Verdrängung

steppenwolf1

Re: Verdrängung

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Heike,

na ja, meine Oma ist an Krebs gestorben, mein Großonkel und meine Großtante auch. Mitbekommen hab ich nur den Tod meiner Oma, die 5 Wochen lang sich quälen musste.

Deshalb vllt. auch die Ängste vor Krebs oder anderen schlimmen Krankheiten.

Manchmal kommen mir ganz komische Gedanken. Und zwar dass "Selbst Hand an sich legen" diverse Vorteile hat, wenn man es richtig macht. Man kann diese wochenlangen (oder längeren) Qualen entgehen und es kurz beenden. Sorry, wenn ich dass jetzt hier so schreibe. Ich möchte nur mtiteilen, was für ein Murx mir durch den Kopf geht.

Ich hoffe, das hört irgendwann auf.

Gruß, die heute niedergeschlagene Wölfin
heike56
Beiträge: 1126
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Re: Verdrängung

Beitrag von heike56 »

Hallo Wölfin,

den Gedanken, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, finde ich gar nicht so komisch. Wer möchte schon eine lange Zeit des Leidens erleben?
Obwohl ich auch die Beobachtung gemacht habe, dass es den Menschen dann manchmal leichter fällt zu gehen.
Ich habe auch erlebt, dass die heutige Palliativmedizin den Menschen einen leichteren Tod ermöglicht. Meine Mutter ist im Hospiz gestorben. Sie hatte in den drei Wochen wo sie da war keine Schmerzen, obwohl sie Krebs im Endstadion hatte.
Was wohl auch wichtig ist, ist die menschliche Atmosphäre dort.

Ich wünsche dir, dass Du irgendwann diese Ängste verstehen und bewältigen kannst.

Liebe Grüße

Heike 47
EMHP
Beiträge: 83
Registriert: 29. Mär 2009, 12:28

Re: Verdrängung

Beitrag von EMHP »

Hallo alle,

ja aber wann ist der richtige Zeitpunkt Hand anzulegen, wann weiß man das dies, effektiv der letzte gute Tag sein wird. Was wäre wenn ichs tue und es entgehen mir noch wundervolle Tage.
Wie Heike schon sagt unter Schmerzen, muß keiner mehr Sterben, die Palliativmedizin ist so weit fortgeschritten.
Aber selbst ein Mensch der schon Bettlägerig
ist, kann noch wertvolle Tage haben,also wann wäre der richtige Zeitpunkt, diesen Zeitpunkt werden wir immer verpassen und irgendwann sind wir nicht mehr fähig dazu und ich glaube das ist gut so.

Ich komme mit Sterbenden oft in Berührung, es gibt Menschen die sterben sehr schwer, aber nicht deshalb weil sie große körperliche Schmerzen haben, sondern sehr große seelische Schmerzen, so vieles wurde nicht ausgesprochen, es findet selbst auf dem Sterbebett keine Versöhnung statt, auch keine Versöhnung mit sich selbst.
Man kann einfach nicht loslassen, um rüber zu gehen, da wo endlich Frieden ist. Als Außenstehender leidet man mit und man kann sehr schwer helfen.

Deshalb glaube ich, dass man Angst vor dem Sterben hat, weil man vielleicht weiß, das bei einem selbst noch so viel im unreinen ist, das wenn es heute passiere, so viel unausgesprochen ist, mit Eltern, Kindern usw.
Bei mir ist es so, ich hab schon erwähnt, Angst vor dem Sterben habe ich nicht, nur Angst davor nicht erreicht zu haben, mit mir eins zu sein, das ich es nicht schaffe mich bis dahin selbst zu lieben, mir zu verzeihen, weil dann werde ich auch zu denen gehören, die sehr schwer sterben werden.

Es gibt so viele alte Leutchen, die mit so einer Würde Sterben uns selbst noch am letzten Tag ein Lächeln schenken und für uns tröstende Worte, obwohl es doch umgekehrt sein sollte.

Früher hatte ich auch generell Angst vor dem Sterben, aber jetzt seit ich so oft dabei bin, nur davor nicht alles geschafft zu haben.

