Schwanger und in einer Sackgasse

Minja
Beiträge: 154
Registriert: 21. Mär 2011, 21:02

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Minja »

Hallo Du,

ich erzähl Dir mal meine Geschichte.

Mein Mann und ich - wir waren schon 5 Jahre verheiratet als wir uns entschlossen, nun endlich unseren Kinderwunsch umzusetzen. Meine Ausbildung war zu Ende, ich hatte einen Job - alles bestens.

Leider klappte es nicht, erst 1 Jahr, dann 2 Jahre - wir gingen zum Arzt. Ich bekam immer stärkere Unterleibsschmerzen und die Jahre gingen weiter ins Land.

Nach 7 Jahren war ich endlich so weit, mich auf eine Kinderwunsch-Therapie einzulassen - sprich eine künstiche Befruchtung zu versuchen. 1 Jahr zuvor begann ich meine 2. Psychotherapie wg. dem unerfüllten Kinderwunsch und nahm auch erstmalig ein Antidepressivum, was mein Leben sehr ins Positive veränderte. Da ich dann aber schwanger werden wollte, setzte ich das Medikament ab und begann dann nach einiger Zeit die Kinderwunsch-Therapie (Spritzen von Hormonen etc.).

Mir ging es immer schlechter - während der Therapie, beim Einsetzen der Embryonen, beim Warten auf den Test. Als uns das Testergebnis mit Positiv mitgeteilt wurde, bangte ich ständig nur, dass das Kind auch überleben möge, denn ich hatte 2 Jahre zuvor bereits eine Fehlgeburt erlebt.

Während dieser ersten 2 Wochen nach dem positiven Test, rutschte ich psychisch so stark ab, dass ich die Notfallambulanz aufsuchte - ich war nur noch am heulen - den ganzen Tag, ich hatte Alpträume, Wahnvorstellungen, Angst, Panikattacken. Ich glaube, etwas Schlimmes und Unverzeihliches getan zu haben und den Tod zu verdienen. Ich wollte das Kind auf einmal nicht mehr haben.

Wir haben uns sooo sehr um ein Kind bemüht, so gekämpft und einiges auf uns genommen und als ich endlich schwanger war, wollte ich es nicht mehr! Es war einfach furchtbar.

Ich wurde dann stationär aufgenommen und entschied mich erst mal gegen Medikamente, weil ich Angst hatte, das Kind könnte Schäden davontragen (eine Abteibung kam für mich allerdings nicht in Frage). Diese 2 Wochen waren echt die Hölle!

Dann entschieden wir uns - ungefähr in der 8. SSW doch für ein Medikament - eben wie bei Dir das Sertralin. Das soll sehr sicher sein und kaum Schäden verursachen. Es ging ganz, ganz langsam aufwärts.

Ich konnte während dieser ganzen Zeit überhaupt keine Bindung zu meinem ungeborenen Kind aufbauen. Ich war wie tot, was meine Gefühle ihm gegenüber betraf. Es hat Monate gedauert bis ich es annehmen und mich auch auf dessen Geburt freuen konnte! Aber diese Gefühle kamen! Hab auch Du Geduld.

So eine Schwangerschaft ist ein einschneidendes Erlebnis! Das haut sogar manchmal Gesunde um und uns Depressiven und dann auch noch ohne Medikamente ganz besonders!

Zur Frage, ob wir Kinder haben sollten, kann ich Dir ein Buch emfpehlen: Depression und Mutterschaft heißt es.

Mein Sohn ist mittlerweile fast 4 Jahre alt und Dank Medis komme ich ganz gut klar. Ich hatte zwar vor 6 Monaten wieder einen Rückfall (auch wegen einer Medikamentenumstellung und massivem Stress), aber das haben wir wieder hinbekommen. Ich war 8 Wochen in der Klinik und mein Kleiner hat es gut verkraftet.

Ich bin davon überzeugt, dass wir Depressiven eigentlich starke Menschen sind und damit auch gute Mütter - vor allem, wenn wir uns rechtzeitig helfen lassen.

