ein bischen provokativ, aber...

elas
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von elas »

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rajo1
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von rajo1 »

Eigentlich kann ich mich nicht der Auffassung anschließen, dass hier Leute klammern und nur jammern.

Es ist dem Menschen eigen, dass er, wenn es ihm schlecht geht, er sich Rat sucht, eben hier.

Nicht jeder Rat ist passend auf die Krankheitssituation und alles was damit im Zusammenhang steht.

Von einem Kranken ist es unangemessen zu erwarten, dass er sofort die Idee aufnimmt, sie umsetzt, es besser geht und dann von heute auf morgen sich in den positiv angelegten threads einbringt.

Ich habe gerade andersherum beobachtet, auch in den letzten Tagen, dass sich Foristen manchen Rat, Tipp, Empfehlung, wenn auch nur im ganz geringen Maße, angenommen haben oder sie selbstkritisch selbstreflektierend sich dazu geäußert haben.

Ob jemand klammert, kann nur dann beurteilt werden, wenn man denjenigen persönlich kennt oder ihn hier über längere Zeit liest.
Rückfälle seien auch da erlaubt.

Die Darstellung eines Depressiven über sich selbst ist meist verzerrt, wobei selbst Fortschritte nicht erkannt werden.

Unsere Wahrnehmungen sind subjektiv, relativ je nachdem , wo wir unseren Standpunkt haben.

rajo1

PS:
Stimme elas zu.
Eine Angst- und Panikstörung, die möglicherweise? eine Depression nach sich zieht, ist anders als eine Depression, die ihre Ursachen in anderen Auslösungfaktoren hat.
Eine relativ "junge" Depression" lässt sich gut behandeln.
Ist die Krankheit verschleppt, nicht erkannt worden aus rein objektiven Gründen, ist es schwieriger erfolgreich dagegen anzugehen und es braucht mehr Zeit, um Fortschritte zu verzeichnen.
Wycombe1
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

... genau das meinte ich....

wenn man kritisch ist oder jemanden vermitteln möchte "hey, guck doch mal wie es bei mir war" wird es "geschlachtet".

Ich sitze auf keinem hohen Ross und das sich bei mir "nur" eine leichte Depri entwickelt hatte und dafür aber schwerste Angstattacken, dafür kann ich ja nichts und auch diese Krankheit ist sehr, sehr schlimm. Besonders wenn man kleine Kinder hat und nichts, absolut nichts mehr machen kann.

Jeder, egal was für eine krankheit er hat sollte sich Hilfe holen, so schnell wie möglich und ebend diesen Scham aussen vor lassen. Wofür sich schämen? Das man krank ist? Hallo, dafür kann keiner was und man verbaut sich damit selbst einen Weg in ein gutes Leben.

Auch mein Leben war schwer. Ich bin 39, allein erziehend, Mann starb bei einem Motorradunfall, die Partnerschaft danach war eine totale Katastrophe, Kindheit war schlimm, ich könnte mich auch hinstellen und "jammern". Das tu ich auch ab und an, ich jammere, bemitleide mich selbst und denke, warum war das Leben so ungerecht zu mir! Aber genau das ist der Punkt, nur man selbst ist für sein Leben verantwortlich, man muss mit dem, was man hat, leben lernen und umgehen lernen und die Vergangenheit hinter sich lassen, egal ob es nun eine Depri ist oder Angstattacken, die sind schliesslich "nur" ne andere Art der Krankheit.
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
Nienor
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Nienor »

Richtig, Rajo.

Zum einen: nicht jeder Rat passt auf jede Situation.
Ich denke gerade an den Rat, sich bei langen Wartezeiten auf VT an ein Ausbildungsinstitut zu wenden. Kein schlechter Rat - aber nur dann, wenn so was in der Nähe ist.

