehr oft Cortison, passiert also nur selten.
Die meisten Probleme mache zur Zeit schon ich. Ich erzähle meinem Mann ja schon alles, aber wenns geht, nur so, dass es nicht zu schlimm ist für ihn. Weil es bei der MS halt ganz wichtig ist, dass das Umfeld stabil ist, nicht allzuviel Stress auftritt. Sonst spürt er alle seine Symptome gleich stärker. Er verwendet das wirklich nie als Druckmittel gegen mich. Aber ich weiss es aus anderen Situationen und will doch nichts schlimmes anrichten.
Drum ist es schon gut für mich, wenn ich irgendwo die Dinge so beschreiben kann, wie sie für mich sind.
Sprichst du eigentlich ausser mit deiner Thera und den Forumsteilnehmern noch mit jemand anderem über deine Probleme?
Dass man das, was man so denkt und für richtig hält nicht immer oder manchmal auch gar nicht im Leben umsetzen kann, das habe ich bei mir auch schon oft bemerkt. Ich finde nciht, dass du "schlau daherquatschtst"! Ich lese es jedenfalls gerne und dann denke ich anschliessend noch viel darüber nach.
So, jetzt habe ich aber reichlich viel geplappert!
Zu deinen Gedanken übers Schreiben im Forum fällt mir noch viel ein. Muss ich aber erst noch etwas ordnen.
Also Clara, dann bis bald!
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 10. Jul 2003, 09:42
von Dagmar
Liebe Clara,
ich habe gerade noch mal dein posting von gestern gelesen. Und es freut mich, dass bei dir inzwischen auch Sonnenstrahlen ankommen im Loch. Dann findet man den Weg raus bestimmt auch besser. Auf den Sonnenstrahl bin ich gekommen, weil ich gerade „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von Irving gelesen habe. Und da hat die Melony ihren Homer immer Sonnenstrahl genannt. Wenn ich Irving lese, dann denke ich mir immer, dass er aus dem was mir in letzter Zeit so passiert, auch mit anderen Leuten, ein ganz nettes Buch machen könnte. Bei ihm tauchen ja auch immer eigentlich ganz normale Gestalten auf, die halt Probleme mit dem Leben haben.
Hoffentlich ist dir das nicht zu abseitig, zu weit weg vom Thema. Für mich ists ganz nah dran, weil ich auch immer an Romanfiguren denke, wenn ich mir mal wieder überlege, was mit mir so los ist. Und wenn ich mich so gut audrücken könnte wie meine Lieblingsschriftsteller, dann würde es mir bestimmt auch leichter fallen, was ins Forum zu stellen. Aber es kommt bei mir immer irgendwie falsch und schwerfällig raus. Für mich jedenfalls. Da habe ich dann vielleicht einen Gedanken, ich schreibs auf, und weiss dann auch gleich, dass überall was fehlt und wackelt.
Das Schreiben im Forum finde ich auch deswegen schwierig, weil man ja nicht unbeteiligt ist, wenn einem jemand antwortet, dann stellt man sich den ja irgendwie vor, also z.B. jung oder schon etwas älter, nett aussehend, schlank oder eben nicht, je nachdem welches Bruchstückchen aus dem Leben des anderen man gerade erhascht hat. Und gleichzeitig weiss man ja, dass das wohl nicht reicht und vielleicht auch gar nicht stimmt. Da würde glaube ich nicht mal eine Beschreibung oder ein Bild helfen. Ich muss Menschen sehen und hören um mich einigermassen sicher zu fühlen, oder eben das ganz Gegenteil, die grosse Panik zu kriegen. Und ich merke so ja auch nicht, was ich vielleicht mit meinen Worten anrichte.
Aber ein paar Vorteile hats schon auch das anonyme Schreiben. Manche Vorurteile, die ich bestimmt habe, können nichts anrichten, man lernt die Leute durch das kennen, was sie sagen und wahrscheinlich auch wirklich denken. Und nicht dadurch, dass man sie sieht und gleich an andere oder anderes erinnert wird, was man schon erlebt hat. Und wenn ich mich für das Gesagte schäme, dann merkts keiner und ich muss mich nicht auch gleich noch für meine Scham schämen. Aber ich muss schon meinen ganzen Mut zusammennehmen, um das jetzt ins Forum zu stellen.
Bisschen viel auf einmal, was ich da diesmal so von mir gegeben habe. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Gedanken bei gut aufgehoben sind, Clara. Und dass su mir weiterhelfen kannst. Hast du ja schon getan. Ich hoffe nur, dass ich dich nicht belast damit. Und dass du dir die Zeit für meine langen postings nicht zu mühsam abknapsen musst.
Wie hast du denn heute Nacht geschlafen. Und wie waren deine Träume? Bist du heute einigermassen ausgeruht und zuversichtlich? Das wünsche ich mir für dich!
Bis bald!
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 11. Jul 2003, 16:28
von C.
Liebe Dagmar,

<Es darf halt nur in der müden Zeit nichts, aber auch gar nichts unangenehmes passieren>
Genau das sind wohl dann die Situationen, in denen mich das, was passiert, dann umhaut...Und genau das ist leider halt so: in den 'müden Zeiten', und wenn ich eh schon hart an der Grenze zur Überforderung (das ist wohl bei mir auch so ein Thema...selbst wenn ich objektiv gesehen gar nicht viel mache) balanciere, dann passiert eben doch noch was, und oft noch gleich was dickes... Das Leben macht nicht Halt vor einem, bloss weil man grade in Depressionen hängt, oder zu wenig geschlafen hat...