Alles Gute Euch Zweien bzw. Dreien :o)


LG Minja
Hoffnungsengel
Beiträge: 71
Registriert: 16. Aug 2011, 23:29

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Hoffnungsengel »

Danke Minja für Deine Geschichte ich bin im MOment nur nicht in der Lage viel dazu zu schreiben. Sorry
Minja
Beiträge: 154
Registriert: 21. Mär 2011, 21:02

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Minja »

Das kann ich verstehen. Ist auch kein Problem. Musst auch nichts dazu schreiben.

Ich wünsche Dir viel Kraft und liebe Menschen um Dich herum!


LG Minja
Hoffnungsengel
Beiträge: 71
Registriert: 16. Aug 2011, 23:29

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Hoffnungsengel »

Ich danke euch allen für eure Worte und eigenen persönlichen Geschichten. Ich habe meine Entscheidung für mich getroffen und ich hoffe ich werde damit leben können und nicht dran zerbrechen.
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von kormoran »

gute wünsche für dich!
ganz lieber gruß
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Antiope »

Chomaliel,

Du hast die Entscheidung getroffen. Es war die, die im Moment die einzig mögliche war.
Ich würde Dir vorschlagen: drucke Dir diesen Thread aus. Nur deshalb, wenn Du wieder Dich selbst in Frage stellst, dass Du Deine heutige Situation Dir selbst vor Augen führen und Dich an alles "erinnern" kannst. Und verspreche Dir selbst: niemals mit Dir herumrechten. Du hast die Entscheidung getroffen, aus jenen Gründen. Verspreche es Dir. Stelle Dich da bitte niemals selbst in Frage.

Wünsche Dir alles alles Gute!
Hoffnungsengel
Beiträge: 71
Registriert: 16. Aug 2011, 23:29

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Hoffnungsengel »

Ich werde es versuchen, auch wenn es heute schon nicht einfach ist, aber Du hast voll und ganz recht ich muss mir immer vor Augen halten, dass ich es mir lange lange überlegt habt und es die für alle zu dem Zeitpunkt beste Entscheidung war. BASTA
FrauRossi
Beiträge: 3165
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Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Chimaliel,

Gut daß du eine Entscheidung treffen konntest! Auch schwierige Entscheidungen müssen gefällt werden. Das hast du gut gemacht!

Es ist nicht wichtig ob du kurz oder lang überlegen musstest. Wichtig ist nur was für dich richtig ist.

Entwerte deine Entscheidung nicht durch: "es ist für alle das beste"
und
gib deiner Entscheidung keinen Wert durch: "ich habe schließlich lange überlegt"

Das ist nicht wichtig, nur du bist es! Und du hast das gut gemacht. Lass dir NIE was anderes einreden.

Ich wünsche dir viel Kraft! Schau nach vorn. Schau auf dich. Und viel Glück bei deiner Kliniksuche.

LG FrauRossi.
anna54
Beiträge: 3713
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Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von anna54 »

Hallo lieber Hoffnungsengel

du hast es schon gesagt,und damit BASTA.

Du braucht jetzt deine Kraft für dich,bloß nicht mehr verunsichern lassen.
Ich wünsche dir ganz viel Hilfe und liebe Menschen,die für dich da sind.
Ich finde es sehr bemerkenswert,dass du dich hier auch so offen gezeigt hast,das zeigt,wie verantwortlich du zu einer Entscheidung gekommen bist.
Alles Liebe
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von anna54 »

Hallo lieber Hoffnungsengel
deine Zeit ist schwer,hab viel an dich gedacht.
Wenn es dir möglich ist,wäre ein Lebenszeichen gut.
Alle guten Wünsche
anna54
99x4BE
Beiträge: 91
Registriert: 14. Jul 2011, 11:15

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von 99x4BE »

Hallo Hoffnungsengel,

ich habe mit meiner Frau 5 Kinder. Ich bin damit glücklich, trotz meiner Depression. Meine Kleinste ist meine Medizin. Sie braucht mich und ich brauche sie.
Danke für deine Ehrlichkeit.
LG Alfredo
Hoffnungsengel
Beiträge: 71
Registriert: 16. Aug 2011, 23:29