Liebe Grüße nelle
steppenwolf1

Re: Verdrängung

Beitrag von steppenwolf1 »

Hm, ich denke, die Angst kam/kommt, weil ich nicht wirklich lebe. Habe versucht jobmäßig wieder Fuß zu fassen, beruflliche Reha und mich da verausgabt, weil ich dachte ich muss so viel wissen und dazulernen. Ich kann nicht genug, um bestehen zu können. Das Ende vom Lied war eine (zu spät gemerkte) Überforderung. Das Gefühl zu wenig zu können blieb.
Nun weiß ich zumindest theoretisch, dass das Leben nicht nur aus Job besteht. So richtig weiß ich aber nicht, was ich will, was mir wirklich richtig Spass macht, wo mein Weg ist.
Sind es Beziehungen, die ich wieder eingehen sollte ? Oder sollte ich mir nur eine Freizeit schaffen ? Ich versuche es, dauert wohl ein bisschen. Ich hätte gern Erfolg jetzt und sofort (*schmoll*)
Die Ängste sind noch da, weiche Knie und immer wieder diese Gedanken.
Ich denke, man muss am Ende das Gefühl haben, wirklich gelebt zu haben.

Grüße, wölfin
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: Verdrängung

Beitrag von himmelskörper »

Hallo

ich denke das wichtigste ist es wirklich zu versuchen ein erfülltes Leben zu Leben. Auf seine innere Stimme zu hören, nach ihr zu leben.
Wichtig mit sich eins zu sein und sich, in sich zu Hause fühlen.

Das ist auch mein Ziel, bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft,aber ich gebe nicht auf.

Wenn ich sterbe möchte ich wenn ich zurückblicke, zu mir sagen können, du hast alles versucht, hast etwas erreicht, dein Leben war nicht sinnlos.

grüße von sedna




Wie seltsam es ist, wenn man Sehnsucht nach sich Selbst hat. JPJ


rajo1
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Re: Verdrängung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Steppenwölfin,

ja, das Wichtigste ist, ein erfülltes Leben zu leben, so schreibt es sedna.

Aber das scheint ja das Schwierigste zu sein? Womit das Leben füllen?

Wenn du jetzt noch nicht fit genug für den Job bist, dann schaffe dir andere Aufgaben in Kontakten mit Leuten. Beziehungen aufzubauen dauert eine Zeit.

Vielleicht kannst du dich irgendwo einbringen, wogegen das Arbeitsamt keine Einwände hat.

Das könnte z.B. sein:
ehrenamtliche Arbeit in Vereinen
Hilfe anbieten in Kindergarten
Vorlesen im KG oder in der Bibliothek
Eintritt in einen Sportverein
Frauenzentren besuchen
Betreuung von Kindern
Nachhilfeunterricht
Hilfe in der Nachbarschaft
und anderes
Durch Inserieren irgendetwas finden, wo du dich einbringen könntest.

Nun, ich kenne dich nicht, vielleicht ist etwas dabei

Damit kannst du deine Zeit nur ein klein wenig füllen, bekommst Kontakte, bekommst das Gefühl gebraucht zu werden, fühlst dich nicht einsam, bleibst fitter als gar nichts tun und es kann sich durchaus alles positiv entwickeln und dich mehr und mehr ausfüllen.

Ein kleiner Anfang und eine Alternative wäre das.

Viel Erfolg

rajo
himmelskörper
Beiträge: 778
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Re: Verdrängung

Beitrag von himmelskörper »

Hallo rajo,

deine Ideen sind sehr gut, ich bin auch immer auf der suche nach etwas was mir freute macht, das was mich auch ein bißchen rausholt aus meinem Loch.

Aber ich schaffe das nicht, solche DInge dann in Angriff zu nehmen, auch wenn ich weiß sie würden mir gut tun.

Bin dann zu nichts zu motivieren und hänge nur rum.

