Re: Welche Bedeutung hat dieses Forum für Euch?
Verfasst: 18. Jul 2009, 15:47
Liebe Helena,
Unbehagen verbleibt in mir, dass da theoretische Konstrukte wie Krankheitsgewinn mit konkreten Beobachtungen (Kritik am Jammern, Zweifel am Gesundungswillen anderer) durcheinandergeraten und gefährliche Vereinfachungen nahelegen.
Ich will ganz kurz einen kleinen Zwischenruf machen und dir sagen, dass ich diesen Satz enorm wichtig finde, auch wenn ich die Frage, ob der betreffende Thread "uns gut getan hat" für mich mit "ja" beantworten kann. Genau dieses Problem sehe ich auch immer wieder, dass Dinge, die man selbst irgendwo (sei es in der Therapie, sei es aus Büchern) gelernt und für gut befunden hat eben nie genau so auf andere treffen. Die Trennlinie zwischen der theoretischen Ebene und der konkreten Situation verläuft oft zu unscharf. Ich finde es auch selbst oft schwer, da besser zu trennen, bemühe mich aber darum (wenngleich es sicher nicht immer gelingt). Wenn jemand zum Beispiel selbst eine PA gemacht hat und viele Erkenntnisse auch noch durch Bücher über sich erlangt hat, dann finde ich das toll und bewundernswert und ich finde es super, wenn der oder diejenige dann darüber berichten. Aber was manchmal gern vergessen wird ist, dass das nicht automatisch dazu qualifiziert, andere zu analysieren. Das beliebteste Argument "das ensteht jetzt aber nur bei dir, das ist deine Projektion, ICH habe damit gar nichts zu tun" wird oft nicht auf der theoretischen Ebene verwendet, sondern vielmehr ganz konkret, um sich selbst zu erhöhen und eine narzisstische Befriedigung daraus zu ziehen, dem anderen klarzumachen "haha Schätzchen, ich bin klüger als du, weil ich das erkannt habe, du aber zu doof bist, das zu sehen". Das ganze wird dann gern auch noch unter dem Deckmäntelchen des Gutmenschentums ("ich will dir ja nur helfen, weil ich so großartigen Durchblick habe, aber wenn du meine Hilfe nicht willst, dann selbst schuld...") versteckt. Das ist anmaßend und dagegen habe ich mich auch schon mal sehr heftig gewehrt. Außerdem bedeutet sich auf Analyse einlassen, VETRAUEN. Wie kann ich aber etwas von jemandem annehmen, dem ich gar nicht vertrauen kann, weil ich gar nicht sicher sein kann, dass er wirklich das Ziel hat, mir zu helfen?
Es ist schwierig einen Mittelweg zu finden, ich kann das auch manchmal schlecht. Ich kann zum Beispiel überhaupt nicht gut mit Narzissten. Da krieg ich echt Aggressionen. Klar ist das dann mein persönlicher Schwachpunkt, aber es ist AUCH die Art und Weise des anderen, die das auslöst. Es gilt immernoch das Prinzip von Aktion und Reaktion. Und wenn auf einen bestimmten Menschen sehr viele Leute ähnlich reagieren, dann KANN das nicht ausschließlich mit den anderen zu tun haben, sondern es ist sehr wahrscheinlich, dass die Person selbst da auch etwas zu beiträgt. Das ist dann eine konkrete Situation, keine Theorie. Und ein Hinweis auf vermeintliche Projektionen an der Stelle macht die Sache schlimmer, nicht besser. Warum sollte man das auch tun? Um hinterher zu sagen "Ätschibätsch, ich hatte Recht, ich bin ja so toll!"? Es ist oft genau das Argument von narzisstisch geprägten Menschen, DANN zu sagen "aber das hat ja gar nichts mit mir zu tun, sondern nur mit dir selbst". Ein Totschlagargument, das die Möglichkeit eines eigenen Fehlers ausschließt. Da krieg ich das kalte k.... (sorry für den heftigen Ausdruck, aber der trifft es am Besten).
Naja. Wie gesagt, es ist schwer, da nicht mitzumischen, weil eine ein mal so gestartete Diskussion dazu verleitet, was dazu zu sagen. Eines meiner ganz persönlichen Themen ist "Sich gegen Narzissten wehren". Und nun komme ich auch zum Punkt, den Thread hier betreffend: Das Forum ist ein geschützes Übungsfeld, solcherlei Dinge für sich klar zu kriegen und Erfahrungen zu machen, die man vielleicht sonst nie gemacht hätte. Für mich heißt das zum Beispiel, auch mal widersprechen, mit anderen Meinungen leben, etwas sagen können, wenn ich es falsch finde und nicht (wie zuvor eigentlich immer im real life) zu schlucken und zu denken, "ach, macht ja nix".
Außerdem habe ich hier die meisten der wundervollsten Menschen getroffen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Und ich habe eben die Wahl, wie Helena auch schon schrieb, mit wem ich mich austauschen möchte. Therapiegruppen fand ich auch meistens auf Dauer schwierig, weil dort häufig nur Menschn mit ganz anderen Lebensumständen als ich waren (verheiratet, Kinder, berentet vs. ledig, kinderlos, studierend/berufstätig). Hier habe ich einige gefunden, die mir mittlerweile auch im richtigen Leben sehr nahe stehen.
So viel erst mal von mir, ist nun doch ein etwas längerer Zwischenruf geworden. Es scheint auf den ersten Blick nicht ganz zum Thema zu passen, aber ich schicke trotzdem mal ab.
