lebenslänglich

jolanda
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Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: lebenslänglich

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Dann habe ich dich wahrscheinlich verwechselt. Komme aus Bielefeld. A8 ist die Depressionsstation dort und ich dachte, wir wären da mal gleichzeitig gewesen Ende 2003 oder Anfang 2004

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: lebenslänglich

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
leider kann ich euch nicht einzeln namentlich zurückmelden,habe aber einen wichtigen Nachtrag.
Lebenslänglich---wer hätte den Mut gehabt,das vor 20Jahren auszusprechen.
Ich habe keine klare Diagnose,bin eine "bunte Patientin".
Vor drei Jahren habe ich den Rat einer lieben Freundin angenommen und hab einen Homöopathen aufgesucht. Leider konnte er mir nicht helfen,warnte sogar,ich sei viel zu krank.
Aber ich bekam eine Empfehlung,und glückliche Fügung,den Arzt kannte ich schon sehr lange.
Habe nach sorgfältiger Diagnostik (4Stunden) eine homöopathische Substanz bekommen.
Nach 1/2 Jahr konnte ich wieder Musik wahrnehmen, Gefühle erahnen,Hoffnung spüren.
Ehrliche Aussage des Arztes: 4-5Jahre werden vergehen,bis wir von Heilung sprechen können.
Ich habe bisher wenig darüber hier im Forum geschrieben,jede Behandlung erfordert eine ungeheure Erfahrung des Arztes,aber bei dem Thema lebenslänglich---- wollte ich es euch anvertrauen.
Nichts zum Nachmachen,kein Allheilmittel,aber eine Medizin,wo ich zum ersten Mal---als ganzer Mensch wahrgenommen wurde.
Zwei Episoden kamen,waren schwächer und kürzer.
Die Schulmediziner belächeln meine "Dummheit".
Ich war auf einer Fachtagung mit 200 Ärzten,wo ich den bisherigen Verlauf erzählt habe,es waren Ärzte,auf dem Weg zu besseren Behandlungsansätzen.
Sicher gibt es keine Garantien,auch keine schnellen Erfolge,aber mir einen Überweisungszettel in die Hand zu drücken,mit dem Stempel---chron.Depression/bipolar--- nicht mal ein Gespräch--- das ist SCHULDMEDIZIN.
anna54
PS: mein Profil ist offen,für nähere Information
no name
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Re: lebenslänglich

Beitrag von no name »

Hallo anna,

das freut mich für dich, dass du einen solchen Arzt gefunden hast, der die entsprechende Substanz für dich gefunden hat, die dir auch hilft.
Was klassische Arzneimittel angeht, so habe ich bereits 20 verschiedene ausprobiert, ohne Erfolg. Einen großen Teil davon musste ich relativ schnell auf Grund von Nebenwirkungen wieder absetzen.
Im Moment nehme ich noch ein Antiepileptika zur Langzeitprophylaxe (Stimmungsstabilisierung) und Johanniskraut (das ich dies trotz schwerer Depressionen verordnet bekam, das war mein Wunsch und auch die Erkenntnis meines Arztes, da bisher kein klassisches AD Wirkung zeigte).
Teilweise, weiß ich wirklich nicht, warum ich diese überhaupt noch nehme und spiele mich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken alles abzusetzen, da ich ja doch immer wieder in heftige depressive Phasen rutsche. Da stellt sich bei mir natürlich die Frage, ob es dann überhaupt Medis braucht.

