Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Clown
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

Toller Link, danke Helena!

*sammel*

Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
Clown
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

@ bohneberger:

«In diesem Zusammenhang würde mich brennend interessieren ob und wenn überhaupt Medikamente hierbei welche Rolle spielen?»

Finde ich auch spannend, diese Frage. Natürlich besonders in Hinsicht auf homöopathische Mittel in Hochpotenzen.
Ich habe immer wieder erlebt, dass ein solches Mittel mein Energie- und sonstiges Empfinden und Denken eindrucksvoll positiv verändert.

Bo, bei deinen Texten weiß ich öfters nicht, sind es Zitate und wo fängt dein 'privater Senf' an - macht aber nix.

Grüße,

Clown
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rajo1
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von rajo1 »

Hallo,

die Wirkung homöopathische Mittel ist nachweislich wissenschaftlich nicht bewiesen. (objektiv)
Es ist möglich, dass es sich um einen Placebo - Effekt handelt und es Senf, viel preiswerter auch bewirken könnte, wenn einer das wissenschaftlich mit Eifer betreiben würde.
Aber somit gibt es eine Menge Leute, die auf unseriöse Weise ihr Geld verdienen.

Mein Senf zur Meinung Homöopathie,

nachzulesen überall.

Glaube heiligt die Mittel, Wissen zerstört sie.

rajo
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

@ rajo:

Grüße,

Clown
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Guinevere
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Guinevere »

Chimera, auch bitte gerne eine Kopie an manu.r@speed.at hätte! Danke !

Aber wann immer ich negative Gedanken und Gefühle über das Leben hegte, wurde es nur schlechter, nie besser. Das Leben läßt sich einfach nicht positiv gestalten, wenn man sich schlechten Gedanken und Gefühle hingibt.

Stimmt
Eine Bekannte hat den Umstellungsprozess auf Lichtnahrung
http://www.hoersignale.de/lichtnahrung/ ohne med. Überwachung gemacht. Sie meint halt schon, es war, als wäre sie "gestorben"....
...und, die Erde geht ja in ne immer höhere (lichtvollere) Schwingungsfrequenz ein, sodass sone etwas "qualvolle" Umstellung irgendwann nicht mehr von Nöten sein wird...

Schönen, lichtvollen Tag allen ,
manu
schatzi
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von schatzi »

.........Käsebrot macht Wangen rot!

rajo1
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von rajo1 »

bei mir nicht..

die röte wird erzeugt durch frischen wind und die liebe

lol

otterchen
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von otterchen »

*kopfkratz* wird nicht Homöopathie auch in der Tiermedizin eingesetzt? Meine, ich hätte da was im TV gesehen - es ging um Pferde.
Die Pferde können ja nun nicht daran glauben...
aber gewirkt hat's, und eine Alternative zur Schulmedizin ist doch gut.
Ok, man kann's irgendwann nicht mehr verstehen, wenn das alles so verdünnt ist, dass sich nicht einmal mehr ein Molekül in der Verdünnung zu finden ist - aber wer weiß, was alles noch nicht erforscht ist? Etwas derzeit nicht beweisen zu können, heißt ja nicht, dass es nicht stimmt.
Ich kenne genügend Leute, die sich der Homöopathie anvertrauen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
chimera

Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von chimera »

Hui, hier geht's ja ab!

@ Helena: Krasses vieles Dankeschön! Tolles Hüther-Interview...

Zum Plazebo-Effekt:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/813/479306/text/
("... Der Mann starb nicht an Krebs, sondern daran, dass er glaubte, an Krebs zu sterben...")

Bis später!
Clown
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

Für Jojo (siehe Link von Helena):

Frage: Prof. Hüther, was ist Liebe aus neurobiologischer Sicht?
Hüther: Die einzige Form von Beziehungen, die Entwicklung ermöglicht.
....
....
Hüther: Das Hirn wird so, wie man es benutzt.
....
Frage: Die entscheidende Rolle der Ausprägung des Gehirns sind also nicht die Gene - sondern die Umwelt?

Hüther: Entscheidend sind die individuellen Erfahrungen. Die können sogar in einer scheinbar gleichen Umwelt völlig unterschiedlich sein. Wie sehr es auf die subjektive Bewertung ankommt, kann man nicht oft genug betonen. .... Die subjektive Bewertung bestimmt also das Ergebnis.