Andere Dinge müssen erst mal wachsen. So mancher Gedanke wird erst mal abgewehrt. Aber vielleicht erscheint er 2 Tage, oder 2 Krisen und Niederlagen doch nicht mehr so abwegig.
Und mir ist wichtig, dass ich hinter den Dingen, die ich mache, auch stehe, sonst ziehe ich sie nicht durch.
Außerdem gehöre ich auch zu den wenig Entscheidungsfreudigen, die erst mal lange Für und Wider bedenken müssen.
elas
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von elas »

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Inkognito

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Inkognito »

Hallo Wycombe,

"wenn man kritisch ist oder jemanden vermitteln möchte "hey, guck doch mal wie es bei mir war" wird es "geschlachtet".
Ich sitze auf keinem hohen Ross und das sich bei mir "nur" eine leichte Depri entwickelt hatte und dafür aber schwerste Angstattacken, dafür kann ich ja nichts und auch diese Krankheit ist sehr, sehr schlimm. Besonders wenn man kleine Kinder hat und nichts, absolut nichts mehr machen kann."

Du sagst selbst, Du hattest eine leichte Depression und in erster Linie eine Angsterkrankung. Ich finde es toll, dass Du diese Erkrankung überstanden hast, auch mit großer eigener Motivation und Antrieb. Aber bei Dir stand die Angsterkrankung im Vordergrund. Da ich selbst in einer SHG bin mit Menschen die Angsterkrankungen haben und Depressionen, habe ich erfahren, dass man davon ausgeht, dass die kombinierte Depression eine Folge der Angsterkrankung ist und dann auch meist die Depression mit der Bewältigung der Angsterkrankung verschwindet.
Von daher bin ich der Ansicht, dass Du Dich nicht in die Lage eines Menschen versetzen kannst, der an mittleren oder schwersten Depressionen erkrankt ist, sorry, aber das ist für mich eine völlig andere "Baustelle". Und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Deine Ängste auf Dauer bewältigt und verarbeitet sind, ich freue mich für jeden und mit jedem, der eine psychische Erkrankung im Griff hat bzw. besiegt (soweit das möglich ist). Aber ich möchte Dich bitten, Deine eigenen Erkenntnisse für eine andere Erkrankung nicht 1:1 auf die der reinen Depression zu übertragen, das halte ich für unangemessen.

Und außerdem wünsche ich Dir einen schönen Urlaub.

LG
flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Naja, also ich lese auch immer wieder dass eine Depri gut behandelbar ist... aber egal.

Was ich hier sehr hart fand war das Post in dem sinngemäß stand: was soll man einem dem es besser geht schon schreiben?

Wenn es einem in der Depri gut tut nette Worte geschrieben zu bekommen und dass da mal jemand die (leider oft wenigen) Dinge die man schafft zu betonen und einem dafür auf die Schulter zu klopfen, warum kann man das dann nicht bei jemand dem es gerade jetzt besser geht?
Thomas hatte in einem anderen Thread den Krankheitsgewinn erwähnt... wenn man nur aufmunterndes und positives Feedback bekommt wenn man kurz vor seelischem Tod ist und nix auf die Reihe bringt, dann liest wie jemand dem es nach alngem kämpfen besser geht übergangen oder gar kritisiert wird - Also da kann ich mir schon gut vprstellen dass einem die Psyche einen schönen Streich spielt und einen verharren lässt, einfach weil neben dem bekannten schlechten, dass Entwicklung (in eine positive RIchtung) erschwärt auch noch ein verkorkstes von aussen beeinflusstes Belohnungssystem dazukommt (ich bekomme POSITIVE Aufmerksamkeit wenn ich nix schaffe und weine und äussere das alles hoffnungslos ist)

Warum fühlen sich im Moment so viele angregriffen, wenn was positi´ves kommt, oder wenn das Gegenüber (oh schreck!) erwartet dass man zumindest versucht etwas anzunehmen? Gleichzeitig wird erwartet dass Feedback kommt und aufmunternde Worte. Irgendwie wird dabei vergessen dass der andere auch Probleme hat und sich vielleicht ausgenutzt FÜHLT (ich rede nicht unbedingt von objektiver Realität!) und unnützt, weil ja eh nicht geht und hilft und angenommen werden kann....


Flocke
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flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

@Ex-Schokofreaking,

entschuldige bitte dass ich dich direkrt anspreche und bitte versuch das nicht als Angriff aufzufassen, denn es soll keiner sein.