Grüße von Flora
Unbehagen verbleibt in mir, dass da theoretische Konstrukte wie Krankheitsgewinn mit konkreten Beobachtungen (Kritik am Jammern, Zweifel am Gesundungswillen anderer) durcheinandergeraten und gefährliche Vereinfachungen nahelegen.
Ich will ganz kurz einen kleinen Zwischenruf machen und dir sagen, dass ich diesen Satz enorm wichtig finde, auch wenn ich die Frage, ob der betreffende Thread "uns gut getan hat" für mich mit "ja" beantworten kann. Genau dieses Problem sehe ich auch immer wieder, dass Dinge, die man selbst irgendwo (sei es in der Therapie, sei es aus Büchern) gelernt und für gut befunden hat eben nie genau so auf andere treffen. Die Trennlinie zwischen der theoretischen Ebene und der konkreten Situation verläuft oft zu unscharf. Ich finde es auch selbst oft schwer, da besser zu trennen, bemühe mich aber darum (wenngleich es sicher nicht immer gelingt). Wenn jemand zum Beispiel selbst eine PA gemacht hat und viele Erkenntnisse auch noch durch Bücher über sich erlangt hat, dann finde ich das toll und bewundernswert und ich finde es super, wenn der oder diejenige dann darüber berichten. Aber was manchmal gern vergessen wird ist, dass das nicht automatisch dazu qualifiziert, andere zu analysieren. Das beliebteste Argument "das ensteht jetzt aber nur bei dir, das ist deine Projektion, ICH habe damit gar nichts zu tun" wird oft nicht auf der theoretischen Ebene verwendet, sondern vielmehr ganz konkret, um sich selbst zu erhöhen und eine narzisstische Befriedigung daraus zu ziehen, dem anderen klarzumachen "haha Schätzchen, ich bin klüger als du, weil ich das erkannt habe, du aber zu doof bist, das zu sehen". Das ganze wird dann gern auch noch unter dem Deckmäntelchen des Gutmenschentums ("ich will dir ja nur helfen, weil ich so großartigen Durchblick habe, aber wenn du meine Hilfe nicht willst, dann selbst schuld...") versteckt. Das ist anmaßend und dagegen habe ich mich auch schon mal sehr heftig gewehrt. Außerdem bedeutet sich auf Analyse einlassen, VETRAUEN. Wie kann ich aber etwas von jemandem annehmen, dem ich gar nicht vertrauen kann, weil ich gar nicht sicher sein kann, dass er wirklich das Ziel hat, mir zu helfen?
Es ist schwierig einen Mittelweg zu finden, ich kann das auch manchmal schlecht. Ich kann zum Beispiel überhaupt nicht gut mit Narzissten. Da krieg ich echt Aggressionen. Klar ist das dann mein persönlicher Schwachpunkt, aber es ist AUCH die Art und Weise des anderen, die das auslöst. Es gilt immernoch das Prinzip von Aktion und Reaktion. Und wenn auf einen bestimmten Menschen sehr viele Leute ähnlich reagieren, dann KANN das nicht ausschließlich mit den anderen zu tun haben, sondern es ist sehr wahrscheinlich, dass die Person selbst da auch etwas zu beiträgt. Das ist dann eine konkrete Situation, keine Theorie. Und ein Hinweis auf vermeintliche Projektionen an der Stelle macht die Sache schlimmer, nicht besser. Warum sollte man das auch tun? Um hinterher zu sagen "Ätschibätsch, ich hatte Recht, ich bin ja so toll!"? Es ist oft genau das Argument von narzisstisch geprägten Menschen, DANN zu sagen "aber das hat ja gar nichts mit mir zu tun, sondern nur mit dir selbst". Ein Totschlagargument, das die Möglichkeit eines eigenen Fehlers ausschließt. Da krieg ich das kalte k.... (sorry für den heftigen Ausdruck, aber der trifft es am Besten).
Naja. Wie gesagt, es ist schwer, da nicht mitzumischen, weil eine ein mal so gestartete Diskussion dazu verleitet, was dazu zu sagen. Eines meiner ganz persönlichen Themen ist "Sich gegen Narzissten wehren". Und nun komme ich auch zum Punkt, den Thread hier betreffend: Das Forum ist ein geschützes Übungsfeld, solcherlei Dinge für sich klar zu kriegen und Erfahrungen zu machen, die man vielleicht sonst nie gemacht hätte. Für mich heißt das zum Beispiel, auch mal widersprechen, mit anderen Meinungen leben, etwas sagen können, wenn ich es falsch finde und nicht (wie zuvor eigentlich immer im real life) zu schlucken und zu denken, "ach, macht ja nix".
Außerdem habe ich hier die meisten der wundervollsten Menschen getroffen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Und ich habe eben die Wahl, wie Helena auch schon schrieb, mit wem ich mich austauschen möchte. Therapiegruppen fand ich auch meistens auf Dauer schwierig, weil dort häufig nur Menschn mit ganz anderen Lebensumständen als ich waren (verheiratet, Kinder, berentet vs. ledig, kinderlos, studierend/berufstätig). Hier habe ich einige gefunden, die mir mittlerweile auch im richtigen Leben sehr nahe stehen.
So viel erst mal von mir, ist nun doch ein etwas längerer Zwischenruf geworden. Es scheint auf den ersten Blick nicht ganz zum Thema zu passen, aber ich schicke trotzdem mal ab.
Grüße von Flora