Grüße,

Clown

edit: Hab' gerade erst den Link von Chimera gelesen, passt genau! Den Nozebo-Effekt gibt es leider auch im Klassenzimmer.
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tomroerich
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von tomroerich »

Auch haben will, Bludel!
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tomroerich
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von tomroerich »

Wie sehr es auf die subjektive Bewertung ankommt, kann man nicht oft genug betonen. .... Die subjektive Bewertung bestimmt also das Ergebnis.

Jenau. Ändere die subjektive Bewertung und du änderst die Welt, die du siehst.

"Du bist, was du warst und du wirst sein, was du tust" (Buddha)
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cool
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von cool »

Hallo Ihr Lieben !

Warum mancher von Thomas Wegbeschreibung aus seinen depressiven Strukturen sehr profitieren kann und andere wiederum nicht, könnte daran liegen :

Thomas korrigiere mich bitte, wenn ich Deinen Weg falsch beschreibe. Ich versuche es in meinen eigenen Worten. So verstehe ich Deine Geschichte und Deinen Weg.

.............
Es kommt vielleicht darauf an, wann in der Lebensspanne ein Bruch im Lebensweg stattgefunden hat.
Thomas Leidensweg begann sehr früh, in der Kindheit also, wie auch in den älteren postings von Thomas nachzulesen ist. So habe ich es zumindest in Erinnerung. Schuld scheint ein großes Thema zu sein, Verletzungen.
Wie er beschreibt, hat er im Erwachsenenalter Verletzungen regelrecht gesucht. Den Schritt, "einfach" zurückzuweisen und nicht anzunehmen, was nicht seins ist, konnte er nicht tun. Er hat einen notwendigen Zwischenschritt gemacht und tun müssen.

Ich vergleiche das mal mit einem Bumerang. Er hat Auslöser für negative Gefühle magisch angezogen, geradezu danach gesucht. Jedem Bumerang, den irgendwer geworfen hatte, aus welchem Grund auch immer, in welche Richtung auch immer, ist er atemlos hinterhergehechtet, um ihn aufzufangen und sich schlecht zu fühlen. Verletzt zu sein.

Man könnte jetzt "einfach" sagen, Thomas hätte doch einfach die Dinger fliegen lassen können. Und zwar zurück zum Werfer. Das geht doch von allein. Man muss "einfach" nichts tun.

Das ging aber nicht. Und was so schwer verständlich ist, was Thomas mit "diese negativen Gefühle zu sich nehmen" meint, ist auch ganz "einfach".
Thomas hat diese Bumerangs weiterhin gefangen, jetzt aber bewußt zu sich genommen, sie genau angeschaut und vielleicht eine Art Bumerang Sammlung angelegt.

Und nachdem er dies eine Weile getan hat, hat er irgendwann aufgehört, diese Dinger zu fangen. Und ich denke, dies ist in einem langjährigen therapeutischen Prozess passiert. Und Thomas hat sich darüber hinaus auch selbst Informationen beschafft, gelesen, daraus gelernt und das passende für sich herausgepickt.

Brüche in den frühen Lebensphasen, sind aber ganz anders zu behandeln, wie Brüche die im Erwachsenenalter stattfinden. Ganz gemein ist es, wenn man das Pech hat, beidem ausgesetzt zu sein.

Und alle 3 Varianten sind schlimm. Ich gebe da keine Wertung ab, weil man das auch nicht bewerten kann.

Ein Bruch im Erwachsenenalter könnte man vielleicht mit geworfenen Tomahawks vergleichen. Schicksalschläge, denen man ohnmächtig und hilflos ausgeliefert wird.

Dabei geht es nicht um Bumerangs. Die würde man sowieso nicht fangen wollen, weil man das nie gelernt hat.(z.B. in der Kindheit)
Hier geht es um Tomahawks die tiefe echte Wunden hinterlassen und die gezielt auf einen geworfen werden. Das kann von anderen Menschen ausgehen, oder es können "einfach" Schicksalsschläge sein.

Das ist eine ganz andere Geschichte. Und es ist gefährlich und kontraproduktiv hier Thomas Methode anzuwenden. Diese Dinger sind scharf und gezielt.