Das was du da schreibst tut sehr weh, ist dir das klar? Soll sich jetzt jeder der "nur" eine leichte Depri hat zusammenreißen, weil ja nur die mit ei ner mittleren oder gar schweren wirklich leiden? So kommt das bei mir an und ehrlich gesagt fühle ich mich da gezwungen zu schreiben dass ich laut Gutachten eine mittlere Depri hatte und kurz vor und wärend des Klinikaufenthaltes eine schwere..... einfach um mich zu rechtfertigen. Verstehst du? Du machst das selbe wie ich, du gehst einzig von dir aus und schützt was du kennst. Alles andere wird entwertet (so kommt es mir vor) und niemand anderer kann einen verstehen.


Wenn ich dann hier lese, dass ja nicht jeder Ratschlag bei jedem gut ankommt... nun, wisst ihr was? Warum bitte tun wir das hier dann?! Wenn doch eh jeder so ultra individuelle Probleme hat, dann ist es ja vollkommen sinnlos sich zusammen zu rotten und zu versuchen sich gegenseitig zu helfen.


Es ist super schwer, sich nicht angegriffen zu fühlen, glaubt mir das weiß ich nur zu gut.
Aber wie wäre es, wenn jemand sagt dass etwas als anregeungs- und nicht aufregungsfaktor gemeint ist, ihm das einfach mal zu glauben und die eigene Aufregung auch als EIGENE zu formulieren. Sich angegriffen zu fühlen, bedeutet ja nicht immer wirklich angegriffen worden zu sein.

Flocke
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eligeo71
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von eligeo71 »

Hallo Ex-Schokofreakin,

die "reine Depression" gibt es nicht, aber sehr wohl rainers Depression.

LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
Lioness
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Lioness »

Hallo zusammen,

also ich kann Wycombe in allen Punkten nur voll und ganz Recht geben! Genauso empfinde ich es auch bzw. hab es empfunden!

Ich hatte ja seinerzeit den "Mutmachthread" gestartet, in dem ich beschrieben hatte, wie es mir langsam, Schritt für Schritt gelungen war, mich aus einer schweren Depression wieder rauszuarbeiten. Durch harte Arbeit, den festen Willen, etwas an meiner Situation und damit meiner Krankheit zu ändern - und ganz, ganz viel Unterstützung von den verschiedensten Seiten, nicht zuletzt durch liebe Menschen hier im Forum.

Und was habe ich in Folge eintstecken "dürfen"? Neben vielen positiven Feedbacks? Neid, Missgunst, bis hin zum Vorwurf der Selbstdarstellung. Und: Gejammere...

Was mich dazu bewegt hat, mich hier deutlich zurückzuziehen und es einfach für mich (und mit meinen Freunden im realen Leben) zu genießen, dass es mir wieder soviel besser geht, ich mein Leben wieder im Griff habe.

Schönen Tag auch!
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
petra3741
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von petra3741 »

Hallo alle miteinander,

ich möchte einfach sagen, dass es kein falsch und kein richtig gibt.
Es gibt auch unterschiedliche Stadien der Depressionen.
Es gibt unterschiedliche Menschen und auch unterschiedliche Umstände.
Manche hat es wirklich sehr hart getroffen, denke ich manchmal.
Und es gibt Menschen, die besser damit umgehen können und manche schlechter.
Es darf alles sein finde ich. Jeder soll das tun, was derjenige meint, dass ihm am meisten hilft.
Man braucht ja nicht alles zulesen.
Die einen können sich ja in die Richtung orientieren, die anderen in die andere.

Mir persönlich hat es immer sehr geholfen zu erfahren, dass Menschen aus den Depressionen wieder raus gekommen sind.
Es darf dann auch selbstbewußt,stolz, mitteilsam... sein finde ich.
Alle negativen Beurteilungen finde ich nicht so angebracht. Ist eh alles subjektiv.

