Diskussion über Psychiatrie

Tears
Beiträge: 127
Registriert: 9. Nov 2009, 00:25

Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von Tears »

Hallo Dolittle,

irgendwie kommt es mir so vor, als hättest Du ein wenig Paranoia, dass die Psychiatrie in Misskredit geraten könnte. Ich verstehe nicht, warum Du Dich so aufregst. Ich empfinde die Beiträge überhaupt nicht als Polemik, und sollte einer von den Postern tatsächlich diese Intention haben, bin ich immer noch aufmerksam genug, die Beiträge kritsch zu lesen. Es sind subjektive Berichte, aber davon ja mehrere.

Wie gesagt, ich finde dieses Thema sehr interessant und nicht zum Gähnen, wie Flora, da ich noch nicht so viel davon gehört und erfahren habe.

Ich war vor 15 Jahren auch schon mal in einer Klinik. Aber irgendwie habe ich sie nur als Ort der Ruhe betrachtet, an dem kein Telefon klingelt und niemand etwas von mir will. Therapie fand fast gar nicht statt, Medikamente habe ich auch nicht bekommen, weil ich schwanger war. Habe mich eigentlich nur abgekapselt. Hat aber meine schlimmste Krise etwas beruhigt, wenn auch nicht behoben.

Ich finde Eure heftigen Reaktionen auf diesen Austausch hier ziemlich befremdlich.

Gruß
Virtuella
DerSchatten
Beiträge: 154
Registriert: 19. Feb 2009, 22:35

Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von DerSchatten »

Bei den ganzen "schnell-Thread-schließen-und-nie-was-schlechtes-über-Psychiatrien-sagen"-Forderungen geb ich mal etwas zu bedenken:
Wenn jemand wirklich kurz vor den Gleisen steht, glaubt ihr echt, der lässt sich durch bissl tschaka-depris-sind-heilbar-und-klinik-ist-besser-als-tot-gesülze wirklich davon abbringen? Einfach nur meine Meinung: Der seichte Umgang mit Depressionen und die Lobeshymnen auf die "Heilungsmöglichkeiten" führten bei mir zunehmend dazu, dass ich mich hier in diesem Forum nicht mehr verstanden fühle. Der Umgang mit der Krankheit und diese Tabuisierung der möglichen Folge der Krankheit, lassen sie irgendwie in diesem "ich-bin-ja-heut-so-deprimiert-weil-mein-kaffee-kalt-ist"-Licht erscheinen - ihr verharmlost die Depression und ich find das einfach nur Gefährlich.
Und was diesen Thread hier angeht... kann ich fast nur mit dem Kopf schütteln und auch die Sperrung des anderen ist für mich nicht nachvollziehbar. Hier hat jemand ohne zu beleidigen einfach mal seine Erfahrungen mit ner Psychiatrie erzählt- sicher auch mit gewissen Emotionen dahinter. Warum wird dem unterstellt, er wolle damit sein Ego aufpolieren?
Was ich auch nich versteh: glaubt ihr wirklich, dass die Angst vor der Psychiatrie oder um den Ruf der einzige Grund ist, nicht reinzugehen? Vielleicht haben diejenigen, die das Ende vorgezogen haben, geglaubt, man könne ihnen nicht helfen. Und wenn ich hier von manchen zum x-ten mal lese, dass sie mal wieder einen tollen Aufenthalt in ner Klinik hatten... äh... wenn die Hilfe so gut ist, warum seid ihr dann noch hier? Oder immer wieder in einer Klinik? Die Beiträge hier wirken dadurch einfach nur unglaubwürdig. Ausgewogene Erfahrungsberichte, bei denen auch mal der ein oder andere nicht so viel Spaß mit seinen Depressionen hat, würden mich eher davon überzeugen, dass ne Klinik einen Versuch wert wäre als diese ständigen Beteuerungen "es gibt Hilfe" von Betroffenen, denen man anmerkt, dass die Hilfe nicht geholfen hat.