Und in diesem Falle ist es wirklich sinnvoller, sich der Situation zu entziehen und sich in eine Tomahawk freie Zone zu begeben. Oder man wehrt sich. Nicht unbedingt mit Tomahawks, sondern mit anderen Strategien. Diese Dinger aufzufangen, anzuschauen und zu sammeln, bringt nicht viel. Es gilt nämlich das der Werfer aufhört, oder das man sich aus der Gefahrenzone begibt.

Zwischen diesen beiden Beispielen gibt es sicher viele Zwischentöne. Und es gibt sicher auch andere Auslöser, Faktoren und damit verschiedene Wege aus der Depression.

In diesem thread habe ich das erste Mal die Ahnung, Thomas zu verstehen. Und dieses Bumerang-Bild kam mir in einem ganz entspannten Moment, als ich an nichts gedacht habe, sondern meine Balkonblumen bewundert habe. Die sind dieses Jahr wunderschön. Ich war irgendwie ganz weg, vielleicht in einem Zustand der Meditation ähnlich.

Viele Grüße
Cool
Liber
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Liber »

Hallo Ihr Lieben,

noch ein bisschen von meinem "Senf" zu diesem tollen Thema.

Thomas, deine Betriebsanleitung ist super ! Ich vergesse viel zu oft, dass es wirklich immer meiner aktiven Entscheidung bedarf, ob ich mich ärgere oder nicht.

Gestern stand ich wieder mal millimeterweise davor, mich über den zu lauten Fernseher der Nachbarn zu ärgern - wie schon tausendmal vorher - als ich mich dagegen entscheiden konnte.

Wie schön, wie befreiend !


Und was mir auch noch klar geworden ist: wir müssen wirklich mit solch kleinen Dingen anfangen und daran üben, üben, üben.


Wenn etwas "Großes" kommt, wäre es sonst, wie wenn man mit null Training einen Marathonlauf laufen wollte. Das kann nicht gehen.


@ Cool: dein Posting kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.


@Chimera: ich hätte auch gern diesen Artikel . Mein Profil ist offen. Danke Dir!


Lieben Gruß
Brittka
rajo1
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von rajo1 »

Hallo,

@cool:
deine Überlegungen sind interessant. Ja, ich kann das verstehen, was du ausdrücken möchtest.
Es ist mir nicht ganz unbekannt. Dein Text, so.. wie schon einmal gelesen?

@Brittka:
ja, über solche einfachen Sachen kann man hinwegsehen, solange es im Maß des Erträglichen liegt.
Die Frage ist wirklich:
bin ich überempfindlich?
wie oft kommt das vor?
habe ich Alternativen?
sage ich nichts, um mich vor Auseinandersetzungen zu schonen?
Oder habe ich Verständnis für den Nachbarn, weil er nett ist oder schwerhörig ist?
Dulde ich das lieber, bevor ..
usw.
Wie bedeutend ist mir meine Ruhe in meiner Wohnung?
Wie könnte es zum gegenseitigen Verständnis und zum Kompromiss kommen?

Das Empfinden ist relativ und es gibt kein allgemein gültiges Rezept.
Ich denke schon, es ist alles differenziert zu betrachten und es gibt keine Regel, wie damit umzugehen ist.
Dazu sind wir alle einzigartig gestrickt in unseren Empfindungen, Wahrnehmungen und die Situationen sind auch mannigfaltig und nicht vergleichbar.

Was es gibt? Ja, es gibt Empfehlungen, Vorschläge, Alternativen, Kompromisse. Und jeder hat die nicht leichte Entscheidung zu treffen, was die beste Reaktion auf eine Situation ist, in der er sich verletzt fühlt oder der er irgendwie ausgesetzt ist.

rajo
tomroerich
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von tomroerich »

Hallo cool,

Dabei geht es nicht um Bumerangs. Die würde man sowieso nicht fangen wollen, weil man das nie gelernt hat.(z.B. in der Kindheit)
Hier geht es um Tomahawks die tiefe echte Wunden hinterlassen und die gezielt auf einen geworfen werden. Das kann von anderen Menschen ausgehen, oder es können "einfach" Schicksalsschläge sein.

eigentlich ging es in diesem thread immer darum, dass Tomahawks dadurch zu solchen werden, dass bestimmte innere Voraussetzungen (bestimmte Bewertungen) darüber bestimmen, wie ich eine Wahrnehmung empfinde. Es wird nur so wahrgenommen, dass jemand Tomahawks nach einem wirft. Was für den einen ein Tomahawk ist, ist für den anderen nur eine belanglose Episode. Alleine daran kann man doch schon erkennen, dass es keine objektiven Tomahawks gibt sondern nur subjektive. Der Feind sitzt innen, nicht außen. Das ist das, was ich ausdrücken will. Und es ist wichtig, weil man nichts ändern kann, wenn man nicht dorthin schaut, wo etwas geändert werden kann.