Ich würde mal ein anderes Wort für jammern suchen...
hilfe suchen, aussprechen, ausdrücken, Aufmerksamkeit suchen, das ist OK finde ich, Anteilnahme, Kraft holen,
einfach irgendwie Kontakt haben, Zuwendung erfahren, nicht allein sein, Frust los werden,verstanden werden wollen,
noch nicht verstehen können.....

LG
Tonja
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Tonja »

sicher haben beide seiten irgendwo recht und auch daß man sich nicht wieder runterziehen lassen will durch äußerungen von den anderen die eben genau das nicht haben was ich jetzt habe und verkünde.und das tut nun mal verdammt weh und zeigt einem den unterschied erst recht auf.habt/hättet ihr es in kritischen phasen nicht genauso empfunden?
doch mich würde itneressieren was die erwarten die es geschafft haben,aus den loch zu kriechen,denen es besser geht.mit einem"es ist zu schaffen,man kommt da raus"hätt ich jetzt überhaupt kein probleme,das wrüde mich freuen.doch mit einem demonstrativen"schaut her was ich jetzt alles kann und mache" hab ich nen massives problem weil mir da sehr schmerzhaft zu bewußt sein kommt wie weit ich von der welt und normalen vergnügungen weg bin.und dann kann ich(ich red jetzt nur von mir) animationen in dieser art nicht gut haben.vielleicht ist es neid,kann schon sein.neid auf das was andere haben und ich nicht.
vor längerem gabs ja mal den tread blödeln im forum,da gings um ähnliches daß das rumblödeln und flaxen denen weh tut,die das gerade nicht können und sich dann sehr ausgeschlossen fühlen von der leichtigkeit der anderen.
nur jammern und sich ewig im kreis drehen ist natürlich auch nervig für die anderen und dann gibts auch mal nen richtigen ausbruch den dann derjenige abgekommt der grad nen jammertreat am laufen hat.
vg t.
Inkognito

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Inkognito »

Hallo Flocke,

ist schon o.k. dass Du mich direkt ansprichst, auch wenn ich versuchen werde, Dir sehr vorsichtig zu antworten.

Ich meinte nicht, dass jeder, der "nur" eine leichte Depression hat (ist auch schon schlimm genug, finde ich), sich zusammenreißen soll. Ich habe lediglich versucht zu erklären, warum Wycomb (hoffe, ich hab den Namen jetzt richtig geschrieben) meiner Auffassung nach sich und ihre Erfolge im Kampf gegen ihre eigene Angstörung(!) und dazugehöriger leichter Depression nicht mit der Situation eines Menschen mit schwerer Depression gleichsetzen sollte. Wir können an vielen Zuständen, Erkrankungen, Lebensumständen leiden, meiner Meinung nach jedoch in einer unterschiedlichen und nicht vergleichbaren Weise. Es tut mir leid, wenn Du das Gefühl hast, Dich für Deine Erkrankung und die "schwere" rechtfertigen zu müssen und das wollte ich auch nicht rüberbringen, sorry.

"Sich angegriffen zu fühlen, bedeutet ja nicht immer wirklich angegriffen worden zu sein." Ja, das versuche ich auch so zu sehen, gelingt mir manchmal mehr, manchmal weniger, deshalb versuche ich in meinen Beiträgen von meinen eigenen Empfindungen und Eindrücken auszugehen, bin mir auch bewusst, dass andere das anders empfinden. Es erfordert aber ein sehr hohes Maß an Selbstreflektion diesem Anspruch immer gerecht zu werden und wir sind alle nur Menschen und können doch nicht perfekt sein. Deshalb diskutieren wir vielleicht auch gerade darüber, um uns gegenseitig mitzuteilen, wie wer was empfindet und ich halte das für gut, habe auch schon einige Erkenntnisse gesammelt, war auch schon sehr lehrreich für mich.

Nur glaube ich halt, dass Menschen in einer akuten Depression Mitten in ihrer Verzweiflung und Hilflosigkeit Schwierigkeiten haben, dies alles, was wir hier in vielen, vielen Beiträgen diskutieren auch noch zu reflektieren.