Dagmar, du belastest mich nicht mit dem was du schreibst! Ich lese gern hier. Und oft lächelnd
(Im Gegenteil, ich finde es schön, zu sehen, wie du ein bisschen aus dir rauskommst. Und dich traust! ... hier einen Schritt, da eine Überlegung, ...)
Mir tut es selbst auch oft so gut, meine Gedanken ein wenig zu versuchen zu ordnen. Und in Worte zu bringen. Im Moment fällt es mir grade wieder mal ein bisschen schwerer, zu vieles zu ungeordnet in mir drin. Aber es müssen ja auch nicht immer alles so 'supergeordnete', 'weiterbringende' Beiträge sein.. Ach ja, diese überhöhten Ansprüche an sich selbst, dieses Denken was man selbst fabriziert sei nicht 'gut genug'...(für was eigentlich?)
Ich finds gar nicht 'abseitig' oder gar 'zu weit vom Thema weg', was du schreibst. Wir tauschen doch einfach Gedanken aus...erzählen Sachen...gucken ein wenig, was ist, was etwas mit einem tut, wie's geht, ...
Ich kenne das von mir nicht so, dass ich an Romanfiguren denke wenn ich drüber nachdenke was mit mir los ist - aber ich find's interessant, von dir sowas zu lesen. Jeder hat doch auch so seine eigenen Gedankengänge, Vergleiche, Bilder, ... das macht Austausch doch auch grad spannend finde ich
Und wenn's bei der eigenen Ausdrucksweise manchmal irgendwo was noch fehlt, oder wackelt... oft versteht der andere ja doch was man meint, oder kann ja auch nachfragen. Man kann ja auch später nochmal was zum gleichen schreiben, wenn man noch etwas dazu in Worte fassen kann, was man vorher so nicht sagen konnte...
Es muss ja auch nicht jeder 'schreiben können wie ein Schriftsteller'.
Ich denke solche Vergleiche des eigenen Erlebens mit einem Film, oder Roman, oder... hat etwas damit zu tun mit dem Abstand zum eigenen erleben. Tut ja auch oft gut, oder macht es etwas leichter. Ein weites Thema...
Ich finds interessant, zu sehen welche Mechanismen oder Wege es in Sachen Abstand da gibt. Viele haben dazu so ihre Vorstellungen bei sich...

Ich spreche eigentlich eher selten mit anderen als meiner Thera oder hier im Forum über meine Probleme. Das ich mich schäme hat damit sicher etwas zu tun. Aber auch, dass ich den Eindruck habe, dass es viele eh nicht verstehen können was mit mir los ist. Auch finde ich die Reaktionen darauf, wenn ich denn mal versuche etwas zu erzählen, meistens sehr anstrengend. Vielleicht ist es ja auch falsch, dass ich es nicht tue. Ich fühle mich damit halt bei den meisten 'normalen' echt nicht gut aufgehoben mit solchen Gefühlen, Gedanken und Unfähigkeiten wie sie halt nun mal in mir sind.

Ich war jetzt wieder bei meiner Thera, sie ist wieder da. Es war eine recht anstrengende Sitzung. Nicht schlecht, aber anstrengend. Ich verstehe auch oft vieles nicht gleich, was da abgeht, wie's weitergehen könnte, was sie meint, etc. In vielem bin ich auch einfach noch dabei, nach Orientierung zu suchen, in welche Richtungen ich gehen will / muss / ...
Einfach sooo viel Gedankenstoff, Anstösse, ... Ich versuche immer wieder, es in mir drin zu ordnen.

Wie läuft es bei dir mit Thera? Wie geht es dir damit?
Du hast jetzt regelmässige Termine, oder?
Fühlst du dich gut aufgehoben dort? Tut es dir gut, dort hinzugehen?
Seid ihr einfach noch dabei, euch 'zu beschnuppern', oder hast du schon den Eindruck, dass es Entwicklungen gibt? oder sind meine ganzen Fragen einfach noch zuviel...

Liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 14. Jul 2003, 07:59
von Dagmar
Liebe Clara,
du hast schon Recht, man sollte nicht immer versuchen, alles richtig zu machen, alles treffend zu sagen. Dann sagt man am Ende vielleicht gar nichts mehr. Und warum sollte gerade bei mir immer alles perfekt sein? Mich stört es ja auch nicht, wenn andere nicht wie Schriftsteller schreiben. Aber wenn ich mich so unsicher fühle wie zur Zeit, dann vertrage ich Kritik gar nicht. Und nehme sie auch oft vorweg, wo dann gar keine kommt. Rohes Ei eben.
<Das Leben macht nicht Halt vor einem, bloss weil man grade in Depressionen hängt, oder zu wenig geschlafen hat...>. Gefällt mir sehr gut der Gedanke. Auch weil er die Zuversicht enthält, dass die Depression sich doch noch mal verabschiedet. Wenigstens für eine Zeit lang. Und beim nächsten Mal kann man dann vielleicht besser damit umgehen. Ich glaube schon, dass es dich mit der Zeit weiter bringt, dass du dir so viele Gedanken machst.
Ich war jetzt vier Mal bei meiner Thera.Und ich glaub, ich habe Glück gehabt mit ihr. Sie kommt mir komptent vor, und sehr menschlich. Und ich mag sie. Das ist vielleicht die Hauptsache. Den Rest kann ich überhaupt nicht beurteilen. Ich habe jedenfalls zu ihr gesagt, dass ich die Therapie bei ihr machen möchte. Auch wenn ich mir noch gar nicht vorstellen kann, wie sowas aussieht. Bisher hat sie mir viele Fragen über mein Leben gestellt. Und ich habe ihr schon Dinge gesagt, die sonst nur mein Mann weiss.
Ich bin mir auch noch nicht klar darüber, ob es gut wäre, mit anderen über meine Probleme zu sprechen. Aber wie soll man sich denn sicher fühlen im Leben, wenn man fast niemandem vertraut? Ausser dem geht es mir oft so, dass ich dann, wenn ich versuche über ein Problem zu sprechen, das ich habe, plötzlich dastehe und mir fällt nichts mehr ein, was ich sagen könnte. Völlige Leere. Das passiert oft auch bei Kleinigkeiten, wenns nur darum geht irgendwas richtig zu stellen. Ich bin dann oft von der Situation richtig überrumpelt. Passiert dir sowas auch manchmal?
Das mit der Scham ist bei mir auch so ein Thema. Ich weiss wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich mich oft sogar dafür schäme, Dinge zu tun, die ich richtig finde.
Wenn du nicht verstehst, was deine Thera meint, fragst du sie dann? Und kann sie dir gut erkären, was sie meint?
Hoffentlich hat das Leben doch bald mal ein Einsehen und meints gut mit dir. Es soll ja nicht vor dir Halt machen, oder um dich rumgehen. Nur könnte es schon mal eine Zeit lang ganz ganz pfleglich mit dir umgehen.
Ich wünsche dir guten Schlaf und viel Kraft!
Bis bald
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 16. Jul 2003, 14:29
von Dagmar
Liebe Clara,
ich habe zur Abwechslung mal gute Nachrichten über mich. Gestern habe ich von mir aus eine Nachbarin angesprochen und nicht einfach ganz kurz Hallo gesagt wie sonst. Ihr kleiner Hund war neulich beim Friseur und man sieht jetzt ganz deutlich, was für krumme Beinchen er hat. Sieht total süss aus! Darauf habe ich sie angesprochen und mein Herz hat nicht mal besonders geklopft.
Überhaupt habe ich in letzter Zeit manchmal ein seltsames und angenehmes Gefühl von grosser Leichtigkeit. In so einer Stimmung habe ich auch zugesagt, morgen abend auf eine Feier zu gehen, wo ich kaum Leute kenne. Und jetzt gerade bin ich wieder ganz verzagt. Aber immer noch entschlossen zu gehen. Drück mir bitte die Daumen.
Ich habe gerade gelesen, dass ihr in Berlin euch demnächst treffen wollt. Finde ich wirklich eine gute Idee!
Ich wünsche dir ganz viel Spass!
Viele liebe Grüsse
Bis bald
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 17. Jul 2003, 01:35
von C.
Liebe Dagmar,

Na klar drück ich dir für morgen Abend die Daumen!
Ich kann mir gut vorstellen, dass dir jetzt schon wieder ganz mulmig ist, bei dem Gedanken. Ich hoffe dass du das entspannte Gefühl (und diesen Mut) bis dahin wiederfinden kannst!
Ist ja nicht ganz einfach, wenn man sonst sich eher zurückzieht... Vielleicht klappt es ja, und vielleicht wird es ja sogar ein schöner Abend...? Ich wünsche es dir!

Schön, so viel gutes von dir zu hören!
Da scheint sich ja grad einiges zu tun bei dir...?

Ich finde auch es klingt gut, was du von deiner Thera sagst. Dass man ein gutes Gefühl bei jemand hat ist doch die Voraussetzung dafür, dass man dort Vertrauen aufbauen kann, und sich traut die wichtigen Dinge zu erzählen, und auch das sich Schämen nachlassen kann...

Ich frage bei meiner Therapeutin öfters was nach. Auch wenn mir etwas nicht klar ist was sie meint, oder warum. Und sie geht da auch drauf ein, und erklärt's ganz gut. Ist mir auch sehr wichtig, dass das geht! Manchmal braucht's bei mir ne ganze weile, bis ich was nachfrage, kann ich nicht immer gleich. Aber dann wird's halt später besprochen, ist auch ok.
Ich habe leider auch schon ganz andere Erfahrungen gemacht mit 'Fachleuten'... Inzwischen weiss ich wie wichtig mir feedback ist, und offene Antworten, und Austausch. Ich denke wenn mir jetzt nochmal eine Therapeutin begegnen würde, die auf jegliche Art von Rückfragen nur ausweichend reagierte, würde ich mir schneller jemand anders suchen.

Ja, ich find's schon spannend mit Sonntag... eine echt schöne Idee von Birgit! Ob 'wir Berliner' uns da treffen...? Naja, alle Berliner aus dem Forum werden sicher nicht kommen (können) - aber das muss ja auch nicht, ist ja schliesslich ohne Druck, halt 'wer kommt der kommt', das find ich auch sehr schön so. Druck gibt's schon so genug im Leben... Bin ja mal gespannt
(und das kleine mulmige Stimmchen ignorier ich jetzt ganz einfach )
Wahrscheinlich bin ich jetzt 2-3 Tage nochmal weg aus Berlin, aber am Samstag eh wieder zu Hause. Wo wohnst du eigentlich, welche Gegend? Weit von Berlin?

Weisst du, wenn's mir so mulmig ist mit irgendwo hingehn, dann stell ich mir auch oft vor was kann denn passieren... Und denke mir dann, wenn es wirklich nicht gut tut, dann kann ich doch auch einfach wieder gehen. Vielleicht hilft dir das auch ein bisschen für morgen abend?
Wenn es nicht gut ist, die (wenigen) Leute die du dort kennst, zu sehen, und du dich unter den "fremden" nicht wohl fühlen kannst, zwingt dich doch auch keiner dazubleiben. Aber wenn du hingehst, hast du es wenigstens probiert. Das ist doch schon mal ein ganz schöner Schritt. Wieder gehen kannst du ja immer noch.