Ungeachtet dessen sind beißende Hunde, Amokläufer und Raser auf den Straßen keine innere sondern eine äußere Bedrohung. Jedenfalls ist es erheblich praktischer, das so zu sehen. Es braucht auch niemand nach inneren Lösungen zu suchen, wenn er sich an einen Partner gebunden hat, der offensichtlich nur im Sinn hat, einen zu verletzen. Da ist die äußere allemal eine Option.

Ich beschreibe nur eine Umgangsweise mit dem Reiz "Ich werde verletzt", der bei beliebigen Situationen, angefangen bei der "Verletzung" "Da drängelt sich jemand vor an der Kasse" bis hin zu den Gefühlen bei Beziehungskrach, auftritt. Ich rechtfertige keinen Schmerz, egal, wodurch er auftritt. Aber ich akzeptiere es, dass er auftritt und erfahre dadurch meine Verletzbarkeit. Aber nur, um auch die loszulassen.

Man wird viel Nutzen davon haben, wenn man lernt, diesem Reiz nicht nachzugeben, sondern bei sich zu bleiben. Es befreit einen vom automatisierten Schlechtfühlen. Ist das nicht ein Ziel, das jedem willkommen sein muss? Es spielt keine Rolle, wenn immer noch Schicksalsschläge möglich sind, bei denen das nicht funktioniert. Wie viele davon gibt es? Warum sagen, entweder alles oder nichts? Warum ein Prinzip daraus machen? Das Prinzip heißt doch dann: Verletzung ist unvermeidlich, weil überall Tomahawks fliegen und ich gehe in Deckung (vergrabe mich). Wenn es stimmt, was ich postuliere, dann fliegen die Tomawaks sowieso immer, egal, wo du auch bist.

Für Elas flog der Tomahawk schon, weil ich ihren Nick verwechselt hatte. Tomahawks können auch fliegen, wenn nicht ständig jemand meine Arbeit lobt, mich mit Anerkennung überschüttet oder ich nicht täglich 3x was Nettes zu hören bekomme. Da sind keine Grenzen gesetzt. Und es wird immer so erscheinen, als ob nur etwas von außen mich erlösen kann. "Wenn dies so wäre und jenes so, wenn ich dies kriege und das kriege, wenn andere mich nicht reizen und verletzen sondern alle nett zu mir sind, dann werde ich glücklich sein."

Wirst du nicht.



Thomas
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tomroerich
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von tomroerich »

Hi rajo,

ja, über solche einfachen Sachen kann man hinwegsehen, solange es im Maß des Erträglichen liegt.
Die Frage ist wirklich:
bin ich überempfindlich?
wie oft kommt das vor?
habe ich Alternativen?

wäre es nicht am allerbesten, man könnte über möglichst Vieles hinwegsehen und sich Schmerz ersparen? Warum eine Messlatte dafür erfinden? Welche Vorteile siehst du im Verletztsein?

Wenn du es dir nicht zu einem Prinzip machst, nicht verletzt werden zu wollen, welches ist dann das Prinzip dahinter?

"Wenn mich dich Nachbarin dumm anquatscht, da kann ich ja noch drüber wegsehen. Aber wenn mein Liebster dumme Kuh zu mir sagt, da hört sich dann ales auf" So? Warum? Du lädtst doch Schmerz regelrecht ein, wenn du glaubst, dass es Situationen gibt, die aus Prinzip wehtun sollten. Du verdienst es nicht, Schmerz zu empfinden, du verdienst nur Glück! Das ganz alleine solltest du glauben.

Dass es Dinge gibt, die praktisch jeden umhauen, ist was ganz anderes. Aus meiner Erfahrung sage ich dir aber, dass die innere Kraft, die durch den Entschluss gewinnst, Verletzbarkeit loszulassen, in jeder Situation hilft.