Was du über die Schreiber, denen es besser geht, geschrieben hast, nämlich dass sie auch gern ein positives Feedback hätten (ich hoffe, ich hab dich jetzt richtig zitiert...), finde ich interessant. Vielleicht sollte das jeder dieser Schreiber, wenn er denn so unglücklich mit dem mangelnden positiven Feedback ist, so ausdrücken, wie Du das eben gerade getan hast, dann ist das auch eher zu reflektieren. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob es fair ist, von jemandem der verzweifelt um Rat bittet auch noch ein schnelles positives Feedback zu erwarten. Da ist Deine Erwartungshaltung (wenn ich das denn richtig gedeutet habe) vielleicht etwas hoch angesetzt. Und viele bedanken sich doch auch für die Ratschläge, das Trösten und die Aufmunterung, ich empfinde das gar nicht so, als käme da gar nichts zurück?!

Da fällt mir ganz spontan ein Satz der Grundschullehrerin meines Sohnes (der jetzt 20 ist...) aus dem ersten Schuljahr ein, den fand ich so gut, dass ich ihn nie vergessen habe:
"Ich kann Euch nicht immer für alles loben, was ihr gut gemacht habt, weil ich es bei so vielen Schülern vielleicht selbst nicht immer sehe, deshalb müsst ihr euch ab und zu mal selbst auf die Schulter klopfen, wenn ihr was richtig gut gemacht habt." Diesen Satz hatte mir mein Sohn (vor über 14 Jahren...) nachmittags erzählt und ich fand ihn so gut, denn er steht auch für etwas, was vielen Menschen meiner Meinung nach auch fehlt, die Fähigkeit sich selbst als "gut und wertvoll" zu empfinden.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich damit ausdrücken möchte:
Nicht immer ist jemand da, der uns sagt, dass das, was wir geleistet haben, das was wir gegeben haben, gut und wertvoll ist. Nicht immer denkt jemand daran, laut danke zu sagen, auch wenn er es leise denkt oder wenn er es erst später denkt.

Flocke, ich hoffe dass Du Dir nicht nur Deiner Ängste und Schwächen, sondern auch Deiner Stärken und Deiner positiven Eigenschaften so bewusst wirst, dass Du nicht mehr das Gefühl hast, sie so oft bestätigt haben zu wollen. Das klingt jetzt ein bisschen verdreht, ich hoffe, Du verstehst, was ich Dir sagen möchte, es soll kein Vorwurf sein, sondern so ganz einfach, was ich in den letzten Beiträgen von Dir so rausgelesen habe (ist natürlich auch nur wieder meine subjektive Wahrnehmung ...)

LG
hortensie
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von hortensie »

Hallo Wycombe,
aus dir spricht leider die arroganz und überheblichkeit gesunder menschen, die meinen, sie können mitreden und superkluge vorschläge erteilen.
insofern gratulier ich dir erst mal zu deiner gesundung,aber gewiss nicht zu deiner jetzigen einstellung.
ich selbst habe eine mittelschwere depression
und befinde mich seit fast fünf jahren auf einer scala von > besser-etwas besser-etwas schlechter-schlechter bis sehr schlecht< momentan wieder schlechter.
symptomfrei war ich höchstens mal stundenweise.
wenn es mir besser geht, kann ich mir die schrecken einer depression nicht vorstellen,
und umgekehrt , wenn es mir schlecht bis sehr schlecht geht, kann ich mir nicht vorstellen, jemals depressionsfrei gewesen zu sein, bzw. es je zu werden.
eine richtige depression ist nun mal mit tiefer hoffnungslosigkeit und nichtaktivität
verbunden und jeder tag ist eine große herausforderung. mir geht es jedenfalls so,
dass ich am abend erleichtert bin, wieder einen tag geschafft zu haben.
die depression macht das leben zu einem kampf
und könnte man alle vorschläge so ohne weiteres umsetzen, wäre man wohl nicht mehr
oder nur leicht depressiv.
was ich gelegentlich hier vermisse, sind praktische, kleine, einfache vorschläge, die ein depressiver vielleicht auch nur ein kleines bisschen umsetzen kann.
lg., fanny
rajo1
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von rajo1 »

.. wer sein Leben in Griff hat und es genießen kann...