Ich wünsch dir jedenfalls, dass du die Feier doch ein bisschen geniessen kannst!

liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 17. Jul 2003, 07:37
von Dagmar
Liebe Clara,
das denke ich mir auch schon die ganze Zeit: ich kann ja wieder gehen! Aber das Gefühl dann hinterher, das wird schlimm genug sein.
Ich habe auch Angst davor, dass man mir anmerkt, dass ich mich nicht wohlfühle und dass den anderen dann auch unbehaglich wird. Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, die ich gut kenne und mag dann ist das ja alles anders. Und ich glaube, dass auch keiner von denen eine Ahnung hat was mit mir los ist. Ich habe irgendwann mal gesagt, dass ich schon recht schüchtern bin, was ja noch eine gewaltige Untertreibung ist zur Zeit. Da haben alle gelacht und habens gar nicht geglaubt. Es gibt eben zwei Dagmars. Ist das bei dir auch so? Scheinbar hast du schon mit mehr Leuten darüber gesprochen als ich. Ich weiss noch nicht, ob ich dass jemals kann und auch nicht, ob es gut für mich wäre. So habe ich immer noch eine Gegenwelt, in der ich mich wohl fühle.
Hast du eigentlich schon andere aus dem Forum kennengelernt, oder überhaupt andere Leute mit ähnlichen Problemen? Von Berlin wohne ich leider ziemlich weit weg. Ich wohne in der Nähe von Nürnberg und arbeite in Nürnberg. Wenn ich bei Berlin wohnen würde, wäre ich vielleicht auch gekommen, wenn mich nicht kurz vorher der Mut verlassen hätte. Ich hätte mich da sogar drauf gefreut, die andern und besonders dich kennenzulernen. Aber Angst hätte ich trotzdem gehabt. So ähnlich wirds dir ja vielleicht auch gehen mit der Angst. Aber ich denke mir, dass es bestimmt gut wird bei euch. Ihr habt ja alle ähnliche Probleme, da kann man dann vielleicht auch mal aus sich rausgehen. Und vielleicht gemeinsam lachen und Spass haben.
Erzählst du mir davon?
Bei wievielen Theras warst du denn bevor du deine jetztige gefunden hast? Das muss ja auch schlimm sein, wenn man merkt, dass die Therapie nicht klappt und man wieder von vorne anfangen muss. Gut dass du jetzt mit deiner Thera zufrieden bist! Ist sie eigentlich auch ein Anlaufpunkt für dich, wenns mal ganz schlimm wird? Kannst du auch ausser der Reihe in Notsituationen zu ihr gehen? Ich habe mich dann bisher immer in mein Bett verkrochen und gewartet bis es wieder erträglich war.
Dann wünsche ich dir einen schönen Tag auf dem Kinderbauernhof mit den anderen aus dem Forum. Und wenns gut klappt könnt ihr das ja öfter machen.
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 21. Jul 2003, 13:27
von C.
Liebe Dagmar,

Das Gefühl dass man es mir doch anmerkt wenn ich nicht gut drauf bin, und dass anderen dann auch unbehaglich wird kenne ich auch gut. (Manchmal ist es auch wirklich so, denke ich, und manchmal ist es aber auch nur mein Eindruck, und ist oft gar nicht so schlimm für die anderen wie ich das empfinde...) Ehrlich gesagt ziehe ich mich dann normalerweise zurück. Und versuche dann, mir einfach nichts draus zu machen. Klappt nicht immer... Aber irgendwie komm ich dann schon drüber weg. Ist glaube ich (wie so vieles) Übungssache? Naja, und auch wie weit man schon wieder etwas stabiler ist? Wenn's mir sehr schlecht geht, vertrag ich eh kaum noch was. Aber dann geh ich auch nirgends hin.
Mir glaubt's auch meist keiner wenn ich sage dass ich schüchtern bin... Erstaunlicherweise manche manchmal schon, ist mir jedenfalls auch schon mal passiert - auch wenn es dann schnell wieder 'überspielt' wird mit 'komm, ein bisschen Ablenkung tut gut' oder ähnlichem. Tut aber gut, wenn es auch mal 'einfach da sein darf' dass ich eben nicht ständig die Starke, Mutige, ... bin. Es ist recht neu bei mir, dass ich auch mal sowas sage (bzw. bei Leuten die ich nicht so gut kenne), und wenn dann sage ich auch höchstens 'es geht mir grad nicht so gut' oder 'bin halt ein bisschen schüchtern', weiter nichts.
2 Freundinnen wissen etwas mehr, aber ausführlich drüber reden wie's in mir aussieht tu ich da auch nicht. Die eine reagiert eh meistens mit 'so schlimm ist das doch alles nicht, kannst du nicht dies-oder-jenes-tun...' (mir kommts oft vor wie 'reiss dich halt zusammen') und erzählt mir dann was sie schon alles unangenehmes erlebt hat oder was sie noch alles erledigen muss - da sag ich dann nichts mehr, höre noch eine Runde zu und gehe dann.
Bei der anderen kam glaub ich etwas mehr an, als ich mal das eine oder andere gesagt habe, und ich fand es sehr angenehm, dass sie es einfach hat stehenlassen, nicht abgetan.. Auch nicht gross drauf eingegangen, sondern es eher einfach angenommen als momentaner Teil von mir (?), damit hab ich mich eigentlich ganz wohlgefühlt. Bin auch ganz froh, dass es nicht immer wieder Thema ist. Ich tu mich eh eher etwas schwer mit 'zu anderen rennen und mein Leid klagen'... Sicher etwas, was ich vielleicht mal etwas mehr 'üben' müsste. Bin es wohl einfach nicht so gewohnt. Früher war ich immer eher diejenige wo die anderen hinkamen und ihr Herz ausschütteten. Das möchte ich so auch nicht mehr. (Naja, seit es mir nicht so gut geht sind diese Leute auch eher weggefallen - ist auch ok finde ich )

<Hast du eigentlich schon andere aus dem Forum kennengelernt, oder überhaupt andere Leute mit ähnlichen Problemen?>
Ich würde mal sagen ich bin dabei. Ich bin wohl normalerweise einfach etwas langsam mit solchen Sachen wie Menschen kennenlernen in den letzten Jahren. Das Gefühl von dünnem glatten Eis begleitet mich meist. Es fühlt sich gut an zu merken dass ich keine Risse höre unter meinen Füssen, auch wenn ich ständig die Ohren aufsperre nach dem kracken...
Hühnerdepperle (das Wort find ich so hübsch ) ist wohl meine häufigste Fortbewegungsweise geworden...
Manchmal auch einfach in's kalte Wasser springen - aber eigentlich lieber nur wenn irgendwo Land in Sicht ist.
Ich empfinde es als grosse Erleichterung, im Kontakt mit anderen Depressiven, dass man manche Dinge einfach gar nicht gross erklären braucht, dass die meisten ja vieles von sich selbst kennen, und es zur Abwechslung mal "ganz normal" ist dass es auch ganz tiefe Löcher geben kann und 'darf'...