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Hoffnungsengel »

Ich möchte bitte zu diesem Thema nichts mehr persönlich an mich gerichtetes hören. Danke.
Hoffnungsengel
Beiträge: 71
Registriert: 16. Aug 2011, 23:29

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von Hoffnungsengel »

Es ist unglaublich.... wenn ich jetzt nach soviele Monaten diesen Tread nochmal lese... sehe ich mal wieder wie sehr ich mich getäuscht habe und in was für einer unrealten Welt ich doch mit meinem Ex-Partner gelebt habe.... ich habe mehrmals geschrieben wie sehr er hinter mir stand und mir geholfen hat mit den Depressionen... Ihr glaubt garnicht wie im Nachhinein die Realität ausgesehen hat.

Als sein Kartenhaus zusammenbrach und alles durch einen dummen Zufall rauskam bin ich fast durchgedreht... es war wie im Kino, ich frage mich jetzt grade noch wie ich das ganze auch ohne Medikamten und einen Nervenzusammenbruch überleben konnte.

Mein Partner hatte mir von Anfang an das GEfühl geben wollen wie viel Verständnis er hat etc. er hat mir vieles eingeredet und war der Meinung, dass mir einige Freunde und meine Eltern, sowie Bruder etc. nicht gut tun, so hat er mich also systematisch von diesen distanziert, da meine Eltern ohnehin jedenfalls meine Mutter komisch sind, hat das geklappt, nie hat sie gefragt warum ich mich nicht mehr melde, nur mein Vater rief häufiger an und sagte wie traurig mama doch sein...

Nur mal kurz dazu was wirklich passiert ist:
Mein Ex hatte die ganze Zeit ohne mein Wissen Kontakt zu meinen Eltern und auch seinen Eltern und seiner FAmilie alles von meiner "Depressivität" erzählt, obwohl ich selber es jahrelang im engsten Kreis gehalten habe und niemanden eingebunden habe. Er hat meinen Eltern und auch anderen ständig Dinge erzählt von denen ich nicht wusste, dass andere sie wissen. So hatte ich mich diesem Menschen erstmal in fast jeder Hinsicht anvertraut und wir haben auch was die Abtreibung anging, vereinbart, dass das eine SAche zwischen ihm und mir ist und wir es für uns behalten und es offiziel eben ein "Abgang" war.

Als ich im Krankenhaus lag, hat er meine Mutter angerufen und ihr aber die Wahrheit gesagt. Alle wußten es, nur ich wußte nicht, dass es alle wussten. Er hat mich von ENde August bis Ende NOvember mit dieser Sache erpresst, er hat immer gesagt, er würde es allen sagen, und ich bin fast wahnsinnig geworden weil diese Entscheidung damals auch so schlimm für mich war.... ich habe mich immer erpressen lassen, er hat ständig gesagt: ja was wäre wenn die Mutter von deinem Patenkind die Wahrheit wüßte, oder wenn die und die die Wahrheit wüßten etc... und ich glaube die ganze Zeit über, dass niemand außer ihm und mir die Wahrheit wußten, dabei guckten mir sogar meine eigenen Eltern über Monate in die Augen und haben mich nicht drauf angesprochen was den los ist ob ich Hilfe brauche etc... alle haben einfach mit diesen INfos gelebt,, keiner hat hinterfragt, warum wieso weshalb... ich komme über diese ganzen Dinge einfach nicht hinweg.... wie soll ein Mensch alleine sowas alles aushalten können.

Irgendwann kam alles raus, ich habe ihn sooofort mit meinen letzten Kräften verlassen. Er terrorisiert mich heute noch, indem er überall schlecht versucht über mich zu reden ;-(
melancholia41
Beiträge: 408
Registriert: 17. Dez 2010, 19:39

Re: Schwanger und in einer Sackgasse

Beitrag von melancholia41 »

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