Ja, das ist sehr bewundernswert und ich wünsche es allen, die jetzt noch einen weiten Weg vor sich haben.

Aber vielleicht ist es dann auch Zeit, sich hier zurückzuziehen ? Das ist eine Frage.

Natürlich werden hier im Forum alle gebraucht, auch die Fortgeschrittenen, alle dürfen schreiben, alle ihre Sicht darlegen und alle ihre Kritik anbringen.

Alles muss nicht allen gefallen.
Das ist hier so wie im wirklichem Leben.
Es ist nur hier eher ein Austausch möglich, wo man sich ansonsten zurückhält und auch nicht die Gelegenheit hat, seine Meinung, seine Ansicht so klar,,überlegt, schriftlich darzulegen.

Deshalb ist das KND eine gute Möglichkeit, mit Kritik konstruktiv umzugehen, aber auch bedächtig damit umzugehen, wenn geübte Kritik /Ratschläge nicht befolgt werden.

rajo
flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

@E-S


"Flocke, ich hoffe dass Du Dir nicht nur Deiner Ängste und Schwächen, sondern auch Deiner Stärken und Deiner positiven Eigenschaften so bewusst wirst, dass Du nicht mehr das Gefühl hast, sie so oft bestätigt haben zu wollen. Das klingt jetzt ein bisschen verdreht, ich hoffe, Du verstehst, was ich Dir sagen möchte, es soll kein Vorwurf sein, sondern so ganz einfach, was ich in den letzten Beiträgen von Dir so rausgelesen habe (ist natürlich auch nur wieder meine subjektive Wahrnehmung ...)"

Genau das würde ich auch gern sagen und tu ich ja auch (allerdings in blödem Ton) und dann kommen so Sachen wie "ich kann nicht weil", oder "nicht jede Depri ist gleich"...

Was ich erwarte ist kein schnelles positives Feedback... sondern Bemühen. Warum, werde ich ja vielleicht mal wirklich schreiben. Im Moment käme ich mir nur so vor als wolle ich Mitleid, dass ich nicht verdient habe... also erkläre ich nicht und schreibe nicht. Total blöd, ich weiß.
Ich erwarte dass jemand was probiert und nicht, schon vorher sagt "geht nicht". Vielleicht leigt das wirklich daran dass ich zu Hauf Menschen kenne die eben genau so sind, die jeden Strohhalm ergreifen. Im Forum sehe ich nicht ob jemand greift, sondern weiß nur was geschrieben wurde. Aber das ist schon wieder zu viel Entschuldigung und Erklärung...

Nur eins, wenn ich mich im Forum vermehrt beteilige geht es mir schlecht. Sonst schreibe ich garnicht, oder selten...

Flocke

PS: noch so zur Ergänzung... Jetzt empfinde ich den Ton als unmöglich.Zum Beispiel in E-S erstem Post in diesem Thread und besonders dem vorletzten Post vor meinem von jemand dessen Name mir gerade nicht einfällt Dürfen die kranken den (anscheinend) gesunden gegenüber einen Vorwurfsvollen Ton äussern (OHNE dafür Kritik einzustecken) - andersherum darf es aber nicht sein????
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Wycombe1
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

@ funny: woher "weisst" du das ich arrogant oder überheblich bin? Genau das meine ich, geht es einem besser, wird man (s.o.) betitelt. Auch mein Weg war sehr steinig, wie schon beschrieben und wenn DU das so empfindest, dann tut es mir leid, aber ich bin alles andere als das. ich bin stolz das ich es geschafft habe, stolz darauf, das ich nicht durchgedreht bin, denn ich hatte am tag millionen symptome (mein herz bleibt stehen, ich ersticke, ich kann nicht mehr gehen, ich werde gleich nichts mehr sehen u. v. m.) und war froh, wenn ich irgendwie den tag/nacht überstanden habe.

Mir hat die Krankheit im nachhinein sehr viel mitgegeben, nämlich das ich sensibler geworden bin, mit mir selbst und meinen Mitmenschen, das ich gelernt habe besser auf mich zu achten.