In Sachen Thera-Suche habe ich schon eine ziemliche Odyssee erlebt. Mag eigentlich gar nicht so gern dran denken. Ist halt leider so, dass nicht alle "zueinander passen", und es auch viele Therapeuten gibt, die ihr 'Standardprogramm' durchlaufen lassen und damit dann eben manchmal daneben liegen. Blöd ist halt, dass es wenn's einem so richtig schlecht geht, schwer fällt das zu erkennen und sich wieder neu auf die Suche zu machen. Umso schöner, wertvoller, finde ich, wenn dann mal die "Chemie" stimmt.
Ob ich in 'Notsituationen' auch zwischendurch zu meiner Thera gehe? Hmm... ich weiss nicht ob ich es könnte...vielleicht ja? Getan hab ich es noch nie, weiss auch nicht ob ich es tun würde. Wenn die Not am grössten ist verkrieche ich mich eigentlich nur...

Wie war's denn bei dir mit der Feier? Bist du hingegangen?
Du hast sicher schon im thread "Berlin" gelesen, wie's gelaufen ist? Naja, es gibt ja hoffentlich noch mal einen Anlauf.
Ist jedenfalls ein sehr schöner Ort, der Kinderbauernhof, wie eine Oase in dieser grossen Stadtwüste...

Liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 21. Jul 2003, 14:13
von Dagmar
Liebe Clara,
bin gerade von meiner Thera zurück an meinen Arbeitsplatz gekommen und habe deine Mail gefunden. Hat mich sehr gefreut. Das ist jetzt genau das richtige für mich, dann fühle ich mich unter den ganzen „Normalos“ hier nicht so alleine und absonderlich, wenn ich weiss es gibt noch jemanden, der meine seltsamen Probeleme auch kennt und bei dem ich mich nicht verstecken muss. Ich glaube mit meiner Thera habe ich wirklich grosses Glück. Ob ich so eine Odyssee wie du durchhalten würde, weiss ich nicht.
Ich habe meinem Mann gesagt, dass er, wenn er will ruhig mit anderen darüber sprechen kann, dass ich Therapie mache. Ich glaube nämlich, dass ich mich in letzter Zeit ziemlich seltsam verhalten habe anderen gegenüber und ich will nicht, dass sich irgendjemand dadurch gekränkt fühlt.Aber selbst darüber sprechen kann ich nicht. Er hat es dann auch 2 Nachbarn erzählt und dabei erfahren, dass die auch schon selbst mal Therapie gemacht haben. Und ein anderer Nachbar hat mir erzählt, dass er gerade zur Thera geht, weil er massive psychsomatische Beschwerden hat. Scheint irgendwie eine ungesunde Gegend zu sein bei uns! Und ich müsste mich vielleicht wirklich nicht verstecken vor den anderen. Aber soweit bin ich noch lange nicht.
Das mit dem dünnen Eis kann ich sehr gut nachfühlen. Geht mir ganz ähnlich. Irgendwie liege ich dann manchmal auch richtig auf der Lauer in Erwartung von irgendwas, was jetzt wieder schief gehen könnte. Und bin dann manchmal völlig überrascht und erleichtert davon, dass andere die Dinge, die ich für ein Problem gehalten habe ganz leicht nehmen.
Dass du deinen beiden Freundinnen von dir erzählt hast finde ich gut. Ich denke, das sollte ich auch mal tun. Besonders bei meiner besten Freundin. Sie erzählt mir ja auch oft und eigentlich vertraue ich ihr auch. Aber dann müsste ich halt zugeben, dass es mir nicht immer gut geht und das fällt mir so schwer.
Ich finde es sehr schade, dass ihr euch am Sonntag verfehlt habt. Aber ihr könnt es ja bald nochmal versuchen.Und dann einen schönen Tag miteinander verbringen.
Die Feier bei mir war eigentlich ganz nett. Ich habe jemanden getroffen, den ich von früher her gut kenne. Das war meine Rettung. Wir haben uns den ganzen Abend unterhalten und ich hatte nur am Ende wieder etwas Angst, als ich mich dann verabschieden musste.
Jetzt wird mir gerade ein Programmfehler gemeldet, da muss ich dann wohl mal etwas arbeiten….
Bis bald!
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 24. Jul 2003, 08:23
von Dagmar
Liebe Clara,
wie geht es dir denn zur Zeit? Musst du dir jetzt eigentlich wieder einen neuen Mitbewohner suchen. Das stelle ich mir auch einigermassen stressig vor. Hoffentlich hast du die nötige Kraft und Ruhe dafür.
Ich habe gerade im Internet 2 Seiten entdeckt, die sich auch mit Depression beschäftigen: <www.dr.mueck.de> und
<www.rettetdiedepression.de>. Finde ich ganz interessant. Wie findest du es denn, Depression als natürliche Reaktion in schwierigen Lebenslagen oder bei Krankheiten zu erklären. Ich muss da noch mal drüber nachdenken, aber bisher leuchtet es mir schon ein.
Passiert es dir auch manchmal, dass irgendjemand zu aufdriglich wird und du abweisend sein musst, um dich zu schützen? War bei mir neulich so. Und jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen. Aber ich hätte es einfach nicht anders machen können. Und ich glaube, wenn ich ganz gesund wäre, dann hätte ich das auch getan, nur ohne das schlechte Gewissen. Aber in meiner Situation zur Zeit kann ich nie einschätzen, ob meine Reaktionen überzogen sind oder ganz normal. Kennst du das auch?
Liebe Grüsse und bis bald
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 24. Jul 2003, 12:00
von C.
Liebe Dagmar,