Thomas
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chrigu
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von chrigu »

Hallo Thomas,

danke für diesen Thread! Ich hab zwar bislang schweigend gelesen, aber viel gelernt.

Auch ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich gegen Änderungen, neue Umgangsweisen und die damit verbundenen Konsequenzen Sturm laufe. Weil, es ist so viel einfacher in alten Bahnen weiterzumachen! Der Schmerz dort ist mir dann wenigstens vertraut, ich kann ihn überschauen. Das wähle ich dann (immer noch viel zu oft) viel lieber als die Angst, die entsteht, wenn ich mich auf etwas Neues einlasse, mein vertrautes Denkmusterterrain verlasse.

In der Kognitionswissenschaft gibt's einen schönen Begriff dafür: "Ausgleich der kognitiven Dissonanz". Das Gehirn müsste sich eigentlich ständig mit einem logischen Widerspruch (eben der Dissonanz) auseinandersetzen, weil es auf der einen Seite eine bestimmte Information basierend auf verschiedenen Gefühlen und Erlebnissen hat (z.B.. "die Beziehung mit meinem Partner tut mir aus den und den Gründen nicht gut") und auf der anderen Seite aber das Verhalten steht, dass nicht dieser Information entspricht (ganz grob gesagt das Verhalten, dass der Partner nicht verlassen wird). Um diesen Widerspruch auszugleichen, wird entweder das Verhalten dem Denken angepasst oder das Denken dem Verhalten. Gleichzeitig werden weitere Dinge, die diese Dissonanz wieder verstärken könnten, ausgeblendet. Um bei dem Beispiel der schadhaften Beziehung zu bleiben: Man findet Gründe, warum es doch besser ist, in der Beziehung zu bleiben (die Kinder, das Haus, der Hund, die Erinnerungen, "Was sollen unsere Freunde/Familie/Bekannte denken", "wir hatten doch auch gute Tage"). Dazu gehört dann auch, Kritik von außen ganz stark abzuwehren.

Schließlich bleibt man also in etwas an sich Schadhaftem stecken, empfindet es aber selbst gar nicht mehr also so extrem schadhaft, zumindest nicht schadhaft genug, um der Beziehung ein Ende zu setzen.
Damit will ich nicht sagen, dass man nicht auch durchaus leidet dabei! Das ist ja das Paradoxe, dass es einem trotzdem nicht gut geht.

Mir ist klar, dass dieses Beispiel im Vergleich zu einer Krankheit hinkt. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass diese Krankheit das Bestreben zum Ausgleich der Kognitiven Dissonanz noch weiter verstärkt, weil das für Körper und Geist in dem Moment die energieschonendere Methode ist.
Aber - wie hier schon mehrfach angemerkt wurde - irgendwann sind die Bahnen dann schon arg eingefahren und ein Verlassen der Bahn erscheint einem plötzlich wesentlich schwieriger und schmerzhafter als der (paradoxerweise ja auch schmerzhafte) Verbleib in der alten Bahn.

Dabei - das ist das Schöne an der Sache und ich glaube fest daran - können wir aktiv entscheiden, eine Bahn zu verlassen. Ich habe bei Freunden zum Beispiel schon ein paar Mal erlebt und noch öfter gehört, dass es Menschen als Befreiungsschlag erlebt haben, wenn sie sich aus einer schädlichen Beziehung lösen konnten. Und mich erinnert die Beziehung, die manche Menschen zu ihrer Depression aufbauen, doch öfter mal an solche schädlichen Beziehungen.

Viele Grüße
Chrigu
rajo1
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von rajo1 »

@thomsas:

es geht doch im besagten Beispiel doch gar nicht um direkte persönliche Verletzlichkeit.

Es geht darum, ob mich etwas stört, ob ich es tolerieren kann, ob ich ausweiche oder ob ich mich schütze, passiv oder aktiv und ob ich überhaupt die Möglichkeit habe, aktiv etwas dagegen zu tun.
Manchmal kann ich nichts dagegen tun.


Immer liegt die Entscheidung bei mir, es ist subjektiv, ob ich es als verletztliches, unaufmerksames Verhalten sehe. Die Grenzen sind fließend und es ist eine Frage, wo ich meine Grenzen setze. Was lasse ich zu, was nicht?