Auch ich hatte tage, wo die depri im vordergrund stand und nichts ging, selbst das zähneputzen war zu anstrengend und dann versorg mal kleine Kinder.....

Ich habe hier bewusst keinen angegriffen und den selben Respekt erwarte ich für meine person auch.

@ ex-schokofreak: "Nur" weil ich keine schwere depri hatte, heisst das nicht, das ich nicht nachempfinden oder mitfühlen kann; konnte/kann auch nicht jeder wenn man grad ne panikattacke hat und denkt man stirbt jetzt.... aber man kann es versuchen und in meiner zeit des klinikaufenthaltes habe ich mitpatienten gehabt, die borderliner waren, depressionen hatten usw. usf. und wir haben von einander gelernt und nicht dagestanden und gesagt "hab ich nicht, kenn ich nicht, kann ich nicht nachvollziehen". ist halt alles ein prozess.

ich werd mich jetzt fertig machen für den start in den urlaub und grüsse alle, die gegrüsst werden wollen.
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
Reve
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Reve »

Hallo an Alle,

Ich bin seit einem dreiviertel Jahr im Forum und habe es nie so gesehen, dass man ausschließlich Tipps zur unmittelbaren Umsetzung bekommt. Sondern vielmehr als einen ausgewiesenen Platz, als einen Übungsort, auf dem man sich durch das Gespräch bzw. durch das was man selbst in Worte fasst oder von anderen präsentiert bekommt, mit einer Krankheit - mit einem Ausnahmezustand – auseinandersetzen kann, wenn man das denn möchte.

Da spielt es doch wirklich keine Rolle, ob leicht, mittel oder schwer, schaut ja gerade so aus, als müsste man sich anstrengen, besonders depressiv zu sein, damit man das Recht hat, hier mitzureden.
Ich finds schön, wenn diejenigen erhalten bleiben, welche die Depression überwunden haben, um ihr Wissen weiterzugeben oder um sich vielleicht vor einem drohenden Rückfall zu schützen, oder um ein bisschen lockere Stimmung reinzubringen. (Damit meine ich jetzt aber nicht unbedingt dich Wymcombe, ich denke, so wie du gerade empfindest, bis du hier vielleicht falsch aufgehoben, ohne dir nahetreten zu wollen.)

Und was ist mit denjenigen (wohl doch ein ziemlich hoher Prozentsatz) welche gar nicht mehr richtig aus der D. rausfinden, ohne schwer depressiv zu sein. Sei es aus Gründen von Spannungen im Umfeld, sei es, weil sie sich zu hohe Anforderungen stellen, sei es weil sie die Suche nach einem geeignete Medikament aufgegeben haben.
Weil sie sich vielleicht dafür entschieden haben, trotz eines massiven, schon lange bestehenden, vererbten Mangels an Neurotransmittern einen natürlichen Weg einzuschlagen, um täglich auftretenden Einbrüchen entgegenzutreten. Ist das dann ein mutwilliges Festhalten?

Ich hab nicht ein einziges Posting als wirkliches Jammern oder gar Festhalten an einer Krankheit empfunden, sondern als das, was es wohl auch sein soll, als ein Hilferuf, machmal offensichtlich, manchmal auch nur unter der Oberfläche versteckt.

Carin
Inkognito

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Inkognito »

Hallo Flocke,

"Dürfen die kranken den (anscheinend) gesunden gegenüber einen Vorwurfsvollen Ton äussern (OHNE dafür Kritik einzustecken) - andersherum darf es aber nicht sein????"

Seltsam, meine Wahrnehmung ist genau andersrum, empfinde es so, dass nur die (anscheinend) gesunden Kritik üben dürfen, nicht aber die akut kranken (wenn sie denn dazu in der Lage sind ...)

Damit will ich sagen, Flocke, dass das vielleicht auch wieder eine Frage der subjektiven Wahrnehmung ist.