Was die Schulmedizin angeht, bzw. meinen behandelten Psychiater, so fühle ich mich seit Anfang an in sehr guten kompetenten Händen, die mich zusätzlich von der menschlichen Seite überzeugen.
Bereits mit Beginn der Erkrankung habe mich kontinuierlich mit allem sehr intensiv auseinander gesetzt, im Besonderen mit den Arzneimitteln. Ich habe nie, selbst in den schlechtesten Phasen und auch während meiner stationären Aufenthalte, vorbehaltlos und ohne vorherige umfangreiche Informationen die AM eingenommen.
Im Laufe der Zeit habe ich mit meinen behandelten Ärzten die Erfahrung gemacht, dass die aufklärenden Gespräche, als auch die Diagnostik so umfangreich waren, dass sie mir nichts vorenthielten, da sich ihre Informationen mit meiner eigenen Recherche gedeckt haben.
Ich habe das Glück, dass sich mein Psychiater sehr viel Zeit für unsere Gespräche nimmt, ich mich immer sehr ernst und auch, so wie du es beschreibst, als ganzer Mensch wahrgenommen wurde. Der Befundbericht, in dem dann die chronische Depression als Diagnose festgehalten ist, wurde nicht über meinen Kopf hinweg verfasst, sondern es fand im Vorfeld ein sehr ausführliches Gespräch (wohlgemerkt ein Gespräch, nicht nur eine Erklärung meines Arztes) statt.
Gleichzeitig wurde von meinem Arzt festgehalten, dass selbst die Pharmakotherapie nur unzureichenden Erfolg zeigte.
Trotzdem war ich natürlich über die Diagnose sehr erschrocken, auch wenn ich es selbst bereits vorher irgendwie geahnt hatte.
Nach einer Weile habe ich mir dann gedacht, dies jetzt schwarz auf weiß zu haben, mag evtl. nicht nur von Nachteil sein, da es mir vielleicht so besser gelingt mich damit abzufinden, die Krankheit wirklich auch anzunehmen und noch besser damit umzugehen können.
Hat ja auch für einige Zeit (ein ganzes Jahr ohne Krisenintervention in der Klinik, ein richtig guter, langer Erfolg für mich) wirklich gut funktioniert.
Doch, wenn ich dann, wie im Moment wieder in ein tiefes Loch rutsche, wenn's mir richtig schlecht geht, dann bin ich absolut frustriert, habe keine Kraft und Geduld mehr und es wehrt sich in mir alles dagegen, dies ein Leben lang zu ertragen.

Zum Thema Schulmedizin kann ich von meiner Seite nur sagen, dass ich bisher für mich keinen Grund sehe, diese zu verteufeln. Meine persönliche Meinung ist, dass, und das lese ich in diesem Forum immer wieder, viele hier gute Erfahrungen mit klassischen Arzneimitteln haben, sich dadurch wesentlich besser und stabiler fühlen. Wenn ich das gesamte Spektrum der Schulmedizin betrachte, so finde ich, hat sie durchaus ihre Berechtigung, was jetzt nicht heißen soll, dass ich von allem generell überzeugt bin und nach wie vor nicht alles sehr genau hinterfrage.

Auch mit der Homöopathie habe ich mich bereits seit langem befasst, nicht nur auf dem Gebiet der psychischen Erkrankung, sondern bereits vor Jahren, als meine Kinder noch sehr klein waren.
Wie der Schulmedizin, so sind auch der Homöopathie allerdings Grenzen gesetzt.

Eine gewisse Neugierde und Interessiere an dem Inhalt deines Posting kann ich nicht bestreiten und nütze evtl. noch dein Angebot für weitere Informationen.

So, dass ist nun viel länger geworden, als ich gedacht hatte. Evtl. habe ich mich auch ein wenig umständlich ausgedrückt, aber im Moment fällt es mir einfach schwer etwas vernünftiges zu Papier zu bringen.

Viele Grüße

no name
Sommerkind
Beiträge: 5
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Re: lebenslänglich

Beitrag von Sommerkind »

Hallo Jolanda,

vor ein paar Jahren sprach ich mit einer guten Bekannten darüber, benutzte auch das Wort Lebenslänglich und im weiteren immer mal wieder "für immer".

Wenn ich heute daran zurück denke, meine ich noch immer, dass ich chrnoisch erkrankt bleiben werde. Aber es gibt viele chronische Krankheiten / Behinderungen die eben da sind, aber mit denen man lebt.

Ich benutze bewusst nicht das Wort leben MUSS. Man kann. Man muss nicht.

Damals war ich noch ein paar Jahre jünger und ich war sehr sehr trotzig. Mein Verlangen war, die Welt zu verändern. Ich glaube das will man einige Zeit lang.

Ich erkenne in meiner Einstellung zu mir noch viel kindliches. Trotz vor allem. Da ist ein großes Versorgungsloch von Früher in mir. Da kann eine Menge herein fallen ohne das es sich füllt. Jede Zuwendung von mir an mich oder von anderen an mich fällt da erst mal rein. In das Loch von früher. Das ist also klar, wenn alles so sinnlos versickert das man es kaum oder gar nicht spürt. Das man da trotzig wird, das alles was man geschafft und geschaffen hat so sinnlos wirkt. Es liegt doch in des Menschen Natur trotzig zu werden und verärgert. Das bringt uns, so wie die Neugier weiter. Es treibt uns an nicht alles hinzunehmen.

Hm.. Das sind so ein paar Gedankenfragmente die mir dazu im Kopf rum geirrt sind.