Viele Depressionen sind auch dadurch entstanden, dass vieles geduldet wurde, u.a. auch in Paarbeziehungen, statt sich zu wehren, blieb man passiv.

Gut, jetzt die Wahl, nicht verletzt zu sein, sondern großzügig, vergebend... aber wie lange geht das?

Es ist jedem seine subjektive Entscheidung sich zu wehren, das geht auch ohne Gezeter, nur ist das schwierig, aber meistens geben gutmütige Menschen nach und bleiben um des guten Friedens willen im Nachteil, nicht nur im Moment, sondern dauernhaft, weil sich das Verhalten dann einschleift.


Innerliche Vergebung hilft, ist aber kein Patentrezept.

rajo1
Liber
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Liber »

Liebe Rajo,


>ja, über solche einfachen Sachen kann man hinwegsehen, solange es im Maß des Erträglichen liegt.
>Die Frage ist wirklich: >bin ich überempfindlich? >wie oft kommt das vor? >habe ich Alternativen? >sage ich nichts, um mich vor Auseinandersetzungen zu schonen? >Oder habe ich Verständnis für den Nachbarn, weil er nett ist oder schwerhörig ist? >Dulde ich das lieber, bevor ..
>Wie bedeutend ist mir meine Ruhe in meiner Wohnung?
>Wie könnte es zum gegenseitigen Verständnis und zum Kompromiss kommen?

All diese Fragen habe ich mir ständig gestellt. Aber das geschah immer auf der Grundlage des Ärgers, der automatisch entstand, sowie ich die lauten Töne aus der Nachbarwohnung hörte. Der Ärger war die ganze Zeit unterschwellig vorhanden, wie so eine Art Druckgefühl im Bauch. Auch wenn ich dann entschied, nichts zu unternehmen, weil es ja alte Leute sind oder weil ich glaube, dass ich da etwas überempfindlich bin usw. - oder auch wenn ich entschied, hinüberzugehen und mal wieder um etwas mehr Ruhe zu bitten - alles geschah auf der Grundlage dieses Ärgers.

Der grundlegende Unterschied ist, OHNE Ärger irgendetwas davon zu tun. Das fühlt sich grundlegend anders an.


Lieben Gruß
Brittka
Clown
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

Hallo Chrigu

wenn ich dich recht verstehe, behauptest du von dir, du würdest diesen "Ausgleich der kognitiven Dissonanz" machen und dich somit für altes, vertrautes Elend/Schmerz entscheiden?

Das Gegenteil des Ausgleichs der kognitiven Dissonanz wäre eine Entscheidung zum Handeln im Äußeren, z.B. eine Beziehung beenden, weil man empfindet, sie tue einem nicht gut.
Habe ich das soweit richtig verstanden?

Bei obigem Beziehungsbeispiel liegt der Fokus auf dem Partner: Er ist/verhält sich so, dass es mir damit nicht gut geht - also ist er 'schuld' im weitesten Sinn des Wortes. Ich ändere etwas (wenn ich diesen Dingsbums-Ausgleich nicht mehr mache), indem ich ihn/die Beziehung ändere (durch Beenden).

Der Thomas-Weg ( ) bedeutet bei diesem Beispiel nach meinem Verständnis, dass ich mein eigenes Erleben ändere, indem ich die feste Überzeugung in mir aufbaue, dass ich Liebe und Frieden verdient habe. Wenn ich das tatsächlich schaffe, wird es mir gut gehen und das Phänomen des Ausgleichs der kognitiven Dissonanz wird es gar nicht mehr geben. Es wäre vielleicht immer noch nötig, dem Partner den Abschied zu geben, aber es würde sich ganz anders anfühlen.
(Abgesehen davon glaube ich an das Gesetz der Resonanz, verstehst du, was ich meine?)

Zu theoretisch? Im ersten Moment vielleicht. Aber wenn man diese Haltung=Überzeugung in kleinen Dingen übt, und erste Erfolge an sich erlebt, dann wird auch so eine Sache möglich.

Ich jedenfalls übe diesen Weg, er gefällt mir!

Liebe Grüße,

Clown

edit: Brittka, sehe gerade erst dein Posting, da haben wir ja praktisch dasselbe gesagt!