Ja, ich finde auch diese Erklärung von Depression als natürliche Reaktion klingt einleuchtend. (Gibt aber ja auch andere Formen der Depr., die lassen sich hiermit sicher nicht so 'einfach' erklären)
Ich hab auch den eindruck, dass es ganz schön viele Depressive gibt, die in ihrem Leben traumatische Erfahrungen gemacht haben.
Die Internetseiten kenne ich (noch) nicht.

Tja, dieses Thema mit dem abgrenzen. Wichtiger und seeehr schwieriger Punkt finde ich.
Dieses schlechte Gewissen dabei in bestimmten Situationen kenne ich gut.
Und das schlecht einschätzen können der Handlungsweisen anderer und der Heftigkeit oder Angemessenheit der eigenen Reaktion auch.
Ein Thema was mich immer wieder beschäftigt.

Wenn jemand zu aufdringlich wird, bzw. man selbst das so empfindet, ist erstmal die einzige mögliche richtige Reaktion, finde ich, sich zu Schützen.
Wenn man es schafft, dass dann noch (einigermassen) freundlich (aber bestimmt), und ohne arg zu verletzen oder gar 'einfach um sich zu schlagen', hinzukriegen, dann ist das in einer Situation wo man sich bedrängt oder gar bedroht fühlt, schon eine beachtliche Leistung. Manchmal hilft auch einfach weggehen.
Da kommt dann auch wieder dieser Rückzugs-Punkt ins Spiel, von dem ich so wichtig finde, dass man nicht im Rückzug verharrt und dann etwa nicht mehr rauskommt.
Das übertriebene schlechte Gewissen ist bei mir auch oft so ein rechter Plagegeist. Den loszuwerden ist ja nicht einfach... Aber wichtig, denke ich. Wobei ich dann wieder an dem Punkt bin, wie schätzt man Situationen richtig ein, wie unterscheide ich das eine vom anderen und welche Reaktion 'angemessen' ist.
...

Mir geht's nicht so gut zur Zeit. Die ganz grosse Verzweiflung hat zum Glück nachgelassen, die akute Panik, ich spüre auch öfters wieder mehr Mut, und Vertrauen, in manchen Situationen.
Naja, aber alles ziemlich wackelig.
Tja, ja, ich muss mir wieder eine/n neue/n Mitbewohner/in suchen. Wohl lieber /in. Find ich grad überhaupt nicht einfach (allein schon dran zu denken...). Ja, super-stressig, für mich. Kämpfe ja grad überhaupt sehr dagegen an, mich nur noch zurückziehen zu wollen. Begegnungen mit unbekannten Menschen? *zähneklapper/grusel* (ach naja, der Galgenhumor hält mich wenigstens aufrecht *g*)
Ich muss das ganz dringend schleunigst auf Reihe kriegen. Nagt sehr an mir.
Ich versuche, mich trotz allem in Gelassenheit zu üben, und ruhig zu bleiben, und auszuhalten. Und mal wieder mit ganz kleinen, langsamen Schritten zu gehen (auch wenn ich mir schon wieder verzweifelt siebenmeilenstiefel wünsche).
Probleme haben leider oft die unangenehme Eigenschaft, sich zu vermehren wenn man sie nicht schnell genug lösen kann.
Naja. Ruhig bleiben, tief atmen, langsam aber stetig angehen. Schauen, was ich jetzt machen kann, möglichst kleine Teilstücke, damit auch was klappt, und das dann auch versuchen zu TUN. Und mir verzeihen wenn ich was nicht geschafft hab. (bei kleinen Stückchen vielleicht auch ein bisschen einfacher?)
Irgendwie wirds schon wieder werden.

liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 25. Jul 2003, 08:12
von Dagmar
Liebe Clara,
das ist schön, dass du manchmal schon wieder Mut spürst! Daran kannst du ja immer denken, wenn gerade alles wieder mal dunkel ist. Dann wird es vielleicht auch insgesamt wieder besser. Ich finde es sowieso sehr mutig und richtig, dass du nicht alleine leben willst. Zurückziehen in der Wohnung kannst du dich dann ja immer noch. Also viel Glück bei der Suche nach einer neuen Mitbewohnerin.
Habe gerade versucht, ein Smilie einzufügen. Klappt bei mir aber nicht. Ich kann es auch nicht aus deinen Beiträgen kopieren. Wie fügt man die Dinger denn ein? Ich arbeite zwar die ganze Zeit am Rechner, aber das kann ich doch noch nicht ...
Mit den Abgrenzung von Leuten habe ich auch so meine Probleme. Es passiert mir immer wieder, das ich wo reingerate, wo ich eigentlich gar nicht hinwill. Und der Rückzug ist dann natürlich schwierig. Und verletzen will ich natürlich niemanden. Aber ein paar Unterschiede zwischen Leuten, die ich wirklich mag und solchen, mit denen ich nicht so gut zurecht komme muss ich schon machen. Meistens regelt sich das ja von alleine, aber manchmal halt auch nicht. Und dann stehe ich wieder da, muss irgendwie reagieren, und fühle mich ganz ganz schlecht.
Dass es für Depressionen viele Ursachen gibt glaube ich auch. Und traumatische Erlebnisse kann man bestimmt nicht leicht bewältigen. Ohne Therapie geht es vielleicht gar nicht.
Manchmal muss man sich schon helfen lassen dabei, alte Denkmuster zu ändern und auch Verhaltensweisen. Und vielleicht schafft man es ja so, in kleinen Schritten das Grundgefühl etwas zu verbessern.
Ich merke gerade, dass ich heute recht zerfahren bin. Kann gar nicht auf den Punkt bringen, was ich dir noch alles sagen möchte.
Auf jeden Fall wünsche ich dir schon mal ein angenehmes, ruhiges Wochenende und erholsamen Schlaf.
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 25. Jul 2003, 13:07
von C.
Liebe Dagmar,