Sommerkind
glücklich ist

wer vegisst

dass er nicht

zu retten ist
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: lebenslänglich

Beitrag von jolanda »

Hallo!

>Ich erkenne in meiner Einstellung zu mir noch viel kindliches. Trotz vor allem. Da ist ein großes Versorgungsloch von Früher in mir. Da kann eine Menge herein fallen ohne das es sich füllt. Jede Zuwendung von mir an mich oder von anderen an mich fällt da erst mal rein. In das Loch von früher. Das ist also klar, wenn alles so sinnlos versickert das man es kaum oder gar nicht spürt. Das man da trotzig wird, das alles was man geschafft und geschaffen hat so sinnlos wirkt. Es liegt doch in des Menschen Natur trotzig zu werden und verärgert. Das bringt uns, so wie die Neugier weiter. Es treibt uns an nicht alles hinzunehmen.<

So ähnlich ist das bei mir auch.
Wie alt bist du jetzt?

Seltsam ich wollte gerade etwas zu dem Thema hier rein schreiben und da lese ich diese Antwort von dir.

Was ich eigentlich schreiben wollte (jammern?):

Mir reicht es nicht, dass Menschen sich um mich sorgen. Ich sehne mich nach Fürsorge. Sorge reicht nicht. Und selbst das um mich Sorgen bekomme ich nur, wenns mir schlecht geht. Und sowas ähnliches wie Fürsorge nur in der Klinik. Aber dazu muss es mir richtig mies gehen, sonst kann ich da nicht hin.
Also einerseits will ich ja nicht, dass es mir so schlecht geht, andererseits ist die Verlockung mich da rein fallen zu lassen - um Fürsorge zu bekommen - so wahnsinnig groß

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: lebenslänglich

Beitrag von anna54 »

Hallo no name
danke für die ausführliche Antwort.
Ich bin nach wie vor bei der gesamten Medikation der Psychiatrischen Klinik.Es war meine Bedingung bevor ich mit dem homöopathischem Arzt die Diagnostik begonnen habe.
Es war auch seine Bedingung,er arbeitet seit über 25Jahren mit psychisch kranken Patienten.
Ich habe es begonnen mit der Erwartungslosigkeit der absoluten Hoffnungslosigkeit. Ich wollte nicht viel Informationen,ich wollte keine Hoffnungen wecken,deren Erfüllung ich dann mir auch hätte einbilden können.
Ich habe zunächst niemandem davon erzählt,fast ein Jahr nicht,es war mir zu heikel,ich habe 40Jahre als Medizinische Fachkraft gearbeitet,da kennt man die Vorbehalte und fast "feindlichen" Einstellungen.
Wir haben hier leider die Vermischung mit Heilpraktikern denen ich nichts absprechen möchte,jeder soll bei seinen Erfahrungen bleiben.
Mein Arzt hat nach dem Medizinstudium in Indien weitere 5Jahre studiert,das wusste ich,das war die Basis meines Vertrauens.
Ich glaube an die Fähigkeit des Körpers ---heil zu werden. Was ihn heilen kann,das ist ein weites Feld.
Meine Krankheit wird bleiben,ich kann lernen die Phasen früher zu erkennen und den Absturz mehr als ein Stürzen wahrzunehmen,mit den Möglichkeit wieder aufzustehen.
Die Sicherheit,mir selbst helfen zu können,kam zurück,Zuversicht nicht jedes mal einer geschlossenen Psychiatrie ausgeliefert zu sein,wurde stärker.

Mein Alltag ist klein und strukturiert geworden,das fällt mir schwer,mir fehlen viele normalen Dinge des Lebens---aber mein Gehirn verträgt keine Überlastungen.
Ich habe die schlimmen Erfahrungen in der geschlossenen Psychiatrie erlebt,leider.
Es gab auch gute Behandlungszeiten,ganz besonders in der Tagesklinik,da war ich mit den Ärzten und Therapeuten auf Augenhöhe.
Zwei Aufenthalte in einer anderen Klinik haben alles zerschlagen,ich durfte das hier nicht schreiben.
Die wichtigste Basis aller Behandlung und Diagnostik ist Achtung und Vertrauen.Ich freue mich mit jedem Patienten,der davon berichtet und sich gut umsorgt weiß.
Neben allem Fachwissen,das heute jedem jederzeit zur Verfügung steht,gibt es eine Basis,die wir nicht wissenschaftlich erfassen können.
Ich glaube an den Anstoß zur Selbstheilung,wobei ich mit meiner gesunden Skepsis vielen "Heilern" entkommen bin.
anna54
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