Lange wird der Text wohl nicht hier stehen, aber ich hoffe, ein Moderator liest trotzdem meine "Warnung": ich bin überzeugt, ihr überschätzt das "Triggern". Wenn hier einer schreibt, er will einfach nicht mehr ... und wird deshalb ausgesperrt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der bald tot ist als dass sich jemand umbringt, weil er von jemandem Fremden gelesen hat, dass er nicht mehr leben will...

ps(edit):
>Aber wenn die Kritikpunkte "kein Fernsehen", "Handyverbot" etc sind, da denke ich in der Tat, dass eine solche Diskussion hier nicht zielführend ist,
DOCH!!! Gerade DAS ist "zielführend" (was ist eigentlich das Ziel????????), aber nicht, wenn man sich drüber aufregt, dass daran jemand Kritik übt, sondern wenn man ihm mal erklärt, dass Fernseh- und Handyverbot auch therapeutischen Sinn haben. Und das wiederum würde Noch-Nicht-Insassen die Angst nehmen.
---
Clown
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Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
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Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von Clown »

Hallo Schatten,

>Ausgewogene Erfahrungsberichte, bei denen auch mal der eine oder andere nicht so viel Spaß mit seinen Depressionen hat, würden mich eher davon überzeugen, dass ne Klinik einen Versuch wert wäre als diese ständigen Beteuerungen "es gibt Hilfe" von Betroffenen, denen man anmerkt, dass die Hilfe nicht geholfen hat.
Man soll dich davon überzeugen, dass ein Klinikaufenthalt helfen kann?
Bis jetzt hältst du alle Berichte für unglaubwürdig?

Da beißt sich die Katze in den Schwanz, ne?

Wir könnten hier schön rotieren und uns die Finger wund schreiben und der Schatten entscheidet dann, ob er glauben will oder nicht.

Überzeuge dich doch selbst, ob dir ein Klinikaufenthalt hilft - probiere es aus!

Viel Erfolg dabei wünsche ich dir!

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
DerSchatten
Beiträge: 154
Registriert: 19. Feb 2009, 22:35

Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von DerSchatten »

Hallo Clown,

>Man soll dich davon überzeugen, dass ein Klinikaufenthalt helfen kann?
Bis jetzt hältst du alle Berichte für unglaubwürdig?
Nein, nicht alle. Hat auch weniger mit Depris zu tun, sondern ist allgemeingültig: Wenn ich irgendwo lese, dass irgendwas so hundertprozentig toll ist, werde ich misstrauisch. Für mich sind einfach Erfahrungsberichte, die auch bissl Kritik enthalten, glaubwürdiger und vor allem bekomme ich so die Gelegenheit, mir selbst darüber meine Gedanken zu machen, ob ich mit dem Kritikpunkt klarkommen würde.

>Wir könnten hier schön rotieren und uns die Finger wund schreiben und der Schatten entscheidet dann, ob er glauben will oder nicht.
Möchtest du lieber für mich entscheiden, was ich glauben soll?

>Überzeuge dich doch selbst, ob dir ein Klinikaufenthalt hilft - probiere es aus!
Hab ich schon, hat nicht geholfen.
---
just
Beiträge: 352
Registriert: 21. Mär 2008, 18:59

Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von just »

gelöscht.
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1698
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Diskussion über Psychiatrie

Beitrag von Anne Blume »

Stop!!!
Das sind mir jetzt zu viele schwerwiegende Themen in einem Thread. Das bekommen wir auf dieser Ebene nicht sinnvoll diskutiert. Deshalb schließe ich wieder, weil abzusehen ist was hier draus wird.

Sicher kann man sich über den Klinikaufenthalt austauschen (Achtung: wir möchten hier kein Bewertungsportal!!!). Haben wir ja hier auch schon ganz oft gehabt. Jemand schreibt welche Therapie ihm geholfen hat oder eben nicht. Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, diese Threads sind oft außerordentlich informativ gewesen.
Aber Essen sch..., in der Ergotherapie nur Aschenbecher geknetet und dann auch noch Fernsehverbot - bitte nicht!
Bestimmt hat jeder irgend eine subjektiv negative Erfahrung in einer Klinik gemacht, aber dabei sollten wir es belassen. Das sprengt den Rahmen des Forums.

Und noch einmal, weil ich es zwischendurch wieder gelesen habe:
wir können und dürfen hier keine Krisenintervention leisten. Das heißt nicht dass wir Leute in akuten Krisen einfach vor die Tür setzen. Lesen Sie in den Regeln zur Suizidalität: wir sind verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz der Person einzuleiten, sprich wir informieren die Polizei. Es geht einfach nicht anders. Wer anderes behauptet, macht sich unglaubwürdig.

Viele Grüße
Anne Blume
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