Weißt Du, Du schreibst, dass Du Dir wünschst, dass sich jemand dann auch bemüht. Da stellt sich mir die Frage, ob jemand, der versucht zu helfen, ein "Recht" darauf hat, dass das gegenüber seine Hilfe annimmt. Ich glaube das nicht. Ich versuche "zu geben" um zu geben, sicher auch mit einem Bedürfnis, dafür etwas zurück zu bekommen, aber nicht mit dem Anspruch, das sehe ich etwas anders.

Vielleicht kommen wir da einfach nicht auf einen gemeinsamen Punkt, ist aber auch o.k. so, wir sind alle verschieden, sonst wäre die Welt auch sehr langweilig und das Leben insgesamt. Ich kann Deine Einstellung gut respektieren und Dich auch achten, wenn Du anders empfindest als ich, wünsche mir halt, dass das andersrum auch so ist.

LG
elas
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von elas »

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flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Ich rede gerade NUR über den Ton.... die Kritik an sich war ja anscheinend bei Hanrika nicht das Problem, denn nicht nur ich habe die geäussert. Verstehst du? Wenn dann muss der Ton bei allen angemahnt werden, die sich darin vergreifen. Oder missverstehe ich da etwas?

Was ist der unterschied? Ganz ernszt gemeinte Frage, denn ich will das verstehen können. Wenn jemadn von "Hohem Roß" und so weiter redet... ist das dann nicht genauso "daneben" wie wenn man "jammern" sagt???


Im übriegn habe ich Kritik eingesteckt (und das nicht nur hier im Forum sondern auch nebenher.... wo ja anscheinend alle vermuten ich würde gehätschelt und getätschelt), also entspricht was du geschrieben hast nicht der Wahreit.
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Inkognito

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Inkognito »

Irgendwie habe ich das Gefühl, da missverstanden worden zu sein. In meinem Beitrag an Wycombe(!) habe ich meine Äußerung über den Grad der Depression nur in Bezug auf Wycombs Erkrankung (Angstörung mit Depression) gemacht, habe das nicht verallgemeinern wollen. Wenn das so rüberkam, tut es mir leid, dass war nicht meine Absicht.

LG
flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

In Bezug auf Ton meinte ich das Post, E-S

"... für meinen Teil werde ich warten, bis die Schreiberin aus dem Urlaub zurück ist, um ihr zu antworten, was ich über ihren Beitrag und dessen Inhalt denke ... wenn sie sich denn nach ihrem Urlaub noch daran erinnert, das sie mal schnell zwischendurch hier ihren Senf hat stehen lassen ... Sonderbare Art von Kommunikation, kann ich nicht nachvollziehen, aber ich glaube, das muss ich auch nicht

Delta, vergiss es einfach, sowas ist es nicht wert, dass Du Dich ärgerst, finde ich!!

LG an die wirklich präsenten Schreiber hier im Forum


Ex-Schokofreakin
- - - - - - - - - - - - - - -"


und das von Fanny.... also "hohes Roß" von dem man runter kommen soll....
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flocke
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Das wirkte ziemlich übel im Ton auf mich. denn haben nur präsente Schreibe liebe Grüße verdient... warum muss man wenn man doch eigentlich warten will bis derjenige wieder da ist doch noch was schreiben das in meinen Ohren wirklich wütend klang und vorwurfsvoll?

Verstehst du?


Ach ja... irgendwie sind wir hier einfach ein Haufen von Ultrasensibelchen... und ich bin echt froh dass ich jetzt arbeiten gehen muss.... denn so kann ich jetzt erstmal garnicht antworten und bin gezwungen mich mit was anderem zu beschäftigen und kann zwischendurch mal drüber nachdenken was geschrieben wurde.... BEVOR ich antworte.... Mir tut das sehr gut.... nur bekomme ich das alleine nicht hin... und wehe es kommen jetzt neidische Kommetare dass ich meinem Nebenjob nachgehen kann. Da reagiere ich echt empfindlich... was ich nämlich eigentlich sagen will ist, dass gerade jetzt meiner Meinung nach ein guter Moment für jeden sein könnte sich abzulenken.... ohen jetzt zu altklug rüberkommen zu wollen
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rajo1
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Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von rajo1 »

.. hier werden wohl Birnen mir Pflaumen verglichen..
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