nur ganz kurz, zu den smilies: ich mach das über tastatur, für den tippe ich DoppelpunktStrichKlammerzu, also ":-)" (ohne die " " )
es gibt in der smilies hilfe eine Liste, welche Zeichen/text man eintippen muss für welche smilies.
probiers doch mal aus sind auch hübsche hüpfer dabei und sonst noch einiges

liebe Grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 25. Jul 2003, 13:59
von Dagmar
Liebe Clara,
das muss ich gleich mal testen .
Ich wünsceh dir ein sonniges Wochenende.
bis bald!
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 28. Jul 2003, 09:41
von Dagmar
Liebe Clara,
hoffentlich gehe ich dir nicht auf die Nerven, aber mir ging es am Wochenende gar nicht gut und ich muss da ganz dringend mal drüber reden. Das ganze hat eine ziemlich lange Vorgeschichte. Einer meiner Kollegen hat vor einiger Zeit mit seiner Freundin Schluss gemacht. Er hatte über längere Zeit eine Beziehung zu 2 Frauen.
Nun verkraftet diejenige, die er nicht mehr sehen will das überhaupt nicht. Sie hat angefagen ihn zu terrorisieren.
Ruft ständig bei ihm an, beschimpft ihn, bringt alle seine Nachbarn gegen ihn auf, lässt ihn von einem Detektiv bewachen usw. usw.. Vor einiger Zeit hat sie nun leider auch meine Telefonnummer rausgefunden und ruft auch dauernd bei mir zu Hause und in der Arbeit an. Bei einem anderen Kollegen hat sie auch schon angerufen.
Das mit dem Telefonieren gefällt mir zwar nicht, aber ich halte es schon aus. Sie weint oft am Telefon und mir tut sie wirklich leid. Aber sie schimpft eigentlich dauernd über meinen Kollegen und erzählt mir Geschichten von ihm, die ich einfach nicht glauben kann. Bei seinen Nachbarn macht sie das scheinbar genauso.
So das ist die Vorgeschichte. Letzte Woche hat sie jetzt angerufen und aht angekündigt, dass sie mich besuchen will. Das war mir gar nicht recht. Und ich habe ihr das auch gesagt. Natürlich hatte ich danach gleich ein schlechtes Gewissen, weil sie bestimmt genauso dringend Hilfe braucht wie ich. Aber ich bin trotzdem hart geblieben. Gottseidank wohnt sie ziemlich weit weg und ich dachte, dass damit alles erledigt wäre. Aber am Samstag morgen um 10:00 kloft jemand bei uns zu Hause an die Tür. Ich hatte die Nacht vorher nicht gut geschlafen und war noch im Bett, mein Mann war auf der Toilette. Einige Zeit später klingelt es heftig mehrere Male. Mein Mann ist dan rausgegangen und hat noche ein Auto wegfahren sehen. Und vor unserer Tür stand ein Geschenk. Kurz darauf hat sie angerufen und nur kurz zu meinem Mann gesagt, dass sie sich bei mir bedankt, obwohl ich mich so schrecklich ihr gegenüber verhalten habe.
So und das war dann einfach zu viel für mich. Ich sass danach nur noch auf dem Sofa und konnte lange nicht aufhören zu weinen. Und das obwohl doch gar nichts passiert war! Ich habe völlig überreagiert und noch den ganzen Tag gebraucht, um einigermassen wieder auf die Reihe zu kommen. Und jetzt fühle ich mich so schlecht, weil ich so abweisend war. Aber sie ist so ganz anders als ich, voller Rachegedanken und hält es für völlig selbstverständlich alles möglich zu tun, um meinem Kollegen jetzt das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Ich habe ihr schon oft gesagt, dass sie zur Ruhe kommen muss und sich von einem Psychlogen oder Arzt dabei helfen lassen soll. Aber sie hält sowas scheinbar für eine Schande und denkt, dass sie das nicht braucht.
Ich bin immer noch ganz durcheinander, hauptsächlich wegen meiner eigenen Reaktion.
Was meinst du denn Clara, habe ich mich sehr falsch verhalten? Muss ich da was korrigieren? Was hättest du an meiner Stelle gemacht?
Vielen Dank für deine Geduld!
Viele liebe Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 28. Jul 2003, 11:32
von tomroerich
Hallo Dagmar,

entschuldige wenn ich hier so reinplatze, ich war ja nicht angesprochen aber wenn ich so etwas lese, quillt mir die Galle!
Diese Frau hat offensichtlich erkannt, dass du dich nur schlecht abgrenzen kannst und nutzt das schamlos aus. Sie missbraucht dich als seelischen Mülleimer und vermutlich will sich dich benutzen, um Einfluss auf ihren Geliebten (deinen Kollegen) zu nehmen.
Egal, wie schlecht es ihr geht und egal, wie sehr sie weint: Sie will etwas von dir und deshalb darfst auch du die Regeln bestimmen. Und was du nicht willst, muss sie akzeptieren. Das mit dem Geschenk ist Erpressung, mehr nicht. Und dann noch diese Botschaft 'Eigentlich hast du das ja nicht verdient aber in meiner unendlichen Güte....' also NEEE!
Lass das bloß nicht mit dir machen, du gerätst in Teufels Küche wegen deines Kollegen und musst am Ende dafür büßen durch kollegiale Reibereien oder schlechte Gefühle!
Ich finde das eine echte Unverschämtheit, die nicht zu rechtfertigen ist und sei der Liebeskummer noch so schlimm!
Leute gibts, tz tz...