«Der grundlegende Unterschied ist, OHNE Ärger irgendetwas davon zu tun. Das fühlt sich grundlegend anders an. »
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chimera

Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von chimera »

Der Thomas-Weg bedeutet bei diesem Beispiel nach meinem Verständnis, dass ich mein eigenes Erleben ändere, indem ich die feste Überzeugung in mir aufbaue, dass ich Liebe und Frieden verdient habe.

@ Clown:
Vielen lieben Dank! Dieser Satz ist mir, in seiner Klarheit, gerade beim Überfliegen des Threads ins Auge gefallen – und hat mich echt total bewegt. "Die Überzeugung, Liebe und Frieden verdient zu haben..." Hey, wirklich schön und irgendwie schon seit langer Zeit nicht mehr gefühlt...
tomroerich
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von tomroerich »

Liebe Rajo,

Gut, jetzt die Wahl, nicht verletzt zu sein, sondern großzügig, vergebend... aber wie lange geht das?


Vergebung ist nicht, einen Angriff zu sehen, ihn dann zu durchleben und dann zu sagen: "Ok, du hast mich verletzt. Aber weil ich so gut bin, verzichte ich auf Rache" Das würde ich höchstens arrogant nennen.

Vergebung ist, einen Angriff nicht zu sehen. Sieh darüber hinweg und erinnere dich daran, dass du nur Glück verdienst. Wähle nicht, den Angriff zu sehen. Ein Angriff ist eine schmerzhafte Interaktion zwischen 2 Menschen, bei dem einer Täter und der andere Opfer ist. Wenn du kein Opfer wirst, gibt es auch keinen Täter, sondern nur einen Irrtum. Es ist nichts geschehen. Natürlich können diese Reize in Einzelfällen auch zu heftig sein, um vergebend reagieren zu können.


Nur bin ich mir ganz sicher, dass du es außerordentlich wohltuend finden würdest, auf deinen Schmerz zu verzichten, wann immer du kannst. Was anfangs schwer erscheint, wird immer mehr zu einer inneren Haltung, die jedes Verletztsein nicht mehr will.

Es ist jedem seine subjektive Entscheidung sich zu wehren,

wenn du dich wehrst, hast du bereits entschieden, dass du verletzt worden bist. Das ist nicht, was ich meine. Wehren heißt, eine Situation bereits so wahrnehmen, dass eine Verletzung tatsächlich geschieht.

Diese Wahrnehmung ist bereits die Auswirkung des Automatismus, sich angegriffen zu fühlen.





das geht auch ohne Gezeter, nur ist das schwierig, aber meistens geben gutmütige Menschen nach und bleiben um des guten Friedens willen im Nachteil, nicht nur im Moment, sondern dauernhaft, weil sich das Verhalten dann einschleift.

Auch das findet bereits unter der Voraussetzung statt, dass ein Angriff wirklich stattfindet. Wer nachgibt, sieht einen Konflikt und erklärt sich damit einverstanden, den Kürzeren zu ziehen. Das kann nur so gesehen werden, wenn ein Konflikt empfunden wird. Nochmal ganz klar:

Ein Angriff findet dann statt, wenn du dich angegriffen fühlst - wenn du negative Gefühle hast, wenn du dich in Frage gestellt siehst. Das ist das, was Angriff ausmacht. Ansonsten ist er bedeutungslos. Man kann dann höchstens von einem versuchten Angriff sprechen wenn man darauf bestehen möchte, dass der andere eine solche Absicht hatte. Nur - das wird dich weniger und weniger interessieren, wenn diese große und schmerzhafte Infragestellung deiner selbst nicht mehr geschieht. Was kümmerts den Löwen, wenn der Hund bellt? Was weiß ich denn schon, warum der andere meint, dies oder das sagen zu müssen oder tun zu müssen?

Der grundlegende Unterschied ist, OHNE Ärger irgendetwas davon zu tun. Das fühlt sich grundlegend anders an.

Ganz grundlegend anders. Ärger trägt in sich eine eigene Logik, die auf Rache, Strafe und Gegenangriff abzielt. Es wird z.B. gedroht, beschuldigt, verurteilt.




Thomas
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Re: Mein Weg aus depressiven Strukturen II

Beitrag von Clown »

@ Chimera:

«Hey, wirklich schön und irgendwie schon seit langer Zeit nicht mehr gefühlt...»

Wir sind bald kurz vorm Satori, wa?

Grüße!
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