Wie gibst du dir die Kraft dazu, etwas in angriff zu nehmen.


liebe grüße sedna




Wie seltsam es ist, wenn man Sehnsucht nach sich Selbst hat. JPJ


flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verdrängung

Beitrag von flocke »

Ich finde die im vorletzten Post aufgeführten Dinge sind ziemlich "groß", keines (bis auf die Nachbarschaftshilfe vielleicht) lässt sich unmittelbar umsetzen. Zu Begin würde ich eher "kleinere" Dinge empfehlen, etwas das man jederzeit machen kann und das noch nicht gleich eine Verpflichtung mit sich bringt. Auch auf Ehrenämter verlässt man sich, Kinder gewöhnen sich an einen, ausserdem ist beides sehr anstregend und fordert sehr.

Wenns mir schlecht geht, dann mache ich kleine Dine, wie z.B. Spazierengehen, oder einen gut riechenden Badezusatz kaufen... mittlerweile schaffe ich es auch Menschen anzurufen wenn es mir schlecht geht (nur sage ich dann nicht dass es mir schlecht geht, sondern dass ich reden will, oder "mal hören wollte" wie es demjenigen geht)

Sehr gut finde ich auch, wenn jemand zum Beispiel gerne malt oder so, dass man sehr günstig kleine Staffeleien und so weiter bekommen kann, oder halt einfach den nächsten Collegeblock schnappt und einen Bleistift und drauf losmalt.

So kleine Sachen sind leichter umzusetzen und das meiste ist auch nicht an Tageszeiten gebunden.

Natürlich, wie sollte es bei einer Depri auch anders sein muss man sich auch da aufraffen und gegen Windmühlen kämpfen... Meine Persönliche Schwierigkeit liegt nicht darin allgemeinen Verpflichtungen nachzukommen (Arbeit, Studium, usw.) zumindest solange es mir einigermaßen geht, aber die Dinge die ich "nur" für mich tue, die erscheinen mir manchmal unsinnig, oder einfach zu groß. Da kann es dann schon mal 3-4 Stunden dauern bis man, nach mehrmaligen Schuhe an und ausziehen, sich wieder aufs Sofa setzen, oder angezogen ins Bett gehen endlich nach draussen begibt

Was mir da hilft ist "dranbleiben", immer weiter machen... solange man nicht im NewYorker gettho wohnt kann man auch nachts noch schnell eine Runde um den Block gehen


Vielleicht helfen ja auch selbstauferlegte Verpflichtungen? Also ich kaufe mir (naja dieses Jahr nicht ) im Sommer immer eine Saisongkarte für das Freibad. Zum einen ist das Geld knapp, was mich schon motivert die dann auch zu nutzen und zum anderen eignet sie sich finde ich wunderbar, sich zu steigern.
Ich rechne aus wie viele Einzelkarten ich für das Geld hätte kaufen können. Das Ergebnis ist die Anzahl der "Pflichttage".
Wenn mir an einem Tag nicht einfällt, gehe ich zusätzlich nd vermerke den Tag sozusagen auf einem "Pluskonto" - das fühlt sich dann doppelt gut an wenn nicht sogar dreifach... immerhin hat man dann seine Zeit sinnvoll genutzt, körperliche Betätigung tut mir immer gut und sorgt zumindest ein wenig für gute Laune UND man hat einen Tag auf dem "Pluskonto"....


Wie wäre sowas?

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
rajo1
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Kontaktdaten:

Re: Verdrängung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Sedna,

ja, ehrlich, es gelingt mir auch nur in besseren Zeiten.

Leichter ist es, wenn sich so etwas anbietet.
Wenn jemand fragt.

Ich habe z.B. für eine Bekannte im Internet etwas recherchiert. Ich hatte es ihr angeboten. Nun, es war zwar nicht erfolgreich, neue Erkenntnisse habe ich dabei gewonnen, ich war beschäftigt und abgelenkt.
Jetzt spiele ich E-Mail Schach, obwohl das nicht mein Hobby ist, kann es werden.
Ja, auch das ist geistiges Training, Ablenkung. Es ist eine Person, die ich kenne . Wir haben aber keine Zeit das Schachspielen live auszuführen, was natürlich viel besser wäre. Aber durch das Spielen entsteht auch etwas Verbindendes, weil wir kurz dabei chatten und uns über das Spiel austauschen.