Herzlicher Gruß

Thomas

sorry Clara, wollte dir nicht vorgreifen, habs aber trotzdem getan

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 28. Jul 2003, 11:57
von Dagmar
Hallo Thomas,
es war gut, dass du "hereingeplatzt" bist. Was du sagst, ist erfrischend nüchtern. Wenn ich das alles durchdenke, dann weiss ich ja auch, wie das alles läuft. Das schlimme ist nur, dass ich trotzdem alles ganz anders empfinde. Fühle mich schuldig irgendwie. Aber das wollte sie vielleicht ja auch.
Danke für deine Antwort. Hat mir gutgetan.
Viele Grüsse
Dagmar

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 28. Jul 2003, 18:36
von tomroerich
Hallo Dagmar,

mir ist das nicht unbekannt, wirklich nicht. Zu mir kann man auch kommen, etwas verlangen und wenn ich dann ablehne, muss ich noch lange darüber nachdenken, ob das nun "richtig" war. Aber das ist lange nicht mehr so ausgeprägt bei mir, wie es schon einmal war. Ich übe mich im Abgrenzen und mache gute Erfahrungen damit. Letzten Endes braucht man dazu aber ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse, die man der Forderung von außen gegenüberstellt und dann abwägt.

Ich habe für mich herausgefunden, dass es gut ist, so zu handeln, als sei man in Übereinstimmung mit den eigenen Gefühlen, auch wenn das so nicht ist. Also die Erkenntnis 'Ich lasse mich zu schnell missbrauchen' umzusetzen in eine Verweigerungshaltung, auch wenn zunächst die Gefühle nicht mitspielen wollen. Es geht ja auch darum, zu erleben, dass nichts Schlimmes passiert, wenn man das tut. Die Gefühle werden sich im Lauf der Zeit dann deinem neuen Verhalten anpassen.

Gruß von

Thomas

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 29. Jul 2003, 04:31
von C.
Nö, Dagmar, gar nix mit falsch verhalten finde ich, im Gegenteil: gut, dass du ihr gesagt hast du möchtest nicht dass sie vorbeikommt!
Ich finds ganz wichtig, dass du da nicht deine ganze energie in diese geschichte, und für diese frau, da reinsteckst.
du bist doch in keinster weise verpflichtet, dich darum zu kümmern, du hast aus nettigkeit schon einiges getan. und wenn du sagst jetzt möchtest du das nicht, dann ist das völlig ok: sehr wichtig, und vollkommen richtig, finde ich.

du schriebst:
<...und nur kurz zu meinem Mann gesagt, dass sie sich bei mir bedankt, obwohl ich mich so schrecklich ihr gegenüber verhalten habe.>
sag mal, hat sie das so gesagt, "obwohl du dich so schrecklich ihr gegenüber verhalten hast"? oder war das jetzt deine 'über-selbstkritische' meinung über dich, von dir dazugesetzt in dem satz?

wie auch immer, dass es dich sehr mitgenommen hat kann ich gut nachvollziehen.
ich finde auch, wenn jemand an der tür klingelt obwohl man gesagt hat man möchte nicht besucht werden, ist das für meinen geschmack eine grenze überschritten.

falls sie einfach für das, was du vorher schon alles für sie getan hast (und das solltest du nicht unterschätzen, ist ne ganze menge, und nicht selbstverständlich, für die meisten), dir ein dankeschön und ein geschenk geben wollte, war das ja vielleicht auch einfach nett gemeint(?), aber ich verstehs sehr gut dass dieser 'besuch' der ja ausdrücklich nicht gewünscht war, dir einfach zu viel war.

ist nicht einfach, sich abgrenzen zu lernen. aber möglich. Und daran zu arbeiten KEIN schlechtes gewissen zu haben wenn man dann mal (nachdem du ja oft für sie da warst...) sagt nee, jetzt kann ich nicht.
zumal ich annehme du sagst sowas wahrscheinlich auch erst wenn du's grad wirklich nicht mehr kannst...
das könnte vielleicht ein erster schritt sein, an diesem schlechten gewissen zu arbeiten?
ich find jedenfalls es ist dein gutes recht zu sagen wann du nicht mehr willst - oder sogar nicht mehr kannst - und ganz wichtig dass du's sagst! und dass es respektiert wird!

war jetzt ziemlich ungeordnet, soweit halt für jetzt. hab noch einige gedanken... aber ohn ordnung drin isses genug für heut..
ich geh jetz schlafen..
gut nacht

liebe grüsse,
Clara

Re: Das altbekannte Tiefe Loch...

Verfasst: 29. Jul 2003, 07:25
von Dagmar
Hallo Thomas,
das habe ich schon befürchtet, das man sowas auch üben muss. Aber wie macht man das denn? Ich habs ja schon manchmal versucht, leider nur mit sehr mäßigem Ergebnis. Jedenfalls was mein Gefühl angeht.
Mein Mann ist ja leider krank und er muss immer wieder mal Krankengymnasik machen und das üben, was für Gesunde selbstverständlich ist, gerades Gehen z.B.. So stelle ich mir das jetzt einfach auch für mich vor. Irgendwann wird mein Hirn hoffentlich begreifen, dass es auch noch andere Bahnen gibt, zu reagieren!
Und zum Üben habe ich leider noch reichlich Gelegenheit. Gestern kam schon wieder ein Anruf von besagter Dame. Wüsste zu gern, was man wirkungsvoll dagegen tun kann. sie ist ja nich nur bei mir so hartnäckig.
viele Grüsse
Dagmar