Ich habe mich im Internet in einem Forum als Kinderbetreuerin angeboten und war dann auch für 4 Wochen in Frankreich. Ich wurde gebraucht. Das war wichtig.

Einfach mal Mut haben, wenn es einem einigermaßen geht und inserieren im Internet.
Gewiß wird das nicht auf Anhieb klappen, der Versuch ist es aber wert.

Viele Grüße

rajo

Ergänzung:
Es ist wichtig, dass Gefühl zu bekommen gebraucht zu werden. Deshalb ist eine kleine Verpflichtung, ev. einmal in der Woche einen Termin einzuhalten wirklich fördernd.
Allein einen Termin wahrzumehmen ohne Verpflichtung ist meistens damit verbunden, dass man diesen verschiebt. Wird man dagegen erwartet, wird man gebraucht, kann das durchaus helfen, gerade für diejenigen, die mal wieder in den Job einsteigen wollen.
Ich habe da auch mal vor längerer Zeit eine Dame im Altenheim besucht.
Oder man kann bei der Volkssolidarität oder bei anderen Wohlfahrtsvereinen nach Besuchsdiensten fragen. Mancher einsamer Senior, allein zu Hause, würde sich freuen, wenn jemand mal vorbeischaut.Ich meine keinen Pflegefall, aber manche Älteren kommen nicht aus dem Haus. Auch manche junge Mutti wäre froh, wenn ihr Kind auch nur einmal in der Woche für 2 Stunden betreut würde, um etwas zu erledige.
Gleichgesinnte, auch Suchende, finden und sich mal zum Cafe verabreden, gemeinsam etwas tun, gemeinsam ein Hobby pflegen. Das ist einfacher als allein mit Zeichenblock, Fotoapparat oder Klampfe loszuziehen.
steppenwolf1

Re: Verdrängung

Beitrag von steppenwolf1 »

Für mich ist es schon wichtig, meine Freizeit wieder mit Hobbys auszufüllen und das Losziehen mit Photoapparat könnte sich für mich lohnen, glaub. Ist halt für jeden was anderes.
Ich gehe auch viel spazieren, was mir immer sehr gut tut.
Ich hoffe, dass ich irgendwann etwas finde, bei dem soetwas wie Begeisterung wieder aufkommt. Das Gefühl kenne ich nämlich gar nicht mehr.

Aber ich wollte noch einen anderen Punkt ansprechen.
Vltl. liegt die Fähigkeit der Verdrängung auch in einem guten Selbstwertgefühl. Wenn man mit beiden Füssen fest am Boden steht, überrollen einen vllt. auch die Todesgedanken nicht so schlimm ?!

Grüße und Danke für die vielen Anregungen.

wölfin
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: Verdrängung

Beitrag von himmelskörper »

Hallo rajo,

bin gerade erst von meiner Spätschicht gekommen.

Manchmal wundere ich mich schon auf der Arbeit habe ich die nötige Kraft was zu tun und zu Hause geht nichts.

Meine Freizeit mit Sinn zu füllen, das ist eigentlich mein Ziel, so das ich später gerne zurückblicke. Selbstbewußt durchs Leben gehen, mit beiden Beinen im Leben wie Wölfin schreibt, ja das finde ich auch wichtig.
Ich bin mir sicher je mehr das Leben mit sinnvollem Gefüllt ist, je weniger stark sind die Gedanken ums Sterben.

Eigentlich Male ich sehr gerne, schreibe gerade bisschen was und mach Walking, aber im Moment befriedigt mich keins davon, das einzige was ich tue , ich fresse mich voll und kann zuschauen wie das Gewicht stetig nach oben geht. Das ist zu K....

Im Moment, das heißt die letzten vielen Tage, übe ich auch Verdrängung aus. Ich verdränge meine Bedürfnisse, d.h. im Prinzip weiß ich was mir gut tut, aber ich tue alles das es mir nicht gut geht, ich ziehe mich zurück, meide Freundschaften und wenn es mir gut geht bestrafe ich mich. Total Krank, ich weiß, aber ich kanns im Moment nicht ändern.

Liebe Grüße sedna



Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas. ChM


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